Fabienne Siegmund: Herbstfeuer
Die Herbstlande-Welt ist ein Projekt, das seit vier Jahren bereits mehrere zauberhafte Bücher hervorgebracht hat. Fabienne Siegmund ist - neben Stephanie Kempin, Vanessa Kaiser und Thomas Lohwasser - Mit-Weltgründerin und Autorin des Drei-Landes aus September, Oktober und November. Neben zwei dicken, reich illustrierten Romanen und einem Kurzgeschichtenband hat das Projekt inzwischen auch einige Novellen hervorgebracht. Nun erschien mit "Herbstfeuer" ein neues Büchlein aus diesem Universum. Es ist erneut eine Novelle und gehört, nun ja, irgendwie mit dazu und doch wieder nicht dazu.
"Herbstfeuer" ist eine Novelle, die entstand, bevor es das Herbstlande-Projekt gab. Fabienne Siegmund veröffentlicht hier gewissermaßen eine "Ur-Erzählung", eine Geschichte, aus der später einmal die Idee zu den komplexen Herbstlanden wurde, die sie mit ihren drei Kollegen zusammen entwickelte. Insofern ist die vorliegende Geschichte kein Teil der Herbstlande-Kontinuität, sondern eine Vorform, ein Dokument aus der Entstehungsgeschichte, ein Blick ins Skizzenbuch der Autorin, das dem Leser zeigt, wie es einmal ausgesehen hat in dieser Welt, ein Märchen, das zur Kernzelle des Universums wurde.
Wunschzettel verbrennt im Kürbiskopf
Einige Grundbestandteile, die auch im ersten Herbstlande-Roman vorkommen, finden sich bereits in der Herbstfeuer-Novelle. So geht es um einen schwerkranken Menschen, den nur noch ein Wunder retten kann. Und es geht darum, dass eine Person dieses Wunder durch einen besonderen Wunsch herbeiführen will: Ein Wunsch in der aufgeschrieben und dann in einem Kürbiskopf verbrannt wird. Damit beginnt für den Wünschenden eine abenteuerliche und gefährliche Odyssee durch ein Zauberland, es gibt gute und schlechte Begegnungen, freundliche und feindliche Wesen, und es ist gar nicht so einfach, wieder zurück in die wirkliche Welt zu kommen. Der Preis für einen Wunsch ist sehr hoch ...
Kürbiskönig und Novemberhexe
In "Herbstfeuer" ist die Gebieterin der Wünsche noch nicht die Kürbiskönigin. Es ist der Kürbiskönig, an den die junge Hazel sich wendet, als ihr Bruder schwer krank in der Klinik liegt. Und dann ist da noch die Novemberhexe, vor der Hazel sich vorsehen muss. Der größte Kürbiskopf der Stadt muss es sein, in dem sie ihren Wunsch verbrennt. Aber damit ist nur der allererste Schritt getan. Und das Opfer, das Hazel bringen muss, ist groß.
Es ist ein dünnes, erneut zauberhaft illustriertes Bändchen, das hier den Herbstlanden eine neue Facette hinzufügt. Für die Fans der Serie hat es einen ganz eigenen Charme, dieses noch etwas ungelenke, unfertige Herbstlande-Stück zu lesen. Denn dass sich die Welt inzwischen weiter entwickelt hat und wesentlich komplexer geworden ist als das kleine Märchen, das am Anfang stand, sollte niemanden verwundern. Auch die Autorin hat sich inzwischen entwickelt und ist besser und vielschichtiger geworden. Aber gerade darum ist dieses Märchen eine kleine Kostbarkeit und ein hochinteressanter Blick in die Werkstatt einer besonderen Erzählerin.
Fazit: Ein Einblick in die Ur-Herbstlande. Für Fans ein Muss, für Neueinsteiger ein interessantes Probehäppchen, das ein wenig über die Welt der Monate September, Oktober und November ahnen lässt, ohne allzu viel zu verraten. Lesenswert.
Fabienne Siegmund: Herbstfeuer. Eine Herbstlande-Novelle. Meitlingen/Erlingen: Verlag Torsten Low, 2020. 37 S., Euro 7,50.
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© Petra Hartmann