HomBuch 2018 - die Saarländische Buchmesse
Unterwegs Hombuch Homburg Saarland
Richtig gut ging es mir dann, als ich ein paar Stunden und einen Zugwechsel später in Homburg aus der Regionalbahn stieg und mir beim Bäcker/Imbiss das vertraute "Morje" entgegenschallte. Nach einem ausgiebigen Frühstück und einer schönen Tasse Kakao mit Sahne sieht die Welt doch gleich freundlicher aus.
Die Messe feiert inzwischen ihr achtes Jahr, wenn ich richtig mitgezählt habe. 40 Aussteller waren es diesmal. Neu war, dass es nicht nur oben im großen Saal, sondern auch unten im ehemaligen Leseraum Ausstellertische gab. Der Saal oben war nun durch Stellwände geteilt, in der abgetrennten Hälfte war ein neuer Leseraum entstanden. Hier lasen einige Promis, von denen man als Aussteller leider nie so viel mitbekommt, man muss ja seinen eigenen Tisch bewachen.
Ich war im unteren Raum untergekommen. Da hatte ich letztes Jahr noch aus "Nestis und die verbotenen Welle" vorgelesen. Ringsum entdeckte ich viele alte Bekannte. Genau gegenüber hatte Saphir im Stahl seinen riesigen Verlagsstand aufgebaut (mindestens viermal so lang wie meiner und alles voller Bücher), neben mir war "Coachinator" Nadine Muriel zu finden und bot Autoren und solchen, die es werden wollen, ihr Schreibcoaching an. Nebenan Wilfried A. Hary im Piratenoutfit - der absolute HIngucker. Schräg hinter rmir der Leseratten-Verlag. Tanja und Marc hatten unter dem Motto "Wir verticken Lesestoff" ein paar Fläschchen Wein im Angebot. Weiß nicht, ob er gut war - ich hielt mich an meine Cola und holte mir ab und zu eine kalte Flasche Fanta vom Caterer (Apropos: 2,50 Euro für 0,2 Liter Kaltgetränk - bei euch hackt's wohl!).
Ich habe natürlich kräftig Werbung für Nestis gemacht. Letztes Jahr hatte ich ja aus "Nestis und die verbotene Welle" vorgelesen. Die Besucher waren sehr interessiert. Und ich habe viel über fahrradfahrende Meerjungfrauen und geniale Zitteraale erzählt. Ich erinnere mich vor allem an einen Jungen, der bestimmt zehn Minuten in dem Buch über die verbotene Welle blätterte und immer wieder die Seite mit dem Bandposter aufschlug. Mit seiner runden Brille erinnerte er mich selbst irgendwie an ein kleines Genie, das schon mehrfach bei Jugend forscht gewonnen hat. Wie Kurzschluss der Zitteraal. Und dann war da noch eine ehemalige Hildesheimerin, die sich in das Hödeken-Buch verguckt hat. Wir haben dann noch ziemlich lange über den eigenwilligen Zwerg-Kobold-Geist-wasauchimmer gefachsimpelt.
Dieses Jahr gab es zur Buchmesse nicht nur Lesungen im Kulturzentrum Saalbau selbst, sondern überall in der Stadt. Auch an ungewöhnlicheren Leseorten, stellten Autoren ihre Bücher vor. Und das muss wohl auch sehr gut angekommen sein, jedenfalls waren die Rückmeldungen in den Medien sehr positiv.
Angehört habe ich mir im Kulturzentrum die Lesung von Gabrielle C. J. Couillez. Sie stellte ihren historischen Roman "Die Rückkehr der Störche" vor. Erzählt wird darin die Lebensgeschichte des Georg Wilhelm Schimper, eines Naturforschers, der heutzutage kaum noch bekannt ist, aber der offenbar ein recht bewegtes Leben geführt hat. Gabrielle zeigte uns den jungen Mann nicht nur in seiner Position als Armeeangehöriger, sondern auch in einer Liebesszene mit hochdramatischer Flucht, und sie schenkte ihrem Helden wahrlich nichts. Außerdem beeindruckend: Ihre Recherche und akribische Beschreibung einer damals neuen Schusswaffe beziehungsweise der neuartigen Ladeweise. Ich habe viel gelernt.
Etwas habe mit Jonathan Philippi diskutiert. Ich hatte ja bei seinem "Geheimnis des Schlangentöters" etwas gemeckert, dass das Geheimzeichen im Schaufenster eines Chinesen einfach zu auffällig war. Und er hat mir sehr viel über einen realen Fall erzählt, in dem das Geheimzeichen eine riesengroße Kopie der Freiheitsstatue war. Und dann gab es noch ein paar Leute, die bestimmte Salzwasser-Zierfische in ihre Schaufenster-Aquarien setzten, wenn sie bereit waren und das Schutzgeld bereit lag. Ob ich das mal für Nestis verwende?
Abends waren wir zusammen im "Hemmingway", gleich nebenan bzw. mit drin im Kulturzentrum. Leider gibt es dort keine Cola, aber ich habe die Apfelschorle weggeschlotzt wie nix. Dazu gab es ein Rumpsteak (Erwachsenenversion. Warum zum Teufel nennen Steakhäuser eigentlich ihre Kinderteller mit den Ministeaks "Lady's cut"?) mit Ofenkartoffel, Quark und Kräuterbutter. Sorry, Thomas, dass du das mit ansehen musstes als Vegetarier ...
Dazu gab es Country-Musik, über die die Musikkenner an unserem Tisch kräftig abgelästert haben. Und dazwischen immer wieder Fetzen von Lesungen, die leider bei uns an den hinteren Tischen nur als Gemurmel und Gefiepe ankamen. Ein sehr undankbarer Leseplatz. Ich hoffe, die Lesenden haben von den Leuten in ihrer Nähe mehr Aufmerksam und ganz viel positiver Rückmeldungen bekommen. Hab ja früher auch schon mal Erfahrungen gemacht mit Lesungen, bei denen alles futterte, Geschirr klirrte und die Leute sich miteinander unterhielten.
Meine Mitbringsel von der HomBuch: die Sammlung "Kaukasische Märchen" vom Verlag Saphir im Stahl, Christoph Marzis "Phantasma" und Juliane Seidels "Fuchsgeister". Bin gespannt.
Nach zwei Messetagen war ich dann auch rechtschaffen müde. Im Zug habe ich meist vor mich hingedöst. Die Anschlusszüge habe ich alle bekommen. Nur beim Aussteigen in Hildesheim bekam ich wahnsinniges Herzrasen, als die Tür des ICE nicht aufging. Mit Rucksack, Reisetasche und Riesenkoffer durch den Speiseswagen stürmen, Leute anrempeln und dann im nächsten Wagen aus der Tür hechten, eine Sekunde, nachdem der Schaffner schon angpfiffen hatte - nein, diese Art von Sport eine halbe Stunde vor Mitternacht ist wirklich nichts mehr für eine alte Frau und Schreitischtäterin ... Egal, ich hab's geschafft, und der Schaffner widmete sich nach der Weiterfahrt wohl der klemmenden Tür. Mal sehen, ob sie nächstes Jahr zur HomBuch wieder funkltioniert.
© Petra Hartmann