BuCon 2013 - ein fantastischer Samstag
Unterwegs
Am Buchmessesamstag geht's nach Dreieich. Für mich seit Jahren ein absolutes Muss. Ein fantastisches Jahr ohne BuCon - fast undenkbar. Selbst wenn man sich dafür ein paar Stunden durch den Nebel auf der A5 und A7 kämpfen muss ...
Ich kam wetterbedingt etwas später als geplant an, sodass ich leider die Lesung der Apokalyptischen Schreiber verpasste. Aber dafür entdeckte ich schon beim Reinkommen im Vorraum den Tisch der Geschichtenweber. Hier konnte ich erstmals unsere neueste Anthologie in die Hand nehmen: "The End - elf Schlusskapitel ungeschriebener Romane", zu der ich das dramatische Ende eines Piraten-Abenteuers beigesteuert hatte. Außerdem erwarb ich dort die neue Anthologie "Pragmagisch", auf die ich schon sehr gespannt bin. Von Oliver Hohlstein gab's dann die gefürchtete Anfrage, wann denn endlich meine Geschichte für den "Aufstand der Zauberlehrlinge" kommt. Hm, ja, also, im Kopf ist sie schon fertig ... Ich bin dran, versprochen.
Ich staunte über den bezaubernden Schmuck der "Steampunktussi", vor allem über die wunderschönen Drachen. Aber bei allen Steampunk-Outfits: Verleger Ulrich Burger hat mit seinem schlichten schwarzen T-Shirt und dem Slogan "Ich mach geilen Scheiß" auf jeden Fall ebenfalls einen Modepreis verdient. Von seinem geilen Scheiß erwarb ich gleich Fabienne Siegmunds "Goldstaub" und die Novelle "Seacrest House" von Lilach Mer.
Geschichtenweber präsentieren "The End"
Um 14 Uhr begann die Geschichtenweber-Lesung, die ich mir natürlich anhören musste. Michael Buttler las aus seinem Roman "Die Bestie von Weimar" vor. Ein historischer Krimi, in dem Ermittler Luuk de Winter und der alte Geheimrat Goethe einen Sereinmörder suchen. Felix Woitkowski stellte anschließend das "Ende" vor, erklärte etwas zum Konzept und las ein Stück aus seinem Schlusskapitel vor - inkonsequenterweise nicht den Schluss, sondern den Anfang seines Endkapitels. Das dritte vorgestellte Buch ist ein "alter Bekannter" im neuen Gewand: Die damals im Arcanum-Verlag erschienene erste deutschsprachige Steampunk-Anthologie ist wieder da, in überarbeiteter Form und mit neuem Cover.
"Fundstücke"-Anthologie erscheint noch 2013
Es gab auch noch ein paar Infos zu weiteren Geschichtenweber-Projekten. Für mich die wichtigste: Die ehemaligen "Fundstücke des Grauens", an denen ich mit meiner Story "Der schwarze Frosch" beteiligt bin, werden voraussichtlich noch dieses Jahr im Verlag p.machinery erscheinen. Außerdem gibt es eine sehr interessante Märchenausschreibung.
Schön war das Treffen mit vielen alten und neuen Freunden. Einige sogar, mit denen ich noch in Erinnerungen an den "Drachenstarken Feenzauber" schwelgen konnte und ein paar Kolleginnen aus der Zeit der Arcanum-Heftromane. Mit Andrea Tillmanns schmiedete ich schon Pläne für die Eifeler Buchmesse und die HomBuch. Und die Schnitzel-Brötchen waren richtig gut, das Catering war wesentlich besser als letztes Jahr. Am Wurdack-Stand bekam ich dann mein von Nina Horvath signiertes Exemplar der "Duftorgel" - ich habe die Nummer elf. Natürlich musste ich auch den ersten Teil von "D9E" anschaffen. Bin gespannt auf die neue SF-Serie.
Erinnerungen an die erste Nestis-Geschichte
Zu den neuen Gesichtern gehörten Anja Helmers, die ich bisher nur über Facebook und durch ihre Rezension zum "Fels der schwarzen Götter" kannte, und Bartholomäus Figatowski, dessen Anthologie "Wenn die Biiken brennen" eine der drei schönsten ist, an denen ich beteiligt war. Zumal meine Geschichte aus dem Biiken-Buch inzwischen Folgen hatte: Nestis, die Heldin des dort erschienenen Helgoland-Weihnachtsmärchens ist ja nun Romanheldin geworden ...
Verleihung des Deutschen Phantastik-Preises
Ein kleiner Schönheitsfehler auf dem sonst großartigen Con war die Verleihung des Deutschen Phantastikpreises. In einer Facebook-Diskussion habe ich am Tag danach etwas bitter gepostet: "Die Verleihung hätte gut und gern doppelt so lang sein dürfen, wenn man dort etwas über die Geehrten und ihre Werke erfahren hätte. Aber zuzuhören, wie zwei (körperlich) anwesende alte Männer Witze über zwei (körperlich) abwesende alte Männer machen, wobei der Witz nur darin besteht, dass letztere eben abwesend sind, das reicht mir einfach nicht aus als Stoff für eine so lange "Zeremonie". Warum blendet man nicht wenigstens die Buchcover ein? Im Falle technischer Überforderung kann man auch einfach mal ein Buch in die Hand nehmen und hochhalten. Geht es nun darum, Preisträger zu ehren, oder sind die Leute nur als Staffage angereist? Schade."
Worum ging es? Die beiden Moderatoren haben ein wenig technische Probleme mit der Präsentation respektive mit der Spracherkennung des Textverarbeitungsprogramms gehabt. Das kann passieren. Dadurch wurde die Veranstaltung deutlich länger als geplant. Was für die danach folgenden Programmpunkte katastrophal war, einige Lesungen sind ausgefallen, andere begannen sehr verspätet, wodurch der ohnehin undankbare Lesungsplatz noch unattraktiver wurde und nur sehr wenig Publikum sich in die Lesungen verirrte. Wirklich geärgert hat mich aber gar nicht so die Technik-Panne und das schlechte Timing, sondern mehr die Haltung der beiden auf der Bühne. Es kam einfach so rüber, als seien denen da oben die Preisträger schnurzegal, es wurden halt die Namen runtergerasselt und die Trophäen übergeben. Viel größeren Raum nahmen die Selbstdarstellung und das Heitz- und Frick-Bashing ein. Warum kann man nicht das in den Mittelpunkt stellen, was wirklich wichtig ist: die Preisträger und ihre Werke? Wäre das so abwegig?
Regional-Phantastik als neuer Trend
Egal. Ich ließ es mir trotzdem nicht nehmen, danach die Lesung von Regina Schleheck und Bartholomäus Figatowski zu besuchen. Wir waren noch fünf Zuhörer und bekamen eine sehr schöne Lesung aus Reginas Geschichte "Der Basilikumdrache" zu hören - die ich damals beinahe für meine Anthologie "Drachen! Drachen!" bekommen hätte, wenn wir nur etwas schneller zugegriffen hätten ... Bartholomäus Figatowski stellte die Geschichte "Nadeltanz" vor, in der Krimi, Phantastik und Voodoo-Rituale eine seltsame Mischung eingehen. Außerdem erzählte er einiges über die anderen Anthologien. Außer den "Biiken" mit Schleswig-Holstein-Phantastik und dem "Basilikudrachen" mit Ruhrgebietsgeschichten hat er nämlich noch eine Köln-Anthlogie herausgegeben. Für deren Titel "Wovon träumt der Dom?" hat übrigens unser Märchenbuch "Wovon träumt der Mond?" die Anregung geliefert, wie mir der Herausgeber verriet.
Es war gegen 22.30 Uhr, als auch die hartgesottensten Phantasten das Bürgerhaus Sprendlingen verlassen mussten. Für mich folgten noch dreieinhalb Fahrtstunden auf einer recht freien Autobahn. Und jetzt heißt es: ein Jahr lang warten auf den nächsten BuCon.
© Petra Hartmann
Die Köln-Anthologie ist übrigens nunmehr kurz vor der Auslieferung ;-)