
Thorgal 34: Kah-Aniel

Enttäuschend. Mit "Kah-Aniel", dem 34. Band der Albenserie "Thorgal", hat die Geschichte offenbar die Talsohle erreicht. Auch der neue, nicht unbedingt uninteressante, aber gewöhnungsbedürftige orientalisch anmutende Stil, in dem das Epos um den Sternensohn und seine Familie sich präsentiert, kann nicht darüber hinweg täuschen, dass es eigentlich kaum etwas zu erzählen gibt in diesem Band. Der Inhalt ist dünn, die Erzählweise erneut durch lange Rückblenden und Vorgeschichten ungeschickt, und die Optik, nun ja, wie gesagt, gewöhnungsbedürftig.
Thorgal ist, nach seinen Abenteuern im Eismeer, auf der Suche nach seinem entführten Sohn Aniel in den Orient gelangt. In einer sehr langen Erzählung erfährt er nun also die Vorgeschichte der "Roten Magier" und macht sich daraufhin auf zur Festung dieser Leute. Währenddessen ist sein Sohn Aniel gar nicht abgeneigt, sich mit den Magiern einzulassen. Er erhält von ihnen Unterricht, genießt die Bildung, die er hier erwirbt, die Aufmerksamkeit und das Lob seines Lehrers. Überhaupt wirkt er erstaunlich frühreif, vor allem, wenn man bedenkt, wie kindlich die doch wesentlich ältere Schwester Lupine in der Parallelserie gezeigt wird. Die Roten wollen Aniels Körper haben, um ihn als Gefäß für die Wiedergeburt ihres Großmeisters zu nutzen.
Die Geschichte ist, wie bereits eingangs erwähnt, durch die unselige Häufung von Vorgeschichten-Erzählungen ziemlich ungeschickt dargebracht und stellt für den Leser eine harte Belastungsprobe dar. Abgesehen davon passiert nicht viel, außer dass Thorgal sich von A nach B begibt und die Festung gerade rechtzeitig erreicht, um das Ritual mitzuerleben.
Immerhin halten sich die sprachlichen Grausamkeiten diesmal in Grenzen, lediglich ein dass/das-Fehler (S. 5), woran man sich wohl heutzutage generell gewöhnen muss, und mal wieder eine Kasus-Verwechslung: "wir laufen in Konotorks ein, dem vorletzten Halt der Schwertboote" (S. 8). Ärgerlich, aber verglichen mit der schwachen Geschichte nur ein Nebenkriegsschauplatz.
Es ist wohl so, dass die Musik des Thorgal-Kosmos inzwischen vollständig in der herausragenden Kriss-de-Valnor-Serie spielt. Und es bleibt zu hoffen, dass Kriss irgendwann endlich wieder in die Hauptserie eintritt und in die schleppende Handlung eingreift. Immerhin ist Aniel auch ihr Sohn.
Fazit: Fade Geschichte, schlecht dargebracht. Schade.
Thorgal 34: Kah-Aniel. Text: Yves Sente, Zeichnungen: Grzegorsz Rosinski. Bielefeld: Splitter, 2014. 48 S., Euro 13,80.
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© Petra Hartmann