Neues von den Hildesheimlichen Autoren - Januar 2016
Hildesheimliche Autoren Hildesheim
Hildesheimliche Autoren wandeln in den Spuren Theophrasts
Ein Schreibcafé der etwas anderen Art hatte Vereinsmitglied Peter Hereld für die Hildesheimlichen Autoren vorbereitet. Inspiriert vom Studiengang "Kreatives Schreiben" in Hildesheim hatte er angeregt, einmal bewusst im Stil eines anderen Autors zu schrieben. Als Vorbild dienten die "Charaktere" des griechischen Philosophen und Aristoteles-Schülers Theophrast. Das Los entschied, dass das Thema lauten sollte: "Der Pessimist". Es entstanden rund zehn sehr interessante, teilweise theophrastische, teilweise doch wieder im eigenen Stil des jeweiligen Verfassers gehaltene Skizzen. Wie gewohnt, wurden die Textbeiträge später gesammelt und den Vereinbsmitgliedern per eMail zugestellt.
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Hans-Jürgen Fischer gibt Schreibseminare
Hans-Jürgen Fischer, Vorsitzender der Hildesheimlichen Autoren, gibt in diesem Jahr zwei Schreibseminare. Teilnehmer können ihren Bildungsurlaub vom 12. bis 17. November auf Spiekeroog verbringen und sich mit dem Thema "Wie wollen wir leben? - Gesellschaft im Wandel" auseinandsersetzen. Außerdem gibt es am 8. und 9. April einen Kurs über biographisches Schreiben mit dem Titel: "Spurensuche - Die eigene Biografie schreiben". Bei beiden Kursen handelt es sich um Angebote der Volkshochschule Holzminden. Weitere Informationen:
Bildungsurlaub auf Spiekeroog
Biographisches Schreiben
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Neu auf dem Youtube-Kanal der Hildesheimlichen Autoren:
Weihnachtslesung vom 11. Dezember im Michaeliscafé mit Maria Marhauer, Elviera Kensche und Marlene Wieland:
Dezemberausgabe von High Noon auf Radio Tonkuhle, diesmal mit Sonja Klimas Krimi "Der späte Tod" aus der neuen Vereinsanthologie "Tatort Hildesheim", gelesen von der Autorin sowie von Marlene Wieland, Peter Hereld, Bernward Schneider und Jens Volling. Außerdem mit einer Lesung aus Marlene Wielands Weihnachtsgeschichte "Purer Zufall":
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Termine
Dienstag, 14. Februar: Mitgliederversammlung im Michaelis Weltcafe, Langer Hagen 36, Hildesheim. Beginn: 18 Uhr
Sonnabend, 18. Februar: High Noon mit den Hildesheimlichen Autoren auf Radio Tonkuhle. Diesmal zu Gast: Hans-Jürgen Fischer mit seinem Roman "Sandros Strafe". Beginn: 12 Uhr. Livestream: www.tonkuhle.de/livestream
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Zum guten Schluss
Falls ihr Lust habt, einmal in unser Schreibcafé reinzuschnuppern: Hier ist meine Ausbeute des Abends in der Weinkostbar. Viel Spaß damit!
Der Pessimist
- frei nach Theophrast -
Ein Zeitgenosse, welcher in jedem Sonnenaufgang bereits den Untergang wittert und bei Hereinbrechen der Dunkelheit triumphierend verkündet: "Da, bitte, ich habe es euch ja gleich gesagt, dass dieses Licht nicht von langer Dauer sein wird!", ist der Pessimist.
In seinem Bestreben der vorauseilenden Enttäuschung betrachtet er sich selbst zwar als einen Menschen des Augenmaßes und des klaren Blickes, doch ist die vorurteilsfreie und nüchterne Betrachtung der Tatsachen, wie sie diese Menschen pflegen, niemandem ferner als dem Pessimisten.
Sieht der Pessimist etwa auf der Hauptstraße etwelche Geldscheine herumliegen, allsogleich wird er sagen: "Ach, es verlohnt sich das Bücken nicht, denn es wird ja doch kein rechtes Geld sein. Alldieweil, so es welches wäre, so hätte doch gewiss schon ein Passant vor mir es aufgehoben."
Dass ein Apfel gewisslich einen Wurm enthalte, weiß er, obwohl er doch niemals hineinbeißen würde. Und mit dem sicheren Instinkte eines trüffelsuchenden Schweines wird er in jeder Suppe ein Haar finden, und sei es auch nur sein eigenes, welches hineinfiel, da er das eigene Haupt während der gesamten Mahlzeit hin und her schüttelte, so lange er aß, und immer wieder vor sich hinmurmelte: "Es ist ganz gewiss ein Haar darinnen, sintemal die Suppe nicht allso wohlfeil gewesen wäre und ausgerechnet mir kredenzt würde."
Nun sollte man meinen, ein solcher Pessimist führe ein äußerst unglückliches und im Stande der vollkommenen Verzweiflung sich befindendes Leben. Doch dies ist mitnichten der Fall. Ja, es will mich schier bedünken, dass gerade das Jammern und Klagen, verbunden mit dem befriedigenden Gefühl, am Ende doch wieder recht gehabt zu haben, dem Pessimisten sein eigentliches Lebensglück zu bescheren vermag.
Und so sieht man ihn sitzen mit einem glückseligen Lächeln auf den Lippen, während er verkündet: "Wir werden alle sterben, ihr werdet es ja sehen." Und während er bestrebt ist, allen seinen Freunden und Tischgenossen die Freude zu vergällen, ist er der einzige Mensch an der ganzen Tafel, der am Ende eines Gelages sagen kann, er habe sich köstlich unterhalten.
© Petra Hartmann