Jahresrückblick I - Januar bis März 2014
Das alte Jahr neigt sich zum Ende. Zeit für einen kleinen literarischen Rückblick. Vor allem mein neuer elektronischer Mitbewohner hat im Lesejahr 2014 tüchtig zugeschlagen und mir viele eBook-Erfahrungen beschert. Ich habe ihn vorwiegend genutzt, um kostenlose, gemeinfreie Klassiker bei Amazon herunterzuladen. Die meisten kannte ich schon in der Printform - ich bin ja ein großer "Wieder-Leser" - und wollte sie nun zum Ständig-bei -mir-Tragen auch in der eVersion haben. Das hat mir einige sehr interessante Leseerlebnisse verschafft.
Hier also meine Lesefrüchte aus dem ersten Quartal 2014. (Das "e" hinter einem Buchtitel steht für "eBook-Ausgabe", hinter Links verbergen sich ausführlichere Rezensionen innerhalb dieses Blogs.) Vielleicht ist ja etwas dabei für euch:
Karl May: Winnetou IV (e)
Mein altes Tosa-Buch ist schon ziemlich zerfleddert. Nun habe ich die Gelegenheit genutzt, mir meinen Lieblings-Winnetou auf den eBook-Reader zu laden. Ich mag vor allem Mays Spätwerk, diesen magisch-mystischen Ton, hier findet man auch noch die damals modernste Technik im einstmals "wilden" Westen, etwa wenn der Schleierfall, das herrliche Naturschauspiel, plötzlich zur Stromgewinnung für die Beleuchtung herhalten muss oder wenn der Junge Adler einen Flugzeugmotor durch die Wildnis schleppt, um später seinen großartigen Flieger zu konstruieren. Einige Namen sind anders, so hier zum Beispiel statt Santer das ursprüngliche Sander. Sehr interessant.
Emilia Jones: Liebesfee auf Abwegen (e)
Emilia Jones: Liebesfee im Weihnachtsrausch (e)
Emilia Jones: Liebesfee rauscht ins neue Jahr (e)
Emilia Jones: Liebesfee feiert Karneval (e)
Emilia Jones: Liebesfee schießt quer (e)
Die Liebesfee-Serie von Emilia Jones. Eine erotische Geschichte in (leider) ziemlich kurzen Episoden. Es geht darum, dass sich eine Liebesfee in den Herrscher der Hölle verliebt. Allerdings kann dabei eine Seele aus der Hölle flüchten. Seelenjagd und erotische Spiele der beiden bilden die stets wiederkehrenden Komponenten der einzelnen Episoden, die sich am jährlichen Festkalender orientieren: Weihnachten, Silvester, Karneval etc. Sehr nett, aber eben auch sehr kurz.
Moses Mendelssohn: Ästhetische Schriften. Hrsg. v. Anne Pollok
Sehr schöne und gehaltvolle Ausgabe der ästhetischen Schriften Moses Mendelssohns.Bei der Lektüre Mendelssohns fühle ich mich immer irgendwie versöhnt mit der Aufklärung. Wo Kant und Lessing oft trocken, fad und einfach zu "vernünftig" sind, entwickelt die Philosophie der Aufklärung bei Mendelssohn ihren eigenen "Duft", hier wird die Aufklärung menschlich, warm, lebendig und freundlich.
Interessant und beschämend zugleich, wie der Jude Mendelssohn nach seinem Tode offenbar ganz gezielt aus den Annalen der deutschen Philosophie herausgestrichen und totgeschwiegen wurde. Wie viele Leute, die auf seine Schriften aufbauten, ihn nicht einmal zitierten. Wer etwa Schillers Aufsatz über das "Vergnügen an tragischen Gegenständen" gelesen hat, wird bei der Mendelssohn-Lektüre feststellen, wie viele der Schiller-Sätze, die man auswendig herbeten kann, wörtlich von Mendelssohn abgeschrieben sind - ohne Quellenangabe. Es ist eine Schande. Lest mehr Mendelssohn!
Charlotte Rogan: In einem Boot
Henry Winterfeld: Timpetill. Die Stadt ohne Eltern
Ruth Klüger: Zerreißproben. Kommentierte Gedichte
Brita Rose-Billert: Das Geheimnis des Falken
Abenteuerroman über einen Lakota-Indianer, der als Auto-Rennfahrer große Erfolge hat. Allerdings ruft dies auch Neider auf den Plan. Und als er nach einem Unfall versehentlich einen Ersatzwagen nimmt, in dem ein Mechaniker Drogen versteckt hat, scheint die Katastrophe perfekt. Doch der Falke lässt sich nicht so einfach von weißen Polizisten einsperren, schikanieren und foltern. Er hat ein Geheimnis ... Sehr spannend geschrieben. Kriminalhandlung, Rennfahrer-Leben und der rechtlose Alltag der Reservationindianer bilden eine gute Mischung und sind sehr gut dargestellt. Eine Kleinigkeit zum Bemäkeln: Die Frauen benutzen im Buch manchmal fälschlicherweise die "Männersprache" der Lakota, sprich: Einige Endungen stimmen nicht. Aber das sind Grammatik-Fragen, über die sonst kaum ein Leser stolpern wird. Ich werde mir beizeiten den anderen Falken-Band von Brita Rose-Billert holen.
Vogonische Gedichte! von Anthony Sonnabend und Folmarnnik B. Tranddury (e)
Fritz Mauthner: Hypatia (e)
Hoppla, in was für einer Zeit sind wir denn hier gelandet? Der historische Roman über die antike Philosophin Hypatia sollte ja eigentlich im 5. nachchristlichen Jahrhundert spielen. Fritz Mauthner vergreift sich allerdings in seinem 1892 erschienenen Roman fast ständig im Tonfall und in der Zeit. So reden die Schüler der Philosophin untereinander so, als seien sie Studenten des 19. Jahrhunderts, überlegen, ob sie nach ihrem "Abschluss" ihre Studien in Paris fortsetzen sollten, ob sie dort interessante Gräfinnen oder Herzoginnen treffen könnten. Kaiser Julian wird mal eben zum "Paten" Hypatias erklärt. Hypatia sitzt in einem Bad mit goldenen Waserhähnen für Heiß- und Kaltwasser. Sie wird ständig als "Fräulein Professor" bezeichnet, schreibt den "Studenten" Zertifikalte aus und ähnliches. Nein, so etwas wie den Universitätsbetrieb des 19. Jahrhunderts gab es zu Hypatias Zeiten garantiert noch nicht ... Das Ganze ist also eher ein interessantes Dokument über die Zeit Mauthners, nicht aber das, was wir heutzutage einen historischen Roman nennen würden. Man sollte es eher als Kirchenkritik der Neuzeit lesen, nicht aber in der Vorstellung, etwas über Hypatia und ihre Welt und Lehre zu erfahren.
Ludwig Tieck: Der fünfzehnte November (e)
Novelle über einen Jungen, der als verrückt gilt, weil er nicht redet und stattdessen im Garten etwas baut. Erst als am 15. November eine große Flutkatastrophe hereinbricht und sich herausstellt, dass das Erbaute eine große Arche ist, in der sich die Familie retten kann, stellt sich heraus, dass der Junge in höherem Auftrag gehandelt hat. Sehr interessant. Ich hab's vor allem wegen Wilhelm Raabe gelesen. In einer seiner Biographien stand nämlich, dass der berühmte "Federansetzungstag" zu der "Chronik der Sperlingsgasse" in Wirklichkeit gar nicht der 15. November war, sondern von Raabe wegen dieser Novelle später auf das Datum verlegt wurde.
Karl May: Winnetou I (e)
Karl May: Winnetou II (e)
Karl May: Winnetou III (e)
Karl-May-Forscher schimpfen ja auf den Karl-May-Verlag in Bamberg und seine Veränderungen am Original wie die Rohrspatzen. Wisst ihr was? Die Leute vom Karl-May-Verlag haben mit Mays Geschichten nur das getan, was wir heute als "Lektorat" bezeichnen würden. Sie haben die Texte geglättet, stellenweise Passagen zusammengezogen, Namen verändert und grammatische Unzulänglichkeiten des Autors ausgebessert. Diese drei eBooks bieten das "Original". Ich, der ich die Bamberger Ausgabe nahezu auswendig kenne, muss gestehen: Die Texte sind durch die Eingriffe wesentlich besser und in sich geschlossener geworden. So, und nun möge man mich steinigen. ;-)
Schon Mays Angewohnheit, Nebensätze mit "trotzdem" einzuleiten, nervt. Aber wusstet ihr, dass in den Winnetou-Bänden insgesamt vier Personen vorkommen, die den Namen Sam tragen? Sehr verwirrend. Iltschi und Hatatitla existieren in den Büchern nicht. Und die herrliche Szene, in der sich Old Shatterhand und Old Firehand erstmals begegnen - das lautlose Rigen im Dunkel beim Beschleichen der Sioux, eindrucksvoll und unvergesslich - gibt es ebenfalls nicht. Hier treffen Winnetou und Old Shatterhand den berühmten Westmann schlicht und ergreifend in der Bahn. Hm. Also, Dankeschön an den Bearbeiter. Gut gemacht. Howgh.
Robert Kraft: Die Weltallschiffer (e)
Ich habe mir den Roman nochmal auf den eBook-Reader geladen. Vor zwei, drei Jahren war es noch nicht einmal über die Fernleihe der niedersächsischen Landesbibliothek aufzufinden, inzwischen kann ihn sich jeder einfach so auf den Reader holen. Sage noch einer etwas gegen den technischen Fortschritt. Ich brauche ihn für meine Studien über die Gegenerde in der Philosophie und der SF. Literarisch nicht unbedingt wertvoll. Aber eben historisch und thematisch interessant.
Caroline von Günderrode: Des Wanderers Niederfahrt (e)
Schlecht aufbereitetes eBook mit Lücken im Text und Abbrüchen. Ich habe es kostenlos bekommen, daher kann ich nicht sagen: "Schade ums Geld." Jedenfalls unlesbar, holt euch lieber die Gesamtausgabe aus den 1990ern aus der Bibliothek, da könnt ihr wenigstens den ganzen Text lesen.
Hörbücher/Hörspiele
Mark Brandis: Die lautlose Bombe I
Mark Brandis: Die lautlose Bombe II
Erneut sehr gut gemachtes Hörspiel der Mark-Brandis-Crew. Spannend, atmosphärisch, großartige Klangwelten und überhaupt ganz großes Kino. Hörenswert.
Februar
Friedrich de la Motte Fouqué: Undine (e)
Geschichte einer Meerfrau, die sich in einen Menschen verliebt und diesen heiratet, um eine unsterbliche Seele zu bekommen. Ich habe das Märchen vor rund 20 Jahren in einer sehr schönen, handlichen DTV-Ausgabe kennen gelernt und wollte es mir noch einmal zu Gemüte führen.
Undine ist die vermutlich wichtigste Ahnherrin von Andersens kleiner Meerjungfrau und damit indirekt auch meiner Nestis. Im Vergleich zu Andersen fällt allerdings auf, dass der versöhnliche Schluss fehlt. Der Naturgeist Kühleborn nimmt furchtbare Rache für das, was man seiner kleinen Nichte angetan hat. Und recht hat er. Ein zauberhafter Märchenroman der Romantik, den jeder gelesen haben sollte.
Niklas Peinecke: Das Haus der blauen Aschen (D9E2)
Longfellow: Der Sang von Hiawatha (e)
Ein "indianisches" Epos, das oft mit der Edda verglichen wird. Vom Versmaß her war aber eindeutig das finnische Nationalepos "Kalevala" die Vorlage. Sehr eingängig. Übersetzt wurde das Werk übrigens von Ferdinand Freiligrath, einem meiner Vormärzler.
Longfellow erzählt von dem indianischen Kulturheros Hiawatha und seiner Geliebten Minehaha, von der Entstehung der Welt, von guten und bösen Geistern. Wusstet ihr, dass es einen Maisgott namens Mondamin gab? Richtig, nach dem haben sie später ihren Soßenbinder benannt. Übrigens: In meinem Winnetou-I-eBook habe ich gelesen, dass der junge Häuptlingssohn Longfellows Hiawatha gelesen hat. Interessant, nicht?
Manuskript zum verlorenen Mark-Brandis-Hörbuch "Der Spiegelplanet"
Der "Spiegelplanet" ist ja damals bei der Hörbuchproduktion herausgefallen. Nun ja, die Geschichte mit dem unentdeckten Planeten gegenüber der Sonne und mit den "fremden" Sternbildern ist naturwissenschaftlich betrachtet schon ein harter Brocken. Es hat allerdings von Seiten der Hörspiel-Macher einen Versuch gegeben, die Geschichte zu retten. Hierbei ist der Spiegelplanet nicht die Gegenerde, sondern eine künstliche Realität, in der das Bewusstsein der Menschen sich angesichts der drohenden Hungerkatastrophe aufhalten kann, während der Körper in der wirklichen Welt auf Sparflamme überdauert. Das Konstrukt wich dann jedoch zu stark von der Romanfassung ab, sodass die Witwe des Autors ihr Veto einlegte. Was blieb, war dieses Skript...
Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen (e)
Absoluter Klassiker. Wer den nicht gelesen hat, tut mir leid. Ich war damals, 1987, als ich ihn in die Finger bekam, so fasziniert, dass ich ihn auswendig lernte. Hab jetzt nochmal reingeschaut, um zu überprüfen, ob ich es noch kann. Nun, ein paar Füllsel sind mir im Gedächtnis umgemodelt worden, aber im Großen und Ganzen sitzt es noch. Schönes Stück Literatur. Allerdings empfehle ich euch eher die gelbe Reclamausgabe und das grüne Reclamheft noch dazu. Ohne Kommentare ist man bei den zahlreichen Anspielungen Heines auf seine Zeitgenossen doch etwas aufgeschmissen.
Aischylos: Agamemnon (e)
Aischylos: Die Grabspenderinnen (e)
Aischylos: Die Eumeniden (e)
Die Orestie ist die einzige vollständig erhaltene tragische Trilogie des antiken Griechenlands und das große Alterswerk des größten der drei klassischen Tragiker. Die drei Reclamhefte schaffte ich mir an, nachdem ich im Fernsehen eine Inszenierung der drei Stücke gesehen hatte. Weiß nicht mehr, welcher Regisseur dafür verantwortlich war, aber es muss circa 1986 gewesen sein. Es war das erste Mal, dass ich mir im Buchladen ein Buch selbst bestellte, und ich war etwas aufgeregt, als ich die Verkäuferin ansprach. Es gab im Reclam-Regal nämlich nur Teil 2 und 3. Am nächsten Nachmittag hatte ich meine Orestie dann aber komplett.
Jetzt habe ich sie also wiedergelesen. In der alten, gemeinfreien Übersetzung von ... ja, von wem eigentlich? Das ist der Nachteil dieser eBook-Ausgabe. Man weiß nicht, wer es übersetzt hat (ich habe Voss im Verdacht), man hat keine Kommentare und Erläuterungen, und die Sprache ist auch ziemlich altertümlich. Wer sich ernsthaft mit der Orestie befassen möchte, dem sei daher die Reclam-Ausgabe ans Herz gelegt. Es gibt nichts Besseres.
Platon: Kritias (e)
Der große "Atlantis-Dialog" Platons. Ziemlich verworrener Parforceritt durch die Naturwissenschaften seiner Zeit und etwas schwer verdaulich. Schade, dass diese eBooks keinen Kommentarteil haben.
Aristophanes: Die Frösche (e)
Meine Lieblingskomödie von Aristophanes. Eben, weil ich Aischyos-Fan bin. Nach dem Tod der drei großen Tragiker liegt die griechische Tragödie am Boden, daher zieht der Wein- und Theater-Gott Dionysos hinab in die Unterwelt, um seinen Lieblingsdichter Sophokles zurück ins Leben zu holen. Allerdings ist Sophokles ein ausgesprochen bescheidener Mann und will die Ehre, der größte aller Tragiker zu sein, lieber dem Aischylos zuerkennen. Euripides dagegen besteht darauf, nur er sei würdig, größter Tragiker genannt zu werden. Man beschließt also einen Dichterwettstreit im Hades, bei dem Verse des Aischylos und des Euripides auf einer unbestechlichen Waage abgewogen werden sollen. Herrlich, wie die Zitate aus bekannten und verlorenen Tragödien vom jeweiligen Gegner zerlegt werden. Am Ende ist (natürlich) klar, dass Aischylos größer ist als Euripides, und der Sieger zieht an er Seite des Gottes hinauf in die Oberwelt, neuen großen Tragödien entgegen. Wie gesagt, ein sehr schönes Stück, auch eine wichtige Quuelle für den Forscher, da hier viele Fragmente der großen Tragiker überliefert wurden. Aber auch hier der Hinweis: Nehmt euch als Neueinsteiger lieber die Reclamausgabe, da habt ihr mehr von. Und die Welt kostet es ja auch nicht.
Karl May: Himmelsgedanken (e)
Der in der Fachliteratur gelegentlich erwähnte und dann stets verteufelte Gedichtband Karl Mays. Ja, die Leute haben Recht, das Zeug möglichst zu verdrängen. Scheußlich fromm, ziemlich kitschig und literarisch auch alles andere als hochrangig. Ungenießbar. Klapperndes Metrum, eben nur peinlich genau abgezählt und ausgeklopft. Nun ja, der Mann war halt fromm und wollte etwas verkündigen. Wen's interessiert, der sollte sich ein oder zwei Handvoll der Gedichte in Auswahl geben lassen. Aber der Gesamtband ist nur etwas für Wissenschaftler, Hardcore-Fans und Masochisten.
Karl May: Und Friede auf Erden (e)
Sehr menschenfreundlicher Roman aus dem Spätwerk Karl Mays. Man hatte ihn gebeten, einen China-Roman zu schreiben und hoffte auf etwas Hetzerisches, Rassistisches über dumme, feige Zopfmänner. Karl May schrieb allerdings stattdessen einen Roman über einen von China ausgehenden Geheimbund, der sich zum Ziel gesetzt hatte, Menschenfreundlichkeit und Güte in der Welt zu verbreiten. Sehr schönes Beispiel dafür, wie ein Schuss nach hinten losgehen kann. Und dafür, dass man sich als Autor nicht vor schlechter Leute Karren spannen lassen sollte. Okay, vielleicht etwas zu stark christlich und gutmenschlich angehaucht, aber nicht schlecht. Halt nicht der Haudrauf-Abenteuerstil der frühen Jahre.
Igorlied (e)
Das russische Nationalepos. Steht schon seit 25 Jahren auf meiner To-do-Liste, ich habe bloß keine Reclam-Ausgabe dazu gefunden. Nun also das eBook. Die Geschichte ist etwas verworren, und für ein Epos ist sie sehr kurz. Übersetzt hat die anonym überlieferte Dichtung Rainer Maria Rilke. Es geht um einen Fürsten, der das Land um den Don herum für Russland zurückerobern will. Er scheitert jedoch. Beklagt wird die Uneinigkeit der Russen. Ich denke, ich muss es noch einmal lesen.
Japanische Märchen (e)
Sehr umfangreiche Sammlung mit zum Teil wunderschönen Märchen. Man wird allerdings ein wenig erschlagen von der Menge der enthaltenen Texte. Zauberfrauen, Füchse, freche und wohlerzogene Jungen, schöne Frauen, das ganze Märchenpersonal also. Auch das muss ich einfach noch mal lesen.
Aristoteles: Über die Dichtkunst (e)
Die Poetik des Aristoteles, die für die französischen Klassiker zur Bibel wurde, an der sich Lessing in seiner Hamburgischen Draaturgie abgearbeitet hat, gegen die Brecht sein antiaristotelisches episches Theater setzte. Unverzichtbar für jeden, der sich mit Theater befassen will. Und natürlich mit dem Tragödiensatz, den jeder Student auch dann noch auswendig hervorsprudeln können sollte, wenn er nachts um 4 Uhr aus dem Bett gerissen wird ... Halten wir fest: Es ist ein wichtiges Buch, man sollte es gelesen haben, aber auch hier der Hinweis: Zum Wieder-Lesen ganz okay, Die Recam-Ausgabe ist für Einsteiger aber wesentlich besser geeignet.
Mei Allison: Die Nebeldame (e)
Zauberhafte Kurzgeschichte um eine Vampirin, die vollkommen anders ist als die üblichen Blutsauger-Ladys. Eine berührende Winter- und Weihnachtsgeschichte, wunderschön und mit einem beeindruckenden Cover. Unbedingt empfehlenswert.
D.W. Schmitt: Haineck (e)
Science-Fiction-Erzählung über die Suche nach neuem Lebensraum im All. Ein Raumschiff landet auf einem Planeten, der als neue Heimat für Menschen recht vielversprechend aussieht. Die ersten Untersuchungen sind positiv, doch plötzlich ein furchtbarer Rückschlag. Die Besatzung gibt auch diesen Planeten auf und streicht ihn von der Liste möglicher Besiedlungsobjekte. Zu früh, wie sich herausstellt. Ein Mitglied der Crew ist im Hintergrund nämlich mächtig am Manipulieren ... Sehr gut erzählt, recht wissenschaflich gehalten, sehr knapp. Schade eigentlich, man hätte auch einen Haineck-Roman gut verkraften können.
Die Welten von Thorgal: Kriss de Valnor 4 - Bündnisse
Hörbücher/Hörspiele
Peter Hereld: Die Braut des Silberfinders
Ich hatte den ersten Teil als Buch gelesen. Jetzt also der zweite Teil als Hörbuch. Robert, der letzte Überlebende des "Kinderkreuzzugs", kehrt nach jahrelanger Gefangenschaft aus dem Orient heim nach Deutschland. Begleitet wird er von seinem arabischen Freund Osman. Nach Abenteuern in Hildesheim wollen sie jetzt weiterziehen nach Köln. Doch sie kommen nicht weit, da eine rothaarige Diebin sie schon im nächsten Gasthof ihrer gesamten Barschaft beraubt. Die Suche führt die beiden Freunde nach Goslar, wo sie sich als Bergarbeiter verdingen müssen.
Erneut ein sehr gut recherchierter Roman Peter Herelds, der viel Wissen über das alte Bergbauwesen und die mittelalterliche Stadt Goslar verrät. Insgesamt etwas schneller erzählt und spannender als der erste Teil, "Das Geheimnis des Goldmachers". Der Sprecher macht seine Sache gut, sehr schön der orientalische Akzent Osmans.
März
Karl May: Der Schatz im Silbersee (e)
Und noch ein Karl-May-Klassiker. Der Kleine Bär war mein absoluter Lieblingsheld. ;-) Erstaulich, wie viele Helden May hier versammelt und am Silbersee aufeinandertreffen lässt. Und natürlich ein einzigartiger Schauplatz.
E. T. A. Hoffmann: Des Vetters Eckfenster (Reclam)
Ich habe mal wieder Punkte im Prämienshop bei Libri.de eingelöst. Ab und zu springt dann mal ein Reclamheft raus. Hatte eigentlich auf eine nette, schwarze, gruselige Geschichte in typischer Hoffmann-Manier gehofft. Das hier war allerdings etwas anderes. Es geht einfach nur darum, dass der Vetter seinem Besucher durch einen Blick aus dem Fenster zeigt, wie viel Unterhaltung und Inspiration ein einfacher Blick aus dem Fenster bringen kann. Da werden zahllose interessante Leute und Szenen geschildert. Künstlerisch sicher sehr aufschlussreich, und das Nachwort hebt auch die "Modernität" des Hoffmannschen Textes hervor. Mir hat allerdings bei dem ganzen Beobachten und Modernsein die Geschichte gefehlt. Es passiert einfach nichts.
Heiner Boehncke, Phoebe Alexa Schmidt: Marie Hassenpflug. Eine Märchenerzählerin der Brüder Grimm
Georg Herwegh: Gedichte (e)
- Gedichte eines Lebendigen I
- Gedichte eines Lebendigen II
- Ausgewählte Gedichte
Georg Herwegh ist einer meiner Lieblingslyriker. Die Verse von dem Mann lassen sich einfach so schön schmettern! Denkt doch nur an das "Mann der Arbeit, aufgewacht und erkenne deine Macht! Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will!" Oder an das herrliche "Mein ganzer Reichtum ist mein Lied!" Den Nachruf auf Georg Büchner habe ich mehrfach in meinen Werken über das Junge Deutschland zitiert. "Die Partei", der "Matador", die Zueignung an den "Verstorbenen".
Ich habe seine "Gedichte eines Lebendigen" damals, es muss 1989 oder 90 gewesen sein, in meiner Uni in der alten Germanistenbibliothek entdeckt und eine ganze Reihe davon auswendig gelernt. Das Reclamheft mit einer Auswahl seiner Gedichte musste natürlich auch sein. Ja, und jetzt habe ich mir das hier durchgelesen. Sehr schön. Schaut doch mal rein.
Olaf Kemmler: Die Stimme einer Toten
Carola Wimmer: Ostwind. Zusammen sind wir frei
Das Buch habe ich in der Buchhandlung stehen sehen, und es hat mich irgendwie angesprochen. Schöne Bilder, nettes Cover und eine Mädchen-und-Pferde-Geschichte, mir war halt mal wieder danach. Hm, ja, es ist halt ein Buch zum Film. Ich habe den Film nicht gesehen, aber ich kann ihn mir jetzt gut vorstellen. Man merkt aber, dass es keine Buch-Handlung, sondern eine Film-Handlung ist, die dem Text zugrunde liegt. Irgendwie wird vieles zu dürftig geschildert. Was im Film mit ein paar Sekunden und eindrucksvollen Bildern funktioniert, ergibt noch keine überzeugende Roman-Szene. Vieles ist einfach zu kurz beschrieben, etwa das Training mit dem Pferd, der Versuch, Ostwinds Vertrauen zu gewinnen, das langsame Wachsen von Gemeinschaft und reiterischem Können. Das geht einfach zu schnell, und es gibt zu wenig Details in der Schilderung. Vermutlich ist der Film um Klassen eindrucksvoller.
Bernhard Schlink: Der Vorleser
Roman über einen Jungen, der eine erotische Beziehung zu einer älteren Frau beginnt. Sie lässt sich die Liebe des Jungen gern gefallen, vor allem aber liebt sie es, wenn er ihr vorliest. Jahre später sieht er sie vor Gericht wieder. Sie ist angeklagt als ehemalige Aufseherin in einem Konzentrationslager. Erst nach und nach kommt er dahinter, warum sie eine Beförderung in ihrem Straßenbahnbetrieb ausschlug. Und warum sie hastig alles zugibt, wenn man ihr irgendwelche Schriftstücke vorlegen will. Die Frau ist Analphabetin und schämt sich dafür ... Ein Buch, das mich sehr beeindruckt hat. Sehr feine Beobachtungen, eine interessante Personenkonstellation und eine "Heldin", die alles andere als unschuldig ist und trotzdem irgendwo Mitgefühl auslöst. Empfehlenswert.
Lucas Edel: Die KDP-Formel (e)
Das erste einer Anzahl von eBooks, die ich mir angeschafft hatte, als ich unter die Selfpublisher gehen und "Darthula" auf eigene Faust herausbringen wollte. Das hat ja dann doch dankenswerterweise der Verlag "Saphir im Stahl" übernommen, sodass ich es zumindest für meinen "ossianischen Roman" nicht brauchte.
Die KDP-Formel hat einen etwas reißerischen Titel, natürlich gibt es keine Formel zum Reichwerden mit Kindle Direkt Publishing, auch ist es für die recht geringe Seitenzahl mit 4,99 Euro ziemlich teuer, aber ansonsten ist das Buch ganz okay. Man erfährt darin unter anderem etwas über Kindle-Technik, Selbstmarketing, Umgang mit Kritik, Verdienstmöglichkeiten und darüber, wie man eBooks signiert.
Etwas überzogen und unnütz finde ich den Schreibkurs. Ich denke, wer erst noch lernen muss, wie man schreibt (oder gar Themen findet), sollte sich einen Schreibratgeber kaufen, aber kein Spezialwerk zum Thema Veröffentlichen auf Amazon. Hier hat der Autor eindeutig zu viele Zeilen geschunden.
Zu Teil II: Jahresrückblick April bis Juni 2014
Zu Teil III: Jahresrückblick Juli bis September 2014
Zu Teil IV: Jahresrückblick Oktober bis Dezember 2014
© Petra Hartmann