Markus Brause: Die Wassertropfen Methode
Wasser - ein ganz besonderer Stoff steht im Mittelpunkt eines ungewöhnlichen Romans von Markus Brause. "Die Wassertropfen Methode" ist ein philosophisch-physikalisches, politisch-soziologisches Stück Literatur, irgendwo auf der Grenze zwischen Science Ficition, Krimi und einer Generalabrechnung darüber, was alles mit der Menschheit schief läuft.
Der Journalist Samuel Baxter ist davon überzeugt, dass Wasser eine faszinierende Angelegenheit ist. Doch als seine Freundin Sandra und ihr Arbeitgeber, der Forscher Professor Tati Weresim, ihn in ihr Geheimprojekt einweihen, kann er kaum glauben, was er erlebt. "Gravimetrisches Wasser" soll der Menschheit die Fähigkeit verleihen, sich ohne Zeitverlust von einem Punkt zum anderen zu bewegen. Es ist nicht direkt Teleportation, eher die Methode, mit der sich Lachse einen Wasserfall aufwärts bewegen, eine Ausnutzung der physikalischen Eigenschaften eines Wassertropfens, wie Weresim erläutert. Er lädt Baxter auf eine Reise durch die Welt ein. Ob auf Cocaplantagen in den Anden oder auf chinesischen Reisfeldern, ob in Tokyo, an der Wallstreet, auf der Akropolis oder in finnischen und deutschen Klassenzimmern, überall lernt Baxter Lektionen über Macht und Ohnmacht, Freiheit, Informationshoheit und Quellenfälschung, über den Wert des Lebens und die Art, wie Menschen miteinander umgehen.
Die Wassertropfen Methode - eine Herausforderung für BKA und BND
Viel Elend könnte die Wassertropfen Methode lindern, viel Aufklärung schaffen, doch in den falschen Händen sei seine Erfindung eine gefährliche Sache, begründet Weresim seine Informationsreisen mit dem gravimetrischen Wasser. Und Vorsicht ist tatsächlich geboten. Denn schon hat sich eine kleine Beamtin des Umweltministeriums an die Fersen des Trios geheftet, die mit der Entdeckung der gefährlichen Waffe ihrer Karriere endlich den nötigen Auftrieb verschaffen möchte. Und Lisa Filth ist selbst nicht ganz waffenlos: Ihr Anblick bringt den Hormonspiegel aller Männer zum Überkochen, sodass Innenministerium, BKA, BND und ein CIA-Satellitenfachmann sich auf die Jagd nach dem Professor machen. Beschattungsteams, Rasterfahndung und Satellitenbilder auf der einen Seite, ein kleiner blauer Wassertropfen auf der anderen, die Waffen sind denkbar ungleich verteilt ...
Ein spannendes und zugleich kluges Buch
"Die Wassertropfen Methode" ist ein sehr spannendes und zugleich sehr kluges Buch. Der Verfasser versteht es zu schreiben und hat einen scharfen Blick für Zusammenhänge, politische und wirtschaftliche Fehler, für die Machtpolitik großer Konzerne, für Gier, menschliches Elend und seine Ursachen. Das Buch zeigt ein buntes, kaleidoskopartiges Bild der Welt mit den Schattenseiten der armen und der reichen Länder gleichermaßen. Durch die eingeschobenen Kapitel aus Sicht der "Verfolger" bleibt das Buch spannend, sodass der Leser nicht nur die "gutmenschlichen" Belehrungen Weresims an Baxter, sondern auch eine detailreiche Großfahndung nach den ahnungslosen Reisenden miterlebt. Die Zeichnung der Personen fiel vielleicht nicht allzu intensiv aus: ein gütiger, weiser Professor, eine durchtriebene Karrierefrau, die ihre Reize zur beinahe tödlichen Waffe macht, ein paar hochqualifizierte und dennoch ihren Trieben hilflos ausgelieferte Männer. Und der junge Journalist mit seiner guten und klugen Freundin. Doch dies ist nicht unbedingt ein Nachteil, da im Vordergrund eindeutig die Weltprobleme und auf Seiten der Verfolger die Kriminaltechnik stehen.
Markus Brause will zu viel auf einmal
Einziges Manko des Buches, das von seinem hohen Tempo, den raschen Schnitten und den kurzen Kapiteln mit vielen Ortswechseln lebt: Der Verfasser will zu viel auf einmal. Vielleicht wäre die Botschaft noch etwas intensiver herübergekommen, wenn er sich auf die Hälfte der Schauplätze beschränkt und dafür die jeweilige Situation ausführlicher, mit mehr Hintergrund-Informationen und mehr Identifikations-Potential geschildert hätte. So geht vieles von diesen durchaus zu längerem Nachdenken anregenden Informationen im schnellen Durchrauschen des Reisefilms verloren.
Fazit: Ein spannender und engagierter Roman, einfallsreich und mit hohem Tempo geschrieben und sehr gut lesbar. Lesenswert.
Markus Brause: Die Wassertropfen Methode. Roman. Berlin: Zlotopol Verlag, 2010. 302 S., Euro 9,80.
© Petra Hartmann