BuCon 2011 - verhustete Notizen
BuCon Unterwegs Lilith Kirchner Esther S. Schmidt
Der BuchmesseConvent 2011 - ein toller voller Con, sehr gut organisiert, nette Gespräche, gute Freunde, alte Freunde, neue Freunde, schöne Lesungen - ach ja, und trotzdem wird meine bleibende Erinnerung an diesen Con vor allem mein furchtbarer Husten sein. Mein Husten, der mich fast verröcheln ließ, mein schmerzender Hals, die entsetzten Gesichter der neben mir Sitzenden, die entsetzlich hilfsbereiten jungen Männer vor der Tür zum Transporterraum, die mich mehrfach wie eine alte Oma fragten: "Möchten Sie ein Glas Wasser haben? Möchten Sie sich vielleicht hinsetzen? Möchten Sie nicht doch ein Glas Wasser?" Unverschämtheit, diese Siezerei, demnächst stehen sie noch auf, wenn ich im Bus keinen Sitzplatz kriege Egal, ich hab's überlebt.
Mein Con-Tag begann mit dem Weckerpiepen um 5.30 Uhr und mit einem wütenden Knurren meinerseits, mit einem ausgiebigen warmen Wannenbad und einem letzten Probelesen aus der "Darthula" mit extra schön durch das warme, dampfende Wasser entspannten Stimmbändern. Mein Hals war rau, die Stimmbänder kieksten, die Stimme brach bei den hohen Tönen gnadenlos weg. Das war noch ein "Mitbringsel" vom OdysseeCon aus der Woche zuvor. Dort hatte ich die Lesung zwar gut über die Bühne gebracht, aber drei Stunden im ungeheizten McCafé im Berliner Hauptbahnhof, das hat meiner Stimme einfach das Genick gebrochen. Egal, die Sache musste jetzt durchgezogen werden - ohne Rücksicht auf Mensch und Maschine.
Weltenwanderin auf dem Weg nach Dreieich
Die Autobahn war erstaunlich frei. Ich bin ohne jeglichen Stau an Frankfurt vorbei gekommen. Unterwegs hörte ich mir das Mark-Brandis-Hörspiel "Unternehmen Sonnefracht" an, futterte Bonbons und versuchte, meine Anmoderation für die Weltenwanderer-Lesung noch einmal durchzugehen. Die Fahrt dauerte rund dreieinhalb Stunden. Mein absoluter Dreieich-Rekord.
Ich war gerade in die Friedrich-Ebert-Straße eingebogen, als mich ein Handy-Anruf von Lilith Kirchner ereilte, für den ich gnadenlos rechts ranfuhr und eiskalt die Garagenausfahrt eines eben aufbrechen wollenden Sprendlingers blockierte. Lilith war schon auf Höhe von Frankfurt, Esther Schmidt, die Dritte im Bunde, war bereits vor Ort, sodass sich das Weltenwanderer-Trio schnell zusammenfand. Einige Absprachen, dann war alles klar für unsere Lesung.
Lesung aus "Der Trollring", "Darthula" und "Kinder der Dunkelheit"
Wenig später nahmen wir das Hangardeck in Besitz. Esther (Gottseidank, sie war auch etwas heiser ...) startete mit einem Auszug aus ihrem Roman "Der Trollring", daraufhin trug ich eine Passage aus "Darthula" vor, anschließend war Litlith dran und las aus "Kinder der Dunkelheit". Zum Schluss hatte ich noch kurz Zeit, ein paar Absätze aus "Die letzte Falkin" zu Gehör zu bringen. Bianca Schlaeger, eine Freundin von Twitter und Facebook, war so lieb und machte ein paar Aufnahmen von uns.
Am Signiertisch fanden sich nach der Lesung tatsächlich einige Hörer ein, die unsere Unterschriften - auf entsprechender literarischer Unterlage, versteht sich - mit nach Hause nehmen wollten. Das hat uns Autoren natürlich besonders gefreut.
Neue Schätze: Zombies, Clockpunk, Sherlock Holmes
Den Rest des Tages nutzte ich zum ausgiebigen Bummel durch die Halle. Ich gestehe: Ich habe wieder unmäßige Mengen an Büchern eingekauft. Vielleicht sollte ich damit mal zum Suchttherapeuten gehen? Andererseits, manche Süchte möchte ich gar nichts loswerden.
Ich erstand bei den Apokalyptischen Schreibern Thomas Backus' neuesten Streich, "Zombies", ein Buch mit tatkräftiger Unterstützung der anderen beiden Apokalyptiker. Dazu die Clockpunk-Anthologie "Uhrwerk Venedig" aus dem Ulrich-Burger-Verlag. Ich habe mich sofort in das Format verguckt. Schönes reclam-ähnliches Hosentaschenformat. Und Clockpunk? Hm. Schon wieder ein neues Genre? Ich werde vielleicht wirklich langsam alt. Egal, ich lese mich mal ein. Außerdem besitze ich jetzt eine Anthologie mit dem interessanten Titel "Sherlock Holmes und Old Shatterhand" sowie ein paar antiquarische Fundstücke.
Gruselige Fundstücke und Zwergenkochkünste
Apropos "Fundstücke" - ich ließ mich von Simone Edelberg für eine unheimliche Anthologie vergattern, in der es sich um ominöse Fundstücke drehen soll. Mich gruselt schon beim Gedanken an das Teil, das sie mit viel Liebe für mich ausgesucht hat ... Simone hat sich übrigens köstlich darüber amüsiert, wie ich auf dem Con immer wieder an ihr vorbeigelaufen bin, ohne sie zu erkennen. Aber, Hand aufs Herz, habt ihr sie mit der üppigen Haarpracht wiedererkannt? Fieser Trick.
Ihre Lesung am Nachmittag drehte sich um Zwerge, Kochkünste und Zombies. Einmal musste ich fluchtartig wegen eines Hustenanfalls den Raum verlassen, aber den größten Teil der Geschichten bekam ich mit.
Besuche bei Wurdack, Hexentor und Torsten Low
Besuche am Wurdack-Tisch waren ungefährlich, da habe ich das komplette Programm bereits zu Hause, einen Tag vor dem Con waren sogar schon die beiden neuen Mark-Brandis-Bücher bei mir eingetrudelt. Auch bei Gudrun Hirches Hexentor-Verlag konnte ich gefahrlos die Auslage bewundern. Am Tisch von Torsten Low musste ich dem Verleger unbedingt erzählen, wie toll seine Weltenbaum-Anthologie ist. Der Mann lächelte wissend in sich hinein, sagte aber nichts. Als die Sammlung spätabends gleich zweimal mit dem Deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet wurde ("Beste Anthologie", "Beste Kurzgeschichte"), wusste ich, warum er sich so gefreut hatte.
Von Drachen, Bigfoots und Pfadfindern
Mit Frank G. Gerigk hatte ich einiges zu klönen wegen unserer gemeinsamen Drachenanthologie, auch ein paar Autoren, die Geschichten eingereicht hatten, waren vor Ort anzutreffen und wollten wissen, wie es weiterging. Sage ich nicht. Oder erst später.
Eigentlich wäre ich gern nach der DPP-Verleihung aufgebrochen. Aber da der arme Frank den undankbaren Leseplatz um 21 Uhr zu bestreiten hatte, wollte ich ihn auch nicht allein sitzen lassen. Gelohnt hat es sich auf jeden Fall. Er gab "Sasquatsch", eine Geschichte über flüchtige Ganoven in Einöde und Finsternis, zum besten, in der ein Bigfoot (oder vielleicht auch nicht) eine tragende Rolle spielt. Die Geschichte war spannend, und zwischendurch hatte ich Gelegenheit, beim Husten vor der Tür ein paar nette junge Männer kennen zu lernen, die mir mit Wasser und Stühlen zur Hülfe eilen wollten. Nach meinem dramatischen Sterbeversuch ging es aber wieder und ich konnte den Rest der Lesung fishermanlutschend ziemlich still verfolgen.
Die Autobahnfahrt ins heimatliche Sillium verlief ohne größere Vorkommnisse, nur einmal stoppte ich zum Tanken von Super und Kaffee. Kurz nach 01.30 Uhr krabbelte ich aus dem Auto, torkelte in breitbeinigem John-Wayne-Gang ins Haus und ließ mich ins Bett fallen. Zum Husten war ich bald auch zu müde, ich schlief einfach nur ein.
© Petra Hartmann