Homburger Buchmesse 2012
Krimi Unterwegs Schlagzeile Andrea Tillmanns Lesung
Buchmesse in Homburg: Für den Organisator Ulrich Burger war es das zweite Mal, für mich das erste. Und ich hatte mir im Vorfeld wahrlich nicht klar gemacht, wie weit Homburg von Sillium entfernt ist. Immerhin hatte mich vor zwei Wochen jemand aufgeklärt, dass die Stadt im Saarland liegt und auf keinem Fall mit Bad Homburg verwechselt werden sollte. Ich entschied mich also doch lieber für die Bahnfahrt, statt kurz nach Mitternacht mein Auto zu starten. So konnte ich im Zug noch etwas schlafen.
Abfahrt: Freitag, 21.25 Uhr in Hildesheim. Ankunft: kurz vor 6 Uhr im Homburg. Dazwischen: zwei Stunden Aufenthalt in Göttingen und eine halbe Stunde in Saarbrücken. Sehr komfortabel - so musste ich erstmals im ICE nicht vor Panik tausend Tode sterben, als die erste Verspätungsmeldung kam ...
Ich bin "Erste" auf der HomBuch
Nach einem akzeptablen Frühstück im Homburger Bahnhof begab ich mich zum Ort des Geschehens und war sogar als erster vor der Tür des Sarpfalz-Gymnasiums. Wenig später rollte Alfred Wallon an, mit dem ich über eine liebe Autorenkollegin plauderte, bis das Verlegertrio Low sowie Ulrich Burger und Herr Jung, der Mann mit der Schlüsselgewalt über das Gymnasium, auftauchten.
Premiere für "Drachen! Drachen!
Ich hatte zusammen mit Andrea Tillmanns einen Doppeltisch gemietet. Hier packte ich sofort DAS BUCH aus: "Drachen! Drachen!" war tatsächlich rechtzeitig zur HomBuch bei mir angekommen und erlebte im Saarland seine Premiere. Die Anthologie fand große Beachtung, vor allem das umwerfende Titelbild von Mark Freier trug dazu bei, dass das Drachenbuch der Hingucker auf unserem Stand war. Heißen Dank an die Mitausstellerin Sabine Axnick: Die Autorin, die am Tisch gegenüber Lyrik und Kurzgeschichten in liebevoll aufgemachten Heften vorstellte, half uns kurzerhand mit einer Tischdecke aus, da wir beide es leider nicht mehr geschafft hatten, so etwas zu besorgen.
Infos über "Die Schlagzeile" und "Mimis Krimis"
Andrea und ich hatten eine Auswahl unseres phantastischen und märchenhaften Schaffens ausgelegt. Außerdem zeigten wir uns von unserer kriminellen Seite. Immerhin ist Andrea längst auch als Verfasserin von Lokalkrimis bekannt und hat nun eine eBook-Reihe mit dem Titel "Mimis Krimis" herausgebracht. Bei mir lag Infomaterial zu meinem personalisierbaren Journalisten-Krimi "Die Schlagzeile" auf dem Tisch.
Viele Aussteller aus der Region
Sehr überrascht hat mich die Ausstellerschaar. Erwartet hatte ich eigentlich eher "die üblichen Verdächtigen" - Kleinverleger und Autoren, die man von diversen Cons z.B. in Marburg oder Dreieich kennt. Eine ganze Reihe bekannter Gesichter gab es tatsächlich. Außer Verlagen wie Ulrich Burger, Torsten Low und Erik Schreibers "Saphir im Stahl" waren auch Autoren wie Miriam Pharo, Alfred Wallon oder Tanja Kummer anzutreffen. Es gab aber eine ganze Menge mehr zu entdecken. Überrascht hat mich die große Anzahl einheimischer Verlage. Sehr interessant fand ich zum Beispiel das Sortiment von Ursula Rischmann: Die 73-Jährige produziert in ihrem Verlag "Oma Minnas Bücher" sehr liebevoll gestaltete Bilderbücher für die jüngsten Leser. Wobei die Geschichten sicherlich auch für die vorlesenden Eltern mitkonzipiert sind. Freundschaft ist das große Thema bei Oma Minna. Und man trifft auf sehr ungewöhnliche Kombinationen. Etwa auf hölzerne Delphine im Wald oder auf ein schlittschuhlaufendes Eichhörnchen, das im Eis einbricht und am Grund des Teiche smit einem Karpfen Freundschaft schließt.
Etwas unglücklich: Zu viele und zu kurze Lesungen
Nicht ganz glücklich fand ich die Organisation des Lesungsprogramms. Jeweils vier Lesungen zeitgleich - das war einfach zu viel für die Menge möglicher Zuhörer. Ich habe an diesem Tag mehrere Lesungen erlebt, bei denen der Autor nur einen oder zwei Zuhörer vor sich hatte. Auch die kurzen Lesezeiten waren etwas ungemütlich. 30 Minuten sind einfach sehr wenig, um sich auf Stimme und Thema eines Autors eimzustellen. Es blieb sehr wenig Zeit für vorausgeschickte Erläuterungen zum Buch oder für anschließende Diskussionen über das Vorgetragene. Und wenn bei einer Lesung der Vorgänger überzog, war es doppelt bitter. Bei 45-minütigen Lesungen steckt man solche Unpünktlichkeiten einfach besser weg.
Lesung mit Krimis und Diskussion über personalisierbare Bücher
Dass Andrea und ich uns für "Die Schlagzeile" und "Mimis Krimis" 30 Minuten teilen mussten, war eine echte Herausforderung. Immerhin gab es danach noch eine angeregte Diskussion über die Idee personalisierte Bücher zu schreiben. Die Vorstellung, dass der Käufer selbst den Namen, die Haar- und Augenfarbe der Heldin und ihr Lieblingslied auswählen kann, gefiel den Zuhörern offenbar.
Lesungen von Tanja Kummer und Miriam Pharo
Sehr gefallen haben mir die Lesungen von Tanja Kummer und Miriam Pharo. Beide sorgten dafür, dass ich nicht mir leeren Händen nach Hause zurückkehrte: Ich bin jetzt um eine "Weltenwandlerin" und den ersten "Hanseapolis"-Band reicher. Außerdem besitze ich jetzt AndreaTillmanns neues Kinderbuch "Lena lernt zaubern" und ihren Mini-Krimi "Die Jagd nach der römischen Formel". Leider verpasst habe ich die Lesung von Nadine Muriel.Wir haben einfach zu viel gequasselt am Büchertisch, und als ich auf die Uhr schaute, war es schon zu spät. Schade ....
Pokalendspiel sorgt für pünktliches Ende
Die Messe endete sehr pünktlich. Irgendwer hatte mir etwas mit "Pokalendspiel" zu erklären versucht. Um 18 Uhr waren nur noch ein paar hartgesottene Fußballmuffel im Raum, die aber auch bereits die letzten Bücherkartons zusammenpackten.
Im Zauberschloss von Oma Minna
Ich war bei Ursula Rischmann vom "Oma Minna Verlag" untergekommen und hatte die Chance, ein wahrhaft faszinierendes Haus kennen zu lernen. Die 73-jährige Hausherrin und Verlegerin führte mich durch die Räume ihres "Palais Homburg" und zeigte mir ihre Schätze. Historische Mübel, zierliche Jugendstil-Schnitzereien, liebevoll auf Flohmärkten und durch Gelegenheitskäufe zusammengetragene Stühle und Schränke, ein antikes Schnäppchen aus einer aufgelösten Jugendherberge ... Meine Vermieterin hatte hier eine kleine Zauberwelt aufgebaut. ES gibt auch eine Bühne für Veranstaltungen und ein "Chaupin-Zimmer" mit einem historischen Flügel auf dem vermutlich der Meister selbst gespielt hat. In einem Raum waren die Bohlen einer alten Flussbrücke als Fußboden verwandt worden. Und die Hausherrin hatte dafür gesorgt, dass auch die tief ins Holz eingepressten Druckstellen von den Hufen der Kühe und Pferde nicht ausgemerzt wurden. Hier haben also die alten Saarländer damals ihr Vieh über die Saar getrieben ... Übrigens: Das Haus selbst ist erst ein paar Jahre alt, wie mir am nächsten Morgen meine Taxifahrerin verriet. Aber in historischem Stil erbaut.
Biestige Bahnfrau und bezaubernde Buchhandlung
Ich habe in dem altertümlichen Bett jedenfalls geschlafen wie ein Murmeltier. Am nächsten Morgen ging es zum Bahnhof. Die Fahrt verlief weitgehenmd ereignislos, bis auf einen einstündigen Aufenthalt in Mannheim. Hier lernte ich die unfreundlichste Bahnschalterbeamtin meines 42-jährigen Lebens kennen und entdeckte eine erstaunliche Bahnhofsbuchhandlung:Stellt euch vor, die haben da tatsächlich vor der Tür statt Bildzeitung und Postkarten einen sehr gut bestückten Drehständer mit Reclamheften. Ich konnte nicht dran vorbeigehen. Eine schöne zweisprachige Reclamausgabe von Suetons Nero-Biographie musste einfach mit. Die las ich auf dem Rückweg und beendete die Lektüre erst kurz vor Hildesheim. Ein schönes Ende für einen langen Trip ...
© Petra Hartmann
Meine persönliche Erfahrung: Lesung über 45 Minuten ermüden die Zuhörer; dann lieber noch Gespräch, Diskussion danach.