Die Welten von Thorgal: Kriss de Valnor 5 - Rot wie der Raheborg
Comics Thorgal Yves Sente Giulio de Vita
"Rot wie der Raheborg", so heißt der fünfte Teil der Abenteuer von Kriss de Valnor innerhalb der Spin-off-Reihe "Die Welten von Thorgal". Texter Yves Sente und Zeichner Giulio de Vita erzählen die Geschichte vom Krieg der nördlichen Stämme gegen die vom Süden herandrängenden Eroberer im Dienste des geheimnisvollen Gottes Yavhus.
Titelheldin Kriss de Valnor, die sich inzwischen an der Seite von Thorgals Sohn Jolan zur Königin der Nordstämme aufgeschwungen hat, macht erneut ihrem Ruf als furchtlose Kriegerin mit Machinstinkt und ohne Skrupel alle Ehre. In kämpferischen Auseinandersätzungen steht sie ihren Mann, kämpft wild und hart gegen die heranrückenden Soldaten, zeigt sich verschlagen im Aussinnen von Plänen, hat aber auch keinen Augenblick vergessen, wo es Gold und andere Reichtümer zu holen gibt. Diesmal ist es das goldene Schwert des gegnerischen Kaisers, das sie sich von ihrem Partner Jolan im Falle eines Sieges ausbedingt.
Aber Kriss wird auch von blutigen Albträumen heimgesucht. Göttin Freya, die ihr vor dem Gericht der Walküren in Band zwei der Serie ("Das Urteil der Walküren") die Chance gab, sich nach dem Tod ein zweites Mal zu bewähren, zeigt der Kriegerin erneut, wie dünn das Haar ist, das sie am Leben erhält und wie schmal die Grenze zum Abgrund und zur ewigen Verdammnis. Kriss, die zurück in die Welt der Sterblichen geschickt wurde, um sich eines Platzes in Walhall würdig zu zeigen, türmte Leichenberge aufeinander, watete durch Blut, beging Morde und führte Schlachten - keine Empfehlung an die Liebesgöttin ... Sie solle sich reinigen fordert Freya - durch Wasser, Blut und ihr Leben.
Neben Kriss ist vor allem die Figur des jungen Arlac innerhalb dieses Albums hervorzuheben. Man erlebt die Familientragödie des Herzogssohns mit, der zwar hochfahrend und stolz, aber doch ein anständiger Kerl ist. Als Freund Jolans und zugleich Sohn von dessen Kriegsgegner gerät er zwischen die Fronten, und als er auf seine Bitten vom Vater als Gesandter weit außerhalb des Kriegsgebiets eingesetzt wird, gerät er an die Schergen seiner intriganten und machtgierigen Stiefmutter, die ihn schon lange aus dem Weg schaffen wollte. Diese Herzogin und Kaiserstochter ist eine würdige Gegnerin für Kriss de Valnor, und endlich kommt es zur Begegnung der beiden nach Macht strebenden Frauen.
Eine besondere Rolle spielt ein gewaltiger Staudamm, der einen Gebirgsfluss daran hindert, ein Dorf zu überschwemmen. Der Sage nach wurde er geschaffen von einem Sohn der Göttin Gefion, dessen Bild - ein in den Fels gemeißeltes Rind - den Staudamm ziert. Eine ausgesprochen eindrucksvolle Kulisse. Und schon vom ersten Blick auf dieses gewaltige Felsmassiv und die hölzerne Riesenkonstruktion vor dem Wasserfall wird klar, was passieren wird, wenn die Heere unten im Tal aufmarschieren. Eine furchtbare Katastrophe bahnt sich an ...
Das Album ist erneut opulent gezeichnet, bietet gerade am Staudamm faszinierend Perspektiven und Darstellungen von Naturkulisse und Architektur. Ansonsten gibt es zahlreiche Kampfdarstellungen, in denen sich vor allem Kriss profilieren kann. Mir persönlich gefallen die "Haupt- und Staatsaktionen" in der Serie weniger, ich hätte gern mehr Persönliches und Einzelaktionen gesehen als das Hin und Her der Heere und Interessengruppen, doch dies ist nun einmal durch die Kriegshandlungen bedingt. Ansonsten ein gewohnt hochwertiges Album mit spannender Geschichte und faszinierenden Zeichnungen.
Fazit: Groß angelegte Haupt- und Staatsaktion voller Schlachten, Einzelkämpfe und Intrigen. Faszinierende Zeichnungen und eine einzigartige Hauptfigur ohne Skrupel und Furcht. Sehr schön.
Die Welten von Thorgal: Kriss de Valnor 5 - Rot wie der Raheborg. Text: Yves Sente, Zeichnungen: Giulio de Vita. Bielefeld: Splitter, 2015. 48 S., Euro 13,80.
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Kriss de Valnor 2: Das Urteil der Walküren
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Kriss de Valnor 4: Bündnisse
Kriss de Valnor 5: Rot wie der Raheborg
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© Petra Hartmann