Tanya Landman: Apache
Ein Jugendroman über den Kampf und den Untergang der Apachen: Spannend und sachkundig erzählt, störend ist allerdings manchmal die etwas schwülstige Sprache.
Der Jugendroman „Apache“ von Tanya Landman erzählt die Geschichte einer jungen Indianerin, die ihr Volk zwischen Mexikanern und Amerikanern aufgerieben sieht und nach dem Tod ihres vierjährigen Bruders beschließt, eine Kriegerin zu werden. Siki, die Heldin des Buches, ist 14 Jahre alt, als ihre Stammesabteilung - die „Black-Mountain-Apachen“ - im tiefsten Frieden überfallen wird.
Mexikaner metzeln Apachen nieder
Eigentlich waren sie nur ausgezogen, um Handel zu treiben, waren sogar eingeladen worden, doch während die Männer das Lager verlassen haben, stürmt eine Gruppe Mexikaner herbei und metzelt alles nieder. Der Tod des kleinen Bruders ist für die junge Frau vor allem deshalb besonders grausam, da ihm der Kopf abgeschlagen wurde. Dem Glauben der Apachen zufolge muss er nun im Jenseits ebenfalls ohne Kopf leben. Von nun an kennt Siki nur noch ein Ziel: Rache. Um den Mann zu töten, der Tazhi erschlug, schließt sie sich den Jungen an, die die Ausbildung zum Krieger absolvieren. Für das Mädchen, das für weibliche Arbeiten ohnehin kein Talent zeigte, beginnt eine harte Zeit, zumal der ruhmsüchtige Keste, der in der Ausbildung bereits weit fortgeschritten ist, jede Chance nutzt, sie zu demütigen, als „unnatürlich“ zu verhöhnen und ihr im Wettkampf durch unfaire Tricks und brutale Gewalt zu zeigen, dass sie zum Krieger nicht taugt. Doch Siki entwickelt sich zum wertvollen Mitstreiter in den Reihen der Apachen. Vor allem, da sie die Fähigkeit entwickelt, in Visionen Feinde aufzuspüren ...
Weibliche Krieger und Visionärinnen - in der Historie durchaus bekannt
Weibliche Krieger im indianischen Krieg gegen weiße Landräuber und Massenmörder - ein Thema, das schon zahlreiche Schriftstellerinnen fasziniert hat. Man denke nur an Nanata Mawatani und ihre Romane um „Weißer Vogel“ und die Lakota. Dass Indianerinnen durchaus in bis zur Häuptlingswürde aufsteigen konnten, belegen Frauen wie die Crow-Indianerin Woman Chief, und auch in den Reihen der Apachen gab es herausragende Kriegerinnen wie Lozen oder Gouyen. Vor allem von Lozen erzählt man sich wahre Wunderdinge über ihre Visionen und ihre Fähigkeit, feindliche Truppen zu orten. Die Inda-ce-ho-ndi („Enemies-Against-Power"), die im Glauben der Apachen eine große Rolle spielte und die sich in den übernatürlichen Kräften Sikis widerspiegelt, ist also nicht völlig aus der Luft gegriffen.
Frei erfunden, aber aufgrund historischer Tatsachen
Landman schreibt einen sachkundigen Roman, der von sorgfältiger Recherche über das Leben und die Kriege der Apachen zeugt. Dabei macht sie im Nachwort klar, dass es sich bei der Handlung selbst um eine Fiktion handelt. Stämme, Figuren und Ortsnamen sind erfunden. Historisch belegt sind allerdings Grundlagen wie das Massaker an Apachen, die zum Handeltreiben nach Süden gezogen sind, und der anschließende Rachefeldzug. Auch dass Apachinnen und ihre Kinder von Mexikanern gefangen und versklavt wurden, ist historisch belegt, ebenso wie ein gut geplanter Apachenangriff auf eine Siedlung, während die Männer gerade in der Kirche waren.
Ärgerlich: "salzige Tränen" und "rotes Blut"
Die Handlung ist spannend, die Motivation und Charakterisierung der Heldin und der weiteren Personen ist in sich stimmig und überzeugend. Unschön ist allerdings an einigen Stellen die etwas schwülstige, zum Klischee neigende Sprache. Manchmal gleitet Landmann bis ins Kitschige ab, zum Beispiel hier: „Tazhi und ich bewegten uns leichtfüßig, unsere Herzen waren unbeschwert und unsere Geister beschwingt, weil wir frei das Land durchquerten (...).“ (S. 10)
Warum müssen die Tränen, die jemand weint, immer „salzige Tränen“ sein, warum muss immer „rotes Blut“ vergossen werden? Und es darf bezweifelt werden, dass eine Indianerin wirklich ein Gemetzel an ihren Stammesgenossen folgendermaßen beschreiben würde: „Ein Schuss fuhr zuerst durch den Säugling auf ihrer Hüfte und blieb dann in Tehinehs weichem Herzen stecken. Ein Blutfleck erblühte auf ihrem ledernen Hemd - das mit einem Mal scharlachrot war - wie eine Wüstenblume.“ (S. 17) Die Heldin muss zusehen, wie Kinder in Stücke gehackt werden, und schwelgt in Farbspielen und Metaphern? Schwer vorstellbar, jedenfalls hätte ein schlichterer, ungekünstelter Ton einer jungen Apachenwaisen wohl besser zu Gesicht gestanden.
Auch ob sich eine Apachin selbst als Apachin bezeichnet hätte, ist fraglich. Die Bezeichnung stammt von dem Zuni-Wort für „Feinde“. Die Apachen selbst nannten sich Inde oder N'de, was soviel wie „Menschen“ bedeutet. Man hätte den Namen im Buch wenigstens thematisieren müssen.
Fazit: Ein spannendes Buch, das mit viel Sachkunde geschrieben wurde. Ein Lektor, der überschüssige Adjektive und Schwulst gerügt und den Text zur Nachbereitung noch einmal zur Autorin zurückgeschickt hätte, wäre dem Roman zu wünschen gewesen.
Tanya Landman: Apache. Carlsen-Verlag, 2010. 262 Seiten. Euro 14,90.
© Petra Hartmann