Brita Rose-Billert: Sheloquins Vermächtnis
Brita Rose-Billert Skwahla Squamish Indianer
Sheloquin ist ein alter Indianer, der einen unglaublich schönen Flecken Land besitzt. Ein weißer Unternehmer namens Barn will das Land haben, macht zunächst finanzielle Angebote, dann folgen Drohungen, schließlich wird der alte Mann, der nicht verraten will, wo er die Besitzurkunde versteckt hat, zu Tode gefoltert.
Die Besitzverhältnisse sind zunächst unklar, der Stammesrat tagt. Wäre der alte Mann ohne Erben gestorben, wäre das Land an den Stamm zurückgefallen. Doch es gibt einen Erben: Cody White Crow, dem Sheloquin vorausschauend längst die nötigen Papiere übergeben hatte. Und Cody ist wild entschlossen, das Land nicht an den weißen Immobilienhai zu verkaufen, sondern es für sein Volk unberührt zu bewahren. Allerdings bekommt Cody sehr starken Gegenwind aus den eigenen Reihen: Sein Stiefbruder David, ein Totempfahlschnitzer, würde das Land gern verkaufen, vor allem, da er damit rechnet, dass es sonst noch weitere Tote geben wird. Eine Befürchtung, die nicht von der Hand zu weisen ist. Inzwischen ist längst ein Auftragskiller engagiert und versucht herauszufinden, wer Sheloquins Erbe ist.
Der Roman vereinigt eine spannende Abenteuer-Handlung mit Informationen über die Lebensweise der Skwahla. Cody ist ein Mensch, der die alten Traditionen achtet und sehr eng mit der Natur und den Bergen verbunden ist. Er glaubt auch fest an die "kleinen Leute", die am Stolo-Fluss leben, und ist überzeugt, dass sie es sind, die ihn beschützen, als er vor dem Auftragskiller Share und seinen Kumpanen flüchten muss. Unterstützung erhält er außerdem von der jungen Montaya Sun Road, einer Sqamish-Indianerin und Anthropologie-Studentin, die im Museum in Vancouver arbeitet und Besucher über die Geschichte und Kultur der Küstenstämme aufklärt.
"Sheloquins Vermächtnis" ist gut geschrieben, die Handlung ist spannend, die Geschichte liest sich zügig und entwickelt beim Lesen einen gewissen Sog, sodass man das Buch erst wieder aus der Hand legen kann, wenn die letzte Seite erreicht ist.
Der Krimi-Teil allerdings weist einige Macken auf. So erscheint vollkommen unverständlich, warum Share so hartnäckig und gewalttätig gegen Montaya vorgeht. Der Mann will eigentlich nur von ihr wissen, wer der Erbe Sheloquins ist. Als die junge Studentin ihm wahrheitsgemäß erklärt, sie wisse es nicht, versucht er zunächst, sie zum Mitfahren in seinem Auto zu überreden. Dann folgt er dem Bus, mit dem sie fährt. Später überfällt er sie an einem Imbissstand und will sie in sein Auto zerren. Am Ende greift er sie an, als sie mit ihrem Freund Pat in dessen Auto unterwegs ist. Dieses Verhalten ist weder professionell noch logisch. Wieso sollte eine Sqamish-Indianerin, die in Vancouver arbeitet, etwas über Interna des Skwahla-Stammes, über die gerade erst die Ratsmitglieder informiert, aber eben nicht ganz informiert, worden sind, wissen? Von einem Profikiller sollte man erwarten, dass er unauffällig vorgeht und nur sein Opfer ausschaltet ...
Von einem Profikiller sollte man ebenfalls erwarten, dass er halbwegs zielsicher ist, Aber er schafft es das ganze Buch über nicht, auch nur einen einzigen Menschen zu erschießen. nicht einmal einen alten Angler, der bei unbewegtem Wasser wie auf dem Präsentierteller vor ihm liegt, während der Profikiller in aller Seelenruhe seine Waffe ausrichten und den Mann mit dem Zielfernrohr einmessen kann.
Auch die Art, wie der letzte Beweis gegen den Immobilienhai Barn auftaucht, erscheint absolut an den Haaren herbeigezogen.
Fazit: Krimi aus der Welt der amerikanischen Ureinwohner. Ein Plädoyer für die Rechte der Indianer und den Erhalt der Natur. Leichte Macken in der Krimi-Handlung, aber sehr spannend und lesenswert.
Brita Rose-Billert: Sheloquins Vermächtnis. Kanada-Roman. Hohenthann: TraumFänger Verlag, 2019. 196 S., Euro 9,90.
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© Petra Hartmann