
Peter Marsh: Das Herz der Sioux. Hoka

Die Reihe "Das Herz der Sioux" von Peter Marsh gibt es schon seit einger Zeit. Jetzt hat der Verlag Persimplex die ersten beiden Teile als "Jubiläums-Edition" in einem dicken Sonderband neu aufgelegt. "Hoka" beinhaltet die Indianerromane "Reise zu den Ahnen" und "Land der vielen Zelte".
Der Held des ersten Teils ist der deutsche Indianerfan Felix, der zusammen mit seiner Frau eine Reise in die USA unternimmt. In einer Reservation lernt er einige Lakota vom Stamme der Brulé kennen. Der alte Medizinmann Feuermond ist zunächst misstrauisch, erkennt aber schnell, dass Felix mehr ist als der typische Tourist aus Germany. Er lässt den jungen Mann an einer Schwitzhüttenzeremonie teilnehmen, die unerwartete Folgen hat: Felix fällt ins Koma und reist im Geiste zurück in die Zeit, als die Lakota noch frei in der Prärie lebten und noch keine Kontakte mit den Weißen hatten.
Zwischen Lakota, Cheyenne und Schoschonen
In der Gestalt von "Spotted Rabbit", der von seiner Visionssuche vollkommen verändert ins Lager seines Stammes zurückkehrt, lernt er das Leben der Brulé kennen, wird von seinem "Vater", dem Medizinmann Büffelrücken, zu dessen Nachfolger ausgebildet, vor allem aber freundet er sich mit Badger an, einem bei den Lakota aufgewachsenen Schoschonen, der eines Tages beschließt, sich auf die Suche nach seinem Stamm und vor allem nach seinem Zwillingsbruder zu machen. Die beiden Freunde treffen unterwegs auf Cheyenne, Crows, Flathead und Schoschonen und werden schließlich als "Geisterkrieger" Anführer eines legendären Zuges aus Kriegern mehrerer Stämme, um bei den Pawnee Pferde zu erbeuten.
Eine Pockenepidemie vereinigt Brulé und Oglala
Der zweite Teil erzählt von Felix/Rabbits Sohn Feste Hand: Er wurde nach Rabbits Tod bzw. dessen Rückkehr in die Gegenwart von Badger als Sohn angenommen und zeigt schon als Kind Anlagen zum bedeutenden Geheimnis-Mann. Feste Hand - später Wolkenschild - wird als Kind von den Pawnee entführt, lernt weiße Händler und einen schwarzen Sklaven kennen und wird, nachdem eine durch Händler gezielt verursachte Pockenepidemie viele Lakota getötet hat - Häuptling eines neuen Stammes aus überlebenden Brulé und einigen Oglala-Familien.
Peter Marsh schreibt sachkundig und spannend
Peter Marsh hat zwei fesselnde Romane geschrieben, die zugleich sachkundig und spannend sind. Seine Erzählungen aus der Welt der alten Lakota lassen sich gut lesen und machen auf jeden Fall Lust auf mehr. Auch die Aufmachung des Hardcoverbandes, vor allem das schöne und geheimnisvolle Covermotiv des indianischen Künstlers James Yellowhawk, macht das Buch zu einem kleinen Schmuckstück.
Einzig einige an den öffentlichen Dienst erinnernde Formulierungen - so greifen Krieger manchmal nach ihren "vorhandenen" Waffen, und einmal ist sogar vom Bewusstsein einer "vorhandenen Existenz" die Rede - lassen den Leser manchmal stocken. Sehr erfrischend dagegen wirkt es, wenn der seelengewanderte Felix, der sich noch nicht in seine neue Rolle gefunden hat, in modern-flapsige Jugendsprache abgleitet und zum Beispiel den Adlermann, eine Art Geisterwesen, fragt, ob der ihn "verscheißern" wolle. Tragisch und komisch zugleich ist die Geschichte des etwas großmäuligen Kriegers, der mehrere Pfeile in den Hintern bekommt und vom jungen Medizinmann spottend als "Igelarsch" bezeichnet wird - ein Name den der Mann bis ins Greisenalter nicht wieder los wird.
Zweiter Korrekturdurchgang wäre wünschenswert gewesen
Schade, dass der Persimplex-Verlag für eine Jubiläums-Sonderedition nicht noch einen Korrekturdurchgang spendiert hat. So blieben einige harte Trennungen inmitten der Zeile und Absätze inmitten des Satzes stehen. Vielleicht wäre das eine Anregung für den nächsten Doppelband mit Teil drei und vier der Reihe?
Ansonsten: Ein wunderschönes, spannendes Abenteuerbuch, mit sehr viel Liebe und Sachkenntnis geschrieben, das hiermit jedem Liebhaber von Indianerbüchern an Herz gelegt wird. Unbedingt lesenswert.
Peter Marsh: Das Herz der Sioux. Hoka. Wismar: Persimplex-Verlag, Sonderedition 2011. 636 S., Euro 22,40.
© Petra Hartmann