
D. W. Schmitt: Perlamith - Der graue Berg

Perlamith heißt die neue Welt im SF-Kosmos des Wurdackverlags. Dieter W. Schmitt legt mit "Der graue Berg" den ersten Band einer Serie vor, die laut Ankündigung mit einem Titel pro Jahr fortgesetzt werden soll. Zu Band 2, "Das Geflecht", ist auf der Verlagsseite bereits das Cover zu sehen.
Perlamith ist ein Sonnensystem, weit entfernt von der Erde, das vor einiger Zeit von Menschen besiedelt wurde. Interessant ist der Hintergrund dieser Besiedelung: Die Menschheit ist aufgrund ihrer extrem hohen Vermehrungsrate immer wieder gezwungen, sich neue Lebensräume zu erschließen. Hierzu bot ihr eine außerirdische Rasse, deren Angehörige Yasemi genant werden, die nötigen Schiffe an. Bedingung: Die Menschheit dürfe niemals eine eigene Raumfahrt entwickeln. Die friedliebenden und äußerst sensiblen Yasemi hoffen so, die kriegerischen Menschen halbwegs ruhig zu halten (Sehr schön der Zug, dass Yasemi, die sich für ihr Volk opferten und ein Raumgefecht führten, anschließend alle traumatisiert sind und nie wieder so leben können wie vorher.)
Aber das sind noch die Ziem, eine genau so alte außerirdische Rasse, die mit den Yasemi einen Pakt hat. Im Perlamith-System treffen die Interessen aufeinander. Nach und nach wird klar, dass der furchtbare Krieg zwischen dem vierten Planeten - dem von Militärs beherrschten Rogamar - und dem von einem gewählten Präsidenten regierten fünften Planeten Menz ganz andere Hintergründe hat, als die Menschen ahnen. Mittendrin: Der Agent Jev, der einen geheimen Auftrag ausführen soll, aber noch nichts Konkretes darüber weiß. Auf dem Planeten Karhenan schließlich, am Grauen Berg, soll die Rettung liegen - die Rettung vor einer Bedrohung, die Menschen, Yasemi und Ziem gleichermaßen auslöschen kann.
Perlamith - komplexe Welt mit viel Potential
Dieter Schmitt schafft es, mit seinem Perlamith-System eine interessante und komplexe neue Welt zu schaffen. Zunächst ist es noch verwirrend, sich auf den verschiedenen Planeten zurechtzufinden und die Namen zuzuordnen (Hilfreich: das Glossar auf der Umschlag-Klappe). Doch bald gewinnen die handelnden Personen an Kontur. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Schilderung der politischen Strukturen und verhörtechnischen bzw. ermittlungstechnischen Arbeit auf Menz sowie auf den Profilen des Präsidenten und seiner Spezialisten.
Jev selbst, der Träger des Haupt-Erzählstrangs, bleibt dagegen über weite Strecken schattenhaft, zumeist sind es mehr seine Gesprächspartner und Weggefährten, die die Faszination auf sich ziehen. Da ist der geheimnisvolle "Lateral-Mönch" Mericon, der "zufällig" im Flieger neben ihm sitzt und sein ganz eigenes Interesse an Jev und Perlamith hat. Da ist die verstümmelte Ana-Sirina, eine faszinierende Persönlichkeit, deren Gedanken-Gespräche mit Jev fast als lyrisch zu bezeichnen sind und einen Höhepunkt des Buches ausmachen. Da ist die Boutique-Besitzerin Ellanka, mit der Jev sehr intensive Gespräche über Ana-Sirina führt. Und schließlich ist noch die Agentin Alina, die ihre Reize einsetzt, um Jev zu verführen, und sich dabei unversehens in ihre Zielperson verliebt.
Das Buch ist spannend geschrieben und lässt sich leicht und zügig lesen. Trotz des kriegerischen Themas liegt der Focus weniger auf Schießereien unf Kämpfen als auf der Charakterzeichnung und Aufklärungsarbeit. Insgesamt ein schönes Stück SF-Literatur, das man gern liest. Einziges Manko: Der böse Cliffhanger am Ende und der Umstand, dass es noch Monate dauert, bis es weiter geht. Aber man merkt dem ersten Buch an, dass der Autor viel Zeit darauf verwandt hat, und so sollte es auch bleiben ...
Fazit: EIn vielversprechender Auftakt zu einer neuen Serie. Lesenswert.
D. W. Schmitt: Perlamith. Der Graue Berg. Nittendorf: Wurdackverlag, 2011. 208 S., Euro 12,95.
© Petra Hartmann