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PetraHartmann



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Jahresrückblick 2024: Teil 2 - April bis Juni

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 29 Dezember 2024 · 844 Aufrufe
Jahresrückblick

Willkommen zu Teil zwei meines Rückblicks auf mein Lese-Jahr 2024. In den Monaten April, Mai und Juni waren ziemlich viele Hörbücher und Hörspiele dabei. Ich habe meine alte ???-Sammlung wieder hervorgeholt, außerdem etwas Gruseliges und etwas von Karl May gehört. Meine große Entdeckung war die Hörspielserie "Kira Kolumna", die Abenteuer einer 16-jährigen Bloggerin, die um drei Ecken mit der rasenden Reporterin Karla Kolumna verwandt ist. Kinderhörspiele, die auch für Kinder jenseits der 50 geeignet sind. Dazu gab es Tierbücher (Ratten und Ponys), Indianerliteratur, May-Pastiches, Comics, Klassiker, Antikes und Goslaria. Recht wenig Phantastik diesmal, im nächsten Quartal wird das wieder mehr.

 

Hinweis:
Etwaige blau markierte Texte sind herausragende Spitzenbücher, rot steht für absoluten Mist, ein (e) hinter dem Titel bedeutet, dass ich den betreffenden Text in der eBook-Version gelesen habe, und hinter den Links verbergen sich ausführlichere Besprechungen innerhalb dieses Blogs.

 

 

April

 

Karin S. Wozonig: Ratten. Ein Porträt
Hübsches, in edles Rattengrau gebundenes Büchlein, das sich einem der meistgeschmähten Nagetiere der Welt widmet. Die Verfasserin ist eine bekennende Rattenliebhaberin und so ist diese kleine bibliophile Kostbarkeit auch eine ganz große Liebeserklärung an die kleinen Tierchen geworden. Man erfährt etwas zur Biologie und Mythologie, hört vom Sozialverhalten und der Intelligenz der Ratten und auch davon, was man beachten muss, wen man eine Ratte als Haustier halten will. Kurzporträts verschiedener Rattenarten - wie Hausratte, Wanderratte, Waldratte, Schweinsnasen-Spitzmausratte oder Sulawesi-Schlankratte - runden das Büchlein ab.
Es ist nicht ganz so zauberhaft und magisch wie das im gleichen Verlag erschienene Algen-Büchlein, das mich im vergangenen Jahr so begeistert hatte, aber auf jeden Fall ein hochinteressantes, liebens- und lesenswertes Buch.

 

Frank Elstner: Frances Densmore: "Ich hörte eine indianische Trommel"
Kleiner, knapp 50 Seiten starker Essay über die Ethnologin und Musikwissenschaftlerin, die mit ihrem Phonographen loszog und indianische Gesänge aufzeichnete und die Liedtexte dokumentierte. Erzählt wird etwas über ihre Arbeitsweise und darüber, wie sie das Vertrauen der alten Häuptlinge in den Reservationen gewann. Reich bebildert. Mit Notenbeispielen und Briefzitaten. Ich hatte es auf der Leipziger Buchmesse zusammen mit ihrem Buch "Die Lieder der alten Lakota" beim Palisander-Verlag erworben. Ein sehr knapper, aber gut lesbarer Einstieg in die Arbeit Densmores.

 

Sarah Gutmann: Pony-Power

 

Angeline Boulley: Warrior Girl Unearthed

 

Rolf Ulrici: Tom und der Lachende Fuchs
Kinderbuch, das ich Anfang der 80er mal gelesen hatte. Jetzt fiel es mir in einem Antiquariat in die Hände, da hab ich es mitgenommen. Erzählt wird die Geschichte eines Jungen aus Deutschland und eines etwa gleichaltrigen Indianerjungen, dessen Stammeszugehörigkeit nicht erwähnt wird. Die Zeit der Indianerkriege ist vorbei, die Familienangehörigen des Lachenden Fuchses leben recht friedlich neben der Ranch, auf der Tom zu Gast ist, allerdings ist noch einiges Misstrauen und sehr viel Zurückhaltung vorhanden. Tom lernt von seinem neuen Freund Anschleichen und Reiten. Dann kommt es zu Rivalitäten mit einer Bande von weißen Jungen. Und der Lachende Fuchs soll in ein Internat gesteckt werden. Aber was wird dann aus seinem Pferd ...?

 

Anna Nerkagi: Weiße Rentierflechte
Der erste ins Deutsche übersetzte Roman einer nenzischen Autorin. Es erinnert ein bisschen an Juri Rytchëu. Die Nenzen sind, ähnlich wie die Tschuktschen, Rentiernomaden und leben im Norden Sibiriens. Die Autorin erzählt von einem jungen Mann namens Aljoscha, der nur eine einzige Frau liebt, die Tochter des alten Petko. Doch die ging fort und wird auch nicht wiederkommen. Nun liegen ihm seine alte Mutter und die Stammesgenossen in den Ohren: Er soll endlich heiraten und die Tradition fortsetzen, das Volk erhalten und vor allem eine junge Frau zu sich nehmen, die seine alte Mutter bei der Arbeit unterstützt ... Aljoscha sondert sich ab, ist verstockt. Und als man ihn schließlich zur Heirat mit einer anderen Frau zwingt, weigert er sich, die Ehe zu vollziehen.
Ein wunderbarer Roman, in dem man das Knirschen des Eises und den Geruch der Rentiere spürt, eine harte Geschichte ohne Kitsch und Pastelltöne. Sehr gut, von dieser Autorin möchte ich mehr lesen.

 

 

Hörspiele

 

Die drei ???, Folge 1: Der Superpapagei
Ich habe im Keller meine alte Drei-Fragezeichen-Sammlung wiederentdeckt, vier Schuhkartons mit Cassetten aus der Cassettenkinder-Zeit. Da musste ich mir einfach den Superpapagei nochmal reinziehen. Kann die Geschichte fast auswendig mitsprechen. Der dicke Mister Claudius auf der Jagd nach den Papageien. Schneewittchen und Sherlock Holmes, Robin Hood und vor allem Blackbeard mit seinen Sprüchen. Der erste Auftritt des gepflegten Gentleman-Meisterdiebs und Kunstexperten Hugenay. Morton und der Rolls Royce. Die erste Telefonlawine. Und Justus Jonas als brillanter Kopf des Ganzen. Einfach ein spezialgelagerter Sonderfall.

 

Kira Kolumna 1: Umzugsalarm
Meine neue große Liebe am Kinderhörspielhimmel. Kira Kolumna ist um drei Ecken herum verwandt mit der rasenden Reporterin Karla Kolumna aus den Benjamin-Blümchen- und Bibi-Blocksberg-Hörspielen. Sie ist Bloggerin, knüpft aber auch, sobald sie in eine neue Stadt kommt, Kontakte zur Lokalpresse. Und in neue Städte muss sie oft umziehen, denn ihr Vater Johannes ist Matheprofessor und international gefragt. Wenn er an eine neue Uni berufen wird, heißt es für Kira jedesmal: Umzugsalarm. Ihr Freundeskreis bleibt dann zurück, Verbindung kann sie meist nur noch über das Blog halten.
In Folge eins kommt Kira aus Madrid nach Südberg in Deutschland. Hier wohnt sie über dem Laden von Laura und freundet sich mit deren anfangs noch wenig begeistertem Sohn Lars an. Zusammen schaffen die beiden es dann auch schon, eine Einbruchsserie in der Nachbarschaft aufzuklären.
Sehr spannend erzählt, etwas schneller als die Bibi- und Benjamin-Abenteuer meiner Kindheit, poppig, peppig und auch für alte Leute wie mich ein echter Genuss. Und als ich meiner Nichte (11) den ersten Teil schenkte, war sie ebenfalls begeistert und hat jetzt auch schon über zehn Kira-Hörspiele intus. Also: Von uns beiden gibt es zwei Daumen nach oben.

 

Kira Kolumna 2: Plötzlich beliebt
Kira kommt nach dem Umzug in ihre neue Schule. Hier lernt sie ihre neue beste Freundin Nele und die eitle aber superbeliebte Angebertussi Sakia kennen, die einen superstarken Account betreibt und von ihren Reiseabenteuern erzählt. Saskia ist viel mit ihren Eltern unterwegs und jettet fast jedes Wochenende in eine andere coole Stadt. Allerdings hat aktuell gerade Kiras Freundin Nele den totalen Höhenflug mit ihrem Online-Account: Sie postet ein Selfie, das sie mit einem der angesagtesten Musik-Stars in der Eisdiele zeigt. Mehr noch: Sänger Jannis habe sie engagiert für den Dreh seines nächsten Musikvideos.
Da passt es recht gut, dass das neue Projektthema der Klasse "Social Media" lautet. Kira und ihr Team setzen sich mit dem Thema Schein und Sein im Internet auseinander und berichten schließlich ihrer Klasse Schockierendes über Fake News und die Wahrheit dahinter ...
Einfach gut gemacht, tolles Thema und super erzählt.

 

Die drei ???, Folge 2: Der Phantomsee
Eine alte Seemannstruhe, ein Schiffswrack, Hinweise auf einen versteckten Schatz - und immer wieder taucht der zwielichtige Java-Jim auf. Dazu Bobs Recherchen in der Bibliothek, eine Geisterstadt und die unheimliche Insel mit der Zypresse im Nebel ... Einfach alles, was ein ???-Hörspiel braucht.

 

Sherlock Holmes & Co.: Heim der Phantome
Eine Frau möchte ihren Vater in einem Seniorenheim besuchen. Doch der alte Mann ist nicht da. Wenig später teilt man ihr mit, er sei plötzlich verstorben. Warum waren seine Briefe in der letzten Zeit so seltsam? Und warum verschwinden immer wieder Bewohner des Heims? Die Ermittlungen der Tochter fördern Grauenhaftes zutage - und sind lebensgefährlich.
Sehr dichtes, atmosphärisches Gruselhörspiel, das man nicht unbedingt allein zu Hause hören sollte ...

 

Sherlock Holmes & Co.: Der Wiedergänger
Ein Häftling ersinnt eine makabere Möglichkeit, aus dem Gefängnis zu türmen. Die Wachen stehen vor einem Rätsel. Ist er mit dunklen Mächten im Bunde? Auf dem Friedhof jedenfalls gibt es in der Nacht Gruseliges zu beobachten.
Erzählerisch und akustisch vom Feinsten. Sehr gut gemacht.

 

 

Mai

 

Thorgals Jugend 11: Grym

 

Catrin Misselhorn: Künstliche Intelligenz - das Ende der Kunst? (Reclam)
Ist das eigentlich noch Kunst, wenn es von einer Maschine gemacht ist? Wer hat die Urheberrechte? Und wie verändert sich unsere Bewertung des Schaffensprozesses? Ein paar hochinteressante Gedanken über KI-Kunst, ihre Geschichte und ihre Einordnung. Spoiler: Das "Ende der Kunst" wurde schon oft beschworen, ist aber wohl auch im KI-Zeitalter noch nicht gekommen. Aber gruselig ist es trotzdem, vor allem der Blick auf das erste KI-Bild war ausgesprochen verstörend.

 

Yoko Tsuno Sammelband 9: Geheimnisse und böser Zauber
- Die Dienerin Luzifers
- Der Amethyst
- Khanys Geheimnis

Erneut ein sehr schöner Hardcoverband mit viel Zusatzmaterial, diesmal vor allem mit Zeichnungen der zahlreichen Flugzeugtypen, die in den Alben eine Rolle spielen. Der Titel "Geheimnisse und böser Zauber" erschließt sich mir mal wieder nicht. Zauber kommt in dieser Serie eigentlich gar nicht vor, nur Technik und Naturwissenschaft. Aber okay, die Geschichte um die "Dienerin Luzifers" hat auch mittelalterlichem Aberglauben zum Thema, das mag als "böser Zauber" durchgehen. Album eins und drei sind Geschichten über Yokos Freunde vom Planeten Vinea, der mittlere Band enthält eine Zeitreisegeschichte. Warum man diese mit den beiden anderen in einen Themenband zusammenfasste, erschließt sich mit nicht. Es mag etwas damit zu tun haben, dass dies der vorletzte Sammelband ist und die Auswahl gering wurde. Schön ist, dass Emily wieder an Yokos Seite ist, die junge Frau mag ich von allen Freundinnen Yokos am liebsten (außer vielleicht Morgentau). Emily lernt bei der Zeitreise ihre Urgroßmutter kennen, ein sehr berührender Moment. Die Begegnung mit der "Dienerin Luzifers" hat es auch in sich. Bei dem schlafenden Wesen Wesen, das Mönche seit Jahrhunderten bewachen, ist aufgrund der bläulichen Hautfarbe ziemlich schnell klar, dass es sich um eine Vineanerin handelt. Oder doch nicht? Im dritten Abenteuer spielt Khany eine etwas seltsame Rolle, fast wirkt sie zwielichtig. Kann Yoko ihrer Freundin noch trauen? Mit der Existenz des Wesens Tevy hat sie zunächst ihre Probleme. Roboter und Androiden sind ihr vertraut, aber ein Wesen aus menschlichen,. organischen Bauteilen ...? Ein sehr interessanter Band. Allerdings bekomme ich langsam Probleme damit, die Vineaner auseinanderzuhalten. Das ist mir zu viel Personal.

 

Ursula Voß: Rilkes Sternenfrauen
Sehr schön gestaltetes Insel-Büchlein über die Frauen, die Rilke liebte, die mit ihm eine Beziehung oder Freundschaft und geistigen Austausch pflegten.Die Frauen sind jeweils in einem kurzen Porträt und mit einem Foto vorgestellt. Schon sehr beeindruckend, wer da alles in diesem Büchlein versammelt ist, fast alles große Namen, Künstlerinnen, Dichterinnen, Schauspielerinnen und Fürstinnen, die meisten kennt man heute noch. Dargestellt werden Lou Andreas-Salomé, Clara Rilke-Westhoff, Marie von Thurn und Taxis-Hohenlohe, Anna de Noailles, Eleonora Duse, Sidonie Nádherný von Borutin, Marthe Bibesco, Catherine Pozzi, Baladine Klossowska, Wera Ouckama Knoop, Lally Horstmann und Lotte Pritzel. Ich bin mit Rilke nie so recht warm geworden, aber diese Sternenfrauen haben mich sehr für ihn eingenommen.

 

Galen: Gelassenheit. Was bedeutet das alles? (Reclam)
Ein Reclamheft aus der Philosophie-Reihe "Was bedeutet das alles?" Sehr interessant, wobei hier gesagt werden muss, dass der Titel "Gelassenheit" - im Innenteil steht auch "Über die Unverdrossenheit" - nicht von Galen stammt. Bei dem vorliegenden Text handelt es sich vielmehr um einen Brief an einen alten Schulfreund, der ihn wohl gefragt hatte, wie man Schicksalsschläge gelassen einsteckt, ohne daran zu zerbrechen. Galen musste es wissen: Beim großen Brand Roms hatte er so ziemlich alles verloren: Seine Heilkräuter und medizinischen Geräte, seine Bibliothek, unzählige Fachbücher, Rezepte, ihm ihm ärztliche Kollegen im Austausch gegen eigene Rezepte anvertraut hatten, seine Bibliothek mit wertvollen, unwiederbringlichen Einzelstücken und eigene, noch unveröffentlichte Manuskripte, von denen es keine weiteren Abschriften gab - mithin sein Lebenswerk und seine gesamte Existenz. Und doch blieb Galen vollkommen gelassen. So gelassen, dass es auffiel und Freunde nachfragten. Im Brief gibt er nun Auskunft. Er verweist auf die Philosophie der Stoa, aber auch auf Aristipp. Und er erzählt auch von seiner ganz persönlichen Erfahrung: Immerhin erlebte der berühmte Arzt einiges am Hof des Kaisers Commodus. Dort habe er jederzeit drauf gefasst sein müssen, alles zu verlieren, in die Verbannung geschickt zu werden oder Schlimmeres. Wer sich mit dem Gedanken vertraut macht, dass im alles jederzeit genommen werden kann, den wirft die tatsächliche Erfahrung eines Verlusts nicht mehr um. Man solle sich vielmehr über das freuen, was noch da ist, sagt Galen. Sehr klug.

 

Als das Grüne Band noch grau war
„Grenzschicksale“ heißt ein voluminöser Sammelband mit Lebenserinnerungen aus der Zeit, als das Grüne Band noch grau war. Das knapp 600 Seiten starke Buch lässt 30 Zeitzeugen zu Wort kommen und erzählt von Biografien im Schatten der Grenze. „Erinnerungen werden blasser, Zeitzeugen werden weniger“, schreibt Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff in seinem Geleitwort. „Es ist von großer Bedeutung, Stimmen einzufangen, Erlebnisse zu dokumentieren und Bilder in den richtigen und wahrheitsgemäßen Kontext zu stellen, damit kommende Generationen ihre eigene Vorstellung der Ereignisse gewinnen können.“ Und die Menschen, die ihre „Grenzerfahrungen“ aufzeichneten, haben wahrlich eine Menge zu erzählen: Spannendes, Überraschendes, Alltagserfahrungen und Einmaliges sind hier versammelt. Manches zeugt von einem gewissen Galgenhumor, zum Beispiel, wenn im Vorwort der Herausgeber Kai Langer, Birgit Neumann-Becker und Maik Reichel an den Ausspruch von DDR-Bürgern nahe der Sperrzone entlang der Grenze erinnert wird: „Vor spontanen Verwandtschaftsbesuchen waren wir sicher.“
Wie ist das, plötzlich an eine Grenze zu stoßen? Für Christoph Dieckmann war es eine traurige Kindheitserinnerung an einen Brockenbesuch: „Auf dem Gipfel hatte ich mich in eine kecke Igel-Figur verliebt. Nach inständigem Gebettel kauften mir die Eltern diesen ‚Brocken-Mecki‘. Zwei Wochen später stürzte Mecki von der Waschkommode und brach sich ein Bein. Ich war untröstlich und wollte sofort wieder auf den Brocken, um einen neuen Mecki zu erhalten. ‚Das geht nicht‘, sagte Vater, ‚da ist jetzt die Grenze.‘“
Die Goslarerin Ursula Breustedt, geboren 1944 in Köthen, stellt beim Rückblick auf ihre Lebensgeschichte fest, dass sie mit dem Begriff „Heimat“ gar nichts anfangen kann: „Dazu wurde mir das, was ich für Heimat hielt, zu oft genommen“, sagt sie. Der Familie gehörte ein Rittergut bei Köthen, doch am 21. September 1945 wurden die Besitzer „entschädigungslos enteignet“, die Familie musste den Landkreis verlassen, es ging nach Heimburg im Harz. Der Vater konnte schließlich in Abbenrode einen Hof pachten. „Es war das letzte Grundstück vor der innerdeutschen Grenze“, erinnert sie sich. „Durch die Bäume konnten wir bis nach Lochtum in Niedersachsen blicken. Ich fuhr mit meinem Puppenwagen oft bis zum Grenzflüsschen Ecker und watete darin herum.“ Es blieb nicht bei Blicken nach „drüben“ und beim Waten im flachen Wasser: „Es herrschte ein reger Grenzverkehr. Irgendwann wurden sogar große Steine in die Ecker gerollt, damit die gegenseitigen Besuche einfacher wurden und man das andere Ufer trockenen Fußes erreichen konnte“, schreibt Breustedt. „Meine Mutter schickte mich sogar öfter nach Lochtum, um im dortigen Laden etwas einzukaufen.“ Doch die Idylle mit dem inoffiziellen, aber intensiven Grenzverkehr währte nicht lange. Am 7. Juni 1952 ändert sich alles. Den Eltern werden die Pässe abgenommen, ein Herr im grünen Ledermantel sagt: „Sie gefährden die Sicherheit der DDR“, die Familie soll innerhalb von 24 Stunden ihr zu Hause verlassen. Bis dahin steht die Familie unter Beobachtung, ein Polizist begleitet die sechsjährige Ursula sogar bis zum Plumpsklo. Der Vorwurf lautete: „Negative Einstellung zur DDR und S.U. Verbreitet Unstimmigkeiten politischen Charakters im Ort.“ Zusatz: „Verbreiter von Westmeldungen.“ Als die Familie schließlich in den Westen flüchtet, steht der 17-jährigen Tochter eine Mutprobe bevor: Sie muss allein mit dem Zug von Kleinmanchow nach Havelberg fahren – und am Bahnhof im West-Berliner Stadtteil Lichterfelde aussteigen. Inzwischen dürfen die Eltern wegen einer angeblich dringend notwendigen Operation der Mutter nach Hamburg ausreisen. Kurz danach, im Westen wieder vereinigt, kann die Familie nach Pappenheim reisen, wo der Vater seine neue Stelle antritt. Ursula Breustedt macht dann eine landwirtschaftliche Ausbildung in Einbeck, arbeitet später in Schladen und lebt jetzt in Goslar.
Zahlreiche Stimmen rund um die Grenze kommen zu Wort. Da ist Annemarie Reiffert, die am Tag der Grenzöffnung als erste DDR-Bürgerin wagte, den Grenzübergang Marienborn zu passieren. Oder die Pastorin Ursula Meckel aus Thale, die von Stasi-Spitzeln im Gottesdienst berichtet. Oder Katrin Schmidt, die die Welt sehen wollte und über China aus der DDR ausreiste. Das opulent aufgemachte Hardcover-Buch mit Schutzumschlag und zwei Lesebändchen in Grün und Silber besticht durch seine aufwendige Gestaltung. Zahlreiche ganzseitige historische und aktuelle Fotografien wecken Erinnerungen an früher und regen zu Wanderungen durch das heutige Grüne Band an. Vor allem dürfte das gewichtige Buch als Präsent für Menschen aus dem ehemaligen Grenzland geeignet sein. Und die darin festgehaltenen Erinnerungen sind es allemal wert, bewahrt zu werden.

 

Thomas Ostwald: Der schwarze Josh

 

Christine H. Bauer: Das Rathaus in Goslar. Geschichte und Bauphasen
Ein neues Buch über das Goslarer Rathaus ist jetzt erschienen. Verfasserin ist die Goslarer Welterbebeauftragte Dr. Christine H. Bauer, die sich bemühte, Geschichte und Architektur des Rathauses kompakt zusammenzufassen und eine handliche Überblicksdarstellung zu schaffen.
Das Buch „Das Rathaus in Goslar. Geschichte und Bauphasen“ ist unter anderem für diejenigen bestimmt, die nach Rathausführungen all die Informationen noch einmal nachlesen möchten, die sie von Stadtführern und aus den interaktiven Angeboten erhielten – aber eben nicht komplett im Kopf behalten konnten. Es ist mit seinen 81 Seiten recht handlich und lässt sich leicht und schnell lesen. Vor allem ist es großzügig ausgestattet mit Illustrationen wie Skizzen der Räume und einzelnen Etagen sowie mit Fotos. Gezeigt werden historische Aufnahmen, Details der Innenräume und Wandmalereien.
Bauer stellt die Entwicklung der Goslarer Bürgerschaft vor und erzählt etwas zur Geschichte der Stadt, von der Zeit, in der Kaiser Heinrich I. ein „vicus goslariae“, vielleicht als Jagdhof oder königlichen Wirtschaftshof, gegründet haben soll, sie berichtet über Bergbau und die Kaiserpfalz, die Rechte einer freien Reichsstadt, den Streit mit Braunschweig um den Rammelsberg … Auch den Vorgängerbauten des Rathauses spürt sie nach. Der Leser erfährt etwas über den Marktbereich, die Verkaufshallen und Wechselstuben und die im Jahr 1151 erstmals urkundlich erwähnte Marktkirche. Schon 1269 wird in städtischen Urkunden ein bürgerliches Rathaus als „domus communitatis“ erwähnt, doch ohne Ortsangabe. 1293 erwarb der Rat der Stadt vom Kloster Neuwerk dessen Kaufhallen zwischen dem Schuhhof und dem „Brunwordeskeller“ (wohl Kaiserworth).
In sechs Kapiteln widmet sich Bauer den einzelnen Bauphasen. Sie stellt das Rathaus der Spätromanik/Gotik vor, das um 1300 entstand. Man erfährt mehr über den Keller, Ratsdornse (beheizbarer Sitzungsraum), Arkadenhalle und Ratsdiele. In der Bauphase um 1430, in der Spätgotik, wurde die Ratsdiele umgebaut. Ratsdiele und -dornse wurden ausgestaltet, das Rathaus erhielt einen südlichen Anbau. Weitere Bauphasen erfolgten in der Zeit um 1500 (Übergangszeit Spätgotik-Renaissance), um 1560 (Renaissance) und Mitte des 17. Jahrhunderts (Barock). In einem Kapitel zusammengefasst hat Bauer die Baumaßnahmen des 19. und 20. Jahrhunderts, in dem es um Renovierungen zum Stadtjubiläum 1922 und Umbaumaßnahmen 1936 bis 1938 geht. Was bleibt aus der Nazizeit? „Während alle anderen Umbauten der nationalsozialistischen Zeit in den Jahren 2015/16 rückgängig gemacht wurden, blieb die von Rudolf Nickel gestaltete Sitzbank als einziges Zeugnis dieser Zeit erhalten“, schließt Bauer ihre Rathausgeschichte.
Das ist ein Abschluss, der Fragen aufwirft. Ein Kapitel über das Rathaus in den 2010er und 2020er Jahren fehlt. Dabei wird dieser Rathaus-Krimi den Goslarern noch lange als die Hauptsache in Erinnerung bleiben. Einige Entdeckungen, etwa Ergebnisse von dendrochronologischen Untersuchungen, wurden in den historischen Kapiteln erwähnt. Im buchstäblich letzten Absatz des Buchs schreibt die Goslarer Welterbebeauftragte immerhin, dass der Stadtrat 2012 beschloss, das Rathaus nach 700 Jahren als Verwaltungssitz aufzugeben, es aber weiterhin für Ratssitzungen nutzt. Das ist alles? Vielleicht folgt ja bald ein zweiter Teil des Buchs, der über die turbulente und weit langwierigere und teurere Sanierung des Goslarer Aushängeschildes berichtet?

 

Hans-Martin Gutmann: Der tote Bischof
Ein Pastor als Ermittler, ein emeritierter Theologie-Professor als Autor – da fehlt nur noch ein Landesbischof als Mordopfer, und der Krimi ist perfekt. Der gebürtige Goslarer Hans-Martin Gutmann lässt seinen Helden Lukas Bentorff erneut in einen Kriminalfall hineingeraten. Der Pastor des fiktiven Doppel-Orts Groß und Klein Samtleben im Salzgittergebiet muss herausfinden, wer für die Anschläge auf seinen Chef verantwortlich ist. Und seine Ermittlungsmethoden sind, gelinde gesagt, etwas unkonventionell.
Lukas Bentorff ist den Lesern bereits bekannt durch Gutmanns „Wende“-Tetralogie. Die vier Romane „Wendewölfe“, „Wendehälse“, „Wendeblues“ und „Wendegier“ spielten, wie der Name schon sagt, in den Jahren vor und nach der Wiedervereinigung. Der Verfasser hatte seinen Helden darin miterleben lassen, was alles schief lief bei der Vereinigung von BRD und DDR. Es ging um Geschäftemacherei, Entwertung von Arbeit, Lebensleistung und Biografien im Osten und um das eklatante Anwachsen des Rechtsextremismus. Und nun? Der neue Krimi ist anders. Zumindest durch die zeitliche Einordnung: Lukas Bentorffs fünfter Fall spielt sich 24 Jahre nach seinem Ermittler-Debüt ab, nämlich in der Weihnachtszeit des Jahres 2023 und in den Tagen „zwischen den Jahren“. Der Pastor ist ein Vierteljahrhundert älter geworden, hat zu seinem Zuständigkeitsbereich noch zwei Dörfer hinzugewonnen, doch im Prinzip ist er ein „Sitzengebliebener“, bei dem man, wenn er nicht schon einundsechzigeinhalb Jahre alt wäre, Ansätze einer Midlife-Crisis diagnostizieren könnte. Mit seiner Freundin, der inzwischen pensionierten Kriminalpolizistin Anne Hartmann, ist er noch immer auf dem Stand von vor 25 Jahren. Und die dörflichen Institutionen sterben so langsam vor sich hin. Sogar die beiden dauerverfeindeten Karnevalsvereine, deren Streitigkeiten ein Running Gag der „Wende“-Bücher waren, mussten aufgrund des allgegenwärtigen Personalmangels fusionieren.
Doch das beschauliche Vor-sich-hin-Sterben des Dörferquartetts wird durch einen Paukenschlag aufgestört. Bentorffs Freund und früherer Schützling, Landesbischof Kai Grübner, erlebt mehrere Attacken auf sein Privatleben – von Beschimpfungen und Drohungen über Schmierereien bis hin zu aufgeschlitzten Autoreifen – schließlich wird er durch einen Ford F 150 von der Straße abgedrängt und ruft, verletzt und blutüberströmt – Bentorff zur Hilfe. Waren es tatsächlich die freundlichen Worte des Bischofs über die geflüchteten Ukrainier und die Aufforderung zu deren Unterstützung, die nun rechte Kreise auf den Plan riefen? Geht es um die Erpressung eines Konkurrenten im innerkirchlichen Machtkampf? Oder nimmt Frau Bischof ihrem Gemahl sein Fremdgehen übel und engagierte einen Mörder?
Der Pastor und seine Freunde entwickeln einen Plan: Der Bischof muss sterben, um vor künftigen Anschlägen sicher zu sein und um den ermittelnden Oldies Raum für die Mörderjagd zu verschaffen. Allerdings: Das Kirchenoberhaupt ausgerechnet von einer umstürzenden riesigen Plastik-Lutherfigur kurz vor der Weihnachtspredigt „erschlagen“ zu lassen, ist ein ermittlungstechnischer Schachzug, der die Gemeinde nicht unbedingt in die typische, besinnliche Christfest-Stimmung versetzt ...
Die Geschichte um den Bischofsmord lebt – außer von skurrilen Details und einem actionreichen Showdown – vor allem von den Einblicken in die Arbeit eines Dorfpastors und seinen Umgang mit aktuellen politischen Themen und Katastrophen. Gutmann, der bisher in „historischen Krimis“ die Wendezeit Revue passieren ließ, ist diesmal ganz nah dran an der Gegenwart. Gewalt gegen ukrainische Flüchtlinge, Bauernproteste, das Massaker der Hamas beim Überfall auf Israel am 7. Oktober, all das hat der Autor in diese Geschichte einfließen lassen. Hochinteressant sind dabei die Predigten Bentorffs. Der Groß Samtlebener Geistliche kann da durchaus mal das wenig barmherzige Verhalten seines Heilands zum Thema machen, als dieser einer kranken Frau die Hilfe verweigert, da sie nicht zum Volk Israel gehört. Oder er spürt einer Überlieferung aus dem Talmud nach, derzufolge Gott, als die Ägypter im Roten Meer ertranken, jeglichen Jubel untersagte – immerhin habe er auch diese geschaffen, und ein Jubel über den Tod so vieler Menschen sei völlig unpassend. „Der tote Bischof“ ist flott geschrieben und lässt sich gut und flüssig lesen. Spannung, politische Stellungnahmen und interessante Gedankengänge machen das Lesen zu einem Vergnügen. Nur mancher Kriminalpolizist wird sich vermutlich die Haare raufen beim Lesen. Denn dass Bentorff und seine Freunde ihren Fake-Mordanschlag mit Rückendeckung durch Polizei und Staatsanwaltschaft durchziehen können, klingt doch ein wenig fabelhaft.

 

Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz
Ein Klassiker, den ich schon lange auf dem Zettel habe. Eine Geschichte, die durch die Vielstimmigkeit und die Montagetechnik nicht ganz einfach zu lesen ist. Werbesprüche, Zeitungszitate, Lieder und Parolen, Berliner Halbwelt und moderne Technik, Glanz und Elend der Großstadt. Mittendrin Franz Biberkopf, frisch aus dem Gefängnis entlassen, der sich eine neue Existenz aufbauen will. Als Zeitungsverkäufer kann er sich zunächst redlich über Wasser halten. Aber dann wollen alte Kameraden ihn zu einem Bruch mitnehmen. Franz will nicht, schliddert aber doch mit in eine Geschichte hinein, die ihn am Ende einen Arm kostet. Und dann wird auch noch seine Lebensgefährtin tot aufgefunden, und er ist der Hauptverdächtige.
Ein Roman, in den man sich erstmal einlesen muss und der seinen Charme nicht sofort entfaltet. Aber wenn man "drin" ist, nimmt er einen wirklich mit. Keine Lektüre für zwischendurch. Erinnert als Großstadtroman der Moderne tatsächlich an den "Ulysses", mit dem er oft in einem Atemzug genannt wird, ist aber dann doch noch etwas weniger spröde.

 

Lucian Caligo: Der Fluch des Ritters Anastasius

 

 

Hörbuch/Hörspiel

 

Karl May: Winnetous Erben
Eines meiner Lieblingsbücher von Karl May, die Inspirationsquelle für meinen Roman "Das Herz des Donnervogels". Klar, dass ich mir das Hörbuch gegönnt habe, als es herauskam. Es hat mich in den ersten Monaten des Jahres auf einige weite Autofahrten begleitet. Mit knapp 19 Stunden Laufzeit reicht es für massenweise Kilometer.
Zunächst war ich ein bisschen befremdet von der Stimme des Sprechers. Nein, dachte ich, so klingt doch Old Shatterhand nicht. Aber Jean-Marc Birkholz zeigte ziemlich schnell, dass er als Interpret einiges auf dem Kasten hat, und seine Art, den unterschiedlichen auftretenden Personen mit seiner Stimme Farbe und eigenes Profil zu verleihen, hat mich überzeugt.
Was den Autor und sein Buch angeht ... nun, mir ist erst jetzt beim Vorgelesen-Kriegen, aufgefallen, wie unendlich langsam, betulich und wie mäandrierend sich May seinem Thema nähert, bevor er wirklich in die Handlung einsteigt. Ein paarmal war ich tatsächlich so weit, beim Autofahren auszurufen: "Mensch, komm endlich zu Potte!" Beim Selbst-Lesen spürt man diesen unendlich lahmen, immer wieder mit Rückblenden und dem Hinweis "Ich bitte, dies in meinem Buch xxxx nachzulesen" versehenen Warmlauf-Vorgang nicht so. Egal, es bleibt trotzdem eines meiner Lieblingsbücher von Karl May. Auch und gerade, weil es ein klassisches Alterswerk ist und weil hier Bilanz gezogen wird und all die alten Abenteuer zusammenfließen.
Inhaltlich dürfte es vielen bekannt sein. Karl May/Old Shatterhand bekommt von alten Weggefährten und alten Feinden zahlreiche verwirrende Briefe. Es gibt Pläne, ein Denkmal für Winnetou zu erreichten. Die Künstler, die den Apachenhäuptling in Szene setzen wollen, sind Young Surehand und Young Apanatschka, die Söhne von Old Surehand und Apanatschka. Ein schmeichelhafter Plan? Mitnichten. Viele Freunde, die Winnetou noch live erlebt haben, sind entsetzt und empfinden die klobige Kolossalstatue als "Ermordung" Winnetous und all dessen, für das der Apache stand. Old Shatterhand schlägt sich entschieden auf die Seite der Denkmalsgegner. Unterwegs trifft er auf alte Freunde und ebenso alte, unversöhnliche Feinde. Schließlich kommt es zu einer letzten Begegnung mit dem uralten Kiowa-Häuptling Tangua, den nur noch der Hass auf Old Shatterhand zusammenhält.
Karl May hat in diesem letzten Werk Erfahrungen aus seiner Amerikareise verarbeitet (Ja, er war tatsächlich einmal dort, am Ende seines Lebens, als er sich die Reise leisten konnte). Das Besondere an diesem und an einigen anderen Werken der Spätphase ist aber vor allem der magisch-mystische Ton und der Versuch, die ganze Menschheit zu versöhnen und Frieden zu schaffen. Es geht weniger um Abenteuer und Prügeleien, nicht um den legendären Jagdhieb und die Schießkünste mit dem Henrystutzen und dem weittragenden Bärentöter, als vielmehr um Frieden, Humanismus, Seelenwachstum ... Und wir begegnen außer den "alten Bekannten" auch einigen faszinierenden neuen Helden. Etwa dem Jungen Adler, einem indianischen Flugpionier, oder Athabaska und Algonka, zwei indianischen Linguisten, dem beinahe tausend Jahre alten Medizinmann Tatellah Satah und den Jungindianern vom Clan Winnetou. Auch die beiden Söhne Santers sind ausgesprochen eindrucksvolle Charaktere. Ach, lest einfach das Buch.

 

Kira Kolumna 3: Verpeilte Weihnachten
Die Weihnachtsfolge von Kira Kolumna habe ich, chronologiebedingt, im Mai gehört. Nele bekommt eine geheimnisvolle Zimtseife von einem geheimen Verehrer. Romantisch oder bedrohlich? Kira und Nele recherchieren auf dem Weihnachtsmarkt, woher das wohlriechende Geschenk kommen könnte, das Neles Geschmack so perfekt getroffen hat. Und noch jemand zeigt kriminalistische Ambitionen: Schulfreund Sirdan hat die Aufnahmeprüfung bei der Polizei geschafft und freut sich riesig. Nur auf Nele reagiert er etwas übellaunig. Warum nur?
Wieder eine mitreißende Folge, die Lust auf mehr macht. Und bei der Frauen-Weihnachtsfeier, die dann so turbulent gesprengt wurde, wäre ich gern dabeigewesen.

 

Kira Kolumna 4: On-Off Liebeschaos
Hier kommt Rapha ins Spiel. Rapha ist Kiras Freund aus Barcelona. Wobei Freund zu wenig sagt. Die beiden sind ein Paar. Allerdings gibt es, bedingt durch die räumliche Trennung, inzwischen einiges, was Kira und Rapha nicht von einander wissen.
Rapha ist Grafitti-Künstler. Und betont, er sprühe "nur noch" legal. Da kommt er gerade rechtzeitig nach Südberg, um die Front von Lauras Laden zu retten, die von einem erbärmlichen Stümper beschmiert worden war. Rapha verspricht, die Wand in ein großartiges Kunstwerk zu verwandeln, und berichtet auf seinem Online-Auftritt über seine Pläne. Doch am nächsten Morgen ist die Wand vollkommen versaut. Schlimmer noch: Der Verdacht fällt auf Rapha, da der unbekannte Vandale die Wand "in Raphas Stil" besprüht hat. Doch der spanische Künstler kann zeigen, in welcher minderwertigen Handwerksqualität die Schmierereien ausgeführt wurden. Er und Kira recherchieren in der Sprayer-Szene, wer die Front von Lauras Laden verdreckt hat. Und dann zeigt der Meister aus Barcelona seine Kunst ...
Spannend, temporeich und mitreißend. Wenn mir das so gut gefällt, ist es dann noch jugendgerecht? Ich wünsche der Serie jedenfalls viel Erfolg.

 

 

Juni

 

Mariana Leky: Die Herrenausstatterin
Das Buch hat mir meine Schwester geschenkt. Sie war von "Was man von hier aus sehen kann" (das Buch mit dem Okapi) total begeistert, ist aber in dieser "Herrenausstatterin" stecken geblieben. Ich fand die Geschichte sehr schön, zauberhaft und voller Alltagsmagie und mit ganz erstaunlichen Charakteren. Die Ich-Erzählerin dieses Buchs ist die Übersetzerin Katja. Ihr Mann, der bereits früh stirbt, ist Zahnarzt, und zwar ein außerordentlich empathischer und beliebter Vertreter seiner Zunft. Später lernt Katja Blank kennen, einen freundlichen, weisen älteren Herrn, der sie als väterlicher Freund begleitet. Allerdings kann nur sie Blank sehen, denn er ist, wie sich später herausstellen wird, bereits verstorben. Und dann ist da auch noch ein Feuerwehrmann, der irgendwann ungerufen vor ihrer Tür steht und einen Brand löschen will, den es nicht gibt. Ein schönes, ausgesprochen poetisches Buch mit einem gewissen Schuss herben Humors. Man muss sich allerdings darauf einlassen und sollte es lesen, wenn man gerade etwas Ruhe hat und sich entspannen kann. Nichts, was man sich mal eben an stressigen Tagen zwischendurch reinpfeifen sollte. Mir hat es sehr gut gefallen.

 

Liselotte Welskopf-Henrich: Der Bergführer
Novelle aus der Feder der Verfasserin der "Söhne der großen Bärin" und der Pentalogie "Das Blut des Adlers". Hier bewegt sie sich eher in der Welt ihres großen Widerstandsromans "Jan und Jutta". Sie erzählt die Geschichte eines Bergführers in den Dolomiten. Karl Unteregger ist ein erfahrener, sicherer Bergsteiger. Touristen buchen ihn oft als Begleiter für den Aufstieg auf anspruchsvolle Berge. Nun hat ihn ein großkotziger Nazifunktionär engagiert, der zusammen mit seiner Verlobten Lotte eine besondere Tour unternehmen will. Zunächst läuft alles recht gut. Doch ein Wetterumschwung und heftiger Schneefall machen den Aufstieg zum Gipfel todgefährlich. Unteregger will die Tour beenden, doch der Obernazi ist gewohnt, dass das Volk vor ihm kuscht, und besteht auf der Gipfeltour. Der finanziell nicht gerade üppig ausgestattete Bergführer gibt schließlich nach, als der Nazi ihm droht, er werde dafür sorgen, dass Unteregger nie wieder Kunden durch die Berge führen könne. Unterwegs passiert dann das vorausgesehene Unglück. Der Nazi überlebt, der Führer nicht. Die Verlobte des Nazis ist so angeekelt von seinem Verhalten, dass sie sich von ihm trennt. Zielstrebig, herb und schnörkellos erzählt, sichere Personenzeichnung, eine klassische Novelle mit schönem Spannungsbogen. Lesenswert.

 

Bessy 79: Bessys seltsamer Freund
Andy, Bessy, Ronny und Rhawik sind in den Bergen auf Jagd. Ein furchtbarer Schneesturm zieht heran. Ronny wird von einem Bären verletzt, Andy pflegt ihn in einer Höhle, während Adler Rhawik mit einem Hilferuf zur Farm zurückfliegt. Inzwischen freundet sich Bessy mit einem "wilden Mann" an, der allein in den Bergen lebt. Der Fremde ist offenbar geistig eingeschränkt und hält sich selbst für einen Wolf. Schließlich schaffen es die Freunde, den Mann in eine Klinik zu bringen.
Ein Nachwort befasst sich mit Klaus Dills Filmplakaten und der Zensur in den 60er Jahren. Was für eine furchtbar verklemmte, spießige Zeit.

 

Thorgal 41: Tausend Augen

 

Plutarch: Arbeiten im Alter? (Reclam)
Soll man im hohen Alter noch arbeiten? Ein eindeutiges "Ja" kommt von Plutarch. Der Philosoph schreibt zu dem Thema einen Brief an einen Freund, der sich anlässlich der Tatsache, dass Sportler irgendwann nicht mehr fähig sind, ihren "Beruf" auszuüben, fragte, ob sich nicht auch andere Senioren aufs Altenteil zurückziehen sollten. Nein, sagt Plutarch, ganz im Gegenteil, ihre Erfahrung und ihre altersbedingte Ruhe und Gelassenheit seien ein wertvoller Beitrag zur Gemeinschaft, und die jüngeren Kollegen würden sehr von ihnen profitieren.
Allerdings: Das Büchlein taugt wenig als Argumentationshilfe für die aktuelle Diskussion über ein höheres Renteneintrittsalter. Es geht hier nicht um körperliche Arbeit und auch eigentlich nicht um Lohntätigkeit. Der Focus liegt vielmehr auf der Tätigkeit in Staatsämtern. Nicht umsonst heißt eine wichtige Einrichtung bei vielen Völkern Ältestenrat beziehungsweise wie im alten Rom Senat. Hier ist die Erfahrung der langgedienten Politiker Gold wert, und es wäre eine Verschwendung von Ressourcen, wenn man diese über Jahrzehnte erworbenen Fähigkeiten nicht nutzen und die politischen Fachleute mit 60 Jahren in den Ruhestand schicken würde. Gerade ihre Abgeklärtheit und der Umstand, dass sie nichts mehr beweisen müssen, macht solche "Elder Statesmen" zu einem kostbaren Gut des Volkes. Auch als Berater - Plutarch nennt hier den alten, weisen Nestor im Trojanischen Krieg - oder als Dichter - verwiesen wird auf Werke des späten Sophokles - sind Senioren wertvolle "Arbeitskräfte". Zumal es auch ihnen selbst gut tut und sie geistig fit hält, während sie durch das Nichtstun im Ruhestand Gefahr laufen, schnell zu verblöden ...
Also: Kein Plädoyer dafür, den vielbeschworenen Dachdecker auch mit 70 Jahren noch aufs Dach zu schicken. Aber der deutliche Hinweis, man solle die Fähigkeiten der Alten und ihre Erfahrung mit Wertschätzung behandeln und ihren Beitrag zur Gesellschaft weiterhin möglich machen. Profitieren würden alle Generationen davon.
Das Büchlein enthält eine Einleitung, einen Kommentarteil, ein Personenverzeichnis und Literaturhinweise. Die Übertzung von Marion Giebel ist sehr eingängig und gut lesbar. Gut gemacht.

 

Horaz: Ars Poetica. Die Dichtkunst. Lat./Dt. (Reclam)
Neben der Poetik des Aristoteles eine der berühmtesten Poetiken der Antike. Sie hält allerdings den Vergleich mit dem Werk des Stagiriten in keiner Weise aus. Schon aufgrund ihres Umfangs wird klar, dass Horaz sein Thema nicht erschöpfend behandeln konnte: Der Lateinische und der deutsche Text machen jeweils nur 17 Seiten aus.
Das Besondere an dieser Abhandlung über die Dichtkunst ist, dass sie selbst eine Dichtung und in Versen abgefasst ist. Die deutsche Übersetzung kommt mal wieder nur in Prosa daher, was mich ärgert. Metrum ist Botschaft bei solchen Texten, es geht eben nicht nur um reine Inhaltswiedergabe.
Inhaltlich ist das Büchlein, wie gesagt, recht "dünn", sowohl vom Umfang als auch vom Informationsgehalt her. Aber es gibt einige berühmte Kernzitate, die man einfach beim Lesen wiedererkennt. Da ist natürlich die vielzitierte Aussage, dass Dichter entweder Nutzen bringen oder unterhalten wollen. Und auch der Anfang war mir vertraut, in dem Horaz einige poetische "Unmöglichkeiten" schildert, nämlich Monstrositäten wie ein Mischwesen mit Menschenkopf, Pferdehals und -gliedern und glänzendem Gefieder, und klarmacht, dass so etwas in einer ordentlichen Dichtung nichts verloren habe, sondern nur in Fieberträumen seinen Platz habe.
Das Büchlein ist sehr nett zu lesen und mit Anmerkungen, einem Nachwort und Literaturhinweisen versehen. Ganz ordentlich, abgesehen vom Missstand der Prosa-Übersetzung.

 

Rainer Kottmann: Die große Häuptlinge der Apachen
Kompakte Überblicksdarstellung, die sich den vier Häuptlingen Mangas Colorados, Cochise, Victorio und Geronimo widmet. Geboten werden, so weit bekannt, biografische Informationen und Darstellungen ihrer Kämpfe gegen die Weißen. Letztere sind naturgemäß am besten dokumentiert. Man erfährt etwas über Strategien und Ziele, über die für die Apachen günstige Situation im Grenzland zwischen USA und Mexiko, über Verträge, Verrat und Verbannung. Außerdem gibt es ein paar allgemeine Informationen über die Apachen und ihre Herkunft. Reich bebildert. Mit Literaturhinweisen und einem Register. Hilfreich.

 

Wolfgang Berger: Weißer Vater

 

Kerstin Lange: Rebenfluch
Lokalkrimi aus der Eifel. Camper Christof, der auf einem Campingplatz in Nideggen lebt, ist den Lesern bereits bekannt aus seinem ersten Fall, "Grasträume". Nun geht es um einen Überfall auf einen Aachener Juwelier und einen Mord. Bei dem Überfall wurde einer der Verbrecher angeschossen. Er erinnert sich, dass er in Nideggen noch eine "alte Bekannte" aus Jugendtagen hat, und zwingt sie mit vorgehaltener Waffe, seine Wunde zu versorgen. Ärztin Ramona erinnert sich zunächst nicht mehr an ihn, doch er fühlte sich in seiner Kindheit von Ramonas Familie gedemütigt und hat noch eine Rechnung mit ihr offen. Als sie ihm Betäubungsmittel in seinen Whisky gießt, wird er schläfrig, aber es reicht noch für einen Mord. Wenig später wird Camper Christof in den Fall hineingezogen ... Spannend und angenehm zu lesen, nicht nur für Leute aus der Gegend interessant.

 

Hörbuch/Hörspiel

 

Achim Reichel: Ich hab das Paradies gesehn
Achim Reichel kann nicht nur gut singen, sondern auch gut erzählen, und er hat auch eine sehr schöne Vorlesestimme. Vor allem aber hat er viel erlebt, ein paar Jahrzehnte Musikgeschichte breitet er vor einem aus. Von Kinderabenteuern im Hamburger Hafen über erste Auftritte im Starclub, Die Rattles, die "Machines"-Zeit, Wonderland, die Shantys und Balladen ... Ich hätte auch noch ein paar Stunden länger zuhören können. Etwas ärgerlich ist, dass beide CDs, zumindest meine, am Ende plötzlich mitten im Satz mit einem Kratzen abbrechen. Aber da hatte ich die Quittung schon nicht mehr, wer bewahrt sowas auch auf? Und die Tracks hätten gern etwas kürzer sein dürfen. Wenn man sich eine bestimmte Stelle nochmal anhören möchte, weil zum Beispiel das Navi dazwischengequatscht hat, und dann die letzte halbe Stunde wiederholen muss, ist das, trotz der schönen Erzählstimme etwas anstrengend.

 

Alexander Emmerich: Abenteuer und Wissen: Der Wilde Westen - Pioniere, Glücksritter und Eisenbahner
Hörspiel, dessen besonderer Schwerpunkt auf der Eisenbahn liegt. Eigentlich geht es fast nur um die Eisenbahn. Stimmungsvoller Beginn ist der Augenblick, an dem sich die Bahnarbeiter, die von Osten und Westen kommend die Bahnlinie gebaut haben, treffen und es zum großen Lückenschluss kommt. Spannend, aber ich hätte mir doch ein paar mehr Infos bzw. ein breiteres Panorama gewünscht als nur Eisenbahn. Okay, ein wenig erfährt man auch über das Schicksal der Indianer und Büffel - in der Folge des Eisenbahnbaus eben.

 

Kira Kolumna 5: Klima-Krach
Kira ist entsetzt. Als sie zu ihrem Lieblingsplatz am Fluss kommt, steht sie plötzlich vor einem Bauzaun. Die alten Bäume sollen gefällt werden, hier entsteht eine Baustelle. Kira will das verhindern. Sie organisiert eine Demonstration, schreibt einen flammenden Aufruf in ihrer Lokalzeitung, organisiert den Widerstand über das Internetportal "Klima-Alarm". Besonders die alte Nachbarin Frau Machnikowski tut sich im Malen von Plakaten und Erfinden von Slogans hervor. Auch die Baurätin stellt sich - im Namen ihrer Öffentlichkeitsarbeit - auf der Demo neben Kira und versichert, sie wolle "den Fall noch einmal prüfen". Aber Pustekuchen. Kurz darauf heult die Kettensäge auf, der erste Baum fällt. Sollte ausgerechnet die eitle Hohl-Tussi Saskia jetzt noch etwas ausrichten können, um die Bäume zu retten ...?
Eine Folge über ein extrem wichtiges und hochaktuelles Thema. Allerdings auch die am wenigsten überzeugende Folge. Klar, ein Kinder-Hörspiel braucht ein Happy End. Aber dass es am Ende so einfach geht, nein, das glauben auch junge Hörer nicht. Gerade junge Hörer nicht, die gegen die Klima-Katastrophe kämpfen.
Immer noch eine gute Folge, aber die Kira-Macher sind hier weit unter der bisher gezeigten Qualität geblieben.

 

Kira Kolumna 6: Sommer in Südberg
Abenteuer pur: Zwei Mädchen, etwa in Kiras Alter, kommen mit ihrem Hausboot nach Südberg. Sie reisen von Ort zu Ort und handeln mit selbst genähten Taschen. Das Ganze hat etwas von Huckleberry-Finn-Feeling. Als Kira und Nele in den Sommerferien über den Südberger Markt streifen und die genialen Taschen-Unikate entdecken, sind beide hin und weg. Sie freunden sich mit den Hausboot-Mädchen an. Kira schreibt an einer großen Reportage über ihre beiden neuen Freundinnen, während Nele begeistert mit-designt und tolle Ideen für die Taschen-Gestaltung entwickelt. So eine Sonnenuntergangstasche, das wäre doch das Allergrößte. Neles Mutter aber ist entsetzt über die neue Bekanntschaft ihrer Tochter. Wie sieht es denn aus mit der Schule, und was wollen sie später einmal werden?, fragt sie inquisitorisch. Und dann sind da auch noch diese Diebstähle und der verschwundene Laptop. Haben die beiden etwa lange Finger gemacht?
Abenteuerlich, spannend, sommerlich und mit dem Duft der Freiheit. Bisher meine Lieblingsfolge von Kira Kolumna.

 

Weitere Jahresrückblicke
Teil 1 - Januar bis März 2024
Teil 3: Juli bis September 2024
Teil 4: Oktober bis November 2024
Teil 5: Dezember 2024

 

© Petra Hartmann




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Jahresrückblick 2024 - Teil 1: Januar bis März

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 28 Dezember 2024 · 865 Aufrufe
Jahresrückblick

Das Jahr 2024 neigt sich dem Ende zu. Zeit, zurückzublicken auf zwölf Monate Lesen und Schreiben. Bevor ich euch meine Lesefrüchte des vergangenen Jahres präsentiere, noch ein kurzer Blick auf mein Autorenjahr. Veröffentlicht habe ich dieses Jahr nichts, aber ich habe einige Projekte abgeschlossen, die mich schon einige Zeit begleitet haben. Da ist zunächst einmal "Das intergalaktische Bestiarium" zu nennen. Es geht um eine Art kosmischen Professor Grzimek, der über seine Abenteuer mit Tieren, Pflanzen und sonstigen seltsamen Wesen fremder Planeten berichtet. Das Besondere an dem Buch sind die Zeichnungen von Thomas Hofmann, der mich immer wieder mit seinen schrägen, gruseligen oder ulkigen Kreaturen überraschte, und ich saß immer wieder dem Wahnsinn nahe vor der Mailbox und rief: "Um Himmelswillen, was hat der Irre sich da schon wieder ausgedacht!" Jedenfalls war es eine ausgesprochen bereichernde und immer wieder neue Horizonte eröffnende Zusammenarbeit. Was dabei herausgekommen ist? Das Ergebnis werdet ihr im Frühjahr in der Edition Dunkelgestirn bestaunen können. Und wer die Bücher von Eric Hantsch kennt, weiß, dass der Mann Bücher macht, die einfach nur zum Niederknien und Anbeten sind.
Ebenfalls abgeschlossen habe ich das Manuskript über die dreibeinige Straßenhündin Bertha und das Sonnenpferd. Das ist eine Geschichte, die ich schon seit einigen Jahren mit mir herumtrage. Auftraggeberinnen waren meine Nichte und zwei ihrer Schulfreundinnen. Wie es dazu kam, habe ich hier aufgeschrieben. Wann und wo das Buch erscheint, kann ich noch nicht sagen. Drückt mir die Daumen, ja?
Das dritte Manuskript, das fertig wurde, sind die "Buchfinkenmärchen". Hier geht es um fünf freche Vögel und ihre Abenteuer in einem klassischen deutschen Laubmischwald. Die Geschichten basieren auf den Gute-Nacht-Geschichten, die mein Vater mir früher jeden Abend zum Einschlafen erzählt hat. Jetzt habe ich 50 von ihnen aufgeschrieben. Das Manuskript ist allerdings noch nicht Korrektur gelesen, und es muss noch an einigen Stellen poliert werden. Die Verlagssuche starte ich wohl nächstes Jahr. Auch hier die Bitte um einen kräftigen Daumendruck.
Ansonsten habe ich den Kurzroman "Der Schwur der Falkin" fast abgeschlossen. Es handelt sich um das fünfte Abenteuer meiner Walküre Valkrys, genannt "Die Falkin". Teil eins bis vier könnt ihr im Band "Falkenblut", der im Hottenstein-Verlag erschienen ist, nachlesen.
Abschied musste ich von zwei Verlegern nehmen. Ernst Wurdack hat seinen Verlag im November geschlossen. Jörg Kaegelmann hat seinen Blitz-Verlag an ein jüngeres Team übergeben. Beiden wünsche ich einen glücklichen Ruhestand.
Vermelden kann ich für dieses Jahr einen kleinen Meilenstein: Dieses Blog hat die Drei-Millionen-Marke geknackt. Im April zeigte mir der Zähler 3.000.000 Zugriffe an. Arbeiten wir also weiter, es gibt ja noch mehr Millionen ...
Ich hatte einige Lesungen. Das Jahr begann mit einer Veranstaltung der Hildesheimlichen Autoren auf der Hildesheimer Meile der Demokratie, bei der ich aus meinem Roman "Das Herz des Donnervogels" vorlas. Ebenfalls mit dem Donnervogel war ich beim Kunstkreis Laatzen zu Gast. Beim Braunschweiger Conventus Leonis habe ich aus der "Schlagzeile" vorgelesen, aus "Nestis und die verschwundene Seepocke" beim Hildesheimer Magdalenenfest. Zum Kindefest im Rhüdener Freibad trug ich "Die Rache der Heinzelmännchen" vor, und im Hahnenkleer Kurhaus war ich mit "Furunkula Warzenkraish" bei den Märchenwochen zu hören. Außerdem gab es eine Horror-Lesung meiner Kollegin Sabine Kempfer, die im Goslarer Zinnfiguren-Museum meine Geschichte "Der schwarze Frosch" vortrug. Ich besuchte die Leipziger Buchmesse, den Marburg-Con, den Conventus Leonis, den BuCon und das Nürnberger Autorentreffen.
So weit erstmal. Demnächst mehr.

 

Hier nun also meine Lektüreliste des ersten Quartals 2024. Es ist das übliche Gemisch: Ein bisschen Phantastik und Indianerbücher, etwas von und über Karl May, Sprachwissenschaft, Comics, Lyrik und Sachen aus Goslar. Vielleicht ist ja etwas für euch dabei.

 

Hinweis:
Etwaige blau markierte Texte sind herausragende Spitzenbücher, rot steht für absoluten Mist, ein (e) hinter dem Titel bedeutet, dass ich den betreffenden Text in der eBook-Version gelesen habe, und hinter den Links verbergen sich ausführlichere Besprechungen innerhalb dieses Blogs.

 

Januar

 

Nancy M. Armstrong: Kee. Der lange Marsch der Navajo

 

Wilhelm von Humboldt: Über die Sprache. Reden vor der Akademie
Der Sammelband enthält Reden Wilhelm von Humboldts, die dieser vor der Berliner Akademie über seine Forschungen zum Thema Sprache gehalten hat. Der Band ist in der Reihe UTB für Wissenschaft erschienen, enthält einen Anhang, Hinweise zur Einordnung und zum Verständnis der Texte und ein Literaturverzeichnis. Dokumentiert sind auch die Daten und Orte (Plenum, hist.-phil-Klasse, öffentliche Sitzung) sowie Anlässe, bei denen Humboldt gesprochen hat, auch die Eintragungen aus den Sitzungsprotokollen sind beigegeben.
Es handelt sich um eine erweiterte Version eines zuvor erschienenen Sammelbands. Eine Warnung: Es ist keine Gesamtausgabe aller Akademiereden Humboldts über Sprache, sondern ein Auswahlband. Zwei Reden, nämlich über "Die Sprachen der Südseeinseln" und "Über die Verwandtschaft der Ortsadverbien mit dem Pronomen in einigen Sprachen" wurden gekürzt. Das ist schade, zumal es mir beim Kauf des Buchs nicht klar war. Dass es sich um gekürzte Texte handelt, geht lediglich daraus hervor, dass im Inhaltsverzeichnis hinter dem Redentitel ein "[gek.]" vermekt ist.
Positiv hervorzuheben ist auf der anderen Seite, dass die Rede "Über das Verbum in den Americanischen Sprachen" hier erstmals im Druck erscheint, der Text wurde von Manfred Ringmacher aus der Handschrift rekonstruiert. Insgesamt hat Humboldt 26 mal vor der Akademie gesprochen und 17 Reden gehalten (einige doppelt), nicht alle betrafen das Thema Sprache.
Im Buch finden sich Klassiker wie die Dualis-Schrift oder "Über das vergleichende Sprachstudium", Humboldt referiert über den grammatischen Bau der chinesischen Sprache, über den Charakter von Sprachen und über das Entstehen grammatischer Formen, er geht der Frage nach, welchen Zusammenhang die Buchstabenschrift mit dem grammatischen Sprachbau hat, und legt dar, welche Aufgabe ein Geschichtsschreiber hat - auch dies ein Thema, das für Humboldt vorrangig das Thema Sprache betrifft.
Insgesamt eine sehr schöne und wichtige Sammlung. Wer sich von dem etwas spröden Sprachstil Humboldts nicht abschrecken lässt, findet hier viele Goldkörner.

 

Thorgal Saga: Adieu, Aaricia

 

Phillis Wheatley: Nie mehr, Amerika!

 

Hans-Martin Gutmann: Fatales Nichtverstehen - Luther und der Bauernkrieg

 

Fabienne Siegmund: Sommerkuss. New York Seasons 1
Zauberhaftes modernes Märchen um eine große Liebe, ein gebrochenes Herz und einen Vater, der seine Kinder vor der Liebe und dem Schmerz schützen will und dabei die größte Grausamkeit der Welt begeht. Die Geschichte spielt in New York, was mich zunächst abgestoßen hat, doch Fabienne Siegmund kann auch den Central Park mit Einhörnern bevölkern und über der Stadt, die nie schläft, ihren Zauber ausgießen ... Ich habe das Buch antiquarisch erworben. Soweit ich es sehe, ist es aktuell nur noch als eBook zu erhalten.
Die Hauptfigur ist die 16-jährige Rain, die sich in einen seltsamen Jungen verliebt. Lange Zeit ahnt sie nicht, dass Christian kein normaler Mensch ist, doch es stellt sich heraus, dass sie sich in den Sohn von Väterchen Frost und der Schneekönigin verliebt hat. Und auf Christian lastet ein Fluch.
Der Leser begegnet zauberhaften Kreide-Pflasterbildern, den Einhörnern vom Turtle-Pond, einem Eisbäumchen mit magischen Blüten, einem geheimnisvollen Zirkus. Rain selbst hat die ungewöhnliche Fähigkeit, das Glück sehen zu können, allerdings meist erst dann, wenn es geht. Und ihre Freundin Abby besitzt das erstaunlichste Orakel der Welt, eine Sammlung aus Gerümpel-Runen. Rain macht sich auf die Suche nach dem verschwundenen Christian, sie findet Freunde auf dem Weg durch Glas, Eis und Scherben. Und dann ist da noch Danny, der Sohn des Sommers ... Ein wunderschönes Buch. Bleibt zu hoffen, dass es einmal wieder als gedruckte Ausgabe erhältlich sein wird.

 

Klaus Farin: Karl May. Ein Popstar aus Sachsen
Sehr schöne, illustrierte, liebevoll aufgemachte Hardcover-Ausgabe. Das Buch erschien erstmals 1992, die vorliegende Ausgabe kam im Jahr 2012 im Archiv der Jugendkulturen heraus. Der Tonfall ist, wie auch schon der Titel andeutet, fluffig und etwas flapsig, etwas respektlos und humorvoll, leicht lesbar. Die kurzen Kapitel bieten Infos über Mays Leben, über seine Wirkungsgeschichte, über den Umgang der Nazis und der DDR mit Mays Büchern und ein kritisches Kapitel mit dem Titel "May light. Freuden und Leiden einer Fälscherwerkstatt" geht mit den Bearbeitungen, die der Karl-May-Verlag am Werk "seines" Autors vornahm, und weiteren überarbeiteten und "verbesserten" Versionen ins Gericht. Stimmen von prominenten Karl-May-Fans, ein Literaturverzeichnis und ein Karl-May-Kreuzworträtsel runden das Buch ab. Das Buch ist sehr amüsant und gut lesbar, an den flapsigen Tonfall muss man sich etwas gewöhnen, es ist aber okay. Inhaltlich muss man feststellen, dass der Text nicht mehr auf dem neuesten Stand ist (Wie sollte er das auch, über 30 Jahre nach der Erstveröffentlichung?) So wird im Kapitel über Mays Kindheit und Jugend ausführlich darüber berichtet, dass der Schriftsteller in den ersten fünf Jahren aufgrund von Mangelernährung blind gewesen sei - eine von May selbst in die Welt gesetzte Legende, die von der Forschung inzwischen ins Reich der Fabel verwiesen wurde.

 

Teufelsgarn
Die "Garn"-Anthologie aus dem Leseratten-Verlag bieten Funtastik von Feinsten, und auch diesmal erwartet die Leser ein höllischer Lesespaß. Ob der Sohn des Teufels als Eignungsprüfung einen alkohol-liebenden Jogginghosenträger abholen soll, aber daran scheitert, dass der freundliche und hilfsbereite "Kunde" sich einfach nicht erschrecken kann. Ob Lemmy Kilmister wegen der höllenwürdigen Kombination von Bass und Plektrum eine Fahrkarte nach Süden bekommt. Ob der Teufel beim Würfelspiel die Hölle verliert und die Apokalypse einfach nicht kommen will. Es sind einfach heiße Geschichten, die einem fast Lust auf das übel beleumundete Gefilde Lucifers machen. Da geht es um einen Mord im teuflischen Casino, um Burnout und Energieprobleme, ein Einhorn mit seltsamen Ansichten taucht auf, und ab und zu schaut auch der in Großbuchstaben redende Sensemann vorbei. Herrlich schräg, teuflisch gut und ein echt heißer Lesehappen für zwischendurch.

 

 

Hörspiel

 

Daniela Wakonnig: Johann Wolfgang von Goethe

 

 

Februar

 

Uwe Henrich: Grenzen überwinden. Rudolf Steiners "Philosophie der Freiheit"
Der Autor lebt in Hahnenklee bei Goslar. Daher habe ich in der Goslarschen Zeitung einen Artikel über das Buch veröffentlicht. Es ist dann aber eher ein Porträt als eine Buchbesprechung geworden. Ich hab's nicht so mit Steiner. Meinen Artikel findet ihr hier.

 

Bessy 78: Ajax der Dobermann
Neuausgabe uralter Kinderträume. In diesem Abenteuer wird Andy von zwei Schurken überfallen, die ihm sein Pferd klauen. Der Junge mit dem Collie erhält aber Hilfe von einem in der Nähe lebenden Goldsucher und seiner Tochter. Problem: Die junge Frau ist in einen der beiden Banditen verliebt. Und dann ist da auch noch Ajax, der Dobermann des Nachbarn Old Zack. Er und Bessy freunden sich an und haben einige gefährliche Begegnungen mit den Banditen. Die Luft ist ausgesprochen bleihaltig.
Das Nachwort bietet einige Informationen zu Klaus Dill, Cover-Gott der Serie, der einen Großteil zum Verkaufserfolg der Hefte beitrug. Sehr schön. (Manchmal wünscht man sich ja ein Bessy-Album, das durchgehend von Klaus Dill gezeichnet wurde ...)

 

Nicole Rensmann: Ariane, Bastian, Luzifee und Co.
Liebenswürdige und zauberhaft illustrierte Sammlung mit sieben Kindergeschichten. Es geht um eine Storchendame, die Babys ausliefert, aber selbst keine Kinder kriegt - bis sie am Ende ein liegen gebliebenes Päckchen mit einem Krokodilbaby entdeckt. Es geht um ein Teufelsmädchen, das unbedingt den Weihnachtsmann treffen möchte. Um eine Fledermaus, die vom "kopfunter" Schlafen immer Kopfschmerzen bekommt. Der Leser erfährt etwas über Wollmonster, die in der Waschmaschine leben und Löcher in Kleidungsstücke fressen. Ein Panda, der keinen Bambus essen mag, aber Blumen liebt, und ein Tiger, der sich krank langweilt, kommen ebenfalls im Buch vor. Und man begegnet schließlich einem Flamingo, der seine rosa Federfarbe leid ist und Experimente mit gelbem und grünem Paprika macht. Eine sehr schöne Sammlung, freundlich und liebenswert, und auch für Große eine schöne Lektüre.

 

Comanche, Gesamtausgabe 4
- Das Geheimnis von Algernon Brown
- Die Wilden
- Ein Dollar mit drei Seiten
Vierter Band der edlen Hardcover-Edition im Splitter-Verlag. Erneut sehr schön und gehaltvoll mit reichlich Zusatzmaterial, darunter Infos zum Hintergrund der Serie, Skizzen und einseitige Kurzcomics rund um Red Dust.
Diesmal geht es um einen mysteriösen Toten, der nahe der Triple-Six-Ranch gefunden wird. Die Papiere des Erschossenen weisen ihn als einen gewissen Algernon Brown aus, einen Tunichtgut, Revolvermann und - Pinkerton-Agenten? Red Dust reitet nach Laramie, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen. "Die Wilden" handelt von einem Verbrechertrio, die drei sind Überbleibsel eines Quartetts, das sich "Die wilde Horde" nannte - alte Bekannte von Red, der nun (einmal wieder) von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Los geht es mit einem Postkutschen-Überfall und einem blutigen Gemetzel, es folgt ein eindrucksvoller Auftritt der Cheyenne, die auf Reds Seite sind, schließlich eine Verfolgungsjagd mit sehr interessanten Tauchszenen und einer unterirdischen Höhle voller Wasser. Der "Dollar mit drei Seiten" ist das, was wir im Deutschen als einen "falschen Fuffziger" bezeichnen würden. In dieser Folge taucht Reds kleiner Bruder Cameron auf, man erfährt den echten Namen von Comanche und etwas über Dusts Kindheit. Cameron erweist sich überraschenderweise als ziemlich reicher Schnösel - und als ein ganz übles Früchtchen.
Der Sammelband ist geprägt von einem großen Umbruch, sprich: Hermanns Ausstieg aus der Serie und dem Einstieg vom Michael Rouge (ab "Die Wilden"). Ein Wechsel, den viele Fans damals nicht goutierten. Naja, ich fand die Rouge-Zeichnungen jetzt bei der Wieder-Lektüre gar nicht sooo schlecht. Aber Legende ist halt Legende, und die Fußstapfen waren groß ...

 

Thomas Ostwald: Auf der Spur

 

Karl May: Schacht und Hütte
Zunächst zum Titel: Es geht hier nicht um Geschichten über Bergleute, sondern es handelt sich um Beiträge Karl Mays, die in der Bergmanns-Zeitung "Schacht und Hütte" erscheinen sind. Sie dienten der Unterhaltung der Leser, sind aber gerade keine Berufslektüre, sondern Erzähltexte und Informationen aus aller Welt.
Angeschafft habe ich mir den Sammelband, weil darin die Novelle "Wanda" enthalten ist. Ich bin ja wegen meines "Donnervogel"-Romans immer noch hinter allem her, was Karl Mays Interesse an Fliegerei betrifft. Klar, dass ich mir da die Geschichte über die "tolle Polin" und ihren dramatischen Ballonflug anschaun musste. Wanda von Chlowicki ist eine mutige, abenteuerlustige Frau, die durch eine testamentarische Verfügung ihres Vaters gezwungen werden soll, den Sohn von dessen Freund zu heiraten. Allerdings hat sie den Mann zuvor nie kennen gelernt - und der Mensch, der jetzt als ihr Verlobter auftritt, ist ein Hochstapler, der den eigentlich vorgesehenen Bräutigam um die Ecke gebracht hat. Außerdem hat sich Wanda in den Schornsteinfeger Emil Winter verliebt. Der ist zwar nicht ganz standesgemäß, aber ein tüchtiger Mann, tapfer und heldenhaft, obendrein veröffentlicht er Gedichte. Bereits zu Beginn zeigt er sich als Lebensretter, indem er bei einem Brand auf das Dach eines Hauses steigt und die von den Flammen eingeschlossene Familie herausholt. Und als Wanda eine Ballonfahrt mit einem Schausteller wagt, die sich als Todesfalle für die reiche Erbin entpuppt, ist es Winter, der sich am Ankerseil in den Ballonkorb emporarbeitet und die Geliebte rettet.
Auch sonst hat die Sammlung einige interessante Fundstücke zu bieten. Da ist der zweite große Erzähltext, "Die Fastnachtsnarren", die Geschichte zweier verfeindeter alter Herren, deren Kinder einander lieben. Die beiden Senioren schicken einander einer örtlichen Tradition gemäß zur Fastnacht "in den April". Und der Brautvater will seine Einwilligung zur Heirat nur geben, wenn er den jährlichen Verlade-Wettstreit verliert. Doch sein Gegner hat einen gewitzten Sohn, der im Streiche-Ausdenken die beiden Alten souverän in den Schatten stellt.
Der Band enthält außerdem Mays "Geografische Predigten". Das sind hochinteressante Aufsätze über Berge, Flüsse, Wälder, Wüsten und ihre Bedeutung für den Menschen, das Ganze eben mit einem gewissen salbungsvollen Tonfall - und mit Rückkopplung auf den Schöpfer. Manchmal für den heutigen Leser etwas anstrengend, aber sehr aufschlussreich. May jedenfalls sagte: ".wer die 'Geographischen Predigten' nicht gelesen hat, ist vollständig unfähig, meine Voraussetzungen und Ziele zu kennen, meine Art und Weise zu begreifen, mein Denken und Wollen zu verstehen und ein gerechtes Urteil über meine Werke zu fällen; die Herren von der Kritik haben aber, wie es scheint, nicht die mindeste Notiz von ihnen genommen."

 

März

 

Malcolm Max: Der Kannibale von London

 

Erich Loest: Swallow, mein wackerer Mustang
Klassiker. Romanbiografie, erzählt im Präsens, über das Leben Karl Mays. Spannend, teilweise beklemmend. Und irgendwie auch immer wieder wie ein Wunder. Wie der "Züchtling" im Gefängnis in Waldheim zu fabulieren beginnt, sich mit seiner Phantasterei Rügen und Strafen einfangt, aber irgendwie doch herausfindet, ein Angebot von einem Verleger erhält, zwar "nur" Kolportage-Romane, aber ein Auskommen hat, mit dem nach der Zuchthaus-Karriere niemand mehr hätte rechnen können. Der Erfolg. Die Angst. Der Absturz. Eingeholt werden von der "kriminellen" Vergangenheit. Die üble Nachrede. Der Ruf, ein "Schundliteratur-Autor" gewesen zu sein. Der Ärger mit Emma, die ihn nie verstand, die nur den Ruhm wollte und das Geld mit vollen Händen verprasste ... (Möchte einmal etwas Freundliches über Mays erste Ehefrau lesen.) Dann ein letzter, größter Höhepunkt: Empor ins Reich der Edelmenschen ... Fieberträume. "Sieg, großer Sieg, ich sehe alles rosenrot!" als letzte Worte. Lesenswert, gut getroffen, ein Muss für jeden Karl-May-Fan.

 

Kerstin Groeper: Grauer Wolf. Ein Indianer-Junge will nach Hause

 

Miriam Rademacher: Talisman und der reisende Riese

 

Hildesheimliche Autoren: Anthologie #6
Die sechste Anthologie meines Hildesheimer Autorenvereins. Ich selbst bin diesmal nicht dabei, darum kann ich völlig unparteiisch sagen: Es ist eine der besten des Vereins, vermutlich die zweitbeste Anthologie nach der Sammlung zum Stadtjubiläum. Enthalten sind 24 Kurzgeschichten von zwölf Autoren. Ein gemeinsames Thema gab es diesmal nicht, die Bandbreite erstreckt sich vom Krimi bis zum Familiendrama, von heiteren Episoden über Historisches bis hin zur Science Fiction und Fantasy. Lesenswert.

 

Weitere Jahresrückblicke
Teil 2: April bis Juni 2024
Teil 3: Juli bis September 2024
Teil 4: Oktober bis November 2024
Teil 5: Dezember 2024

 

© Petra Hartmann




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Angeline Boulley: Firekeepers Daughter

Geschrieben von Petra , in Indianer 27 Dezember 2024 · 611 Aufrufe
Ojibwe, Anishinabe und 2 weitere...

"Firekeepers Daughter" ist die Geschichte einer jungen Frau, deren Mutter eine Weiße und deren Vater ein Ojibwe beziehungsweise Chippewa oder Anishinabe war. Es geht um Mord und Drogenhandel, Missbrauch und eine Liebe zweier junger Menschen, die sich der Liebe aus Gründen einer professionellen Sportkarriere und Ermittlungsarbeit eigentlich enthalten müssten.
Es ist ein "Indianerroman" der anderen Art, verfasst von einer Autorin, die selbst Ojibwe ist. Der Roman ist ihr Debütroman, wurde zum Bestseller und erhielt den deutschen Jugendliteraturpreis. Völlig zu recht.
Daunis Fontaine ist 18 Jahre alt, zur Hälfte Native und lebt der Reservation auf Sugar Island. Die registrierten Stammesmitglieder sind recht wohlhabend und privilegiert, denn sie bekommen regelmäßig ihren Anteil aus den Einnahmen, die ihr Stamm durch seine Casinos erhält. Der Leser erlebt eine Gesellschaft der gehobenen amerikanischen Mittelklasse, in der Stammestraditionen, mythische Vorstellungen und die alte Sprache dennoch hochgehalten werden.

 

Ganz der Vater

 

Daunis ist kein registriertes Stammesmitglied, da ihr verstorbener Vater nicht auf der Geburtsurkunde eingetragen ist. Ihre Geburt hatte damals für einen kleinen Skandal in der Familie ihrer Mutter gesorgt. Daunis ist aber ganz eindeutig die Tochter ihres Vaters, vor allem hat sie, genau wie ihr Bruder Levi, seine herausragenden Fähigkeiten als Eishockeyspieler geerbt, wenn sie auch inzwischen gesundheitsbedingt eigentlich nicht mehr spielen darf. Als Jamie, ein gebürtiger Cherokee, ins Eishockeyteam ihres Bruders einsteigt, übernimmt sie die Betreuung des Neulings. Als Sportlerin ist es für sie schon immer Ehrensache gewesen Sport und Privatleben nicht zu verquicken. So bemüht sie sich um professionelle Distanz zu Jamie. Allerdings ist das gar nicht so einfach, denn Jamie sieht verdammt gut aus.

 

Plötzlich FBI-Agentin

 

Näher als gedacht kommen sich die beiden schließlich, als Daunis' Freundin von ihrem Ex-Freund umgebracht wird. Der Jugendliche stand unter Drogen, wie sie in jüngster Zeit immer häufiger auf dem Reservat auftauchen. Jamie outet sich ihr gegenüber als FBI-Agent, der als verdeckter Ermittler nach Spuren der Drogenhändler sucht, und bittet Daunis um Hilfe. Denn mit ihren verwandtschaftlichen Beziehungen und ihrem Freundeskreis hofft das FBI, eher in die Gesellschaft des Stammes eindringen zu können. Daunis macht mit und ist plötzlich Mitarbeiterin des FBI. Wobei sie und Janie sich als Liebespaar tarnen. Pech nur, wenn aus der Tarnung Ernst wird. Und die Drogenhändler kämpfen mit harten Bandagen, die Ermittlung wird lebensgefährlich.

 

Tradition und Moderne

 

Angeline Boulley hat einen Roman abgeliefert, der gleichermaßen durch innere und äußere Spannung fesselt. Durch die im Präsens gehaltene Ich-Erzählung ist man hautnah dabei, wenn Daunis in lebensgefährliche Situationen stürzt, wenn ihre Gefühle für Jamie den Rahmen der Professionalität verlassen, aber auch bei den Freundlichkeiten und Gehässigkeiten der weißen und indigenen Zeitgenossen. Vor allem erlebt man mit, wenn die angehende Medizinstudentin Daunis mit großes Selbstverständlichkeit Traditionen der Anishinabe pflegt, Sema spendet oder den Älteren ihren Respekt erweist. Auch durch die immer wieder eingeflochtenen Sätze in der Stammessprache zeigt die Autorin, dass sich ihre Heldin hier in einer besonderen Welt befindet, in der sie trotz ihrer weißen Mutter vollkommen heimisch ist. So ist es auch kein Wunder, dass Daunis eine ungeheure Menge an Fürsprechern findet, als sie die Aufnahme als registriertes Stammesmitglied beantragt. Vonseiten des FBI dagegen scheint sie am Ende dann doch nur als nützliche Idiotin eingestuft worden zu sein ...

 

Fazit: Spannender, mitreißender Roman aus der Welt der Anishinabe mit einer beeindruckenden, authentischen Heldin. Ein Buch, das man nicht wieder aus der Hand legen kann, bis die letzte Seite erreicht ist. Umwerfend.

 

Angeline Boulley: Firekeepers Daughter. München: cbj, 2024.559 S., Euro 11.

 

Weiterer Roman von Angelina Boulley
Warrior Girl, unearthed

 

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E. S. Schmidt: Das Erwachen der Hüterin

Geschrieben von Petra , in Bücher - phantastisch 26 Dezember 2024 · 886 Aufrufe
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Das Buch "Das Erwachen der Hüterin" ist der erste von drei Bänden einer Serie über den (ehemaligen, später befreiten) Schwertsklaven Daric und die Frau Aroanida vom Volk der Elynn, einer Art Elfenvolk. Jeder der drei Bände der Serie "Die Chroniken der Wälder" enthält vier aufeinander aufbauende Kurzromane über die beiden, sodass eine beachtliche Saga entstand.
Altfans kennen die beiden ungleichen Liebenden bereits aus der Arcanum-Reihe "Weltenwanderer". Hier war die Autorin Esther S. Schmidt mit der Novelle "Der Trollring" vertreten, die sie nun überarbeitet als Auftakterzählung im ersten Band neu präsentiert.

 

Als Mörder in der Arena

 

Daric ist ein Bauernsohn, der als vermeintlicher Mörder zum Kämpfen in der Arena verurteilt wurde. Zwar ist er unschuldig, doch im Laufe seiner Tätigkeit als Schwertsklave hat er nun bereits zahlreiche Menschen getötet, denn in der Arena überlebt nur derjenige, der seinen Gegner besiegt, das heißt: tötet. Daric ist recht erfolgreich und erfahren. Ein hölzerner Ring um seinen Hals verhindert jedoch, dass er andere Wesen als Arena-Kämpfer tötet: Denn der Ring zieht sich ansonsten bei aggressiven Handlungen seines Trägers gnadenlos zusammen und presst ihm die Luft ab.
Daric ist Teil eines Wagenzugs, der überfallen wird. Er und die Elfe Aroanida können sich retten und müssen sich nun zusammen bis zur nächsten Stadt durchschlagen. Dabei begegnen sie unter anderem gefährlichen Ghoulen. Daric kämpft, immer wieder in dem Bewusstsein, dass ihm nur wenige Sekunden bleiben, seine Gegner zu besiegen, bevor er aufgrund des Sauerstoffmangels das Bewusstsein verliert. Und er schafft es tatsächlich, sich und die Elynn in Sicherheit zu bringen.

 

Eine Liebe zwischen zwei Welten

 

Was keiner ahnen konnte: In der Zeit in den Wäldern verlieben sich die beiden ungleichen Weggefährten ineinander. Aroanidas Familie ist entsezt. Schließlich ist die junge Elynn mit einem Angehörigen ihres Volkes so gut wie verlobt. Einen Barbaren, ein Tierwesen als Schwiegersohn möchte der Vater nicht haben. Immerhin sind die Elynn eine friedliebende, naturverbundene Zivilisation, die von Gewaltfreiheit und einer hohen Ethik geprägt ist.Keine Gesellschaft, in der ein Mensch Platz hätte. Und nun gar ein verurteilter Mörder und Arena-Kämpfer, ein Gewaltmensch, der noch weit unter den normalen, von den Elfen verachteten Menschen steht. Doch aus Daric und Aroanida wird ein Paar, das sich gegen alle Widerstände behauptet.

 

Frieden mit den Elfen

 

Im Laufe der Erzählungen kommt Daric dem Ursprung der Feindschaft zwischen Elfen und Menschen auf die Spur. Der Verurteilte schafft es nicht nur, sich selbst zu rehabilitieren und den Frieden wieder herzustellen, sondern er liefert den größten Beweis einer Liebe, den es überhaupt geben kann: Er ist bereit, Aroanida aufzugeben. Doch die beiden scheinen für einander bestimmt und finden immer wieder zusammen. Aber dann offenbart sich in einer Ausnahmesituation die wahre, furchtbare Macht der Elfen ...

 

Intensive Charakterzeichnung

 

Das Thema einer Liebe zwischen Angehörigen verfeindeter Nationen oder gar Spezies ist nicht neu. Aber welches Thema ist nach Homer und Shakespeare schon neu in der Literatur? Esther S. Schmidt hat ihre Geschichte auf jeden Fall erfrischend neu und in sehr geschliffener, eingängiger Sprache erzählt. Mit Daric und Aroanida schuf sie zwei unverwechselbare, individuell gezeichnete Charaktere, die ausgesprochen authentisch herüberkommen und schnell das Herz des Lesers gewinnen. Immer wieder gelingen der Autorin intensive Charakterschilderungen, die die Romane gleichermaßen mit innerer und äußerer Spannung versehen. Sowohl Darics psychologische Zeichnung als auch das Wesen und die Kultur der Elynn sind außerordentlich gut gelungen, und das Furchtbare, das sich am Ende offenbart ist sehr geschickt vorbereitet. Eine Welt, die einfach überzeugt und den Leser mitnimmt. Sehr gut.

 

Fazit: Ein Liebespaar zwischen zwei Kulturen übersteht Misstrauen und Hass. Spannende Abenteuer und glaubwürdige Charakterzeichnung, dazu ein sehr schöner Schreibstil. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Buch!

 

E. S.: Schmidt: Die Chroniken der Wälder. Band 1: Das Erwachen der Hüterin. Epubli, 2021. 403 S., Euro 13,99.

 

 

Weitere Bücher von Esther S. Schmidt:
Der Trollring
Die zweite Finsternis

 

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Agga Kastell: Mission Merlacorna

Geschrieben von Petra , in Bücher - phantastisch 25 Dezember 2024 · 669 Aufrufe
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Um ein verschwundenes Merlacorna geht es in der neuen Herbstlande-Novelle von Agga Kastell. Die Autorin beschreibt die Suche nach einem besonderen Einhornweibchen. Denn diese Tiere, die im Meer rund um die Herbstlande leben, sind eigentlich Narwale, verwandeln sich jedoch, wenn sie an Land gehen, in ein Pferd mit dem charakteristischen Horn auf der Stirn.
Zwei Jugendliche, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, werden auf einer Klassenfeier am Lagerfeuer in die Herbstlande versetzt. Schuld ist Marco, der seine Klassenkameradin Olivia ständig ducken und hänseln muss. Wegen eines dummen Angriffs auf Olivia geraten beide in die Herbstlande, genauer gesagt: In den September. Marco, der schöne Fußballstar und fiese Mobber, und Olivia, die von ihm in ihrer Welt ständig gepiesackt wurde, müssen sich zusammenraufen, wenn sie nach Hause zurückkehren wollen. Sie haben nur eine Chance: Ein Merlacorna verspricht ihnen, sie mithilfe seiner Magie zurückzuschicken, wenn sie bis zum Vollmond seine verschollene Gefährtin finden.

 

Ekelpaket trifft Pfadfinderin

 

Bald muss Marco einsehen, dass Olivia mit ihrer Pfadfinder-Erfahrung und ihrer Liebe zu phantastischen Welten ihm hier deutlich überlegen ist und dass sich von seinem Macho-Gehabe kein Bewohner der Herbstlande beeindrucken lässt. Nach und nach sieht der Jugendliche ein, was für ein Riesenarschloch er gewesen ist. Dazu tragen auch Wegbegleiter wie der Herbstheinzel Herbert mit seiner gefährlich spitzen Mütze und die seltsame Frau Margarete mit ihrem Mandibelgebiss bei.

 

Wiedersehen mit Dolora und dem Haselhorn

 

Die beiden Jugendlichen lernen freundliche Trollinnen kennen und müssen sich gegen Ghoule zur Wehr setzen. Sie reisen zu den Feldern der Wahrheit und zum Friedhof zwischen September und Oktober. Einige bereits bekannte Wesen wie Dolora, die Herrin des Sees der Traurigkeit, oder das ewig fluchende Haselhorn sorgen für mal mehr, mal weniger angenehme Begegnungen. Und als die beiden Schüler endlich das weibliche Merlacorna entdecken, scheint dennoch fast alles verloren ...

 

Gelungene Charaktere

 

Sehr gelungen ist Agga Kastell die Personenzeichnung. Olivia und der mobbende Mitschüler Marco kommen sehr glaubwürdig rüber, und letzterer mausert sich schließlich von einem widerwärtigen Ekelpaket zu einen ordentlichen Reisekameraden, mit dem man Pferde stehlen beziehungsweise Einhörner finden kann. Einen dicken Pluspunkt gibt es auch für den Kampfsportler im Taschenformat und die Frau mit den Mandibeln. Die schönen Illustrationen von Katrin Minert runden die Geschichte ab und machen das Merlacorna-Abenteuer auch optisch zu einem Erlebnis.

 

Fazit: Schön gestaltetes Herbstlande-Märchen über zwei Jugendliche, von denen einer ein Ekel ist und sich erst langsam zu einem vernünftigen Menschen entwickelt. Liebenswertes Abenteuer in einer zauberhaften Welt. Lesenswert.

 

Agga Kastell: Mission Merlacorna. Eine Herbstlande-Novelle. Meitingen/Eringen: Verlag Torsten Low, 2024. 102 S., Euro 11,90.

 

Weitere Bücher über die Herbstlande
Herbstlande
Herbstlande - Verklingende Farben
Geschichten aus den Herbstlanden
Anja Bagus: Das Nebelreich
Alessandra Reß: Die Sommerlande
Fabienne Siegmund: Herbstfeuer
Markus Heitkamp: Die Reisen des jungen Haselhorn
Diana Menschig: Jaspers Reise zur Erkenntnis
Bernhard Stäber: Wenn Menschen Märchen sind
Stefanie Bender: Der Pfad der Kolibris
Stephanie Kempin: Fieberträume
Fabienne Siegmund: Hinter den fallenden Blättern
Tino Falke: Ein Lied für die Sommerlande

 

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Weihnachtsmärchen: Nasty Nick und das Nordpolrennen

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 24 Dezember 2024 · 633 Aufrufe
Weihnachten

Frohe Weihnachten euch allen! Ich wünsche euch ein bisschen Ruhe und Frieden, ein paar schöne Stunden unterm Baum und einen fleißigen Weihnachtsmann. Lehnt euch zurück, genießt einen heißen Kakao und etwas Lebkuchen und sperrt den ganzen Mist da draußen einfach aus, wenn ihr könnt.
Mein neues Weihnachtsmärchen ist ein bisschen seltsam geworden. Das liegt daran, dass meine elfjährige Nichte mich beim Schreiben beraten hat. Als ich überlegte, ob ich dieses Jahr vielleicht über den Sohn des Weihnachtsmanns schreiben soll, meinte sie begeistert: "Au ja! Mach doch, dass er voll der Talahun ist ..." Ähm, ja. Das Ergebnis könnt ihr hier nachlesen. Nächstes Jahr wird es vielleicht wieder etwas besinnlicher. Also, viel Spaß mit Nick!

 

Nasty Nick und das Nordpolrennen

 

Ey, komm mir bloß nicht mit Weihnachten, Alter. Das ganze Gelaber von wegen Fest der Liebe und Familie und so – ich kann’s echt nicht mehr hören. Du glaubst, dir ist Heiligabend verdorben, bloß weil deine Mutter mal Weihnachtsdienst im Krankenhaus schiebt oder weil dein Vater genau zur Bescherung mit der Freiwilligen Feuerwehr ausrücken muss, wenn irgend so ein Dödel seinen Tannenbaum abgefackelt hat? Heul doch! Weißt du, wie oft ich in meinem Leben mit meinem Vater zusammen Weihnachten gefeiert habe? Kein einziges Mal. Wenn dein Vater der Weihnachtsmann ist, dann bist du an Heiligabend lost. Jedes einzelne verdammte Weihnachtsfest. Und immer hörst du: „Nick, du bist doch schon so ein großer Junge, du siehst das doch ein ...“ Gar nix sehe ich ein. Würdest du auch nicht, wenn sie dir schon seit deinem ersten Lebensjahr gesagt hätten, du bist doch schon so ein großer Junge. Deine Mudda! Echt jetzt, da sind die immer noch angepisst hoch zehn, wenn ich im Dezember total aggro bin. Wärst du auch, wenn alle Welt Weihnachten feiert, und nur du hockst allein zu Hause, weil dein Alter mit dem Schlitten in der Welt rumkurven muss und alle Kinder glücklich machen will.
Okay, kann ja sein, dass ich das an den falschen Leuten auslasse. Aber als die Elfe Lucia mit ihrem Lichterkranz letztens an mir vorbeigeschnürt ist, da musste ich ihr einfach mal die Kerze ans Haar halten. Hui, da ist sie gerannt, die Bitch. Dem Rudi mal die rote Glühbirne klauen, das war Notwehr. Mit dem Geflacker kann der einen nämlich echt in den Wahnsinn treiben. Jesus ist auch stinkig auf mich, weil ich den ganzen Krippenbabys mit Edding schwarze Schnurrbärte gemacht habe. Dabei sehen die jetzt echt geil aus, so what? Die Schlittenhunde sind ja nicht mal drauf reingefallen, als ich ihnen Senf ins Futter gemischt habe, aber Karhu, der verfressene Eisbär, der hat echt zugelangt bei dem Chili-Honig. Mann, hat der gespuckt. Jedenfalls bin ich gerade der unbeliebteste Typ südlich des Nordpols. Papa schert das aber nicht weiter, der lässt mich trotzdem wieder an Heiligabend allein. Shit.
Weißt du, was wir hier oben wirklich feiern? Alle zusammen? Wintersonnenwende. Das ist immer voll die Mega-Party. Drei Tage vor Heiligabend nehmen wir unsere Schlitten und machen ein Wettrennen zum Pol. Wer zuerst da ist, darf das Nordlicht abfackeln. Das ist der heißeste Shice ever. Wenn es totale Nacht um dich rum ist und dann tausend Farben aus der Erdachse herausknistern – und dann, dann siehst du plötzlich ein klitzekleines bisschen Sonnenschein am Horizont, und die Polarnacht ist vorbei. Dieses Jahr hatte ich echt vor, das Rennen zu gewinnen. Mein Schlitten geht ab wie‘n Zäpfchen, wenn ich übers Eis jage. Nick, der Feuerflitzer, Sieger des großen Nordpolrennens, der mit der Fackel das Polarlicht hochjagt. Da wäre mein Alter geplatzt vor Stolz. Fuck.
Aber ich finde einfach keinen, der mich zieht. Rudolph ist sonst immer mein Partner. Aber der hat schon Lucia zugesagt. Hat natürlich überhaupt nix zu tun mit der roten Glühbirne. Kimmiq der Schlittenhund und seine Gang sind bei Karhu unter Vertrag. Die Wölfe Amaroq und Susi ziehen den Weihnachtszwölf, und Paulchen, der Elefant von König Balthasar, hat schon dem Grinch versprochen, dass er ihm hilft. Boah ey, ich bin sogar unbeliebter als der Grinch, das must du dir mal reintun. Comet, Dancer, Prancer, Donner, Blitzen ... Mistviecher, alle zusammen. Ich hab jetzt auch langsam die Schnauze voll. Betteln tu ich nicht, dass einer mit mir antritt. Dann mache ich eben nicht mit, dann sollen sie mal sehen, was sie davon haben.
Da sitze ich jetzt am Meer, es ist stockduster (Polarnacht, sagte ich ja schon), und bin so richtig down. Und da kriecht doch plötzlich so eine alte grantige Miesmuschel aus dem Wasser. „Ich werde deinen Schlitten ziehen“, knarzt sie. Really? Wer von uns beiden hat hier Lack gesoffen? Aber die liegt da vor mir, klappert mit den schwarzen, abgeblätterten Schalen, kratzt sich an den Seepocken und sagt nochmal: „Mach dir keine Gedanken, ich werde deinen Schlitten ziehen.“ Voll cringe, mit so einem krassen Teil zum Schlittenrennen anzutreten, ich schwöre. Aber die Muschel so: „Partner?“ Und ich so: „Partner.“ Hammer, ist das krank.
Ich wollte ja voll einen auf Slayer machen beim Start. Aber wenn du mit so ‘nem creepy Schaltier voller Seepocken vor deinem Hobel dastehst, bist du einfach der hinterletzte Alpha-Kevin. Rudis Nase hat geflackert wie ein Strobolight. Hey, Bro, Schere nach oben. Aber ich ziehe das jetzt durch, Digga. Mein alter Herr hat geschielt wie ein Grönlandwal voll Meth. Bloß nicht meinetwegen, sondern wegen dieser Motorschlittenverkäuferin Dolores Häkkinen, die natürlich in ihrem feuerroten „Fire on Ice 2012“ vorfahren musste. Klar, die ist ja auch seine Bae.
Und Bämm! – da gings schon los. Ein großer weißer Polarhase ließ seine Hinterpfote aufs Eis trommeln – und alle zischten ab. Comet ging in Führung, dicht gefolgt von Paulchen und dem Wolfsgespann, und dann ließ die Häkkinen-Tusse ihren Motor aufröhren und düste an allen vorbei. Dann waren alle weg. Alle bis auf – surprise! – Weihnachtsmanns Junior und sein Hartschal-Vieh.
„Oh Sheesh!“, rief ich. „Willste hier jetzt chillen oder was?“
„Oooch, nee, ich bin nur noch nicht ganz wach. Kannst du nicht die ersten paar Meter selbst ziehen, so zum Warmwerden?“
Echt bodenlos, der Pockenhaufen. Aber was willste machen? Ick packe sie also, pflanze sie auf den Schlitten und ziehe das Teil selber. Und ich hätte es fast geschafft, Rudi einzuholen, wenn ich nicht ausgerutscht wäre und mich auf die Fresse gelegt hätte.
„Okay, jetzt bist du dran“, sag‘ ich.
Aber das Hayvan hat einfach nur auf’m Schlitten gelegen und rumoxidiert. Echt gediegen. Ich leg mich also wieder ins Geschirr und pese los. Und die Muschel so: „Voll fame, Babo! Yalla!“ Was für ein whacker Move! Das Tier war mir schon von Anfang an voll sus.
Und da seh ich plötzlich vor uns im Dunkel was Graues. Je näher wir kommen, desto größer wird es. Alter! Das ist ja Paulchen der Elefant. Und dann noch’n rotes Licht daneben. Da steht Rudi mit Lucia, und es geht nicht weiter.
„Voll stabil“, knarzt die Muschel. „Bist echt’n Ehrenmann.“
Da sind auch Comet und Dancer und Donner und Kimmiq, die stehn da alle goofy rum und fermentieren. Jetzt sehe ich auch, warum es nicht weitergeht. Vor uns ist das Eis weg, da ist nur noch so’n Riesen-See. Weird.
„Oh Mann, jetzt erwischt uns die Klimakatastrophe hier oben voll“, jammert Eisbär Karhu rum und schüttelt sich den Pelz. Von hier bis zur Erdachse ist alles krass abgetaut. Das große Rennen zum Nordpol ist smashed. Und jetzt bin ich doch ein bisschen angefasst. Nie wieder das Polarlicht zünden und mit Rudi um die Erdachse sliden. Fu!
„Hey, Bro“, hör ich hinter mir die Muschel jammern. „Trag mich doch mal rüber zu dem Brunnen da, ich hab Durst.“ Unlügbar, da steht echt an der Eiskante so ein Teil rum. Ein Brunnen kurz vorm Nordpol, voll strange. Ich bin ja noch total gefresht, aber soll das Weichteil doch hier sitzen bleiben und fernschimmeln, denke ich. „Geht fit, mate“, sage ich und pflanze das Schleimtier auf den Brunnenrand.
„Hey, Babo! Wo gehst du hin?“
Und ich so: „Nach Hause.“
Und sie so: „Aber du kannst mich doch hier nicht sitzen lassen.“
Und ich so: „Komm klar, Kumpel.“
Und sie so: „Platsch!“
Sheesh! Da is die doch voll in den Brunnen geplumpst.
„Nick, du must deinen Partner bergen“, sagt Comet.
Seriously? Partner? Der Typ war ein akkurater Nichtspieler.
„Doch, du musst ihn wieder mit zurückbringen, sonst wirst du gesperrt für alle Zeit“, knurrt Karhu.
„Komm schon, ich lasse dich mit dem Eimer runter“, sagt Lucia. Die ist so cute, da geh ich mit. Ich steige in den Eimer, und da rauscht auch schon die Kette los, es geht runter in die Röhre, echt spooky. „Kannst relaxen, Partner, i bims“, rufe ich. Dabei bin ich gar nicht so swag, wie ich tue, so vong die Platzangst her. Weiß echt nicht, wie mein Alter immer durch die Schornsteine kommt. Der heißt nicht umsonst mit vollem Namen Santa Claus-Trophobie. Oh Mann, wenn der das den ganzen Heiligabend über macht, will ich gar nicht mit dabei sein. „Muschel, ich hol dich raus, ich schwöre.“
Boah – was ist das jetzt für ‘ne krasse Lightshow? Da ist plötzlich Tageslicht, mitten in der Polarnacht, hier unten im Brunnen. Und alles ist grün, voll der Veganzirkus hier unten, Gras, Bäume, Büsche – ich dreh völlig ab. Da im Rasen steckt ja auch die Miesmuschel, die packe ich gleich in die Hosentasche, auch wenn sie meckert.
Ich glaub, ich hab echt ‘ne Hallo Luzie. Da steht tatsächlich ein Backofen mitten auf dem Grünteppich. „Hol uns raus, hol uns raus, wir sind schon ganz fertig gebacken, wir verbrennen“, wimmerts aus dem Ofenloch.
„Vorsichtig“, zischt die Klapperschale. „Das könnte eine Falle sein.“
Aber ich fackel nicht lang und hol das Zeug raus. Es sind hundert Lebkuchenmänner, die da ins Gras plumpsen. Ich stapele die alle auf einen akkuraten Haufen, da schreit es schon wieder hinter mir: „Ach, hilf mir doch, meine Äste sind so schwer, die brechen bald. Ernte doch meine Äpfel ab.“
Die Pockenzecke meckert wieder: „Lass die Finger davon, Äpfel sind immer vergiftet, weiß man doch.“
Aber nicht solche kandierten roten Bratäpfel, die machen dir nur ‘n Zuckerschock. Ich klotze also konkret ran und hol das Glucosezeug runter, während die Muschel meckert und grantelt. Das gibt 100 Aura-Punkte, wetten?
Dann sehe ich das Haus. Strange, so eine total abgeschottete Location. Hier könnte man echt gottlos Party machen, ohne dass irgendwelche abgefuckten Spacken meckern und die Bullerei rufen. Sieht echt nice aus, bisschen retro. Ich bin voll auf Lock. Frag mich nur, wer da wohnt.
„Geh da nicht rein“, knirscht die Muschel. „Das ist fishy.“
Die Tür ist offen. Ich also rein. Liegt da doch so’ne Omma und pennt. Ein bisschen thicc und voll gucci. Die hat gesägt wie Karhu im Winterschlaf. War wohl ‘ne lange Gammelfleischparty letzte Nacht. Oder sie hat mindestens drei Rotkäppchen intus.
„Hoho-Hoho“, sage ich höflich den Nordpol-Gruß auf.
Da zuckt sie zusammen und wäre beinahe vom Sofa gekracht.
„Nick? Nick, mein Junge, bist du das? Mein Gott, was bist du groß geworden!“
Und da merke ich: Ich kenne die Olle. Das ist die Holle. Meine Tante Holle.
„Mensch, Auntie, lange nicht gesehen“, sag ich. „Sag mal, pennst du schon lange?“
„Wieso, was haben wir denn heute für ein Datum?“
„Es ist Wintersonnenwende. Und der ganze Nordpol ist weggetaut – kein Schnee, kein Eis, das ganze Rennen ist ruiniert, und ich wollte doch das Polarlicht anzünden ...“
„Um Himmelswillen! So spät schon?
Die Holle rappelt sich auf.
„Nick, mein Junge, du musst mir helfen. Ich muss sofort meine Betten ausschütteln.“
Fu. Ich rede von einer Umweltkatastrophe, und diese alte weiße Frau will lieber einen auf Tradwife machen. Federbetten – gibts denn hier noch keine Biber-Bettwäsche? Voll old-fashionend, die Mutter. Ich fasse es nicht. Aber crazy peoples soll man nicht widersprechen. Sie reißt das Fenster auf, raus mit dem Deckbett und immer so: Shake-it, shake-it, shake-it. Und ich aus dem anderen Fenster mit dem Kopfkissen. Die Federn fliegen wie in ‘nem Hühnerschlachthof, voll der Federsturm, und immer mehr. Ich krieg schon Ameisentitten auf den Armen vor Kälte. Und plötzlich ist es Schnee, lauter gediegener Schnee, der da aus dem Kissen fliegt. Und Eis, echt krass konkretes Eis, total stabil, ich war voll geflasht, eine Eisbahn zum Nordpol, das Rennen war safe. Unfuckingfassbar. Holle ist ‘ne Ehrenfrau. Und, ich schwöre, nächstes Jahr vor der Wintersonnenwende, gehe ich gleich hin zu ihr und schüttele ihr das Kissen. Wenn sie es doch allein nicht mehr auf die Kette kriegt. Papa hat ja eh keine Zeit für mich.
Natürlich sind Klapperschale und ich viel zu spät zum Nordpol gekommen. Und natürlich hat dieser Chabrón sich den ganzen Weg von mir ziehen lassen. Wir kamen gerade noch rechtzeitig um zu sehen, wie die Häkkinen-Bitch die Pyros abziehen ließ.
Der Schneehase an der Ziellinie posaunte meine Zeit raus – obercringe, ich war Letzter. ASKLA. Mistkarnickel.
Aber dann war mein alter Herr da und hat mich umarmt und abgebützt. „Nick, wo bist du so lange gewesen?“, hat er gebrabbelt. „Ich hatte so Angst, dass dir was passiert ist.“
„Keine Panik, Oldtimer“, flexte die nasty Muschel. „Ich habe doch auf ihn aufgepasst.“
„Weißt du was, Nick?“, hat Daddy da gesagt. „Weihnachten muss ich wirklich arbeiten. Aber was hältst du davon, wenn wir Ostern etwas zusammen unternehmen? So ein richtig langes Vater-Sohn-Wochenende, nur wir beide. Was sagst du?“
Aber da konnte ich erstmal gar nichts zu sagen. Weil neben uns nämlich der weiße Hase losbölkte: „Ostern? Alter, komm mir bloß nicht mit Ostern. Wisst ihr eigentlich, wie das ist, wenn euer Vater an Ostern nie zu Hause ist?“

 

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Tino Falke: Ein Lied für die Sommerlande

Geschrieben von Petra , in Bücher - phantastisch 23 Dezember 2024 · 602 Aufrufe
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Die Sommerlande sind ein Kind der Herbstlande-Geschichten, die seit einigen Jahren im Verlag Torsten Low erscheinen. Im Gegensatz zu den Ländern September, Oktober und November sind die Sommermonate und ihre Wesen noch nicht allzu gut erforscht - und auch noch lange nicht auserzählt. Mit "Ein Lied für die Sommerlande" legt Tino Falke nun den zweiten Band der Serie vor. Er ist deutlich heller und wärmer gestaltet als die manchmal recht melancholischen Herbstlande-Abenteuer und folgt den Spuren, die Allessandra Reß in ihrem Büchlein "Die Sommerlande" gelegt hat.
Heldin dieses Buches ist eine junge Nekuroi, ein Katzenwesen namens Juno. Sie lebt in der Stadt Einstadt, die durch die Sandwüste wandert und von Wesen aller drei Sommermonate bewohnt wird. Katzenwesen wie Juno sind eigentlich dafür bestimmt, in der Wüste eine Art Priesteramt auszuüben und den Sphingen zu dienen, aber da es viel mehr Nekuroi als Tempelstellen gibt, werden Junos Dienste nicht benötigt, und sie lebt nun in einer Stadt, in der Wesen und Kulturen der Sommerlande zusammenströmen.

 

Flaschenpost und Wimpernwunsch

 

Eines Tages fällt der Nekuroi eine Wimper aus, und sie lässt sie mit einem Wunsch weiterfliegen. Juno wünscht sich Freunde, konkret gesagt: Sie wünscht sich nicht mehr, Freunde zu finden, sondern die Freunde sollen sie finden. Wenig später wird sie selbst fündig: Sie entdeckt in einem Fluss, an dem ihre Stadt gerade vorbeizieht, eine Flaschenpost. Ein Seemann namens Lemuel hat beim Versuch, aus den Sommerlanden in die Herbstlande zu gelangen, Schiffbruch erlitten und ist auf der Insel Ling zwischen beiden Jahreszeiten gestrandet. Juno verlässt ihre sichere Heimat in der Wüstenstadt und versucht, ein Schiff zu finden. Unterwegs trifft sie Freunde und Weggefährten wie die Papalotl Vendel und den Quétzal Dakro, ein Musikduo, das auf der Flucht vor einem Riesenadler, einem Roch, ist und wunderschöne Lieder vorträgt. Eine Gorgone namens Maera, die in den Winterpyramiden nach Geschichten sucht, vervollständigt den Rettungstrupp. Die vier müssen sich Gefahren wie dem furchtbaren Mahlstrom aussetzen und begegnen auf der Insel Ling einer fiesen Piratenbande, erleben das Wunder des Sommerschnees und die Geburt eines neuen Liedes. Und der Riesenvogel ließ sich auch durch das Meer nicht von seiner Verfolgung der beiden Musiker abhalten ...

 

Liebenswürdiges modernes Märchen

 

Tino Falke hat ein liebenswürdiges modernes Märchen aus der noch jungen Welt der Sommerlande geschaffen. Die Geschichte ist frisch und humorvoll erzählt und lädt zum Staunen und Sich-Freuen über die Wesen der Monate Juni, Juli und August ein. Vogelwesen und Schmetterling, eine selbstbewusste Katzenfrau und eine Gogone mit dem versteinernden Blick bilden ein gelungenes Heldenquartett, dem die Herzen der Leser sofort zufliegen. Nachdenklich macht die Erwähnung der Monatskriege und der Denkmäler für die unzähligen Gefallenen aus dieser Ära der Sommer- und wohl auch der Herbstlande. Von den Geschichten, die in den alten Pyramiden zu hören sind, möchte man gern mehr erfahren. Insgesamt: Eine neue Welt voller Leben und Ideen, aus der sicher noch mehr Novellen zu erwarten sind. Alessandra Ress hatte damals ja mit ihrem ersten Band reichlich vorgelegt.
Sehr gelungen und sehenswert sind die Illustrationen, die Tenna Keßler für diese Novelle geschaffen hat. Vor allem sehenswert ist der kleine Comic, der Ereignisse aus dem ersten Kapitel noch einmal in Bildern erzählt. Vielleicht gibt es ja einmal einen kompletten Herbstlande- oder Sommerlande-Comic?

 

Fazit: Zauberhaftes, freundliches Märchen, das die Strahlen der Sommersonne einfängt, und eine Heldenreise eines ausgesprochen sympathischen Quartetts. Bitte mehr davon.

 

Tino Falke: Ein Lied für die Sommerlande. Eine Herbstlande-Novelle. Meitingen/Erlingen: Verlag Torsten Low, 2024. 109 S., Euro 11,90.

 

 

Weitere Bücher über die Herbstlande
Herbstlande
Herbstlande - Verklingende Farben
Geschichten aus den Herbstlanden
Anja Bagus: Das Nebelreich
Alessandra Reß: Die Sommerlande
Fabienne Siegmund: Herbstfeuer
Markus Heitkamp: Die Reisen des jungen Haselhorn
Diana Menschig: Jaspers Reise zur Erkenntnis
Bernhard Stäber: Wenn Menschen Märchen sind
Stefanie Bender: Der Pfad der Kolibris
Stephanie Kempin: Fieberträume
Fabienne Siegmund: Hinter den fallenden Blättern
Agga Kastell: Mission Merlacorna

 

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Fabienne Siegmund: Die Papierprinzessin

Geschrieben von Petra , in Bücher - phantastisch 22 Dezember 2024 · 745 Aufrufe
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Ein melancholisches Märchen über die Macht des Erzählens: In "Die Papierprinzessin" schildert Fabienne Siegmund, welche Verantwortung ein Geschichtenerfinder auf sich nimmt, und erzählt von einem Schwesternpaar, dessen gemeinsame Geschichte gefährliche Folgen nach sich zieht. Aber sie zeigt auch, wie wichtig Märchen und Geschichten sind und dass es besser ist, sich ihnen zu stellen.
"Die Papierprinzessin" handelt von einer nicht mehr ganz jungen Frau namens Amelia, die alle Geschichten aus ihrem Leben verbannt hat. Amelia ist eine herbe, fast verbitterte Person geworden, sie scheut vor allem zurück, was auch nur entfernt nach einer Geschichte oder Erzählung riecht. Ihr Leben ist der Realität gewidmet, dem Pragmatismus, dem Hier und Jetzt, fern von aller Phantasie. Aber dann erreicht sie ein Anruf. Ihre kleine Schwester Matilda liegt im Koma. Nach einem Selbstmordversuch. In ihren Händen fand man einen Zettel mit dem Anfang einer Geschichte, die Amelia einst geschrieben hatte. Das Märchen über die Papierprinzessin entstand in einer Zeit, als die beiden Mädchen noch fest daran glaubten, dass eine Geschichte die Welt verändern, dass ein Märchen heilen kann. Und nun ist das alte Kindermädchen Clara überzeugt, dass nur eines Matilda aus dem Koma zurückholen kann: wenn Amelia die vollständige Geschichte wiederfindet ...

 

Auf der Suche nach dem verdrängten Märchen

 

Gegen ihre eigene Überzeugung macht sich Amelia auf die Suche nach den verstreuten Teilen ihres Märchens. Und es wird eine Reise in die eigenen Abgründe zu den eigenen Fehlern und Verletzungen. Das Märchen von der Papierprinzessin hätte die Großmutter wieder gesundmachen müssen, waren die Kinder damals überzeugt. Die Großmutter, die eine berühmte Schriftstellerin war, überlebte die Krankheit aber nicht. Kein Wunder, dass Amelie für alle Zeiten dem Geschichtenerzählen abgeschworen hat. Nur widerwillig und voller bis dahin verdrängter Angst stellt sie sich in dem Haus voller Bücher dem alten Zauber der großen Kinderabenteuer erneut. Eine Spurensuche, die sehr schmerzhaft wird. Vor allem, als Amelia klar wird, dass gerade ihr Papierprinzessinnenmärchen ihre Schwester zu ihrem Selbstmordversuch getrieben hat.

 

Berührendes Märchen, beeindruckend gestaltet

 

Fabienne Siegmund hat erneut ein traurigschönes, melancholisches Märchen über Tod und Zauber und die Liebe zum Geschichtenerzählen geschrieben. "Die Papierprinzessin" gehört zu den bezauberndsten und berührendsten Büchern, die diese Autorin der jüngsten Zeit veröffentlicht hat. Und der Art Skript Phantastik Verlag hat alles getan, um die Magie dieses modernen Märchens durch die Gestaltung zu unterstreichen. Das Buch enthält Illustrationen von Jana Damaris Reich, in denen Zeichnungen und Textcollagen das Zusammenspiel von Figuren und Druckwerk widerspiegeln. In der Geschichte selbst sind Erzähltext und Märchenmanuskript sowie Briefe und Notizen unterschiedlich gestaltet und hinterlegt. Und eine kleine Kostbarkeit sind die immer wieder ins Buch eingestreuten Zitate von Autorinnen und Autoren über die Bedeutung des Erzählens. So verwandelt sich die Suche nach dem verschollenen Märchen und die abenteuerliche Märchenreise der Papierprinzessin in eine kleine Philosophie der Erzählkunst und das gesamte Büchlein in eine inhaltlich und optisch zauberhafte Liebeserklärung an das Geschichtenerfinden. Es wäre furchtbar gewesen, wenn Amelia sich nicht auf die Suche gemacht hätte und diese Papierprinzessin verschollen geblieben wäre.

 

Fazit: Zauberhaftes traurigschönes Märchen über den Wert des Geschichtenerzählens und die Verantwortung des Märchenerfinders. Hintergründig, berührend und poetisch – und mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Unbedingt empfehlenswert.

 

 

Fabienne Siegmund: Die Papierprinzessin. Salach: Art Script Phantastik Verlag, 2024. 222 S., Euro 14.

 

Mehr von Fabienne Siegmund:
Namiria
Das Mädchen und der Leuchtturm
Der Karussellkönig
Goldstaub
Sternenasche
Herbstlande
Herbstlande - Verklingende Farben
Moon Bird
Das Nebelmädchen von Mirrors End
Herbstfeuer
Die Blätter des Herbstbringers
Das Mühlenreich
Hinter den fallenden Blättern

 

© Petra Hartmann




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Vier Sterne fürs Fundbüro

Geschrieben von Petra , in Aus Petras Werkstatt 21 Dezember 2024 · 284 Aufrufe
Aus Petras Werkstatt und 2 weitere...

Es gibt zwei neue Rezensionen zu Anthologien, an denen ich beteiligt bin. Leser Joroka hat sich das "Fundbüro der Finsternis" angeschaut, K. Nevermount hat "Kreuzfahrt, Mord und Mittelmeer" gelesen und bewertet. Beide vergaben vier Sterne auf Amazon..

 

Bei Joroka war es vor allem das Titelbild, das ihn zum Zugreifen bewegte. Über das Fundbüro-Cover schreibt er:

 

"Diese Anthologie ist mir auf einer Buchmesse ins Auge gestochen. Mir ist sogleich das ungewöhnliche und mysteriöse Cover ins Auge gestochen. Spannend ebenso die Frage, was sich da genau in den Fensterscheiben spiegelt? Das hat mir selbst zunächst den ersten Schauer über den Rücken gejagt."

 

Seine Leseeindrücke: "Die Geschichten sind von unterschiedlicher schriftstellerischer Qualität, aber es war – aus meiner Sicht - kein wirklicher Aussetzer darunter. Die meisten haben mir gefallen, und gegruselt habe ich mich auf alle Fälle."

 

Besonders gefallen haben ihm die Geschichten „Das Geheimnis von Brigus“ und „Wenn Engel schreien“.Sein Fazit: "Schöne Sammlung an Schauergeschichten".

 

Hier gehts zur vollständigen Rezension.

 

 

K. Nevermount griff eigentlich irrtümlich zum Kreuzfahrtbuch. Die Rezension ist kurz, aber immerhin mit vier Sternen versehen:

 

"Hatte eine Roman erwartet, waren aber Kurzgeschichten - mal gut, mal weniger".

 

Hier findet ihr die Originalrezension.




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Lennardt M. Arndt: An den Ufern des Nebraska

Geschrieben von Petra , in Bücher - Abenteuer 16 Dezember 2024 · 1.220 Aufrufe
Bücher - Abenteuer und 4 weitere...

Old Surehand ist ein Westmann aus dem Karl-May-Kosmos, Namensgeber einer Trilogie des Maysters und in seiner Treffsicherheit und seinen sonstigen Fähigkeiten durchaus mit Heroen wie Old Shatterhand und Old Firehand vergleichbar. Doch die Vorgeschichte und vor allem die Familiengeschichte des Helden, die May nur sehr gerafft wiedergab, bietet Stoff für mehr. Das sagte sich zumindest Autor Lennardt M. Arndt, der mit seiner „Surehand-Story“ ein umfangreiches Prequel zu Mays Romanen vorlegte. Der erste Band heißt „An den Ufern des Nebraska“ und erzählt von den Abenteuern des jungen Surehand, von seinem Entschluss, sich auf die Suche nach seinen verschollenen Familienmitgliedern zu machen, und seiner Ausbildung zum Westläufer.
Arndt lässt seine Geschichte mit einem nachdenklichen Augenblick nach der Schule beginnen. Der junge Leo Bender hat von einer engagierten Lehrerin zum ersten Mal etwas über das Schicksal der Indianer gehört und über die Morde, Vertreibungen und Vertragsbrüche, die die amerikanischen Ureinwohner erlebten. Zu dieser Zeit weiß Leo noch nicht, dass er selbst ein „Halbblut“ ist. Denn seine Mutter war eine Moqui (Hopi), wie er wenig später von seinem Vormund erfahren wird. Die Familie wurde durch die Intrigen zweier Verbrecher zerstört und auseinandergerissen. In dem knapp 16-Jährigen reift der Entschluss, sich auf die Suche nach der verschollenen Mutter, ihrer Schwester und seinem kleinen Bruder Fred zu machen. Dazu muss er den Wilden Westen durchstreifen. Ohne entsprechende Ausbildung ein lebensgefährliches Unterfangen. Doch das junge Greenhorn hat Glück: Der legendäre Westläufer Old Firehand erklärt sich bereit, ihn in die Lehre zu nehmen. Für Leo Bender beginnt eine spannende und nicht ungefährliche Lehrzeit.

 

Gebremster Start durch Rückblenden

 

Der Anfang des Romans kommt noch etwas ungelenk daher. Arndt setzt gleich zwei Rückblenden vor den Beginn der eigentlichen Handlung. Zuerst lässt er den Protagonisten auf der Jagd nach Kaninchen über eine Unterrichtsstunde nachdenken, die er gerade genossen hat, und über das Unrecht, das den Indianern zugefügt wurde. Dann folgt ein längeres „Aufklärungsgespräch“ mit dem Bankier Wallace, der Leo aufgenommen und wie seinen Sohn aufwachsen lassen hat. Wallace erzählt also von Leos Eltern, Bruder und Tante und davon, wie zwei Schurken die Familie ins Unglück stürzten. Ein sehr langes Referat, das teilweise nicht in direkter Rede durch Wallace, sondern in der Zusammenfassung durch den Ich-Erzähler Leo wiedergegeben wird und etwas spröde zu lesen ist.

 

West-Ausbildung eines "Anti-Shatterhands"

 

Deutlich an Fahrt nimmt die Geschichte dann jedoch im weiteren Verlauf auf. Vor allem diejenigen Leser, die Mays Winnetou I kennen, werden viel Bekanntes beziehungsweise Variiertes wiederfinden. Der Ausbildungsgang des West-Azubis Surehand weist deutliche Parallelen zur Lehrzeit des berühmteren Old Shatterhand auf. Die Stationen ähneln sich: Kauf eines besonderen Pferdes, eines Gewehrs, Kampf mit einem Bären, Anschleichen, Freundschaft mit einem indianischen Häuptlingssohn … Und doch sind die Taten Surehands demonstrativ etwas tiefer gehängt als die legendären Aktionen des Superhelden Scharlieh. Das Pferd ist zwar top, muss aber nicht durch schier übermenschliche Reitkünste eingebrochen werden. Die Schießübung fällt ordentlich aus, das Gewehr muss aber noch einmal auf Surehands Verhältnisse nachjustiert werden. Der Bär wird zwar außergewöhnlich kaltblütig erlegt, doch mit dem Gewehr und nicht mit dem Messer, außerdem ist es „nur“ ein Schwarzbär und kein Grizzly. Vor allem fällt dieser Surehand gegenüber dem berühmteren Shatterhand durch seine übermäßige, fast krankhafte Bescheidenheit auf. Wann immer sein Ausbilder Old Firehand und seine Kameraden ihn für einen guten Schuss oder sonstige Coups loben, senkt er bescheiden den Kopf und murmelt: „Ich hatte einfach Glück.“ Ein sehr beeindruckender Anti-Shatterhand, der hier seine Visitenkarte abgibt.

 

Freundschaft mit den Pawnees

 

Auch sonst hat Arndt dem May-Universum eine durchaus eigene Note hinzugefügt. Sehr interessant ist seine Idee, ausgerechnet die Pawnees und vor allem dessen jungen Häuptling Sakuruta zu den neuen Freunden Surehands zu machen. Dieser Stamm kommt in der Indianerliteratur oft nicht gut weg, und auch Old Shatterhands Ausbilder Sam Hawkens hatte ja eine unangenehme Begegnung mit ihnen. Und Arndt hat offenbar sehr intensive historische Studien betrieben und versucht nun, die Welt Karl Mays mit den geschichtlichen Tatsachen zu versöhnen und Anachronismen zu glätten. So spielte sich die Familientragöde der Benders nun nicht, wie bei May beschrieben, in Denver ab, sondern in Taos. Denn Denver habe es zu der Zeit noch gar nicht gegeben, stellt Arndt klar. Wieder was gelernt. Auch am May’schen Sprachgebrauch hat Arndt einiges geschliffen und geradegerückt. So musste das aus Mays Kosmos geläufige Wort „Westmann“ dem offenbar sonst gebrauchten „Westläufer“ weichen, wie der Autor im Nachwort erklärt.
Arndt schreibt flüssig und ist ein ausgesprochen guter Erzähler, der er versteht, eine spannende Geschichte zu schreiben. Trotz des Umfangs von 560 Seiten weist der Roman an keiner Stellen Längen auf und lässt sich, in bester Karl-May-Tradition, „verschlingen“. Sein Surehand ist ein interessanter neuer alter Held, der hier einen tüchtigen Biografen gefunden hat. Man freut sich auf den zweiten Band.

 

Fazit: Western-Roman in den Spuren Karl Mays mit einem erfrischend bescheidenen jungen Helden. Spannend erzählt und gut lesbar, macht Lust auf mehr.
Lennardt M. Arndt: An den Ufern des Nebraska. Die Surehand-Story Band I. Selfpublishing, Neopubli, Berlin 2021. 560 S., Euro 15,90.

 

Weitere Karl-May-Fortsetzungen:
Thomas Ostwald: Aufbruch ins Ungewisse

Thomas Ostwald: Auf der Spur

Thomas Ostwald: Der schwarze Josh
Axel Halbach: Blutige Schluchten
Klaus-Peter Walter: Sherlock Holmes und Old Shatterhand

Wolfgang Berger: Weißer Vater

 

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Kerstin Groeper: Träume von Salbei und Süßgras

Geschrieben von Petra , in Indianer 14 Dezember 2024 · 809 Aufrufe
Indianer, Lakota, Kerstin Groeper und 1 weitere...

In ihrem neuen Roman „Träume von Salbei und Süßgras“ schildert Kerstin Groeper die Spurensuche einer jungen weißen Frau, die als Waise bei einem indianischen Großvater aufwuchs, dann aber von den US-amerikanischen Behörden entdeckt und in ein Pensionat für Waisen gesteckt wurde. Als Kathleen volljährig wird und ihre Pensionatszeit beendet ist, macht sich die junge Frau auf die Suche nach ihrer indianischen Familie …
Der Roman spielt in der Zeit um 1920 herum. Die Zeit der Indianerkriege ist vorbei, allerdings stößt man verschiedentlich auf Spuren des Ersten Weltkriegs. Die amerikanischen Ureinwohner sind in Reservationen untergebracht, Weiße in den Städten haben gewöhnlich keinen Kontakt zu ihnen.
Für Kathleen ist die Zeit in ihrer Schule geprägt von Strenge und Kontrolle. Dennoch sind die Mädchen in dem Pensionat durchaus privilegiert im Vergleich zu den Boarding-Schools, in denen indianische Kinder zwangsassimiliert werden sollen. Diese Kinder wurden teilweise mit Gewalt aus ihren Familien herausgerissen, dürfen sich nicht in ihrer Muttersprache unterhalten und werden einem harten militärischen Drill unterworfen. Kathleen wird diese Art Schule auf ihrer Suche noch kennen lernen.

 

Erinnere dich!

 

„Kiksuya yo! - Erinnere dich!“ Die Worte, die ihr Großvater Matho Sapa, Black Bear, ihr mit auf den Weg gab, als die achtjährige Kathleen ihm entrissen wurde, ziehen sich leitmotivisch durch das gesamte Buch. Kathleen hat nichts vergessen. Sie spricht die Sprache ihres Volkes, der Lakota, noch immer fließend, auch wenn man ihr im Pensionat als Kind die „Heidensprache“ gründlich auszutreiben versucht hat und sie Englisch lehrte. Kathleen gilt als „letztes Opfer der Indianerkriege“, ihr indianischer Großvater soll damals ihren weißen Vater ermordet und sich das Kind angeeignet haben. Daher fühlt sich der Staat für sie zuständig und finanziert ihre Ausbildung. Ein Privileg, wie gesagt.
Doch Kathleen will zurück zu ihrer Familie. Sie verschafft sich Zugriff auf ihre Unterlagen im Büro der Heimleiterin und erfährt, in welcher Gegend sie damals aufgefunden wurde. Ihre Heimat liegt in einem Lakota-Reservat, stellt sie fest. So bewirbt sie sich auf eine Stelle als Lehrerin in Rapid City, in einem Indianer-Internat. Wenig später findet sie ihren Großvater im städtischen Gefängnis, wo er seit dem Tod ihres Vaters als vermeintlicher Mörder einsitzt.

 

Bemerkenswert unaufgeregt

 

Der Roman kommt auf eine angenehm leichtfüßige und bemerkenswert unaufgeregte Art daher. Der Tonfall ist ruhig und gelassen, und vor allem fehlt den Charakteren, die zwischen Kathleen und dem Happy End stehen, größtenteils die Verbohrtheit und der Hass auf alles, was mit den Ureinwohnern zusammenhängt. Es ist eine Zeit, in der die Indianerkriege längst vorbei sind, und Kathleen begegnet niemand mehr, der es ausdrücklich schlecht mit den Natives meint, allenfalls eine gewisse koloniale Überheblichkeit kann man den Akteuren bescheinigen.
Kathleen hat im gesamten Buch keinen ernsthaften „Gegner“. Schon ihre erste Aktion, der Einbruch ins Büro der Mutter Oberin, erweist sich als völlig überflüssig: Die Frau händigt ihr die Unterlagen und die spärlichen ihr bekannten Informationen über Kathleens Herkunft kurz vor dem Ende der Pensionatszeit aus und unterstützt sie sogar, als Kathleen den Wunsch äußert, nach Rapid City zu gehen. Auch der Leiter der Indianerschule ist längst kein von Hass zerfressener Tyrann oder vom Glaubenseifer zerfressener Heidenhasser mehr, der seine Schüler schikaniert. Ja, der Drill ist hart, das Funktionieren-Müssen im Takt der Trillerpfeifen ist für die Kinder eine Qual. Aber der Schulleiter lässt immer mal wieder mit sich reden und hört zu, wenn Kathleen Verbesserungsvorschläge macht, und er erlaubt ihr sogar, auf Lakota mit den Schülern zu sprechen, was bisher streng bestraft wurde.

 

Sheriff unterstützt Ermittlungen

 

Selbst der Sheriff, der Black Bear seit Jahren in seinem Gefängnis bewacht, ist alles andere als ein Hardliner und unterstützt nach anfänglichem Misstrauen Kathleens Versuche, die Unschuld ihres Großvaters zu beweisen. Nur einmal treten Weiße als brutale, zerstörerische Gewalttäter auf. Das allerdings bezeichnenderweise in einer Situation, die Kathleen nicht selbst erlebt, sondern nur aus einem Bericht erfährt.

 

Begegnung mit historischen Persönlichkeiten

 

Sehr interessant ist das Zusammentreffen mit historischen Persönlichkeiten wie Black Elk und Father Eugene Buechel. Und die zahlreich verwandten Sätze auf Lakota machen das Buch fast zu einem kleinen Sprachkurs. Auch auf die Frage, ob die nordamerikanischen Ureinwohner schon vor der Ankunft der Spanier Pferde kannten, geht Kerstin Groeper ein und lässt Kathleens Vater Felszeichnungen erforschen, die durch die Erschaffung gigantischer Präsidentenporträts in den Bergen allerdings von der Vernichtung bedroht sind …
Insgesamt ein flüssig geschriebener, leicht zu lesender, aber alles andere als simpler Roman. Spannend und sachkundig und an keiner Stelle langweilig, dabei aber ein Buch, das völlig ohne „Bösewichte“, Gewaltdarstellungen und Actionszenen auskommt. Allenfalls könnte man an einigen Stellen fragen, ob die Autorin es ihrer Heldin nicht manchmal Stellen etwas zu leicht macht. Ein wenig Widerstand und ein paar Gegner hätten Kathleens Geschiche gut getan.

 

Fazit: Spannender und sachkundiger Roman über eine Spurensuche und eine Familienzusammenführung der eigenen Art. Eine unaufgeregte Erzählung, aus der man sehr viel über Sprache und Kultur der Lakota lernen kann. Lesenswert.

 

Kerstin Groeper: Träume von Salbei und Süßgras. Hohenthann: TraumFänger Verlag, 2024. 287 S., Euro 12,90.

 

Weitere Bücher von Kerstin Groeper:
Adlerkralle - Der Indianer-Junge und sein Wolf
Grauer Wolf - Ein Indianerjunge will nach Hause
Indigene Märchen
Mohawk Love
Im Eissturm der Amsel
Im fahlen Licht des Mondes
Der scharlachrote Pfad
Wie ein Funke im Feuer
Die Feder folgt dem Wind
Kranichfrau
Geflecktes-Pferdemädchen

 

© Petra Hartmann




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Michael Böhnhardt: Die kybernetischen Gärten von Babylon

Geschrieben von Petra , in Bücher - SF 20 Oktober 2024 · 698 Aufrufe
Bücher - SF, Michael Böhnhardt und 1 weitere...

Semiramis ein monsterhafter Seraph? Die hängenden Gärten in Wirklichkeit von Roboterspinnen gepflegte kybernetische Gärten? Eden ein Planet, der von einer KI namens "Gott" geschaffen wurde? In Michael Böhnhardts Science-Fiction-Roman "Die kybernetischen Gärten von Babylon" wird die biblisch-mesopotamische Mythologie gehörig auf den Kopf gestellt. Und Seraphim, Cherubim und Erzengel benehmen sich etwas anders, als man es im Konfirmandenunterricht gelernt hat.
Der Roman ist die Fortsetzung von Böhnhardts Roman "Im dunklen Buch des Anbeginns". Die Heldin des Buchs ist Semiramis, die Tochter der Seraphin Lilitu aus dem Vorgängerband. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit dem gefallenen Engel Luzifer, der im ersten Buch gegen Gott revoltiert hatte.

 

Chaoswesen als Kampfmaschine

 

Semiramis, das Chaoswesen, gerät als junges Mädchen in die Gefangenschaft des Königs Nimrod von Assyrien. Der lässt sie als Kampfsklavin ausbilden und hat bald die ultimative Waffe im Kampf gegen feindliche Reiche oder aufständische Untertanen. Und Semiramis hat Respekt vor Nimrod, nicht jedoch vor dessen Sohn Ninyas, der sie eines Tages "erbt". Semiramis ist extrem stark, und durch einen einzelnen Menschen mit Muskelkraft kaum zu besiegen, weshalb die Assyrer einige intelligente Waffen entwickelt haben, ihre Wunderwaffe im Zaum zu halten. Vor allem ein spezielles Netz kann Semiramis festsetzen und macht sie wehrlos.
Semiramis lebt lange Zeit in dem Bewusstsein, das einzige Chaoswesen auf der Welt zu sein. Ihre Mutter Lilitu war bei der Geburt gestorben, von einem Vater fehlt jede Spur. Man sagt jedoch, Lilitu habe sehr positiv von einem Luzifer gesprochen. Schließlich kommt es, wie es kommen muss: Semiramis und Luzifer begegnen sich. Ab da haben sie den gleichen Weg. Auch wenn die fernab aller seraphischen Kultur und Bildung aufgewachsene Semiramis absolut nichts versteht von dem, was Luzifer plant: Er hat vor, das Programm der KI "Gott" zu überschreiben und es modernen Verhältnissen anzupassen. Damit beschwört er eine Riesen-Katastrophe herauf.

 

Biblische Geschichte trifft auf High Tech

 

Erneut erzählt Böhnhardt eine hochinteressante Geschichte, in der biblische Motive und Science-Fiction-Elemente miteinander verschmelzen. Die hängenden Gärten werden zu kybernetischen Gärten, die Sintflut ausgelöst durch einen Sabotageakt an der KI Gott, Erzengel sind Seraphen, deren Bewusstsein in Metallkörper versetzt wurde. Die High-Tech-Zivilisation der Seraphim und Cherubim trifft auf eine archaische Kreatur, die im Blutrausch oder beim Geschlechtsverkehr ihre Gegenüber zerfleischt. Sehr interessant, wie die Seraphin es dann schafft, ihr sexuelles Begehren auszuleben, ohne die betreffenden Partner zu töten: Sie versetzt sich selbst in Todespanik durch ihre Höhenangst und lähmt sich dadurch selbst, sodass die Menschenmänner überleben können. Auch eine Idee.
Dabei ist Semiramis zugleich außerordentlich kindlich und naiv angelegt, sie versteht vieles von der Welt Luzifers nicht, lernt aber schnell das zu nutzen, was in ihr Weltbild und zu ihren Zielen passt.
So entstand ein spannender Roman mit einer ungewöhnlichen Heldin und einem Setting, das von dem Gegensatz aus Frühgeschichte und Zukunftstechnologie geprägt ist. Das Buch Genesis einmal anders, und der dröge Bibeltext gewinnt dadurch durchaus an Farbe.

 

Fazit: Interessante Neu-Interpretation alter biblischer Geschichten. Spannend, blutig, mit einigen expliziten Sexszenen. Stellenweise etwas schwer verdaulich, aber durchaus lesenswert.

 

Michael Böhnhardt: Die kybernetischen Gärten von Babylon. Nittendorf: Wurdack Verlag, 2023. 332 S., Euro 15,95.

 

Weitere Romane von Michael Böhnhardt
Das Luftschiff des Doctor Nikola
Im dunklen Buch des Anbeginns

 

Übersetzungen
Die Rache des Doctor Nikola
Die Expedition des Doctor Nikola
Das Experiment des Doctor Nikola
Guy N. Boothby: Der Palazzo des Doctor Nikola

 

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BuCon 2024 - Einmal Dreieich und zurück

Geschrieben von Petra , in Unterwegs 20 Oktober 2024 · 771 Aufrufe
Unterwegs, BuCon und 2 weitere...

Der BuCon 2024: schön, voll, toll - und viel zu schnell wieder vorbei. Ich war gegen 5 Uhr morgens im finsteren Sillium aufgebrochen, hatte eine realtiv unspektakuläre Fahrt, auf der mich diesmal das Kira-Kolumna-Hörspiel Nummer 11 - "Übergekocht" begleitete, und kam gegen 9.20 Uhr in Dreieich an. Mit zunehmendem Alter beneide ich die Kollegen, die inzwischen professinelle Sackkarren für ihre Bücher besitzen, immer mehr. Ich kam ganz schön ins Schwitzen beim Bücherkistenschleppen, aber betrachten wir es mal als Frühsport.
Neuerscheinunungen hatte ich diesmal nicht zu präsentieren, aber mit "Das Herz des Donnervogels" vom Vorjahr und dem Walkürenroman "Falkenblut" war ich jetzt auch nicht so unaktuell. Nächstes Jahr habe ich etwas Intergalaktisches dabei, versprochen.

 

Kaffee aus der Familientasse

 

Ein bisschen neidete ich den Kollegen die BuCon-Kaffeetasse mit der Aufschrift "BuCon ist Familie". Die hätte ich vielleicht doch bestellen sollen. Aber - Familie? Och nee, ganz so schlimm sind die Leute ja nun wirklich nicht.
Einer der ersten Gäste an meinem Tisch war Verleger Eric Hantsch, mit dem ich mich über ein neues Projekt in der Edition Dunkelgestirn austauschte. Mein Part als Autorin ist inzwischen erledigt, nun bleibt nur noch das Warten. Da kommt etwas Wunderschönes auf euch zu. Kurz darauf stieß Autorenkollege Felix Woitkowski zu uns, und wir sprachen unter anderem über sein kürzlich erschienenes Buch „E/Meth“, an dem sich die Rezensenten ganz schön abgearbeitet haben. Ich selbst habe das Buch hier im Blog ebenfalls besprochen. Ja, da gab es einige ungewöhnliche Interpretationen. Außerdem fiel mir ein, dass ich dringend noch den dritten Teil des von ihm herausgegebenen „Gespensterbuchs“ brauche. Das erreicht mich demnächst auf dem Postweg. Als Michael Buttler sich zu uns gesellte, gab es Gelegenheit, uns über zwei ehemalige Verleger auszutauschen, die wir gemeinsam hatten. Jörg Kaegelmann hat ja bekanntlich seinen Blitz-Verlag abgegeben, und Ernst Wurdack will zum Ende des Jahres aufhören. Schade natürlich, aber beiden sei der Ruhestand gegönnt. Wie es bei Blitz weitergeht, muss sich zeigen. Immerhin scheint die Herbstauslieferung angelaufen zu sein.

 

Was wird aus der Met-Magie?

 

Wenig später traf ich Amandara M. Schulzke, die inzwischen bei Acabus arbeitet. Wir beide hatten erstmals miteinander zu tun, als ich vor zwei Jahren Autorin der von ihr und Nadine Murmel herausgegebenen Anthologie „Met-Magie“ war. Da sollte es ursprünglich noch einen zweiten Teil geben. Was daraus wird? Nun, ein bisschen Arbeit müsste man noch reinstecken. jedenfalls ist das Thema noch nicht vom Tisch.
Auch Nadine Muriel und Rainer Wüst habe ich kurz darauf getroffen, und das Foto mit Nadine ist sogar mal eines geworden, auf dem ich ich ganz so saublöd grinse … Dafür ist in den Händen etwas Bewegungsunschärfe, wir haben halt angeregt diskutiert.

 

Beutezüge

 

Zwischenzeitlich schaffte ich es, zu einigen kurzen Beutezügen aufzubrechen. Mein erster Gang führte mich zum Verlag Torsten Low, wo ich mir die beiden neuen Herbstlande-Novellen holte: „Mission Merlacorna“ von Agga Kastell und „Ein Lied für die Sommerlande“ von Tino Falke.
Schräg gegenüber entdeckte ich Esther S. Schmidt, deren Roman „Das Erwachen der Hüterin“ ich schon lange aufdecken Einkaufszettel hatte. Der erste Teil der Geschichte war damals in der Weltenwanderer-Reihe bei Arcanum erschienen und hatte mir ausnehmend gut gefallen.
Beim Leseratten-Verlag brauche ich natürlich unbedingt die neue Anthologie „Voll Verwünscht“. Auf „Voll verwünscht“ hatte mich nicht zuletzt Thomas Heidemann nachhaltig aufmerksam gemacht, der mit seinem gehäkelten Flibo-Küken aus seiner „Feuersturm“-Serie einen schönen Hingucker durch den Saal trug. Und ich bekam obendrein noch den Autorenkalender der Leseratten, dessen Motto darauf hinwies, dass Autoren des Verlags ein wenig wie Ikea-Schränke seien: lockere Schrauben und nicht alle Tassen drin. Fühle mich angesprochen.
Bei Saphir im Stahl stellte mir Erik Schreiber freundlicherweise eine Tüte zur Verfügung, als er mich mit meinem Bücherstapel im Arm sah. Bei ihm erstand ich die Sammlung „Nixenmärchen“, außerdem den Band „Vampyr“, dazu “Der Weltuntergang“ von Vincenz Chiavacci und „Nebel der Andromeda“ von Fritz Brehmer,
Außerdem landete die bei Independent Bookworm erschienene Meerjungfrauen-Anthologie in meinem Bücherkarton. Hier gab mit Katharina Gerlach gleich noch ein paar Tipps für ein eigenes Roll-up. Ich bin immer noch unschlüssig, was ichdarauf drucken soll. Mache einfach zu viele verschiedene Sachen, die nicht zusammenpassen. Ich bin ein marktingtechnisches Desaster.

 

Glückwunsch an Ju

 

Und dann war da noch Ju Honisch, deren „Sturmkrallen“ ich unbedingt haben wollte. Während ich das Buch in der Hand wog und den Non-Book-Aufbau auf ihrem Tisch gar nicht wahrnahm, deutete sie irgendwann mit der Hand auf die stattliche Trophäe, die neben dem Buch auf ihrem Tisch thronte. Wahrhaftig - da hatte die Frau den BuCon-Preis für ihr Lebenswerk bekommen, und ich hätte es beinahe versäumt, ihr zu gratulieren. Liebe BuCon—Team, vielleicht wäre es beim nächsten Mal wieder möglich, die Preise auf der großen Bühne im Hauptsaal zu verleihen? Für die Autoren wäre es sicher schöner, und es wäre auch ein würdiger, runder Abschluss für einen schönen Con-Tag.
Wie auch immer: Der BuCon war in Erlebnis, und wer nicht da war, hat etwas verpasst. Ich hoffe, dass ich möglichst viele von euch nächstes Jahr beim dann 40. BuCon wiedersehe. Und bis dahin gibt es ja noch diel Leipziger Buchmesse und den MarburgCon. Dass die Anmeldemöglichkeit zu letzterem inzwischen online ist, darauf haben mich drei freundliche Leute vom Orga-Team schon hingewiesen. Und ich würde dort gern meine Version des Chtulhu-Mythos vorstellen. Mal sehen.
Die Rückfahrt trat ich ziemlich spät an. Und ich ließ mir auf der Autobahn auch noch etwas Zeit für die eine oder andere Kaffeepause. so kam ich diesmal erst gegen 2.30 Uhr am Sonntagmorgen nach Hause. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich am Sonntag noch mehr viel Sinnvolles getan habe. Aber der Trip nach Dreieich war das locker wert.

 

© Petra Hartmann




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Thorgal Saga: Wendigo

Geschrieben von Petra , in Comics 13 Oktober 2024 · 680 Aufrufe
Comics, Thorgal, Corentin Rouge und 1 weitere...

Um einen Wendigo geht es im zweiten Album der Reihe "Thorgal Saga". Das Abenteuer, geschaffen von Corentin Rouge und Fred Duval, spielt nach den Erlebnissen Thorgals im Land Qâ und verschlägt den Sohn der Sterne nach Nordamerika.
Eigentlich wollten Thorgal, Aaricia und Jolan aus Qâ zurück nach Europa segeln. Aaricia hat eine sehr schöne Nachricht für Thorgal: Sie ist schwanger. Familienfriede und Freude könnten nicht größer sein, als eine Katastrophe über das Schiff hereinbricht. Unwetter toben, eine riesige Seeschlange treibt den Kahn zur nordamerikanischen Küste, und die schwangere Aaricia wird von einem giftigen Fisch gebissen. Ein Indianerstamm, bei dem die drei anlanden, könnte mit einem Gegengift aushelfen. Aber der Stamm, das "Flussvolk", hat ganz andere Sorgen: Ihre Feinde vom "Baumvolk" haben einen Wendigo beschworen - ein so gut wie unbesiegbares Monster, bösartig, grausam mordlüstern und unaufhaltbar. Einzig ein besonderer Held, der einen Pfeil aus dem Holz des obersten Astes eines magischen Baums im Herzen des Baumvolk-Landes auf den Wendigo abschießt, könne den Wendigo töten, prophezeit ein Schamane. Das wäre dann also Thorgals Job. Denn erst wenn das Untier erledigt ist, erhält Thorgal die Medizin für Aaricia.

 

Bekanntes Handlungsmuster

 

Das Handlungsmuster ist sattsam bekannt: Aaricia schwebt in Lebensgefahr, Thorgal zieht los, um ein magisches Artefakt zu erlangen, hat unterwegs Gelegenheit, seinen Mut, seine Kampfkünste und seinen Humanismus unter Beweis zu stellen, und am Ende ist die Aufgabe gelöst, die Familie gerettet und das Abenteuer zu Ende. Tatsächlich ist die Handlung ein wenig dünn für ein großformatiges Album mit einem Umfang von 135 Seiten. Einige der übergroßen Kampfszenen und Naturdarstellungen wirken tatsächlich so, als habe das Duo hier versucht, "Zeilen" zu schinden. Wobei die Zeichnungen Rouges in ihrer zum Teil überzogenen Größe recht ungelenk wirken, sie sind sehr flächig gehalten, bieten oft Umrisse, aber keine großartigen Strukturen, die eine solche Vergrößerung rechtfertigten.

 

Überraschende Farbgebung

 

Die Geschichte ist zielstrebig erzählt, weist keine großen Überraschungen auf, bietet klassischen Thorgal-Stoff und typische Thorgal-Ethik. Es ist ein sehr blutiges Abenteuer, trotzdem ist bemerkenswerterweise nicht Rot, sondern Blau die vorherrschende Farbe. Thorgal wird vom Flussvolk für seine Mission mit traditionellen blauen Kriegsfarben angemalt. Thorgal streift durch blaue Urwaldwelten, erklimmt bläuliche Baumwipfel, besteht Kämpfe in bläulichen Fluss- und Meerlandschaften. Das ist eindeutig etwas Besonderes, und dafür gibt es einen Zusatzpunkt.
Insgesamt aber erscheint die Geschichte vom weißen Retter aus Europa doch etwas ausgelutscht, und die Handlung, die zum Großteil aus Kampf und Gemetzel besteht, befriedigt nicht. Schön ist die edle Aufmachung des Bandes, ein großformatiges Hardcover-Album mit einem umfangreichen Anhang, der als "Making off" deklariert ist, aber vor allem große Porträtzeichnungen und einige Auszüge aus dem Buch in Verrößerung zeigt. Insgesamt sicher okay, aber es hält den Vergleich mit dem ersten Band der Reihe, Robin Rechts "Adieu, Aaricia" nicht aus.

 

Fazit: Edel aufgemachter Großband mit schwacher Story, Metzeleien und einer besonderen Vorliebe für die Farbe Blau. Ganz okay, aber nicht mehr als Durchschnitt. Und etwas zu wenig Inalt für eine solches Großalbum.

 

Thorgal Saga: Wendigo. Text: Fred Duval, Zeichnungen: Corentin Rouge. Bielefeld: Splitter Verlag, 2024. 135 S., Euro 29,80.

 

Weitere Thorgal-Abenteuer
Thorgal 31: Der Schild des Thor
Thorgal 32: Die Schlacht von Asgard
Thorgal 33: Schwertboot
Thorgal 34: Kah-Aniel
Thorgal 35: Scharlachrot
Thorgal 36: Aniel
Thorgal 37: Der Eremit von Skellingar
Thorgal 38: Die Selkie
Thorgal 39: Neokora
Thorgal 40: Tupilak
Thorgal 41: Tausend Augen

 

Kriss de Valnor 1: Ich vergesse nichts!
Kriss de Valnor 2: Das Urteil der Walküren
Kriss de Valnor 3: Einer Königin würdig
Kriss de Valnor 4: Bündnisse
Kriss de Valnor 5: Rot wie der Raheborg
Kriss de Valnor 6: Die Insel der verlorenen Kinder
Kriss de Valnor 7: Der Berg der Zeit
Kriss de Valnor 8: Der Herr der Gerechtigkeit

 

Lupine 1: Raïssa
Lupine 2: Die abgeschnittene Hand des Gottes Tyr
Lupine 3: Das Reich des Chaos
Lupine 4: Crow
Lupine 5: Skald
Lupine 6: Die Königin der Schwarzelfen
Lupine 7: Nidhöggr

 

Thorgals Jugend 1: Die drei Schwestern
Thorgals Jugend 2: Das Auge Odins
Thorgals Jugend 3: Runa
Thorgals Jugend 4: Berserker
Thorgals Jugend 5: Slive
Thorgals Jugend 6: Der Drakkar aus dem Eis
Thorgals Jugend 7: Blauzahn
Thorgals Jugend 8: Die zwei Bastarde
Thorgals Jugend 9: Die Tränen der Hel
Thorgals Jugend 10: Sydönia
Thorgals Jugend 11: Grym

 

Thorgal Saga: Adieu, Aaricia
Thorgal Saga: Wendigo

 

© Petra Hartmann




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Reimer Boy Eilers: Mit Magellan I - Die Ausfahrt

Geschrieben von Petra , in Helgoland 05 Oktober 2024 · 622 Aufrufe
Helgoland, Reimer Boy Eilers und 1 weitere...

Der Schriftsteller Reimer Boy Eilers holt aus zu einem Groß-Epos: "Mit Magellan" nennt er seinen umfangreichen Fahrtbericht, der sich die Weltumseglung Fernando Magellans zu Thema gesetzt hat. Wobei der erste Band, "Die Ausfahrt" genannt, weit entfernt von Sevilla beginnt, in einer Gegend, die der portugiesische Kapitän in Spaniens Diensten ganz sicher nicht bereist hat: Der Ich-Erzähler Pay Edel Edlefsen erleidet Schiffbruch auf dem Weg von Helgoland zum Festland und wird durch ein eigentümliches Schicksal an Bord der Armada verschlagen.
Der Held des Buches ist den Lesern bereits aus Eilers' Buch "Das Helgoland, der Höllensturz" bekannt. Der junge Fischer Pay Edel (der helgoländische Vorname wird ausgesprochen wie "Poi", erklärte der Autor in einer Lesung) ist zusammen mit seinem Vater in seiner Schaluppe "Die kleine Liebe" von Helgoland in Richtung Elbmündung unterwegs, als ihm der Klabautermann erscheint und ihn warnt. Kurz darauf gerät das Boot in einen Sturm und wird zerschlagen, der Vater ertrinkt, einzig Pay wird rechtzeitig von der Besatzung eines Kaufmannsschiffs aus dem Wasser gezogen. Doch das Schiff ist auf dem Weg nach Amsterdam, und der Kapitän denkt gar nicht daran, wegen eines Schiffbrüchigen seinen Kurs zu ändern. In Amsterdam hat Pay noch mehr Pech, denn er wird unter Vorspiegelung falscher Tatsachen auf ein Schiff nach Sevilla gelockt. Und dort schließlich kann er dem drohenden Tod nur entrinnen, indem er sich als Matrose für Magellans nicht weniger todgefährliche Reise verschreibt. Der 522 Seiten starke Auftakt zu einem Mega-Epos. Und schon der gewaltige Untertitel macht deutlich, dass man es mit etwas Wuchtigem zu tun bekommt. Der vollständige Buchtitel lautet:
"Mit Magellan Oder wie ein friesischer Fischer ein Unglück auf See hat und anschließend für dumm verkauft wird, so dass er in Sevilla landet und gezwungen wird, sich bannig schlau zu machen und um die Welt zu segeln, wenn er sein Hilliges Eiland und die Jungfer Peerke wiedersehen will. Ein Lied der See, der Liebe und des Wissensdurstes. Reise um die Welt in drei Teilen."
Reimer Boy Eilers gibt sich nicht mit Kleinigkeiten ab.

 

Wiedersehen in Amsterdam

 

Freunde von Eilers' Roman "Das Helgoland, der Höllensturz" werden sich freuen, einen alten Bekannten wiederzutreffen: Denn Pay begegnet seinem Freund, dem "Esquimeaux" Qivitoq, in Amsterdam wieder. Der Inuit, oder besser Halb-Inuit, hatte damals Helgoland verlassen, wo er auf der Reise von Kopenhagen nach London gestrandet war. Er ist noch immer auf dem Weg nach London, wo er seinen Vater suchen will. Vorläufig ist der Seehundjäger aber ebenfalls weit entfernt davon, den Weg nach England zu finden. Auch er wird betrügerischerweise für das Schiff nach Sevilla angeheuert, das man ihm als Fahrtgelegenheit nach London verkauft hat.
Außer mit dem jungen Seehundjäger befreundet sich Pay unterwegs mit einem weiteren weitgereisten und exotischen Teilnehmer der geplanten Weltumseglung: Der Gelehrte Nureddin al Gharb ist ein getaufter Araber, hochgebildet und vor allem durch seine Fähigkeiten als Kartograph für Magellan von außerordentlichem Wert. Wobei das ungleiche Trio eigentlich ein Freundesquartett ist: Denn ein Amsterdamer Straßenhund, den Pay auf den Namen Nimmersatt tauft, hat einen Narren an dem Helgoländer gefressen und läuft ihm seit ihrer ersten Begegnung nach. Nimmersatt ist ein sehr kluges, treues Tier, das durch eine ungewöhnliche Wendung für Pays relativ gute Beziehung zu einem spanischen Komtur verantwortlich ist. Und, ebenfalls ungewöhnlich: Das Tier reist ihm bis Sevilla nach und erhält, eben Dank der guten Beziehungen, sogar die Erlaubnis, mit an Bord des Weltumseglers zu gehen.

 

Ein dicker Reisebrief nach Helgoland

 

Pay erzählt umständlich, ein bisschen püttjerig, spinnt einen sehr langen Faden in seinem Reisebericht. Das Ganze kommt daher als ein dicker Brief, den der Helgoländer an seine Braut, Jungfer Peerke auf dem roten Felsen, schreibt. Was es damals im Jahr 1519 an Porto gekostet haben mag, einen solchen Ziegelstein, der ja auch erst der erste Band der Reiseabenteuer ist, davon hat der Held offenbar noch keine Vorstellung. Es ist der Tonfall eines Menschen, der im Erzählen noch ungeübt ist, aber gleichwohl viel erlebt hat. Und Pay muss im Vorfeld so einiges erklären. So sind dem eigentlichen Reisebericht, der erst auf Seite 103 beginnt, zahlreiche Überlegungen Pays zu der Frage vorgeschaltet, was einen Menschen überhaupt in die Welt hinauszieht, was Malakka, Thule, die Dominikaner oder die Herkunft von einer Insel überhaupt bedeuten. Pay greift bereits voraus auf die Zeit, als er als Gefangener, der Meuterei beschuldigt, am Strand in Ketten sitzt und seine Memoiren in den Sand schreibt. Ereignisse, die im ersten Band noch gar nicht berichtet werden. Und Pay erklärt, wieso er überhaupt schreiben kann. Denn als er seine vertrackten drei Kreuze unter den Heuer-Kontrakt zur Fahrt nach Sevilla setzte, befand er sich noch im ahnungslosen Stand des Analphabetentums. Immer wieder erzählt er, wie er bei Nureddin al Gharb das Schreiben und auch viele andere Wissenschaften erlernte. Wenn er im Verlauf seines Berichts schwierige Wörter benutzt oder komplizierte Hintergründe und Zusammenhänge schildert, so erklärt er stets, damals habe er das alles noch nicht gewusst, sein Lehrer hätte ihm dies beigebracht.

 

Detailreich und gründlich recherchiert

 

Reimers hat für seinen Roman offenbar ausgiebig und gründlich recherchiert. Viele kleine Details führen den Leser ein in die Welt des 16. Jahrhunderts und in die Gepflogenheiten der unterschiedlichen Stände und Stadtbürgerschaften. Das unrühmliche Gerberhandwerk, zu dem Pay in Amsterdam seine Zuflucht nimmt, kitzelt den Leser geradezu mit seinem Uringestank in der Nase. Man lernt Seemannsbrauch und Heiligenverehrung jener Zeit kennen, erfährt etwas über den Stand der Karthografie und das Wissen der Welt. Einzelheiten wie die brennende Insel Madeira, auf der die Portugiesen Brandrodung betrieben, machen das Buch zu einer schönen Fundgrube historischer Details. Ein bisschen daneben gelegen hat der auf Helgoland aufgewachsene Autor allerdings, als er Pay von der Cuxhavener Kugelbake schreiben lässt. Denn die erste Kugelbake wurde erst 1703 errichtet.

 

Langgedicht als Schlusskapitel

 

Das Buch ist alles andere als ein schnell und oberflächlich konsumierbarer Abenteuerroman. Auf die etwas umständlich, bewusst verlangsamende und auch manchmal abschweifende Art Pays und den die Sprache der frühen Neuzeit spiegelnden Tonfall muss man sich schon einlassen. Und auch das Schlusskapitel, in dem Pay einen Text seines Freundes al Gharb präsentiert, verlangt dem Leser einiges ab. Unter dem Titel "Die Abschiedsmesse" hat der maurische Gelehrte nämlich ein kleines Versepos oder ein Langgedicht über die kirchliche Zeremonie zum Aufbruch der Schiffe" verfasst. Zitate, die jeweils unter den Kapitelüberschriften stehen, runden die Vielstimmigkeit dieses Reisebriefes ab. Und wenn dann auch noch der Esquimeaux Qivitoq hinzukommt, für den jedes größere Säugetier ein "Hund" ist und der an jedes Substantiv ein -mik anhängt wird der bunte Tonfall des Buchs perfekt.

 

Fazit: Umfangreicher, gründlich recherchierter Auftaktband eines noch umfangreicheren Reise-Epos. Detailreich, vielstimmig und lehrreich. Lesenswert, macht Lust auf Teil II.

 

Reimer Boy Eilers: Mit Magellan. Band 1: Die Ausfahrt. Von Hilligen Eiland nach Sevilla. Freiburg: Kulturmaschinen Verlag, 2022. 522 S., Euro 19,50.

 

 

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Die Schiffbrüchigen von Tumbatu
Mit Magellan II: Das Paradies

 

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Lucian Caligo: Der Fluch des Ritters Anastasius

Geschrieben von Petra , in Bücher - phantastisch 30 September 2024 · 655 Aufrufe
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Ein verfluchter Ritter, seine Erlösung und vier Abenteuer auf dem Weg dorthin - darum geht es in "Der Fluch des Ritters Anastasius". Das von Lucian Caligo herausgegebene Büchlein enthält fünf Geschichten, deren verbindendes Element das Schicksal des Titelhelden ist.
Lucian Caligo erzählt im Vorwort etwas zum Hintergrund und zur Entstehung dieser Geschichtensammlung. Er hatte vor einiger Zeit eine Kurzgeschichte über den Ritter geschrieben. Die Story, die im vorliegenden Buch als erste abgedruckt ist, schildert, wie Anastasius im Zweikampf seinen Gegner besiegt. jedoch von diesem verflucht wird. In der Folge verliert er alles: Besitz, Freunde, Familie, Geliebte und sein gutes Aussehen. Als Untoter in einem immer weiter zerfallenden Leib zieht er ruhelos durch die Lande, von Menschen gehasst und verfolgt, immer auf dem Rückzug und im Verborgenen lebend. Schließlich bietet sich ihm die Möglichkeit zur Erlösung ...
Der Autor hatte in der Geschichte angemerkt, Anastasius hätte in dieser Zeit zahlreiche Abenteuer erlebt. Zwischenzeitlich spielte Caligo mit dem Gedanken, die Handlung zu einem Roman auszubauen. Doch die Idee wurde dann doch nicht verwirklicht. Stattdessen bat er einige befreundete Autorinnen, Erzählungen über den Ritter Anastasius während seines (Un-)Lebens unter dem Fluch zu schreiben. Vier Autorinnen steuerten nun ihre Sicht auf Anastasius bei. Herausgekommen ist ein schmales, aber gehaltvolles Büchlein mit fünf sehr unterschiedlichen, doch gleichwohl ausnahmslos lesenswerten Geschichten.

 

Familienbande

 

Die erste Autorin, Tanja Kummer, nennt ihre Geschichte: "Familienbande über den Tod hinaus". Sie lässt das Abenteuer in einer Zeit spielen, die erst kurz nach Anastasius' Verwandlung und dem Blutbad auf der Hochzeitsfeier liegt. Anastasius hat noch sehr viele Angewohnheiten aus der Zeit, als er noch lebte. So trinkt er gewohnheitsmäßig frisches Wasser, das ihm jedoch durch die zerfetzte Kehle wieder entrinnt. Auch erinnert sich ein Gespenst, dem er begegnet, sehr genau an die Nachricht von dem Gemetzel, das Anastasius angerichtet hat. Die Geisterfrau bittet den Ritter um einen Gefallen: Ihr Sohn habe Haus und Hof verspielt. Auf seine Mutter höre er nicht. Ob nicht der untote und grauslich aussehende Ritter ihm einmal ins Gewissen reden könne.? Anastasius lässt sich breitschlagen und ist bereit zu helfen. Allerdings stellt er fest, dass nicht alles ganz genau so ist, wie die Geisterfrau ihm erzählt hat ... Gut getroffen und mit viel Sinn für Details erzählt.

 

Ergreifende Begegnung im eisigen Wald

 

Mit "Der Ritter und die Dame" hat Heike Schrapper dem Büchlein die ergreifendste Geschichte der Sammlung geschenkt. Die äußere Handlung ist recht schlicht: Der Ritter trifft eine einsame, hilfsbedürftige junge Frau, die allein und bei eisigen Temperaturen im dunklen Wald unterwegs ist. Natürlich bietet er ihr, als echter Ritter, seine Hilfe an. Er stellt nur die Bedingung, dass sie ihn nicht ansieht. Ein Fluch liege auf ihm, sagt er. Eine Frau, die ihn ansieht, müsse zu Stein werden. So geleitet er die junge Frau bis kurz vor die Stadt, die ihre neu Heimat werden soll. Eine banale Handlung? Nein, die Gespräche zwischen beiden sind äußerst intensiv. Und dann, am Ende ... Gänsehaut. Lest selbst.

 

Ein Bronzeschild für die Hexe

 

Eva von Kalm steuerte die Geschichte "Zwischen Feuer und Vollmond" bei, ein klassisches Fantasy-Abenteuer. Ritter Anastasius verdingt sich bei einer Hexe, die ihm etwas wahrhaft Kostbares gewähren kann: einmal wieder als gutaussehender, unentstellter Edelmann an einem Ball teilnehmen zu dürfen. Der Preis: Anastasius muss ihr die Zutaten für ein magisches Artefakt verschaffen, einen Schild, der von Vollmondlicht und Feuerschein bestrahlt werden muss, um seine Besitzerin zur mächtigsten Hexe der Welt zu machen. Die Autorin schuf ein magisches Abenteuer mit märchenhaften Zutaten und einem gelungenen Showdown. Etwas schade allerdings, dass ein gewisses Schmuckstück, das der Ritter bei sich führt, dann doch keine Funktion erhält. Nur als eine Erinnerung in den grünen Augen seiner Tanzpartnerin blinkt der Edelstein in Anastasius' Gedanken auf. Aber vermutlich war das genau so gewollt von der Autorin.

 

Ein Geschenk von einem Blinden

 

Die letzte Geschichte trägt den Titel: "Die Gnade des blinden Sehers". Sie ist der kürzeste Beitrag zu diesem Buch. Sabine M. Schmid führt Anastasius in den Süden, es könnte sich um Griechenland handeln. Der Ritter tötet beim Besuch eines verfallenen Tempels beinahe zwei Schlangen, besinnt sich dann aber anders. Als er kurz darauf einen blinden Bettler trifft, schenkt er diesem einen Beutel Gold, den er kurz zuvor gefunden hat. Der Dank des Bettlers ist überraschend und für Anastasius sehr angenehme Erfahrung. Eine interessante Wendung und sehr schön zu lesen.
Die fünf Geschichten ergeben zusammen eine sehr interessante und gut komponierte Sammlung. Jeder der Beiträge spielt das Thema Fluch und Ausgestoßen-Sein auf seine eigene Weise dar und zeigt dabei immer wieder, dass Anastasius im Grunde seines Herzen doch "Mensch" geblieben ist. Ein spannendes Experiment und ein Kosmos, aus dem man auch gern mehr Geschichten gelesen hätte.

 

Fazit: Gelungenes Gemeinschaftsprojekt um einen sympathischen, wenn auch zerbröselnden Helden. Schön komponiert und mit sehr viel Herzblut geschrieben. Lesenswert.

 

Lucian Caligo präsentiert: Der Fluch des Ritters Anastasius. Mit Geschichten von Tanja Kummer, Eva von Kalm, Heike Schrapper und Sabine M. Schmid. Selbstverlag, o.J. 99 S., Euro 8.

 

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Veronika Bicker: Flucht durch den Weltenriss

Geschrieben von Petra , in Bücher - SF, Bücher - phantastisch 15 September 2024 · 972 Aufrufe
Veronika Bicker, Wurdack und 1 weitere...

Veronika Bicker erzählt in ihrem Roman "Flucht durch den Weltenriss" von einer Verfolgungsjagd durch mehrere Welten und von Portalen, die diese verbinden. Weltenschiffe, die einen magischen "Weltenstein" an Bord haben und einen speziell ausgebildeten "Wanderer", der für den Übergang notwendig ist, sind die einzige Möglichkeit, die Portale zu durchqueren. Jedenfalls ist es das, was der Gardist Niano glaubt ...
Die Geschichte hat zwei Haupptfiguren. Gardist Niano - für ihn wählte die Autorin die Perspektive des personalen Erzählers - ist im Auftrag des Rates auf der Jagd nach der jungen Wanderer-Schülerin Madrey. Madrey wird beschuldigt, ihren Mentor, den Wanderer Leone, umgebracht zu haben. Doch in den aus der Ich-Perspektive geschriebenen Madrey-Kapiteln wird schnell deutlich, dass Leone nicht nur ein übergriffiges geiles Arschloch ist, sondern auch, dass er geheime, verbotene Studien betreibt und dabei selbst vor Menschenopfern nicht zurückschreckt. Tatsächlich stinkt einiges ganz gewaltig in den Welten, die durch die Weltenrisse verbunden sind. Und auch der Rat entpuppt sich im Verlauf der Geschichte als eine Institution, die alles andere als integer ist.

 

Schiffsunglücke und Drachenkampf

 

Die Niano-Handlung legt den Schwerpunkt eindeutig auf den Bereich des Abenteuers und der Action. Spektakuläre Schiffsunglücke bei den Passagen, Überlebens-Versuche im Sumpf, Detektivarbeit und versiffte Stationen am Arm der Welt gehören zum Hard-Boiled-Setting, in dem sich der Gardist herumschlagen muss. Am Ende muss er sich auch noch mit waschechten und keineswegs zahmen Drachen auseinandersetzen.
Madrey dagegen lässt den Leser teilhaben an ihrer Entdeckung der Magie, der Übergänge in andere Welten, an ihrer Beziehung zu ihrem Mentor. Dabei legt die junge Novizin eine ungeheure Naivität an den Tag. "Lauf weg, Madrey!", möchte man ihr zurufen, wann immer Leone sie schlägt oder missbraucht oder verlangt, dass sie besonders aufreizende Kleider trägt. Doch wie ein sexuell missbrauchtes Kind oder ein Opfer des Stockholm-Syndroms redet sie sich immer wieder ein, dass sie Leone liebt, dass es ihre Schuld ist, wenn er sie schlägt, und dass sie alles tun will, damit er keinen Grund hat, zornig auf sie zu sein.
Aber der ungewöhnliche Querriss, der sich in Leones Forschungszimmer aufgetan hat, ist ganz anders als die "normalen" Weltenrisse und erst recht kein hartmloses Forschungsobjekt. Dahinter lauert "Das Andere": Magie, Macht, aber auch eine tödliche Bedrohung.
Der Roman bezieht seine Spannung vor allem daraus, dass der Leser "mehr weiß" als die beiden Helden. Man weiß, dass der getötete Leone, nach dessen Mörderin der Gardist fahndet, kein Unschuldslamm ist, dass Madrey, wenn sie überhaupt schuldig ist, sehr gute Gründe gehabt hat, ihn zu erledigen, man weiß, dass ihr Mentor bösartig ist, während sich Madrey noch in Harmonieträumen wiegt und ihm alles recht machen will. Sehr interessant ist das Konzept der "Wanderer", einer Gruppe von Begabten, die offenbar größer ist, als zu Beginn angenommen.
Veronika Bicker erfindet in ihrem Roman das Rad vielleicht nicht unbedingt neu. Klassische Typen wie der raubeinige Ermittler, der sich in heruntergekommenen Stationen mit schlechtem Kaffee aufputscht, und die naive Schülerin mit der besonderen Begabung, die vollbringt, woran erfahrene und gut ausgebildete Experten scheitern, gehören zum Standard-Personal nicht nur fantastischer Literatur. Doch schafft die Autorin es, ihre Geschichte gut, flüssig und spannend zu erzählen, und hat einen überzeugenden Abenteuer-Roman vorgelegt.

 

Fazit: Spannendes, flüssig geschriebenes und leicht zu lesendes Abenteuer, Geschichte einer Reise durch mehrere Welten und Aufklärung eines Mordes. Gut geschrieben und lesenswert.

 

Veronika Bicker: Flucht durch den Weltenriss. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2021. 259 S., Euro 13,95.

 


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Michael Böhnhardt: Im dunklen Buch des Anbeginns

Geschrieben von Petra , in Bücher - SF 15 September 2024 · 1.560 Aufrufe
Bücher - SF, Michael Böhnhardt

Eine eigenwillige Interpretation der biblischen Geschichte um Gott, Adam und Eva, das Paradies und die Engel liefert Michael Böhnhardt in seinem Roman "Im dunklen Buch des Anbeginns". Sein Held ist der aufständische Seraph Luzifer. Dessen Gegner: eine beinahe allmächtige KI namens Gott.
Die Seraphen bzw. Seraphim, in unserem Kulturkreis als eine Form der Engel bekannt, sind bei Böhnhardt Kunstwesen mit Hörnern und einem robusten, den Menschen weit an Kraft überlegenen Körper. Sie sind beinahe unsterblich, jedenfalls hat ihr Bewusstsein die Option auf ewiges Leben: Beim regelmäßigen Bericht an Gott fertigt letzterer so genannte "Beichtkopien" der Seraphen an, Backups ihres Bewusstseins, die bei Bedarf auch in neue Körper hochgeladen werden können. Verfehlt sich der Seraph oder läuft sonst irgend etwas schief, lädt Gott einfach eine frühere Version hoch. Aber zumeist erfahren die Seraphen durch die selbstgefällige KI für (vermeintliche) Vergehen harte Strafen, die ihrer Besserung dienen sollen.
Eigentlich wollte der Seraph Luzifer nur im Dienste der KI eine Gesteinsmühle bei den Minen von Pischon inspizieren. Als er in die Fänge einer Zerkleinerungsmaschine gerät und in einen Trichter abzustürzen droht, blickt er dem Tod ins Augen. Nun ja, er ist schon unzählige Male gestorben. Luzifer entkommt. Doch der schräge Pilot Belizal, der ihn danach abholen soll, macht die Sache nicht leichter. Und als sie gar entdecken, dass auf dem angeblich verstrahlten Planeten Eden paradiesische Zustände herrschen, wird die Sache erst recht gefährlich. In der verbotenen Zone läuft offenbar ein Geheimprojekt Gottes. Zurückgekehrt in die Welt der Engel, wird Luzifer von einem sadistischen Kollegen sofort festgesetzt und gequält. Endlose schmerzvolle Kondidionierungsstrafen drohen, zuletzt der Neustart auf einer früheren Entwicklungsstufe.

 

Engel Luzifer probt den Aufstand

 

Da zettelt Luzifer seine bekannte Revolte gegen Gott an. Allerdings anders, als die christliche Tradition berichtet. Der Seraph flüchtet und entführt zahlreiche Engel nach Eden, um ihnen dieses Paradies zu zeigen. Die sind allerdings wenig begeistert und danach nicht gut auf ihn zu sprechen.
Für Verwirrung und schließlich für schwer zügelbare Begierde in den Reihen der Seraphim sorgt schließlich die Entdeckung eines weiblichen Seraphs: Lilitu. Und dann ist da auch noch Eva, die Gott einmal dem Menschen Adam zur Seite gestellt und sie ihm sofort wieder entzogen hat. Seitdem versucht Adam in jeder seiner Konditionierungsschleifen und Erziehungsrunden, Gott davon zu überzeugen, dass er seine Aufgaben wesentlich besser erfüllen könnte, wenn er Eva zurückbekäme. Doch die Rückkehr Evas gestaltet sich ganz anders, als Adam sich das vorgestellt hatte.
Michael Böhnhardt wirbelt die biblische Welt gehörig durcheinander und verquickt die Sage um den gefallenen Engel Luzifer, Adams erste Frau Lilith und den Garten Eden mit Technik, Raumfahrt und der Frage danach, was eine KI eigentlich kann und darf. Die Geschichte ist spannend erzählt, ist mit ihren Jakobsleitern und Konditionierungsebenen vielleicht etwas verwirrend, enthält eine Menge Action und Sex und wirft ein völlig neues Licht auf die im Buch Genesis erzählten Ereignisse.

 

Fazit: Biblische Geschichte einmal anders. Spannend, düster und mit gotteslästerlichem Zungenschlag erzählt. Lesenswert.

 

Michael Böhnhardt: Im dunklen Buch des Anbeginns. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2019. 308 S., Euro 13,95.

 

Weiterer Roman von Michael Böhnhardt
Das Luftschiff des Doctor Nikola
Die kybernetischen Gärten von Babylon

 

Übersetzungen
Die Rache des Doctor Nikola
Die Expedition des Doctor Nikola
Das Experiment des Doctor Nikola
Guy N. Boothby: Der Palazzo des Doctor Nikola

 

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Kerstin Groeper: Adlerkralle. Der Indianer-Junge und sein Wolf

Geschrieben von Petra , in Indianer 27 August 2024 · 893 Aufrufe
Indianer, Kerstin Groeper und 2 weitere...

Die Geschichte eines jungen Menominee-Indianer namens Adlerkralle erzählt Kerstin Groeper in ihrem gleichnamigen Roman. Das Kinderbuch für neunjährige Leser handelt von den Abenteuern des Jungen und seiner Freunde, von Leben und Kultur des Stammes der Menominee und von einer ungewöhnlichen Freundschaft des Protagonisten zu einem jungen Wolf.
Adlerkralle, in der Sprache seines Volke Keniu-neskas gerufen, ist noch ein Kind, aber er und seine Freunde können schon mit selbst gefangenen Fischen oder selbst geschossenen Kaninchen oder Truthähnen zum Unterhalt ihrer Familien beitragen. Doch noch machen Spiel und Schwimmspaß im Fluss den größten Teil ihres Tages aus. Wenn nur die "Großen" nicht wären. Vor allem Wilder Puma, ein älterer Junge macht Adlerkralle und seinen beiden Freunden das Leben schwer. Er ist einer der stärksten und wildesten Jungen im Lager, und die Erwachsenen gehen davon aus, dass er einmal ein tüchtiger Krieger wird, der für sein Volk kämpfen und Frauen und Kinder erfolgreich beschützen kann. Vorerst haben die Kinder aber nur unter seinen rauen Späßen zu leiden und können seiner Kraft bei Balgereien nichts entgegen setzen. Da hat Adlerkralle eine Idee: Eine Gespensterpuppe, ein Wendigo, an den die benachbarten Anishinabe (Ojibwe / Chippewa) glauben, soll dem Halbstarken einen gehörigen Schrecken einjagen. Was für ein Spaß!

 

Ein Wolf als bester Freund

 

Adlerkralle und seine Freunde bestehen zahlreiche Abenteuer. Sie gehen auf die Jagd, spielen Ballspiele, sind im Sommerlage bei der Ahornsaft-Ernte mit dabei und können ihren Stamm sogar vor einem Überfall durch die feindlichen Anishinabe retten. Sie üben für das große Medizin-Spiel, hören die traditionellen Legenden ihres Volkes. Vor allem aber ist es ein besonderer Freund, der bald das Leben des jungen Menominee prägen wird: Als die Kinder eine verendete Wölfin finden und kurz danach ihr verwaistes Junges, ist es Adlerkralle, der den Welpen an sich nimmt und aufzieht. Das Tier, das erst nur ein nerviger Zeltgenosse ist und alles annagt, wird bald zum Spielgefährten, schließlich zum Partner und Beschützer. Doch wer hätte geahnt, dass die tote Wolfsmutter auch bei Adlerkralles Visionssuche und dem Werben um einen Schutzgeist ihre Pfoten im Spiel haben wird?
Das Buch ist spannend und kindgerecht geschrieben und vermittelt obendrein eine Menge Wissen über die Kultur und Lebensweise der nordamerikanischen Waldindianer. Sehr schön sind auch die Zeichnungen von Marion Großer, die das Buch auch zu einem optischen Vergnügen machen. Die Sprache ist altersangemessen und auf junge Leser zugeschnitten, doch auch Eltern werden beim Vor- oder Mitlesen auf ihre Kosten kommen. Ebenfalls kindgerecht ist die Schilderung der Begegnung zweier feindlicher Stämme: Hier fällt kein einziger Schuss, und die Kinder lernen zum einen, dass man den Gegner nicht nur durch Waffengewalt, sondern auch durch Köpfchen an bösen Taten hindern kann, zum anderen, dass man sich den Feind zum Freund machen kann und sollte.

 

Fazit: Ein spannendes und lehrreiches Kinderbuch, das auf unaufdringliche Art viel über die Kultur der Menominee vermittelt. Außerdem ein Lehrbuch in Sachen Freundschaft. Und welches Kind träumt nicht davon, einen eigenen Hund zu besitzen? Hier ist es eben ein noch nicht domestizierter Hund.

 

Kerstin Groeper: Adlerkralle. Der Indianerjunge und sein Wolf. Kinderroman. Hohenthann: TraumFänger Verlag, 2017. 169 S., Euro 9,90.

 

Weitere Bücher von Kerstin Groeper:
Träume von Salbei und Süßgras
Grauer Wolf - Ein Indianerjunge will nach Hause
Indigene Märchen
Mohawk Love
Im Eissturm der Amsel
Im fahlen Licht des Mondes
Der scharlachrote Pfad
Wie ein Funke im Feuer
Die Feder folgt dem Wind
Kranichfrau
Geflecktes-Pferdemädchen

 

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Felix Woitkowski: E/Meth

Geschrieben von Petra , in Bücher - phantastisch 26 August 2024 · 922 Aufrufe
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Umpf. Das ist keine ganz leichte Lektüre, die Felix Woitkowski dem Leser mit seinem neuen Roman "E/Meth" da zumutet. Das Buch ist einerseits wunderschön, nämlich in Aufmachung und Handwerkskunst eine kleine bibliophile Kostbarkeit, andererseits ist die erzählte Geschichte selbst nicht ganz frei von Widerlichkeit und Irrsinn, hoch-artifiziell und zugleich verstörend, wie es das Feuilleton wohl nennen würde ...
"E/Meth", nennt Felix Woitkowski seinen Roman. Das ist eine Kombination der beiden hebräischen Wörter "Emeth" (Wahrheit) und "Meth" (Tod), die unter anderem in den Sagen um das Kunstwesen Golem eine Rolle spielen. Die aus Lehm geschaffene Figur soll das Wort Wahrheit auf der Stirn tragen und kann in leblosen Ton zurückverwandelt werden, wenn man den ersten Buchstaben des Wortes auswischt, ihn also dem Tod übereignet. Zwischen Wahrheit und Tod also siedelt Woitkowski nun seine Erzählung an. Oder geht es hier, anders als beim Golem, darum, vom Tode zur Wahrheit zu gelangen?

 

Gefangen zwischen Ratten und Zahnrädern

 

Der Leser lernt Gregor, so heißt der Held des Romans, als Gefangenen in einem dunklen Kerker kennen. Ratten, aber auch das unheimliche Geräusch von Zahnrädern prägen diese Welt; Hunger, Durst und die Schmerzen von Hieben und Stichen sind Gregors Begleiter. Was genau er sich zuschulden kommen lassen hat und wer ihn dort einsperrte, wird nicht gesagt. Ebenso unerkennbar bleiben die Leute beziehungsweise Stimmen, die ihn am Ende des ersten Kapitels oder Prologs, überschrieben mit dem Titel "NullNichts", befreien. Obwohl ... Eine Befreiung kann man dieses Ereignis kaum nennen. Gregor, geblendet vom Licht, tritt heraus und landet in einer grotesken Albtraumwelt aus Gängen, Wänden und seltsamen Regeln.
Es gibt außer Gregor noch weitere Menschen in diesem System aus fensterlosen Räumen und Fluren. Doch die meisten sieht er nur während des Aufenthalts im Speisesaal. Jeden Tag erhalten sie eine andere Pampe mit zweifelhaftem Geschmack zu essen, jeden Tag hat das Zeug eine andere Farbe. Wasser trinken ist nicht ratsam, Dunkelheit gefährlich. Jeden Tag - wenn es denn Tage sind, die vergehen - findet Gregor eine Kapsel mit einer anderen Anweisung in seiner Tasche. Darunter so hilfreiche Ansagen wie: "Schenk anderen kein Vertrauen." Oder ganz konkret der Auftrag: "Füttere das Thier", den Gregor granatenmäßig vergeigt und beinahe zur Katastrophe werden lässt.

 

Treffen mit "Einbein", "Zweigesicht" und "Dreyfuß"

 

Er begegnet skurrilen Personen wie dem "Einbein" oder dem "Zweigesicht" oder der Frau "Dreyfuß", schneidet sich durch sandfarbene Wände hindurch und irrt fast 200 Seiten lang ziellos umher. In Zwischenstücken erklingt immer wieder die bedrohliche Stimme einer "Amia". Worauf es hinauslaufen soll, ob es einen Ausweg gibt und ob Gregor überhaupt diesen Ausweg finden will - und was dort auf ihn wartet, bleibt unklar. Das System und die Romanhandlung sind in sich geschlossen, ein Fenster in unsere reale Welt gibt es nicht.
Soll man den Roman mit dem leider inzwischen inflationär gewordenen Adjektiv "kafkaesk" beschreiben? Ein wenig an "Das Schloss" und die zahllosen Wege, die doch nie zu einem Ziel führen, erinnert das Werk Woitkowskis tatsächlich. Und der Vorname des Helden scheint ihn dafür zu prädestinieren, in einer düsteren Albtraumwelt aus schweren Träumen zu erwachen und sich in ein ungeheures Ungeziefer verwandelt zu finden. Mit dem Unterschied, dass - Achtung: Spoiler - Woitkowskis Gregor im Gegensatz zum Protagonisten des Kafka'schen Schlossromans am Ende sogar eine Art Ziel erreicht. Freilich eines, das er weder angestrebt noch erwartet hat und das sich fugenlos in die Absurdität des Gänge-Labyrinths einfügt.

 

Gepflegte Sprache und eklige Momente

 

Die Sprache ist durchaus gepflegt und gehoben, der Ton der Handlung angemessen und frei von Brüchen, ein wenig maniriert in der Wortwahl und Namensgebung, doch durchaus schlüssig. Woitkowski schildert gruselige und eklige Momente ebenso wie undurchschaubare Absurditäten und surreale Szenen, die von den Personen im Gängesystem mit einer gewissen Selbstverständlichkeit aufgenommen werden. Misstrauen und Verdächtigungen, Fatalismus und kauziges Eigenbrötlertum prägen die Menschen im Gängesystem, und Woitkowski gelingt es recht gut, diese seltsame Gesellschaft zu schildern.
Dabei kommt das Buch ausgesprochen edel daher. Gebunden in Crinkle-Buchleinen, mit Goldprägung auf dem Buchrücken, Lesebändchen und mit Schutzumschlag, reich und beunruhigend illustriert, nummeriert und signiert von Autor und Illustrator und in einer limitierten Ausgabe von 100 Exemplaren ist das Buch schon eine echte Besonderheit, die erneut eindrucksvoll unter Beweis stellt, dass die Edition Dunkelgestirn prachtvolle Bücher herausbringt. Wie gesagt, ein schönes Buch. Mit einem Inhalt, der schon ein besonderes Lesepublikum braucht.

 

Fazit: Kafkaesk, verstörend, eher literarisch als Genre-Literatur, auf keinen Fall ein "nettes" Buch. Man muss sich schon sehr sehr sehr weit darauf einlassen.

 

 

Felix Woitkowski: E/Meth. Illustriert von Falpico. Neustadt in Sachsen, 2024. 213 S., Euro 30. Auf 100 Exemplare limitierte und nummerierte Auflage, signiert von Autor und Illustrator.

 

Weiteres Buch von Felix Woitkowski
Kollaboratives und literarisches Schreiben im Internet

 

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Das intergalaktische Bestiarium, 2025

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Was verbirgt sich hinter dem Tor des Krkt-jinn und warum verliert der Planet Light Lady seine Schwerkraft? Kann die Heimat der Regenbogenkatzen noch gerettet werden? Gibt es das sagenhafte Tier der Unordnung wirklich? Sind die irrsinnigen Prophezeiungen über das Wiedererwachen des unheiligen Urgottes Chthonio möglicherweise doch ernst zu nehmen? Und ist wirklich jeder dem Tod geweiht, der der Wurzel allen Übels begegnet?

Das Universum hat viele Wunder hervorgebracht, aber keines ist größer als das Leben. Ein paar der ungewöhnlichsten Lebewesen aller Welten sind in diesem intergalaktischen Bestiarium zu finden. Thomas Hofmann und Petra Hartmann haben sie aufgespürt.

 

Buch-Infos:

Das intergalaktische Bestiarium. Text: Petra Hartmann / Zeichnungen: Thomas Hofmann. Neustadt in Sachsen: Edition Dunkelgestirn, Mai 2025. 180 Seiten.
Reichhaltig mit Illustrationen von Thomas Hofmann versehen, zu denen die Texte von Petra Hartmann verfasst wurden. Gebunden in blaues Leinen, mit Leseband, silberner Prägung auf dem Buchrücken und Schutzumschlag. Versehen mit den Signumklischees der Autoren, nummeriert und auf 100 Exemplare limitiert. 32,90 Euro.

 

 

 

Das Herz des Donnervogels, 2023

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Ein Indianer taucht in dem verschlafenen Küstenstädtchen Kitty Hawk auf. Die Witwe Murdoch ist überzeugt, dass der Fremde ein Kundschafter ist und bald seine roten Spießgesellen zum Morden und Plündern mitbringen wird. Doch Junger Adler hat andere Pläne. Er träumt vom Fliegen und wartet auf das Eintreffen zweier verrückter Fahrradhändler.
Karl-May-Fans kennen Junger Adler bereits aus dem Roman Winnetous Erben. Die Vorgeschichte zu diesem Buch wird nun von Petra Hartmann erzählt.

 

Buch-Infos:
Petra Hartmann: Das Herz des Donnervogels

Band 18, Abenteuer-Roman
Exklusive Sammler-Ausgabe
Seiten: 282

Taschenbuch
VÖ: April 2023

2. Auflage: April 2024.
Künstler: MtP-Art (Mario Heyer)
Künstler (Innenteil): MtP-Art (Mario Heyer)
Preis: 12,95 Euro

 

Bestellen beim Blitz-Verlag

 

Das E-Book ist zum Preis von Euro 3,99 erhältlich.

Unter anderem bei Amazon

oder direkt beim Blitz-Verlag.

 

 

 

Falkenblut, 2020

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Blut und Tod, so weit die Falkenaugen reichen: So hatte sich Valkrys ihren ersten Flug als Walküre nicht vorgestellt. Ragnarök, die Endzeit-Schlacht, ist geschlagen. Die Götter tot, die Welt ein Flammenmeer, das Götterreich Asgard droht, in die Tiefe zu stürzen. Einzig Widar, den Sohn und Erben Odins, kann die Walküre retten. Doch der neue Götterkönig schweigt sich über seine Ziele aus ...

Es ist eine schaurige Welt, in der sich die junge Walküre behaupten muss. Doch Valkrys wäre keine echte Falkin, wenn sie einem Kampf aus dem Weg gehen würde. Todesmutig und mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor stürzt sie sich in die Begegnungen mit Jöten, Thursen, Reifriesen, Seelenräuberinnen, Werwölfen, Berserkern, Hexen, Meerungeheuern und dem furchtbaren Totenschiff Naglfari.

 

 

Petra Hartmann: Falkenblut.

Sibbesse: Hottenstein, 2020.

Broschiert, 247 S., Euro 11.

ISBN 978-3935928991

 

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Hörbuch: Drachen! Drachen! 2020

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Fatal wäre es, Drachen zu unterschätzen! Wer glaubt, genug über sie zu wissen, hat schon verloren. Diese 23 meisterlichen Geschichten aus verschiedenen literarischen Genres belegen, dass das Thema aktuell, überraschend und packend ist - und gelegentlich fies!

Die Autoren: Rainer Schorm, Achim Mehnert, Andrea Tillmanns, Malte S. Sembten, Frank G. Gerigk, Christel Scheja, Fiona Caspari, Hendrik Loy, Christiane Gref, Linda Budinger, Miriam Pharo, Carsten Steenbergen, Rebecca Hohlbein, Frank W. Haubold, Melanie Brosowski, Astrid Ann Jabusch, Thomas R. P. Mielke, Karsten Kruschel, Marc A. Herren, Petra Hartmann, Monika Niehaus, Uwe Post.

 

Herausgeber: Petra Hartmann, Frank G. Gerigk

Sprecher: Tim Schmidt

Blitz-Verlag

Ungekürzte Lesung

mp3-Download

611 Minuten, 495.91 MB

9783991093435

 

Zu bestellen unter anderem bei Thalia oder bei Amazon.

Nestis und die verbotene Welle, 2017

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Meerprinzessin Nestis und ihre Freunde sind sauer: Lehrer Seestern meint, dass laute Haifischmusik nichts für Kinder ist. Und der Kronrat stimmt ihm zu. Deshalb bekommt die Band »Ølpæst« Auftrittsverbot in der gesamten Nordsee. Doch plötzlich ist deren Musik überall zu hören: Ein Piratensender strahlt die Hits der Knorpelfischgang lautstark aus.

Als eine hochexplosive Kugelmine über dem blauen Glaspalast im Meer dümpelt und ein führungsloser Öltanker in die Nordsee einfährt, droht eine wirkliche Ölpest. Gelingt es den Meerkindern, ein Unglück zu verhindern?

 

Petra Hartmann: Nestis und die verbotene Welle. Mit Illustrationen von Olena Otto-Fradina. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. Voraussichtlich ab Juni 2017 erhältlich.

Buch-Infos: ca. 152 Seiten, 14,2 x 20,6 cm, Hardcover, zahlreiche s/w-Illustrationen, mit Fadenheftung, Euro 14,90, ISBN 978-3-977066-00-1

 

Leseprobe

 

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Demantin, 2016

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Demantin, der junge König von Antrium, liebt die griechische Königstochter Sirgamot. Doch ihr Vater ist strikt gegen die Hochzeit. Immerhin ist Sirgamot erst zwölf Jahre alt. So zieht Demantin in die Welt, um Ruhm zu erwerben, den Namen seiner Geliebten durch seine Taten zu verherrlichen und sich dem griechischen König als Schwiegersohn zu empfehlen. Er besteht heldenhafte Kämpfe, erwirbt sich die Freundschaft der Königin und des Königs von England und besiegt ein schauriges Meerweib. Letzteres allerdings erweist sich als verhängnisvoll. Denn die sterbende Unholdin verflucht Demantin und prophezeit, dass seine Geliebte mit dem üblen König Contriok verlobt werden soll. Kann Demantin noch rechtzeitig zurückkehren, um die Hochzeit zu verhindern?

 

Berthold von Holle / Petra Hartmann: Demantin. Ein Ritter-Epos
128 Seiten | 12 x 17 cm | Softcover | Klebebindung |
Verlag Monika Fuchs | Hildesheim 2016
ISBN 9-78-3-940078-34-6
8,95 EUR

 

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Leseprobe

 

Crane, 2016

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Gayol, der Sohn des ungarischen Königs, hat in jugendlichem Übermut den alten Hofmarschall seines Vaters zum Wettkampf herausgefordert und eine peinliche Niederlage erlitten. Aus Scham flüchtet er und gerät ins Reich des deutschen Kaisers, wo er unerkannt unter dem Namen Crane (Kranich) eine Stellung als Kämmerer annimmt und bald sehr beliebt ist. Doch als der Fremde und die Kaiserstochter einander näher kommen und Hofbeamten Unzucht und eine unstandesgemäße Liebschaft wittern, beginnt eine schwere Zeit für Königssohn und Kaiserstochter. Kann Gayol sich auf die Treue Acheloydes verlassen? Und kann die lebensbedrohliche Krankheit der Prinzessin noch geheilt werden?

 

Berthold von Holle / Petra Hartmann: Crane. Ein Ritter-Epos
84 Seiten | 12 x 17 cm | Softcover | Klebebindung |
Verlag Monika Fuchs | Hildesheim 2016
ISBN 978-3-940078-48-3
6,95 EUR

 

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Leseprobe

Hut ab, Hödeken! 2015

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Ein rasender Bischof auf dem Rennstieg.
Wegweiser, die sich wie von Geisterhand drehen.
Jäger in Todesangst.
Bierkutscher mit unheimlicher Fracht.
Ein stammelnder Mönch,
der plötzlich zum brillanten Redner wird.
Sollte da Hödeken seine Hand im Spiel haben?
Sagen um einen eigenwilligen Geist
aus dem Hildesheimer Land,
frisch und frech nacherzählt
von Petra Hartmann.

 

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken!

Hildesheim: Verlag Monika Fuchs.

101 S., Euro 7,95.

ISBN 978-3-940078-37-7

 

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Leseprobe

Freiheitsschwingen, 2015

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Deutschland in den 1830er-Jahren: Für Handarbeit, arrangierte Ehe und Kinderkriegen hat die junge Bürgermeistertochter wenig übrig. Stattdessen interessiert sie sich für Politik und Literatur und greift sehr zum Leidwesen ihres Vaters selbst zur Feder, um flammende Texte für die Gleichberechtigung der Frau und die Abschaffung der Monarchie zu verfassen. Angestachelt von der revolutionären Stimmung des Hambacher Festes versucht sie, aus ihrem kleinbürgerlichen Dasein auszubrechen und sich als Journalistin zu behaupten. Gemeinsam mit ihrer großen Liebe verschreibt sie sich dem Kampf für ein freies, geeintes Deutschland und schlägt den Zensurbehörden ein Schnippchen. Die Geheimpolizei ist ihnen jedoch dicht auf den Fersen, und die junge Journalistin begeht den verhängnisvollen Fehler, ihre Gegner zu unterschätzen

 

Petra Hartmann: Freiheitsschwingen

Personalisierter Roman

München: Verlag Personalnovel, 2015

ca. 198 Seiten. Ab Euro 24,95.

(Einband, Schriftart und -größe, Covergestaltung etc. nach Wahl.)

 

Bestellen unter:

www.tinyurl.com/Freiheitsschwingen

 

Timur, 2015

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Wer ist der bleiche Jüngling im Verlies unter der Klippenfestung? Prinzessin Thia will ihn retten. Doch wer Timurs Ketten bricht, ruft Tod und Verderben aus der Tiefe hervor. Als der Blutmond sich über den Horizont erhebt, fällt die Entscheidung ...

 

Beigaben:

Nachwort zur Entstehung

Original-Erzählung von Karoline von Günderrode

Autorinnenbiografien

Bibliografie

 

Petra Hartmann: Timur

Coverillustration: Miguel Worms

Bickenbach: Saphir im Stahl, 2015.

ISBN: 978-3-943948-54-7

Taschenbuch, 136 S.

Euro 9,95

 

 

Ulf, 2015

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Ein Roman-Experiment mit ungewissem Ausgang: Ulf (Magisterstudent unbekannter Fachrichtung), stammt aus einem Dorf, das mehrmals jährlich überschwemmt wird. Zusammen mit Pastor Dörmann (Geistlicher unbekannter Konfession) und Petra (Biografin ohne Auftrag) überlegt er, was man dagegen tun kann. Als ein vegetarisches Klavier die Tulpen des Gemeindedirektors frisst und das Jugendamt ein dunkeläugiges Flusskind abholen will, spitzt sich die Situation zu. Nein, Blutrache an Gartenzwergen und wütende Mistgabelattacken sind vermutlich nicht die richtigen Mittel im Kampf für einen Deich ...
Mal tiefgründig, mal sinnlos, etwas absurd, manchmal komisch, teilweise autobiografisch und oft völlig an den Haaren herbeigezogen. Ein Bildungs- und Schelmenroman aus einer Zeit, als der Euro noch DM und die Bahn noch Bundesbahn hieß und hannöversche Magister-Studenten mit dem Wort "Bologna" nur eine Spaghettisauce verbanden.

 

Petra Hartmann:

Ulf. Ein Roman-Experiment in zwölf Kapiteln.

eBook

Neobooks 2015

Euro 2,99

Erhältlich unter anderem bei Amazon

Vom Feuervogel, 2015

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Ein Tempel in der Wüste. Heilige Männer, die sich dem Dienst des Feuervogels geweiht haben. Ein Hirtenjunge, der seinem Traum folgt. Aber wird der alte und kranke Phönix wirklich zu neuem Leben wiederauferstehen, wenn der Holzstoß niedergebrannt ist? Eine Novelle von Idealen und einer Enttäuschung, die so tief ist, dass kein Sonnenstrahl je wieder Hoffnung bringen kann.

 

Petra Hartmann:

Vom Feuervogel. Novelle.

Erfurt: TES, 2015.

BunTES Abenteuer, Heft 30.

40 Seiten, Euro 2,50 (plus Porto).

Bestellen unter:

www.tes-erfurt.jimdo.com

 

eBook:

Neobooks, 2015.

Euro 1,99.

Unter anderem bei Amazon

Nestis und die Hafenpiraten, 2014

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Endlich Sommerferien! Nestis und ihre Freunde freuen sich auf sechs Wochen Freiheit und Abenteuer. Doch ausgerechnet jetzt verhängt der Kronrat ein striktes Ausgehverbot für alle Meerkinder. Denn in der Nordsee treibt plötzlich ein furchtbares “Phantom† sein Unwesen. Möwen, Lummen und Tordalke werden von einem unheimlichen Schatten unter Wasser gezerrt und verschwinden spurlos.

Nestis beschließt, den Entführer auf eigene Faust zu jagen. Als ein Dackel am Strand von Achterndiek verschwindet, scheint der Fall klar: Die gefürchteten “Hafenpiraten" müssen dahinter stecken. Zusammen mit ihrem Menschenfreund Tom wollen die Meerkinder der Bande das Handwerk legen ...

Petra Hartmann: Nestis und die Hafenpiraten
Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014
ISBN 978-3-940078-84-1
14,90 EUR

 

 

Leseprobe unter

 

www.tinyurl.com/nestis2

Blitzeis und Gänsebraten, 2014

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Weihnachten im Potte †¦

†¦ ist so vielfältig wie die Menschen, die dort leben. Und deshalb findet sich auf diesem Bunten Teller mit 24 Hildesheimer Weihnachtsgeschichten für jeden etwas: romantische Erzählungen und freche Gedichte, Erinnerungen an die Nachkriegszeit, Geschichten von neugierigen Engeln, eifrigen Wichteln und geplagten Weihnachtsmännern. Der Huckup und die »Hildesheimer Weisen« fehlen auch nicht. Was es aber mit dem Weihnachtswunder an der B6 auf sich hat, erfahren Sie auf Seite 117. - Greifen Sie zu!

 

 

Petra Hartmann & Monika Fuchs (Hrsg.): Blitzeis und Gänsebraten. Hildesheimer Weihnachtsgeschichten.

Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014.

144 Seiten | 12 x 17 cm | Paperback |

ISBN 978-3-9400787-57-5
8,90 EUR

 

Leseprobe

Beim Vorderhuf meines Pferdes, 2014

Eingefügtes Bild

Das Messer zuckte vor. Fauchend wich die riesige Katze zurück. Doch nur, um sofort wieder anzugreifen. Das Mädchen, das auf dem Leichnam seiner Stute kauerte, schien verloren.
Acht Jahre ist Steppenprinzessin Ziris alt, als sie bei einem Sandkatzenangriff ihr Lieblingspferd verliert. Ist es wirklich wahr, was ihr Vater sagt? "Alle Pferde kommen in den Himmel ..."
Drei Erzählungen aus der Welt der Nearith über edle Steppenrenner, struppige Waldponys und die alte graue Stute aus Kindertagen.

Petra Hartmann: Beim Vorderhuf meines Pferdes. Neue Geschichten aus Movenna. eBook, ca. 30 Seiten. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014. Euro 0,99.

Erhältlich unter anderem bei Amazon.

Darthula, 2014

Eingefügtes Bild

Darthula ist die Tochter eines irischen Kleinkönigs, der über das nebelreiche Land Selama herrscht. Als schönste Prinzessin Irlands lebt sie allerdings nicht ungefährlich. Als sie den mächtigen König Cairbar abweist und ihm nicht als seine Braut folgen will, nimmt das Unheil seinen Lauf. Cairbar überzieht das kleine Selama mit Krieg und Vernichtung und rottet Darthulas Familie aus. Mit ihrem Geliebten Nathos wagt die junge Frau die Flucht über die stürmische See. Aber Wind und Wellen sind unzuverlässige Verbündete ...

Beigaben zur Neuausgabe:
Vorwort der Autorin mit Infos zur Entstehungsgeschichte
Übersetzung des "ossianischen Originals"
Autorinnenbiographie und Veröffentlichungsliste

Buch-Informationen:
Petra Hartmann: Darthula, Tochter der Nebel.
Bickenbach: Verlag Saphir im Stahl, 2014.
Taschenbuch. 126 S., Euro 9,95.
ISBN 978-3-943948-25-7

Bestellen bei Saphir im Stahl

Pressearbeit für Autoren, 2014

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Petra Hartmann, Autorin und langjährige Lokalredakteurin, gibt Tipps für die Pressearbeit vor Ort. Sie erklärt die Wichtigkeit der „Ortsmarke“ für eine Zeitung, gibt Tipps zum Schreiben von Artikeln, zum guten Pressefoto und zum Umgang mit Journalisten. Anschaulich, verständlich, praxisorientiert und für Autoren jedes Genres anwendbar.

Petra Hartmann: Pressearbeit für Autoren. So kommt euer Buch in die Lokalzeitung.
eBook. Neobooks, 2014. Ca. 30 Seiten.
Euro 1,99
Diverse Formate, für alle gängigen eBook-Reader.
Erhältlich z.B. bei Amazon, eBook.de, Thalia, Hugendubel, Weltbild u.a.

Nestis und der Weihnachtssand, 2013

Eingefügtes Bild

Als kleine Weihnachtsüberraschung gibt es für Fans des "großen" Nestis-Buchs "Nestis und die verschwundene Seepocke" jetzt ein kleines bisschen Weihnachtssand: Der Verlag Monika Fuchs hat aus der "Ur-Nestis", einem Helgoland-Märchen aus dem Jahr 2007, jetzt ein eBook gemacht. Mit einem wunderschönen Cover von Olena Otto-Fradina und mit ein paar exklusiven Einblicken in Nestis' Nordseewelt.

Klappentext:
"November 2007: Orkantief Tilo tobt über die Nordsee und reißt große Teile der Helgoländer Düne ins Meer. Wer soll nun die Robbenküste reparieren? Meerjungfrau Nestis wünscht sich einfach mal vom Weihnachtsmann 500.000 Kubikmeter Sand ..."

Bonus-Material:
Die Autorin im Interview mit Wella Wellhorn von der Meereszeitung "Die Gezeiten"
XXL-Leseprobe aus "Nestis und de verschwundene Seepocke"

Petra Hartmann: Nestis und der Weihnachtssand. Ein Helgoland-Märchen. Mit Illustrationen von Olena Otto-Fradina. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013. 99 Cent.

Erhältlich für den Amazon-Kindle

Nestis und die verschwundene Seepocke, 2013

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Eine ausführliche Leseprobe findet ihr hier:
www.tinyurl.com/nestis


Wütend stampft Meerjungfrau Nestis mit der Schwanzflosse auf. Ihre Schwester Undine ist von den Menschen gefangen worden – und weder Meerkönig noch Kronrat wagen, die Kleine zu retten. Aber Nestis fürchtet sich nicht einmal vor den furchtbarsten Monstern des Meeres. Zusammen mit ihren Freunden bricht sie auf zur Rettungsaktion, und es zeigt sich, dass tollpatschige Riesenkraken und bruchrechnende Zitteraale großartige Verbündete sind.
Petra Hartmann entführt ihre Leser in eine etwas andere Unterwasserwelt mit viel Humor und Liebe zum Detail. Trotz des phantastischen Meermädchen-Themas findet der Leser auch sehr viel naturnahe Beobachtungen aus Nord- und Ostsee, lernt die Meerbewohner und ihre Probleme kennen. Dabei werden unter anderem auch die Meeresverschmutzung, Fischerei und die wenig artgerechte Haltung von Haien in Aquarien behandelt.
Zauberhaft dazu die Zeichnungen von Olena Otto-Fradina.

Text: Petra Hartmann
Bilder: Olena Otto-Fradina
| Hardcover | 14,8 x 21 cm
Verlag Monika Fuchs | Hildesheim 2013
151 S., Euro 14,90
ISBN 978-3-940078-64-3


eBook:
Amazon-Kindle, 2154 KB
Euro 6,99
http://amzn.to/JJqB0b

Autorenträume, 2013

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Autorinnen und Autoren schicken ihre Leser in vergangene Zeiten, ferne Länder, phantastische Welten, spannende Abenteuer und bringen sie zum Träumen.
Wovon aber träumen Autoren? Vom Nobelpreis? Vom Bestseller? Vom Reich-und-berühmt-werden? Oder einfach nur davon, eines Tages vom Schreiben leben zu können? Vom Lächeln auf dem Gesicht eines Kindes, wenn das neue Märchen vorgelesen wird? Oder sind es schreckliche Albträume, die der angebliche Traumberuf mit sich bringt? Werden Schriftsteller nachts im Schlaf gar von Verlegern, Lektoren, Rezensenten oder Finanzbeamten bedroht?
Monika Fuchs und Petra Hartmann starteten eine »literarische Umfrage«, wählten aus den über 300 Antworten 57 phantasievolle Beiträge aus und stellten sie zu diesem Lesebuch zusammen. Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen des Autorenalltags und träumen Sie mit!
Von jedem verkauften Buch wird 1 Euro an das Hilfswerk Brot & Bücher e.V. der Autorin Tanja Kinkel gespendet, die auch das Geleitwort zum Buch schrieb.

Petra Hartmann und Monika Fuchs (Hrsg.):
Autorenträume. Ein Lesebuch.
ISBN 978-3-940078-53-7
333 S., Euro 16,90

Bestellen beim Verlag Monika Fuchs

Mit Klinge und Feder, 2013

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Phantasie statt Völkerschlachten - das war das Motto, unter dem die Phantastik Girls zur Schreibfeder griffen. Mit Humor, Gewitztheit und ungewöhnlichen Einfällen erzählen sieben Autorinnen ihre Geschichten jenseits des Mainstreams der Fantasy. Kriegerinnen und gut bewaffnete Zwerge gehören dabei genau so zum Personal wie sprechende Straßenlaternen, Betonfresser oder skurrile alte Damen, die im Bus Anspruch auf einen Behindertensitzplatz erheben. Dass es dennoch nicht ohne Blutvergießen abgeht, ist garantiert: Immerhin stecken in jeder der Storys sechs Liter Herzblut. Mindestens.

Mit Klinge und Feder. Hrsg. v. Petra Hartmann und Andrea Tillmanns.
Mit Geschichten von Linda Budinger, Charlotte Engmann, Petra Hartmann, Stefanie Pappon, Christel Scheja, Andrea Tillmanns und Petra Vennekohl.
Homburg/Saar: UlrichBurger Verlag, 2013. 978-3943378078
247 S., Euro 9.
Bestellen bei Amazon

eBook:
396 KB, Euro 5,49.
Format: Kindle
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Das Serum des Doctor Nikola, 2013

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Berlin, 1927. Arbeitslos, pleite und mit der Miete im Rückstand: Bankierssohn Felix Pechstein ist nach dem "Schwarzen Freitag" der Berliner Börse ganz unten angekommen. Da erscheint das Angebot, in die Dienste eines fremden Geschäftsmannes zu treten, eigentlich als Geschenk des Himmels. Doch dieser Doctor Nikola ist ihm mehr als unheimlich. Vor allem, als Felix den Auftrag erhält, Nikola zu bestehlen ...

Petra Hartmann: Das Serum des Doctor Nikola
Historischer Abenteuerroman.
ISBN 978-3-938065-92-1
190 S., 12,95 Euro.
Bestellen beim Wurdack-Verlag

Leseprobe

Hörbuch: Der Fels der schwarzen Götter, 2012

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Bei einer Mutprobe begeht der junge Ask einen folgenschweren Fehler: Er schlägt einem der schwarzen Götter die Nase ab. Der unscheinbare Dreiecksstein wird Auslöser eines der blutigsten Kriege, die das Land jemals erlebt hat.
Bald wissen die Völker des Berglandes nicht mehr, wen sie mehr fürchten sollen: die schwarzen Götter, die weißen Dämonen oder die sonnenverbrannten Reiter aus den fernen Steppen ...

Der Fels der schwarzen Götter.
Hörbuch. 8 Stunden, 57 Minuten.
Sprecherin: Resi Heitwerth.
Musik: Florian Schober.
Action-Verlag, 2012.
CD/DVD: 16,95 Euro
mp3-Download: 11,95 Euro

Hörbuchfassung des 2010 im Wurdackverlag erschienenen Buchs "Der Fels der schwarzen Götter".

Termine

Lesungen

 

Samstag, 21. Juni: Lesung aus "Das intergalaktische Bestiarium" in der Sendung "High Noon" auf Radio Tonkuhle. Beginn: 12 Uhr. Im Bereich Hildesheim zu empfangen auf 105,3 MHz, weltweit per Livestream unter https://stream.tonku...de/tonkuhle.mp3

 

Donnerstag, 26. Juni: Lesung aus "Das intergalaktische Bestiarium". Haus des Buches / Literaturhaus, Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig. Zusammen mit Thomas Hofmann. Beginn: 19.30 Uhr. Eintritt: 2 Euro.

 

 

Buchmessen, Cons, Büchertische

 

Donnerstag, 29. Mai: Ich bin beim Nürnberger Autorentreffen mit dabei und werde auch auf dem Büchertisch vertreten sein.

 

 

In Planung

 

Mittwoch, 16. Juli: Hödeken-Lesung in Hildesheim. Infos folgen.

 

 

 

Links

Meine Heimseite:

www.petrahartmann.de

 

Facebook-Autorenseite:

www.facebook.com/AutorinPetraHartmann/

 

Nestis auf Facebook:

www.facebook.com/nestis.net/

 

Die Falkin auf Facebook:

https://www.facebook.com/FalkinValkrys

 

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Biografie

Petra Hartmann, Jahrgang 1970, wurde in Hildesheim geboren und wohnt in Sillium. Sie studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft in Hannover. Auf den Magisterabschluss folgten die Promotion mit einer Doktorarbeit über den jungdeutschen Schriftsteller Theodor Mundt und ein zweijähriges Volontariat bei der Neuen Deister-Zeitung in Springe. Anschließend war sie dort fünf Jahre Lokalredakteurin. Ferner arbeitete sie für die Leine-Zeitung in Neustadt am Rübenberge, die Nordsee-Zeitung in Bremerhaven, die Neue Presse in Hannover und die Volksstimme in Gardelegen. Derzeit ist sie bei der Goslarschen Zeitung beschäftigt.
Als Schriftstellerin liebt sie vor allem das fantastische Genre. Sie verfasst hauptsächlich Fantasy und Märchen. Bekannt wurde sie mit ihren Fantasy-Romanen aus der Welt Movenna. Mit den Abenteuern der Nordsee-Nixe Nestis legte sie ihre erste Kinderserie vor. Sie errang mit ihren Geschichten dreimal den dritten Platz bei der Storyolympiade und wurde 2008 mit dem Deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet.

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Leserunden zum Nachlesen

Leserunde zu "Darthula, Tochter der Nebel" auf Lovelybooks. Mit Autorin Petra Hartmann und Cover-Künstler Miguel Worms: http://www.lovelyboo...nde/1201913120/

 

Leserunde auf Lovelybooks zu "Nestis und die verschwundene Seepocke": Mit Autorin Petra Hartmann und Verlegerin Monika Fuchs:

http://www.lovelyboo...nde/1166725813/

 

Leserunde auf Lovelybooks zu "Mit Klinge und Feder": Mit den Autorinnen Linda Budinger, Petra Hartmann, Stefanie Pappon, Christel Scheja, Andrea Tillmanns und Petra Vennekohl: http://www.lovelyboo...nde/1156671163/

 

Leserunde zu "Falkenblut" auf Lovelybooks: https://www.lovelybo...263/2687604262/

Geschichten über Nestis

Bücher
"Nestis und die verschwundene Seepocke. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013.
"Nestis und die Hafenpiraten. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014.

"Nestis und die verbotene Welle. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2017.

 

Mini-Buch

"Nestis und der Weihnachtssand. Ein Helgoland-Märchen." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2017.

eBooks
"Nestis und der Weihnachtssand. Ein Helgoland-Märchen." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013.
"Nestis und die verschwundene Seepocke. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013.

"Nestis und die Hafenpiraten. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014.

Hörbuch
"Eine Hand voll Weihnachtssand." In: Petra Hartmann: "Weihnachten im Schneeland". Gelesen von Karin Sünder. Mit Musik von Simon Daum. Essen: Action-Verlag, 2010. (mp3-Download und CD-ROM)

Beiträge zu Anthologien
"Weihnachtssand für Helgoland." In: "Wenn die Biiken brennen. Phantastische Geschichten aus Schleswig-Holstein." Hrsg. v. Bartholomäus Figatowski. Plön: Verlag 71, 2009. S. 163-174.

Hödeken-Lesestoff

Buch

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! Sagen aus dem Hildesheimer Land. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. 101 S., Euro 7,95. ISBN 978-3-940078-37-7. Unter anderem erhältlich bei Amazon.

 

Hörbuch

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! Sagen aus dem Hildesheimer Land. 2 CD. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. Euro 14,95. ISBN: 978-3940078414. Unter anderen erhältlich bei Amazon.

 

eBook

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! Sagen aus dem Hildesheimer Land. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs.

 

Geschichten

Das Wagenrennen auf dem Rennstieg. In: Hildesheimliche Autoren e.V.: Hildesheimer Geschichte(n). Ein Beitrag zum 1200-jährigen Stadtjubiläum. Norderstedt: Book on Demand. 196 S., Euro 9,99. ISBN 978-3734752698. Unter anderem erhältlich bei Amazon.

Die glücklose Hasenjagd. In: MVP-M. Magazin des Marburger Vereins für Phantastik. Marburg-Con-Ausgabe. Nr. 19b. S. 36-40.

 

Lesung

Das Wagenrennen auf dem Rennstieg, Radio Tonkuhle, Sendung vom April 2015.

 

Movenna-Kompass

Übersicht über die Romane und Erzählungen aus Movenna


Bücher

Geschichten aus Movenna. Fantasy. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2004. 164 S.
Ein Prinz für Movenna. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2007. 188 S.
Der Fels der schwarzen Götter. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2010. 240 S.

 

eBooks

 

Geschichten aus Movenna. Fantasy. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.
Ein Prinz für Movenna. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.
Der Fels der schwarzen Götter. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.

Beim Vorderhuf meines Pferdes. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.

Hörbuch

Der Fels der schwarzen Götter. Action-Verlag, 2012.


Movennische Geschichten in Anthologien und Zeitschriften

Die Krone Eirikirs. In: Traumpfade (Anthologie zur Story-Olympiade 2000). Hrsg. v. Stefanie Pappon und Ernst Wurdack. Dresden, 2001. S. 18-25.
Flarics Hexen. In: Geschöpfe der Dunkelheit (Anthologie zur Story-Olympiade 2001). Hrsg. v. Stefanie Pappon und Ernst Wurdack. Dresden, 2002. S. 22-28.
Raubwürger. In: Kurzgeschichten, September 2004, S. 20f.
Furunkula Warzenkraish. Elfenschrift, dritter Jahrgang, Heft 2, Juni 2006. S. 10-14.
Der Leuchtturm am Rande der Welt. In: Elfenschrift, vierter Jahrgang, Heft März 2007, S. 18-21.
Gewitternacht. In: Im Bann des Nachtwaldes. Hrsg. v. Felix Woitkowski. Lerato-Verlag, 2007. S. 57-60.
Pfefferkuchen. In: Das ist unser Ernst! Hrsg. v. Martin Witzgall. München: WortKuss Verlag, 2010. S. 77-79.
Winter-Sonnenwende. In: Mit Klinge und Feder. Hrsg. v. Petra Hartmann und Andrea Tillmanns. Homburg/Saar: UlrichBurger Verlag, 2013. S. 51-59.
Der Reiter auf dem schwarzen Pferd. Ebd. S. 60-68.

Die Blaubeerbrücke. In: Met-Magie. Hrsg. v. Amandara M. Schulzke und Nadine Muriel. Hamburg: Acabus Verlag, 2022. S. 163-174.

 

 

Movennische Geschichten in Fanzines

Föj lächelt. In: Alraunenwurz. Legendensänger-Edition Band 118. November 2004. Hrsg. v. Christel Scheja. S. 23.
Raubwürger. In: Drachenelfen. Legendensänger-Edition Band 130. Januar 2006. Hrsg. v. Christel Scheja. S. 3-5.
Goldauge. In Phantastische Geschichten mit den Phantastik Girls. (Broschüre der Phantastik Girls zum MarburgCon 2007)


Aufsätze

Wie kann man nur Varelian heißen? Über das Unbehagen an der Namensgebung in der Fantasy. In: Elfenschrift, 5. Jahrgang, März 2008. S. 16f.


Movennische Texte online

Aus "Geschichten aus Movenna":
König Surbolds Grab
Das letzte Glied der Kette
Brief des Dichters Gulltong
Der Kranich
Die Rückkehr des Kranichs

Aus "Ein Prinz für Movenna":
Der Leuchtturm am Rand der Welt
Furunkula Warzenkraish
Gewitternacht

Aus "Der Fels der schwarzen Götter":
Der Waldalte
Hölzerne Pranken
Im Bann der Eisdämonen

Die Bibliothek der Falkin

Übersicht über die Romane und Novellen über die Walküre Valkrys, genannt "die Falkin"

Bücher

Die letzte Falkin. Heftroman. Dortmund: Arcanum Fantasy Verlag, 2010.
Falkenblut. Sibbesse: Hottenstein-Verlag, Sommer 2020.

eBooks

Falkenblut. Vier Fantasy-Romane. eBook-Ausgabe. Chichili und Satzweiss.com, 2012. (vergriffen)

Falkenfrühling. Novelle. eBook. Dortmund: Arcanum Fantasy Verlag, 2011. (vergriffen)

Falkenfrühling. Novelle. In: Best of electronic publishing. Anthologie zum 1. Deutschen eBook-Preis 2011. eBook. Chichili und Satzweiss.com, 2011. (unter anderem erhältlich bei Thalia und Amazon)


Aufsatz

Aegirs Flotte - ein Nachruf. In: Fandom Observer, Dezember 2011. S. 16-18. Online-Magazin und Blogversion

Drachen! Drachen! 2012

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Frank G. Gerigk & Petra Hartmann (Hrsg.)
DRACHEN! DRACHEN!
Band 01, Drachen-Anthologie
ISBN: 978-3-89840-339-9
Seiten: 384 Taschenbuch
Grafiker: Mark Freier
Innengrafiker: Mark Freier
Preis: 14,95 €
Bestellen beim Blitz-Verlag

Fatal wäre es, Drachen zu unterschätzen! Wer glaubt, genug über sie zu wissen, hat schon verloren.
Diese 23 meisterlichen Geschichten aus verschiedenen literarischen Genres belegen, dass das Thema aktuell, überraschend und packend ist - und gelegentlich fies!

Die Autoren:
Rainer Schorm, Achim Mehnert, Andrea Tillmanns, Malte S. Sembten, Frank G. Gerigk, Christel Scheja, Fiona Caspari, Hendrik Loy, Christiane Gref, Linda Budinger, Miriam Pharo, Carsten Steenbergen, Rebecca Hohlbein, Frank W. Haubold, Melanie Brosowski, Astrid Ann Jabusch, Thomas R. P. Mielke, Karsten Kruschel, Marc A. Herren, Petra Hartmann, Monika Niehaus, Uwe Post.
Originalveröffentlichung!

Die Schlagzeile, 2011/2012

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Petra Hartmann: Die Schlagzeile.
Personalisierbarer Roman.
PersonalNovel Verlag, 2011.
eBook: PersonalNovel, 2012.
Personalisieren und bestellen

Verschlafen und idyllisch liegen sie da, die Orte Barkhenburg, Kleinweltwinkel und Reubenhausen. Doch dann stört der Diebstahl einer Heiligenfigur die Ruhe: Ein jahrhundertealter Hass bricht wieder aus und ein hitziger Streit entflammt, der aus Freunden Feinde und aus friedlichen Nachbarn sich prügelnde Gegner macht. Mittendrin: Eine Journalistin, die bereit ist, für eine Schlagzeile im Sommerloch alles zu geben. Mit viel Einsatz und einer Prise Humor versucht sie, das Geheimnis um die verschwundene Hubertus-Statue aufzuklären, und muss sich dabei mit erregten Politikern, aufgebrachten Dorfbewohnern und einem nervösen Chefredakteur herumschlagen. Aber die Journalistin lässt sich nicht unterkriegen - bis ihr ein Anruf fünf Minuten vor Redaktionsschluss die Schlagzeile zunichtemacht...

Falkenblut, 2012

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Petra Hartmann: Falkenblut.
Vier Romane in einem Band.
E-Book
Satzweiss.com - chichili agency, 2012.
3,99 Euro

 

Nicht mehr lieferbar!

Neuausgabe in Vorbereitung.


Die Abenteuer der jungen Walküre Valkrys beginnen an ihrem ersten Arbeitstag und ausgerechnet dort, wo die germanischen Götter- und Heldensagen enden: Ragnarök, die Endzeitschlacht, ist geschlagen, Götter und Riesen haben sich gegenseitig aufgerieben, die wenigen Überlebenden irren ziellos durch die Trümmer des zerbrochenen Midgard. An der Seite des neuen Götterkönigs Widar muss sich Valkrys nun behaupten. Dabei trifft sie auf Jöten, Thursen, Reifriesen, Seelenräuberinnen, Werwölfe, Berserker, Hexen, riesenhafte Meerungeheuer und das furchtbare Totenschiff Naglfari. Leseempfehlung ab 12 Jahren.

Meine Bücher 1998 - 2011

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Petra Hartmann
Falkenfrühling
eBook
Arcanum Fantasy Verlag
ISBN: 978-3-939139-59-1

Wegen Verkauf des Arcanum-Verlags ist die Ausgabe nicht mehr erhältlich, aber die Zweitveröffentlichung in der eBook-Anthologie "Best of electronic publishing" gibt es noch als epub oder Kindle-Ausgabe.

Valkrys träumt davon, eine echte Walküre zu sein. Sie springt, noch Kind, vom Dach des Langhauses.
Alle Ermahnungen ihrer Eltern sind vergeblich, sie macht sich an den Aufstieg zum Gipfel der nahen Klippe, besessen vom "Traum vom Fliegen" ...

Fünfter Platz beim Deutschen eBook-Preis 2011.

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Petra Hartmann
Die letzte Falkin
Roman.
Arcanum Fantasy Verlag
ISBN 978-3-939139-62-1
Bestellen beim Arcanum-Verlag

Blut und Tod, so weit die Falkenaugen reichen: So hatte sich Valkrys ihren ersten Flug als Walküre nicht vorgestellt. Ragnarök, die Endzeit-Schlacht, ist geschlagen. Die Götter tot, die Welt ein Flammenmeer, das Götterreich Asgard droht, in die Tiefe zu stürzen. Einzig Vidar, den Sohn und Erben Odins, kann die Walküre retten. Doch der neue Götterkönig schweigt sich über seine Ziele aus †¦


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Petra Hartmann
Der Fels der schwarzen Götter
Roman
Wurdack Verlag
ISBN 978-3-938065-64-8
Bestellen beim Wurdack-Verlag


Hochaufragende Felswände, darin eingemeißelt weit über tausend furchteinflößende Fratzen, die drohend nach Norden blicken: Einer Legende zufolge sind die schwarzen Klippen das letzte Bollwerk Movennas gegen die Eisdämonen aus dem Gletscherreich.
Doch dann begeht der junge Ask bei einer Mutprobe einen folgenschweren Fehler: Er schlägt einem der schwarzen Götter die Nase ab. Der unscheinbare Dreiecksstein wird Auslöser eines der blutigsten Kriege, die das Land jemals erlebt hat. Und die Völker des Berglandes wissen bald nicht mehr, wen sie mehr fürchten sollen: die schwarzen Götter, die weißen Dämonen oder die sonnenverbrannten Reiter aus den fernen Steppen ...


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Petra Hartmann
Darthula
Heftroman
Arcanum Fantasy Verlag
ISBN 978-3-939139-32-4
Bestellen beim Arcanum-Verlag


Darthula, die schönste Prinzessin der Nebellande, beschwört Krieg, Tod und Vernichtung über ihr heimatliches Selama herauf, als sie den Heiratsantrag des mächtigen Königs Cairbar ausschlägt. Zusammen mit ihrem Geliebten flüchtet sie in einem kleinen Segelboot übers Meer. Doch Wind und Wellen sind unzuverlässige Verbündete ...


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Petra Hartmann
Weihnachten im Schneeland
Hörbuch
Action-Verlag
Download bei Audible
CD bestellen beim Action-Verlag

WEIHNACHTEN IM SCHNEELAND von Petra Hartmann vereint vier wundervolle Kurzgeschichten für Kinder ab 6 Jahren. Schon die Titel regen die Phantasie der Kleinen an und verleiten zum Schmunzeln und Staunen:
- "Der Reserve-Weihnachtsmann"
- "Die Weihnachts-Eisenbahn"
- "Eine Handvoll Weihnachtssand"
- "Paulchen mit den blauen Augen"



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Petra Hartmann
Ein Prinz für Movenna
Paperback
Wurdack Verlag
ISBN 3-938065-24-9
Bestellen

Mit dem Schild oder auf dem Schild
- als Sieger sollst du heimkehren oder tot.
So verlangt es der Ehrenkodex des heldenhaften Orh Jonoth. Doch der letzte Befehl seines sterbenden Königs bricht mit aller Kriegerehre und Tradition: "Flieh vor den Fremden, rette den Prinzen und bring ihn auf die Kiesinsel." Während das Land Movenna hinter Orh Jonoth in Schlachtenlärm und Chaos versinkt, muss er den Gefahren des Westmeers ins Auge blicken: Seestürmen, Riesenkraken, Piraten, stinkenden Babywindeln und der mörderischen Seekrankheit ....


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Petra Hartmann
Geschichten aus Movenna
Paperback
Wurdack Verlag
ISBN 3-938065-00-1
Bestellen


Verwünschte Hexen!
Warum zum Henker muß König Jurtak auch ausgerechnet seinen Sinn für Traditionen entdecken?
Seit Jahrhunderten wird der Kronprinz des Landes Movenna zu einem der alten Kräuterweiber in die Lehre gegeben, und der Eroberer Jurtak legt zum Leidwesen seines Sohnes großen Wert auf die alten Sitten und Gebräuche. Für den jungen Ardua beginnt eine harte Lehrzeit, denn die eigenwillige Lournu ist in ihren Lektionen alles andere als zimperlich ...


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Wovon träumt der Mond?
Hrsg. v. Petra Hartmann & Judith Ott
Wurdack Verlag
ISBN 978-3-938065-37-2
Bestellen

Der Mond - König der Nacht und gleichsam Verbündeter von Gut und Böse ... Seit jeher ranken sich Legenden voller Glauben und Aberglauben um sein Licht, das von den einen als romantisch verehrt und von den anderen als unheimlich gefürchtet wird. Seine Phasen stehen für das Werden und Vergehen allen Lebens, er wacht über die Liebenden, empfängt die Botschaften der Suchenden, Einsamen und Verzweifelten und erhellt so einiges, was lieber im Dunkeln geblieben wäre. 39 Autorinnen und Autoren im Alter von 12 bis 87 Jahren sind unserem nächtlichen Begleiter auf der Spur gewesen. In 42 erfrischend komischen, zutiefst nachdenklichen und manchmal zu Tränen rührenden Geschichten erzählen sie die Abenteuer von Göttin Luna und Onkel Mond, von erfüllten und verlorenen Träumen, lassen Perlmuttschmetterlinge fliegen und Mondkälber aufmarschieren. Und wer denkt, dass nur der Mann im Mond zuweilen die Erde besucht, irrt sich! Auch umgekehrt erhält er gelegentlich unverhofften Besuch dort oben.


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Drachenstarker Feenzauber
Herausgegeben von Petra Hartmann
Wurdack Verlag
ISBN 978-3-938065-28-0
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Öko-Feen, Büro-Feen, Todes-Feen und Bahn-Feen, geschäftstüchtige Drachen, goldzahnige Trolle, Sockenmonster, verzauberte Kühlschränke, Bierhexen, Zwirrrrrle, Familienschutzengel, Lügenschmiede, ehrliche Anwälte, verarmte Zahnärzte und andere Märchenwesen geben sich in diesem Buch ein Stelldichein.
51 Märchenerzähler im Alter von zwölf bis 76 Jahren haben die Federn gespitzt und schufen klassische und moderne Märchen, lustige, melancholische, weise und bitterböse Erzählungen, so bunt wie das Leben und so unvergesslich wie das Passwort eines verhexten Buchhalters.


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Zwischen Barrikade, Burgtheater und Beamtenpension.
Die jungdeutschen Autoren nach 1835.
ibidem-Verlag
ISBN 978-3-89821-958-7
Bestellen beim Ibidem-Verlag


"Das Junge Deutschland“ - dieser Begriff ist untrennbar verbunden mit dem Bundestagsbeschluss vom 10. Dezember 1835, durch den die Werke der fünf Schriftsteller Heinrich Heine, Theodor Mundt, Karl Gutzkow, Ludolf Wienbarg und Heinrich Laube verboten wurden. Das Verbot markierte Höhe- und gleichzeitig Schlusspunkt einer literarischen Bewegung, die erst wenige Jahre davor begonnen hatte. Die Wege der Autoren trennten sich. Und doch gab es auch danach immer wieder Begegnungen und Berührungspunkte.
Petra Hartmann zeichnet die Wege der Verbotenen und ihrer Verbündeten nach und arbeitet Schnittstellen in den Werken der alt gewordenen Jungdeutschen heraus. Sie schildert insbesondere die Erfahrungen der Autoren auf der Insel Helgoland, ihre Rolle in der Revolution von 1848, aber auch die Versuche der ehemaligen Prosa-Schriftsteller, sich als Dramatiker zu etablieren. Irgendwo zwischen Anpassung und fortwährender Rebellion mussten die Autoren ihr neues Auskommen suchen, endeten als gescheiterte Existenzen im Irrenhaus oder als etablierte Literaten, die doch körperlich und seelisch den Schock von 1835 nie ganz verwunden hatten, sie leiteten angesehene Theater oder passten sich an und gerieten nach Jahren unter strenger Sonderzensur beim Publikum in Vergessenheit. Die vorliegende Untersuchung zeigt, was aus den Idealen von 1835 wurde, wie vollkommen neue Ideen - etwa die Debatte um Armut und Bildung - in den Werken der Jungdeutschen auftauchten und wie die Autoren bis zum Ende versuchten, ihr „Markenzeichen“ - ihren Stil - zu bewahren.


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Von Zukunft trunken und keiner Gegenwart voll
Theodor Mundts literarische Entwicklung vom Buch der Bewegung zum historischen Roman
Aisthesis-Verlag
ISBN: 3-89528-390-8
Bestellen beim Aisthesis-Verlag

Theodor Mundt - Schriftsteller, Zeitschriftenherausgeber, Literaturwissenschaftler und Historiker - verdankt seinen Platz in der Literaturgeschichte vor allem dem Umstand, daß seine Veröffentlichungen am 10. Dezember 1835 verboten wurden. Das vom deutschen Bundestag ausgesprochene Verbot, das sich gegen die vermeintlichen Wortführer des "Jungen Deutschland", Heine, Gutzkow, Laube, Wienbarg und eben Theodor Mundt richtete, war vermutlich die entscheidende Zäsur in den literarischen Karrieren aller Betroffenen. Daß sie mit dem schon berühmten Heinrich Heine in einem Atemzug genannt und verboten wurden, machte die noch jungen Autoren Gutzkow, Laube, Mundt und Wienbarg für ein größeres Publikum interessant. Doch während Gutzkow und auch Laube im literarischen Bewußtsein präsent blieben, brach das Interesse an Mundt und seinen Werken schon bald nach dem Verbot fast gänzlich ab. Seine weitere Entwicklung bis zu seinem Tod im Jahr 1861 wurde von der Literaturwissenschaft bislang so gut wie vollständig ignoriert. Diese Lücke wird durch die vorliegende Studie geschlossen. Nachgezeichnet wird der Weg von den frühen Zeitromanen des jungen Mundt bis hin zu den historischen Romanen seines Spätwerks.


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Faust und Don Juan. Ein Verschmelzungsprozeß,
dargestellt anhand der Autoren Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Wolfgang von Goethe, Nikolaus Lenau, Christian Dietrich Grabbe, Gustav Kühne und Theodor Mundt
ibidem-Verlag
ISBN 3-932602-29-3
Bestellen beim Ibidem-Verlag


"Faust und Don Juan sind die Gipfel der modernen christlich-poetischen Mythologie", schrieb Franz Horn bereits 1805 und stellte erstmalig beide Figuren, speziell den Faust Goethes und den Don Giovanni Mozarts, einander gegenüber. In den Jahren darauf immer wieder als polar entgegengesetzte Gestalten aufgefaßt, treten Faust und Don Juan in den unterschiedlichsten Werken der Literaturgeschichte auf.

Bei Lenau sind sie Helden zweier parallel aufgebauter Versepen, bei Grabbe begegnen sie sich auf der Bühne und gehen gemeinsam zugrunde. Theodor Mundt stellt als Lebensmaxime auf, man solle beides, Faust und Don Juan, in einer Person sein und beide in sich versöhnen.

Anhand der Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Wolfgang von Goethe, Nikolaus Lenau, Christian Dietrich Grabbe, Gustav Kühne und Theodor Mundt zeichnet Petra Hartmann die Biographien Fausts und Don Juans in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach, einer Zeit, die beide Helden stark prägte und auch für heutige Bearbeitungen beider Stoffe grundlegend ist."

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