Raumschiff Orion im CD-Player
Das vielzitierte Bügeleisen auf dem Steuerpult und die schrägen Tänze im Starlight-Casino sieht man nicht. Doch die legendären Streitigkeiten zwischen Commander Cliff McLane und der kratzbürstigen Sicherheits-Offizierin Tamara Jagellowsk sind unverkennbar - kein Zweifel, die Orion fliegt wieder. Die Abenteuer des diskusförmigen Raumschiffs Orion und seiner Besatzung sind Kult und begeistern seit 1966 Science-Fiction-Fans, aber auch Zuschauer, die mit Raumschiffen und Zukunftsszenarien sonst wenig zu tun haben wollen. Jetzt hat der Verlag Schall und Wahn die sieben Abenteuer der Raumschiffbesatzung als Hörspiel veröffentlicht. Eine CD-Box, in der der Zauber der alten Schwarzweiß-Serie unversehrt eingefangen wurde.
Strafversetzt zur Raumpatrouille
Die Geschiche ist bekannt: Cliff Allister McLane und seine Crew, berühmt und verschrien für tollkühne Eskapaden, überspannen den Bogen und landen befehlswidrig auf einem Planeten, auf dem zu landen bisher als unmöglich gilt. Die Folge: Ein Jahr Strafdienst bei der Raumpatrouille, für das schnellste Schiff der Erde und seine Besatzung eine üble Degradierung. Doch es kommt noch schlimmer: Um weitere Eskapaden zu verhindern, bekommt die Mannschaft die kühle Sicherheits-Offizierin Tamara als Aufpasser zugeteilt, die künftig jeden Verstoß gegen Vorschriften verhindern oder zumindest melden soll. Zwischen dem Commander und seiner Gouvernante brennt die Luft. Allerdings wächst langsam auch Zuneigung und Liebe zwischen den beiden - kein Wunder, immerhin müssen sie siebenmal gemeinsam die Erde retten, zumeist vor den außerirdischen „Frogs“, aber auch vor wahnsinnigen Verbrechern, durchgedrehten Robotern und den Sonnenexperimenten eines Amazonenstaates.
Originaldialoge, verbunden durch Erzähltexte von Andreas Fröhlich
Bei den sieben Hörspielen handelt es sich um Originaldialoge aus den Filmen, die durch kürzere Erzählsequenzen, gesprochen von Andreas Fröhlich, mit einander verbunden sind. Die Stimme des bekannten Hörbuchsprechers wirkt zunächst wie ein Fremdkörper in der vertrauten Orion-Crew. Doch passt sich sein unaufdringlicher Sprechstil gut in die Auseinandersetzungen zwischen McLane (Dietmar Schönherr) und seinem „Anstandswauwau“ vom Galaktischen Sicherheitsdienst Tamara (Eva Pflug) ein und passt zu den Frotzeleien der Mannschaftsmitglieder Mario de Monti (Wolfgang Völz), Hasso Sigbjörnson (Claus Holm), Atan Shubashi (Friedrich G. Beckhaus) und Helga Legrelle (Ursula Lillig). Ein wenig zurückhaltender hätten die Verbindungstexte vielleicht ausfallen können. So wirkt die Ankündigung nach dem Start zum ersten Patrouillendienst, die „Orion“ fliege „neuen, unbekannten Abenteuern entgegen“ unangemessen reißerisch, zumal von Abenteuerlust im Schiff in diesem Augenblick absolut nichts zu spüren ist. Die Besatzung fliegt einem demütigenden Einsatz entgegen, den sonst Raumkadetten erledigen würden. Im Übrigen: Sind „bekannte“ Abenteuer noch Abenteuer?
Goldrichtige Entscheidung für Originalszenen
Die Entscheidung, Originalszenen für das Hörspiel zu verwenden, war goldrichtig. Bei allem „Billig“-Geruch, der solchen Produktionen oft anhängt, McLane kann nur von Dietmar Schönherr gesprochen werden, und jeder Versuch, die Abenteuer mit einer neuen Besetzung und neuem Drehbuch einen etwas moderneren Anstrich zu verleihen, hätte wahrscheinlich Generationen von Fans enttäuscht. Undenkbar, dass ein Abenteuer der Orion anders beginnt als mit dem von Claus Biederstaedt gesprochenen Vorspann: „Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen schon Wirklichkeit sein. Dies ist ein Märchen von übermorgen ...“
Raumpatrouille. Die 7 Abenteuer des Raumschiffs Orion. Schall und Wahn, 2009. 7 CD, ca. 445 Minuten.
© Petra Hartmann