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PetraHartmann



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Weihnachtsmärchen: Das goldene Fenster

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 24 Dezember 2023 · 304 Aufrufe
Weihnachten

Frohe Weihnachten wünsche ich euch. Habt ein schönes Fest und lasst euch reich beschenken. Ich hoffe, ihr seid alle gesund und habt über die Feiertage ein wenig Zeit zu Entspannen. Falls ihr noch keine Lektüre für ein paar nette Minuten unterm Weihnachtsbaum habt, hier kommt mein Weihnachtsmärchen für euch. Viel Spaß damit!

 

 

Das goldene Fenster

 

500 Teile. Das war schon etwas. Zugegeben: Sie wusste nicht ganz genau, wie viel 500 Teile eigentlich waren. Und wie viele Teile es überhaupt gab auf der Welt. Aber fünfhundert, das waren auf jeden Fall unheimlich viele. Fast soviel wie alle Teile auf der Welt, dachte sie.
Sophie schüttelte den großen Puzzlekarton und hörte, wie es im Inneren raschelte und rauschte. Sie musste ja doch schon ganz schön groß sein, wenn die Mutter ihr so ein großes und schweres Puzzle zutraute. „Ab 8“, stand auf der Packung. Dabei war sie doch erst sechs. Aber sie würde bald in die Schule kommen, und da war man ja schon fast so klug wie ein Achtjähriger, dachte sie.
Die Mutter atmete erleichtert auf, als sie sah, wie Sophie die Schachtel in den Händen drehte. Die ständigen bohrenden Nachfragen ihrer Tochter nach den Weihnachtsgeschenken und dem quietschrosafarbenen Einhornschlitten, den sie sich gewünscht hatte, waren in den letzten Tagen einfach nicht mehr auszuhalten gewesen. Hoffentlich würde das Puzzle mit den 500 Teilen die Kleine jetzt ein wenig beschäftigen. Es gab schließlich noch einiges vorzubereiten für das Fest, und das war nicht einfach, wenn man ständig über eine quirlige, neugierige Sechsjährige stolperte.
Rauschend ergoss sich die Flut der Puzzleteile auf den Fußboden von Sophies Kinderzimmer. „Pass auf, dass nichts verloren geht“, wollte die Mutter rufen, doch dann biss sie sich auf die Zunge. Besser, das Kind ganz allein lassen. Auf Zehenspitzen zog sie sich zurück, um weiter Geschenke einzupacken, während Sophie um sich herum Berge von bunten Pappstücken auftürmte.
Sophie betrachtete aufmerksam das Bild, das auf dem Deckel der Pappschachtel zu sehen war. Es war ein kleines gemütliches Holzhaus, von dunklen Tannen umgeben und tief eingeschneit von eiskaltem Pulverschnee. Ein Hirsch und ein Hase hockten im Vordergrund und sahen ihr freundlich entgegen, und neben dem Haus parkte ein großer Schlitten, der war mit vielen bunt eingepackten Geschenken beladen. Es war Nacht auf dem Bild, aber ein Fenster des Häuschens war hell erleuchtet, und ein warmer, freundlicher Lichtschein flutete ihr entgegen, das gefiel Sophie sehr. Wer dort wohl wohnen mochte? Beim Blick auf den großen Schlitten kam ihr schon ein gewisser Verdacht. Aber man konnte ja nie wissen.
Vor allen Dingen konnte man nie sicher sein, ob das Bild auf dem Deckel auch tatsächlich das gleiche war wie das auf den Puzzleteilen. Sophie hob prüfend eines der bunten Teile hoch. Pechschwarz war es. Mit zwei Zapfen und zwei Löchern. Ein klitzekleiner gelber Punkt war darauf. Das könnte ein Stück vom Himmel sein. Oder auch etwas von der Dunkelheit zwischen den Bäumen mit einer Schneeflocke, die zu Boden trudelte. Die bauten diese Puzzle ja absichtlich so, dass es nicht so einfach war. Da, noch ein schwarzes Teil. Und noch eines. Und da ein ganz weißes. Und ein braunes, das zu der Hütte gehören konnte. Oder zu einem Baumstamm. Oder zum Schlitten. Oder doch ins Fell des Hirschs? Sophie starrte auf das Bild. Da war ja fast alles schwarz oder blauschwarz und weiß und braun. Bis auf die bunten Pakete natürlich. Und dann war da noch der goldene Lichtschein aus dem Fenster. Von den vielen grünen Teilen, die um sie herum lagen passte natürlich keines ins Bild. Die musste sie erstmal umdrehen, damit sie die Vorderseite anschauen konnte. Und bekam prompt noch mehr braune, schwarze und schneeweiße Teile.
500 Teile, das war wirklich sehr viel, dachte Sophie. Aber dann entdeckte sie, dass zwei von den blauschwarzen Teilen noch zusammenhingen. Offenbar hatte hier die Kaputtschneidemaschine in der Puzzlefabrik nicht aufgepasst. Sophie grinste. Sorgfältig legte sie die beiden Puzzlestücke zur Seite. Das brauchte ja niemand zu wissen, dass sie das nicht allein herausgefunden hatte. Jedenfalls hatte sie jetzt einen Anfang. Ein Stück Sternenhimmel über der Hütte. Das war gut.
Sorgfältig suchte sie die Randstücke mit der geraden Kante aus dem Haufen heraus. Dann versuchte sie, den Rahmen des Bildes zusammenzulegen. Immer wieder schielte sie auf die Vorlage. Wenn man wusste, wonach man suchte, war es gar nicht so schwer. Die weißen Teile kamen nach unten, die schwarzen nach oben, und die grünbraunen an die Seiten. Langsam entstand ein Rechteck auf dem Kinderzimmerteppich. Sophie lehnte sich zurück und betrachtete stolz ihr Werk. Es sah noch nicht aus wie das Bild auf der Pappschachtel, aber man sah, dass sie sich Mühe gegeben hatte. Wieder studierte sie die Vorlage. Das kleine Holzhaus im Wald sah geheimnisvoll aus und wirkte sehr einladend. Wer da wohnte, der würde ihr bestimmt eine warme Tasse Kakao einschenken und ihr ein paar Weihnachtsplätzchen servieren, wenn sie in einer kalten Winternacht dort anklopfte ...
„Sophie? Mach doch mal Pause!“, rief die Mutter irgendwann aus der Küche. „Ich mache dir einen Kakao und Plätzchen.“
Beinahe widerwillig ließ das Mädchen seine Arbeit zurück. Ausgerechnet jetzt, wo sie zwei Schornsteinteile und etwas weißen Rauch zusammengesteckt hatte, sollte sie aufhören. Aber sie kam doch an den Küchentisch und trank brav ihren Kakao. Sogar drei Schokoladenkekse aß sie. Dann stand sie wieder auf und kehrte zu ihrem Puzzle zurück.
„Hallo, Sophie? Du fragst ja gar nichts?“, hörte sie die Stimme ihrer Mutter hinter sich. „Willst du denn gar nicht wissen, ob du den rosa Einhornschlitten bekommst?“
„Bekomme ich den rosa Einhornschlitten?“, frage Sophie.
„Ich weiß es nicht“, trällerte die Mutter. „Da musst du dich schon in Geduld fassen.“
„Ja dann“, sagte Sophie. Dann entdeckte sie ein Stück vom Geschenkeschlitten im Haufen der Puzzleteile. Aufgeregt stürzte sie sich darauf und schob es an die Stelle, an die es gehörte. Das sah schon mal nicht schlecht aus.
Bis zum Abend hatte sie schon zwei Bäume und den halben Hirsch fertig gepuzzelt. Und vom Nachthimmel hatte sie schon sieben zusammenhängende Teile gefunden. Das sah alles sehr düster aus. Aber wenn sie erst das helle Fenster eingesetzt hätte, dann würde das Bild genau so warm und freundlich aussehen wie das auf der Schachtel. Nur größer.
„Soll ich dir helfen?“, fragte ihr Vater beim Abendessen.
„Nein“, sagte Sophie entschieden.
„Und? Was meinst du, ob du wohl den rosa Einhornschlitten bekommst?“
„Da muss ist mich schon in Geduld fassen“, sagte Sophie. „Darf ich jetzt weiterpuzzeln?“
„Aber nur noch ein bisschen“, entschied die Mutter. Und Sophie ging an ihre Arbeit zurück.
Der schneebedeckte Waldboden vor der Hütte wuchs zusehends. Und wie der niedliche Hase sein Näschen krauste und vorwitzig zum Fenster hinüber lugte, das sah so schön aus. Jetzt konnte Sophie auch die ersten Geschenke auf dem Schlitten zusammensetzen. Und da waren ja auch lauter kleine Mäuse und Eichhörnchen, die auf den Paketen herumliefen und nachschauten, ob nicht etwas zum Essen darin war. Sophie lachte. Das gefiel ihr. Und der Haufen der unverbauten Puzzleteile wurde immer kleiner. Als die Mutter sie schließlich zu Bett schickte, waren der Himmel und der schneebedeckte Waldboden fertig. Und aus dem Schornstein der Hütte kam tatsächlich feiner, weißer Rauch wie Zuckerwatte. Sophie wollte noch gar nicht aufhören, aber am Ende ließ sie sich doch von der Mutter zudecken und beschloss, am nächsten Morgen noch vor dem Frühstück weiterzupuzzeln. Sie war sicher, dass sie noch vor Heiligabend fertig werden würde mit der Hütte. Und vor allem freute sie sich auf das gelbgolden leuchtende Fenster. Mit diesem Gedanken schlief sie ein und lächelte zufrieden im Schlaf.

 

*

 

Am nächsten Morgen war sie schon vor ihren Eltern wach. Sie beschloss, die ruhige Zeit vor dem Frühstück zu nutzen. Schön sah es aus, ihr Werk. Die Hütte nahm langsam Gestalt an. Der Stapel mit den braunen Teilen war schon deutlich kleiner geworden. Und das Loch in der Mitte wurde auch immer kleiner. Lange würde es nicht mehr dauern, bis sie das goldene Fenster einsetzen konnte. Ihre Wangen wurden vor Aufregung ganz heiß. Noch fünf Teile. Dann stutzte sie. Die fünf waren alle braun und sahen aus wie Teile einer hölzernen Wand. Aber es musste doch etwas dabei sein, das nach Gold und Licht aussah.
Sophie wunderte sich. Aber dann dachte sie daran, dass Puzzleteile manchmal ganz anders aussahen, wenn man sie richtig in das Bild eingefügt hatte. Erst wenn sie an der rechten Stelle saßen, ergab sich ein Zusammenhang, und das vollständige Bild würde sichtbar werden. Sie setzte das fünftletzte Teil ein. Passt, dachte sie. Das viertletzte. Passt. Das drittletzte. Passt. Und nun stand wohl endgültig fest, dass sie auf eine Katastrophe zusteuerte. Es kam nicht hin. Es reichte nicht. Da waren noch zwei Puzzleteile. Aber das Loch in der Mitte war so groß wie drei Teile. Sie setzte das vorletzte Teil ein. Dann das letzte. Enttäuscht starrte sie auf das Loch in der Mitte des Bildes. Das letzte Puzzleteil fehlte. Kein Fenster. Kein goldenes Licht, das in den dunklen Wald fiel. Vor Enttäuschung hätte sie beinahe das ganze Bild wieder auseinander gerissen. Das war einfach nicht gerecht! Dafür hatte sie zwei Tage so konzentriert gearbeitet? Ausgerechnet das Fenster fehlte. Das war so gemein.
Sie sah sich um. War das Teil vielleicht unter das Sofa gerutscht? Oder dort hinter die Kiste mit den Bauklötzen? Sie hob den Deckel der Schachtel hoch. Lugte unter den Teppich. Unter die alte Kommode. Nichts.
„Donnerwetter, du bist ja schon fast fertig“, sagte die Mutter, als sie kam, um Sophie zu wecken.
„Mmmja“, sagte Sophie. Da hatte sie nun fast 500 Teile verbaut, und ausgerechnet das letzte fehlte. Was kam vor 500? Bestimmt 400, dachte sie. 400 Teile hatte sie richtig zusammengesetzt, alle bis auf eins. Das war doch nicht gerecht.
Beim Frühstück war sie mürrisch und redete nicht viel. Sie fragte nicht mal nach dem quietschrosafarbenen Einhornschlitten, und das machte ihrer Mutter wirklich Sorgen. Aber noch mehr Sorgen machte die Mutter sich, als ihre Tochter sich nach dem Frühstück in ihr Zimmer zurückzog und anfing aufzuräumen.
Sophie kroch unters Bett und holte alle Stofftiere und das seit Wochen verschwundene Aufziehauto hervor. Alles, was sie fand, setzte sie ordentlich auf das Sofa. Aber was sie eigentlich gesucht hatte, fand sie nicht. Danach hob sie alle Kleidungsstücke auf, die auf dem Boden verstreut waren, legte sie ordentlich zusammen und packte sie in den Wäschepuff. Aber auch unter dem dicken roten Pullover lag kein Puzzleteil. Sie rollte den Straßenteppich zusammen. Nichts. Dabei war sie so sicher gewesen. Sie schob ihr Schaukelpferd zur Seite. Nichts. Und auch unter dem Märchenbuch und hinter der Spielzeugkiste lag das verschwundene Puzzleteil nicht. Nur das fast fertige Weihnachtsmann-Haus lag noch mitten im Zimmer auf dem Fußboden und schaute sie vorwurfsvoll an. Das Loch in der Mitte sah schlimm aus. Sophie schüttelte traurig den Kopf. Das helle Fenster war wohl nicht beim Ausschütten verloren gegangen. Wahrscheinlich hatten die Leute in der Puzzlefabrik beim Einpacken nicht aufgepasst. Und irgendwo saß jetzt ein kleines Mädchen vor einem 500-Teile-Puzzle, das versehentlich 600 Teile hatte, und baute ein Weihnachtsmann-Haus mit zwei hellen Fenstern. Beim Gedanken daran wurde Sophie richtig wütend. Wozu brauchte so ein fremdes Gör zwei Fenster?
Beim Mittagessen war Sophie noch viel schweigsamer als beim Frühstück. Die Mutter lobte sie, weil sie das Zimmer so schön aufgeräumt hatte. Und der Vater fragte, ob sie denn kein bisschen neugierig sei, was sie zu Weihnachten bekommen würde. Aber sie sagte nichts dazu.
Am Abend putzte sich Sophie ohne Aufforderung fünf Minuten lang die Zähne, zweieinhalb Minuten oben und zweieinhalb Minuten unten. Sie ließ sich von ihrer Mutter widerstandslos ins Bett bringen und zudecken. Morgen war ja Weihnachten, dachte sie, und je schneller sie einschlief, desto eher würde sie den Schlitten bekommen. Aber das helle Fenster im Weihnachtsmann-Haus ging ihr nicht aus dem Kopf, und sie grübelte beim Einschlafen noch lange darüber, was sie wohl hätte sehen können, wenn sie nur das letzte Puzzleteil gefunden hätte.
Vielleicht, nein, ganz sicher wohnte der Weihnachtsmann in der Hütte, und wie schön wäre es gewesen, dort draußen im Schnee zu stehen und durch das Fenster hinein zu lugen. Sie hätte ihn beim Einpacken der Geschenke beobachten können und beim Backen der Weihnachtsplätzchen und vielleicht sogar dabei, wie er den Plätzchenteig vom Finger abschleckte. Wie schön wäre es gewesen, wenn sie dort im Zimmer ihren Einhornschlitten entdeckt hätte. Und Nüsse und Lebkuchen und Marzipanbrote hatte er wohl auch in seinem Haus, und eine extra dicke rote Weihnachtskerze stand auf dem Tisch und spendete goldenes Licht ...
„Potz Himmel und Weihnachtsstern!“
Sophie schrak hoch. Wer hatte da eben geflucht?
Sie riss die Augen auf und kniff sie gleich wieder zusammen. Misstrauisch blinzelte sie zwischen halb geschlossenen Lidern ins Dunkel. Was war das? Dort, wo ihr Weihnachtspuzzle auf dem Boden lag, leuchtete ein goldenes Licht. Wo kam das her? Sophie nahm allen Mut zusammen, kroch aus dem Bett und schlich auf das helle Licht zu. Da war es. Ein dunkles Holzhaus mitten im Wald, ein Schlitten voller Geschenke. Sternenhimmel, dunkle Tannen und ein goldenes Licht, das aus dem Häuschen in den Schnee fiel. Das Weihnachtsfenster! Es leuchtete. Nein, nicht das Fenster, so viel sah Sophie jetzt. In der Holzwand des Häuschens war ein kleines, puzzleteilförmiges Loch, aus dem das Licht kam. Sophie hielt den Atem an. Konnte sie nun doch in die Weihnachtsstube blicken?
Doch als sie gerade das rechte Auge auf das Loch drücken und in die Hütte blicken wollte, erschrak sie.
„Zum Tannenbaum nochmal!“, fluchte eine helle Stimme. Dann tauchte ein Schatten in dem goldenen Licht auf. Eine winzig kleine Gestalt zwängte sich durch das Puzzlestein-Loch. Das Wesen trug einen spitzen schwarzen Hut und ein grünes Wams, dazu rote Stulpenstiefel und im Gürtel einen winzigen, schartigen Säbel, von dem etwas Rotes herunter tropfte. Das linke Auge war unter
einer schwarzen Augenklappe verborgen, und auf den schwarzen Hut war ein weißer Totenkopf gestickt, unter dem sich zwei Knochen kreuzten. Sophie hätte direkt Angst vor dem Wesen haben müssen, so böse funkelte es sie mit dem rechten Auge an. Aber es war nur so groß, dass es durch ein Loch in einem 500-Teile-Puzzle kriechen konnte, und darum war Sophie nicht ganz so ängstlich.
„Hallo?“, flüsterte sie. „Bist du ein Weihnachtself?“
„Hunderttausend Höllenhunde!“, fluchte das Wesen und zog den Säbel. „Du wagst es ...? Noch nie hat mich jemand so beleidigt. Weihnachtself! Har! Ich bin der Weihnachtszwölf! Sieht man das nicht? Du dummes Kind!“
„Entschuldige bitte“, sagte Sophie. Denn sie war ein sehr höfliches Kind. „Ja, natürlich, jetzt sehe ich es auch. Guten Abend, Weihnachtszwölf. Schön, dass du mich besuchen kommst.“
„Schön? Har! Das hat noch niemand zu mir gesagt. Harhar.“ Der Weihnachtszwölf ließ ein grausames Lachen hören. Dann fuchtelte er mit seinem Säbel, von dem es immer noch rot tropfte, vor Sophies Nase herum. „Ich bin gekommen, um Weihnachten zu rauben. Harhar. Immer um zwölf Uhr Mitternacht vor Heiligabend kommt der Weihnachtszwölf und stiehlt alle Geschenke, damit die Kinder weinen und das grässlichste Weihnachtsfest ihres Lebens bekommen. Am liebsten klaue ich bei Kindern, die mich nicht kennen.“
„Alle Geschenke!“, rief Sophie erschrocken aus. „Aber doch nicht meinen Einhornschlitten!“
„Oh doch, gerade Einhornschlitten nimmt der Weihnachtszwölf besonders gern mit. Da kann er nämlich die restlichen geklauten Geschenke draufpacken und – hui! – ab damit durch den Winterwald.“
„Ich war aber ganz artig“, sagte Sophie.
„Har! Das sagen sie alle!“, lachte der Weihnachtszwölf. „Dabei bist du geradegestern total unartig zu deiner Mutter gewesen.“
„Überhaupt nicht. Ich habe den ganzen Tag gepuzzelt.“
„Dann eben vorgestern. Und dein Zimmer ist auch nicht aufge... ähm ... Also, ich fange jetzt an mit dem Plündern. Wo steht der Weihnachtsbaum?“
„Im – im Wohnzimmer. Aber wir dürfen doch noch gar nicht hinein.“
„Harhar. Du vielleicht nicht. Aber ich bin der Weihnachtszwölf. Ich darf alles tun, was Kindern Weihnachten vermiest. Harharhar.“
Und schon lief der kleine Wicht zur Tür und rannte säbelschwingend über den Flur. Die Tür zum Wohnzimmer war zwar geschlossen. Doch der Weihnachtszwölf schwang einen eisernen Haken an einer langen Leine, schleuderte ihn dann zur Türklinke hinauf und kletterte nach oben. Als er durch das Schlüsselloch kroch, blickte er Sophie triumphierend an. Und plötzlich war es ihr egal, dass ihre Eltern ihr verboten hatten, ins Wohnzimmer zu gehen. Sie drückte die Klinke, riss die Tür auf und stürmte hinter dem Weihnachtszwölf her.
Ui, was war das für ein großer Baum. Dicke rote und goldene Kugeln schimmerten im Mondlicht, kleine Flittergoldengel und knuffige Tannenzapfenzwerge hingen an den Zweigen, Lametta baumelte herunter, und frisch aufgesprühter Weihnachtsschnee bedeckte die Nadeln. Und darunter, ach, unter dem Baum, da lagen viele Kartons und Päckchen in buntem Glitzerpapier, mit Schleifchen und Kräuselband verziert, und ein Paket war besonders groß.
„Tja, dann wollen wir mal“, sagte der Weihnachtszwölf. „Das erste, was man tun muss, um den Menschen Weihnachten richtig zu verderben, das ist, den Baum umzuwerfen. Harhar.“
„Oh nein, bitte nicht den Baum!“, jammerte Sophie.
Doch schon hatte sich der Weihnachtszwölf gegen den Tannenbaum gelehnt und begann zu schieben und zu drücken. Er presste sich mit aller Kraft gegen den Stamm. So sehr strengte er sich an, dass er vor lauter Eifer glühend rote Wangen bekam. Aber: Nichts rührte sich. Der Baum stand stolz und gerade und regte nicht einmal ein Zweiglein, so sehr sich der Weihnachtszwölf auch mühte und plagte.
„Hrmpf“, grummelte der Bösewicht. „Das ist aber auch ein besonders großer und schwerer Baum. Aber egal. Es wird reichen, wenn ich die Geschenke wegschleppe. Mit dem großen da hinten fange ich an. Harhar!“
„Aber das ist bestimmt mein Einhornschlitten!“
„Genau. Har!“
Der Weihnachtszwölf schob seine Hände unter das riesige Paket und rief: „Hau-ruck!“ Er stemmte die Füße in den Boden und setzte all seine Kraft ein. Jetzt bekam er einen dunkelroten Kopf. Die Stirnader schwoll ihm an, und sein rechtes Auge kam ihm fast wie das Glubschauge eines Froschs aus dem Kopf. Aber – das Paket rührte sich um keinen Zentimeter von der Stelle. Schließlich ließ sich der Weihnachtszwölf fallen und trommelte vor Wut mit beiden Fäusten auf den Teppich. Dabei ließ er so furchtbare Flüche hören, dass Sophie vor Schreck den Atem anhielt.
Irgendwann hörte der Weihnachtszwölf auf zu fluchen. Seine Fäuste prügelten nicht mehr auf den Teppich ein. Sophie trat vorsichtig näher. Kein Zweifel: Der Räuber weinte. Wie ein kleines Baby weinte er. Und jetzt riss er sich die Augenklappe herunter und wischte sich damit die Tränen ab. „Es ist so gemein“, schluchzte er. „Erst darf ich kein Weihnachtself sein, weil ich einen Keks gestibitzt
habe, dann mache ich mir ein Marmeladenbrötchen und schneide mich mit dem Säbel in den Finger, und jetzt kann ich nicht einmal ein Weihnachtszwölf sein, alles geht schief!“
Sanft streichelte Sophie den kleinen Kerl über den Rücken. Dann pustete sie gegen seinen Finger, an dem eine winzig kleine Wunde zu sehen war.
„Wolltest du mir denn wirklich mein Weihnachtsfest verderben?“
„Aber wenn ich doch ein gefürchteter Weihnachtszwölf sein will ...?
Sophie dachte nach. Dann hatte sie eine Idee. „Warum stiehlst du nicht die Haselnuss dort drüben, die auf dem bunten Teller liegt? Die Haselnuss ist überhaupt das Wichtigste am ganzen Weihnachtsfest. Wenn die fehlt, oh nein, ich fürchte, dann ist uns das ganze Fest verdorben.“
„Wirklich?“
„Ups! Das hätte ich jetzt nicht verraten dürfen. Bitte, bitte lieber Weihnachtszwölf. Du darfst auf keinen Fall die Haselnuss klauen. Das wäre – das wäre ganz gemein von dir!“
„Harhar! Gemein. Das ist es ja genau, was ein Weihnachtszwölf tun muss! Har!“
Er schnappte sich die Haselnuss, klemmte seine Beute unter den Arm und rannte zurück in Sophies Zimmer. Sophie folgte ihm langsam. Sorgfältig zog sie die Wohnzimmertür hinter sich zu. Als sie über den Flur lief, hörte sie vor sich schon das zufriedene Lachen des Weihnachtszwölfs.
Im Kinderzimmer war es noch immer dunkel. Nur das goldene Licht aus dem Weihnachtsmann-Haus leuchtete. Eben sah sie den Schatten des Weihnachtszwölfs über das Puzzle laufen. Mit Ach und Krach schob er die Haselnuss durch das Puzzleloch. Dann stieg er selbst hindurch. Doch gerade als er verschwinden wollte, drehte er sich noch einmal um. Er winkte Sophie zu. „Dankeschön“, sagte er. „War nett, dich kennen zu lernen. Und vielleicht darf ich ja nächstes Jahr ein Weihnachtself sein. Dann bringe ich dir eine neue Haselnuss. Harhar.“
„Ja, das wäre nett“, sagte Sophie. Sie tappte ins Bett. Kurz bevor sie einschlief, erlosch das Licht im Weihnachtshaus.

*

 

Am anderen Morgen wurde Sophie von ihrer Mutter geweckt. „Schau mal, Sophie, das habe ich in der Küche gefunden“, sagte sie und hielt ihr ein Puzzleteil unter die Nase. „Wenn du magst, kleben wir dein Puzzle gleich nach dem Frühstück auf eine Pappe, und dann kannst du es an die Wand hängen.“
Sophie strahlte, als sie das goldene Fensterlicht erkannte. „Ja“, sagte sie, „das machen wir. Aber wir müssen unbedingt einen ganz festen Klebstoff nehmen.“
Sie strahlte noch immer, als sie mit ihren Eltern am Frühstückstisch saß. „Und, wie ist es? Bekomme ich heute meinen rosafarbenen Einhornschlitten?“, fragte sie.




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Weihnachtsmärchen: Santa der Prokrastinator

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 24 Dezember 2022 · 750 Aufrufe
Weihnachten

Und wieder ist ein Jahr herum, und Weihnachten kommt immer wieder total plötzlich. Ich hoffe, es geht euch gut, und ihr könnt euch jetzt entspannt zurücklehnen und gemütlich mit euren Lieben feiern. Bei mir ging es in der letzten Woche vor Heiligabend ziemlich hektisch zur Sache, und der Titel des Weihnachtsmärchens ist durchaus auch selbstkritisch zu verstehen. Vielleicht sollte man einfach mal Ostern schon anfangen mit den Weihnachtsvorbereitungen. Wie auch immer: Ich wünsche euch ein frohes Fest, einen guten Rutsch und alles Gute für das neue Jahr. Und nun viel Spaß mit der Chaostruppe vom Nordpol. Hoho-hoho!

 

 

Santa der Prokrastinator

 

„Advent, Advent, ein Lichtlein brennt.“
„Schnauze.“
Der Weihnachtsmann schlug mit der Faust auf seinen sprechenden Wecker und drehte sich auf die andere Seite. Aber schon nach einer Viertelstunde quäkte der Wecker wieder los:
„Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier,
dann steht das Christkind vor der Tür.“
„Ich gehe jede Wette ein, dass das noch nicht wieder stehen kann“, grummelte der Weihnachtsmann. Sein Kopf fühlte sich doppelt so dick an wie sonst, und für einen Augenblick glaubte er, rosa Rentiere um sein Bett herumlaufen zu sehen. Der Männerabend mit Jesus und Knecht Ruprecht war definitiv keine gute Idee gewesen. Zum Osterhasen nochmal, warum hörte dieser vermaledeite Wecker nicht auf zu quatschen?
„Und wenn das fünfte Lichtlein brennt,
dann hast du Weihnachten verpennt“, sagte die freche Stimme. „Na, bist du endlich wach?“
Mit glasigen Augen stierte der Weihnachtsmann ihn an. Der Kopfschmerz war mörderisch. Zum Glück hatte Lucia, die fürsorgliche Weihnachtselfe, ihm eine Packung Kopfschmerztabletten auf den Nachttisch gelegt. Der Weihnachtsmann warf vier Pillen ein und spülte sie mit einem Becher Glühwein runter.
„Guten Morgen, Santa“, klang da auch schon Lucias glockenhelle Stimme durch den Raum. „Ich hoffe, dir geht es gut. Schließlich ist morgen dein großer Einsatz.“
„Morgen schon?“
„Ja, komisch, nicht? Weihnachten kommt immer so plötzlich“, kicherte sie. „Sei so gut, und unterzeichne das hier, da sind gerade noch 4000 Geschenke per Expresszustellung gekommen. Vermutlich, weil wieder jemand viel zu spät bestellt hat ...“
Mürrisch unterzeichnete er die Empfangsbestätigung. „Ist doch noch rechtzeitig“, knurrte er. „Just in time, so macht man das in einem modernen Unternehmen.“
„Modern? Püh. Wenn du wach bist, komm rüber ins Büro, da sind noch mindestens drei Säcke Weihnachtspost abzuarbeiten.“
„Sklaventreiberin.“

 

Als der Weihnachtsmann sich wenig später ins Büro schleppte, musste er über vier Riesensäcke voller Weihnachtswunschzettel steigen. Sein Gang war noch immer etwas unsicher, und in seinem Hinterkopf spielten gerade zwei Death-Metal-Bands gegeneinander „Last Christmas“ und „In der Weihnachtsbäckerei“. Heiliger Pfingstochse! Man sollte alle Weihnachtsliederkomponisten lebenslänglich ins Verlies Navidad werfen.
„Moin, Santa“, grüßte Karhu der Eisbär. „Hast du die Wünsche aus Australien schon bearbeitet? Ich würde dann die Pakete einladen.“
„Jetzt lass mich doch erstmal reinkommen.“ Der Weihnachtsmann griff sich stöhnend an den Kopf. Dann arbeitete er sich zum Schreibtisch vor und fuhr seinen Computer hoch.
„Santa, was macht die Ladung für Südafrika?“ Rudolf das Rentier steckte seine rote Nase zur Tür herein und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Du wolltest die Lieferscheine schon vorgestern fertig machen.“
„Nun hetzt mich doch nicht so. Ich bin ein schwer kranker Mann. Aua.“
„Ja. Prokrastination heißt deine Krankheit. Aufschieberitis.“
„Ich fang ja schon an.“
Santa hatte inzwischen sein Email-Postfach geöffnet. Kaspar, Melchior und Balthasar hatten ihm eine animierte Glückwunsch-Postkarte geschickt, auf der ein Rentierschlitten in Neonfarben blinkte. Von der Hexe Befana kam ein Gif mit drei Schafen an der Krippe, die ihn mit zu Herzen gehendem Gesichtsausdruck anschauten, und in einer Sprechblase war zu lesen: „Ohne dich ist alles doof.“ Das St. Bethlehem Palace Hotel bot ihm einen exklusiven Urlaub zwischen den Jahren zu Sonderkonditionen für Stammkunden an. Und er hatte Eintrittskarten für das Wham!-Revival-Konzert auf Wolke 7 gewonnen.
„Watt is‘ nu‘? Krieg ich die Papiere für Australien?“
„Und ich für Südafrika?“
„Ja doch. Nur noch schnell Facebook checken, dann lege ich los. Wow, 2314 Freundschaftsanfragen. Oh, da ist ein Prinz, der mir sein Vermögen vererben will ...“
Rudolf und Karhu sahen sich an. „Santa, der Prokrastinator“, murmelte das Rentier.
„Das habe ich gehört.“
Das Telefon klingelte. „Hoho-hoho?“, meldete sich der Weihnachtsmann.
„Hallo, Herr Klaus, hier ist der Sender freies Grönland. Wir haben eine Anfrage von einer Schulklasse erhalten. Die Kinder würden gern wissen, woher Sie all‘ die vielen Geschenke bekommen. Kaufen Sie die alle selbst?“
„Hoho, nein, das wollte ich mal. Aber wissen Sie was? Damals bei meinem ersten Weihnachtseinsatz, da stand ich vor dem Spielwarenladen, und eine Stimme sagte zu mir: ‚Santa, klau ’s!‘ Und da ...“
Der Hörer wurde ihm aus der Hand gerissen. Lucia stand neben ihm und pfiff durchdringend in die Sprechmuschel. „Hallo? Sind Sie noch dran? Wir hatten offenbar gerade eine Störung. Sagen Sie den Kindern bitte, dass der Weihnachtsmann selbstverständlich alle Geschenke für sie persönlich auswählt und bezahlt. Nein, der Preis spielt ü-ber-haupt keine Rolle, er hat schließlich Geld wie Santa Meer.“
Sie legte auf und funkelte den Weihnachtsmann wütend an. „Die PR mache ich. Interviews grundsätzlich nur für Printmedien, und alles läuft über meinen Schreibtisch. Wenn ich eben beim Abwasch nicht zufällig das Klingeln gehört hätte, das hätte einen riesigen Shitstorm kurz vor Weihnachten gegeben ...“
„Ach, du wäscht gerade ab? Komm, lass mich das machen, du kriegst sonst Spülhände.“
„Fang endlich an zu arbeiten.“

 

Gegen Mittag hatte der Weihnachtsmann alles für seinen vorläufigen Jahresabschluss erledigt. Am frühen Abend waren auch die Steuerunterlagen sortiert, es fehlten nur noch ein paar Bescheinigungen über Spenden und Beiträge für Vereinsmitgliedschaften. Nach dem Abendessen gewann er 17-mal beim Solitärspiel, zwölfmal verlor er, und einmal hängte sich sein Rechner auf, weil die neue Facebook-Version mit den veralteten Leitungen am Nordpol nur bedingt harmonierte.
Gegen Mitternacht schließlich hatte der sprechende Wecker die Zeiger voll. Er hopste auf den Schreibtisch und quäkte so lange sein „Advent, Advent, ein Lichtlein brennt“, bis der Weihnachtsmann endlich zur Kaffeemaschine ging und sich einen extra starken Muntermacher aufbrühte: zwei Drittel Kaffeepulver, ein Drittel heißes Wasser und drei Esslöffel voll Zucker als Energiespender.
„Am Abend wird der Faule fleißig“, brummte Karhu.
„Seid nicht so garstig, ihm ging es nicht gut heute Morgen“, meinte Lucia versöhnlich.
„Ach, wer saufen kann, kann auch arbeiten“, schnarrte Rudolf böse.
„Und wenn das fünfte Lichtlein brennt, dann hast du Weihnachten verpennt“, quäkte der Wecker. Dann schliefen alle vier ein, und nur Santa arbeitete einsam und unverdrossen die letzten vier Wunschzettel-Säcke ab.
*
„Advent, Advent, ein Lichtlein ...“
„Schnauze.“
Santa hob den Kopf und starrte aus blutunterlaufenen Augen auf den Computerbildschirm. Er hatte kaum eine halbe Stunde geschlafen, und die Tastatur hatte ein hässliches Karomuster in sein Gesicht gestanzt. Aber auf dem Bildschirm war zu lesen: „Auftrag ausgeführt.“ Perfekt. Die letzten Geschenke hatte er auf seine Paketstationen in 27 verschiedenen Ländern liefern lassen, und die Eingangsbestätigungen waren alle angekommen. Nun noch ein extrastarker Kaffee, dann konnte es losgehen.
Draußen war es stockfinster. Nur die Glöckchen der acht Rentiere und Rudolfs rote Nase leuchteten durch die Polarnacht. Karhu trieb die Arbeitseisbären zur Eile an, als sie die letzten 10.000 Geschenke verluden. Sie waren gut zwei Stunden später dran als sonst, doch endlich war der Schlitten startklar. Der Weihnachtsmann rieb sich zufrieden die Hände. „Just in time, wie in einem modernen Unternehmen nicht anders zu erwarten. Alles in Ordnung, Rudi, alter Schattenparker?“
Das Leitrentier wiegte bedächtig sein Geweih. „Wie man’s nimmt. Über dem Atlantik tobt ein ziemlich heftiger Weststurm. Das wird ein Orkan, Santa. Stärke elf bis zwölf, in Böen 13 ist angesagt. Schätze, Amerika können wir heute vergessen.“
„Dir fehlt wohl ‘ne Glühbirne in der Nase, du Kreiselaußenfahrer“, empörte sich der Weihnachtsmann. „Ausgerechnet Amerika nicht beliefern, wo kämen wir denn da hin? Hast du unsere Werbeverträge mit Coca Cola vergessen?“
„Dann fliegt doch anders rum“, meinte die praktisch denkende Lucia. „Columbus ist auch in Richtung Indien gefahren, als er nach Amerika wollte. Die Erde ist schließlich eine Kugel.“
Santa hüstelte. „Das ist völliger Blödsinn. Aber ... es könnte klappen. Habt ihr gehört, ihr Rentiere? Wir fliegen diesmal ostwärts.“
„Und beeilt euch, wir sind schon wieder viel zu spät dran“, mahnte Lucia. Santa, Lucia und Karhu stiegen in den Schlitten. „Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier“, quäkte der Wecker und hopste hinter ihnen her. Dann starteten die Rentiere durch, und mit Sturmgebraus, Glöckchenklang und Überschall-Knallen jagte der Schlitten in den schwarzen Himmel der Polarnacht.

 

*

 

„Terve, Joulupukki, hyvää joulua“, riefen die finnischen Kinder, als der Weihnachtsmann bei ihnen landete.
Die russischen Kinder freuten sich über den Besuch von „Deduschka morosch – Väterchen Frost“. Aber den Vätern sagte er: „Richtet eurem Chef aus, er kriegt nichts von mir. Ich schicke den Knecht Ruprecht vorbei.“
Knapp 200 Länder hatte Lucia auf ihrem Tourenplan. An jeder Station mahnte sie: „Und halte dich nicht auf, Santa. Wir sind spät dran.“
Und der Wecker plärrte: „Und wenn das fünfte Lichtlein brennt, dann hast du Weihnachten verpennt ...“
„Hoho-hoho“, lachte Santa. „Wir liegen gut in der Zeit, just in time, wie wir im Weihnachtsgeschäft sagen.“
Europa hatte Lucia gegen Mittag komplett abgehakt. Dann ging es ostwärts, nach Asien. Sie flogen über Länder und Flüsse. Hohe Berge türmten sich auf und zwangen die Rentiere, weiter aufzusteigen.
„Schaut mal, da unten liegt schon Indien“, freute sich Santa. „Ob ich wohl meinen alten Kumpel Buddha besuchen kann?“
„Dann hast du Weihnachten verpennt“, quäkte der Wecker.
Und er hatte gar nicht so unrecht. Denn es war schon Nachmittag, und sie hatten noch nicht einmal die Hälfte der Erdkugel umrundet.
„Weihnachtsmann, wir müssten dann auch mal ...“, sagte Rudolf.
„Wie? Ihr wollt jetzt eine Pause machen?“
„Ich muss dich ja wohl nicht an die Arbeitnehmerrechte der Schlittenrentiere erinnern, oder? Laut Arktisflächentarifvertrag steht uns alle 7,5 Kilometer eine Pipipause zu. Da sind wir schon weit drüber.“
„Seit du in der Gewerkschaft bist, bist du unausstehlich“, knurrte der Weihnachtsmann. „Also gut, aber nur fünf Minuten.“
Der Wecker tickte nervös, als der Schlitten aufsetzte. „Advent, Advent, ein Lichtlein ...“
„Wissen wir“, brummte Karhu.
Der große Zeiger war schon bedrohlich weit vorgerückt.
Doch die Pause tat den Rentieren gut. Mit frischen Kräften hoben sie zu einem neuen Überschallflug an. Unter ihnen glitten Berge und Täler dahin. Es wurde kälter. „Hoho“, lachte der Weihnachtsmann. „Ich rieche Weihnachtsschnee.“
„Ja, ich auch“, sagte Rudolf. „Aber lustig wird das nicht. Schaut mal nach vorn.“
Eine graue Wolkenbank hatte sich am östlichen Horizont zusammengeballt. Eisiger Wind fauchte den Rentieren entgegen. Santa und Lucia drückten sich eng an Karhu und versuchten, sich an seinem Pelz zu wärmen. Da, die erste Schneeflocke.
„Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier“, plärrte der Wecker.
„Schnauze!“, brüllte Rudolf.
Dann brach der Sturm los. Schnee, Eis und Hagel stürzten auf sie nieder, Sturmfäuste packten den Schlitten und schüttelten ihn wie einen Würfelbecher. Santa, Lucia und Karhu hielten sich verzweifelt fest, und wenn Lucia nicht rechtzeitig zugegriffen hätte, wäre der Wecker über Bord gegangen. Die Rentiere kämpften einen verzweifelten Kampf gegen die Naturgewalten. Dichter und dichter stürzten die Flocken auf sie ein, und obwohl Rudolf seinen stärksten Rotlichtstrahler einsetzte, konnte er keine Hufbreite weit sehen.
„Rumms!“
Der Aufprall war so hart, dass der Schlitten beinahe zerbrach. Das Holz ächzte, Geschenke purzelten aus dem Laderaum, der Schlitten stöhnte. Schneemassen stürzten auf sie ein. Bald war der Schlitten vollständig zugeweht. „Und wenn das fünfte Lichtlein brennt“, quäkte der Wecker. Aber Sturm und Schnee tobten so laut, dass ihn niemand mehr hörte.
Stundenlang wütete der Sturm. Santa und seine Mannschaft saßen eng aneinander gekuschelt im Schlitten und zitterten vor Kälte . Doch endlich wurde es leiser um sie herum. Und noch leiser. Das Tosen und Brausen legte sich. Vorsichtig hob der Weihnachtsmann den Kopf. Doch es hatte sich eine meterdicke Schneedecke über sie gelegt.
„Hilfe! Hiiilfe!“, schrien die Verschütteten. Aber sie hatten wenig Hoffnung, dass jemand sie hörte.
„Noch drei Stunden bis Mitternacht“, seufzte Lucia beim Blick auf den Wecker. „Und wir haben noch nicht einmal Asien komplett geschafft. Von Amerika ganz zu schweigen ...“
Der Weihnachtsmann schluckte. Dass am 24. Dezember nur die Hälfte der Geschenke ausgeliefert wurde, das hatte es noch nie gegeben. Die armen Kinder.
Doch plötzlich hörten sie schleifende Geräusche über sich. Die Schneedecke wurde leichter. Santa hob den Kopf. Er konnte wieder sehen. Ein kleiner Sherpa mit einem großen Schneeschieber räumte den Schnee weg. „Ich habe ja schon viele seltsame Touristen hier oben auf dem Mount Everest getroffen, aber eure Landung war echt rekordverdächtig. Gestatten: Ich heiße Tenzing, und ich habe da drüben einen kleinen Andenkenladen. Falls ihr euren Familien eine Postkarte schicken wollt, ich habe auch Briefmarken ...“
„Bedaure, wir sind in Eile“, sagte der Weihnachtsmann. „Hüa, Rudi, trab an.“
Aber so sehr sich die Rentiere auch ins Geschirr warfen – der Schlitten saß fest.
„Wartet, ich hole meinen Yak, der ist kräftig.“
Der kleine Mann lehnte den Schneeschieber gegen den Schlitten und verschwand in der Nacht. Wenig später kehrte er zurück und zog eine zottige Kuh hinter sich her.
„Was soll dieser Grunzochse in meinem Gespann?“, rief Rudolf entsetzt. „Ich protestiere aufs Schärfste. Vermutlich hat das Rindviech nicht mal den Schlittengrundschein.“
Rudolf wurde jedoch schnell überstimmt. Der Yak wurde zwischen die acht Rentiere gespannt. „Hoo-Ruck! Hoo-Ruck!“, kommandierte der Weihnachtsmann. Aber der Schlitten saß unverrückbar fest im Schnee und rührte sich nicht von der Stelle.
„Eine Möglichkeit gibt es noch. Meine Kumpel sind ziemlich kräftig. Sie sitzen um diese Zeit immer im ‚Everest Inn‘, gleich da drüben. Wartet hier auf mich, geht nicht weg.“
„Wohin denn auch?“, fragte Santa. Er holte sich eine Cola aus dem Handschuhfach, verglich wehmütig den weißen Schriftzug auf rotem Grund mit den Farben seines Mantels und seufzte schwer. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, nicht so lange Solitär zu spielen, dachte er.
Inzwischen hatte der kleine Mann die Gipfelkneipe erreicht.
„Tür zu, es zieht“, schimpften die Yetis, als ein eisiger Windstoß durch den Gastraum fauchte. Sie hockten am Stammtisch und schlürften Gletscherwasser on the Rocks. „Mensch, Tenzing, alte Kletterziege, was ist denn mit dir los? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.“
„Leute, ihr müsst mir unbedingt helfen. Der Weihnachtsmann ist dort oben am Gipfel mit seinem Schlitten verunglückt.“
Die Schneemenschen stießen ein wieherndes Gelächter aus. „Guter Witz, Alter, echt irre komisch. Fast so lustig wie damals, als du behauptet hast, du hättest Reinhold Messner gesehen.“
„Reinhold Messner ist kein Witz. Es gibt ihn wirklich.“
„Schon klar.“
Es dauerte lange, bis sich einer der Yetis überreden ließ mitzukommen. Der zottige Riese stand wie vom Donner gerührt da, als er die Schlittenkatastrophe sah. „Das ist ja wirklich der Weihnachtsmann. Donnerwetter. Ab jetzt glaube ich auch an Reinhold Messner“, stieß er hervor.
Bald hatten acht kräftige Schneemenschen den Schlitten befreit und auch die verstreuten Geschenke wieder eingesammelt, die der Weihnachtsmann in der Eile beinahe vergessen hätte. Feierlich überreichte Santa jedem der Helfer ein kleines Präsent, und dann ging es weiter in Richtung Osten.
„Noch eine Stunde“, flüsterte Lucia. „Das reicht vielleicht noch für Japan und Samoa, aber auf keinen Fall für Alaska.
„Und wenn ich mich ganz doll beeile?“, fragte Santa.
„Nützt nichts. Wir sind zu spät.
Es wurde eine traurige Fahrt. Zwar lächelte Santa gerührt, als ein kleiner japanischer Junge sich nach der Bescherung artig verbeugte und „Arigato, Weihnachtsmann-san“ sagte. Zwar freuten sich die Bewohner von Samoa und Kiribati sehr über die Ankunft des Weihnachtsmannes, mit der sie gar nicht mehr gerechnet hatten. Aber die Zeiger des Weckers rückten unerbittlich weiter voran. Beide standen genau auf der Zwölf, als die Rentiere an der Küste Alaskas landeten und der Schlitten sanft im Eis aufsetzte.
„Verloren. Alles verloren. Wir haben es nicht geschafft“, jammerte der Weihnachtsmann. „Ach, hätte ich doch gestern nicht so lange Solitär gespielt.“
Und der Wecker ließ traurig die Zeiger hängen und flüsterte: „... dann hast du Weihnachten verpennt.“
Die Rentiere senkten die Köpfe hängen. Karhu hatte Lucia in den Arm genommen und versuchte, die weinende Elfe zu trösten. Santa konnte noch nicht einmal mehr weinen.

 

„Jutdlime pivdluarit – Fröhliche Weihnachten!“, grüßte plötzlich ein Inuit. Er musterte den Weihnachtsmann verwundert. „Warum kommst du diesmal denn schon so früh?“
Santa schniefte. „Du must mich nicht auch noch verspotten. Es tut mir so furchtbar leid, dass ich es nicht mehr rechtzeitig zu Heilig Abend geschafft habe. Ich weiß, dass gestern ein ganz trauriger Tag für dich und deine Kinder war. “
Der Inuit machte große Augen. „Aber Heilig Abend, das ist doch heute. Der 24. Dezember hat genau vor einer Minute begonnen. Das ist die pünktlichste Weihnachtsbescherung, die wir jemals hatten.“
Santa kam langsam zu dem Schluss, dass der Mann ein wenig wirr im Kopf war. Aber als alle Kinder ihm ihre Adventskalender zeigten, aus denen sie das 24. Stück Schokolade noch nicht herausgeholt hatten, da begann er langsam zu glauben, dass er tatsächlich nicht zu spät gekommen war. Mehr noch: In allen Ländern Nord- und Südamerikas bestätigte man ihm, er sei noch niemals so früh mit seinem Schlitten vorgefahren wie an diesem Tag.

 

„Ist doch ganz einfach“, meldete sich schließlich der Wecker zu Wort, als sie mit einem tüchtigen Rückenwind über den Atlantik nach Hause flogen. „Als Uhr weiß ich natürlich, wie sich das mit der Zeit verhält. Wir sind immer nach Osten geflogen, immer in Richtung Sonnenaufgang. Und dabei haben wir eine Zeitzone nach der anderen durchquert. Ihr hättet mich auf der Reise eigentlich nach jeder Zeitzone eine Stunde zurückstellen müssen. Und als wir dann nach Alaska geflogen sind, haben wir die Datumsgrenze überquert. Drüben auf der anderen Seite ist schon der 25. Dezember, aber hier fängt der 24. Dezember erst an. Wir haben also gewissermaßen durch unsere Reise einen ganzen Tag gewonnen, kapiert?“
„Verstehe kein Wort“, brummte Karhu.
„Ich auch nicht“, sagte Lucia. „Für mich ist es einfach ein Weihnachtswunder.“
Dem Weihnachtsmann fielen inzwischen beinahe die Augen zu, so müde war er. Ganz egal, ob sie nun Zeit verbraucht oder gewonnen hatten, die Arbeit war dieselbe gewesen, und er hatte inzwischen zwei Nächte lang nicht geschlafen. Müde lehnte er sich gegen Karhu, und schließlich war er eingenickt. Er ließ sich auch am Ziel der Reise nicht mehr aufwecken, sondern schnarchte laut und ausdauernd mehrere Nächte hindurch. Ja, die Eisbären erzählten sich noch Jahre später hinter vorgehaltener Pfote die Geschichte, wie der Weihnachtsmann das Silvesterfeuerwerk verpennt hatte.

 

© Petra Hartmann




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Weihnachtsmärchen: Die Botschaft

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 24 Dezember 2021 · 722 Aufrufe
Weihnachten, Weihnachtsgeschichte und 1 weitere...
Weihnachten. Ich hatte schon geglaubt, ich schaffe es nicht mehr, bis zum Fest alle Weihnachtsgeschenke auszusuchen, anzuschaffen und einzupacken. Aber es hat irgendwie doch noch geklappt. Und jetzt sitze ich bald mit meinen Lieben unter dem Weihnachtsbaum. Bleibt mir nur noch, euch ein schönes, friedliches und seuchenfreies Fest zu wünschen. Kommt gut durch die Weihnachtszeit und die stillen Tage danach. Mein Weihnachtsmärchen ist dieses Jahr, passend zu den Umständen, ein wenig düsterer geworden. Vielleicht bekomme ich ja ganz viele Beschwerden von euch ... Egal, auch das gehört zu Weihnachten. Alles Liebe - eure Petra


Die Botschaft

„Schädelbasisbruch, verursacht vermutlich durch einen Sturz aus großer Höhe. Verkrümmte Wirbelsäule, steife Knie. Seit zwei Tagen ohne Bewusstsein. Der Patient ist männlich, etwa 40 Jahre alt, Identität noch ungeklärt, Zustand stabil.“
Der Chefarzt las die Daten aus der Patientenakte vor und würdigte den Mann im Bett keines Blickes. Die Studenten traten unruhig von einem Fuß auf den anderen. Eigentlich wollten sie alle schon längst zu Hause sein, immerhin war morgen Heiligabend. Gleich nach der Visite würden die meisten von ihnen aufbrechen. Hoffentlich wollte der Professor jetzt nicht noch lange über diesen alten Gammler reden wollen, den man vorgestern auf der Landstraße gefunden hatte. Erleichtert atmeten sie auf, als er die Akte weglegte. „Tja, meine Herren“, meinte er nur, „das war's für heute. Ein frohes Fest und einen guten Rutsch wünsche ich Ihnen.“
Die Studenten murmelten einen Gruß, und während die Schwester einen neuen Tropf mit Kochsalzlösung anschloss, verließen sie nach und nach das Zimmer.
„Ja, das war's für heute“, meinte die Schwester, mehr zu sich selbst, als zu dem Patienten. Sie hatte müde Augen, und ihre Füße schmerzten. Die Schichten an Weihnachten waren schon immer unterbesetzt gewesen, aber heute waren auch noch zwei Kolleginnen krank geworden, und eine weitere hatte zum Jahresende gekündigt und hatte noch ihren Resturlaub zu nehmen. Sie selbst war auch mehr als urlaubsreif.
Ein letzter Blick auf den Bildschirm. Der Herzschlag des Patienten ging regelmäßig, der Sauerstofffühler am Zeigefinger saß fest, die Blutsättigung war in Ordnung, der Urinbeutel erst halb gefüllt. „Wer magst du sein?“, fragte sie leise. Dann verließ sie das Zimmer.
Keinen Augenblick zu früh, denn als sie auf den Flur trat, leuchteten schon die Lampen über den Türen zu Zimmer 5, 11 und 14. Ach ja, der Alte in der 14 hatte schon seit einer halben Stunde die Bettpfanne unterm Hintern, und der Niere von Zimmer 11 hatte sie noch irgend etwas zugesagt, wenn sie sich nur erinnern könnte, was es gewesen war. Der Schlaganfall in der 5 musste auf die andere Seite gedreht werden, damit er sich nicht wundlag.
In diesem Augenblick flammte das Licht über der Tür zur 8 auf. Die Schwester kam gerade noch rechtzeitig, um einem Patienten eine Nierenschale unters Kinn zu halten. Der Mann erbrach sich, und ein Großteil der braunen Brühe landete auf dem Deckbett. Die Schwester räumte die Schale weg und zog das Deckbett ab. „Ich bin gleich wieder da“, versprach sie. Trotzdem dauerte es eine gute halbe Stunde, bis sie mit einem neuen, sauberen Bezug zurückkehrte.
Schuld war ein Alarm in der 7, als ein verwirrter 83-Jähriger sich den Drei-Wege-Hahn aus dem Arm gerissen hatte. Mit der Unterstützung eines Assistenzarztes und der Schwesternschülerin gelang es, den Mann wieder ruhig zu stellen und ihn im Bett zu fixieren.
Die Schwesternschülerin wischte das Blut auf, die Schwester holte derweil den Patienten aus der 14 von der Bettpfanne. Der Topf war voll bis obenhin und stank. Aber das roch die Schwester kaum noch. Sie sprühte dem Mann den Hintern voll mit Reinigungsschaum und wischte ihm nicht eben sanft die Poritze aus. Er schimpfte. Aber sie nahm es kaum wahr. Deckel drauf und fort mit dem Topf in die Spülung. „Kümmerst du dich um die 11?“, bat sie die Schülerin. Die nickte.
Es war nicht zu schaffen. Wie sollten sie und die Schülerin diese Nacht durchstehen? Angst kroch in ihr empor. Ein einziges übersehenes Licht, ein überhörter Alarm. Oder, schlimmer noch, zwei Alarme gleichzeitig, und sie müsste sich entscheiden. Es war nicht zu verantworten, was sie hier taten. Irgendwann musste es passierten, es war nicht die Frage, ob etwas schiefging, es ging nur noch um das Wann.
Während sie das Deckbett in der 8 neu bezog, ging der Alarm in der 12 los. Sie sprang aus dem Zimmer und lief hinüber zu dem Patienten ohne Identität. Sauerstoff - Null, registrierte sie. Doch dann atmete sie erleichtert auf. Da war nur der angeklemmte Fühler abgefallen. Das ließ sich leicht beheben. Als sie die Plastikklemme wieder auf den Zeigefinger des Mannes schnappen ließ, stutzte sie. Hatten nicht eben seine Augen geflattert?
„Komm schon“, flüsterte sie. „Wach auf.“
Sein Herzschlag beschleunigte sich.
Ja. Die Wimpern hatten sich bewegt. Sie fasste seine Hand an, spürte Wärme, beinahe Hitze. Als sie wieder hochblickte, sah sie genau in seine himmelblauen Augen. Sehr verwirrte blaue Augen, die sich angestrengt zusammenzogen, dann wieder schlossen. Seine Finger krampften sich um ihre Hand. Dann öffnete er die Augen erneut.
„Guten Tag, ich bin Schwester Elke“, sagte sie. „Sie hatten einen Unfall.“
Wieder senkte er die Lider. Er schien nachzudenken.
„Verstehen Sie mich? Können Sie sich erinnern?“
Er schüttelte den Kopf und verzog sofort wie unter Schmerzen das Gesicht.
„Wie fühlen Sie sich?“
„Schlecht“, flüsterte er.
„Haben Sie Schmerzen?“
„Ich ... weiß nicht.“
„Erinnern Sie sich noch an den Unfall?“
„Ich ... weiß nicht.“
„Wie ist Ihr Name?“
Der Mann sah sie verwirrt an. Er kniff die Augen zusammen, ganz so, als versuche er krampfhaft, sich an etwas zu erinnern. „Ich glaube, mein Name ist nicht so wichtig“, murmelte er. „Aber da war etwas. Etwas anderes. Ein Satz. Ein wichtiger Satz.“
„Amnesie“, diagnostizierte die Schwester. „Gedächtnisverlust. Vermutlich von Ihrem Sturz. Sie sind auf den Kopf gefallen und haben sich schwer verletzt. Ich werde einen Arzt rufen. Sie brauchen keine Angst zu haben.“
„Warten Sie.“ Der Mann richtete sich halb auf. „Dieser Satz. Ich hatte eben das Gefühl, ich würde mich erinnern.“
„Ja?“
Hoffnungsvoll sah sie ihn an. Doch dann schüttelte er den Kopf.
„Nein, doch nicht. Es war wichtig. Ich sollte jemandem etwas ausrichten. Eine Nachricht. Wenn ich mich doch bloß ...“
„Es wird schon wiederkommen. Erzwingen Sie nichts. Sie werden sehen, wenn Sie ganz ruhig bleiben, irgendwann fällt es Ihnen wieder ein.“
„Sie haben gut reden. Ach bitte, würden Sie mir das da bitte abnehmen?“
„Den Tropf? Eine Viertelstunde noch, dann ist er durchgelaufen.“
Erschrocken fuhr sie in die Höhe. Der Schlaganfall in Zimmer 5 wartete noch immer auf sie.
„Ich muss weiter. Ich schicke Ihnen den Arzt. Und bitte: Ganz ruhig bleiben. Haben Sie keine Angst. Alles wird gut.“
Als sie auf den Flur trat, hörte sie laute Hilfeschreie aus Zimmer 7. Sie kannte die Stimme. Das war der Patient, der jede Nacht Albträume hatte. Dann wachte er auf und schrie die ganze Station zusammen in seiner Panik. Besser, sie beeilte sich und gab ihm ein Beruhigungsmittel.
Der Patient ohne Gedächtnis richtete sich auf. Halb glaubte er, sich an die Worte zu erinnern, die er weitergeben sollte. Er hielt sich den schmerzenden Kopf. Die Nachricht war da, zum Greifen nahe, und dann doch wieder ungreifbar und fern. Diese Schwester. Elke. Irgend etwas, das sie gesagt oder getan hatte, es hatte etwas damit zu tun. Aber die Worte lagen wie hinter Schleiern in seinen Gedanken. Panik stieg in ihm auf. Was, wenn er sich nie wieder erinnern würde? Die Botschaft war wichtig gewesen, so unendlich wichtig.
Langsam ließ er seine Füße aus dem Bett gleiten. Der Boden war kalt unter seinen nackten Füßen. Das Nachthemd war hinten offen, er spürte die Kälte auf seinem Rücken. Als er mit der Hand an seine Schulter griff, um den Stoff zurecht zu ziehen, spürte er, wie krumm sein Rücken war. Er war bucklig? Hatte ihm der Unfall die Wirbelsäule derart verbogen? Seine Beine waren steif, fast war er außerstande, die Knie zu bewegen. Doch dann schaffte er es, sich aus dem Bett zu erheben. Mit steifen Beinen ging er zur Tür, den Urinbeutel und den Tropf am Ständer hinter sich herziehend.
Auf dem Flur leuchteten vier Türlampen. An einer Tür signalisierte ein rotes Licht, dass die Schwester im Zimmer war.
„Hilfe! Hilfe!“, tönte es aus einem der Zimmer. „Hilfe, man hält mich hier fest! Polizei!“
Der Mann ohne Gedächtnis öffnete die Tür. Da lag jemand. Die Hände waren mit weißen Mullbinden am Bettgitter festgebunden. Der Mann riss an den Binden und warf den Kopf hin und her. Panik blickte aus seinen Augen. Wieder schrie er um Hilfe.
„Gehn Sie mal zur Seite, Sie stehn im Wege“, blaffte ein Weißkittel hinter ihm. Der Arzt drängte sich ins Zimmer und trat ans Bett. Er zog eine Spritze auf und injizierte dem Patienten ein Beruhigungsmittel in den Zugang am Unterarm. Der Man wehrte sich. Doch dann wurde er ruhiger. Der Kopf sank auf das Kissen. Dann war er eingeschlafen.
Der Mann ohne Gedächtnis stand verwirrt in der Tür. Für einen Augenblick hatte er gemeint, dass genau dieser Mensch der Empfänger seiner Nachricht hätte sein sollen. Aber jetzt war er sich nicht mehr so sicher. Wenn er sich doch nur auf die Worte besinnen könnte. Es war ein ganz kurzer Satz gewesen. Nur einer. Zwei oder drei Wörter. Höchstens vier. Es war so wichtig.
Mit hängendem Kopf und steifen Beinen ging er weiter. Den Gang entlang bis zur Glastür. Da war ein Fahrstuhl. Er schob den Tropfständer vor sich her in die Kabine. Ratlos musterte er die Buchstaben neben den Metallknöpfen. Hatte er einmal Lesen gelernt? Er schüttelte den Kopf. Nein, offenbar nicht. Er atmete tief durch. Es hätte so vieles vereinfacht, wenn er die Botschaft auf einem Blatt Papier hätte überbringen können. Aber so hatte man seinem Gedächtnis vertrauen müssen. Denk nach, die Schwester, die hatte so etwas gesagt ... Da war nichts in seinen Gedanken, das antwortete.
Resigniert drückte er auf einen Knopf und zuckte erschrocken zusammen, als sich die Kabine in Bewegung setzte. Was, wenn der Kasten abstürzte? Er erinnerte sich nicht an den Unfall, aber die Schwester hatte von einem Sturz gesprochen.
Vor der Tür der Intensivstation hockte eine alte Frau, bleich und in sich zusammengesunken. Ihre Lippen bewegten sich tonlos. Sie sah ihn nicht. Nur wenn die Tür aufging, blickte sie hastig hoch, suchte das Gesicht des Arztes oder des Patienten, den sie herausschoben. War sie diejenige, für die seine Botschaft bestimmt war?
In der Notaufnahme hörte er Schreie. Ein breitschultriger Kerl hatte einen Arzt gepackt. Er schüttelte ihn hin und her. „Mach sie gesund, verdammt nochmal, schrie der Mann. Mach sie gesund, sonst ...“ Drei Pfleger stürzten herbei, sie hatten kaum eine Chance. Aber dann beruhigte sich der Mann wieder. „Mach sie gesund ...“, flüsterte er und ließ sich auf einen Stuhl sinken. Der Arzt wankte hinüber in den OP. Seine Hand zitterte.
In der Quarantänestation konnte man die Angst, die in der Luft lag, beinahe mit Händen greifen.
Im Foyer herrschte trübe Einsamkeit. Vor der Tür hatte sich ein Menschenauflauf gebildet. Männer und Frauen mit wutverzerrten Gesichtern brüllten Parolen und hielten Schilder hoch. Er konnte sie nicht lesen. Er sah nur die angespannten Gesichter der Polizisten hinter ihren Visieren und die geballten Fäuste. Ob einer von diesen Menschen der Adressat war? Sah irgend jemand dort aus, als erwartete er eine Nachricht? Und wenn ja, welche?
Da, plötzlich, sah er aus dem Augenwinkel etwas leuchten. Langsam wandte er den schmerzenden Kopf. Sein krummer Rücken straffte sich. Eine schöne, große Holzkrippe war es. Maria und Joseph, ein kleines Kind im Heu. Da waren ja auch der Ochse und der Esel. Und eben kamen ein paar Hirten von der Seite herbei, und die Schafe liefen auch um sie herum. Er holte tief Luft. Dann begannen seine blauen Augen zu leuchten. Natürlich. Es war ja alles so einfach. Wie hatte er das nur vergessen können? Wie hatten die Menschen das nur vergessen können? Ja, man musste es ihnen noch einmal sagen. Man konnte es gar nicht oft genug sagen.
Ein leises Lächeln spielte um seine Lippen, als er erneut in den Fahrstuhl stieg. Bis ganz nach oben fuhr er. In den zwölften Stock. Dann trat er hinaus auf das Dach des Krankenhauses. Es war schon weit nach Mitternacht, und hier oben wehte ein eisiger Wind. Doch er spürte es nicht. Mit nackten Füßen und wehendem Engelhemdchen trat er an den Abgrund. Wie weiße Flügel umflatterte das Hemd ihn, und ein Glanz ging von ihm aus, ein helles Licht wie von tausend Scheinwerfern. Hoch aufgerichtet stand er im Wind. Tief holte er Luft, und dann rief er, er rief es laut hinaus über die Stadt und das ganze Land, und alle hörten es, und es war längst an der Zeit, dass es jemand den Menschen sagte:
„Fürchtet euch nicht!“


© Petra Hartmann


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Goslarsche Zeitung berichtet über meine Lesung beim Frankenberger Winterabend

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 13 Dezember 2021 · 724 Aufrufe
Weihnachten, Goslar
Unter der Überschrift "Von Robben, Sand und Elefanten" berichtet die Goslarsche Zeitung über meine Weihnachtsmärchen-Lesung in der Frankenberger Kirche. Joachim Dürich schreibt in seinem Artikel unter anderem Folgendes:

"Goslar. Mit vier Märchen zum Weihnachtsfest, liebevoll niedergeschrieben und mit einem Augenzwinkern versehen - verzauberte Redakteurin und Schriftstellerin Petra Hartmann die Gäste des jüngsten Frankenberger Winterabends. Gut zwanzig Besucher, eingelassen nach 2G-Plus-Regel, lauschten in der Frankenberger Kirche den eigenen vorgelesenen Zeilen der promovierten Literaturwissenschaftlerin. In kurzen Worten berichtete Hartmann, dass sie von ihrem Vater und einer Kindergruppe zum Weihnachtsmärchenschreiben motiviert wurde. Inzwischen sind mehr als 40 Bücher und unzählig viele Schriften entstanden - allein in der Wikipedia künden sieben A4-Seiten von ihrer Schaffensfreude.
In ihren vorgetragenen Märchen betrachtete sie mit liebevollen Augen das herannahende Fest aus unterschiedlichen Perspektiven. Da war anfangs der ungläubige und mehrfach enttäuschte Lukas, der vergeblich auf seine elektrische Eisenbahn mit allem „Drum und Dran“ wartete und nun an den „alten Mann mit weißem Bart“ nicht mehr so recht glauben konnte. Interessiert lauschten alle im Kirchenschiff, wie die mit dem „Deutschen Phantastik-Preis“ ausgezeichnete Hartmann dank des Sterns von Bethlehem zu einem friedlichen Schluss kommen konnte. (...)"

Der Artikel erschien am Samstag in der Goslarschen Zeitung. Der vollständige Bericht ist auch online zu finden:
https://www.goslarsc...7TBlkYMwDWO5Pf8


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Weihnachtsmärchen: Die Tannenbaumspitze

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 24 Dezember 2020 · 796 Aufrufe
Weihnachten, Weihnachtsmärchen
Weihnachten kommt immer so plötzlich, heißt es ja. Nun, dieses Jahr war alles ein bisschen anders, die letzten Geschenke-Einkäufe habe ich rechtzeitig vor dem Lockdown gemacht, und nun hoffe ich auf ein paar stille und irgendwie frohe Tage. Bleibt nur noch, euch ein Weihnachtsmärchen zu erzählen. Meine Schwester hat sich für dieses Jahr etwas gewünscht. Sie hat sich gewünscht, dass im Märchen das Wort Corona nicht vorkommt. Und es sollten Kinder eine Rolle spielen. Klar, dass ich ihr diesen Wunsch erfüllt habe. Und wenn ich mir nun auch etwas wünschen darf: Ich wünsche mir, dass alle, die das hier lesen, glücklich und vor allem gesund durch das neue Jahr kommen. Passt auf euch auf, ja? Und nun: Viel Spaß beim Lesen.


Die Tannenbaumspitze


Wie lange war ich nicht mehr hier oben auf dem Dachboden? Jahre? Jahrzehnte? Ein Leben lang? Es ist unfassbar, was sich in all der Zeit angesammelt hat. Aufräumen war nie meine starke Seite, aber wer es in diesem Jahr nicht schafft, seinen Dachboden zu entrümpeln, der wird es nie schaffen, dachte ich mir. So kam ich herauf.
Bald habe ich die ersten kaputten Stühle nach unten geschafft, alte Umzugskisten geöffnet, und da ist ja auch die Comic-Sammlung aus den 80ern mit den Yps-Heften und Superhelden-Abenteuern. Als ich den Karton mit der Weihnachts-Deko öffne, werde ich langsamer. Die Krippe mit dem dreibeinigen Schaf und ohne Jesus. Die Tannenzapfen-Wichtel und Goldpapier-Sterne und die rotleuchtenden Kugeln aus hauchdünnem, zerbrechlichem Glas.
Wie ein absurder Fremdkörper liegt die dicke orangefarbene Knetkugel mit dem Loch in der Mitte daneben. Eine plumpe, von grobmotorischen Kinderfingern zusammengerollte Knetkugel, auf der drei ungeschickt daraufgedrückte blaue Sterne kleben. Ziemlich hässlich, aber wir haben es nie übers Herz gebracht, sie wegzuwerfen.
Und jetzt weiß ich auch wieder, wo ich damals die wunderschöne, hauchzarte Tannenbaumspitze aus Glitzerglas versteckt habe. Ganz vorsichtig balanciere ich nach hinten in den dunkelsten Bereich des Speichers und passe auf, dass ich die ekligen Spinnennetze nicht berühre. Dort im Geheimversteck hinter dem alten Eichenbalken finde ich die graue Pappschachtel, die ich vor über 40 Jahren dort verborgen hatte. Vorsichtig hebe ich den Deckel.
Es ist kaum zu glauben, aber sie liegt noch vollkommen unversehrt vor mir. Und als ich jetzt an die kleine Dachluke trete und ein dünner Wintersonnenstrahl sich in dem Glitzerglas fängt, wahrhaftig, da leuchtet das wunderschöne Zauberding auf und funkelt wie ein Eiskristall im Schneekönigin-Märchen. So wunderschön, denke ich.
Nie habe ich eine schönere Tannenbaumspitze gesehen. Aber gezeigt habe ich sie niemals jemandem. Vorsichtig lasse ich mich auf einem der alten, zerbrechlichen Stühle nieder und drehe das glänzende Meisterwerk hin und her. Die schönste Tannenbaumspitze der Welt.

*


Nie werde ich das Gesicht unserer Mutter vergessen an dem Tag, als sie die Scherben der zerbrochenen Tannenbaumspitze aufsammelte. Das Geräusch des zersplitternden Glases ist verschwunden aus meinem Gedächtnis. Das Wanken und Schwanken des Weihnachtsbaums, der Sturz - nichts. Nur ihr bleiches, trauriges Gesicht und die dunklen Augen, die auf die Scherben starrten, als sei alles Glück und alle Herrlichkeit der Welt für alle Zeit zerbrochen.
Meine Schwester und ich fühlten uns hundeelend an dem Tag. War sie schuld, war ich es? Ich wusste es nicht mehr. Ich wusste nur, dass Weihnachten nie wieder dasselbe sein würde und dass ein Baum ohne Tannenbaumspitze das Furchtbarste war, was es auf der ganzen Welt geben konnte. Wir hatten sie doch nur einmal genau ansehen wollen. Und nun lag Weihnachten in Scherben.
Die Kleine konnte es noch nicht wissen, die kam gerade mal in den Kindergarten und verstand nicht viel. Aber ich, ich war schon groß und kam bald in die zweite Klasse. Ich wusste genau, was wir getan hatten. Wir hatten Weihnachten getötet. Und wenn Mama auch versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, es hatte sie getroffen. Und was sollte nun werden?
Natürlich geht das Leben immer irgendwie weiter. Anfang Januar verschwand der Baum aus unserem Wohnzimmer, und die Kugeln und Zwerge und Sterne kamen in die große Weihnachtskiste, die Papa auf den Dachboden trug.
Das Frühjahr kam, der Sommer, der Herbst. Ich hatte das Unglück schon fast wieder vergessen, als unsere Lehrerin anfing, uns Weihnachtssterne basteln zu lassen, Sterne aus rotem Tonpapier und Goldfolie, damit wir zu Hause unseren Baum auch ordentlich schmücken konnten.
Ach, da fiel es mir alles wieder ein. Welchen Sinn konnte es schon haben, einen Tannenbaum zu schmücken, wenn die Spitze zerbrochen war? Nein, das würde kein frohes Fest werden. Mama würde weinen beim Anblick des Baumes, das wusste ich doch.
In der Woche darauf hatten wir eine Deutschstunde bei unserem Schulleiter. Wir sollten einen Wunschzettel schreiben, entweder an den Weihnachtsmann oder an das Christkind, das durften wir uns aussuchen. Da musste ich gar nicht lange überlegen.
„Lieber Weihnachtsmann“, schrieb ich in Beinahe-Schönschrift, „ich wünsche mir ganz doll eine Wasserpistole und eine Tannenbaumspitze.“
Der Schulleiter fand das seltsam. Aber ich war doch froh, dass er auf die Idee mit dem Wunschzettel gekommen war. Denn nun musste doch alles gut werden.
Nach der Schule lief ich sofort hinüber zum Briefkasten und warf meinen Wunschzettel ein. Doch dann hörte ich den dicken Peter hinter mir dreckig lachen. Er hatte alles mitgekriegt, und nun lachte er mich aus, weil ich einen Wunschzettel abgeschickt hatte und weil ich noch an den Weihnachtsmann glaubte. „Du bist ja noch ein richtiges Baby“, lachte er. „Den Weihnachtsmann gibt es doch gar nicht, und die Geschenke, die kaufen ja die Eltern.“
Ich habe nicht geweint, als er es sagte. Ich habe die Nase ganz hochgenommen und bin aufrecht an ihm vorbeigegangen. Aber bestimmt habe ich ein Gesicht gemacht wie meine Mutter, als sie die Scherben der Tannenbaumspitze zusammenkehrte. Doch, ein bisschen habe ich doch geweint. Aber erst, als Peter mich nicht mehr sehen konnte. Und dann ist mir etwas eingefallen. Mir ist eingefallen: Wenn Eltern Geschenke kaufen können, dann können Kinder das auch.
An das Geräusch des Sparschweins, das ich zerschlug, erinnere ich mich noch genau. Auch an sein verdutztes Gesicht. An die drei Fünfmarkstücke zwischen den dicken gelben Steingutscherben und daran, wie gut ich aufpasste, dass ich mir nicht Finger zerschnitt, als ich sie herausfischte.
Damals gab es noch den kleinen Dorfladen von Renate Huber im Eichenweg. Ich war Stammkunde in der Bonbon-Abteilung, natürlich, und manchmal hatte mich Mama auch schon mit einer Einkaufsliste losgeschickt, um Konservendosen oder Waschpulver zu kaufen. Aber als ich meine drei Fünfmarkstücke auf den Tresen legte und eine Tannenbaumspitze verlangte, schaute mich Tante Renate ungefähr so verblüfft an wie das Sparschwein kurz zuvor.
Zuerst hatte ich das Gefühl, dass sie gar nicht wusste, was eine Tannenbaumspitze überhaupt war. Sie zeigte mir einen Strohstern mit einer grünen Drahtspirale unten dran. Den könne man sehr gut auf eine Fichte setzen, meinte sie, das sei auch supergünstig und obendrein jetzt modern. Oder einen kleinen Engel, der oben auf dem Weihnachtsbaum sitzen konnte. Aber eine glitzernde Glasspitze, die aussah wie ein verzauberter Eiskristall, nein, so etwas hatte sie nicht im Regal. Ob ich nicht lieber einen Schokostern haben wolle?
Da begann ich zu weinen. Mitten im Tante-Emma-Laden von Tante Renate, und es war gut, dass ich in diesem Augenblick der einzige Kunde war.
„Kind, Kind, wein doch nicht“, rief sie erschrocken aus. „Warte, ich habe da vielleicht noch etwas auf dem Speicher. Geh nicht weg.“
Ich schniefte. Aber da war sie schon aus dem Laden verschwunden, und ich hörte sie mit schweren Schritten die Treppe hinauf zum Dachboden stiefeln. Da oben rumpelte etwas. Möbel wurden verschoben. Ich hörte eine quietschende Schranktür. Noch ein Möbelrücken. Der Dachboden von Renate Huber musste wohl ähnlich vollgestellt sein wie unserer. Aber am Ende kam sie dann doch wieder die knarrenden Treppenstufen herunter.
In der Hand hielt sie eine graue Schachtel, und als sie jetzt den Deckel anhob, da blieb mir fast die Luft weg vor lauter Glück: Eine gläserne Funkel-Tannenbaumspitze, die in tausend Farben sprühte, lag darin. Und da wusste ich, dass es dieses Jahr doch ein Weihnachtsfest geben würde.
„Nimm sie ruhig“, meinte Tante Renate. „Das ist noch ein Erbstück von meiner Schwiegermutter. Ich würde das altmodische Ding ohnehin nicht mehr auf meinen Christbaum setzten.“
Sie wollte nicht einmal mein Geld haben, und ich glaube, sie hielt mich für etwas verrückt, dass ich so ein altmodisches Ding überhaupt haben wollte. Aber als ich den Karton vorsichtig nach Hause trug, da war es mir, als hätte ich den kostbarsten Schatz der ganzen Welt geschenkt bekommen.
Die Tage bis Heiligabend waren kaum auszuhalten. Zu gern hätte ich wenigstens meiner kleinen Schwester das Zauberding gezeigt und mich dafür bewundern lassen, dass ich Weihnachten gerettet hatte. Aber sie hätte es womöglich noch zerbrochen oder, schlimmer noch, mein Geheimnis verraten. Sie war ja erst ein Kindergartenkind und verstand es nicht besser.
Hach, und dann war es endlich so weit. Das Wohnzimmer lag im Halbdunkel, der Baum war festlich geschmückt, rote Wachskerzen brannten auf den Zweigen, und er sah wunderschön aus. Nur der Platz an der Spitze war leer und erinnerte an die Katastrophe vom letzten Jahr. Wir sangen. „Oh du fröhliche“ und „Oh Tannenbaum“.
Und dann kam der feierliche Moment, in dem ich vortrat, mein kleines Päckchen hochhielt und ...
„Da, Mama, für dich“, sagte in diesem Augenblick meine kleine Schwester. Sie hielt eine dicke orangefarbene Knetkugel in der Hand. „Das habe ich im Kindergarten gemacht. Weil ich doch letztes Jahr die Tannenbaumspitze kaputtgemacht habe.“
Meine Mutter hätte fast geheult vor Rührung. Sie umarmte die Kleine. Und dann hat Papa die dicke orangefarbene Knetkugel mit den drei blauen Sternen ganz oben auf den Baum gesetzt. Die nadelige Spitze der Fichte passte genau in das Loch der Kugel, und Papa musste die Knetmasse nur ein ganz kleines Bisschen zusammendrücken.
Schön sah es nicht aus, das mussten auch meine Eltern gemerkt haben. Aber als ich das Strahlen im Gesicht meiner Mutter sah und wie stolz die Kleine vor dem Baum stand, da wusste ich, dass das nicht der richtige Moment war, meine Pappschachtel zu öffnen. Aber ich verstand auch, dass Weihnachten gerettet war und dass unser Baum ganz genau die richtige Spitze bekommen hatte.
Ganz leise schlich ich mich davon und ließ den Karton mit dem Glitzerkristall verschwinden, und später versteckte ich ihn auf dem Dachboden.

*


Das ist jetzt über 40 Jahre her. Und die Tannenbaumspitze glitzert und funkelt noch immer so zauberhaft wie damals im Tante-Emma-Laden von Tante Renate. Ja, denke ich, Weihnachten ist gerettet, wenn man die richtige Tannenbaumspitze hat. Und dann mache ich den Deckel wieder zu und verstecke die Schachtel wieder hinter dem alten Dachbalken. Wenn meine kleine Schwester mich nächste Woche zum Fest besucht, dann wird auf meinem Baum eine dicke orangefarbene Knetkugel mit drei blauen Sternen thronen. Ob sie sich noch daran erinnert?

© Petra Hartmann


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Ein Monster unterm Weihnachtsbaum

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 24 Dezember 2019 · 1.483 Aufrufe
Weihnachten
Da hat das Jahr gerade erst angefangen, und plötzlich ist schon wieder Weihnachten ... Bei mir war in den letzten Tagen noch eine ganze Menge Stress angesagt, aber langsam kann ich mich zurücklehnen und versuche nun, in Weihnachtsstimmung zu kommen. Wenn ihr noch nicht ganz angekommen seid in der Besinnlichkeit, dann hilft euch vielleicht dieses kleine Weihnachtsmonstermärchen dabei ... Viel Vergnügen beim Lesen und habt eine schöne, besinnliche Zeit!
Alles Liebe - Petra


Ein Monster unterm Weihnachtsbaum

„Duu, Mami?“
Die kleine Jenny stand in der Küchentür, die roten Haare verwegen zu einem Zopf hoch oben auf dem Scheitel zusammengebunden, die blitzenden grünen Augen groß und herzerweichend auf ihre Mutter gerichtet.
„Was ist denn, meine Maus?“
„Es ist doch bald Weihnachten. Und da kann ich mir doch auch etwas wünschen...?“
Aus dem Nebenzimmer quäkte die fröhliche Musik des Werbeblocks im Kinderfernsehen herüber. „Also, Kinder, holt sie euch aus Michaels magischem Monsterladen! Nur solange der Vorrat reicht“, rief gerade ein gut gelaunter junger Mann.
Frau Mau seufzte. Was um alles in der Welt mochte die Kleine dort schon wieder gesehen haben? „Was wünschst du dir denn?“, fragte sie und zwang sich zu einem Lächeln. Immerhin, ihre Tochter hatte ja recht: Zum Weihnachtsfest darf man sich etwas wünschen. Solange es im Rahmen blieb.
„Ich hätte gern ein Monster“, flüsterte Jenny mit tiefer, sehnsuchtsvoller Stimme und schaute ihre Mutter auf die Art von unten her an, die ihr vor kurzem den neuen Tretroller beschert hatte. Der großäugige treue Dackelblick war ihre Spezialität im Umgang mit Erwachsenen.
„Ein - - - was?“
„Ein Monster. So ein kleines, grünes, kuscheliges. Zum Liebhaben. Mit Hörnern und spitzen Ohren. Und mit einer Extra-Tüte Spezial-Monsterschleim. Aus Michaels magischem Monsterladen“, verkündete Jenny. „Sie haben sieben verschiedene Monster, aber ich will unbedingt Bernie mit den Fledermausflügeln haben, weil er ist sooo süüüß.“
„Kommt überhaupt nicht infrage!“, entschied die Mutter. „Ein Monster kommt mir nicht ins Haus. Am Ende frisst es uns noch alle auf, hast du daran mal gedacht, Jenny Mau? Überhaupt siehst du entschieden zu viel fern. Los, stell die Glotze aus, und ab mit dir auf den Spielplatz an die frische Luft. Wozu haben Papa und ich dir den teuren Roller gekauft?“
„Der Spielplatz ist doof“, maulte Jenny und schob die Unterlippe vor. „Lena und Lukas sind bei ihrer Tante, und Mina ist krank. Wenn ich ein Monster hätte, dann hätte ich wenigstens jemanden zum Spielen.“
„Ein Monster kommt mir nicht ins Haus, und damit basta.“
Jenny zog sich zurück. Sie wusste, wenn sie eine Diskussion verloren hatte. Zumindest zog sie sich vorerst zurück.

*

Am Abend, als Jenny schon im Bett lag und von Bernie, dem Monster mit den Fledermausflügeln, träumte, sprachen Herr und Frau Mau noch lange über das Thema.
„Nein. Und wenn sie im Kinderfernsehen tausendmal dafür Werbung machen, diesen neumodischen Haustieren traue ich nicht über den Weg“, sagte Herr Mau entschieden. „Wir hatten früher Hunde und Katzen und Meerschweinchen, und das war völlig in Ordnung. Kein Mensch weiß doch, wie diese Monster sich entwickeln und was sie fressen, wenn sie mal groß geworden sind.“
„Richtig“, pflichtete Frau Mau bei. „Kein Ungeheuer mit Fledermausflügeln in meinem Haus. Andererseits ... Sie ist wirklich langsam alt genug für ein Haustier, um das sie sich kümmern kann. Ein Meerschweinchen vielleicht?“
„Eine sehr gute Idee. Dann wird sie gleich lernen, Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen. Das wird ihrer späteren Entwicklung sehr förderlich sein.“
„Ich rede morgen mal mit ihr darüber“, beschloss Frau Mau. Ein Meerschweinchen in der Wohnung, ja, das könnte klappen, dachte sie.

*

Als Jenny am anderen Tag aus dem Kindergarten kam, leuchteten ihre Augen wie zwei große grüne Smaragdfeuer. „Mama“, erzählte sie strahlend, „weißt du was? Nina hat von ihren Eltern ein Einhorn geschenkt bekommen. Es ist nur ein kleines Einhorn, weißt du? Aber mit einem echten Horn aus Karfunkelstein und mit Regenbogenmähne. Und von den Hufen sprüht Goldstaub, wenn es über den Wohnzimmerteppich trabt, das hat sie mir selber erzählt. Oh, Mama, bitte, ich möchte doch kein Monster zu Weihnachten. Ich wünsche mir so sehr ein Einhorn, wie Lisa hat. Bitteee.“
Frau Mau räusperte sich. „Hör mal, Jenny ... So ein Einhorn, weißt du, diese ganzen Fabelwesen, die jetzt so modern sind ... Papa und ich haben uns darüber unterhalten, und wir glauben, dass diese Tiere nicht gut für dich sind ...“
„Aber fast alle im Kindergarten haben ein eigenes Fabeltier“, begehrte Jenny auf. „Leon hat einen Greif, und Lukas einen kleinen Zerberus, der kann bellen und Kunststücke machen. Und Hanne sagt, sie kriegt zu Weihnachten einen Pegasus.“
Frau Mau schwieg betroffen. Doch dann lächelte sie liebevoll. „Und du sollst auch ein eigenes Haustier bekommen, Jenny. Papa und ich haben beschlossen, dass du ein Meerschweinchen haben sollst. Na, was sagst du?“
„Du bist so gemein!“, rief Jenny. Sie stürzte davon, rannte die Treppe hoch in ihr Kinderzimmer und warf sich aufs Bett. Noch lange hörte die Mutter ihre Kleine weinen.


*


Am Nachmittag war Jenny immer noch traurig. Aber sie hatte aufgehört zu weinen. Auf ihrem blitzendroten Tretroller fuhr sie hinüber zu ihrem Großvater. Das tat sie oft, wenn ihre Eltern sie nicht verstanden. Opa Neßmann war früher zur See gefahren. Er trug einen goldenen Ring im Ohr wie ein echter Pirat. Er konnte auch lachen und Seemannslieder grölen wie ein echter Pirat. Und Opa Neßmann war von Kopf bis Fuß tätowiert mit all den tollen Haustieren, die Jenny nicht haben durfte.
„Na, Jenny, kommst du deinen alten Opa mal wieder besuchen?“, dröhnte ihr der fröhliche Brummbass des alten Seemanns entgegen, als sie das kleine Häuschen betrat. Früher hatte sich Jenny ja ein bisschen gefürchtet vor dem Haus und all dem sonderbaren Zeug, das der Seebär darin aufbewahrte. Aber inzwischen kam sie gern in die gute Stube und betrachtete die Erinnerungsstücke von Opas Weltreisen. Über dem Kaffeetisch pendelte ein riesiger Schwertfisch von der Decke. Säbel und Dolche und alte Flaggen schmückten die Wände. Getrocknete Seesterne, ausgestopfte Fische und gewaltige Muschelschalen - so groß wie Gänsebrattöpfe - lagen überall in den Regalen.
„Mama hat gesagt, ich darf zu Weihnachten kein Einhorn kriegen“, schniefte Jenny.
„Und da hat sie auch verdammt recht mit, junge Dame“, sagte Opa Neßmann. „Die Biester können nämlich sehr gefährlich werden. Ja, weißt du das denn nicht mehr?“
Jenny sah ihn verwundert an. „Was denn?“
„Na, wie es damals war, als dich das Einhorn entführt hat? Da in den Bauch hat es dich gepiekt mit seinem Horn, und dann ist es mit dir weggelaufen, das schlimme Tier. Wenn ich damals nicht hinter euch hergelaufen wäre und ihm das Horn abgebrochen hätte, uiuiuiuiui, ich mag gar nicht daran denken, was dann passiert wäre ...“
„Hier in den Bauch?“ Jenny schob ihren Pullover hoch und betrachtete nachdenklich ihren Bauchnabel.
„Jawohl, so war das“, bekräftigte der Großvater. „Da drüben hängt noch das Horn, das ich ihm abgebrochen habe, diesem Biest.“
Der Narwalszahn über Opa Neßmanns Bücherregal sah wirklich beeindruckend aus. Und je länger Jenny abwechselnd ihr Bauchloch und das Einhorn-Horn betrachtete, desto besser erinnerte sie sich an das Abenteuer von damals. „Ja, lieber doch kein Einhorn“, murmelte sie.
Sie blieb bis zum Abend bei ihrem Opa, malte seine Meerjungfrauen- und Seeschlangen-Tätowierungen mit Filzstift aus und lauschte andächtig seinen Erzählungen von seinem Kampf mit dem furchtbaren Riesenkraken. Ob es wohl in Michaels magischem Monsterladen einen kleinen Riesenkraken zu kaufen gab?


*



„Einen Riesenkraken?!“, rief Frau Mau entsetzt. „Sag mal, wer ist denn jetzt verrückt geworden, du oder Opa Neßmann?“
„Opa hat gesagt, Riesenkraken sind ganz zahm. Man muss ihnen nur ein wenig Zucker auf den Hauptarm streuen, dann fressen sie einem aus der Hand.“
„Ja, und die Hand gleich mit“, knurrte Herr Mau hinter seiner Zeitung hervor.
Eine Weile herrschte bleierne Stille am Frühstückstisch. Dann faltete der Vater die Zeitung zusammen und sah seine Tochter ernst an. „Hör mal, Jenny. Deine Mutter und ich finden es ja sehr gut, dass du dich so für Tiere interessierst ...“
„... deshalb sind wir auch überein gekommen, dass wir dir ein eigenes Tier schenken wollen“, fiel die Mutter ein.
„Ja“, stimmte der Vater bei. „Ein eigenes Tier ist sehr gut für einen jungen Menschen. Es fördert auch die Charakterbildung und die Empathiefähigkeit, das wird dich später im Leben mal voranbringen.“
„Wirklich?“ Jenny konnte ihr Glück kaum fassen.
„Wirklich“, nickte der Vater und strahlte wie das Christkind höchstpersönlich. „Die Katze eines Kollegen hat kürzlich Junge bekommen. Und wenn du brav bist, dann darfst du heute Nachmittag mit Mama zusammen hinfahren und dir ein kleines Kätzchen aussuchen ...“
„Ihr seid so gemein!“, heulte Jenny auf. Sie stieß ihren Kakaobecher um, sodass sich eine braune Flut über den Küchentisch ergoss. Dann rannte sie weinend aus dem Zimmer.
„Ich schätze“, sagte der Vater, nachdem er lange auf die Kakaopfütze auf dem Tisch und die braunen Flecken auf seinem Hemd gestarrt hatte, „das war jetzt nicht der Versuch, brav zu sein.“
„Nein“, sagte die Mutter. Dann seufzte sie. „Also kein Kätzchen.“

*


Nein, kein Kätzchen.
Auch kein Mantikor, kein Pegasus und keine Chimäre, wie Jenny bei ihren nächsten Vorstößen erfuhr. Nicht einmal ein kleiner Basilisk, obwohl der in Michaels magischem Monsterladen sogar als Sonderangebot zu haben war. Mit Extra-Basilisken-Kraftfutter und zwei Sammelkarten. Es war zum Heulen.
Entsprechend patzig reagierte die Kleine, als ihr ihre Eltern als Friedensangebot einen Hundewelpen vorschlugen. So etwas konnten sich auch nur Eltern ausdenken.

Am Heiligen Abend traute sich Jenny kaum ins Wohnzimmer. Und als sie wenig später gemeinsam mit ihren Eltern vor dem Baum stand und alle drei zusammen „Stille Nacht, heilige Nacht“ sangen, warf sie bange Blicke auf die eingepackten Geschenke, die dort für sie lagen. Ob sich in dem großen Karton wohl doch ein Drachenei verbarg? Oder ein Vogelkäfig mit einer kleinen Harpyie?
Neugierig begann sie mit dem Auspacken. Ein Gesellschaftsspiel. Plüsch-Hausschuhe. Filzstifte. Ein Bilderbuch mit Fabeltieren. Zwei T-Shirts und ein Kleidchen. Das war alles. Jennys Augen füllten sich mit Tränen.
„Danke“, sagte sie. Aber am liebsten hätte sie geheult.
In diesem Augenblick klingelte es an der Haustür.
Wenig später kam Opa Neßmann schnaufend ins Wohnzimmer gepoltert. Und in den Händen hielt er einen großen, schwarzen, rundlichen Gegenstand.
„Ahoi, Leichtmatrose Jenny!“, sagte er mit seinem tiefdröhnenden Brummbass. „Ich hoffe, ich bin noch rechtzeitig zur Bescherung gekommen. Fröhliche Weihnachten wünsche ich dir. Und viel Vergnügen mit dem kleinen Racker hier.“
Jennys Augen wurden groß und rund. Das, was ihr Großvater in den Händen hielt, sah aus wie eine Miesmuschel. Allerdings wie eine besonders große schwarze Miesmuschel. Die fest geschlossenen Muschelschalen waren noch ein kleines bisschen größer als Mamis großer schwarzer Gänsebratentopf.
„Was ist denn das?“, fragte Jenny neugierig.
„Das habe ich dir von einem wirklich gefährlichen Ostseetörn mitgebracht. Diese Biester sind nicht ganz harmlos, musst du wissen. Sie leben in der Bornholmtiefe, und manchmal, wenn man nicht aufpasst, dann können sie ziemlich fies zuschnappen. Sei also hübsch vorsichtig damit, hörst du?“
Jenny nickte ehrfürchtig. Als der Großvater die schwere Doppelschale auf den Stubentisch stellte, fuhr sie mit den Fingerspitzen vorsichtig über das raue Gehäuse.
„Oh!“ Erschrocken sprang sie zurück. Darin bewegte sich etwas.
„Das ist keine gewöhnliche Muschel, meine Kleine. Es ist eine Wau-Muschel. Manchmal kann man sie nachts am Strand von Bornholm bellen hören. Dann geht man besser nicht runter ans Meer.“
„Eine Wau-Muschel?“ Jenny staunte. „So etwas habe ich noch nie gehört.“
„Da wette ich drauf. Es gibt nicht viele Kinder, die eine echte Wau-Muschel bekommen. Aber wenn du ganz lieb zu ihr bist und ihr Vertrauen gewinnst, dann kommt sie vielleicht sogar eines Tages aus ihrer Schale und lässt sich von dir streicheln.“
Vorsichtig hob Jenny die obere Schale ein wenig an. Zwei Augen, in denen man fast nur das Weiße sah, blickten ihr aus dem Dunkel misstrauisch entgegen. Die Wau-Muschel knurrte leise.
„Du musst keine Angst haben, kleine Wau-Muschel“, flüsterte Jenny. „Ich werde gut auf dich aufpassen.“ Und als sie jetzt die rechte Hand vorsichtig zwischen die Schalen schob, kam plötzlich eine kleine rosa Zunge aus dem Dunkel und leckte ihr über die Finger. „Ich glaube, sie mag mich“, sagte Jenny. „Oh, seht doch nur!“
Langsam hob sich der Deckel der Muschel. Eine schwarze, feuchte Nase tauchte auf. Dunkle Augen, aus denen das Weiße verschwunden war. Zwei kleine braune Schlappohren mit winzigen schwarzen Löckchen am Rand. Die Wau-Muschel krabbelte auf ungeschickten krummen Dackelwelpenbeinen auf Jenny zu, und das Mädchen schloss sie mit einem leisen Aufquietschen in die Arme. So etwas Niedliches gab es ganz bestimmt nicht in Michaels magischem Monsterladen. Das konnte einem eben nur ein Großvater zu Weihnachten schenken, der zur See gefahren war.
„Tu mir bitte einen Gefallen, Jenny, ja?“, bat der alte Seemann. „Sag bitte keinem, dass es eine Wau-Muschel ist. Ich möchte mit den dänischen Zollbehörden keinen Ärger bekommen. Wenn du es geschickt machst, dann werden sie Leute vielleicht denken, dass es ein ganz gewöhnlicher Dackel ist. Auch wenn das natürlich ein Riesenunterschied ist ...“
„Versprochen“, flüsterte Jenny und streichelte ihre Wau-Muschel, die inzwischen in ihren Armen eingeschlafen war.
Und Jenny hat ihr Versprechen auch tatsächlich gehalten. Niemals hat irgend jemand auch nur den leisesten Verdacht geschöpft, bei dem freundlichen kleinen Hundewelpen der Familie Mau könne es sich um irgend etwas anderes handeln als um einen Dackel. Und dabei war es doch eines der gefürchtetsten Ungeheuer aus der Bornholmtiefe.

© Petra Hartmann


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Weihnachtsmärchen: Minnie, das kleine Schaf

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 24 Dezember 2018 · 881 Aufrufe
Weihnachten, Weihnachtsmärchen
Na, alles klar für Weihnachten? Ich habe gerade das letzte Geschenk eingepackt. Und jetzt lehne ich mich kurz zurück, atme durch, freue mich darauf, meine Nichte im Krippenspiel zu sehen und komme langsam in Weihnachtsstimmung.
Euch allen ein friedliches und gesundes Fest. Lasst euch viel vom Weihnachtsmann bringen und habt eine gute Zeit. Und wenn ihr Lust habt auf Lektüre, hier mein aktuelles Weihnachtsmärchen für euch. Viel Spaß damit!


Minnie, das kleine Schaf

So viele Leute! Minnie, das kleine Schaf, schaute sich staunend um, und die Flammen der Kerzen spiegelten sich in ihren großen, blauen Augen. Alle diese Leute waren nur wegen ihr gekommen, dachte sie stolz. Wenn nur das Fell nicht so kratzen würde. Vorsichtig schob sie die Hand unter den Pelz und versuchte, die Stelle zu erwischen, an der es am schlimmsten juckte. Aber da hatte Elli, die Hirtin, sie schon erwischt und zog sie energisch am Arm. „Lass das, Minnie!“, schimpfte sie. „Benimm dich gefälligst wie ein anständiges Schaf und nicht wie ein Baby.“ Sie zog Minnies Schafsfell wieder gerade und schob das Mädchen zurück hinter den Altar. „Ich hab ja gleich gesagt, dass du noch viel zu jung bist für das Krippenspiel. Jetzt habe ich dich an der Backe. Verdammt, ich bin Hirtin und kein Babysitter.“
„Bin gar nicht zu jung“, maulte Minnie. „Ich bin schon fünf. Und Grippe spielen kann ich auch schon.“
Elli schnaufte verächtlich. Sie blickte ins Publikum und versuchte, sich auf ihren Text zu konzentrieren. Minnie hatte es gut. Die Kleine musste einfach nur „Mäh“ sagen und niedlich gucken. „Kommt doch zu uns in den Stall, da ist es schön gemütlich“, murmelte Elli vor sich hin. „Kommt doch zu uns in den Stall, da ist es schön gemütlich. Kommt doch ...“ Ihre Mutter hatte sie gestern bestimmt hundertmal abgehört. Und trotzdem hatte sie bei der Generalprobe wieder
vergessen, was sie sagen sollte. „Kommt doch zu uns in den Stall ...“, murmelte sie.
„Mäh“, sagte Minnie.
„Noch nicht, Minnie!“, zischte Elli ungehalten. Da bemerkte sie, dass das kleine Schaf nicht mehr neben ihr stand.
Gelächter hallte durchs Kirchenschiff. Elli stöhnte leise. Da hatte dieses dusselige Schaf sich doch tatsächlich vor dem Altar aufgestellt und strahlte stolz ins Publikum, als ob es die Hauptrolle in diesem Stück spielen würde. Kein Mensch achtete mehr auf den dicken Oliver, der aus dem großen Buch soeben die Worte vorlas: „Es begab sich aber zu der Zeit, da ein Gebot ausging vom Kaiser Augustus ...“
Elli wurde knallrot. Aber es nützte nichts, sich hier hinter dem Altar zu verstecken. Entschlossen trat sie nach vorn, klemmte sich das zappelnde Schaf unter den Arm und trug es zurück in ihr Versteck. Gelächter folgte ihnen.
„Kommt jetzt das Liebespaar?“, flüsterte Minnie und lugte neugierig hinter dem Altar hervor.
„Sei still“, sagte Elli, und dann dachte sie wieder: „Kommt doch zu uns in den Stall, da ist es ...“ Himmel! Was war das noch? Wie war es im Stall? Warm? Kuschelig? Elli ballte die Fäuste. „Kommt doch zu uns in den Stall †¦?“ Und weiter? Sauber war es sicher nicht in dem Stall. Ob billig das richtige Wort war? Maria und Josef hatten sicher nicht so viel Geld, da konnten sie eine billige Unterkunft gut gebrauchen. „Kommt doch zu uns in den Stall, das ist gut und günstig“, murmelte sie vor sich hin. Es klang nicht schlecht.
„Mäh“, sagte Minnie.
Beneidenswert, dachte Elli.
Dennis und Miriam, die an diesem Abend Maria und Josef spielten, waren inzwischen in Betlehem angekommen und standen vor dem prächtigen Weihnachtsbaum. Miriam hatte sich ein dunkles Seidentuch über Kopf und Schultern geworfen, und unter dem Kleid hatte sie sich ein dickes Sofakissen vor den Bauch gebunden. Dennis stützte sie und half ihr beim Gehen.
„Halte durch, Liebes“, sagte er. „Da vorne sehe ich schon eine Her...“
„Berge!“, flüsterte der Pastor.
Dennis sah ihn verwirrt an. Aber dann wiederholte er gehorsam: „Da vorne sehe ich schon die Berge. Da gibt es gewiss ein Zimmer für uns.“
„Das hättest du wohl gern!“ Kevin Biermann, der Sohn des örtlichen Gastwirts, hätte am liebsten selbst den Josef gespielt und war immer noch sauer darüber, dass der Pfarrer Dennis die Rolle gegeben hatte, weil der angeblich mehr Grips hatte und sich den langen Text besser merken konnte. Pah! Wie man unerwünschte Gäste abblitzen lässt, hatte Kevin längst von seinem Vater gelernt, da brauchte er das Textheft nicht. Er baute sich breit und drohend vor dem jungen Paar auf und verschränkte die muskulösen Arme vor der Brust. „Hier ist alles voll!“, dröhnte er. „Für solches Gesocks wie euch haben wir keinen Platz.“
„Aber meine Frau erwartet ein Baby“, sagte Josef. „Die Wehen können jeden Moment einsetzen.“
„Is†˜ nich†˜ mein Problem. Zieht Leine, oder ich rufe die Polizei.“
„Pfui, du bist gemein!“, rief da das kleine Schaf. Ehe Elli die Kleine halten konnte, hatte sich Minnie schon losgerissen und sprang wie ein wütender Terrier auf den verblüfften Wirtssohn los. „Schäm dich, Kevin!“, schimpfte Minnie. „Es ist eiskalt da draußen, und die Frau kriegt gleich ein Baby.“
„A-aber es sind doch alle Zimmer belegt“, stotterte Kevin verdutzt.
Minnies Augen funkelten wütend. Sie holte aus und trat Kevin mit voller Wucht vors Schienbein. Der schrie auf und hätte beinahe beim Herumhopsen auf einem Bein den Tannenbaum umgerissen, wenn der Pastor nicht rechtzeitig zugepackt hätte. Minnie sprang hinterher und wollte noch ein zweites Mal zutreten. Aber Elli packe sie und nahm sie in den Schwitzkasten. „Willst du wohl still sein, du dummes Schaf!“, zischte sie. „Du machst alles kaputt!“
„Gar nicht wahr“, sagte Minni. „Der doofe Kevin macht alles kaputt.“ Sie wand sich aus der Umklammerung und lief zu Miriam und Dennis hinüber. „Ihr könnt bei mir im Kinderzimmer übernachten. Und morgen Früh sehen wir weiter.“ Damit packte sie Maria bei der Hand und zog sie hinter sich her durch den Mittelgang zur Kirchentür. Maria war viel zu verblüfft, um Widerstand zu leisten. Und auch Josef, der zu dem Schluss kam, dass sein Platz an Marias Seite war, folgte mit unsicheren Schritten dem Schaf, das ihnen eine Unterkunft angeboten hatte.
„Halt!“, rief da eine dünne, aber entschlossen klingende Stimme durchs Kirchenschiff. Elli musste all ihren Mut zusammennehmen. Ein wenig unheimlich war es ihr schon, als sie plötzlich ganz allein vor dem Altar stand und alle sie anstarrten. Aber plötzlich wusste sie ganz genau, was sie sagen musste, und die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus: „Ich weiß etwas viel Besseres: Kommt doch zu mir in den Stall, da ist es ganz warm und gemütlich, und ihr könnt im Stroh schlafen. Wir haben eine Krippe für euer Kind und ganz viele Tiere zum Streicheln, das ist richtig toll.“
Minnie zögerte. „Ist das wirklich wahr?“, fragte sie misstrauisch.
„Aber ja“, nickte Elli. „Das ist ríchtig kuschelig. Und sie dürfen die Schafe streicheln. Versprochen.“
„Und in der Bibel steht†™s auch drin“, meldete sich Oliver zu Wort und schwenkte das große schwarze Buch, aus dem er vorgelesen hatte.
Als Minnie die gemütlichen Strohballen und die Windlichter sah, die die anderen Kinder inzwischen aufgebaut hatten, nickte sie gnädig. Und da waren ja auch Anton und Jennifer, die den Ochsen und den Esel spielten. Eben schoben auch die anderen Schafe die Krippe für das Baby herbei.
Würdevoll marschierte Minnie vor dem heiligen Paar auf die Krippe zu. Den Wirtssohn Kevin streifte sie im Vorübergehen mit einem vernichtenden Blick und musterte dann die Strohballen kritisch. Aber als endlich das Jesuskind glücklich und frisch gewindelt in der Krippe lag, als Engel, Hirten und Könige gemeinsam im Stall zu Betlehem standen und sangen, da war auch der letzte Funken von Misstrauen aus dem Blick des kleinen Schafs verschwunden. Minnie schaute mit ihren leuchtenden blauen Augen ins Publikum und strahlte zufrieden über das Wunder, das sie vollbracht hatte.
Stille trat ein.
Sanft stieß Elli sie an. „Jetzt“, flüsterte sie. „Sag es.“
Und Minnie sagte: „Mäh!“


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"Der kleine Trommler" erscheint am 24. Dezember in der Hildesheimer Allgemeinen

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 22 Dezember 2018 · 869 Aufrufe
Weihnachten, Märchen
Es ist inzwischen schon eine kleine Tradition: An Heilig Abend finden die Hildesheimer ein Weihnachtsmärchen von mir in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung. Auch diesmal bin ich wieder in der Weihnachtsausgabe vertreten. Und zwar mit meinem Märchen "Der kleine Trommler".
Der Held der Geschichte ist der fünfjährige Jonas, ein Kind von möglicherweise eingeschränkten Geistesgaben, das kein Wort sprechen kann. Nur mit der Trommel, die ihm sein Onkel zum Geburtstag geschenkt hat, kann Jonas sich ausdrücken. Allerdings fällt Erwachsenen das ewige Getrommel auch ganz schön auf die Nerven. Am Weihnachtstag platzt seiner Mutter der Kragen, und sie versucht, ihm das Instrument wegzunehmen. Jonas flüchtet, hinaus in die eiskalte Nacht ...
Also, falls ihr Lust habt, Jonas auf seiner Reise zu begleiten, geht zum Kiosk und holt euch am 24. Dezember die Zeitung. Ich hoffe, es gefällt euch.


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Weihnachtsmärchen: Der kleine Trommler

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 24 Dezember 2017 · 1.027 Aufrufe
Weihnachten

Die Weihnachtsgeschenke sind eingepackt, die Post erledigt, die letzten Einkäufe getätigt. Alles ist getan, was vor Heilig Abend noch erledigt werden muss. Nun ist es Zeit, sich zurückzulehnen und die Weihnachtszeit zu genießen. Ich wünsche euch allen ein frohes und friedliches Fest. Und für alle, die Freude an Weihnachtsgeschichten haben, gibt es hier mein neues Märchen. Viel Vergnügen damit!

 

 

Der kleine Trommler

 

„Ta-rattatta-tamm!“
„Hilfe!“ Die Mutter ließ vor Schreck die Puddingschüssel fallen. Die Schale zersprang klirrend. Brauner Schokoladenpudding verteilte sich auf dem gefliesten Küchenfußboden. Jonas blickte schuldbewusst nach unten. Er versuchte, die Sticks hinter seinem Rücken zu verbergen, aber die Trommel, die er vor dem Bauch trug, sah die Mutter natürlich sofort.
„Jetzt schau, was du angerichtet hast!“, schimpfte die Mutter. „Kannst du nicht wenigstens an Weihnachten einmal aufhören mit der dämlichen Trommelei!“
Jonas sah sie mit großen traurigen Augen an. Natürlich sagte er nichts. Jonas sagte nie etwas. Fünf Jahre war er nun schon alt, aber gesprochen hatte er noch nie. Nur getrommelt. Erst auf dem Tisch und auf Töpfen. Und nun eben auf der bunten Blechtrommel, die ihm sein Onkel zum Geburtstag geschenkt hatte. Onkel Ephraim fand das wohl lustig. Die Mutter nicht.
Wütend bückte sie sich und sammelte die Scherben auf. Dann holte sie das Wischtuch, um die dunkelbraune Sauerei aufzuwischen. Jonas sah ihr traurig zu. Er hatte sie nicht erschrecken wollen. Es tat ihm leid, wie sie da auf den Knien über den kalten Fußboden rutschte. Ganz leise, tröstend, klopfte er ein „Ta-rattatta-tamm“ für sie.
„Jetzt reicht es aber!“, schrie sie. Sie fuhr in die Höhe, holte aus und schlug ihm das dreckige Wischtuch um die Ohren. Jonas stand vor Schreck stocksteif da. Rechts und links klatschte das feuchte Tuch ihm ins Gesicht, hinterließ schmierige braune Schokoladenspuren und brannte in den Augen. Jonas hob die Hand, um die Schläge abzuwehren, und nun knallte das Tuch auf seinen Unterarm, schlug ihm die Trommelstöcke aus der Hand, die klappernd auf die Fliesen aufschlugen. Er weinte nicht. Weinen tat er nie. Sah die Mutter nur aus großen Augen an, dann bückte er sich und hob die Sticks wieder auf.
„Gib die Trommel her!“, sagte sie. „Ich habe die Nase voll.“
Aber Jonas schüttelte eigensinnig den Kopf. Da griff sie zu, wollte ihm das Instrument wegnehmen. Jonas wich erschrocken zurück. Mit einer Kraft, die man dem kleinen Jungen gar nicht zugetraut hätte, entriss er seiner Mutter die Trommel, dann rannte er aus der Küche.
„Du nichtsnutziger Wechselbalg! Ja, hau ab, verschwinde sofort und lass dich hier nie wieder blicken!“, schrie sie hinter ihm her. Dann hörte sie die Haustür klappen. Es wurde still in der Küche. Die Mutter verbarg ihr Gesicht in den Händen und weinte. Lautlos weinte sie. Dann seufzte sie und wischte die Reste der Pudding-Katastrophe auf.
Still war es im Haus. Gottseidank, endlich einmal Stille. Ohne dieses ständige „Ta-rattatta-tamm“, mit dem der Bengel sie immer dann erschreckte, wenn sie ihn gerade für eine Sekunde vergessen hatte. Verdammt, als ob es nicht schon schlimm genug war, dass er nicht sprach. Aber dieses ständige Trommeln. Nein, es war einfach nicht mehr zum Aushalten. Wer konnte es ihr verdenken, wenn sie da die Nerven verlor. Fünf Jahre ohne ein Wort. Die Blicke der Nachbarn. Als ob sie etwas dafür konnte. Ja, Schuld musste doch immer die Mutter sein, den Gedanken konnte sie ihnen an der Stirn ablesen. Die Ärzte hatten nichts feststellen können. Kerngesund sei er, hieß es. Und dumm? Gute Frau, was heißt schon dumm? Dafür hätten manche Menschen eben andere Talente. „Ta-rattatta-tamm“, hallte es in ihrem Kopf. Aber in Wirklichkeit war es still in der Küche. Im ganzen Haus. Seufzend richtete die Mutter sich wieder auf. Sie warf den Lappen in den Putzeimer und ging zur Haustür.
„Jonas!“, rief sie. „Komm halt wieder rein.“ Aber Jonas war verschwunden. Nur die dicke Katze des Nachbarn hockte auf dem Zaun. Und ein paar Schneeflocken trudelten zu Boden. „Jonas!“, rief die Frau erneut, nun etwas lauter, zorniger. Aber der Junge kam nicht. „Jonas! Verdammt nochmal, komm endlich her! Es ist kalt!“ Kein Jonas. Und kein „Ta-rattatta-tamm“. Stille.
Wütend riss sie den Mantel von der Garderobe. Jetzt musste sie den Bengel auch noch suchen. Eine schöne Bescherung. Nun, weit würde er nicht gegangen sein. Es war kalt, und er hatte noch nicht einmal seinen Anorak mitgenommen. Vermutlich war er nur bis zur nächsten Straßenecke gerannt und würde bald wieder umkehren. Höchstens bis zum Spielplatz. Na, dem würde sie etwas erzählen.
Aber Jonas war gar nicht zum Spielplatz gelaufen. Auch nicht zur Bushaltestelle oder zum Kiosk. Er war überhaupt nicht zu irgendetwas gelaufen. Nur weg wollte er. Einfach nur weg. Ängstlich hielt er seine Trommel umklammert. Wie einen kostbaren Schatz drückte er sie an sich. Niemand durfte sie ihm wegnehmen, niemand. Ganz fest hielt er sie. Er lief. So schnell, wie er mit seinen kurzen Beinen noch nie gelaufen war. Die Trommel fest an sich gepresst, die Hände wie Schraubstöcke um die Sticks geschlossen. Schneller als die Mutter, schneller als die Kälte, schneller als alle, die ihm seine Trommel wegnehmen wollten.
Die Straßen wurden enger und dunkler, er merkte es nicht. Längst waren die Küche und die Mutter und der Schokoladenmatsch hinter ihm zurückgeblieben, und nur auf seinen Wangen spürte er noch die kalte, klebrige Schokolade, die langsam trocknete. Er rannte noch immer. Auf und ab schlug die Trommel vor seinem Bauch, und sein Atem ging schwer. Schließlich konnte er nicht mehr laufen. Er blieb stehen, keuchend und vollkommen außer Puste, seine Wangen glühten, Schneeflocken trudelten auf ihn herab und schmolzen auf seinem Gesicht. Ganz vorsichtig zog er die verrutschte Trommel gerade. „Ta-rattatta-tamm“, machten die Sticks auf dem Trommelblech. Unsicher sah er sich um. Das sah alles ganz anders aus als zu Hause. Langsam, zögernd, ging er weiter. „Ta-rattatta-tamm“, machte die Trommel.
Die Mutter hatte inzwischen die ganze Straße abgesucht. Auf dem Spielplatz und an der Bushaltestelle hatte sie gesucht. Am Kiosk und hinter den Glascontainern. Kein Jonas. Dann hatte sie bei den Nachbarn geklingelt. Doch alle schüttelten nur stumm den Kopf. Nein, Jonas hatten sie nicht gesehen. Aber die Mutter konnte auf ihrer Stirn lesen, was sie dachten. Es war nichts Freundliches über den seltsamen Jungen und erst recht nichts Freundliches über sie selbst, die ihr Kind bei diesem Wetter allein auf die Straße gelassen hatte. Es schneite nun stärker. Sie suchte weiter. Lief die Straßen entlang und rief immer wieder seinen Namen. „Jonas! Jonas!“, rief sie. Aber Jonas war fort.
Der Junge war zu einem großen Einkaufszentrum gelangt. Ihm war kalt, und der Schnee fiel immer dichter. So ging er hinein, um sich zu wärmen. Er marschierte zwischen den Süßigkeitenregalen hindurch. Aus versteckten Lautsprechern klang „Stille Nacht“ durch das Kaufhaus. Das gefiel ihm sehr. „Ta-rattatta-tamm“, machte die Trommel dazu. Schön klang das. Jonas trommelte mit aller Kraft, und nun konnte er sogar wieder lachen. „Ta-rattatta-tamm, Ta-rattatta-tamm!“ Plötzlich stand ein großer Mann vor ihm, der hatte ein dunkelrotes Gesicht und schrie ihn an. Was das denn solle, schimpfte der Mann. So ein Krach in seinem Einkaufszentrum. Und überhaupt, Kinder ohne Begleitung von Erwachsenen seien verboten in dem Geschäft. Als Jonas nur stumm dastand und sich nicht bewegte, packte der Mann ihn am Arm, zog ihn grob zur Tür und schubste ihn zurück nach draußen. Jonas sah ihn mit großen, traurigen Augen an, aber da hatte der Mann sich schon ruckartig umgewandt und war ins Warme zurückgekehrt. „Ta-rattatta-tamm“, sagte die Trommel. Und Jonas stapfte weiter durch den Schnee.
Die Mutter war inzwischen zur Polizeidienststelle gelaufen. Aber die Beamten dort konnten ihr wenig Hoffnung machen. Immerhin versprachen sie, alle Streifenwagen-Besatzungen zu informieren, damit die nach einem kleinen Jungen mit Trommel Ausschau halten sollten. Es klang nicht sehr erfolgversprechend.
Und die Seitenstraße, in die Jonas nun abgebogen war, war viel zu eng für einen Streifenwagen. Die Mauern waren hoch, und zwischen ihnen pfiff der Wind hindurch. Das „Ta-rattatta-tamm“ der Trommel hallte unheimlich und hohl wider von den Wänden. Aber Jonas marschierte unverdrossen weiter. Und als die enge Gasse auf einem kleinen Platz endete, stand er genau vor einem Schnellimbiss. Es roch nach Fett und angebranntem Fleisch, und durch das trübe Fenster schien etwas Licht nach draußen. Jonas hatte schon ganz kalte Finger, aber die Sticks hielt er noch immer tapfer umklammert. „Ta-rattatta-tamm“, klopfte er. Dann stieß er die Tür auf und trat ein.
Es waren nur zwei Gäste darin. Der eine hockte zusammengesunken vor seinem halbleeren Bierglas. Der andere fütterte unentwegt den Spielautomaten mit Zwei-Euro-Stücken und fluchte vor sich hin. Immer wieder gab der Apparat laute Fanfarenstöße von sich, wenn es einen kleinen Gewinn zu vermelden gab, oder er spielte eine kurze traurige Melodie, wenn der Mann verloren hatte, aber wenn der Spielautomat schwieg, dann hörte man, dass im Radio gerade „Oh Tannenbaum“ lief. Jonas freute sich. Das Lied kannte er. Und begeistert begleitete er die Radiomusiker mit seiner Trommel. „Ta-rattatta-tamm“, machte er. „Ta-rattatta-tamm.“
„Was willst du?“, knurrte der Mann hinter dem Tresen.
„Ta-rattatta-tamm“, trommelte Jonas.
„Dann raus mit dir“, brummte der Mann. „Entweder du bestellst etwas, oder du fliegst.“
„Ta-rattatta-tamm“, trommelte Jonas, drehte sich um und ging zurück in die Kälte. Inzwischen konnte er schon zwei Geräusche machen: „Ta-rattatta-tamm“ mit der Trommel und ein Klappern wie von Kastagnetten mit den Zähnen. Das wunderte ihn etwas, aber es klang gar nicht schlecht zusammen, fand er. Wenn es nur nicht so kalt wäre.
Die Mutter irrte durch die Innenstadt. Ob Jonas zum Weihnachtsmarkt gegangen war? Bunte Lichter flackerten an einem Bratwurststand. Glühweindunst quoll ihr in dichten Schwaden entgegen. Schmalzkuchen, Crêpes und Waffeln dufteten. Ein paar Kinder kamen den Weg entlang, die hatten dicke Bäusche von Zuckerwatte vor dem Gesicht. Ihre Augen leuchten, und sie unterhielten sich über irgend einen Film aus dem Kinderprogramm. Nein, da war Jonas nicht dabei, dachte die Mutter. Diese Kinder konnten ja reden und sich freuen. Und es gab ihr einen kleinen Stich ins Herz, wenn sie an ihren kleinen, schokoladenverschmierten Nichtsnutz dachte.
Doch plötzlich stutzte sie. Vor dem hohen Weihnachtsbaum in der Mitte des Platzes waren eine Menge Kinder aufmarschiert. Jungen und Mädchen aus dem benachbarten Kindergarten stellten sich in drei Reihen ordentlich hin, und eine junge Frau, offenbar die Kindergärtnerin, hob die Hand. Sofort wurde alles still. Dann gab sie den Einsatz. Aus fünfzehn hellen Kinderkehlen erklang ein Weihnachtslied.
„Durch die stille Nacht ...“, sangen die Kinder.
„Ta-rattatta-tamm“, kam es da plötzlich hinter dem Tannenbaum her.
Die Mutter zuckte zusammen. Da stand er. Jonas. Um ein Haar hätte sie sich sofort auf ihn gestürzt und ihn gepackt und weggezerrt. Jetzt störte der Bengel auch noch den Auftritt der Kinder mit seinem ewigen Trommeln.
„... da ging ein kleiner Junge ...“, sangen die Kinder. Wunderschön klang das.
„Rattatta-tamm“, machte Jonas. Verdammt, jemand musste den Bengel da wegholen.
„Hielt seine Spielzeugtrommel in der Hand, wollt zu dem Stalle, wo die Krippe stand ...“
„Rattatta-tamm, rattatta-tamm, rattatta-tamm“, machte Jonas. Er stand breitbeinig und pausbäckig da, das schokoladenverschmierte Gesicht glänzte im Schein der elektrischen Tannenbaumkerzen. Sehr ernst und konzentriert schlug er die Trommel. „Ta-rattatta-tamm, rattatta-tamm, rattatta-tamm“, machte es. Und plötzlich hatte die Mutter das unbestimmte Gefühl, dass dieses scheußliche „Ta-rattatta-tamm“ gar nicht mehr so laut und furchtbar klang, wie sie immer gedacht hatte. Dass es einfach dazu gehörte zur Weihnacht und zu diesem Lied, und dass auch ein kleiner Trommler angehört werden musste, selbst wenn er nichts anderes von sich gab als „Ta-rattatta-tamm“.
„Die kleine Spielzeugtrommel sang und klang“, sangen die Kinder.
„Rattatta-tamm, rattatta-tamm“, machte Jonas.
„Und das Jesuskind lächelt ihn an“, schlossen die Kinder.
Als sie sich verbeugten, hörte er mit dem Trommeln auf. Erstaunt schaute er sich um. Sah die vielen applaudierenden Menschen an und wusste für einen Augenblick nicht so recht, was er davon halten sollte. Da entdeckte er seine Mutter mitten im Publikum. Wie sie in die Hände klatschte und strahlte. Erst wollte er weglaufen, aber er konnte sich einfach nicht von der Stelle bewegen. Es war zu kalt, und der Schnee fiel noch immer, setzte sich auf seine Schulten, die Haare, die Trommel. Da war die Mutter auch schon bei ihm. Sie kniete neben ihm nieder, schloss die Arme um ihn, weinte, dann zog sie ihm rasch ihren Mantel an. Verwirrt sah er sie an. Er konnte sich einfach keinen Reim auf ihr eigenartiges Verhalten machen. Nur, dass sie ihm offenbar nicht mehr böse war, verstand er. Und dass es ihm langsam wieder warm wurde.
„Sind Sie die Mutter von dem Jungen?“, fragte plötzlich eine Frauenstimme. Die Kindergärtnerin stand neben ihnen und sah freundlich auf sie herab. „Vielleicht hätte ihr Sohn ja Lust, uns einmal zu besuchen? Einen so tollen Trommler haben wir schon lange gesucht.“
„Ja, hättest du denn Lust dazu, in den Kindergarten zu gehen?“, fragte die Mutter zweifelnd.
„Ta-rattatta-tamm“, machte die Trommel.
„Ja“, sagte Jonas.

 

© Petra Hartmann




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"24 Türchen" erscheint in der Hildesheimer Allgemeinen

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 08 Dezember 2017 · 864 Aufrufe
Weihnachten, Aus Petras Werkstatt
Mein Weihnachtsmärchen "24 Türchen" erscheint in der Weihnachtsausgabe der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung am 23. Dezember. Diesmal geht es um ein kleines Mädchen, dem ein unbekannter Krimineller das Furchtbarste antut, was man einem Kind in der Vorweihnachtszeit überhaupt antun kann: Er plündert der Kleinen den Adventskalender.
Aber Lina lässt sich das nicht gefallen. Sie kämpft um ihre tägliche Schokoladenportion und versucht, dem Räuber auf die Schliche zu kommen ...

Holt euch einfach die Zeitung, wenn ihr wissen wollt, wer der Täter war. ;-)


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Weiße Weihnachten

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 24 Dezember 2016 · 1.077 Aufrufe
Weihnachten
Na, habt ihr alle eure Weihnachtsvorbereitungen abgeschlossen, die Geschenke eingepackt und den Baum aufgestellt? Bei mir war es in den letzten Tagen ziemlich stressig, aber ich glaube, jetzt ist alles erledigt. Bleibt mir nur noch, euch ein frohes und vor allem ruhiges Fest zu wünschen. Und wer mag, kann sich jetzt zurücklehnen und mit mir von weißen Weihnachten träumen.
Viel Vergnügen mit dem neuen Weihnachtsmärchen und fröhliche Weihnachten!

PS: Falls jemand mehr Weihnachtsmärchen von mir lesen möchte: Meine Geschichte "Paulchen mit den blauen Augen" findet ihr heute in der Weihnachtsbeilage der Hildesheimer Allgemeinen.)


Weiße Weihnachten

Weiße Weihnachten. Er hasste weiße Weihnachten. An jedem anderen Tag, in jeder anderen Nacht wäre ihm das Schneetreiben herzlich egal gewesen. Aber ausgerechnet an Heiligabend musste die olle Frau Holle ihre Federbetten ausschütten und alle Straßen und Wege unter hohen weißen Pulverschneebergen verschwinden lassen. Weiße Weihnachten.
Günther starrte angestrengt durch die Frontscheibe. Die Scheibenwischer, auf höchste Schlagzahl eingestellt, kämpften einen schier aussichtslosen Kampf gegen die auf ihn einstürzenden Schneeflocken, die sich im Licht der voll aufgeblendeten Scheinwerfer in einen wahren Glühwürmchensturm aus sprühenden Feuerfunken verwandelt hatten. Die blaue Lampe des Aufblendlichtes und die orangefarbene der Nebelschlussleuchte glommen übereinander im Dunkel, daneben die Uhrzeit - längst Zeit für die Bescherung - und der beleuchtete Tacho, dessen Zeiger um die 40er Marke herumzitterte. Die Idioten im Radio spielten gerade „White Christmas“. „So ein Mist“, zischte Günther.
Hätte das Wetter nicht morgen erst umschlagen können? Oder wenigstens gegen Mitternacht? So war sein Handy losgegangen, als er sich gerade in das rote Weihnachtsmann-Kostüm hineingezwängt hatte. Und mit einem Fluch hatte er den roten Mantel in die Ecke gepfeffert und sich stattdessen die orangefarbenen Arbeitsklamotten übergestreift. Am städtischen Betriebshof hatte sein Wagen schon auf ihn gewartet, aufgetankt und bis obenhin mit Streusalz beladen. Manni hatte ihm natürlich die Tour zum Weißen Berg zugewiesen. Günter hatte auf dessen „Fröhliche Weihnachten“ nur mit einem „Du mich auch“ geantwortet, und war davongebrettert. So ein Mist.
Die Sicht wurde immer schlechter. Nur die Straßenbäume rechts und links verrieten ihm ungefähr, wo die Fahrbahn lag. Mit schmalen Augen und um das Lenkrad gekrampften Fingern fuhr Günther geradeaus. Immerhin, der Motor brummte zuverlässig und hinter ihm rieselte und sprühte das Salz auf die weiße Schneedecke. Auf dem Rückweg würde er sich an der freigestreuten Spur orientieren können, wenigstens das.
Aber wer zum Henker machte bloß solche Pläne? Den Weg zum Weißen Berg freizustreuen, das war doch absurd. Da oben gab es bloß drei Häuser, und mindestens zwei waren sowieso in dieser Jahreszeit unbewohnt. Sein Einsatz hier, das war doch ein Fall für den Steuerzahlerbund. Und zu Hause saß seine kleine Minnie und wartete auf den Weihnachtsmann. Sie würde weinen, ganz bestimmt. Günther stieg aufs Gas, zog aber den Fuß sofort zurück, als der Streuwagen auszubrechen drohte. Nein, besser doch kein Wettrennen mit der Zeit. Besser, sie weinte wegen eines ausgebliebenen Weihnachtsmanns als wegen eines verunglückten Vaters. Auch wenn es etwas länger dauerte.
Gottseidank, da vorne war endlich der Wendehammer. Und wie er es gedacht hatte: Alles dunkel. Nur in einem der Häuser brannte Licht, da feierte wohl eine Familie und freute sich über die weiße Weihnacht. Idioten. Günther warf wütend eine Extraportion Salz auf das parkende Auto, dann wendete er und fuhr den Berg langsam wieder hinunter.
Vorsichtig musste er sich vorantasten, immer aufpassen, dass er nicht in den Straßengraben rutschte oder einen der Bäume mitnahm. Überhaupt waren die Bäume noch immer seine einzigen Orientierungspunkte. Langsam, ganz langsam suchte er sich seinen Weg zurück durch den Schneeflockenreigen. Warum zum Henker war die Spur links von ihm noch immer nicht zu sehen? Die Asphaltdecke hätte doch schon längst schwarz aus dem Schneematsch hervorleuchten müssen. Doch nichts dergleichen war da zu finden, nicht einmal seine Reifenspuren von der Hinfahrt. So ein Mist. Offenbar war dieses Schneegestöber doch stärker als er gedacht hatte. Die Flocken hatten die von ihm gestreute Fahrbahn bereits innerhalb weniger Minuten wieder in Besitz genommen und unter sich begraben. Es war zum Aus-der-Haut fahren. Aber Schimpfen half nicht. Günther musste sich auf die Straße konzentrieren. Beziehungsweise auf das, was er von der Straße erahnte. Unendlich langsam rollte der orangefarbene Wagen bergab. Und es wurde später, immer später.
Erst als er die Bundesstraße erreichte, sah Günther wieder eine schwarze Fahrbahn vor sich. Schwarz, glitzernd, aber eisfrei, ganz wie es sich gehörte. Zufrieden schaltete er die Streuanlage ab. Aber als er in den Rückspiegel auf die schmale Kreisstraße zum Weißen Berge zurückblickte, lag alles noch weiß und unberührt da, eine dichte Schneedecke breitete sich über die Fahrbahn aus, und nur die Bäume zeigten an, wo die Straße verlief. Günther zuckte die Achseln. Sein Job war erfüllt, sagte er sich. Er hatte am Weißen Berg gestreut und damit basta. Was konnte er denn dafür, wenn der Schnee hier so hartnäckig war? Zu Hause wartete seine Tochter auf ihn. Er stieg aufs Gas und fuhr zügig auf die freie Bundesstraße.
„Und was, wenn die Familie dort oben heute doch noch in die Stadt muss?“, flüsterte eine leise Stimme in seinem Kopf.
„Nicht mein Problem“, murmelte Günther. „Die werden sich eher freuen über die weiße Prachtweihnacht. Ist doch ein Abenteuer.“
„Aber vielleicht haben sie auch ein kleines Mädchen wie deine Minnie. Vielleicht braucht sie ausgerechnet heute Nacht einen Arzt oder muss sogar ins Krankenhaus ...“, flüsterte es leise.
„Verdammter Mist, das ist doch nicht mein Problem!“, fluchte Günther.
Er fluchte und schimpfte, bis er zur nächsten Ausfahrt kam. Und er fluchte immer noch, als er schon längst gewendet hatte und auf dem Weg zurück zum Weißen Berg war. Als er in die schmale, kaum sichtbare Straße einbog, schaltete er den Salzstreuer wieder an. Er stellte diesmal die doppelte Streumenge ein. Für besonders große Schneemassen und hartnäckige Eispanzer. Dann tuckerte er an den tief verschneiten Feldern und den kahlen Bäumen entlang. Langsam und sorgfältig. Manni würde ihm nicht nachsagen können, dass er schlampig arbeitete. Und falls es in dem Haus ein kleines Mädchen wie seine Minnie geben sollte, nun, seinetwegen würde sie bestimmt nicht dort oben festsitzen und vergeblich auf den Notarzt warten müssen.
„Es schneit, es schneit, kommt alle aus dem Haus“, quäkten dusselige Kinderstimmen aus dem Radio. „Mistwetter!“, schimpfte er. Die Scheibenwischer wischten und schaufelten die dichten Flocken von der Windschutzscheibe, aber sie kamen mit dem Schneeschieben kaum noch nach.
Da, endlich! Der Wendeplatz war fast nur noch an dem aufgestellten Hinweisschild zu erkennen. Daneben stand das Auto von vorhin und war vollkommen zugeschneit. Und etwas weiter hinten leuchtete das einsame Licht aus dem Fenster des dritten Hauses. Günther warf fluchend noch eine Extraportion Salz aus, wendete und fuhr den Hang wieder hinunter. Doch schon nach wenigen Metern wurde sein Fluchen zu einem verzweifelten Schreien. Da war noch immer keine Fahrbahn. Nichts. Nur die unberührte weiße Schneedecke und eine viel zu schmale Straße, die sich zwischen den Bäumen allenfalls erahnen ließ. Günther biss die Zähne zusammen. Angestrengt starrte er auf die weiße Fläche vor sich und versuchte, in dem Gestöber wenigstens eine Andeutung von Reifenspuren zu entdecken. Aber da war nichts. Weiß und unschuldig lag die schmale Straße vor ihm, als hätte sie niemals einen Streusalzfahrer gesehen. Es war wie verhext.
Noch langsamer und vorsichtiger als beim ersten Mal ließ Günther seinen Wagen den Hang hinunterrollen. Der Motor brummte noch immer ruhig und zuverlässig, und das war das einzige, was ihm in dieser Nacht noch das Gefühl vermittelte, die Dinge in der Hand zu haben. „Schneeflöckchen, Weißröckchen“, sangen sie im Radio. Schluss damit. Er drehte den Ausschalteknopf so energisch, dass er ihn beinahe abbrach. Konzentriert lauschte er nach hinten. War das Geriesel des Streusalzes noch zu hören? Womöglich waren die Düsen verstopft? Oder hatte er etwa schon alles Salz verbraucht und fuhr hier mit leerem Wagen auf und ab? Das war doch lächerlich.
Als er die schwarze Bundesstraße vor sich liegen sah, stoppte er den Wagen und legte Leerlauf und Handbremse ein. Durch Schnee und Wind kämpfte er sich nach hinten und bekam sofort einen kräftigen Sprühstrahl Streusalz auf die orangefarbenen Hosenbeine geschleudert. Der Wagen schüttete einen wahren Hagelsturm an Salzkörnern hinaus in den Schnee, und Günther atmete erleichtert auf. Alles schien in Ordnung zu sein. An der Technik jedenfalls lag es nicht. Nur die Straße zum Weißen Berg, die lag immer noch weiß und zugeschneit hinter ihm.
„Das wollen wir doch mal sehen!“, rief Günther aus. Er sprang ins Fahrerhaus, wendete und fuhr erneut bergauf. Zum dritten Mal. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn er vor dieser dummen Straße kapitulierte.
Beim vierten Mal fluchte er schon etwas leiser.
Beim fünften Mal war er heiser.
Beim sechsten Mal schwieg er, stierte nur noch aus rot unterlaufenen Augen vor sich in das Schneetreiben und knirschte mit den Zähnen.
Als er zum siebten Mal am Fuße des Berges wendete, glaubte er, etwas Schwarzes unter der Schneedecke zu sehen. Beim achten Mal war er ganz sicher: Das Streusalz zeigte endlich Wirkung. Nach dem neunten Wenden sah er beim Zurückfahren die Gegenspur vollkommen schwarz vor sich liegen. Und als er unten an der Bundesstraße angekommen war, siehe da, da lag hinter ihm endlich die gesamte kleine schwarze Kreisstraße schneefrei in der Nacht und der Weg zum einsamen Haus war für jeden Notarzt passierbar.
„Günther, das hast du gut gemacht“, sagte er zu sich selbst. Aber dann dachte er wieder an seine Minnie und schaute auf die Uhr. „So ein Mist“, murmelte er. „Für nichts und wieder nichts diesen Berg freistreuen, das ist doch eine Schande. Und dafür muss Minnie ausgerechnet an Heiligabend auf ihren Vater verzichten.“
Es hatte aufgehört zu schneien. Gerade wollte Günther auf die Bundesstraße auffahren, als er am Straßenrand einen großen, kompakten Schatten entdeckte. Vor Schreck hätte er seinen Streuwagen beinahe in den Straßengraben gesteuert. Doch er schaffte es noch rechtzeitig, sein Gefährt zu stoppen. Brummend stand der orangefarbene Wagen am Straßenrand und zitterte vor sich hin, genau wie sein Fahrer. Günther blickte unsicher zu dem großen schwarzen Schatten hinüber. War dort ein Lastwagen in den Straßengraben gerutscht? Dann hatte der Fahrer seinen Führerschein garantiert in der Lotterie gewonnen. Wer konnte schon auf einer so vorbildlich freigestreuten Straße die Kontrolle über seinen Wagen verlieren? „Anfänger“, knurrte er. Aber was half es? Minnie war wohl ohnehin längst im Bett. Da konnte er die paar Minuten auch noch bleiben und dem Trottel dort drüben gehörig die Meinung sagen. Er schaltete den Motor ab, holte die Taschenlampe aus dem Handschuhfach und stapfte hinüber zu dem Unfallwagen.
„Hallo? Sind Sie in Ordnung?“, krächzte er.
Ein Schwall von Schimpfwörtern toste ihm entgegen. Da saß jemand und fluchte lautstark. Weder Seemänner noch Streusalzfahrer hatten jemals solche schlimmen Worte in die Nacht hinausgeschrien wie dieser Fahrer. Um Himmelswillen! Wo hatte der Mann nur all die Kraftausdrücke her?
Erschrocken blieb Günther stehen. Das war kein Lastwagen. Und der Mann, der da so schimpfte, das war auch kein Brummifahrer. Er trug einen dicken roten Mantel und hatte einen wallenden weißen Rauschebart.
„Fröhliche Weihnachten“, sagte Günther schüchtern.
Doch damit kam er bei dem Weihnachtsmann an die absolut falscheste Adresse.
„Bist du der Trottel, der hier immer wieder den Schnee wegstreut? Sag mal, wie bescheuert kann man eigentlich sein? Zehnmal habe ich den verfluchten Drecksweg jetzt schon eingeschneit, und jedesmal, wenn ich mit dem Schlitten losfahren will - Knirsch - da kratzen die Kufen schon wieder auf dem Asphalt! Glaubst du vielleicht, ich bin zum Spaß hier draußen! Ich will auch endlich nach Hause! Und jetzt hat es mir auch noch die Schneemaschine weggefetzt, alles deinetwegen, Blödmann!“
Der Weihnachtsmann schwenkte bedrohlich die Rute und kam auf Günther zu. Der hob abwehrend die Hände und wich langsam zurück. „Das - das tut mir leid“, stotterte er. „Ich wusste doch nicht ...“
„Natürlich nicht“, schimpfte der Weihnachtsmann. „Niemand weiß je von irgendwas. Und was soll ich jetzt machen? Da oben auf dem Berg wartet ein kleines Mädchen auf seine Weihnachtsgeschenke, und du bist Schuld, dass sie keine bekommt.“
Günther senkte betreten den Kopf. „Das wollte ich nicht“, sagte er leise. Verdrossen standen Weihnachtsmann und Streuwagenfahrer nebeneinander und schauten auf den fast leeren Rentierschlitten und die beiden letzten Pakete, die noch darin lagen. Die Rentiere ließen den Kopf hängen. Kein Schnee mehr zu sehen auf der Straße. Für den Schlitten war die Fahrt definitiv zu Ende. Günther saß ein dicker Kloß im Hals.
„Meinst du, das Mädchen wäre sehr enttäuscht, wenn du nicht mit dem Schlitten kämest, sondern mit einem ganz einfachen Streuwagen?“, fragte er leise.
Da hörte der Weihnachtsmann mit dem Schimpfen auf. Misstrauisch schaute er zu dem orangefarbenen Laster hinüber. „Nun“, sagte er zögernd, „es ist natürlich etwas ungewöhnlich ...“
Wenig später rollte der Streusalzwagen zum zehnten Mal den Weißen Berg hinauf. Günther parkte neben dem inzwischen wieder freigetauten einsamen Auto und sah dem Weihnachtsmann zu, wie er mit seinem großen Geschenkpaket auf das beleuchtete Haus zustapfte. Tatsächlich - dort wurde er schon sehnsüchtig erwartet. Die Freudenschreie des kleinen Mädchens konnte Günther bis zu seinem Parkplatz hören. Wie froh war er, dass er den Weihnachtsmann hergefahren und nicht am Straßenrand sitzen lassen hatte.
Da war der Weißbärtige schon wieder da. Als er die Tür öffnete und zu ihm in den Streuwagen stieg, ging die Innenbeleuchtung an. „Hey, du hast noch ein Paket vergessen“, sagte Günther und deutete auf das Geschenk, das auf dem Beifahrersitz lag.
Doch der Weihnachtsmann schüttelte den Kopf. „Das ist für ein anderes Kind. Du fährst nicht zufällig in Richtung Innenstadt?“
„Na hör mal“, protestierte Günther. „Das ist jetzt aber ein bisschen ...“ Dann erkannte er den Namen, der auf dem Geschenk stand. „Für Minnie“ stand da. Er holte tief Luft. „Du wirst lachen, Weihnachtsmann, genau da will ich auch hin.“
Vorsichtig, aber zügig ließ er seinen Streuwagen zum letzten Mal den Weißen Berg hinunterrollen. Im Radio spielten sie „Leise rieselt der Schnee“, und Günther dachte bei sich, dass weiße Weihnachten gar nicht so schlecht waren. Weiße Weihnachten und schwarze Straßen. Genau so, wie es sein sollte. „Fröhliche Weihnachten“, murmelte er.


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"Paulchen mit den blauen Augen" erscheint in der Hildesheimer Allgemeinen

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 08 Dezember 2016 · 1.077 Aufrufe
Weihnachten
Mein Weihnachtsmärchen "Paulchen mit den blauen Augen" erscheint am 24. Dezember in der Weihnachtsbeilage der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung. Wer noch nicht weiß, was er an Heilig Abend unter dem Weihnachtsbaum vorlesen soll, und im Hildesheimer Land wohnt, findet hier etwas für's Herz, versprochen.
Paulchen ist ein Elefant, der schon sein ganzes Leben lang davon träumt, ein Weihnachtselefant zu werden. Als die V.P.R.G. (Vereinigte Polarische Rentier-Gewerkschaft) mehr Rentiermoos und Dienstfrei an den Feiertagen fordert und in unbefristeten Streik tritt, bewirbt er sich als Aushilfs-Schlitten-Zugtier - mit fatalen Folgen für die Zustellung der Weihnachtsgeschenke ...
Also, schaut doch mal rein in die Tante Gestenberg. Ich freue mich drauf.

Übrigens: Das Märchen findet ihr auch im Hörbuch "Weihnachten im Schneeland", gelesen von Karen Sünder:
https://www.amazon.d...d/dp/B00HB8Y3LG


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Sauberes Abendessen - ein Weihnachtsmärchen

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 24 Dezember 2015 · 1.098 Aufrufe
Weihnachten

Die Geschenke sind eingepackt, alle Einkäufe erledigt, einen Baumkauf auf den letzten Drücker muss ich auch nicht mehr erledigen ... Zeit, endlich zur Ruhe zu kommen und euch allen ein frohes, besinnliches Weihnachtsfest zu wünschen. Und wenn ihr noch etwas Lesestoff vor der Bescherung braucht - hier kommt mein neues Weihnachtsmärchen. Viel Vergnügen damit!

 

Sauberes Abendessen

 

„Heute Abend tun sie uns wieder ein Kind ins Essen.“
„Ich hoffe nur, dass die Windeln diesmal dicht sind.“
„Das sind sie nie.“
„Jedes Jahr an Heiligabend legen sie uns ein Kind ins Essen.“
„Ja, und jedes Jahr an Heiligabend schmeckt unser Heu nach Kinderkacke.“
Hans, der Esel, und Berta, die Kuh, starrten verdrossen in ihre Futterkrippe. Selma, Isolde und Benjamin, die drei Schafe, blökten vor sich hin und schauten auf ihre Vorderhufe. Keine guten Aussichten.
Das Krippenspiel mit echten Tieren im Stall von Bauer Heiner Silbermann erfreute sich seit Jahren großer Beliebtheit bei den Einwohnern von Kleinweltwinkel. Bei den zweibeinigen Einwohnern. Die Tiere, die als unfreiwillige Statisten mitspielten, hatten darüber jedoch eigene Ansichten. Selbst die Kuh Berta, die viel vom Christentum hielt, wurde verdrießlich, wenn es auf die Weihnachtszeit zuging. Dabei stammte sie doch, wie sie allen Stallbewohnern immer wieder mit stolzgeschwellter Brust erzählte, in direkter Linie von dem Ochsen aus dem Stall zu Betlehem ab. Auch wenn der Esel darüber spottete und behauptete, niemand könne von einem Ochsen abstammen. Jedenfalls war auch die fromme Kuh Berta beim Gedanken an das heutige Abendessen ausgesprochen missmutig.
„Es ist eine Missachtung“, sagte der Esel.
Die Schafe blökten: „Es schmeckt besch...“
„Schschsch, nicht so schlimme Wörter“, ermahnte die Kuh. „Bald werden Kinder anwesend sein.“
„Darum geht es ja gerade“, sagte der Esel und ließ die Ohren hängen. Es war einfach zu traurig. Doch plötzlich, wie von ungefähr, schoss ihm ein Gedanke durch seinen grauen Kopf, und die Ohren richteten sich wieder steil auf. „Hört mal“, sagte er, was haltet ihr davon, wenn wir einfach gemeinsam weggehen?“
„Du meinst: Abhauen?“, fragte Kuh Berta fassungslos. „Durchbrennen, ausbrechen, sich vom Acker machen, Land gewinnen, weglaufen ...?“
„I-jah“, sagte Hans und nickte bedächtig.
„Ja, das ist gut“, blökten die Schafe. „Lasst uns abhauen. Etwas Besseres als vollgemachtes Heu finden wir überall.“
„Also gut“, seufzte Berta. „Nun denn, Esel, sag an: Wo soll†™s denn hingehn?“
„Naja, wir könnten im Prinzip überall hingehen, zum Beispiel rechts entlang, den Weg zum Wald.“
„Ja, Wald ist gut, Wald ist Abenteuer und Märchen und Zauber“, blökten die Schafe. Und damit war alles entschieden.
Hans der Esel schob mit seiner Schnauze die Stalltür auf, lugte vorsichtig nach rechts und links, warf noch einen ärgerlichen Blick auf den leuchtenden Stern, den Bauer Silbermann wie jedes Jahr zum Krippenspiel über die Stalltür gehängt hatte, und trippelte dann auf Hufspitzen hinaus. Kuh Berta folgte ihm, wenn auch nicht ganz so leise, dann trappelten und sprangen die drei Schafe heraus und hopsten aufgeregt um die beiden herum. Ein Ausflug ohne Hütehund, das würde spannend werden. So zogen sie los.
Sie waren noch nicht allzu weit gekommen auf ihrer Wanderung, als sie am Wegrand ein Häuschen entdeckten.
„Wer mag darin wohnen?“, blökten die Schafe.
„Lass uns doch einfach einmal anklopfen“, riet Berta die Kuh, die sehr wohlerzogen war. So bollerte Esel Hans mit dem Vorderhuf gegen die Tür - viel lauter, als die höfliche Berta es sich vorgestellt hatte.
„Wer ist dort?“, kam eine alte, brüchige Stimme aus einem der hinteren Zimmer.
Esel, Kuh und Schafe sahen sich ratlos an. Sollten sie verraten, dass sie um sauberes Heu betteln wollten? Aber dann würde die alte Frau sie womöglich davonjagen, und der Magen knurrte den fünf Tieren schon ganz gewaltig.
„Enkeltrick“, flüsterte Hans, der sich in seinem klugen grauen Kopf schon einen Plan ausgeknobelt hatte. Er räusperte sich. „Rat doch mal, wer hier ist, Großmutter“, flötete er mit zuckersüßer Kleinmädchenstimme.
„Bist du etwas meine liebe Enkelin, das Rotkäppchen?“, fragte die heisere Stimme von drinnen zögernd.
„I-jah“, schrie der Esel freudig. „Ich bin das Brotköppchen, darf ich hereinkommen?“
„Was für ein komischer Name“, maulten die Schafe. Doch aus dem Haus kam ein freundliches: „Ach, dann komm doch herein zu deiner lieben alten Großmutter, du gutes Kind.“
„Da, bitte, sie hat†™s geschluckt“, sagte der Esel triumphierend. „Jetzt die Schafe vor. Geht rein, kuschelt euch an sie, und immer schön auf niedlich machen. Das ist die Art, wie man mit alten Damen umzugehen hat.“
Die Schafe trippelten flink in die gute Stube hinein. Und dann in die Kammer. Dort lag im Bett eine offensichtlich sehr alte Frau, die hatte die Nachthaube tief ins Gesicht gezogen und war bis obenhin zugedeckt. Plötzlich kam ihnen die Sache nicht mehr ganz astrein vor.
„Aber Großmutter, was hast du denn für riesengroße Pranken?“, fragte die kleine Isolde schüchtern.
„Damit ich dich besser packen kann!“ Die Großmutter sprang aus dem Bett auf Isolde zu, packte das Schaf am Nackenfell, riss ihren furchtbaren Wolfsrachen auf und - in diesem Augenblick sprang Hans dazwischen. Er bäumte sich auf, warf sich herum, bockte und jagte dem Wolf mit voller Kraft beide Hinterhufe in die Rippen, dass das Tier aus dem Fenster flog und heulend davonhinkte.
„Wir müssen vorsichtig sein“, stellte Hans fest. „In diesem Wald ist offenbar einiges nicht geheuer. Jetzt schnell, seht euch um. Könnt ihr hier irgendwo Heu entdecken?“
Berta, Selma, Isolde und Benjamin wandten hastig die Köpfe. Etwas Geld, Schmuck, eine goldene Uhr, aber nichts wirklich Wertvolles. Enttäuscht verließen sie das Haus. Ihr Magen knurrte. Kein sauberes Weihnachtsstroh von der Großmutter. Also weiter. Als sie an eine Weggabelung kamen, schlugen sie den Weg nach rechts ein. Und nach einer guten halben Stunde erreichten sie ein neues Häuschen. Huh, wie sah das komisch aus.
„Kann man das etwa alles essen?“, muhte Berta ungläubig.
„Schaut nur“, flüsterte Benjamin andächtig, „das sind Lebkuchenziegel. Und Fenster aus Zuckerguss. Und Spekulatiuskeks. Und Dominosteine. Und Mandeln, Nüsse, Äpfel. Da, der Türriegel, das ist eine Zuckerstange, seht doch nur.“
„Da ist bestimmt ein Haken dabei“, murmelte Hans. „Aber lasst uns doch mal ein bisschen kosten. Ganz vorsichtig.“ Und er brach mit den Lippen gaaanz vorsichtig ein Stück Christstollen vom Türklopfer ab.
„Knusper, Knusper, Knäuschen, wer knuspert an mein†˜ Häuschen?“, klang da eine uralte Frauenstimme hinter der Tür hervor.
„Sagt niemandem in diesem Wald eure Namen“, flüsterte der Esel hinter vorgehaltenem Vorderhuf. Dann spitzte er die Lippen und flötete: „Der Wind, der Wind - und Brotköppchen, das himmlische Kind.“
„Du willst mich wohl vergackeiern“, schimpfte die alte Frau. Sie riss die Tür auf und starrte die fünf Tiere wütend an. „Na wartet, euch koche und backe ich, dass es ein herrliches Weihnachtsmahl geben wird. Ich heize gleich den Ofen an, haha.“
Die alte Frau nahm einen Arm voll Holz und trug ihn hinüber zu ihrem Ofen, in dem das Feuer schon munter flackerte. Doch als sie sich zur Ofenklappe hinab beugte, geschah es. Ihr Rock hob sich, und die leuchtend rote Unterhose der Alten wurde sichtbar.
„Haltet mich!“, flehte Berta. „Haltet mich fest, oder es geschieht ein Unglück!“
Doch Esel und Schafe blickten sich nur ratlos an. Und dann war es zu spät. Berta sah nur noch Rot. Berta stammte mütterlicherseits aus Spanien. Rot, das war die Farbe, die ihre Ahnen aus den spanischen Stierkampfarenen jahrhundertelang bis zur Ekstase gereizt hatte. Das Blut schoss der alten Kuh in die Nase. „Ole!“, schrie sie lauthals auf, dann senkte sie die Hörner und galoppierte auf die alte Frau zu.
„Ojeh!“, riefen Benjamin, Hans, Isolde und Selma.
Die alte Frau flog durch die Luft, landete mitten im Ofen, sprang heraus und rannte davon, wobei sie eine lange Spur aus Flammen und Rauch hinter sich herzog. „Hilfe! Polizei! Räuber! Diebe! Mörder! Feuerwehr!“, schrie sie.
„Lasst uns lieber abhauen“, blökten die Schafe.
Ein Rat, den Hans und Berta nur allzu gern befolgten. Die Fünf rannten davon, als sei der leibhaftige Teufel hinter ihnen her, und hielten erst wieder an, als der Weg sich erneut gabelte.
„Wir gehen rechts lang“, entschied Hans, „denn wir sind bisher immer rechts gegangen, und es gäbe ein furchtbares Kuddelmuddel, wenn wir jetzt die Richtung ändern würden.“
Der Weg war lang und kalt. Und es wurde immer dunkler. Die fünf Tiere hungerten und froren entsetzlich. Nun kam auch noch die Angst hinzu.
„Oh, ich wollte, wir hätten uns gar nicht auf dieses dumme Abenteuer eingelassen“, jammerte Selma.
„Ja, bleibe im Stall und nähre dich redlich“, brummelte Benjamin.
„Besser Heu mit Kinderkacke als gar keins“, maulte Isolde.
„Stopp mal“, unterbrach plötzlich Hans das Geblöke der Schafe. „Dort vorn sehe ich ein Licht. Vielleicht gibt es ja dort etwas zum Essen.“
Langsam schlichen sie auf das Licht zu, das sich bald als das Fenster einer weiteren Hütte entpuppte. Wobei Hütte nicht ganz das richtige Wort war. Dort stand ein kleines, gemütliches Glitzerpalästlein mit großem Garten, mit einem beheizten Swimming-Pool, einem kleinem Golfplatz und einer Tennisanlage. Hinter den Fenstern ging es hoch her. An einem langen Tisch saßen vierzig Herren in dunklen Anzügen, stapelten Geldscheine und Aktienpakete, lachten und tranken perlenden Champagner aus hohen Kristallgläsern. Befrackte Diener liefen eilfertig hin und her und reichten Schüsseln mit Kaviar und Austern herum. Und jedesmal, wenn einer der vierzig Herren sich eine dicke Zigarre anzündete, benutzte er dazu einen Tausend-Euro-Schein.
„Wenn diese Leute Geld wie Heu haben, dann ist sicherlich auch für uns etwas übrig“, freuten sich die Schafe.
„Dann ist ja endlich alles in Butter“, muhte Berta die Kuh.
„Dann wollen wir mal“, sagte Hans der Esel und drückte mit der Nase auf den Klingelknopf.
Erst tat sich gar nichts. Dann knisterte und knarzte etwas in der Gegensprechanlage. Eine Stimme näselte herablassend: „Ja?“
„Wir sind die Band für heute Abend“, flunkerte Hans geistesgegenwärtig.
„Die Herrschaften haben mir nichts von einer Band erzählt.“
„Natürlich nicht“, sagte Hans. „Der Live-Gig heute Abend soll ja eine Überraschung sein. Wir sind das original Glamorous City Musicians Quintett unter Leitung von the one and only Sir John Donkey himself, extra eingeflogen aus Bremen, und wenn wir hier noch lange im Schnee stehen müssen, ist meine Stimme hin, und wir müssen den Auftritt deinetwegen absagen. Du wirst mächtig Ärger mit deinen Chefs bekommen.“
Da fürchtete sich der Diener und öffnete die Tür. Entsetzt starrte er auf die fünf Tiere, die sich an ihm vorbei ins Warme drängten. Doch Hans hatte schon den Weg gefunden. Zielstrebig marschierte er auf den Festsaal zu und trat ein.
Vierzig Augenpaare richtete sich auf ihn. Fassungslos starrten die Männer den Esel an, der da mitten auf dem Parkett stand. Dann kam eine Kuh herein. Und dann begann der Raum vor Schafen nur so zu wimmeln.
„Was sollen wir tun?“, flüsterte Isolde nervös. „Alle starren uns an.“
„Showtime“, gab Hans gelassen zurück. „Zuerst etwas Akrobatik und dann Gesang. Danach werden sie uns ja wohl ein kleines Catering zukommen lassen.“
Akrobatik war etwas, das die fünf Freunde beim Grasen hinter Bauer Silbermanns Stall schon oft aus Langeweile versucht hatten. Vor allem ihre „große Pyramide“ war bei ihrem Publikum aus Hühnern und dem Hofkater immer sehr gut angekommen. Darum wusste auch jetzt jeder, was er zu tun hatte. Die kräftige Berta ging etwas in die Knie, erst vorn, dann hinten. Hans nahm direkt neben ihr Aufstellung, schaute allerdings in die entgegengesetzte Richtung, und ging ebenfalls in die Knie, erst hinten, dann vorn. Dies war das Startsignal für Benjamin und Selma, die nun die zweite Stufe der Pyramide bildeten. Benjamin stellte sich mit den Vorderhufen auf Bertas Kuppe und mit den Hinterhufen auf Hans†˜ Po, Selma mit den Vorderhufen auf Hans†˜ Kuppe und mit den Hinterhufen auf Bertas Po. Vorsichtig balancierten die Schafe, bis die Gruppe ein gutes Gleichgewicht gefunden hatte. Schließlich kletterte Isolde, das kleinste und leichteste Schaf, auf die Spitze der Pyramide. Breitbeinig stand sie dort oben, zwei Hufe auf Benjamins Rücken und zwei auf Selmas.
„Und?“, fragte Berta, die mit dem Rücken zum Publikum stand. „Wie sieht es aus? Sind sie begeistert?“
„Ich würde sagen: Fassungslos“, sagte Benjamin, der die vierzig Männer gut im Blick hatte. Sie waren alle von ihren Stühlen aufgesprungen und starrten mit weitaufgerissenen Augen auf die Tierpyramide. Einigen stand der Mund weit offen.
„Sollen wir jetzt singen?“, fragte Benjamin.
„Ja, lass uns schnell singen und dann endlich etwas essen“, drängelte Isolde.
„Mir hängt der Magen schon auf den Knien“, jammerte Selma.
„Also los“, kommandierte Hans. „Eins, zwei drei und ...“
„Stihille Nacht!“, i-jahte, muhte und blökte die Tierpyramide.
Das Fensterglas zersprang, da der Esel leider einen halben Ton zu hoch gesungen hatte.
Da schrien die vierzig Männer vor Angst auf und rannten davon.
Verblüfft sahen sich die fünf Tiere an. Dann bauten sie langsam ihre Pyramide wieder ab.
„Banausen!“, sagte Berta.
Traurig sahen sie sich im Saal um. Und nun?
Isolde schnupperte neugierig an einem der Champagnergläser und quiekte erschrocken auf, als ihr die Perlen in die Nase stiegen.
„Hier hat einer in die Austern gespuckt“, stellte Hans verärgert fest. Er putzt den zähen Schleim mit einer Serviette aus und versuchte dann, etwas von der Schale abzubeißen. „Steinhart. Das kann man nicht essen.“
Berta schon ihre Nase in den Kaviar und wandte sich gleich darauf angeekelt ab. „Die Marmelade schmeckt nach Fisch und ist total versalzen“, murrte sie.
Benjamin spuckte gerade eine zerkaute Zigarre wieder aus und schüttelte sich vor Ekel. Und Selma knabberte an einigen Geldscheinen herum und stellte enttäuscht fest, dass man Geld nicht essen kann.
„Ich habe Hunger“, wimmerte Isolde.“
„Ich auch - ich auch - ich auch - ich auch.“
„Was tun wir also?“, fragte Berta
„Was bleibt uns übrig. Wir können entweder hier sitzen bleiben und verhungern. Oder wir gehen weiter“, sagte Hans.
„Ja, was bleibt uns auch anderes übrig. Aber bald kann ich wirklich nicht mehr.“
Die Tiere machten sich also schweren Herzens und leeren Magens erneut auf den Weg. Es war inzwischen stockfinster. Eisiger Wind strich ihnen durchs Fell. Sie zitterten und jammerten. Aber sie bissen die Zähne zusammen. Was sollten sie auch tun?
Nach einer Weile kamen sie erneut an eine Weggabelung. Sie gingen nach rechts, und wenig später lichtete sich der Wald. Offenes Feld lag vor ihnen. Darüber erstrahlte ein prachtvoller Sternenhimmel.
„Was mag das für ein Stern dort vorn sein?“, fragte Isolde.
„Keine Ahnung“, gab Hans zu.
„Aber er gefällt mir. Er leuchtet so hell und warm“, sagte Benjamin.
„Ich habe das Gefühl, der Stern leuchtet nur für uns so schön“, schwärmte Selma.
„Wir sollten ihm folgen“, sagte Berta. „Schon mein Urahn, der Ochse von Betlehem ...“
„I-jah, i-jah“, wir kennen die Geschichte“, kürzte Hans die Erzählung Bertas ab. „Also los, folgen wir dem Stern.“
Die fünf Freunde marschierten weiter. Immer dem Stern nach. Der Stern wurde größer und größer.
„Ich glaube, ich weiß, was das für ein Stern ist“, flüsterte Isolde nach einigen Minuten.
„Ja, ich habe auch eine Vermutung“, sagte Selma, als sie noch eine Weile weitergewandert waren.
„Ich bin ganz sicher“, meinte Benjamin, als der Stern noch größer geworden war.
„Ja, ich kenne ihn auch“, stellte Berta fest. Da standen sie schon vor dem Stern.
Hans stupste den in warmen Gelb- und Orangetönen leuchtenden Stern schließlich sanft mit der Nase an. Es war der große Stern des Stalles von Betlehem, den Bauer Heiner Silbermann in den Stalleingang gehängt hatte.
Als Hans die Stalltür aufschob, richteten sich alle Augen auf ihn. Fast 80 Besucher hatten sich um die kleine Krippe versammelt, um das Krippenspiel mit echten Tieren zu sehen. Maria, Joseph, Hirten, Engel und Könige, alle waren schon da. Doch diesmal hatten alle nur Augen für die Tiere, die man bereits schmerzlich vermisst hatte.
Würdevoll hielten die fünf Hauptpersonen des Stückes Einzug in den Stall. Hans voran, dann Berta, gefolgt von Benjamin und Selma, und zuletzt trippelte die kleine Isolde zur Tür herein. Langsam und feierlich schritten sie hinüber zur Krippe. Beinahe sanft stupste Hans das kleine Jesuskind mit der Nase an und schob es ein wenig zur Seite. Dann begannen sie zu essen.
„Schmeckt nach Weihnachten“, sagte Berta. Und sie fühlte sich ihrem Ahnherrn, dem Ochsen von Betlehem, ganz nahe in dieser Nacht.

 

© Petra Hartmann




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Kleines blaues Fahrrad rollt durch die Hildesheimer Allgemeine

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 23 Dezember 2015 · 1.100 Aufrufe
Weihnachten
Mein Weihnachtsmärchen "Das kleine blaue Fahrrad" erscheint morgen in der Weihnachtsausgabe der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung. Also, wer im Kreis Hildesheim lebt und kein Abonnement hat, dem sei morgen der Gang zum Kiosk ans Herz gelegt.
"Das kleine blaue Fahrrad" entstand im Jahr 2013 und war zunächst als kleiner Weihnachtsgruß für Verwandte und Freunde gedacht. Im vergangenen Jahr habe ich es in der Sammlung "Blitzeis und Gänsebraten" veröffentlicht, und seitdem ist es eines meiner meist vorgelesenen Weihnachtsmärchen überhaupt. Freut euch also auf die Geschichte des "ganz total echten" Weihnachtsmannes, des arbeitslosen Karl Lehmann, der seltsamen Oma Trude und des kleinen blauen Kinderfahrrades mit der lauten Hupe am Lenker.


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Newsletter berichtet über zwei Weihnachtslesungen

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 01 Januar 2015 · 1.276 Aufrufe
Weihnachten und 1 weitere...
Über unsere Lesungen aus "Blitzeis und Gänsebraten" und weiteren weihnachtichen Veröffentlichungen berichtet der Newsletter der Hildesheimlichen Autoren. Hier die drei Beiträge aus der Feder von Altje Hornburg:


"Weihnachtliche Lesung im Michaelis WeltCafé am 9.12.2014
Wer nicht selbst dabei war, braucht sich hier nur die lesenden Autoren und Autorinnen anzuschauen und weiß dann recht gut Bescheid. Trotzdem, es geht nichts übers echte Zuhören! Die Geschichten der sechs Hildesheimlichen Autoren Marlene Wieland, Peter Hereld, Elviera Kensche, Sonja Klima, Petra Hartmann und Anke Wogersien - und die des jungen Gastautors Raphael Blischke - aus dem Buch Blitzeis und Gänsebraten gaben einen sinnigen Vorgeschmack auf die 17 weiteren Geschichten „aus dem Potte“ um Weihnachten herum. Das Publikum im Michaelis WeltCafé drängte sich - dem Service gingen die Teeschalen aus und so behalf man sich mit Bechern - denn v i e l wichtiger waren Zuhören und vorweihnachtliche Stimmung: Blitzeis und Gänsebraten aber auch!
Buch-Infos
Petra Hartmann und Monika Fuchs (Hg.)
Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014. ISBN 978- 3940078 575. 144 S., 8,90 € .
Auch als eBook erhältlich: Format epub oder mobi, Euro 3,99."


"Weihnachtliche Lesung im AcKu-Verein, Architektur- und Kunstverein
Noch kurz vorm Fest, am 11.12. 2014: Mit ihrem vielseitigen Vorrat an weihnachtlichen und Winterlichen Geschichten beendeten die Hildesheimlichen Autoren ihre adventliche Lesezeit 2014.
Ein Dank geht an unser Publikum, das sich bei gefühltem Zeitmangel dennoch Z e i t gönnte, unseren Geschichten und Gedichten zuzuhören und sich auf das Weihnachtsfest einzustimmen. Ein Dank geht auch an die Initiatoren der verschiedenen Veranstaltungsorte.

Taschenbuch: 188 S.,
Verlag CreateSpace Independent Publishing Plattform; Auflage: 1, 2013
ISBN- 10:1492315478, ISBN-13:978-1492315"

"Zu guter Letzt:
Wer es nicht mehr in eine der Lesungen geschafft hatte, konnte sich die alle Jahre wieder aufdrängende Frage: Ob es ihn wirklich gibt, den Weihnachtsmann? in den schönen Weihnachtsgeschichten der Beilage der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung am 24. 12. 2014 beantworten lassen. Uta Jakobi räumte mit ihrer Geschichte Es gibt ihn †¦ jeden Zweifel daran aus. Und Petra Hartmann ließ in Knut, der kleine Tannenbaum, das Großartige im Unscheinbaren und das Schöne im Unvollkommenen erstrahlen, natürlich am Heiligen Abend. Liebevoll geschriebene Weihnachtsgeschichten der beiden Hildesheimlichen Autorinnen."


Den Newsletter der Hildesheimliche Autoren könnt ihr hier lesen und abonnieren:
http://www.hildeshei...r.htm?Auswahl=1


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24 Türchen - ein Weihnachtsmärchen

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 24 Dezember 2014 · 1.123 Aufrufe
Weihnachten, Weihnachtsmärchen

Als ob ich mich dieses Jahr noch nicht genug mit Weihnachtsmärchen herumgeschlagen hätte...
Heute findet in ihr in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung mein Weihnachtsmärchen "Knut, der kleine Tannenbaum". Und hier im Blog gibt es nun meinen Weihnachtsgruß für euch - das brandneue Weihnachtsmärchen "24 Türchen". Ich wünsche viel Vergnügen und euch allen eine fröhliche und friedliche Weihnachtszeit!

 


24 Türchen

von Petra Hartmann

 

„Bumm! Bumm! Bumm!“
Mit drei kräftigen Hammerschlägen versenkte die Mutter den Nagel in der Wand des Kinderzimmers, bis nur noch ein winziges Stück daraus hervorragte. Gerade genug, um Linas Adventskalender daran aufzuhängen. Ein bunter, flacher Karton mit lustigem Weihnachtsmann-Bild war es, mit 24 Türchen und mit 24 Stückchen Vollmilch-Schokolade dahinter, also mit allem, was ein richtiger Weihnachtskalender haben musste. Lina sah ihr bei der Arbeit zu, und schon jetzt lief ihr das Wasser im Munde zusammen, wenn sie an die Schokolade dachte.
„Nicht schummeln, Lina“, sagte die Mutter. „Morgen Früh darfst du das erste Türchen aufmachen, nicht eher. Denk dran.“
„Ja, natürlich“, sagte Lina eifrig. Wie konnte Mutter glauben, dass sie ... Nie im Leben!
Trotzdem schielte sie den ganzen Tag lang hinüber zu dem Kalender. Ob es tatsächlich etwas ausmachte, wenn man das erste Türchen schon am 30. November öffnete? Der Weihnachtsmann würde doch wohl kaum persönlich bei jedem Kind vorbeischauen und nachkontrollieren, ob der Kalender in ordnungsgemäßem Zustand war. Nein, das konnte sie sich nicht denken. Allenfalls die Mutter würde es bemerken.
Lina blieb eisern, obwohl es ihr schwer fiel. Am Abend ging sie artig zu Bett und hatte den Adventskalender nicht angerührt. 24 unversehrte Türchen lächelten sie an, als Mutter schließlich im Kinderzimmer das Licht löschte, und als Lina einschlief, lächelte auch sie beim Gedanken an das erste Stück Schokolade, das sie noch vor dem Frühstück essen würde.

 

 

*

„So eine Gemeinheit!“
Lina starrte fassungslos auf das offene Türchen. Eben war sie aufgestanden, war sofort hinübergelaufen zum Adventskalender - und nun blickte ihr ein gähnend leeres Loch mitten im rotbemantelten Bauch des gemalten Weihnachtsmanns entgegen. Der Plastikform und dem kleinen Bildchen dahinter zufolge hatte hier ein kleines Schokoladenauto auf sie gewartet. Und nun war es weg!
„Ist etwas, Kind?“ Besorgt steckte die Mutter den Kopf zur Tür herein. „Warum schimpfst du so?“
„Du hast meine Schokolade geklaut. Das ist gemein!“, rief Lina.
„Ich? Spinnst du? Das glaubst du doch wohl selber nicht.“
„Dann war es Papa!“
Doch auch Linas Vater stritt vehement alles ab. Schließlich versteiften sich beide Eltern sogar darauf, Lina habe selbst die Schokolade genommen. Sie hätte das Warten wohl nicht mehr ausgehalten, und da sei sie eben schon in der Nacht an den Kalender geschlichen. „Tja, du kleine Naschkatze, wenn du dich so wenig gedulden kannst, dann musst du heute eben ohne Schokolade auskommen“, sagte der Vater.
Für die beiden war die Sache damit erledigt. Aber Lina wusste es schließlich ganz genau, dass sie die Schokolade nicht genommen hatte. Sie war den ganzen Tag über schlecht gelaunt.
Abends, vor dem Zu-Bett-Gehen, schaute sie sich ihren Adventskalender noch einmal ganz genau an und zählte nach. 24 Türchen waren es. 23 geschlossene und ein offenes. Nun gut, dachte sie. Aber morgen kriege ich ganz bestimmt mein Stück Schokolade. Und damit schlief sie ein.

 

 

*

Sie hatte sich getäuscht. Als sie am nächsten Morgen aufwachte, sah sie schon von weitem das offene Türchen. Wieder klaffte ein Loch in dem Weihnachtsbild, diesmal im Geschenkesack des Weihnachtsmanns. Ein runder Mond war hier für sie versteckt gewesen. Und wieder hatte man sie bestohlen.
Lina schimpfte. Sie meckerte ihre Mutter an und hielt ihrem Vater, den sie noch für viel verdächtiger hielt, eine Strafpredigt. Wie ungerecht das sei, Leute zu bestehlen, die kleiner sind als er, hielt sie ihm vor. Er solle doch den Adventskalender auf der Polizeiwache plündern, wenn er den Mut dazu habe. Sie schimpfte so lange, bis ihre Eltern sie energisch zurechtwiesen. Als Diebe wollten sich die beiden schließlich nicht bezeichnen lassen. Grollend zog sich Lina danach zurück in ihr Kinderzimmer und ließ den Kalender für den Rest des Tages nicht aus den Augen. Der Dieb ließ sich jedoch nicht blicken.

 

 

*

In dieser Nacht stellte Lina dem Verbrecher eine Falle. Sie holte heimlich den großen Putzeimer aus der Abstellkammer und füllte ihn mit Wasser. Als Mutter ihr einen Gute-Nacht-Kuss gegeben hatte und gegangen war, schlich sich Lina zur Tür, öffnete sie einen Spalt breit und stellte den vollen Wassereimer darauf. Wer immer sich heute Nacht in ihr Zimmer schleichen würde, würde eine kalte Dusche bekommen.
Als sie am Morgen des 3. Dezember die Augen aufschlug, sah sie als erstes den vollen Wassereimer, der noch immer oben auf der Kinderzimmertür stand. Gut so. Dann war der Dieb also diesmal nicht gekommen, dachte sie. Doch dann fiel ihr Blick auf den Adventskalender. Nein! So eine Unverschämtheit! Vier! Vier Türchen standen offen!
„Das ist gemein!“, schrie Lina. „So eine Sauerei! So eine hundsgemeine Sauerei!“ Sie trommelte voller Wut mit beiden Fäusten gegen die Wand.
„Lina? Um Himmelswillen, was ist pass---“
Als die Mutter die Kinderzimmertür aufriss, passierte es: Der Eimer kippte um, und zehn Liter eiskaltes Wasser klatschten auf sie nieder.
„Aaaaah!“, schrie sie. Für einen Augenblick stand sie da, als sei sie zu einer Eissäule erstarrt. Dann aber lief sie dunkelrot vor Wut an und schimpfte auf die arme Lina ein, dass das Mädchen beinahe die gestohlene Schokolade vergaß. Stockend und schluchzend zeigte Lina auf die beiden leeren Türchen und versuchte zu erklären, dass sie doch nur einen Dieb hatte fangen wollen. Vergebens. Die Mutter ließ keine Entschuldigung gelten. Als sie trockene Sachen angezogen hatte und auch Lina gewaschen und angezogen war, lud sie ihre Tochter ins Auto und fuhr mit ihr zum Kinderarzt.
Der Doktor war ein freundlicher Mann und versuchte, die Mutter zu beruhigen. Wenn Kinder in Linas Alter nachts schlafwandelten und Schokolade aßen, dann sei das keine Krankheit. Lina sei, soweit er das beurteilen könne, vollkommen gesund und putzmunter. Über die Sache mit dem Wassereimer lachte er so laut, dass Lina Angst bekam, dass er platzen könnte. Nein, er werde ihr keine Tabletten verschreiben, betonte er, und Lina nickte zufrieden. Auch wenn sie etwas verärgert war, dass auch der Arzt ihr nicht glaubte. Für alle schien es eine ausgemachte Sache zu sein, dass sie selbst die Türchen geöffnet hatte. Das war so gemein.
Am 5. Dezember waren schon sieben Türchen offen. Am 6 sogar zwölf. Jede Nacht schwor sich Lina, dass sie diesmal wachbleiben und den Dieb auf frischer Tat ertappen würde. Und jeden Morgen wachte sie doch wieder aus tiefem Schlaf auf und sah, dass weitere Türchen geöffnet waren. Lina hatte es aufgegeben, mit ihren Eltern darüber zu sprechen. Vater und Mutter bemerkten zwar, dass ihre Tochter von Tag zu Tag trauriger wurde, aber sie bekamen keine Antwort, wenn sie fragten, ob etwas nicht in Ordnung sei. Dabei hätten sie nur einen Blick auf die Wand des Kinderzimmers werfen müssen, um das ganze große Kinderelend zu sehen. Aber welcher Erwachsene kann schon verstehen, was für ein Unglück es ist, wenn einem die Adventskalenderschokolade gestohlen wird. Am Ende waren die Eltern froh darüber, dass Lina morgens nicht mehr schimpfte und schrie, und so ließen sie die Sache auf sich beruhen.
Am 7. Dezember wäre Lina am liebsten gar nicht aufgestanden. Und als sie eine Blick auf den Kalender geworfen hatte, legte sie sich wieder ins Bett, zog die Bettdecke über den Kopf und weinte bitterlich. 23 Türchen standen offen. Und nur noch das große, das 24., hatte der Dieb ihr gelassen. Vermutlich, um sie erst recht unglücklich zu machen. Lina heulte in ihr Kopfkissen. Sie schluchzte und wimmerte. Heulkrämpfe schüttelten sie, und fast wünschte sie sich, es würde niemals Weihnachten werden. Welchen Sinn hatte ein Weihnachtsfest ohne Adventskalender? Was waren alle die Geschenke und der Tannenbaum und die Kerzen wert, wenn jedes bisschen Vorfreude im Keim erstickt wurde? Nein, der Weihnachtsmann konnte ihr gestohlen bleiben. Sie war viel zu unglücklich, um sich noch auf das Fest zu freuen.
Lina weinte lange. Zweimal kam die Mutter ins Zimmer und fragte, was los sei. Aber da sie keine Antwort bekam, dachte sie, es sei besser, ihre Tochter in Ruhe zu lassen. Lina würde irgendwann schon von allein aufhören mit der Heulerei.
Und tatsächlich, man kann nicht einfach so im Bett liegen bleiben und den ganzen Tag weinen, auch wenn man noch so traurig ist. Nach einer Weile wurde Linas hemmungsloses Schluchzen etwas sachter. Sie schniefte zwar noch immer in ihr Kopfkissen hinein, und das Laken war ganz nass geworden, aber sie war nun so leise, dass sie die Geräusche um sich herum wieder wahrnehmen konnte. Und plötzlich ...
„Oooooooh!“
Da stöhnte doch jemand.
„O weh, o weh ...“, seufzte es. „Au. Auauau, das tut ja so weh.“
Lina stutzte. Sie vergaß vor lauter Überaschung sogar zu weinen. Dieses Gestöhne und Gejammer kam direkt unter ihrem Bett hervor. Neugierig schob sie den Kopf über die Bettkante und wäre vor lauter Überraschung beinahe vornüber geplumpst. Unter ihrem Bett lag ein kleines Wesen. Zierlich und fast durchscheinend wirkte es, es hatte ein zartes Gesicht und feine dünne Elfenflügel, die von Feenstaub glitzerten, und die Arme und Beine waren so feingliedrig und zerbrechlich, dass Lina beinahe Angst bekam, auch nur in die Richtung des kleinen Wesens zu atmen. Wie leicht hätte sie es zerbrechen können. Dann aber sah sie, dass nicht alles an dem seltsamen Besucher zart und zierlich war. Der Bauch wölbte sich unter dem Feenkleidchen hervor wie ein Tennisball, und mit seinen dünnen Fingern rieb das Wesen immer wieder darüber und stöhnte und wimmerte.
„Wer bist du?“, fragte Lina überrascht.
„Ooooh“, stöhnte es leise. „Ich bin - auuu - Elli, die aua, die Weihnachtelfe“, flüsterte es.
„Eine Weihnachtselfe unter meinem Bett?“ Lina glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. Träumte sie das etwa?
Elli wurde rot. „Nun ja, Weihnachtselfen-Anwärterin. Ich bin noch in der - aaaah! - Probezeit. Ich wollte nur nachschauen, ob du auch wirklich artig bist und ob der Weihnachtsmann dir das Puppenhaus und das große Märchenbuch wirklich schenken sollte ... Auauaua!“
„Hast du Bauchweh? Soll ich dir eine heiße Schokolade machen?“, fragte Lina besorgt.
„Um Himmelswillen!“ Elli verlor plötzlich alle Farbe aus ihrem eben noch knallroten Gesicht. „Alles, alles aber keine Schoko --- ööörks.“
„Hey, Schokolade ist das beste überhaupt auf der ganzen Welt ...“ Lina brach ab und starrte misstrauisch auf den runden Bauch der Weihnachtselfe. Ein schrecklicher Verdacht stieg in ihr auf. „Sag mal, du hast doch nicht etwa die Schokolade aus meinem Adventskalender ...?“
„O bitte!“, kreischte Elli auf. „Sag das Wort nicht mehr!“
„Du warst es also!“
„Nein!“, protestierte Elli.
Aber Lina ließ nicht locker. „Schokolade, Schokolade, Schokolade“, summte sie. „Ich sage jetzt so lange †šSchokolade†˜, bis du gestehst, du Diebin! Schokolade, Schokolade, Schokolade ...“
Bei jedem „Schokolade“ krümmte sich Elli zusammen, als hätte jemand mit einem Vorschlaghammer auf ihren Bauch gehauen. „Hör auf!“, wimmerte sie. „Ja, auaua, ja, ich geb†™s ja zu, ich war†™s. Auua. Aber es war doch nur, weil die Schokolade so furchtbar lecker war. Ich wollte gar nicht naschen. Nur ein ganz kleines Stückchen, aber dann konnte ich einfach nicht mehr aufhören. Es ist jede Nacht stärker geworden, erst ein Stück, dann zwei, und letzte Nacht ist es dann passiert. Aaaah.“
„Du hast den ganzen Weihnachtskalender leergefressen. Erst das Auto, dann den Mond, den kleinen Hund, das Geschenkpaket, den Nikolaus - alles!“
„Nein, nein, das stimmt nicht. Das 24. Türchen habe ich nicht angerührt. Du kannst nachschaun.“
„Aber bestimmt nicht, weil du plötzlich ehrlich geworden bist, du Diebin“, grollte Lina. „Bauchschmerzen hast du bekommen, und das geschieht dir recht.“
„Ooooh!“ Dicke Tränen kullerten Ellis Wangen hinunter. Als Lina das sah, war ihre Wut wie weggebelasen. Vorsichtig nahm sie die kleine Weihnachtselfen-Anwärterin in die Hand und hob sie vom Boden auf. Dann begann sie, ihr sanft mit der Zeigfingerspitze den Bauch zu massieren. Immer im Uhrzeigersinn in kleinen Kreisen, so wie es ihre Mutter immer für sie tat, wenn Lina Bauchschmerzen hatte. „Du brauchst Wärme - und eine strenge Diät“, verordnete sie. „keine Sch ... bis Weihnachten.“
„Niemals wieder im Leben“, flüsterte Elli matt.
Lina legte die kleine Elfe in ein Puppenbett und deckte sie gut zu, damit sie es schön warm hatte. Dann stellte sie einen Diätplan auf. Elli nickte zu allem ergeben. Sie wollte nur noch die entsetzlichen Bauchschmerzen loswerden.
Am 8. Dezember gab es für Elli überhaupt nichts zu essen. Am 9. und 10. bekam sie einen kleinen Flaschendeckel von Mineralwasser - stilles Wasser ohne Kohlensäure, wie Lina verordnete. Am 11. einen Flaschendeckel voll Kamillentee. Am 12. Dezember gab es einen Teelöffel voll Brühe. Am 13. eine Haferflocke. Am 14. ein Viertel einer Kirschtomate. Am 15. eine Gurkenscheibe. Am 16. eine halbe Paprikaschote. Am 17. etwas Griesbrei. Am 18. einen großen Esslöffel Spargelcremesuppe. Am 19. eine Scheibe Knäckebrot. Am 20. einen Apfel. Am 21. eine Banane. Am 22. ein Schälchen Weinpudding, der sie vergnügt und munter machte. Am Morgen des 23. Dezember bekam Elli Magenknurren. Das nahm Lina für ein gutes Zeichen, und sie erlaubte ihr, von den Zimtsternen zu kosten. Elli nahm drei Stück davon. Sie wollte auch noch den vierten essen. Und den fünften. Aber dann besann sie sich und erinnerte sich an die Bauchschmerzen, da wollte sie lieber nicht so viel von den süßen Dingen in sich hineinschlingen.
Als Lina am Morgen des 24. Dezember ihre kleine Patientin untersuchte, war sie sehr zufrieden mit der Weihnachtselfe. „Ich denke, ich kann dich jetzt als geheilt entlassen“, sagte sie.
Elli nickte ernsthaft. „Und ich werde dem Weihnachtsmann sagen, dass du ein ganz liebes Mädchen bist und auf jeden Fall die Puppenstube und das Märchenbuch verdient hast.“
Lina sah die Elfe traurig an. Sie war ihr in der kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen. „Dann musst du jetzt gehen?“, fragte sie.
„Ja“, sagte Elli. „Mein Job hier ist erledigt. Ich denke, ich habe meine Probezeit überstanden und kann jetzt eine richtige Weihnachtselfe werden.“ Sie ließ die Flügel schwirren.
„Warte!“, rief Lina aufgeregt. Sie rannte hinüber zur Wand, wo der Adventskalender noch immer hing. Entschlossen drückte sie das letzte Fenster ein und zog die Pappe auf. Da lag es: das extragroße letzte Schokoladenstück für den 24. Dezember.
„Hier, das ist für dich!“
Elli bekam große Augen. „Aber, das ist doch das allerletzte Schokoladenstück. Und du hast doch dieses Jahr noch gar keine Adventsschokolade bekommen“, sagte sie.
„Nimm es ruhig. Weil du meine Freundin bist.“
Elli legte den Kopf schief. Sie spürte, wie ihr das Wasser im Munde zusammenlief. Dann schnappte sie sich das Schokoladenstück und brach es in der Mitte durch. „Freundinnen teilen alles“, sagte sie.
Einträchtig aßen sie ihre Weihnachtsschokolade. Dann öffnete Lina das Fenster, und Elli flog davon.
Ob Lina tatsächlich das Puppenhaus und das Märchenbuch bekommen hat? Wie könnt ihr fragen! Weihnachtselfen halten ihr Wort. Aber, um ganz ehrlich zu sein, Lina hat sich über die Geschenke nicht halb so viel gefreut wie über ihre Freundschaft mit Elli. Was sind schon Puppenhäuser und Märchenbücher verglichen mit der Freundschaft einer Weihnachtselfe?
Das ist nun schon viele Jahre her. Ich bin längst erwachsen geworden. Aber einen Adventskalender, den muss ich immer noch jedes Jahr haben. Und manchmal, wenn ich morgens aufwache und das nächste Türchen öffnen will, dann fehlt ein Stück Schokolade. Es ist mir völlig egal, was ihr mir jetzt über Schlafwandeln und meine nächtlichen Heißhungerattacken erzählen wollt: Ich weiß, dass meine Freundin Elli mich nicht vergessen hat und dass sie manchmal nachts zu Besuch kommt.

 

© Petra Hartmann




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Hildesheimer Allgemeine berichtet über "Blitzeis und Gänsebraten"

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 18 Dezember 2014 · 1.074 Aufrufe
Weihnachten
Heute ist auf der Kulturseite der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung ein Artikel über "Blitzeis und Gänsebraten" erschienen. Kulturchefin Martina Prante schreibt über unsere Anthologie: "Es gibt sie noch, die Weihnachtsbücher, die tatsächlich Engel fliegen, Wichte putzen und Rentierschlitten mit 300 Kilometern über die Autobahn sausen lassen. Mit Blick auf das Menschliche, Verbindende und Traditionelle des Weihnachtsfests haben Petra Hartmann und Monika Fuchs Weihnachtsgeschichten gesammelt."
Das Buch sei eine bunte Mischung aus Krimi, Lyrik, Erinnerungen, Märchen und Liebesgeschichten [...], die alle mit einer Menge Zuckerguss rund ums Weihnachtsfest spielen." Die Geschichte „Eiskristall“ nennt sie "ein wenig sentimental", interessant findet sie Monika Fuchs' Recherche zu den vier Hildesheimer Weisen", mein Beitrag "Das kleine blaue Fahrrad" spiele "mit dem Wunder", in der Geschichte von Kai Gläser, "Du wirst glücklich sein“, hebt sie den "Optimismus des Herzens" hervor. Über unseren jüngsten Autor heißt es: "Keck der Beitrag von Raphael Blischke. Der RBG-Schüler hält mit seiner Kritik am ungeschmückten, unsauberen und übellaunigen Hildesheim nicht hinter dem Berg. Da ist ein „Spezial-Einsatz für Sammy“ notwendig."
Ihr Fazit: "In den kurzen, gut vorlesbaren Geschichten gibt es viel Schnee, viel Licht, viel Liebe, viel Hohoho rund um Weihnachtsmarkt, Knochenhauer-Amtshaus und Kirchen. Hildesheim-Feeling mit herzlicher Festtagsstimmung."

Monika Fuchs hat den Artikel auf der Facebookseite des Verlags eingestellt:
https://www.facebook...?type=1


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Zwei Fans und ein Troll

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 16 Dezember 2014 · 1.129 Aufrufe
Weihnachten und 1 weitere...
Bei Amazon gibt es inzwischen drei Rezensionen zu unserem Weihnachtsbuch "Blitzeis und Gänsebraten". Zwei der Rezensenten sind begeistert von der Anthologie und geben uns jeweils fünf Sterne. Einer ist ein Troll und wirft nur mit Schimpfworten um sich, es sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
Zunächst zu den erfreulichen Äußerungen. Da ist einmal Lilo, die das Buch eigentlich "nur als Verlegenheits-Weihnachtsgeschenk für eine Tante" gekauft und sich dann plötzlich festgelesen hat. Sowas kann passieren. Lilo schreibt: "Mir hat besonders die Geschichte vom kleinen blauen Fahrrad gefallen, und der Herzdieb auf dem Hildesheimer Weihnachtsmarkt - das war sooo schön!" Auch das Titelbild und das Format gefallen ihr. In der Rezension heißt es: "Das Buch hat ein sehr schönes, erfrischend anderes Weihnachtscover, es hat ein sympathisches Handtaschenformat und ist auch innen sehr hübsch gestaltet. Und die Geschichten sind, wie schon gesagt, einfach zum Festlesen. Tja, und jetzt habe ich gerade eben noch ein zweites Exemplar bestellt - für meine Tante."
Auch Babs findet, es sei ein "wunderbares Buch". Sie lobt die verständliche, flüssige, ansprechende, teilweise auch spannende Erzählweise und findet: "Die Geschichten lassen sich auch gut mal nach dem Feierabend lesen, wenn man vom langen Tag ermüdet ist und gern mal eine einfache, aber niveauvolle Lektüre zur Hand nimmt, die einen hier und da zum Schmunzeln bringt." Ihr Fazit: "Absolute Kaufempfehlung!"

Und hier die psychologisch sehr interessante Tirade von Troll "hybridfunk":
"muell schlecht schlimm unmoeglich diletantisch mies nie wieder schade um die zeit wer denkt sich soetwas nur aus wer verlegt den schmarren"

Die drei Rezensionen findet ihr hier:
http://www.amazon.de...und gänsebraten


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"Blitzeis"-Lesung im Michaelis-Weltcafé

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 09 Dezember 2014 · 955 Aufrufe
Weihnachten, unterwegs und 1 weitere...

Rappelvoll war es heute Abend im Michaeliscafé. Die Hildesheimlichen Autoren hatten ihre Weihnachtslesung zu einer Blitzeis-Lesung umfunktioniert, sodass wir die neue Weihnachts-Anthologie "Blitzeis und Gänsebraten" des Verlags Monika Fuchs vor gewogenem Publikum und in sehr gemütlichem Ambiente präsentieren konnten.
Insgesamt sieben Autoren waren gekommen, um acht Texte aus dem Buch zu präsentieren. Also bekamen die Gäste ein Drittel des Buches zu hören und konnten sich ein recht gutes Bild der Anthologie machen.

 

Moderatorin Petra tierisch nervös

 

"Mensch, Petra, du bist ja aufgeregt"; stellte eine Mitautorin überrascht fest. "Das kennt man von dir ja sonst gar nicht." Ja, stimmt. Es ist doch etwas anderes, einfach nur mit seinem eigenen Text nach vorn zu gehen, seine Geschichte vorzulesen und sich um den Rest nicht viel zu kümmern. Aber diesmal war ich als Herausgeberin des Buches und Moderatorin und nicht als Nur-Lesende vor Ort. Büchertisch einrichten, Autoren nachzählen, Karten auslegen, Autorenexemplare verteilen, in letzter Sekunde doch nochmal den Lesungstisch umräumen, damit die Autoren näher am Publikum sitzen, aufpassen, dass die Leselampe nicht umfällt, die Reihenfolge der Lesenden absprechen, wieder Autoren nachzählen, im Kopf nochmal die Moderation umwerfen, Reihenfolge umstellen, über Texte nachdenken, nochmal Autoren nachzählen und endlich erleichtert aufatmen, als der letzte endlich zwei Minuten nach Lesungsbegin zur Tür hereinschneit ... Ja, es stimmt, ich bin ziemlich nervös gewesen und bin ständig wie ein geölter Blitz von einem Ende des Raumes zum anderen geschossen.

 

Wie "Blitzeis und Gänsebraten" entstand

 

Zu Beginn erzählte ich ein wenig über die Entstehung der Anthologie, über die Ausschreibung und die Arbeit an den Texten. Vom Beginn der Ausschreibung und davon, dass ich schon fünf andere Anthologien herausgegeben habe. Auch ein wenig über Verzweiflungsausbrüche einer Herausgeberin beim Blick in ihr Mailpostfast. Aber nun ist ja alles gut ...

 

Als "Galeria Kaufhof" noch "Merkur" war

 

Dann gab ich die Bühne frei für Peter Hereld, der die Zuhörer in eine Zeit entführte, als Galeria Kaufhof noch "Merkur" hieß und auf dem Wunschzettel jedes Jungen die großartige Carrera-Rennbahn stand. Sonja Klima nahm uns danach mit auf einen lyrischen Spaziergang an die Innerste am Morgen des 24. Dezember - das einzige Gedicht dieses Abends, eine sehr berührende Naturschilderung, die unbedingt Lust auf eine Wanderung bei knackiger Kälte machte.

 

Weihnachten muss ausfallen - wegen der Nörglerstadt Hildesheim

 

Das vollkommene Kontrastprogramm dazu kam anschließend von Raphael Blischke. Der Schüler der Robert-Bosch-Schule war mit seinen 15 Lenzen nicht nur der jüngste in der Runde, er war auch das einzige Nicht-Vereinsmitglied, das unserem Aufruf gefolgt war und seine Geschichte zu besten gab. "Weihnachten muss ausfallen - wegen Hildesheim, dieser üblen Nörglerstadt", lässt Raphael die Weihnachtswichtel feststellen. Doch es gibt ja ein Notfallprogramm, und aus der mit Müll und Graffitis verseuchten, ungeschmückten und bankrotten Stadt wird doch noch ein kleines Weihnachtswunderland.

 

Herzdieb auf dem Hildesheimer Weihnachtsmarkt

 

Nach so viel Action musste dann einfach ein Gang über den Weihnachtsmarkt sein. Anke Wogersien erzählte von Glühwein und einer gescheiterten Beziehung, von einem Herzensdieb und einer Hildesheimer Sagengestalt, die es Dieben heimzahlt. Geschieht ihm recht, dem Herzdieb.
Es folgte ein Blick zurück in eine Zeit, in der an Weihnachtsmärkte und Geschenkerummel noch gar nicht zu denken war: Marlene Wieland erzählte ein Erlebnis aus ihrer Jugend, gerade angekommen in Hildesheim auf der Flucht, im Jahr 1950, als sie von ihrem Chef einen verantwortungsvollen Auftrag bekam: Am Heiligen Abend nach der Kirche in der Peemöller-Passage die teure Festbeleuchtung auszuschalten.
Ein neugieriges kleines Engelmädchen namens Lilly war die Heldin in Elviera Kensches Weihnachtsmärchen. Die Kleine schlich sich doch glatt aus dem Himmel fort, versteckte sich im Schlitten des Weihnachtsmannes und machte den Hildesheimer Weihnachtsmarkt unsicher. Na sowas!

 

Ein kleines blaues Fahrrad und ein obdachloses Paar

 

Wie heißt es so schön: "Mitgegangen, mitgefangen." Da ich zum Weihnachtsbuch auch eine Geschichte beigesteuert hatte, musste ich mich natürlich auch als Lesende beteiligen. Ich las also "Das kleine blaue Fahrrad" vor, das dem einen oder anderen der hier Mitlesenden bekannt sein wird.
Den Schlusspunkt setzte Marlene Wieland, die eine Geschichte der Autorin Oudemia von Pantachou vortrug. Eine traurige Geschichte von einem obdachlosen Paar, das zu Weihnachten keine Unterkunft findet. Sehr nachdenkliche Töne zum Abschluss, mit denen wir unsere Zuhörer in die Weihnachtszeit entließen.
Alles in allem eine schöne, runde Lesung, die mir - und hoffentlich auch allen anderen - sehr viel Spaß gemacht hat. Wir hatten ein ausgesprochen abwechslungsreiches Programm, in dem lustige, melancholische, stille und poppig-bunte Beitrräge eine gute Mischung abgaben. Ich denke, die Zuhörer haben an diesem Abend einiges mit nach Hause genommen. Und vielleicht liest ja der eine oder andere am Heiligen Abend unter dem Weihnachtsbaum seiner Familie eine Geschichte aus "Blitzeis und Gänsebraten" vor?

 

© Petra Hartmann




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Tannenbaum Knut erscheint in der Hildesheimer Allgemeinen

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 08 Dezember 2014 · 1.085 Aufrufe
Aus Petras Werkstatt, Weihnachten
Mein Weihnachtsmärchen "Knut, der kleine Tannenbaum" wird in der Weihnachtsbeilage der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung abgedruckt. Wer also noch nach spannender Lektüre für die Festtage sucht, sollte am 24. Dezember unbedingt die HiAZ kaufen.
Es geht um einen kleinen Baum, der unbedingt Weihnachtsbaum werden möchte. Leider ist er als einziger seines Jahrgangs krumm und schief gewachsen. Die schönen Geschwister mit dem geraden Stamm und dem prächtigen Nadelkleid hänseln ihn ständig. Doch dann darf Knut tatsächlich mit den anderen Bäumen in die Stadt fahren und wird zu Verkauf angeboten ... Eine kleine Erinnerung an die Hartmannschen Weihnachtsbäume, die fast immer mit sehr viel Akribie so gedreht werden mussten, dass zumindest ihre halbwegs ansehnliche Seite nach vorn kam und der schlimmste Teil nach hinten an die Wand kam. Meist hatten unsere Bäume auch "nur hinten", wie Fachleute sagen. ;-)
Bei der Geschichte handelt es sich um eine für die Zeitungsausgabe stark gekürzte Fassung. Wer die Langversion lesen möchte, wird hier fündig.






Das Herz des Donnervogels, 2023

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Der Klappentext:
Ein Indianer taucht in dem verschlafenen Küstenstädtchen Kitty Hawk auf. Die Witwe Murdoch ist überzeugt, dass der Fremde ein Kundschafter ist und bald seine roten Spießgesellen zum Morden und Plündern mitbringen wird. Doch Junger Adler hat andere Pläne. Er träumt vom Fliegen und wartet auf das Eintreffen zweier verrückter Fahrradhändler.
Karl-May-Fans kennen Junger Adler bereits aus dem Roman Winnetous Erben. Die Vorgeschichte zu diesem Buch wird nun von Petra Hartmann erzählt.

 

Buch-Infos:
Petra Hartmann DAS HERZ DES DONNERVOGELS
Band 18, Abenteuer-Roman
Exklusive Sammler-Ausgabe
Seiten: 282

Taschenbuch
VÖ: April 2023
Künstler: MtP-Art (Mario Heyer)
Künstler (Innenteil): MtP-Art (Mario Heyer)
Preis: 12,95 Euro

 

Bestellen beim Blitz-Verlag

 

Das E-Book ist zum Preis von Euro 3,99 erhältlich.

Unter anderem bei Amazon

oder direkt beim Blitz-Verlag.

 

 

 

Falkenblut, 2020

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Blut und Tod, so weit die Falkenaugen reichen: So hatte sich Valkrys ihren ersten Flug als Walküre nicht vorgestellt. Ragnarök, die Endzeit-Schlacht, ist geschlagen. Die Götter tot, die Welt ein Flammenmeer, das Götterreich Asgard droht, in die Tiefe zu stürzen. Einzig Widar, den Sohn und Erben Odins, kann die Walküre retten. Doch der neue Götterkönig schweigt sich über seine Ziele aus ...

Es ist eine schaurige Welt, in der sich die junge Walküre behaupten muss. Doch Valkrys wäre keine echte Falkin, wenn sie einem Kampf aus dem Weg gehen würde. Todesmutig und mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor stürzt sie sich in die Begegnungen mit Jöten, Thursen, Reifriesen, Seelenräuberinnen, Werwölfen, Berserkern, Hexen, Meerungeheuern und dem furchtbaren Totenschiff Naglfari.

 

 

Petra Hartmann: Falkenblut.

Sibbesse: Hottenstein, 2020.

Broschiert, 247 S., Euro 11.

ISBN 978-3935928991

 

Bestellen im Hottenstein-Verlags-Shop

 

Bestellbar unter anderem bei Amazon

Hörbuch: Drachen! Drachen! 2020

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Fatal wäre es, Drachen zu unterschätzen! Wer glaubt, genug über sie zu wissen, hat schon verloren. Diese 23 meisterlichen Geschichten aus verschiedenen literarischen Genres belegen, dass das Thema aktuell, überraschend und packend ist - und gelegentlich fies!

Die Autoren: Rainer Schorm, Achim Mehnert, Andrea Tillmanns, Malte S. Sembten, Frank G. Gerigk, Christel Scheja, Fiona Caspari, Hendrik Loy, Christiane Gref, Linda Budinger, Miriam Pharo, Carsten Steenbergen, Rebecca Hohlbein, Frank W. Haubold, Melanie Brosowski, Astrid Ann Jabusch, Thomas R. P. Mielke, Karsten Kruschel, Marc A. Herren, Petra Hartmann, Monika Niehaus, Uwe Post.

 

Herausgeber: Petra Hartmann, Frank G. Gerigk

Sprecher: Tim Schmidt

Blitz-Verlag

Ungekürzte Lesung

mp3-Download

611 Minuten, 495.91 MB

9783991093435

 

Zu bestellen unter anderem bei Thalia oder bei Amazon.

Nestis und die verbotene Welle, 2017

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Meerprinzessin Nestis und ihre Freunde sind sauer: Lehrer Seestern meint, dass laute Haifischmusik nichts für Kinder ist. Und der Kronrat stimmt ihm zu. Deshalb bekommt die Band »Ølpæst« Auftrittsverbot in der gesamten Nordsee. Doch plötzlich ist deren Musik überall zu hören: Ein Piratensender strahlt die Hits der Knorpelfischgang lautstark aus.

Als eine hochexplosive Kugelmine über dem blauen Glaspalast im Meer dümpelt und ein führungsloser Öltanker in die Nordsee einfährt, droht eine wirkliche Ölpest. Gelingt es den Meerkindern, ein Unglück zu verhindern?

 

Petra Hartmann: Nestis und die verbotene Welle. Mit Illustrationen von Olena Otto-Fradina. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. Voraussichtlich ab Juni 2017 erhältlich.

Buch-Infos: ca. 152 Seiten, 14,2 x 20,6 cm, Hardcover, zahlreiche s/w-Illustrationen, mit Fadenheftung, Euro 14,90, ISBN 978-3-977066-00-1

 

Leseprobe

 

Bestellen beim Verlag Monika Fuchs.

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Demantin, 2016

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Demantin, der junge König von Antrium, liebt die griechische Königstochter Sirgamot. Doch ihr Vater ist strikt gegen die Hochzeit. Immerhin ist Sirgamot erst zwölf Jahre alt. So zieht Demantin in die Welt, um Ruhm zu erwerben, den Namen seiner Geliebten durch seine Taten zu verherrlichen und sich dem griechischen König als Schwiegersohn zu empfehlen. Er besteht heldenhafte Kämpfe, erwirbt sich die Freundschaft der Königin und des Königs von England und besiegt ein schauriges Meerweib. Letzteres allerdings erweist sich als verhängnisvoll. Denn die sterbende Unholdin verflucht Demantin und prophezeit, dass seine Geliebte mit dem üblen König Contriok verlobt werden soll. Kann Demantin noch rechtzeitig zurückkehren, um die Hochzeit zu verhindern?

 

Berthold von Holle / Petra Hartmann: Demantin. Ein Ritter-Epos
128 Seiten | 12 x 17 cm | Softcover | Klebebindung |
Verlag Monika Fuchs | Hildesheim 2016
ISBN 9-78-3-940078-34-6
8,95 EUR

 

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Leseprobe

 

Crane, 2016

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Gayol, der Sohn des ungarischen Königs, hat in jugendlichem Übermut den alten Hofmarschall seines Vaters zum Wettkampf herausgefordert und eine peinliche Niederlage erlitten. Aus Scham flüchtet er und gerät ins Reich des deutschen Kaisers, wo er unerkannt unter dem Namen Crane (Kranich) eine Stellung als Kämmerer annimmt und bald sehr beliebt ist. Doch als der Fremde und die Kaiserstochter einander näher kommen und Hofbeamten Unzucht und eine unstandesgemäße Liebschaft wittern, beginnt eine schwere Zeit für Königssohn und Kaiserstochter. Kann Gayol sich auf die Treue Acheloydes verlassen? Und kann die lebensbedrohliche Krankheit der Prinzessin noch geheilt werden?

 

Berthold von Holle / Petra Hartmann: Crane. Ein Ritter-Epos
84 Seiten | 12 x 17 cm | Softcover | Klebebindung |
Verlag Monika Fuchs | Hildesheim 2016
ISBN 978-3-940078-48-3
6,95 EUR

 

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Leseprobe

Hut ab, Hödeken! 2015

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Ein rasender Bischof auf dem Rennstieg.
Wegweiser, die sich wie von Geisterhand drehen.
Jäger in Todesangst.
Bierkutscher mit unheimlicher Fracht.
Ein stammelnder Mönch,
der plötzlich zum brillanten Redner wird.
Sollte da Hödeken seine Hand im Spiel haben?
Sagen um einen eigenwilligen Geist
aus dem Hildesheimer Land,
frisch und frech nacherzählt
von Petra Hartmann.

 

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken!

Hildesheim: Verlag Monika Fuchs.

101 S., Euro 7,95.

ISBN 978-3-940078-37-7

 

Bestellen bei Amazon

 

Leseprobe

Freiheitsschwingen, 2015

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Deutschland in den 1830er-Jahren: Für Handarbeit, arrangierte Ehe und Kinderkriegen hat die junge Bürgermeistertochter wenig übrig. Stattdessen interessiert sie sich für Politik und Literatur und greift sehr zum Leidwesen ihres Vaters selbst zur Feder, um flammende Texte für die Gleichberechtigung der Frau und die Abschaffung der Monarchie zu verfassen. Angestachelt von der revolutionären Stimmung des Hambacher Festes versucht sie, aus ihrem kleinbürgerlichen Dasein auszubrechen und sich als Journalistin zu behaupten. Gemeinsam mit ihrer großen Liebe verschreibt sie sich dem Kampf für ein freies, geeintes Deutschland und schlägt den Zensurbehörden ein Schnippchen. Die Geheimpolizei ist ihnen jedoch dicht auf den Fersen, und die junge Journalistin begeht den verhängnisvollen Fehler, ihre Gegner zu unterschätzen

 

Petra Hartmann: Freiheitsschwingen

Personalisierter Roman

München: Verlag Personalnovel, 2015

ca. 198 Seiten. Ab Euro 24,95.

(Einband, Schriftart und -größe, Covergestaltung etc. nach Wahl.)

 

Bestellen unter:

www.tinyurl.com/Freiheitsschwingen

 

Timur, 2015

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Wer ist der bleiche Jüngling im Verlies unter der Klippenfestung? Prinzessin Thia will ihn retten. Doch wer Timurs Ketten bricht, ruft Tod und Verderben aus der Tiefe hervor. Als der Blutmond sich über den Horizont erhebt, fällt die Entscheidung ...

 

Beigaben:

Nachwort zur Entstehung

Original-Erzählung von Karoline von Günderrode

Autorinnenbiografien

Bibliografie

 

Petra Hartmann: Timur

Coverillustration: Miguel Worms

Bickenbach: Saphir im Stahl, 2015.

ISBN: 978-3-943948-54-7

Taschenbuch, 136 S.

Euro 9,95

 

 

Ulf, 2015

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Ein Roman-Experiment mit ungewissem Ausgang: Ulf (Magisterstudent unbekannter Fachrichtung), stammt aus einem Dorf, das mehrmals jährlich überschwemmt wird. Zusammen mit Pastor Dörmann (Geistlicher unbekannter Konfession) und Petra (Biografin ohne Auftrag) überlegt er, was man dagegen tun kann. Als ein vegetarisches Klavier die Tulpen des Gemeindedirektors frisst und das Jugendamt ein dunkeläugiges Flusskind abholen will, spitzt sich die Situation zu. Nein, Blutrache an Gartenzwergen und wütende Mistgabelattacken sind vermutlich nicht die richtigen Mittel im Kampf für einen Deich ...
Mal tiefgründig, mal sinnlos, etwas absurd, manchmal komisch, teilweise autobiografisch und oft völlig an den Haaren herbeigezogen. Ein Bildungs- und Schelmenroman aus einer Zeit, als der Euro noch DM und die Bahn noch Bundesbahn hieß und hannöversche Magister-Studenten mit dem Wort "Bologna" nur eine Spaghettisauce verbanden.

 

Petra Hartmann:

Ulf. Ein Roman-Experiment in zwölf Kapiteln.

eBook

Neobooks 2015

Euro 2,99

Erhältlich unter anderem bei Amazon

Vom Feuervogel, 2015

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Ein Tempel in der Wüste. Heilige Männer, die sich dem Dienst des Feuervogels geweiht haben. Ein Hirtenjunge, der seinem Traum folgt. Aber wird der alte und kranke Phönix wirklich zu neuem Leben wiederauferstehen, wenn der Holzstoß niedergebrannt ist? Eine Novelle von Idealen und einer Enttäuschung, die so tief ist, dass kein Sonnenstrahl je wieder Hoffnung bringen kann.

 

Petra Hartmann:

Vom Feuervogel. Novelle.

Erfurt: TES, 2015.

BunTES Abenteuer, Heft 30.

40 Seiten, Euro 2,50 (plus Porto).

Bestellen unter:

www.tes-erfurt.jimdo.com

 

eBook:

Neobooks, 2015.

Euro 1,99.

Unter anderem bei Amazon

Nestis und die Hafenpiraten, 2014

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Endlich Sommerferien! Nestis und ihre Freunde freuen sich auf sechs Wochen Freiheit und Abenteuer. Doch ausgerechnet jetzt verhängt der Kronrat ein striktes Ausgehverbot für alle Meerkinder. Denn in der Nordsee treibt plötzlich ein furchtbares “Phantom† sein Unwesen. Möwen, Lummen und Tordalke werden von einem unheimlichen Schatten unter Wasser gezerrt und verschwinden spurlos.

Nestis beschließt, den Entführer auf eigene Faust zu jagen. Als ein Dackel am Strand von Achterndiek verschwindet, scheint der Fall klar: Die gefürchteten “Hafenpiraten" müssen dahinter stecken. Zusammen mit ihrem Menschenfreund Tom wollen die Meerkinder der Bande das Handwerk legen ...

Petra Hartmann: Nestis und die Hafenpiraten
Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014
ISBN 978-3-940078-84-1
14,90 EUR

 

 

Leseprobe unter

 

www.tinyurl.com/nestis2

Blitzeis und Gänsebraten, 2014

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Weihnachten im Potte †¦

†¦ ist so vielfältig wie die Menschen, die dort leben. Und deshalb findet sich auf diesem Bunten Teller mit 24 Hildesheimer Weihnachtsgeschichten für jeden etwas: romantische Erzählungen und freche Gedichte, Erinnerungen an die Nachkriegszeit, Geschichten von neugierigen Engeln, eifrigen Wichteln und geplagten Weihnachtsmännern. Der Huckup und die »Hildesheimer Weisen« fehlen auch nicht. Was es aber mit dem Weihnachtswunder an der B6 auf sich hat, erfahren Sie auf Seite 117. - Greifen Sie zu!

 

 

Petra Hartmann & Monika Fuchs (Hrsg.): Blitzeis und Gänsebraten. Hildesheimer Weihnachtsgeschichten.

Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014.

144 Seiten | 12 x 17 cm | Paperback |

ISBN 978-3-9400787-57-5
8,90 EUR

 

Leseprobe

Beim Vorderhuf meines Pferdes, 2014

Eingefügtes Bild

Das Messer zuckte vor. Fauchend wich die riesige Katze zurück. Doch nur, um sofort wieder anzugreifen. Das Mädchen, das auf dem Leichnam seiner Stute kauerte, schien verloren.
Acht Jahre ist Steppenprinzessin Ziris alt, als sie bei einem Sandkatzenangriff ihr Lieblingspferd verliert. Ist es wirklich wahr, was ihr Vater sagt? "Alle Pferde kommen in den Himmel ..."
Drei Erzählungen aus der Welt der Nearith über edle Steppenrenner, struppige Waldponys und die alte graue Stute aus Kindertagen.

Petra Hartmann: Beim Vorderhuf meines Pferdes. Neue Geschichten aus Movenna. eBook, ca. 30 Seiten. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014. Euro 0,99.

Erhältlich unter anderem bei Amazon.

Darthula, 2014

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Darthula ist die Tochter eines irischen Kleinkönigs, der über das nebelreiche Land Selama herrscht. Als schönste Prinzessin Irlands lebt sie allerdings nicht ungefährlich. Als sie den mächtigen König Cairbar abweist und ihm nicht als seine Braut folgen will, nimmt das Unheil seinen Lauf. Cairbar überzieht das kleine Selama mit Krieg und Vernichtung und rottet Darthulas Familie aus. Mit ihrem Geliebten Nathos wagt die junge Frau die Flucht über die stürmische See. Aber Wind und Wellen sind unzuverlässige Verbündete ...

Beigaben zur Neuausgabe:
Vorwort der Autorin mit Infos zur Entstehungsgeschichte
Übersetzung des "ossianischen Originals"
Autorinnenbiographie und Veröffentlichungsliste

Buch-Informationen:
Petra Hartmann: Darthula, Tochter der Nebel.
Bickenbach: Verlag Saphir im Stahl, 2014.
Taschenbuch. 126 S., Euro 9,95.
ISBN 978-3-943948-25-7

Bestellen bei Saphir im Stahl

Pressearbeit für Autoren, 2014

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Petra Hartmann, Autorin und langjährige Lokalredakteurin, gibt Tipps für die Pressearbeit vor Ort. Sie erklärt die Wichtigkeit der „Ortsmarke“ für eine Zeitung, gibt Tipps zum Schreiben von Artikeln, zum guten Pressefoto und zum Umgang mit Journalisten. Anschaulich, verständlich, praxisorientiert und für Autoren jedes Genres anwendbar.

Petra Hartmann: Pressearbeit für Autoren. So kommt euer Buch in die Lokalzeitung.
eBook. Neobooks, 2014. Ca. 30 Seiten.
Euro 1,99
Diverse Formate, für alle gängigen eBook-Reader.
Erhältlich z.B. bei Amazon, eBook.de, Thalia, Hugendubel, Weltbild u.a.

Nestis und der Weihnachtssand, 2013

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Als kleine Weihnachtsüberraschung gibt es für Fans des "großen" Nestis-Buchs "Nestis und die verschwundene Seepocke" jetzt ein kleines bisschen Weihnachtssand: Der Verlag Monika Fuchs hat aus der "Ur-Nestis", einem Helgoland-Märchen aus dem Jahr 2007, jetzt ein eBook gemacht. Mit einem wunderschönen Cover von Olena Otto-Fradina und mit ein paar exklusiven Einblicken in Nestis' Nordseewelt.

Klappentext:
"November 2007: Orkantief Tilo tobt über die Nordsee und reißt große Teile der Helgoländer Düne ins Meer. Wer soll nun die Robbenküste reparieren? Meerjungfrau Nestis wünscht sich einfach mal vom Weihnachtsmann 500.000 Kubikmeter Sand ..."

Bonus-Material:
Die Autorin im Interview mit Wella Wellhorn von der Meereszeitung "Die Gezeiten"
XXL-Leseprobe aus "Nestis und de verschwundene Seepocke"

Petra Hartmann: Nestis und der Weihnachtssand. Ein Helgoland-Märchen. Mit Illustrationen von Olena Otto-Fradina. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013. 99 Cent.

Erhältlich für den Amazon-Kindle

Nestis und die verschwundene Seepocke, 2013

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Eine ausführliche Leseprobe findet ihr hier:
www.tinyurl.com/nestis


Wütend stampft Meerjungfrau Nestis mit der Schwanzflosse auf. Ihre Schwester Undine ist von den Menschen gefangen worden – und weder Meerkönig noch Kronrat wagen, die Kleine zu retten. Aber Nestis fürchtet sich nicht einmal vor den furchtbarsten Monstern des Meeres. Zusammen mit ihren Freunden bricht sie auf zur Rettungsaktion, und es zeigt sich, dass tollpatschige Riesenkraken und bruchrechnende Zitteraale großartige Verbündete sind.
Petra Hartmann entführt ihre Leser in eine etwas andere Unterwasserwelt mit viel Humor und Liebe zum Detail. Trotz des phantastischen Meermädchen-Themas findet der Leser auch sehr viel naturnahe Beobachtungen aus Nord- und Ostsee, lernt die Meerbewohner und ihre Probleme kennen. Dabei werden unter anderem auch die Meeresverschmutzung, Fischerei und die wenig artgerechte Haltung von Haien in Aquarien behandelt.
Zauberhaft dazu die Zeichnungen von Olena Otto-Fradina.

Text: Petra Hartmann
Bilder: Olena Otto-Fradina
| Hardcover | 14,8 x 21 cm
Verlag Monika Fuchs | Hildesheim 2013
151 S., Euro 14,90
ISBN 978-3-940078-64-3


eBook:
Amazon-Kindle, 2154 KB
Euro 6,99
http://amzn.to/JJqB0b

Autorenträume, 2013

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Autorinnen und Autoren schicken ihre Leser in vergangene Zeiten, ferne Länder, phantastische Welten, spannende Abenteuer und bringen sie zum Träumen.
Wovon aber träumen Autoren? Vom Nobelpreis? Vom Bestseller? Vom Reich-und-berühmt-werden? Oder einfach nur davon, eines Tages vom Schreiben leben zu können? Vom Lächeln auf dem Gesicht eines Kindes, wenn das neue Märchen vorgelesen wird? Oder sind es schreckliche Albträume, die der angebliche Traumberuf mit sich bringt? Werden Schriftsteller nachts im Schlaf gar von Verlegern, Lektoren, Rezensenten oder Finanzbeamten bedroht?
Monika Fuchs und Petra Hartmann starteten eine »literarische Umfrage«, wählten aus den über 300 Antworten 57 phantasievolle Beiträge aus und stellten sie zu diesem Lesebuch zusammen. Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen des Autorenalltags und träumen Sie mit!
Von jedem verkauften Buch wird 1 Euro an das Hilfswerk Brot & Bücher e.V. der Autorin Tanja Kinkel gespendet, die auch das Geleitwort zum Buch schrieb.

Petra Hartmann und Monika Fuchs (Hrsg.):
Autorenträume. Ein Lesebuch.
ISBN 978-3-940078-53-7
333 S., Euro 16,90

Bestellen beim Verlag Monika Fuchs

Mit Klinge und Feder, 2013

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Phantasie statt Völkerschlachten - das war das Motto, unter dem die Phantastik Girls zur Schreibfeder griffen. Mit Humor, Gewitztheit und ungewöhnlichen Einfällen erzählen sieben Autorinnen ihre Geschichten jenseits des Mainstreams der Fantasy. Kriegerinnen und gut bewaffnete Zwerge gehören dabei genau so zum Personal wie sprechende Straßenlaternen, Betonfresser oder skurrile alte Damen, die im Bus Anspruch auf einen Behindertensitzplatz erheben. Dass es dennoch nicht ohne Blutvergießen abgeht, ist garantiert: Immerhin stecken in jeder der Storys sechs Liter Herzblut. Mindestens.

Mit Klinge und Feder. Hrsg. v. Petra Hartmann und Andrea Tillmanns.
Mit Geschichten von Linda Budinger, Charlotte Engmann, Petra Hartmann, Stefanie Pappon, Christel Scheja, Andrea Tillmanns und Petra Vennekohl.
Homburg/Saar: UlrichBurger Verlag, 2013. 978-3943378078
247 S., Euro 9.
Bestellen bei Amazon

eBook:
396 KB, Euro 5,49.
Format: Kindle
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Das Serum des Doctor Nikola, 2013

Eingefügtes Bild

Berlin, 1927. Arbeitslos, pleite und mit der Miete im Rückstand: Bankierssohn Felix Pechstein ist nach dem "Schwarzen Freitag" der Berliner Börse ganz unten angekommen. Da erscheint das Angebot, in die Dienste eines fremden Geschäftsmannes zu treten, eigentlich als Geschenk des Himmels. Doch dieser Doctor Nikola ist ihm mehr als unheimlich. Vor allem, als Felix den Auftrag erhält, Nikola zu bestehlen ...

Petra Hartmann: Das Serum des Doctor Nikola
Historischer Abenteuerroman.
ISBN 978-3-938065-92-1
190 S., 12,95 Euro.
Bestellen beim Wurdack-Verlag

Leseprobe

Hörbuch: Der Fels der schwarzen Götter, 2012

Eingefügtes Bild

Bei einer Mutprobe begeht der junge Ask einen folgenschweren Fehler: Er schlägt einem der schwarzen Götter die Nase ab. Der unscheinbare Dreiecksstein wird Auslöser eines der blutigsten Kriege, die das Land jemals erlebt hat.
Bald wissen die Völker des Berglandes nicht mehr, wen sie mehr fürchten sollen: die schwarzen Götter, die weißen Dämonen oder die sonnenverbrannten Reiter aus den fernen Steppen ...

Der Fels der schwarzen Götter.
Hörbuch. 8 Stunden, 57 Minuten.
Sprecherin: Resi Heitwerth.
Musik: Florian Schober.
Action-Verlag, 2012.
CD/DVD: 16,95 Euro
mp3-Download: 11,95 Euro

Hörbuchfassung des 2010 im Wurdackverlag erschienenen Buchs "Der Fels der schwarzen Götter".

Links

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Biografie

Petra Hartmann, Jahrgang 1970, wurde in Hildesheim geboren und wohnt in Sillium. Sie studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft in Hannover. Auf den Magisterabschluss folgten die Promotion mit einer Doktorarbeit über den jungdeutschen Schriftsteller Theodor Mundt und ein zweijähriges Volontariat bei der Neuen Deister-Zeitung in Springe. Anschließend war sie dort fünf Jahre Lokalredakteurin. Ferner arbeitete sie für die Leine-Zeitung in Neustadt am Rübenberge, die Nordsee-Zeitung in Bremerhaven, die Neue Presse in Hannover und die Volksstimme in Gardelegen. Derzeit ist sie bei der Goslarschen Zeitung beschäftigt.
Als Schriftstellerin liebt sie vor allem das fantastische Genre. Sie verfasst hauptsächlich Fantasy und Märchen. Bekannt wurde sie mit ihren Fantasy-Romanen aus der Welt Movenna. Mit den Abenteuern der Nordsee-Nixe Nestis legte sie ihre erste Kinderserie vor. Sie errang mit ihren Geschichten dreimal den dritten Platz bei der Storyolympiade und wurde 2008 mit dem Deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet.

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Leserunden zum Nachlesen

Leserunde zu "Darthula, Tochter der Nebel" auf Lovelybooks. Mit Autorin Petra Hartmann und Cover-Künstler Miguel Worms: http://www.lovelyboo...nde/1201913120/

 

Leserunde auf Lovelybooks zu "Nestis und die verschwundene Seepocke": Mit Autorin Petra Hartmann und Verlegerin Monika Fuchs:

http://www.lovelyboo...nde/1166725813/

 

Leserunde auf Lovelybooks zu "Mit Klinge und Feder": Mit den Autorinnen Linda Budinger, Petra Hartmann, Stefanie Pappon, Christel Scheja, Andrea Tillmanns und Petra Vennekohl: http://www.lovelyboo...nde/1156671163/

 

Leserunde zu "Falkenblut" auf Lovelybooks: https://www.lovelybo...263/2687604262/

Geschichten über Nestis

Bücher
"Nestis und die verschwundene Seepocke. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013.
"Nestis und die Hafenpiraten. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014.

"Nestis und die verbotene Welle. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2017.

 

Mini-Buch

"Nestis und der Weihnachtssand. Ein Helgoland-Märchen." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2017.

eBooks
"Nestis und der Weihnachtssand. Ein Helgoland-Märchen." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013.
"Nestis und die verschwundene Seepocke. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013.

"Nestis und die Hafenpiraten. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014.

Hörbuch
"Eine Hand voll Weihnachtssand." In: Petra Hartmann: "Weihnachten im Schneeland". Gelesen von Karin Sünder. Mit Musik von Simon Daum. Essen: Action-Verlag, 2010. (mp3-Download und CD-ROM)

Beiträge zu Anthologien
"Weihnachtssand für Helgoland." In: "Wenn die Biiken brennen. Phantastische Geschichten aus Schleswig-Holstein." Hrsg. v. Bartholomäus Figatowski. Plön: Verlag 71, 2009. S. 163-174.

Hödeken-Lesestoff

Buch

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! Sagen aus dem Hildesheimer Land. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. 101 S., Euro 7,95. ISBN 978-3-940078-37-7. Unter anderem erhältlich bei Amazon.

 

Hörbuch

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! Sagen aus dem Hildesheimer Land. 2 CD. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. Euro 14,95. ISBN: 978-3940078414. Unter anderen erhältlich bei Amazon.

 

eBook

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! Sagen aus dem Hildesheimer Land. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs.

 

Geschichten

Das Wagenrennen auf dem Rennstieg. In: Hildesheimliche Autoren e.V.: Hildesheimer Geschichte(n). Ein Beitrag zum 1200-jährigen Stadtjubiläum. Norderstedt: Book on Demand. 196 S., Euro 9,99. ISBN 978-3734752698. Unter anderem erhältlich bei Amazon.

Die glücklose Hasenjagd. In: MVP-M. Magazin des Marburger Vereins für Phantastik. Marburg-Con-Ausgabe. Nr. 19b. S. 36-40.

 

Lesung

Das Wagenrennen auf dem Rennstieg, Radio Tonkuhle, Sendung vom April 2015.

 

Movenna-Kompass

Übersicht über die Romane und Erzählungen aus Movenna


Bücher

Geschichten aus Movenna. Fantasy. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2004. 164 S.
Ein Prinz für Movenna. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2007. 188 S.
Der Fels der schwarzen Götter. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2010. 240 S.

 

eBooks

 

Geschichten aus Movenna. Fantasy. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.
Ein Prinz für Movenna. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.
Der Fels der schwarzen Götter. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.

Beim Vorderhuf meines Pferdes. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.

Hörbuch

Der Fels der schwarzen Götter. Action-Verlag, 2012.


Movennische Geschichten in Anthologien und Zeitschriften

Die Krone Eirikirs. In: Traumpfade (Anthologie zur Story-Olympiade 2000). Hrsg. v. Stefanie Pappon und Ernst Wurdack. Dresden, 2001. S. 18-25.
Flarics Hexen. In: Geschöpfe der Dunkelheit (Anthologie zur Story-Olympiade 2001). Hrsg. v. Stefanie Pappon und Ernst Wurdack. Dresden, 2002. S. 22-28.
Raubwürger. In: Kurzgeschichten, September 2004, S. 20f.
Furunkula Warzenkraish. Elfenschrift, dritter Jahrgang, Heft 2, Juni 2006. S. 10-14.
Der Leuchtturm am Rande der Welt. In: Elfenschrift, vierter Jahrgang, Heft März 2007, S. 18-21.
Gewitternacht. In: Im Bann des Nachtwaldes. Hrsg. v. Felix Woitkowski. Lerato-Verlag, 2007. S. 57-60.
Pfefferkuchen. In: Das ist unser Ernst! Hrsg. v. Martin Witzgall. München: WortKuss Verlag, 2010. S. 77-79.
Winter-Sonnenwende. In: Mit Klinge und Feder. Hrsg. v. Petra Hartmann und Andrea Tillmanns. Homburg/Saar: UlrichBurger Verlag, 2013. S. 51-59.
Der Reiter auf dem schwarzen Pferd. Ebd. S. 60-68.

Die Blaubeerbrücke. In: Met-Magie. Hrsg. v. Amandara M. Schulzke und Nadine Muriel. Hamburg: Acabus Verlag, 2022. S. 163-174.

 

 

Movennische Geschichten in Fanzines

Föj lächelt. In: Alraunenwurz. Legendensänger-Edition Band 118. November 2004. Hrsg. v. Christel Scheja. S. 23.
Raubwürger. In: Drachenelfen. Legendensänger-Edition Band 130. Januar 2006. Hrsg. v. Christel Scheja. S. 3-5.
Goldauge. In Phantastische Geschichten mit den Phantastik Girls. (Broschüre der Phantastik Girls zum MarburgCon 2007)


Aufsätze

Wie kann man nur Varelian heißen? Über das Unbehagen an der Namensgebung in der Fantasy. In: Elfenschrift, 5. Jahrgang, März 2008. S. 16f.


Movennische Texte online

Aus "Geschichten aus Movenna":
König Surbolds Grab
Das letzte Glied der Kette
Brief des Dichters Gulltong
Der Kranich
Die Rückkehr des Kranichs

Aus "Ein Prinz für Movenna":
Der Leuchtturm am Rand der Welt
Furunkula Warzenkraish
Gewitternacht

Aus "Der Fels der schwarzen Götter":
Der Waldalte
Hölzerne Pranken
Im Bann der Eisdämonen

Die Bibliothek der Falkin

Übersicht über die Romane und Novellen über die Walküre Valkrys, genannt "die Falkin"

Bücher

Die letzte Falkin. Heftroman. Dortmund: Arcanum Fantasy Verlag, 2010.
Falkenblut. Sibbesse: Hottenstein-Verlag, Sommer 2020.

eBooks

Falkenblut. Vier Fantasy-Romane. eBook-Ausgabe. Chichili und Satzweiss.com, 2012. (vergriffen)

Falkenfrühling. Novelle. eBook. Dortmund: Arcanum Fantasy Verlag, 2011. (vergriffen)

Falkenfrühling. Novelle. In: Best of electronic publishing. Anthologie zum 1. Deutschen eBook-Preis 2011. eBook. Chichili und Satzweiss.com, 2011. (unter anderem erhältlich bei Thalia und Amazon)


Aufsatz

Aegirs Flotte - ein Nachruf. In: Fandom Observer, Dezember 2011. S. 16-18. Online-Magazin und Blogversion

Drachen! Drachen! 2012

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Frank G. Gerigk & Petra Hartmann (Hrsg.)
DRACHEN! DRACHEN!
Band 01, Drachen-Anthologie
ISBN: 978-3-89840-339-9
Seiten: 384 Taschenbuch
Grafiker: Mark Freier
Innengrafiker: Mark Freier
Preis: 14,95 €
Bestellen beim Blitz-Verlag

Fatal wäre es, Drachen zu unterschätzen! Wer glaubt, genug über sie zu wissen, hat schon verloren.
Diese 23 meisterlichen Geschichten aus verschiedenen literarischen Genres belegen, dass das Thema aktuell, überraschend und packend ist - und gelegentlich fies!

Die Autoren:
Rainer Schorm, Achim Mehnert, Andrea Tillmanns, Malte S. Sembten, Frank G. Gerigk, Christel Scheja, Fiona Caspari, Hendrik Loy, Christiane Gref, Linda Budinger, Miriam Pharo, Carsten Steenbergen, Rebecca Hohlbein, Frank W. Haubold, Melanie Brosowski, Astrid Ann Jabusch, Thomas R. P. Mielke, Karsten Kruschel, Marc A. Herren, Petra Hartmann, Monika Niehaus, Uwe Post.
Originalveröffentlichung!

Die Schlagzeile, 2011/2012

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Petra Hartmann: Die Schlagzeile.
Personalisierbarer Roman.
PersonalNovel Verlag, 2011.
eBook: PersonalNovel, 2012.
Personalisieren und bestellen

Verschlafen und idyllisch liegen sie da, die Orte Barkhenburg, Kleinweltwinkel und Reubenhausen. Doch dann stört der Diebstahl einer Heiligenfigur die Ruhe: Ein jahrhundertealter Hass bricht wieder aus und ein hitziger Streit entflammt, der aus Freunden Feinde und aus friedlichen Nachbarn sich prügelnde Gegner macht. Mittendrin: Eine Journalistin, die bereit ist, für eine Schlagzeile im Sommerloch alles zu geben. Mit viel Einsatz und einer Prise Humor versucht sie, das Geheimnis um die verschwundene Hubertus-Statue aufzuklären, und muss sich dabei mit erregten Politikern, aufgebrachten Dorfbewohnern und einem nervösen Chefredakteur herumschlagen. Aber die Journalistin lässt sich nicht unterkriegen - bis ihr ein Anruf fünf Minuten vor Redaktionsschluss die Schlagzeile zunichtemacht...

Falkenblut, 2012

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Petra Hartmann: Falkenblut.
Vier Romane in einem Band.
E-Book
Satzweiss.com - chichili agency, 2012.
3,99 Euro

 

Nicht mehr lieferbar!

Neuausgabe in Vorbereitung.


Die Abenteuer der jungen Walküre Valkrys beginnen an ihrem ersten Arbeitstag und ausgerechnet dort, wo die germanischen Götter- und Heldensagen enden: Ragnarök, die Endzeitschlacht, ist geschlagen, Götter und Riesen haben sich gegenseitig aufgerieben, die wenigen Überlebenden irren ziellos durch die Trümmer des zerbrochenen Midgard. An der Seite des neuen Götterkönigs Widar muss sich Valkrys nun behaupten. Dabei trifft sie auf Jöten, Thursen, Reifriesen, Seelenräuberinnen, Werwölfe, Berserker, Hexen, riesenhafte Meerungeheuer und das furchtbare Totenschiff Naglfari. Leseempfehlung ab 12 Jahren.

Meine Bücher 1998 - 2011

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Petra Hartmann
Falkenfrühling
eBook
Arcanum Fantasy Verlag
ISBN: 978-3-939139-59-1

Wegen Verkauf des Arcanum-Verlags ist die Ausgabe nicht mehr erhältlich, aber die Zweitveröffentlichung in der eBook-Anthologie "Best of electronic publishing" gibt es noch als epub oder Kindle-Ausgabe.

Valkrys träumt davon, eine echte Walküre zu sein. Sie springt, noch Kind, vom Dach des Langhauses.
Alle Ermahnungen ihrer Eltern sind vergeblich, sie macht sich an den Aufstieg zum Gipfel der nahen Klippe, besessen vom "Traum vom Fliegen" ...

Fünfter Platz beim Deutschen eBook-Preis 2011.

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Petra Hartmann
Die letzte Falkin
Roman.
Arcanum Fantasy Verlag
ISBN 978-3-939139-62-1
Bestellen beim Arcanum-Verlag

Blut und Tod, so weit die Falkenaugen reichen: So hatte sich Valkrys ihren ersten Flug als Walküre nicht vorgestellt. Ragnarök, die Endzeit-Schlacht, ist geschlagen. Die Götter tot, die Welt ein Flammenmeer, das Götterreich Asgard droht, in die Tiefe zu stürzen. Einzig Vidar, den Sohn und Erben Odins, kann die Walküre retten. Doch der neue Götterkönig schweigt sich über seine Ziele aus †¦


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Petra Hartmann
Der Fels der schwarzen Götter
Roman
Wurdack Verlag
ISBN 978-3-938065-64-8
Bestellen beim Wurdack-Verlag


Hochaufragende Felswände, darin eingemeißelt weit über tausend furchteinflößende Fratzen, die drohend nach Norden blicken: Einer Legende zufolge sind die schwarzen Klippen das letzte Bollwerk Movennas gegen die Eisdämonen aus dem Gletscherreich.
Doch dann begeht der junge Ask bei einer Mutprobe einen folgenschweren Fehler: Er schlägt einem der schwarzen Götter die Nase ab. Der unscheinbare Dreiecksstein wird Auslöser eines der blutigsten Kriege, die das Land jemals erlebt hat. Und die Völker des Berglandes wissen bald nicht mehr, wen sie mehr fürchten sollen: die schwarzen Götter, die weißen Dämonen oder die sonnenverbrannten Reiter aus den fernen Steppen ...


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Petra Hartmann
Darthula
Heftroman
Arcanum Fantasy Verlag
ISBN 978-3-939139-32-4
Bestellen beim Arcanum-Verlag


Darthula, die schönste Prinzessin der Nebellande, beschwört Krieg, Tod und Vernichtung über ihr heimatliches Selama herauf, als sie den Heiratsantrag des mächtigen Königs Cairbar ausschlägt. Zusammen mit ihrem Geliebten flüchtet sie in einem kleinen Segelboot übers Meer. Doch Wind und Wellen sind unzuverlässige Verbündete ...


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Petra Hartmann
Weihnachten im Schneeland
Hörbuch
Action-Verlag
Download bei Audible
CD bestellen beim Action-Verlag

WEIHNACHTEN IM SCHNEELAND von Petra Hartmann vereint vier wundervolle Kurzgeschichten für Kinder ab 6 Jahren. Schon die Titel regen die Phantasie der Kleinen an und verleiten zum Schmunzeln und Staunen:
- "Der Reserve-Weihnachtsmann"
- "Die Weihnachts-Eisenbahn"
- "Eine Handvoll Weihnachtssand"
- "Paulchen mit den blauen Augen"



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Petra Hartmann
Ein Prinz für Movenna
Paperback
Wurdack Verlag
ISBN 3-938065-24-9
Bestellen

Mit dem Schild oder auf dem Schild
- als Sieger sollst du heimkehren oder tot.
So verlangt es der Ehrenkodex des heldenhaften Orh Jonoth. Doch der letzte Befehl seines sterbenden Königs bricht mit aller Kriegerehre und Tradition: "Flieh vor den Fremden, rette den Prinzen und bring ihn auf die Kiesinsel." Während das Land Movenna hinter Orh Jonoth in Schlachtenlärm und Chaos versinkt, muss er den Gefahren des Westmeers ins Auge blicken: Seestürmen, Riesenkraken, Piraten, stinkenden Babywindeln und der mörderischen Seekrankheit ....


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Petra Hartmann
Geschichten aus Movenna
Paperback
Wurdack Verlag
ISBN 3-938065-00-1
Bestellen


Verwünschte Hexen!
Warum zum Henker muß König Jurtak auch ausgerechnet seinen Sinn für Traditionen entdecken?
Seit Jahrhunderten wird der Kronprinz des Landes Movenna zu einem der alten Kräuterweiber in die Lehre gegeben, und der Eroberer Jurtak legt zum Leidwesen seines Sohnes großen Wert auf die alten Sitten und Gebräuche. Für den jungen Ardua beginnt eine harte Lehrzeit, denn die eigenwillige Lournu ist in ihren Lektionen alles andere als zimperlich ...


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Wovon träumt der Mond?
Hrsg. v. Petra Hartmann & Judith Ott
Wurdack Verlag
ISBN 978-3-938065-37-2
Bestellen

Der Mond - König der Nacht und gleichsam Verbündeter von Gut und Böse ... Seit jeher ranken sich Legenden voller Glauben und Aberglauben um sein Licht, das von den einen als romantisch verehrt und von den anderen als unheimlich gefürchtet wird. Seine Phasen stehen für das Werden und Vergehen allen Lebens, er wacht über die Liebenden, empfängt die Botschaften der Suchenden, Einsamen und Verzweifelten und erhellt so einiges, was lieber im Dunkeln geblieben wäre. 39 Autorinnen und Autoren im Alter von 12 bis 87 Jahren sind unserem nächtlichen Begleiter auf der Spur gewesen. In 42 erfrischend komischen, zutiefst nachdenklichen und manchmal zu Tränen rührenden Geschichten erzählen sie die Abenteuer von Göttin Luna und Onkel Mond, von erfüllten und verlorenen Träumen, lassen Perlmuttschmetterlinge fliegen und Mondkälber aufmarschieren. Und wer denkt, dass nur der Mann im Mond zuweilen die Erde besucht, irrt sich! Auch umgekehrt erhält er gelegentlich unverhofften Besuch dort oben.


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Drachenstarker Feenzauber
Herausgegeben von Petra Hartmann
Wurdack Verlag
ISBN 978-3-938065-28-0
Bestellen

Öko-Feen, Büro-Feen, Todes-Feen und Bahn-Feen, geschäftstüchtige Drachen, goldzahnige Trolle, Sockenmonster, verzauberte Kühlschränke, Bierhexen, Zwirrrrrle, Familienschutzengel, Lügenschmiede, ehrliche Anwälte, verarmte Zahnärzte und andere Märchenwesen geben sich in diesem Buch ein Stelldichein.
51 Märchenerzähler im Alter von zwölf bis 76 Jahren haben die Federn gespitzt und schufen klassische und moderne Märchen, lustige, melancholische, weise und bitterböse Erzählungen, so bunt wie das Leben und so unvergesslich wie das Passwort eines verhexten Buchhalters.


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Zwischen Barrikade, Burgtheater und Beamtenpension.
Die jungdeutschen Autoren nach 1835.
ibidem-Verlag
ISBN 978-3-89821-958-7
Bestellen beim Ibidem-Verlag


"Das Junge Deutschland“ - dieser Begriff ist untrennbar verbunden mit dem Bundestagsbeschluss vom 10. Dezember 1835, durch den die Werke der fünf Schriftsteller Heinrich Heine, Theodor Mundt, Karl Gutzkow, Ludolf Wienbarg und Heinrich Laube verboten wurden. Das Verbot markierte Höhe- und gleichzeitig Schlusspunkt einer literarischen Bewegung, die erst wenige Jahre davor begonnen hatte. Die Wege der Autoren trennten sich. Und doch gab es auch danach immer wieder Begegnungen und Berührungspunkte.
Petra Hartmann zeichnet die Wege der Verbotenen und ihrer Verbündeten nach und arbeitet Schnittstellen in den Werken der alt gewordenen Jungdeutschen heraus. Sie schildert insbesondere die Erfahrungen der Autoren auf der Insel Helgoland, ihre Rolle in der Revolution von 1848, aber auch die Versuche der ehemaligen Prosa-Schriftsteller, sich als Dramatiker zu etablieren. Irgendwo zwischen Anpassung und fortwährender Rebellion mussten die Autoren ihr neues Auskommen suchen, endeten als gescheiterte Existenzen im Irrenhaus oder als etablierte Literaten, die doch körperlich und seelisch den Schock von 1835 nie ganz verwunden hatten, sie leiteten angesehene Theater oder passten sich an und gerieten nach Jahren unter strenger Sonderzensur beim Publikum in Vergessenheit. Die vorliegende Untersuchung zeigt, was aus den Idealen von 1835 wurde, wie vollkommen neue Ideen - etwa die Debatte um Armut und Bildung - in den Werken der Jungdeutschen auftauchten und wie die Autoren bis zum Ende versuchten, ihr „Markenzeichen“ - ihren Stil - zu bewahren.


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Von Zukunft trunken und keiner Gegenwart voll
Theodor Mundts literarische Entwicklung vom Buch der Bewegung zum historischen Roman
Aisthesis-Verlag
ISBN: 3-89528-390-8
Bestellen beim Aisthesis-Verlag

Theodor Mundt - Schriftsteller, Zeitschriftenherausgeber, Literaturwissenschaftler und Historiker - verdankt seinen Platz in der Literaturgeschichte vor allem dem Umstand, daß seine Veröffentlichungen am 10. Dezember 1835 verboten wurden. Das vom deutschen Bundestag ausgesprochene Verbot, das sich gegen die vermeintlichen Wortführer des "Jungen Deutschland", Heine, Gutzkow, Laube, Wienbarg und eben Theodor Mundt richtete, war vermutlich die entscheidende Zäsur in den literarischen Karrieren aller Betroffenen. Daß sie mit dem schon berühmten Heinrich Heine in einem Atemzug genannt und verboten wurden, machte die noch jungen Autoren Gutzkow, Laube, Mundt und Wienbarg für ein größeres Publikum interessant. Doch während Gutzkow und auch Laube im literarischen Bewußtsein präsent blieben, brach das Interesse an Mundt und seinen Werken schon bald nach dem Verbot fast gänzlich ab. Seine weitere Entwicklung bis zu seinem Tod im Jahr 1861 wurde von der Literaturwissenschaft bislang so gut wie vollständig ignoriert. Diese Lücke wird durch die vorliegende Studie geschlossen. Nachgezeichnet wird der Weg von den frühen Zeitromanen des jungen Mundt bis hin zu den historischen Romanen seines Spätwerks.


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Faust und Don Juan. Ein Verschmelzungsprozeß,
dargestellt anhand der Autoren Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Wolfgang von Goethe, Nikolaus Lenau, Christian Dietrich Grabbe, Gustav Kühne und Theodor Mundt
ibidem-Verlag
ISBN 3-932602-29-3
Bestellen beim Ibidem-Verlag


"Faust und Don Juan sind die Gipfel der modernen christlich-poetischen Mythologie", schrieb Franz Horn bereits 1805 und stellte erstmalig beide Figuren, speziell den Faust Goethes und den Don Giovanni Mozarts, einander gegenüber. In den Jahren darauf immer wieder als polar entgegengesetzte Gestalten aufgefaßt, treten Faust und Don Juan in den unterschiedlichsten Werken der Literaturgeschichte auf.

Bei Lenau sind sie Helden zweier parallel aufgebauter Versepen, bei Grabbe begegnen sie sich auf der Bühne und gehen gemeinsam zugrunde. Theodor Mundt stellt als Lebensmaxime auf, man solle beides, Faust und Don Juan, in einer Person sein und beide in sich versöhnen.

Anhand der Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Wolfgang von Goethe, Nikolaus Lenau, Christian Dietrich Grabbe, Gustav Kühne und Theodor Mundt zeichnet Petra Hartmann die Biographien Fausts und Don Juans in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach, einer Zeit, die beide Helden stark prägte und auch für heutige Bearbeitungen beider Stoffe grundlegend ist."

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