Jahresrückblick II: April bis Juni 2019
Jahresrückblick
Hinweis:
Etwaige blau markierte Texte sind herausragende Spitzenbücher, rot steht für absoluten Mist, ein (e) hinter dem Titel bedeutet, dass ich den betreffenden Text in der eBook-Version gelesen habe, und hinter den Links verbergen sich ausführlichere Besprechungen innerhalb dieses Blogs.
April
Hans Gärtner: Der Gustl
Lausbubengeschichten in der Tradition des Klassikers von Ludwig Thoma. Der "Gustl" ist, wie der Untertitel verrät, "ein bayerisches Schlitzohr". Die Geschichten sind allesamt keine urbayerischen Schenkelklopfer, sondern eher etwas melancholisch erzählte, feinsinnige Jugenderinnerungen mit leichtem, hintergründigen Humor. Dabei geht es nicht um große Abenteuer oder Katastrophen, sondern eher um die kleinen Erfahrungen auf dem Lebensweg, die dieser Gustl macht, beispielsweise als er einmal zum Einkaufen geschickt wird und glaubt, er könne die Einkaufsliste ganz leicht im Kopf behalten, was dann natürlich - infolge mangelhafter Mnemotechnik - zu einigen Konfusionen führt. Aber Gustl löst das Problem, wie auch andere in diesem Buch, auf liebenswürdige und charmante Weise und bringt doch noch einen ordentlichen Einkauf zustande. Ein sehr freundliches, augenzwinkerndes Büchlein mit einem netten Blick zurück auf die eigene Kindheit.
Was bedeutet Aufklärung? (Reclam)
Textsammlung mit zentralen Schriften bekannter Aufklärer, darunter der titelgebende Aufsatz Immanuel Kants. Etwas verdrossen hat mich, dass in der uralten Vorgänger-Ausgabe zwar noch etwas von Moses Mendelssohn drin stand, in der neueren Zusammenstellung flog er aber raus. Schade, gerade seinen Aufsatz "Was heißt aufklären?", der fast gleichzeitig mit Kants "Was bedeutet Aufklärung?" erschienen ist, hätte ich gern neben dem Text des Königsbergers abgedruckt gesehen. Der Vergleich ist sehr spannend. Naja, ansonsten recht vernünftige Beiträge, Aufklärer eben, und die Arbeit des Reclam-Verlags solide wie gewohnt, lesbar.
Olaf Glöckner: David Friedländer: Aufklärer, Brückenbauer, Philanthrop (Jüdische Miniaturen)
Sehr kleines Heft im Reclam-Format, das einen gerafften Überblick über David Friedländers Leben und seine Werke und Ziele gibt. Auf rund 60 Seiten kann man natürlich vieles nur anreißen, und es ist keine erschöpfende Darstellung der Lebensleistung des Mannes geworden, aber es ist ein guter Einstieg in Friedländer. Insgesamt mag ich die Reihe und schätze sie als Einstiegslektüre, wenn ich mich mit bestimmten Persönlichkeiten befassen möchte. Hat man erstmal andere, dickere Bücher über den betreffenden Menschen gelesen, kommen die Miniaturen einem wahrscheinlich zu dünn vor, aber es ist ja auch nicht ihr Sinn und Zweck, mit dickleibigen Monographien in die Schranken zu treten. (Vorschau: Im dritten Quartal folgen ein paar Zeilen über eine ziemlich umfangreiche Friedländer-Biographie, die ich gelesen habe, und im vierten folgt eine Friedländer Werkausgabe.)
Naftali Herz Wessely: Moseide, Teil 1
(Hinweis: Die rote Warnfarbe dieser Buchvorstellung bezieht sich ausdrücklich auf die Qualität des Druckes, nicht auf die literarische Qualität des Werks.)
Es handelt sich um einen Reprint aus dem Verlag "Forgotten Books", der Scans alter rechtefreier Bücher im On-demand-Verfahren druckt. Diese Art Bücher sind für den Besteller immer ein Glücksspiel: Je nach Qualität des Scans kann es sich um ein gut oder weniger gut lesbares Buch handeln. Und bei Büchern, die sonst überhaupt nicht zu haben sind, ist man ja meist bereit, Abstriche zu machen. Aber ich habe noch nie ein derart schlecht entzifferbares Buch in der Hand gehabt wie diese Moseide. Das Original mag wohl sehr dünnes Papier gehabt haben, sodass oft die Buchstaben von der Rückseite spiegelverkehrt durchscheinen und mit erfasst wurden, wodurch viele Seiten völlig unlesbar sind. Hinzu kommt, dass manche Seiten ganz fehlen. Es ist traurig. Ich werde mir wohl mal einen Tag freinehmen müssen, um das Original in der Bibliothek im Lesesaal selbst in die Hand zu nehmen.
Kurz einige Sätze zum Inhalt: Wessely gehörte zur ersten Generation der jüdischen Aufklärer in Deutschland. Eine der großen Baustellen der Haskala war - ähnlich wie für die deutschen Reformatoren zu Beginn der frühen Neuzeit - die Schaffung einer gemeinsamen Hoch- und Schriftsprache. Wessely arbeitete also daran, ein modernes Hebräisch für die europäischen Juden zu schaffen, und dazu gehörte nicht nur der grammatische Part, sondern Wessely war auch journalistisch tätig und schuf auch große Literatur. Die Moseide gehört dazu. Das ursprünglich in modernem Haskala-Hebräisch abgefasste Epos schildert das Leben des Moses und die Herausführung der Israeliten aus Ägypten. Großes Vorbild war natürlich Klopstock mit seinem "Messias".
Wessely fand mit seiner Dichtung viel Anklang, und es gab auch Freunde des Werks, die die Gesänge ins Deutsche übersetzten. Die deutsche Fassung wurde schließlich von Wesselys Sohn postum herausgegeben. Wobei es nicht ein einzelner Übersetzer war, sondern mehrere, und wobei festgehalten werden muss, dass es sich bei dem vorligenden Band nur um den ersten Teil der "Moseide" handelt, wohl etwa das erste Drittel. Ob der Rest auch noch auf Deutsch erschienen ist, habe ich nicht herausgebracht.
Was ich aus den nicht verdruckten Seiten herauslesen konnte, hat mir stilistisch sehr gut gefallen. Es scheint wesentlich mehr Musik drin zu stecken als in Kloppstock. Insofern hoffe ich mal, dass es vielleicht irgendwann mal eine vernünftige, lesbare Neuausgabe geben wird.
Kim Scheider: Der rote Feuerstein und die Götterdämmerung
MaiÂ
Jens Kassner: Goslar an einem Tag
Handlicher Reiseführer, gut geeignet als Einstieg in eine neue Stadt. Sehr hilfreich und mit einem Preis von 5 Euro auch sehr günstig. Das erste Buch, das ich las, um mich mit meinem neuen Wirkungskreis vertraut zu machen. Empfehlenswert für den Goslar-Anfänger.
Johannes Scherr: Kaiser So und So und Prinzeß Gloria
Das kleine Büchlein erhielt ich als Mitglied des Forums Vormärz Forschung als kleine Überraschung. Es handelt sich um eine Posse, Burleske, Satire, vom Autor als "chinesisches Schattenspiel" bezeichnet. Erstmals erschienen 1845. Die Handlung: Die Tochter der Germania ("verwittwete Kaiserin von Deutschland"), die holde Prinzessin Gloria ("ihre Tochter aus verschiedenen Ehebünden") soll an den chinesischen Kaiser So und So verheiratet werden. Bei Hofe treten alle möglichen allegorischen Figuren und real existierende Persönlichkeiten der Zeit auf und geben ihre Kommentare zur Zeitgeschichte ab. Für den heutigen Leser sind die Anspielungen teilweise etwas schwer verständlich, aber es ist auf jeden Fall ein interessantes kleines Kabinettstückchen. Enthält ein hilfreichen Vorwort über den Verfasser sowie einige kommentierende Endnoten zum Stück.
Naftali Herz Wessely: Worte der Wahrheit und des Friedens
Ein 800 Seiten starker Band, der nicht nur Wesselys im Titel genannte Schrift, sondern auch die drei folgenden Sendschreiben abdruckt, ferner auch die Reaktionen auf Wesselys Schrift, sowohl der Unterstützer und Freunde als auch der Feinde. Außerdem eine ausführliche Darstellung der gesamten Diskussion um Wesselys vier Texte mit Hintergründen und und Folgen. Also das große Rundum-sorglos-Paket für jemanden, der sich tiefer mit der Materie befassen will.
Worum geht es? Wessely als Vertreter der Haskala, der jüdischen Aufklärung, nimmt Stellung zu einem bildungspolitischen Thema, das zunächst Österreich betraf, aber eigentlich die jüdischen Gemeinden im gesamten europäischen Raum betraf. Und so sind die abgedruckten Antwortschriften zu Wesselys vier Sendschreiben denn auch nicht nur aus Österrreich gekommen, sondern auch aus Deutschland, Italien, Polen und mehreren anderen Ländern.
Der österreichische Kaiser Joseph II. hatte im Rahmen einer allgemeinen Emanzipation der Juden in seinem Lande auch das Schulwesen reformieren wollen. Beziehungsweise erst einmal dafür sorgen wollen, dass die jüdischen Kinder auf staatlichen Schulen lernen. Wessely begrüßt das. Er verkündet den jüdischen Gemeinden die frohe Botschaft, dass nun auch die Juden vernündtige Schulbildung im Sinne der Aufklärung erhalten sollen, und macht Vorschläge zum Lehrplan und zur Abfassung von Schulbüchern.
Bis dahin lag das Schulwesen deutscher und österreichischer jüdischer Gemeinden sehr im Argen. Es gab, abgesehen von dem, was die Kinder von ihren Eltern lernten, fast nur religiöse Erziehung von Rabbinern und meist polnischen wandernden Hauslehrern. Alle diese Lehrer waren des Hebräischen kaum mehr mächtig, kannten nur einige notwendige Formeln und Sätze für den Hausgebrauch, hatten aber kaum noch Ahnung von Grammatik, und sprachen ansonsten das von Wessely und anderen Zeitgenossen als "verderbt" angesehenen "Judendeutsch" (Jiddisch). Weiterhin warf Wessely den Rabbinern vor, sich nicht auf die Thora (die fünf Bücher Mose) zu stützen, sondern auf den Talmud, der für Kinder vollkommen ungeeignet sei und auch für Erwachsene nur schwer verdaulich, eher ein Mittel zur Verdüsterung als dafür, Licht in den Köpfen zu schaffen. Wessely plädierte dafür, dass auch jüdische Kinder - wie für uns heute ganz selbstverständlich - Fächer wie Mathematik, Geographie oder Sprachen lernen sollen, um später in der Welt etwas zu werden. Dafür hat er aus religiösen und konservativen Kreisen sehr viel Prügel bekommen. Denn jede Mathestunde wäre ja vom Religionsunterrischt abgezogen worden. Viele konservative Rabbiner haben geschäumt vor Wut, als sie Wesselys Büchlein lasen. Allerdings muss auch gesagt werden, dass es auch aufgeschlossene Rabbiner gab, die Wessely unterstützten. Also im Prinzip der alte Kampf zwischen den alten Machthabern, die ihre Machtbasis gegen jede Veränderung verteidigen wollten, und den neuen, jungen Wissenschaftlern, die das Volk durch Bildung befreien wollen. Gab's im Christentum auch schon. Jedenfalls gingen die Wogen damals hoch. Heute kaum noch vorstellbar, dass sich ein Dorfpastor aufregen würde, wenn seine Konfirmanden außer dem Glaubensbekenntnis auch die binomischen Formeln auswendig lernen sollen. Aber noch gar nicht so lange her.
Was mir bei der Lektüre erst klar geworden ist: Letzten Endes war der Streit um Wessely und seine Sendschreiben mit ein Auslöser für Moses Mendelssohns Schrift "Jerusalem". Plötzlich merkt man beim Lesen, dass Mendelssohns Argumentation dafür, dass geistliche Vereinigungen, wie eben die christliche Kirche oder die jüdischen Gemeinden, nicht berechtigt seien, Mitglieder auszuschließen, gar keiner rein akademischen Fragestellung nachgehen will. Man dürfe dem Frevler, der ja gerade des geistlichen Trostes bedürftig ist, diese Zugehörigkeit nicht entziehen, argumentierte Mendelssohn. Und mit Wessely im Hinterkopf wird klar, dass es gar nicht um irgend eine theoretische Diskussion ging, sondern dass der Mann sehr konkret vom Bann bedroht war. Das war zu der Zeit zwar nicht mehr so lebensbedrohlich wie zu Uriel Accostas Zeiten, aber immer noch etwas, das einem Menschen das Leben ruinieren konnte.
Frank Heine: Der nationale Kandidat heißt Hitler
Eine Untersuchung über die Goslarsche Zeitung in der Weimarer Republik und ihre Berichterstattung über Adolf Hitler und die NSDAP. Das war für mich, nachdem ich den Vertrag bei der GZ unterschrieben hatte, das erste Buch, das ich ich über Goslar bestellt und gelesen habe. Man will ja wissen, in was für eine Firma man einsteigt.
Naja, wie viele andere Blätter hat sich meine neue Zeitung damals nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Die GZ war zur Weimarer Zeit schon recht national eingestellt, allerdings hielt sie sich zunächst hauptsächlich an die DNVP. Hitler und seine Leute waren anfangs gar nicht so prominent im Blatt. Doch rückte Goslar im Verlauf der 20er Jahre mehr und mehr in den Fokus der NSDAP, es gab in den jeweiligen Wahlkämpfen immer mehr Veranstaltungen der Partei, auch sehr eindrucksvolle Massenkundgebungen und Reden bekannter Spitzenpolitiker der Nazis. Die GZ berichtete erst distanziert, wurde später aber nach und nach freundlicher gegenüber der Partei, schließlich wurde die Haltung zu einem sehr deutlichen "Richtig so, NSDAP!" - und eine Trennung von Berichterstattung und Kommentar, wie es heute zum journalistischen Standard gehört, gab es in dem Sinne auch nicht. Die Kommunisten schwieg die Zeitung, solange es nichts Negatives zu berichten gab, tot, die SPD schaffte es eher ins Blatt, wurde aber eher kritisch beäugt.
Die GZ setzte eigentlich voll auf die DNVP, die Nazis waren zunächst eher eine Art interessanter Verbündeter aus dem gleichen Lager, ein bisschen rüpelhaft und nicht ganz ernst zu nehmen, zunehmend beeindruckend dann aber eben durch ihre modernen Wahlkampfmethoden und die Massen, die sie auf die Beine brachten.
Einen wichtigen Wendepunkt in der Berichterstattung markiert Hitlers "Legalitätseid" im Jahr 1930. Da hatte er öffentlich erklärt, er werde die Gesetze der Weimarer Republik achten und nur mit "legalen" Mitteln agieren - sprich: nicht durch einen Putsch, sondern durch formal korrekte Wahlen an die Macht gelangen. Damit hatte er die GZ auf seiner Seite. Die Zeitung erlag daraufhin vollständig der Faszination, die der "Führer" auf viele ausübte, und schrieb den Mann systematisch hoch ... Jedenfalls hat die Goslarsche Zeitung zu der Zeit durch ihre Berichterstattung schon recht aktiv Wahlkampfhilfe für Hitler geleiset. Wobei die Zeitung immer noch von einem nationalen "großen Ganzen" träumte und davon, dass ihre geliebte DNVP und die Nazis vereint für die nationale Sache kämpfen würden.
Was daraus geworden ist, weiß man aus den Geschichtsbüchern. Und gedankt haben die Nazis dem Blatt die engagierte Schützenhilfe auch nicht, als sie erstmal an der Macht waren. Erst kam nur die Androhung, die Zeitung zu schließen, dann die vollständige Kontrolle der Artikel, 1943 schließlich die Einstellung der Zeitung beziehungweise die Zwangsfusion mit den Goslarer "Neuesten Nachrichten".
Tja, das ist jetzt also die Zeitungsgeschichte, die ich geerbt habe. Zwei Dinge haben mich dann aber doch bewogen, offen in das Blatt hineinzugehen. Das eine ist, dass der im Jahr 1998 amtierende Verleger Klaus Krause ein Vorwort zu dem Buch geschrieben hat. Und das andere ist, dass der Autor des Buches nach seinem Studium als Volontär bei der Goslarschen Zeitung angefangen hat und inzwischen dort Redaktionsleiter geworden ist. Man kann es also mal versuchen mit der GZ.
Katja Ludwig: Das Mauerschweinchen
Berufliche Lektüre, da die Autorin aus Goslar stammt und ich für meine Zeitung eigentlich ein Porträt und eine Rezension dazu schreiben sollte. Die Autorin hat mich dann aber so angetusst, dass ich beides wieder gelöscht habe.
Michael Schnelle: Goslar
Noch ein Reiseführer im Einsteckformat, der mich etwas beim Hereinkommen in meine neue Stadt unterstützt hat. Etwas dicker und ausführlicher als der erste, auch fast doppelt so teuer (was bei 9,95 Euro aber auch nicht viel ist). Gute Ergänzung zu "Goslar an einem Tag". Auch für die Umgebung interessant.
Juni
Wilhelm von Humboldt: Schriften zur Bildung (Reclam)
Der dritte dicke Reclam-Band über Wilhelm von Humboldt ist noch relativ neu. Zu meiner Studienzeit habe ich mit intensiv mit seinen "Schriften zur Sprache" befasst und mit seinen "Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen". Der vorliegende dritte Band ist insofern ein typischer Humboldt, als er natürlich im gewohnten spröden Tonfall abgefasst ist, der einem Leser schon einiges an Liebe und Engagement abverlangt. Es handelt sich weniger um wissenschaftliche Texte, es handelt sich um Entwürfe für eine Umgestaltung des preußischen Schulwesens, um Gutachten, Berichte. Dazu gibt es Grundsätzliches zum Bildungsgang eines jungen Menschen, zu Zielen der Erziehung und zum Sinn von Bildung. Teilweise schon sehr idealistisch und optimistisch, aber wenn ich sehe, was im Namen von Pisa und Bologna inzwischen an Schulen und Universitäten zerstört wurde, dann wünsche ich mir doch einen Orkan, der dort durch die Räume fegt, den ganzen Bulimielernstoff aus diesem Augiasstall mit heiligem Zorn hinauspeitscht und die Fackel des Humboldtschen Humanismus neu entzündet. Nuff said.
Die Welten von Thorgal - Thorgals Jugend 5: Slive
Wilko Müller jr.: Fräulein Schmidt und die Reise nach Mexiko (BunTES Abenteuer 8/2012)
Kurzer Heftroman aus der Reihe "BunTES Abenteuer". Es handelt sich um ein Seitenstück zu der "Fräulein Schmidt"-Serie des Verfassers. Fräulein Schmidt ist eigentlich eine alte Maya-Göttin, die mit dem befasst ist, was vor einigen Jahren unter dem Schlagwort "Weltuntergang laut Maya-Kalender" von sich reden machte. Wobei die Mayas in ihrem Kalender eigentlich nur vom Übergang in ein neues Zeitalter ausgingen. Und wobei offenbar das größere Problem der Weltbevölkerung in diesem Roman ein ganz anderer Zeitenwechsel und Weltuntergang ist: Wir stehen kurz vor dem Jahreswechsel 1999/2000, und alle Welt fürchtet den schrecklichen "W2K" auf ihren Rechnern.
Frank W. Haubold: Der Garten der Persephone (BunTES Abenteuer 6/2012)
Hierbei handelt es sich nicht um einen Heftroman, sondern um zwei Kurzgeschichten, eine 20 Seiten stark, die andere 10. In der Titelgeschichte geht es um ein Raumschiff voller Menschen, die vor ewigen Zeiten mal auf der Erde gelebt haben und nun zurückkehren zu ihrem Heimatplaneten. Erzählt wird aus der Perspektive des jungen Marian, der als einziger keine Erinnerungen an die Erde hat, da er im All geboren wurde. Auch seine Eltern kennt er nicht, er wurde aufgrund eines "Notprogramms" geboren, das nach dem Tod des letzten weiblichen Besatzungsmitglieds anlief. Die Besatzung landet auf der Erde und findet Ruinen, alles ist zerstört und verfallen, die Bewohner sind scheinbar verschwunden. Es gab eine Katastrophe. Aber etwas hat überlebt. Ein Bewusstsein, das zu Marian Kontakt aufnimmt, um ihm zu zeigen, wohin die anderen gegangen sind. Sie gingen ins Dunkel ...
"Schwarz" heißt die andere Geschichte. Es ist die Geschichte eines Mannes, der erwacht und erstmal nicht weiß, wo er ist. Ist er tot? Getötet im Kampf um die Mondkolonien? Zum Glück ist jemand bei ihm, der schon etwas länger da ist ...
Zwei nachdenkliche, etwas melancholische Science-Fiction-Geschichten, die mit dem Thema Bewusstsein spielen und mit der Frage nach einer Existenz zwischen Leben und Tod.
Greta Thunberg: Ich will, dass ihr in Panik geratet
Das Buch enthält zehn Reden und einen Facebook-Kommentar, die letzte Rede ist die zur Verleihung der Goldenen Kamera, gehalten am 30. März 2019. Damit ist das Buch zwar schon realativ aktuell, aber die Reden, mit denen Greta Thunberg danach für Aufsehen gesorgt hat, fehlen natürlich.
Es ist ein sehr dünnes Buch, hat gerade mal 64 Seiten. Und es gibt einige Wiederholungen darin, manche Passagen kommen in mehreren Reden wörtlich oder fast wörtlich wieder vor. Trotzdem: rhetorisch sehr stark, es sind sehr gut formulierte Texte, kurz, knapp, prägnant, präzise, eindrücklich und im Gedächtnis bleibend. Dass sie inhaltlich recht hat, dürfte ohnehin klar sein.
Weitere Jahresrückblicke
Teil I: Januar bis März 2019
Teil III: Juli bis September 2019
Teil IV: Oktober bis Dezember 2019
© Petra Hartmann