Jutta Ehmke: Eulenland
Bücher - phantastisch Jutta Ehmke Saphir im Stahl Eulen
Ja! Es gibt sie noch, die richtig guten Jugend-Fantasy-Abenteuer. Jutta Ehmkes Roman "Eulenland" erzählt von einer Gruppe aus Jungen und Mädchen, die in einem geheimnisvollen, magischen Traumland zusammenleben. Aber jeder von ihnen stammt aus der realen Welt, hat seine eigenen Geschichte und Probleme. Und manchmal ist es gar nicht so einfach zu wissen, auf welcher Seite der Wirklichkeit die größeren Gefahren lauern.
Der Held dieses Abenteuers ist Jacob, vierzehn Jahre alt und Sohn einer alleinerziehenden alkoholabhängigen Mutter. Wobei alleinerziehend nicht unbedingt das richtige Wort ist, denn seine Mutter ist kaum in der Lage, jemanden zu erziehen. Es ist Jacob, der allein den Haushalt schmeißt, seine Mutter betreut, Behördenangelegenheiten regeln muss und versucht, nach außen hin die Fassade eines funktionierenden, normgerechten Familienlebens aufrecht zu erhalten - immer in Angst davor, eines Tages doch von der gehässigen Jugendamtsfrau in ein Heim gesteckt zu werden.
Eine Perle als Eintrittskarte ins Eulenland
Als Jacob an seinem 14. Geburtstag eine seltsame Perle zugeschickt bekommt, erhält er die Möglichkeit, in eine andere Welt zu wechseln. Hier, im Land der Eulen, ist er "Yaki", sieht blendend und sportlich aus, aber sich selbst dennoch ähnlich. Denn hier ist jeder genau der Mensch, der er wirklich sein will oder der er tief im Inneren tatsächlich ist, jenseits aller Zwänge und gesellschaftlichen Konventionen, die den Menschen in der realen Welt so oft verbiegen.
Yaki genießt sein Leben im Eulenland, lebt zusammen mit vielen anderen Jugendlichen ein aufregendes Leben auf einer Insel und findet viele Freunde. Aber Eulenland ist kleine Idylle. Gefährliche Schattenalpe lauern auf die Kinder und erscheinen jedem in der Gestalt seiner größten Angst. Als prügelnder Vater, mobbende Mitschüler oder, wie bei Yaki, als gehässige Jugendamtsmitarbeiterin, die ihn endlich dort hat, wo sie ihn schon immer haben woillte: hilflos, bloßgestellt und nicht mehr fähig, die Aussetzer seiner Mutter zu verstecken, bereit zur Einweisung ins Heim.
Schattenalpe und Soldaten bedrohen die Jugendlichen
Die Zahl der Schattenalpe wächst. Yaki und seine Freunde scheinen auf verlorenem Posten zu kämpfen. Vor allem, da auch in der nahe gelegen Stadt gegen die Jugendlichen mobil gemacht wird. Der rechtmäßige Herrscher des Landes, der "grüne König", ist offenbar getötet worden, Soldaten des neuen Machthabers knechten das Volk und wollen auch das Widerstandsnest auf der Insel ausheben.
Doch woher kommt dieses Eulenland? Und warum werden die Schattenalpe mehr? Die Lösung des Rätsels liegt in Jakobs Heimatwelt, in der er nicht nur den realen Schattenalpen vom Jugendamt begegnet, sondern auch einige Freunde aus Eulenland wiedertrifft und bei einem Traumatherapeuten Rat sucht ...
Jutta Ehmke erschafft authentische Helden
Jutta Ehmke hat mit "Eulenland" einen sehr lebendigen Roman geschrieben, den man trotz seines Umfangs kaum aus der Hand legen kann, bevor die letzte Seite gelesen ist. Jacobs Ängste und die Art, wie ihn Lehrerin, Schuldirektorin und Jugendamtsfrau in die Enge treiben, sind beklemmend und sicher keine reine Fantasy. Der Autorin gelingt es, einen authentischen, glaubhaften Protagonisten zu schaffen, mit dem jeder Leser sofort mitleidet und mitkämpft. Aber auch die tragische Entstehungsgeschichte Eulenlands berührt. Die Abenteuer in beiden Welten sind spannend geschrieben und lassen einen nicht wieder los. Dabei gibt es durchaus Situationen, die einfach nur Spaß machen, etwa als der mental etwas eingeschränkte Toto sich ein Passwort für die Jugendlichen ausdenken soll und "Karierte Elefantenkacke" als Parole ausgibt. Ein wundervolles Buch von einer Autorin, die man sich merken sollte.
Fazit: Jugend-Fantasy abseits des Mainstreams mit glaubhaften Charakteren, vielen Überraschungen und spannender Geschichte, mit Humor und ernstem Hintergrund. Ein Buch, das den Leser nicht wieder loslässt. Einfach gut, gern mehr davon.
Jutta Ehmke: Eulenland. Jugend Fantasy Roman. Bickenbach: Saphir im Stahl, 2015. 405 S., Euro 12,95.
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