Jahresrückblick IV: Oktober bis Dezember 2018
Jahresrückblick
Und hier der letzte Teil meines Rückblicks auf mein Literaturjahr 2018. Vor allem der November mit vier Lese-Urlaubswochen auf Helgoland und einem großen Koffer voller Bücher hat sich gelohnt. Nicht wundern über den teilweise schwelgerischen Tonfall - ich habe natürlich haufenweise Bücher von Lieblingsautoren mitgenommen, und da war schon einiges Gutes zu erwarten.
Viel Spaß beim Stöbern. Vielleicht ist ja was dabei für euch. Und kommt gut rein ins neue Jahr!
Hinweis:
Etwaige blau markierte Texte sind herausragende Spitzenbücher, rot steht für absoluten Mist, ein (e) hinter dem Titel bedeutet, dass ich den betreffenden Text in der eBook-Version gelesen habe, und hinter den Links verbergen sich ausführlichere Besprechungen innerhalb dieses Blogs.
Oktober
Ida von Hahn-Hahn: Von Babylon nach Jerusalem (e)
Ida von Hahn-Hahn war eine Autorin des Vormärz und eine große Reisende. Ihr Buch "Orientalische Briefe" ist einfach großartig, da kann sich Fürst Pückler eine Scheibe von abschneiden.
"Von Babylon nach Jerusalem" hat allerdings recht wenig mit ihren Orientreisen zu tun. Die Gräfin beschreibt ihre innere religiöse Entwicklung, die sie nach der 1848er Revolution dazu brachte, zum Katholizismus überzutreten und ins Kloster zu gehen. Eine große Abrechnung mit dem Protestantismus und ein Eintreten für die wahre, katholische Religion. Hat mich zwar nicht überzeugt, aber ihr war es sehr ernst damit.
Werner Herrmann: Der Bund des Turmes
Gustav Kühne: Die Wartburgsfeier (e)
Geschichte zweier ungleicher Brüder, beziehungsweise Halbbrüder, Söhne eines Adligen, der eine ehelich gezeugt, der andere Spross eines vorehelichen Verhältnisses mit einer nicht standesgemäßen, aber geliebten Frau. Letzterer ist Student und zur Zeit des Wartburgfestes einer der Leiter. Die Geschichte hat aber danach nicht mehr viel mit dem Fest zu tun, sondern es geht um Familienverhältnisse, Leidenschaften, dunkle Stunden. Die Brüder sind beide schwer verliebt in das gleiche Mädchen, das obendrein das vielgeliebgte Ziehkind des Vaters der beiden ist. Letzterer legt im Testament fest, dass derjenige seiner Söhne, der die junge Frau ehelichen werde, den Löwenanteil seines Vermögens bekommen soll. Sollte sie es vorziehen, nicht zu heiraten, so soll der Großteil des Vermögens an sie fallen, und die Brüder mit einem recht kleinen Pflichtteil abgegolten werden. Es gibt viele tragische Tode, meist sterben die Leute an gebrochenem Herzen oder Schwermut, am Ende sind alle Beteiligten tot. Schwarze Schauerromantik aus der Frühzeit der Jungdeutschen.
Renate Hupfeld: Theodor Althaus - Revolutionär in Deutschland (e)
Biographie eines Journalisten und Revolutionärs, der die 1848er Revolution begleitete. Sehr schön aufbereitet. mit zahlreichen Quellentexten und reich illustriert. Gut und spannend geschrieben ist es zudem. Ich habe viel daraus gelernt. Interessant war er für mich vor allem durch seine Beziehung zu Malwida von Meysenburg, einer beeindruckenden Vormärzlerin und Autorin, mit der ich mich damals im Studium auseinadergesetzt habe. Außerdem natürlich als niedersächsischer Autor, ansonsten hört man ja eher etwas von den Leuten in Berlin, Frankfurt und Hambach ... Lesens- und empfehlenswert.
Fabienne Siegmund (Hrsg.): Irrlichter
Zauberhafte Anthologie, die ich bei der Tochter des Verlegers gegen ein Nestis-Buch getauscht habe.
Man findet darin Irrlichter in allen Farbtönen und Facetten ihres irritierenden, flackernden Lebens. Heimtückische Gesellen, die nächtliche Wanderer ins Moor locken. Wiedergänger, irrende Seelen, Elfenwesen. Und die Lichtgestalten, die in diesem Buch ihr Unwessen treiben, sind so unterschiedlich und vielseitig, dass man vor den Autoren nur den Hut ziehen kann. Man trifft auf ein unheimliches Lichtwesen aus der Welt der Inkas, irgendwo zwischen Erlkönig, Mondgottheit und Seelensammler ("Das Licht des Urubamba" von Sabrina Železný), erlebt ein Steampunk-Abenteuer an der Seite des jungen Nikola Tesla ("Archibald Leach und die verschollenen Irrlichter" von Markus Cremer), ist auf einer Versammlung der Lichter bei einer Diskussion um Wert und Unwert der Irrlichter dabei ("Der Kongress leuchtet" von Markus Heitkamp) und erlebt die Aufklärung eines Mordes durch eine geisterhafte Lichterscheinung ("Totenlicht" von Sandra Lode). Es gibt eine Biographie eines Irrlichter-Jägers ("Iszual" von Thilo Corzilius), eine spacige Suche nach dem Dealer einer Zukunftsdroge, der die Schwester des Ich-Erzählers auf dem Gewissen hat ("Neonnacht" von Iris Leonard) und die Landung eines Raumschiffs, das die Erde erforschen soll ("ELIX-4 erforscht die Erde" von Peter Stohl).
Meine drei Favoriten unter den Irrlichtern sind
- der Moorgeist, der mit der Zeit gehen musste und nun seine Kunden als Bankangestellter zuerst in den Ruin treibt und dann in den Selbstmord - vorzugsweise dann im Moor ("Karrierewechsel" von Jens Grabarske)
- die anrührende Geschichte von einem alten Mann, der immer wieder ins Moor geht, um Irrlichter zu fangen - auf der Suche nach seiner Geliebten, die vor Urzeiten im Moor verschwand ("Irrlichterjäger" von Christian Lange)
- und das putzige kleine Männchen, das Schokokekse über alles liebt und dessen Handy-Display nachts im Moor geheimnisvoll leuchtet ("Schokokekse über alles" von Ruth M. Fuchs).
Aber der Rest ist auch lesenswert. Einfach irre. Und erleuchtend.
Geschichten aus den Herbstlanden
Heimkehr. Thüringen - morgen und übermorgen
November
Lewis Carroll: Die Alice-Romane. Übersetzt von Günther Flemming (Reclam)
(Alice im Wunderland / Durch den Spiegel und was Alice dort fand)
Kennt ihr das? Ihr schreibt auf Facebook in einer Diskussion mal eben ein paar Sätze hin, und dann fangt ihr an, länger drüber nachzudenken, und irgendwann greift es auf das reale Leben über? Mir ist es mit Alice so gegangen. Eine Autorenkollegin fragte in die Runde, welche Märchen uns als Kind so richtig Angst gemacht haben. Schnell war da die Hexe aus Hänsel und Gretel genannt, und auch der Wolf, der das Rotkäppchen gefressen hatte, war natürlich ein absoluter Angstmacher. Bei mir war es kein Grimm- oder Andersen-Märchen, das ich als Kind furchtbar gruselig fand. Aber ich erinnere mich immer noch mit Grauen daran, wie wir im Kindergarten mal eine Schallplatte mit Alice im Wunderland gehört haben. Das hat mir Angst gemacht. Man stelle sich vor: Da fällt jemand tiefer, tiefer, immer tiefer und immer weiter, stundenlang durch ein endloses Loch. Außerdem haben wir damals wohl nur die erste Seite der Platte gehört, und so erfuhren wir auch gar nicht, dass die gute Alice am Ende aufwachte und wieder zu Hause war. Für mich war nur im Gedächtnis hängen geblieben, dass jemand einfach so tiefer und tiefer fällt und nie wieder nach Hause kommt. Mein Gott, war mir das unheimlich. Ich schätze, ich war zehn oder elf Jahre alt, als ich dann die Readers Digest-Ausgabe des Wunderlands las, und ungefähr 14 oder 15, als ich, auf der Suche nach den Wurzeln der Fantasy, mit zwei Goldmann-Taschenbüchern auf den Spuren Alices noch einmal das Wunderland und erstmals das Spiegelland durchstreifte.
Jedenfalls hat mich das Nachdenken über die Alice-Romane noch den ganzen Tag begleitet, und als abends in der Volksstimme-Redaktion die Reihe an mich kam, die tägliche Glosse zu schreiben, verfasste ich einen kurzen Text darüber, wie beängstigend Märchen sein können und dass ich seit meiner Kindheit ein Alice-Trauma mit mir herumschleppe.
Die Reaktion war sehr überraschend für mich. Denn am nächsten Tag fand ich im Briefkasten das schön gebundene Reclam-Buch vor, mit einer Widmung des Übersetzers, "für angstfreie Lektüre". Wusste bis dahin nicht, dass er in Gardelegen lebt und meine Zeitung liest ...
Im Urlaub hatte ich natürlich nichts Eiligeres zu tun, als mir die neue Ausgabe durchzulesen. Ja, es ist wirklich ein wundervolles Buch. Die Übersetzung hat mir gefallen. Und der Kommentarteil ist erste Sahne.
Aber wisst ihr was: Dieses ganze Wunderland mit seinen Bewohnern hat immer noch etwas Beängstigendes für mich. Es ist wie ein Gang durch eine riesige Irrenanstalt. Nirgends gibt es einen Ausgang. Und wen immer man treffen mag: Alle sind absolut irre, unzurechnungsfähig, unlogisch und unberechenbar. Kein Kettensägen-Massaker könnte mich so ins Gruseln bringen wie diese Ansammlung von Irren. :-D
Max Arnhold: Das Helgoländer Lotsenwesen
Geschichte der Helgoländer Lotsen, Auf- und Niedergang eines Gewerbes, das einst einen Großteil der Inselbevölkerung ernährt hat. Reich bebildert. Und als besonderes Schmankerl ist in der zweiten Hälfte des Buchs das alte Helgoländische Examensbuch aus dem Jahr 1839 in Hallunder und hochdeutscher Übersetzung abgedruckt. Wer einen historischen Roman über Helgoland schreiben möchte, sollte hier mal reinschaun.
Juri Rytchëu: Alphabet meines Lebens
Eine Art Autobiographie des tschuktischen Schriftstellers, aber eine sehr ungewöhnliche. Es sind kurze, in alphabetischer Reihenfolge ihrer Überschriften angeordnete Texte, wobei man im jeweiligen Titel meist sowohl das deutsche als auch das tschuktschische und das russische Wort findet. Der Autor erzählt von Abenteuern seiner Kindheit und Jugend auf der sowjetischen Seite der Beringstraße, aber auch von seinem Studium und seiner Wohnung in Moskau, von Lesereisen, auf denen er unter anderem Haile Selassie begegnet, vom ersten Automobil, vom ersten Telefon im Land der Tschuktschen und davon, wie er einmal plötzlich alle wichtigen Leute in seiner Heimat um sich hatte, die sogar mit ihm zum Angeln fahren wollten, weil er nämlich einen Anruf aus Amerika, vom Präsidenten, erhalten hatte. Allerdings hatten sich die Leute, die seine Leitung abhörten vertan und aufgrund ihrer schlechten Englischkenntnisse von dem Telefonat nicht viel verstanden. Denn der Präsident war nicht der US-Präsident gewesen, sondern nur der Präsident des National Geographic, der beim Autor eine Reportage bestellt hatte.
Robbenjagd und schamanistische Rituale stehen neben Geschichten über moderne Technik, Elektrifizierung und Großstadterlebnissen aus Moskau. Man erfährt etwas über Tschuktschenwitze, die man sich in Russland erzählte, über sowjetische Politik, denen die Robbenjäger von der Beringsstaße manchmal mit Unverständnis begegneten, und davon, wie Rytchëu einmal einem tschuktschischen Politiker die Kandidatur verdarb. Ohne zu ahnen, was es für Folgen hatte, als er den Namen des Mannes ins Russische übersetzte. Nein, einen Volksvertreter mit dem Namen "Donnernder Schwanz" wollten die Herren in Moskau dann doch nicht auf dem Wahlzettel haben. Aber auch mit seinem eigenen Namen gab es einige Probleme. Der Schamane, der eigentlich hätte herausfinden sollen, wie das neugeborene Kind heißen sollte, bekam trotz mehrerer Versuche keine Antwort aus der Geisterwelt und verlor endlich die Geduld: "Dann soll er Rytchëu heißen - der Unbekannte!", rief der Mann wütend, und dabei ist es geblieben.
Am besten hat mir aber die Geschichte über Mathematik und die Zahlen gefallen. So etwas wie Mathematik hatte es auf Tschukotka bis zur Ankunft der Europäer nicht gegeben. Und Zählen? Eigentlich basierte alles auf der Fünf, eben auf den fünf Fingern der Hand. Und dann gab es noch die Zahl Zwanzig, die auch so viel bedeutete wie "Mensch", wegen der zwanzig Finger und Zehen des Menschen. Wer da etwas nachrechnen musste, zog sich eben die Stiefel aus und zählte alles an Fingern und Zehen ab. Beeindruckend die Schilderung, wie Rytchëus Großmutter für ihre Abrechnung die gesamte Familie in ihr Zelt holte, alle mussten die Stiefel ausziehen, und dann ging die Abzählerei und Rechnerei los. Und wehe, einer wackelte mit den Zehen. Einfach ein wunderbares, anschauliches und sehr lebendiges Buch. Lest es.
Katharina Gerlach: Das Erbe. Der gestiefelte Kater
Neu-Erzählung des bekannten Grimmschen bzw. Tieckschen Märchens. Diesmal allerdings aus der Perspektive des Katers. Der ist nämlich verflucht und kann nur wieder erlöst werden, wenn er es schafft, dass der Müllerssohn eine Prinzessin heiratet. Was ihm erst vollkommen unmöglich erscheint. Aber als sein junger Herr und die Prinzessin sich begegnen, sind sie einander sofort sympathisch - und mehr als das. Sehr interessante und erfrischende Neufassung eines Klassikers mit einigen Überraschungen und einem eigenwilligen Erzähler.
Storyolympiade 2017/18: Maschinen
Die besten Texte des Wettbewerbs für Nachwuchs-Autoren aus dem Bereich Phantastik. Es geht um Maschinen, künstliche Wesen, mechanische Menschen, KIs, Apparate, die plötzlich ein Bewusstsein entwickeln. Und ich war überrascht, wie unterschiedlich die Texte waren und auf was für Ideen die Autoren gekommen waren. Da gibt es ein Spukhaus, in dem der Geist eines damals nicht ganz fertig gebauten Supercomputers haust. Einen alten Angestellten, der im Weltraum Maschinen hüten muss. Nano-Roboter, die sich als Viren in der Blutbahn zur tödlichen Seuche entwickeln. Die irrsinnig komische und gleichzeitig erschreckend reale Geschichte vom intelligenten Kühlschrank, der eigenständig Bestellungen aufgibt, nur noch Produkte seiner Firma kühlt, die Biomilch vom benachbarten Biohof gnadenlos grillt und den älteren, noch offline-sozialisierten Besitzer erst in einen Kleinkrieg, dann in den Wahnsinn treibt. Dann ist da noch ein von Robotern besiedelter Planet, der mit den Mennschen diplomatische Beziehungen aufnehmen will. Allerdings stürzt das Raumschiff ab, und die Roboter retten nicht den schwer verletzten Menschen, sondern den Bordrechner, den sie für ihren Gesprächspartner halten. Es gibt einfach so irrsinnig viele witzige Ideen und gute, ungewöhnliche Geschichten, dass ich mich richtig freue, diese hoffnungsvollen Nachwuchs-Autoren jetzt schon kennen lernnen zu dürfen. Aus denen wird mal was ganz Großes, aus den meisten bestimmt. Also, holt euch das Buch und bestaunt ihre ersten Schritte in der Literaturwelt.
Lyakon: Scyomantische Gespräche
Sehr schön aufgemachtes Taschenbuch mit stimmungsvollen Illustrationen. Es geht um einen Magier, der Geister beschwören kann, unerlöste Seelen, denen der Weg ins Jenseits verwehrt ist, da sie auf Erden noch eine Aufgabe zu erfüllen haben, nicht ordentlich beerdigt wurden, von einem Fluch betroffen sind oder eine schwere Schuld auf sich geladen haben. Welchen Geist der Scyomant aus der Zwischenwelt heraufbeschwört, ist mehr oder weniger Zufall. Aber wer immer auch vor ihm erscheint, erzählt ihm seine Geschichte, teilt ihm meist auch mit, wie er erlöst werden kann, und der Beschwörer tut dies auch. Das Buch enthält acht Geschichten, in denen jeweils ein Geist seine Lebensgeschichte und die Ursache für seine Zwischenexistenz erzählt, meist verbunden mit einer abschließenden Bemerkung des Magiers, ob und wie er den Geist danach erlöst hat. Dazwischen gibt es "fachwissenschaftliche" Exkurse über das Wesen der Scyomantie, über Geister, Ursachen ihrer Unfähigkeit, ins Jenseits zu gelangen, Beschwörungstechniken und ähnliches. Ein sehr interessantes, optisch ansprechendes Buch. Mal etwas anderes.
Horst Stern: Mann aus Apulien
Ein Buch, das mir der Vater einer Mitschülerin als "Dauerleihgabe" vermacht hat. Ich hatte ihm gegenüber erwähnt, dass ich gerade im Lesesaal der hannöverschen Landesbibliothek den aufwändigen Reprint von "De arte venandi cum avibus" - "Die Kunst, mit Vögeln zu jagen" las. Das Falknerei-Buch des Stauferkaisers Friedrich II., über das auch heutige Falkner noch mit Ehrfurcht und Pipi in den Augen sprechen. Der Vater meiner Freundin wurde daraufhin auch von einer gewissen Wehmut erfasst, denn er hatte sich mit dem Mann während seines Studiums intensiv befasst. Und er meinte, ich müsse unbedingt diesen "Mann aus Apuliern" lesen. Jetzt habe ich es getan.
Es ist die Geschichte des Staufferkaisers Friedrich II., geschrieben aus seiner eigenen Perspektive. Friedrich ist inzwischen alt geworden, aber immer noch ein Freigeist, der mit der Kirche nicht viel am Hut hat, der mit islamischen Gelehrten korrespondiert, sich von klugen Menschen manch einen Nasenstüber gefallen lassen muss, aber selbst auch nicht zimperlich beim Austeilen ist und nicht unter falscher Bescheidenheit leidet. Mit Walter von der Vogelweide liefert er sich einen Schlagabtausch, lässt sich von Franz von Assisi in langen Gesprächen immer wieder als Antichrist beschimpfen. Neben der Philosophie sind es vor allem zwei Leidenschaften, die den Kaiser umtreiben: Sex, gern auch von hinten, und die Falknerei. In letzterer hat er sich durch sein Fachbuch "De arte venandi cum avibus" hervorgetan, und in diesem Buch tritt er sehr entschieden der damals unumstrittenen Autorität der Natur- und Geisteswissenschaften entgegen. Selbstbewusst legt er an zahllosen Stellen dar, wie und wo Aristoteles gepatzt hat. Denn der Stagirit hatte ganz eindeutig überhaupt keine praktischen Erfahrungen in der Falknerei, ganz anders als der Kaiser.
Es ist ein faszinierendes, spannendes und gedankenreiches Buch, das Horst Stern da geschrieben hat. Sprachlich auch top. Allerdings auch sehr modern. Ich glaube nicht, dass der historische Friedrich sio geschrieben hat. Sei's. Es ist jedenfalls ein gutes Buch. Lest es.
Wolfgang Schadewaldt: Hellas und Hesperien II
Ich liebe und verehre Wolfgang Schadewaldt, seit ich die ersten Aufsätze von ihm und seine Tübinger Vorlesungen über griechische Literatur gelesen habe. Hellas und Hesperien war für mich immer so ein Traumbuch, das ich unbedingt haben wollte, aber es war ja schon seit Urzeiten nicht mehr lieferbar. Im vergangenen Jahr dann der einmalige Glücksfall, dass ich gleichzeitig eine Menge Geld hatte und ein Antiquariat die Sammlung - beide Bände! - anbot. Klar, dass ich da zugegriffen habe. Den ersten Band, der auf 800 Seiten Schadewaldts Aufsätze zur Antike - Literatur, Philosophie, Geschichtsschreibung - enthält, hatte ich ja letztes Jahr auf Helgoland gelesen. Dieses Jahr war der zweite Band dran. Ein rund 850 Seiten starker Sammelband mit Aufsätzen über den Einfluss der Antike auf die Literatur und Kunst der Neuzeit, über Winkelmann als Wieder-Entdecker der griechischen Kunst, über Goethe, über Kleists "Zerbrochenen Krug" als bewusst konstruiertes Gegenstück zum "König Ödipus" des Sophokles, über griechische Theaterstücke auf der modernen Bühne und mehr. Geburtstagsadressen und Nachrufe auf die altphilologischen Größen seiner Zeit. Auch etwas Autobiographisches, eine Kindheitserinnerung über ein totes Reh, eine eher humorvolle Skizze über die "Metaphysik der Hundemarke". Eine schöne Sammlung, bei der einem echt das Herz aufgeht und die Brust weiter wird. Ein Buch, das ich niemanden mit schmutzigen Fingern berühren lassen werde.
Dave T. Morgan: Der Schrei des Feuervogels
Fantasyroman über drei junge, sehr ungleich veranlagte Brüder, die um die Freiheit ihres Landes kämpfen. Der Sohn des Nachbarkönigs ist offensichtlich von einem bösen Geist besessen und rückt mit gewaltigen Drachen heran, nachdem er die Heirat seiner Schwester mit dem ältesten der drei Prinzen verhindert hat. Der Focus liegt vor allem auf dem jüngsten Prinzen, der einer Hexe begegnet und danach ungeahnte Kräfte in sich spürt. Unter dem Schutz eines Phönix und mit der Fähigkeit, mit Drachen zu kommunizieren, hat er gute Chancen, den Krieg zu entscheiden. Außerdem hat der die Gabe, Tote wieder zum Leben zu erwecken. An der Seite einer Prinzessin aus einem Reitervolk macht er sich auf die Suche nach Antworten und greift schließlich in den Kampf ein. Ein spannender, gut geschriebener Roman. Und es gibt eine Fortsetzung. Die hole ich mir wohl demnächst.
Schnittergarn
Der Tod. Schwarze Kutte, mit Sense bewaffnet, spricht in Großbuchstaben. So kennt man ihn. Diese Anthologie zeigt den Gevatter einmal so, wie ihn noch keiner kennt. Als Burnout-Patienten, der einfach nicht mehr klarkommt mit seinem Job. Als gestressten Firmenchef, dem die Buchhaltung und der Computer das Leben schwer machen. Als Medienmuffel, der mit seinen Knochenfingern kein Touchpad bedienen kann. Als Familienvater, dessen nichtsnutzige Gören auch mal Menschen abholen möchten und dabei ein heilloses Chaos anrichten. Als Urlauber im Ferienparadies. Als überforderten Akkord-Senser. Als Verliebten. Als Opfer eines Psychiaters, der, statt sich widerstandslos abholen zu lassen, den Sensenmann erstmal mit der brutalstmöglichen Menge an Pillen vollstopft. Oder an Bord eines Raumschiffs, dessen durchgeschepperte Crew selbst Götter und Psychiater in den Wahnsinn treiben kann. Ganz sicher nicht todlangweilig. Eher zum Totlachen.
Tora und Propheten
Die Tora-Übersetzung von Moses Mendelssohn. Ein Meilenstein in der Geschichte der deutschen Juden, wichtiger Beitrag zur jüdischen Aufklärung im 18. Jahrundert. Den Text gibt es jetzt als Taschenbuchausgabe, etwas modernisiert und überarbeitet, also etwa heutigen "Luther-Bibeln" vergleichbar, die ja auch für den modernen Leser an heutige Sprachgepflogenheiten angepasst wurde. Die Übersetzung weicht etwas von gängigen christlichen Bibelübersetzungen ab, ist sprachlich sehr schön und angenehm zu lesen. Etwas Schwierigkeiten könnte bereiten, dass Mendelssohn in der Schreibweise der Namen nicht die gräzisierte/latinisierte Form benutzt, sondern die hebräische, also Beispielsweise Yaakow statt Jakob, aber das ist eine Frage der Gewöhnung. Das Buch ist nicht nach der bei Christen üblichen Kapiteleinteilung gegliedert, sondern in die Tora-Abschnitte, die im Verlauf des Jahres im jüdischen Gottesdienst gelesen werden. Dazu passend sind im zweiten Teil die Haftarot, also die zu den jeweiligen Tora-Lesungen gehörenden Stellen aus den Prophetenbüchern abgedruckt. Diese Übersetzungen sind neueren Datums, stammen also nicht aus Mendelssohns Feder. Insofern ist der Titel ein wenig irreführend, denn es sind nicht die Tora (die fünd Bücher Mose) und die Prophetenbücher, sondern nur die im Gottesdienst zu lesenden Propheten-Abschnitte. Abgesehen davon eine schöne Lektüre. Und die Bibel, egal in welcher Übersetzung, sollte sich ein gebildeter Mensch, egal welchen Glaubens oder Unglaubens, sowieso mal zu Gemüte führen.
Pablo de Santis: Das Rätsel von Paris
Klassischer Detektivroman trifft auf magischen Realismus. Ein unfassbar bezauberndes Buch über einen jungen Mann, der es schafft, Gehilfe eines der zwölf großen Detektive seiner Zeit zu werden. Streng logisch, und doch mystisch, abgründig, und doch erhebend. Jedesmal, wenn ich ein Buch Pablo de Santis' kaufe, denke ich: Okay, mal sehen, ob es etwas Neues gibt, eigentlich kenne ich ihn ja jetzt schon. Aber ich bin jedesmal aufs Neue gefesselt und fasziniert und entdecke immer wieder neue Welten. Zauber eben.
Worum geht es? Sigmundo Salvatrio hat schon von frühester Jugend an den berühmten Detektiv Craig bewundert. Craig war der einzige der großen Zwölf, der nie einen Gehilfen angenommen hat, doch nun schaltet er eine Anzeige und lädt junge Talente in seine Akademie ein. Die Ausbildung ist fordernd, machmal auch enttäuschend, und Sigmundo bleibt ewig nur der Zweitbeste, bis der Beste des Kurses bei der Aufklärung eines Verbrechens verunglückt. Meister Craig macht sich daran, seinen letzten Fall aufzuklären und findet den Mörder. Doch zurück bleibt ein dunkles Geheimnis.
Als anlässlich der Pariser Weltausstellung 1889 zum großen Treffen der zwölf Detektive eingeladen wird, ist es der junge Assistent, der anstelle seines Meisters nach Frankreich reist und auf die anderen elf berühmtesten Detektive der Welt und ihre Helfer trifft. Dann passiert das Unfassbare: Einer der Elf stürzt vom noch nicht eröffneten Eifelturm in den Tod. Mord? Die verbliebenen kriminalistischen Genies - und auch Sigmundo - nehmen die Ermittlungen auf.
Geradezu brillant sind die immer wieder eingestreuten kürzeren Erzählungen über spektakuläre Fälle, die durch einen der Zwölf aufgeklärt wurden, jeder einzelne hätte einen eigenen Roman verdient. Oder die manchmal geradezu metaphysisch anmutenden Theorien über Verbrechen und ihre Aufklärung. Oder die unterschiedlichen Ermittlungsmethoden der einzelnen Detektive, etwa die beinahe zen-hafte Suche des japanischen Kollegen nach dem "weißen Verbrechen". Oder die fachlichen Diskussionen um das "Rätsel des abgeschlossenen Raums".
Ich habe eigentlich kein großes Interesse am Genre des Detektivromans. Aber der hier hat mich gefangen. De Santis hat einfach Magie. Auch im streng logischen Milieu der Verbrechensaufklärer. Einzigartig.
Theda Perdue, Michael D. Green: Die Indianer Nordamerikas (Reclam)
Gute, sachkundiige, knapp gehaltene Überblicksdarstellung über die Geschichte der Indianervölker und ihrer Auseinandersetzung mit den Weißen der unterschiedlichen Nationalitäten. Kurz und gut zu lesen. Allerdings gibt es einen kleinen Etikettenschwindel zu rügen: Es geht nicht um Indianer Nordamerikas in dem Buch, sondern um Indianer im Bereich der heutigen USA. Kanada und Mexiko bleiben weitgehend außen vor.
Kerstin Groeper: Donnergrollen im Land der grünen Wasser
Historischer Indianerroman aus der Zeit, als die Spanier Amerika durchstreiften und auf der Suche nach Gold ganze Völker ausrotteten und versklavten. Erzählt wird abwechselnd aus der Persepektive der jungen Maisblüte, einer Jugendlichen aus dem Volk der Chatah / Choktaw, und des Machwao, eines Mannes vom Stamm der Menominee. Maisblütes Volk lebt in Mabila, im Süden der heutigen USA, und sie ist auserwählt als Maisjungfrau einer Zeremonie beizuwohnen, als die Nachricht von der Ankunft seltsamer Fremder ins Dorf kommt. Der Häuptling beschließt, ihnen entgegenzugehen, zusammen mit den Jungfrauen, um ordentlich Eindruck zu machen. Keine gute Idee, denn es kommt zu gewalttätigen Auseinandersetzung. Die meisten Krieger werden von den Spaniern getötet, die Frauen, darunter Maisblüte, werden versklavt, müssen für ihre neuen Herren arbeiten und werden ständig vergewaltigt.
Ich muss gestehen, dass mir die stereotypen Vergewaltigungsszenen bei Kerstin Groeper langsam ein wenig auf die Eierstöcke gehen. Von historischer Korrektheit muss mir keiner etwas erzählen, natürlich wurden gefangene Frauen im Krieg zu allen Zeiten vergewaltigt. Aber man kennt die Szenen inzwischen. Bei "Kranichfrau", der Geschichte einer Frau, die als Krieger zu leben beschlossen hatte, war es irgendwie noch ... hm, ja, spannend, möchte ich sagen, sie dann doch wieder auf ihre Weiblichkeit zurückgeworfen zu sehen. Aber die Szenen in Groepers Romanen sind inzwischen immer wieder dieselben. Ich möchte nicht zynisch klingen, aber vielleicht versteht ihr, was ich meine, wenn ich sage, sie hätte ihre Prärieblume lieber einmal richtig vergewaltigen sollen, und die anderen Male einfach zusammenfassen. Klasse statt Masse und nicht den ganzen Roman hinweg immer wieder das gleiche.
Okay, zugegeben, es gibt etwas Neues. Prärieblumes kleiner Bruder wird ebenfalls vergewaltigt. Von einem pädophilen Priester in den Hintern. Ja, das ist auch historisch korrekt, es gab und gibt sowas. Ist die Szene gelungen? Vielleicht. Ich finde sie widerlich, aber vielleicht ist die Stelle gelungen. Was total misslungen ist, das ist die weitere Entwicklung des Jungen. Wie kann die Autorin schreiben: "Damit begann für Nanih Waiya eine unvorstellbare Tortur, die ihm für immer die Kindheit und seine Unschuld nahmen (sic)" (S. 214) - und dann für die restlichen 440 Seiten nicht mehr darauf eingehen? Man merkt diesem Kind einfach nicht an, dass da etwas passiert ist. Ja, der Junge hat Angst vor den Spaniern. Und als sie ihm als Strafe für einen späteren Fluchtversuch einen Finger abschneiden, ist dies auch in dem Augenblick schlimm für den Jungen, aber es wird später kaum noch darauf eingegangen. Als der Junge später zu Machwaos Volk kommt, wird er ein ausgesprochen fröhlicher und eifriger Knabe und später ein tapferer Krieger und guter Jäger. Keine Albträume, keine Traumata, keine Sekunden der Erstarrung, keine Tränen. wenn ihn irgend eine Kleinigkeit an den Priester und sein Treiben erinnert, das den Jungen angeblich um seine Unschuld und um seine gesamte Kindheit brachte. Es ist einfach weg. Nein, ich glaube dieser Autorin diesen Jungen nicht.
Der Roman ist, wie immer bei Kerstin Groeper, gut recherchiert und fachlich fundiert. Das ist die ganz große Stärke dieser Autorin. Die Pockenepidemie, die Machwaos Volk zum großen Teil dahinraffte, die Informationen über Jagd, Handel, Landwirtschaft und Bräuche der unterschiedlichen Völker, all das ist akribisch und detailgenau nachrecherchiert und wiedergegeben, und an den Stellen, an denen sie etwas frei erfunden hat, passt es. Es sind einfach die Charaktere selbst, die ich ihr nicht glaube.
Julie Harris: Der lange Winter am Ende der Welt
Ein Flugpionier auf dem Weg zum Nordpol. Dummerweise stürzt er ab. Eine Inuit-Gruppe birgt ihn aus den Trümmern seiner Maschine, rettet sein Leben, auch wenn dafür ein zerschmetterter Arm amputiert werden muss, und nimmt ihn bei sich auf. John - oder, wie sie ihn nennen: "Floreeda", weil er im Fieber immer wieder nach seiner Heimat gerufen hat - verbringt 19 Jahre im ewigen Eis, heiratet, hat Kinder, wird sogar als Jäger trotz seines Handycaps recht erfolgreich. Er hat sich fast vollkommen mit seiner neuen Heimat abgefunden, als ein Schiff mit amerikanischen Soldaten herannaht. Sie wollen die Inuit evakuieren. Der zweite Weltkrieg hat begonnen. Floreeda/John wird von seiner Familie getrennt. Er macht sich auf die Suche nach seinen alten Verwandten und Freunden in Florida.
Moses Mendelssohn: Ausgewählte Schriften. Studienausgabe, Band II
Zweiter Teil der zweibändigen Werkausgabe. Teil eins hatte ich ja im vorigen Lese-Monat auf Helgoland bereits gelesen. Nun also der zweite Band, der Schriften zur Aufklärung und zum Judentum enthält. Außer der großen Schrift "Jerusalem" sind Mendelssohns Schriften zur Lavater-Affäre enthälten, sein Vorwort zu Mannasseh Ben Israels Schrift zur Rettung der Juden, ein Aufsatz über das jüdische Gebet Alenu und ein Text mit Proben rabbinischer Weisheit. Eine besondere Schrift, die eigentlich jeder gelesen haben sollte, der etwas zum Thema "Aufklärung" erzählen möchte, ist der Aufsatz "Was heißt Aufklären?", der fast zeitgleich mit dem berühmter gewordenen Aufsatz Kants "Was ist Aufklärung?" erschien. Beide Texte entstanden unabhängig voneinander, obwohl Kant und Mendelssohn in regem Austausch standen. Beide waren auch sehr neugierig auf den Ausatz des jeweils anderen.
Enthalten sind außerdem seine "Morgenstunden", Aufzeichnungen beziehungsweise die literarische Fassung von Lehrgesprächen, die Mendelssohn mit seinem Sohn, seinem Schwiegersohn und einem Freund über das "Daseyn Gottes" führte. Schließlich die Schrift, die Mendelssohn das Leben gekostet hat, seine Verteidigungsschrift, die er verfasste, als dem verstorbenen Freund Lessing von Jacobi vorgeworfen wurde, er sei Spinozist gewesen. Die Ehrenrettung Lessings war ihm so wichtig, dass der gesundheitlich angeschlagene Mendelssohn sich hinsetzte, sofort eine Verteidigungsschrift aufsetzte, sie selbst zur Druckerei trug ... Dabei zog er sich eine schwere Erkältung zu, die den ohnehin geschwächten Mann wenige Tage später dahinraffte.
Wie Band eins ist auch der zweite Band sehr ansprechend gestaltet. Vor jedem Aufsatz oder Buch gibt es eine Abbildung des Titelbildes und eine kurze Einführung mit Hinweisen zur Entstehung und zur Erstausgabe. Sehr schön ist, dass bei den Kontroversen auch die Texte mit abgedruckt sind, die Mendelssohns Gegner beziehungsweise Gesprächspartner verfasst hatten und die die Kontroversen ausgelöst hatten. Gerade bei der Lavater-Affäre. Man liest das heutzutage und fragt sich, wie es überhaupt zu einer solchen Anmaßung Lavaters kommen konnte. Und ob er eigentlich wusste, was er Mendelssohn damit antat, ihn so öffentlich zur Stellungnahme zu fordern. Wer sich klarmacht, wie gefährlich dünn das Eis war, auf dem sich der jüdische Philosoph bewegte, als er herausgefordert wurde, entweder das Christentum zu widerlegen oder, wenn er die Gründe für die Wahrheit des Christentums nicht widerlegen könne, "zu tun, was Sokrates getan hätte", der begreift auch, dass die Ringparabel Lessings eben nicht nur eine nette, herzerwärmende Geschichte ist.
Ein Kommentarteil wäre noch ein Sahnehäubchen auf der Werkausgabe gewesen. Aber auch so ist sie eine Fundgrube und ein gutes Stück Literatur. Sehr schön.
Der letzte Turm vor dem Niemandsland
Donnerwetter. Das war eine Anthologie, die mich echt überrascht hat. Vor allem, weil es sich nicht um eine Themen-Anthologie handelte. Das Motto "Nur die Geschichte zählt", das sich Michael Schmidt und fantasyguide.de, die für diese Sammlung verantwortlich zeichnen, ist in diesem Falle tatsächlich Programm. Es ging nicht um Genres oder Themen, sondern darum, eine gute Geschichte zu schreiben. Nur fantastisch sollte es halt sein. Im weitesten Sinne. Das kann gruselig sein wie in Lisanne Surborgs Geschichte "Die Puppe mit dem blauen Kleid" - absolute Gänsehaut - oder auch böse und morbid wie in Andreas Flögels "Im Dienst des Wardens", die erst als poppige Batman-Parodie daherkommt und dann bitter-blutiger Ernst wird. Schräg und gar nicht so abwegig ist die Story vom Planeten "Couch-Potato", in dem Ellen Norten der Erde ein fettleibiges und unsportliches Horoskop stellt. Ins Western-Milieu entführt Xander Morus seine Leser mit "Das Grab am Canyon", und Christel Scheja lässt eine junge Elfe als Grabräuberin auf eine gefährliche Leiche und ein besonderes Schmuckstück treffen. Es gibt Kriminalfälle mit magischer Auflösung, kämpfende Barbaren, stolze Ritter und tollpatschige Magier auf der Drachenjagd. Und ein Ehepaar, das beinahe ewig leben kann - wenn es nur rechtzeitig in andere Körper umsteigt. Eine sehr gelungene Sammlung. Empfehlenswert.
Nadine Boos: Tanz um den Vulkan
Teil 17 der Reihe "Die neunte Expansion". Endlich ein Wiedersehen mit Trixie aus "Der Schwarm der Trilobiten", einem meiner Lieblingsbücher aus der Reihe, und mit dem seltsamen Unterwasservolk, das sie kennen gelernt hat. Trixie ist inzwischen die neue Matriarchin. Ihre Mutter gilt als tot, hat sich aber in Wirklichkeit in den Untergrund zurückgezogen und baut einen neuen Geheimdienst auf. Und ihre Großmutter, die alte Spinne, spinnt schon wieder Intrigen, woraufhin Trixie sie, zusammen mit der Großmutter ihres Mannes, kurzerhand auf eine Expedition ins All schickt. Dann bricht in den Meeren des Planeten Andesit plötzlich eine Seuche aus. Erneut ein sehr gut geschriebenes, freches Abenteuer mit gut ausgearbeiteten Völkern und Charakteren. Sehr schön.
Holger M. Pohl: Jene, die sich nicht beherrschen lassen
Pelungart, der letzte noch lebende Hoc, macht sich auf die Suche nach seinen Vorfahren. "Jene, die sich nicht beherrschen lassen", das Urvolk, hatte vor Äonen den geheimnisvollen Hondh eine bittere Niederlage beigebracht. Sie waren die einzigen, die die fremden Eroberer jemals zum Rückzug zwangen. Doch im Lauf der Jahrtausende waren die Hoc-Vorfahren ein wenig zu selbstsicher geworden. Einer von ihnen stellt fest, dass ihre Heimat inzwischen von Hondh-beherrschten Welten umzingelt und völlig abgeschnitten ist. Er fasst einen Plan, den Hondh erneut, diesmal endgültig, entgegenzutreten. Das Volk teilt sich in drei Teile, strebt auseinander, und die Angehörigen nehmen vollkommen unterschiedliche Entwicklungen. Erst nach einem unvorstellbar großen Zeitraum, in einer Zeit, als der Sieg und das Urvolk nur noch Legenden sind, werden den Wesen Informationen preisgegeben, die irgendwann zum Untergang der Hondh führen könnten. Spannend und gut konstruiert. Die Hoc gehörten sowieso zu einem der interessantesten Völker dieser Welt. Eine kleine Anmerkung allerdings zu dem Jahrtausende überspannenden Plan an dem unendlich viele Generationen arbeiten: Nach menschlicher Erfahrung ist es schon eine große Leistung, ein Projekt durchzuführen, das mehr als eine oder zwei Generationen überspannt. Wir haben es in den letzten 10.000 Jahren nicht geschafft, auch nur einen einizigen Plan über die gesamte Geschichte des Homo sapiens hinweg zu verfolgen. Ich glaube einfach nicht, dass man ein Projekt, bei dem obendrein kein einziger mehr die Zusammenhänge kennt, über einen solchen Zeitraum durchhalten kann. Naja, Menschen können es jedenfalls nicht. Aber vielleicht können es ja "Jene, die siuch nicht beherrschen lassen."
William Faulkner: Absalom, Absalom!
Südstaaten-Epos und großer Klassiker der amerikanischen Literatur. Interessante, stellenweise vertrackte Erzählweise, sprunghaft und verworren, auf mündlichen Berichten beruhend, und richtig klar wird einem das, was da passiert ist, erst am Ende. Dabei aber in einem sehr lesbaren und eingängigen Stil geschrieben.
Erzählt wird die Geschichte eines Mannes, der plötzlich zusammen mit einer Horde Schwarzer und einem Architekten in einer Kleinstadt auftaucht, von den benachbarten Indianern Land erwirbt und beginnt, zu roden, ein Haus zu bauen und ein Gut aufzubauen. Als er sich so eingerichtet hat, wirbt er um eine Honoratiorentochter und heiratet sie. Er bekommt einen Sohn und eine Tochter von ihr. Allerdings taucht irgendwann ein älterer Sohn aus erster Ehe auf, den der Vater wohl erkennt, aber erstmal nicht outet. Beide Sohne freunden sich auf der Uni an, schließlich verliebt sich der ältere Sohn in die Tochter, eine Heirat steht an ...
Interessant ist, wie die Familiengeschichte nur langsam und scheibchenweise an die Oberfläche kommt. Der Vater versucht, die Beziehung zu hintertreiben, ohne sich zu dem ältesten Sohn zu bekennen. Schließlich offenbart er dem jüngeren Sohn doch, dass dessen bester und vergötterter Freund gleichzeitig sein Bruder ist. Dies verzögert die Sache zwar, aber die Freundschaft ist trotzdem sehr stark. Und als beide auch noch zusammen in den Krieg ziehen und lebend zurückkommen, macht der jüngere seinem älteren Bruder das Angebot, er könne die Schwester doch noch haben, er selbst wolle wegsehen und über den Inzestskandal schweigen. Aber dann packt der Vater sein letztes Argument gegen die Ehe aus: Er verrät, warum er seine erste Frau verlassen hat: Sie hatte, was er bei der Heirat nicht wusste, einen Schwarzen unter ihren Vorfahren. Der älteste Sohn ist nur zu 15/16 weiß. Inzest ist ja Pillepalle. Aber kein Südstaatler hätte es damals ertragen, einen Schwager mit "Negerblut" in den Adern zu haben. Es kommt zum tödlichen Kampf zwischen den Brüdern. Ach ja, und der Rest der Familie kommt dann auch noch um ...
Groß angelegte Handlung, beeindruckende Geschichte, und wenn man sich erstmal in den etwas eigenwilligen Erzählstil hineingefunden hat, auch ein großartiges Literaturerlebnis. Macht Arbeit, aber es lohnt sich.
Carl Siegfried: Philo von Alexandria als Ausleger des Alten Testaments
Reprint eines Buchs aus dem 1875, etwas altertümlich geschrieben, aber recht lesbar. Der Autor beschreibt und analysiert Philos allegorische und metaphorische Interpretation der Tora. Die Methode Philos war damals wohl recht neu. Der Autor legte so ziemlich alles, was in der Bibel stand und nicht mit Logik und gesundem Menschenverstand vereinbar wahr, als bildlich gesprochen aus. Ein Beispiel: Wenn Gott zu Abraham sagt, er solle das tun, was seine Frau Sara sagt, dann ist das ja eigentlich ein Widerspruch zu der nach dem Sündenfall ergangenen Anweisung, dass die Frau dem Manne untertan sein soll. Philo löst das Dilemma auf, indem er sagt, Sara sei in diesem Falle nicht als die konkrete Ehefrau des Erzvaters aufzufassen, sondern als die Verkörperung der Weisheit. Gott habe also in Wirklichkeit gemeint, Abraham solle der Weisheit folgen.
Das Buch ist reich an Beispielen und bietet auch eine lange Liste von Tieren, Pflanzen, Mineralien und mehr, die Philo in seinen Werken erwähnt hat, nebst der Bedeutung, die er ihnen beilegte.
Sehr interessant und lesenswert ist der zweite Teil des Buchs, in dem Carl Siegfried die Wirkung Philos auf zeitgenössische Autoren und spätere Generationen schildert. Besonders bei Paulus und den Kirchenvätern lässt sich ein großer Einfluss Philos nachweisen. Hochinteressant.
Susanne Schnitzler: Tödliche Geheimnisse
Kapitänin Jane Kneifel hat eine besondere Reisegruppe an Bord ihres Raumschiffs: Sie bringt Leute zum Planeten Nonterrabat, die als Agenten für die Hondh arbeiten wollen. Getarnt ist das Ganze als Wellnesstour. Und dummerweise ist auch noch ihr Exmann mit an Bord. Es passiert ein Mord, und der Mentalfeldgenerator, der die Planetenbewohner zu stillen, gehorsamen Sklaven der Hondh machen soll, fällt aus. Außerdem taucht Wurm wieder auf und greift in das Geschehen ein. Eine interessante Agenten-Story, humorvoll und voller Anspielungen.
Katja Bulling: Salz der Götter
Fantasyroman, der in der Aufmachung etwas ägyptisch anmutet. Die handelnden Personen und Völker dagegen erinnern eher an eine klassische ans Mittelalter angelehnte Fantasywelt mit Naturvölkern, einfacher Landbevölkerung und Städten mit Märkten und Mauern.
Die Heldin ist eine Art Priesterin/Seherin, die in Träumen die Zukunft beziehungsweise gegenwärtige Bedrohungen sehen kann. Die Geschichte beginnt mit einer solchen Vision. Die Protagonistin sieht die oberste Visionärin auf grausame Weise sterben. Zusammen mit dem Sohn ihres Dorfobersten, einem jungen Mann, in dem mehr steckt als auf den ersten Blick erkennbar, macht sie sich auf den Weg zur obersten Visionärin. Und muss feststellen, dass es tatsächlich eine furchbare Bedrohung für ihr Land gibt. Einen machtgierigen Magier, der furchtbare Dämonen herausbeschwört. Doch die junge Frau ist nicht ganz wehrlos. In einer geheimnisvollen Höhle findet sie ein seltsames Pulver mit magischen Kräften - das Salz der Götter.
Ordentlich erzählte, vielleicht etwas vorhersehbare Geschichte. Vielleicht hätte die Autorin sich ein wenig mehr Raum für die Beschreibung der einzelnen Völker nehmen sollen (gerade über die Dämonenbeschwörer hätte ich gern mehr erfahren), und auch über die Herkunft des Salzes und über seine Kräfte hätte ich gern mehr gelesen. Aber nicht schlecht gemacht.
Dezember
Tino Fellenberg: Das Jardonische Werk
Berufliche Lektüre: Der Autor stammt aus Gardelegen, und ich habe für die Volksstimme einen Artikel über ihn geschrieben. Die Online-Version findet ihr hier.
Elvira Reck: Zehn goldige Märchen
Ja, diese Sammlung ist wirklich goldig. Es sind kurze Märchen, die sich gut zum Vorlesen auf der Bettkante eignen und auch für ganz kleine Kinder eine gute Unterhaltung bieten. Die Märchen sind alle sehr lieb, Albträume wegen schauriger Bösewichte und Ungeheuer sind nach dem Vorlesen nicht zu befürchten. Mein absolutues Lieblingsmärchen war die Geschichte von dem Teddybärendorf: Die Bärchen waren eigentlich ganz lieb und freundlich, aber nun erhalten sie keinen Besuch mehr. Denn ein Teddybär hatte versehentlich einen giftigen Pilz gefressen und dann einen Besucher in den Po gebissen ... Sehr niedlich. Schön war auch die Geschichte vom Drachen, der in eine Schnecke verwandelt wurde. Ein Hinweis noch: Die Information auf dem Titel stimmt nicht ganz. Nach einigem Quängeln der Leser oder Zuhörer lässt sich nämlich die Autorin erweichen und gibt eine Zugabe. Es sind also in Wirklichkeit elf goldige Märchen. Und das goldig auf dem Titelblatt stimmt. Ganz bestimmt.
Cornelia Funke: Hinter verzauberten Fenstern
Liebenswürdige Weihnachtsgeschichte über einen zauberhaften Adventskalender. Julia ist stinksauer: Während ihr kleiner Bruder Olli einen echten Adventskalender mit Schokolade erhält, hat die Mutter ihr nur ein albernes Pappding mitgebracht. Darauf ist ein Haus abgebildet mit 23 Fenstern und einer Tür. Aber als Julia lustlos das erste Fenster öffnet, merkt sie, dass sie es nicht mit einem gewöhnlichen Kalender zu tun hat. Hinter den Fenstern sind echte Zimmer mit echten Bewohnern. Dort leben ein genialer Flugmaschinen-Erfinder, Elfen, Zwerge, ein Riese, ein richtiger, wenn auch hässlicher Prinz ... Allerdings stellt Julia, die es schafft, in die Kalenderhaus-Welt einzutreten, auch schnell fest, dass dort nicht nur ungetrübte Heiterkeit herrscht. Der König der Kalenderwelt ist alt, senil und vergesslich geworden, und sein Berater, der immer mehr Macht an sich reißt, will die alten Bilderkalender zerstören und eine Welt voller Schokokalender errichten ... Nette, kindgerechte Begleitung durch die Adventszeit, eignet sich gut zum Vorlesen auf der Bettkante. Aber es ist kein in 24 Geschichten-Portionen eingeteiltes Kalender-Buch, sondern eine durchgehende Abenteuer-Geschichte, wie man vielleicht bei dem Thema erwarten könnte.
A.A.Milne: Winnie Puh (Traduizione di Luigi Spagnol)
Eine kleine Tradition bei mir: Jedesmal, wenn ich ein fremdes Land bereise, bringe ich mir Winnie the Pooh in der Landessprache mit. Diesmal führte mich die Reise nach Italien. Nach drei Vierteln meines Sprachkurses in Bologna konnte ich der Buchhändlerin nicht nur in fließendem Italienisch erklären, was ich wollte, ich habe das Buch auch ohne Probleme lesen können. Klar, kein Kunststück, wenn man die deutsche Fassung auswendig kennt ...
Ida von Hahn-Hahn: Sibylle. Eine Selbstbiographie (e)
Das Ganze ist keine Autobiographie der Verfasserin, wie man vielleicht aus dem Untertitel schließen könnte, sondern ein Roman, in dem die Ich-Erzählerin Sibylle von ihrem Leben berichtet. Ein paar autobiographische Züge mag es aber haben, vor allem die Hinneigung oder das große Interesse der Heldin für den Katholizismus. Sibylle ist eine junge Frau aus begüterten Verhältnissen, die Eltern haben ein kleines Gut in Mecklenburg. Es gibt eine ältere Schwester, die zu Beginn des Romans gerade das heiratsfähige Alter erreicht hat. Deren Vermählung mit einem jungen Mann namens Paul steht unmittelbar bevor, als sie erkrankt und stirbt. Die jüngere, noch kindliche Schwester, hatte sich aber schon immer für Paul interessiert und ihn vergöttert. So kommt irgendwann die Heirat zwischen Paul und Sibylle zustande. Allerdings lernt sie bald, dass Paul ihr jeden Wunsch von den Lippen abliest und in ihren Händen wie Wachs ist. Paul reist mit ihr nach England und Italien, schenkt ihr alles, was sie nur begehrt, aber gerade darum beginnt die Frau, die sich nach und nach zu einer argen Verschwenderin entwickelt, ihn zu verachten. Überhaupt scheint es mit der Liebe nicht weit her zu sein bei Sibylle. Die Diagnose eines Dichters und Frauenschwarms, der bei ihr nicht landen kann, ist eindeutig: Sibylle ist absolut kopflastig, sie kann nicht lieben. Ehrgeiz entwickelt sie, das ja. Als Paul stirbt und der Dichter sie umgarnt, glaubt sie, ihn dauerhaft fesseln zu können und heiratet ihn. Mit dem Erfolg, dass er nach seiner ewig langen Werbung das Interesse an dieser kalten Frau verliert und sie betrügt. Einen von ihr hochgeschätzten Musiker und frommen Katholiken, den sie verehrt und über alle anderen Menschen in ihrer Umgebung achtet, beinahe anbetet, stößt sie vor den Kopf, als sie ihm endlich nach Jahren gemeinsamer Studien und Reisen entlockt, dass er sie liebt. Denn sie - kann nicht lieben. Zuletzt passiert es ihr, dass sich ein junger Graf, den sie eigentlich mit ihrer Tochter vermählen will, in sie verliebt. Sie gibt ihm den Laufpass, und die Tochter, die sich ungeliebt sieht, stirbt kurz darauf an gebrochenem Herzen. Hört sich nach einem üblen Machwerk an, ist aber gar nicht schlecht geschrieben. Ein Bildungs- und Entwicklungsroman mit einer weiblichen Heldin, vielleicht auch ein bisschen mit einem weiblichen Faust. Und um Längen besser als das kurz danach erschienene Buch "Von Babylon nach Jerusalem", das ich im Oktober gelesen habe. Nicht schlecht und sehr interessant.
Tschingis Aitmatow: Du meine Pappel im roten Kopftuch
"Dschamilja" soll ja die schönste Liebesgeschichte der Welt gewesen sein ... Aber die Pappel mim roten Kopftuch ist auch nicht schlecht. Erzählt wird die Geschichte eines Lastwagenfahrers, der sich in ein Mädchen aus einem Dorf verliebt. Das Mädchen ist von ihrer Familie bereits an einen anderen Gemahl verhandelt worden, doch folgt es dem LKW-Fahrer, und beide heiraten. Ein Sohn wird geboren, alles könnte perfekt sein. Bis sich der Mann auf Alkohol und auf einen Seitensprung mit der Fahrdienstleiterin einlässt und dadurch Frau und Sohn verliert. Erst viel später trifft er sie an einer Station an einem Gebirgspass wieder ...
Hörspiel/Hörbuch
Jan Tenner Classics 10: Der verrückte Professor
Das erste Auftreten des irren Wissenschaftlers Professor Zweistein. Er entführt Professor Futura und stiehlt dessen Serum. Mit der Chemikalie entwickelt er riesige Saurier, die er auf die Menschheit loslässt. Über einen Radiosender verbreitet er sein Ultimatum: Entweder man übergibt ihm die Herrschaft, oder seine riesigen Dinosaurier greifen Westland an. Außerdem droht er damit, Professor Futura in einen geistigen Krüppel zu verwandeln. Gut, dass Jan und Laura in die Produktion des Serums eingeweiht sind. Laura injiziert Jan eine Version des Serums, das ihm Flugfähigkeit verleiht und seine Haut hart wie Diamant und undurchdringlich für Saurierbisse macht. Damit kann Jan die Riesenechsen besiegen. Etwas unlogisch ist allerdings, dass Jan und Laura, als sie zu einer versteckten Hütte fliegen, in der der Professor gefangen gehalten wird, Schutzgürtel mit Magnetfeld tragen, um sich vor Schüssen der Verbrecher zu schützen. Warum lassen sie sich nicht einfach wieder eine diamantharte Haut wachsen wie beim ersten Flug mit dem Serum? Die Gürtel jedenfalls erweisen sich als böse Falle, denn Zweistein schaltet beim Eindringen der beiden Retter einen riesigen Magneten ein, und Jan und Laura kleben hilflos wie halb-breitgeschlagene Fliegen an der Wand ... Gefallen hat mir, dass der General diesmal seine große Chance hat und nutzt. Er rettet Jan, Laura und den Professor und muss dafür am Ende auch ausnahmsweise nicht die Späße der Helden über sich ergehen lassen. Zweistein allerdings entkommt und bleibt als weitere Bedfrohung erhalten. Ordentliches, spannendes Abenteuer, sehr nett.
© Petra Hartmann
Jahresrückblick I: Januar bis März 2018
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