Zwei Doctor-Nikola-Fortsetzungen im Vergleich
Doctor Nikola Michael Böhnhardt
Christian Weis widmet sich seinem Blog "Schreibkram und Bücherwelten" der Nikola-Serie und bespricht die Bücher "Das Luftschiff des Doctor Nikola" (Michael Böhnhardt) und "Das Serum des Doctor Nikola" (Petra Hartmann).
Zunächst hält er fest, dass die Bücher einfach toll aussehen (stimmt!): "Die Paperbacks besitzen eine Klappenbroschur und sehr ansprechend gestaltete Cover, die – anders, als man das bei Großverlagen immer wieder ertragen muss – alle zusammenpassen und somit auch das Sammlerherz erfreuen."
Über das "Luftschiff" heißt es: "Michael Böhnhardt, der sich bei der Übersetzung der Originalgeschichten natürlich intensiv mit dem Superschurken befasst hat, war logischerweise dazu prädestiniert, Nikola weiterleben zu lassen. Er kennt den Doctor und seine Eigenheiten, und er kennt den Stil der alten Romane. Allerdings entschied er sich, seinen 5. Band der Reihe in modernerem Gewand erscheinen zu lassen, das heutigen Lesern entgegenkommt – weniger altbacken in der Sprache und inhaltlich erwachsener als die über hundert Jahre alten Geschichten, die vieles nur züchtig andeuten und auch als Jugendliteratur durchgehen würden. Böhnhardts Figuren sind vielschichtiger und noch durchtriebener als Boothbys (vor allem die weiblichen)."
Gerade für die Modernisierung gibt es ein dickes Lob:
"Böhnhardt ist gelungen, was ich mir von der Modernisierung eines klassischen Stoffes erhoffe: Seine Version lässt die Faszination weiterleben, die der Supergangster zuvor schon ausgeübt hat. Außerdem bietet sie in einem der heutigen Zeit angepassten Stil spannende Unterhaltung – spannender sogar als die zum Teil heute etwas handzahm wirkenden Originale."
Sehr deutlich hebt er den Unterschied zwischen Michaels und meiner Herangehensweise an den Doctor hervor:
"Petra Hartmann geht als Autorin der zweiten Wiederbelebung des Nikola-Stoffes in Das Serum des Doctor Nikola einen anderen Weg: Ihr Roman ist stärker an die Originale angelehnt, sowohl im Sprachstil als auch in der Ausgestaltung der Figuren und der Handlung, ohne jedoch Boothbys Werke zu kopieren."
Zum Ich-Erzähler Felix Pechstein und zum technischen Equipment schreibt er:
"In einigen Passagen war mir dieser jugendliche Held etwas zu jugendlich-naiv dargestellt, der damaligen Zeit erscheint das jedoch angemessen. Während sich die Geschichte zu Beginn eher gemächlich entwickelt, wird es im zweiten Teil des Romans richtig turbulent, sogar das Luftschiff aus dem Vorgängerroman kommt zum Einsatz – wobei so ein Riesenvehikel für einen Superschurken, der gern im Verborgenen arbeitet, vielleicht etwas zu auffällig ist. Und dass die Protagonisten in die Sitze gedrückt werden, wenn ein Automobil mit 45 Stundenkilometern „dahinrast“, liest sich leicht übertrieben, auch wenn das für die damalige Zeit eine hohe Geschwindigkeit gewesen sein mag. Ein paar kleinere Schwachpunkte trüben den Gesamteindruck allerdings nur unwesentlich: Petra Hartmanns Roman ist unterhaltsam und für Fans der Boothby-Originale sehr empfehlenswert."
In der direkten Gegenüberstellung plädiert er allerdings eher für Michaels "modernere" Erzählweise:
"Sollte es weitere Nikola-Abenteuer geben und dürfte ich mir etwas wünschen, so würde ich für den Böhnhardt-Weg plädieren. Dabei will ich den Hartmann-Roman nicht abwerten – denn ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht, ohne die Böhnhardt-Version zu kennen, schlicht gesagt hätte: Ja, so darf die Wiederbelebung eines Klassikers aussehen. Aber die modernere Variante erscheint mir diejenige zu sein, mit der man Dr. Nikola besser durchs zwanzigste Jahrhundert schicken könnte, in dem ein Superschurke ja noch viele Betätigunsfelder findet."
Hm, ja, weitere Nikola-Romane ... Mal sehen, wem von uns beiden noch etwas einfällt ;-)
Die vollständige Rezension könnt ihr hier lesen: http://chweis.wordpr...la-lebt-weiter/