Endspurt. Hier kommt der letzte Teil meines Rückblicks auf das Lesejahr 2011. Diesmal sind ein paar Bücher dabei, die mich überrascht, begeistert und vom Hocker gerissen haben. Passiert selten genug. Schaut mal durch, vielleicht ist ja was für euch dabei:
Oktober
Perry Rhodan: Planetenroman 14 - Der Killer von Terra
Sagte ich schon, dass der Identitäten-Traum-Bewusstseinskram nicht ganz mein Fall ist? Na gut, das hier bietet eine Art Krimihandlung aus einem ziemlich abgeschotteten Planeten am Arm des Universums, nicht schlecht geschrieben und für ein paar Stunden ganz ordentliche Unterhaltung.
Johannes Kepler: Der Traum oder Mond-Astronomie
Faszinierend: Ein SF-Roman aus der Urzeit der Astronomie. Kepler beschreibt eine Mondreise und schildert Jahreszeiten und Lichtphänomene auf dem Mond. Geradezu koperniketzerisch. Dabei streng mathematisch und astrophysikalisch konstruiert. Das ganze kommt daher als Traum, ist stellenweise eine ziemlich böse Satire auf Kollegen und Kirchenmeinungen und war, nicht nur da die Reise mit Hilfe einer Dämonenbeschwörung erfolgte, für den Verfasser alles andere als ungefählich. Dazu gibt es einen ziemlich umfangreichen Essay, "Leitfaden für Mondreisende" von Beatrix Langner. Hochinteressante Entdeckung. Lesen!
Mark Brandis: Blindflug zur Schlange
Ein tiefer Einschnitt in der Biographie von Mark Brandis: Der Commander verlässt nach den Erfahrungen des vorigen Romans und der Rettungsmission der Triton-Passsage die VEGA und wird Leiter einer neu gegründeten Organisation: Die UGzRR (Unabhängige Gesellschaft zur Rettung Raumschiffbrüchiger) widmet sich ab jetzt der Aufgabe, gestrandete Raumschiffe zu bergen und Menschen zu retten. Die Organisation ist übernational und nicht an die Staatengebilde gebunden, wird aber von den bestehenden Machtblöcken finanziert und ausgestattet. Die Schiffe tragen Namen wie "Albert Schweitzer" und "Henri Dunant", und diese Namen sind auch Programm. Allerdings sind die Rettungsschiffe nicht für alle raumfahrenden Interessengruppen tabu: Piraten bringen das unbewaffnete Schiff Grischa Romens in ihre Gewalt. Eine fieberhafte Suche nach der Nadel im Heuhaufen beginnt.
Der Roman ist spannend und versprüht sehr viel von Grischa Romens Zigeunercharme und Lebensgefühl. Die esoterische Suchvariante des asitatischen Gurus ist allerdings grenzwertig, vor allem in einem SF-Roman. Trotzdem ein schönes Stück Literatur. Lesenswert.
Mark Brandis: Raumposition Oberon
Eine Grundsatzfrage spaltet die UGzRR: Sollen die Schiffe bewaffnet werden oder nicht? Mark Brandis tritt trotz der schlechten Erfahrungen mit Piratenüberfällen konsequent für Waffenlosigkeit und Pazifismus ein, vertritt damit jedoch eine Mindermeinung. Er verliert die Abstimmung gegen Jim Collins, einen Kommisskopp alter Schule, wird von seinem Führungsposten entbunden und darf fortan am abgelegensten Stützpunkt des Einsatzgebietes Wache schieben. Indessen beginnt sein cowboyhafter Nachfolger seinen Feldzug zur Sicherung des Universums. Blöd nur, dass Collins offenbar nicht krisenfest ist. Als zwei Meteoritenschwärme sich zu einem Materiesturm kosmischen Ausmaßes vereinigen und selbst für die Rettungsschiffe zur todbringenden Gefahr werden, ist Collins abgetaucht, der Verbannte muss wieder ran ...
Sachkundig und mit großer Menschenkenntnis geschilderte Analyse der Machtspiele und Intrigen innerhalb eines gemeinnützigen Vereins. Spannend, lesenswert, einfach gut.
Gerd Scherm: Die Irrfahrer
Die Tajarim aus "Der Nomadengott" sind wieder da: Diesmal werden sie in den Strudel der griechischen Mythologie hineingerissen, irren durch das Labyrinth des Minotaurus, begegnen Homer vor Troja und streifen mit Odysseus ziellos durch das Mittelmeer. Noch besser als der erste Teil. Sollte man nicht in der Bahn lesen, die Mitreisenden schauen einen bei Lachanfällen ziemlich komisch an. Allein für die ausgesprochen einsichtige Erklärung, welchen Sinn und Zweck der strunzlangweilige Schiffskatalog im zweiten Gesang der Ilias hat, verdient der Autor den goldenen Homerorden erster Klasse am Bande.
Dieter Schmitt: Perlamith I: Der graue Berg
Hörbücher
Mark Brandis: Operation Sonnenfracht
November
Wolfgang Hohlbein: Thor
Das muss auch mal wieder sein: Fantasy vom Fachmann, voraussetzungslos, folgenlos, einfach nur gut geschriebene Unterhaltung für ein paar Stunden. Vergesst aber vorher bitte alles, was ihr bisher über germanische Mythologie gelernt habt. Mit dem hammerschwingenden Asen des nordischen Pantheons hat Hohlbeins Titelheld nur den Namen und den Hammer gemeinsam.
Uhrwerk Venedig (Ulrich Burger Verlag)
Und wieder hört man von einem neuen Genre: Clockpunk. Das ist so etwas ähnliches wie Steampunk, nur nicht auf Basis von Dampfkraft sondern rein mechanisch mit Zahnrädern, Spulen und Spiralen, eben wie ein Uhrwerk. In der Lagunenstadt der italienischen Renaissance arbeiten geniale Erfinder vom Schlage eines Leonardo an immer kühneren Maschinen, da gibt es aufziehbare Käfer, die durch die Luft fliegen, aber auch Gondeln mit Räderwerk oder eine Art Herzschrittmacher aus Zahnrädern. Eine faszinierende Welt. Das kleine Büchlein mit sechs Kurzgeschichten besticht außerdem durch sein Format: Ein Reisebegleiter, der in jede Hosentasche passt.
Antonia Michaelis: Die Worte der weißen Königin
Unfassbar. Unglaublich, dass es so etwas gibt. Zum Niederknien traurigschön. Wenn ich 2011 nur dieses eine Buch entdeckt hätte, das Jahr hätte sich schon gelohnt. Es ist traurig, hart, böse, poetisch, schwerelos, nachdenklich und in einer unfassbar schönen Sprache geschrieben. Die Geschichte eines Jungen, der von seinem Vater misshandelt wird, als dieser in Arbeitslosigkeit und Alkoholismus versinkt, die Geschichte einer Flucht, ein Buch von der Suche nach Freiheit, nach Zauberworten und nach dem, was ein Märchen zum Klingen bringt. Ich weiß gar nicht, was ich über dieses Buch sagen soll. Wie heißt es so schön: Wem das Herz überquillt, dem fehlen die Worte. Lest es. Undbedingt.
Alexander Gail: Kopfjäger I+II (Welt der Geschichten)
Gruselige, schaurige Horrorgeschichten, gut geschrieben und spannend. Lesenswert.
Seelords - die Macht des Mondes (Welt der Geschichten)
Das schönste Buch, das ich bisher in der Welt der Geschichten gelesen habe. Unheimliche und ungewöhnliche Storys rund um das Thema Meer und Seefahrt mit wahnsinnig tollen Illustrationen. Ein Schmuckstück.
Echnaton: Sonnenhymnen (Reclam)
Zweisprachige Ausgabe, bei der man eigene Enträtselungsversuche mit den Hieroglyphen veranstalten kann. Die Lyrik Echnatons ist für heutige Menschen vielleicht nicht mehr ganz so eingängig, aber interessant war es allemal, sich den alten Text mal anzuschauen, auch wegen der seltsamen Parallelen zum Sonnengesang Franz von Assisis und zu Psalm 104.
Sven Hedin: Wildes heiliges Tibet (Reclam)
Reisebericht aus dem Zeitalter der Weltentdecker. Sehr interessant und kurzweilig.
Lysander und andere Geschichten rund um den Hamelner Rattenfänger (Welt der Geschichten)
Dünnes Heft mit drei phantastischen Geschichten von Bernd Rothe, Timo Bader und Duncan Demerodt, die sich mehr oder weniger frei der Hamelner Sagengestalt nähern. Sehr schön illustriert und nicht nur für Hamelner interessant.
H.G. Franciskowski: Der Junge vom Lotsenturm I: Geheimnis um Dennis
H.G. Franciskowski: Der Junge vom Lotsenturm II: Die Videofalle
H.G. Franciskowski: Der Junge vom Lotsenturm III: Das Haus der Taschendiebe
H.G. Franciskowski: Der Junge vom Lotsenturm IV: Dennis und die Jugendbande
H.G. Franciskowski: Der Junge vom Lotsenturm V: Verschwörung gegen Dennis
H.G. Franciskowski: Der Junge vom Lotsenturm VI: Dennis in der Falle
Eigentlich eine ziemlich banale Kinderbuchserie. Und die Lösung der Kriminalfälle ist alles andere als Ermittlungsarbeit auf Holmesniveau. Aber ich nehme mir die Bücher alle paar Jahre vor und lese sie mir nochmal durch. Der obdachlose Junge vom Lotsenturm hat einfach einen gewissen Zauber.
Anna Jürgen: Blauvogel
Indianerbuch-Klassiker: Ein weißer Junge wird von Irokesen gefangen genommen und von einem Krieger adoptiert, der gerade seinen Sohn verloren hat. Erst will er abhauen. Doch über die Jahre wird er zu einem richtigen Irokesen. Als er schließlich von Weißen befreit wird, bricht eine Welt für ihn zusammen. Blauvogel flüchtet und macht sich auf die Suche nach seinem Stamm. Nicht schlecht, ich fand aber "Kleiner Bär und Prärieblume" noch einen Tick besser.
Antje Babendererde: Der Walfänger
Das Walfangverbot wird zugunsten der Indianer gelockert: Die Makah dürfen auf traditionelle Art einen Wal erlegen, wie es die Angehörigen ihres Volkes im Jahr 1913 getan haben. Im Reservat treffen unversöhnliche Gegner aufeinander: Traditionalisten, Umweltschützer, militante Aktivisten und japanische Walfang-Lobbyisten versuchen, ihre Ziele durchzusetzen. Und auch die dunklen Seiten der Makah-Geschichte treten wieder zu Tage. Spannend, sachkundig, lesenswert.
Mark Brandis: Abivalente Zone
Hm. Ich habe ja schon aus zahlreichen Besprechungen mitbekommen, dass der Roman nicht gerade das Gelbe vom Ei ist. Vom Hocker gerissen hat er mich auch nicht, und dieses ganze Sexzeug ist eh nicht mein Fall. Ich glaube, der Autor hat einen kapitalen Fehler gemacht, als er duch den Namen Mark Brandis an die alte Erfolgsserie anzuknüpfen versuchte. Sowas verzeihen Fans nicht. Zumal die Konstruktion doch etwas an den Haaren herbeigezogen wirkt. Vielleicht wäre das Buch im oberen Durchschnitt mitgeschwommen, wenn der Held einfach nur Fritz oder Karl geheißen hätte.
Jostein Gaarder: Die Frau mit dem roten Tuch
Zwiegespräch per Email über die letzte große Frage, über den Tod und das Danach oder das Nichts oder den Sinn von was auch immer. Doppelbödig und alles andere als beruhigend. Ein typischer Gaarder eben.
Pablo de Santis: Die Übersetzung
Magischer Realismus auf höchstem Niveau. Auf einem Übersetzerkongress kommt einer der Teilnehmer auf mysteriöse Weise ums Leben. Dann noch einer. Hat es mit der geheimnisvollen "Sprache des Acheron" zu tun, der einer der Referenten nachspürt? Ein ungewöhnliches Buch. Den Autor merke ich mir.
Fritz Steuben: Tecumseh - Der Fliegende Pfeil
Fritz Steuben: Tecumseh - Der rote Sturm
Fritz Steuben: Tecumseh - Der Berglöwe
Die Tecumseh-Reihe von Fritz Steuben. Ein paar Bände hatte ich ja schon gelesen. Mit ein bisschen Bauchscherzen, denn aus dem Deutschunterricht, Unterichtseinheit "Indianerbücher", ist mir noch die Überschrift im Hinterkopf hängengeblieben: "Der Indianer im Dienste Nationalsozialistischer Wehrertüchtigung" ... Ich habe Teil 1-5 in der kindgerechten überarbeiteten Version von Nina Schindler in der Reihe "Omnibus" gelesen. Und jetzt frage ich mich natürlich, was sie da bearbeitet hat und wie das Original aussah. Es "ruckelt" jedenfalls etwas beim Lesen. Mir wurde bei der Lektüre mal wieder klar, wie tragisch das Scheitern Tecumsehs war. Er hätte es vielleicht sogar schaffen können, wenn es in der indianischen Tradition so etwas wie Einheit und dauerhafte stehende Heere gegeben hätte. So liefen alle auseinander, als sie die ersten Siege errungen hatten, die Sache war ja erledigt, die Krieger wollten nach Hause, ihre Beute zeigen und ihre Familien wiedersehen. Und die Weißen konnten nach dem Grundsatz des "divide et impera" stets mit einzelnen Häuplingen und Stämmen neue Verhandlungen führen und sie aus der Phalanx des indianische Heeres herauslösen ... (weiter im Dezember)
Antonia Michaelis: Der Märchenerzähler
Fast noch besser als "Die Worte der weißen Königin". Traurig, poetisch, magisch, dabei unglaublich hart und doch zauberhaft. Mord, Drogenhandel, Märchenzauber, Jugendamt, passt das eigentlich zusammen? Das glaubt wohl keiner, der dieses Buch nicht gelesen hat. Also, lest es.
Hörbuch
Fridtjof Nansen (Abenteuer und Wissen)
Hörbuch über den großen Polarforscher. War schon eine beeindruckende Persönlichkeit. Etwas schwierig der Schluss, denn irgendwie muss man ja auch Nansens Engagement nach der Polarforscher-Karriere würdigen. Immerhin hat der Mann seinen Friedensnobelpreis ja nicht zufällig bekommen. Das alles klappt aber dramaturgisch etwas ungeschickt nach als Anhang an die Abenteuergeschichte. Insgesamt sonst ganz gut gemacht und sehr lehrreich.
Dezember
Fritz Steuben: Tecumseh - Der Strahlende Stern
Fritz Steuben: Tecumseh - Der große Seher
Fritz Steuben: Tecumseh - Der Sohn des Manitu
Fritz Steuben: Tecumseh - Der große Häuptling
Fritz Steuben: Tecumsehs letzter Kampf
Die zweite "Hälfte" des Achtteilers. Mir gefielen besonders Teil 5 und 6, die tragische, aber eben auch selbstverschuldete Verstrickung Tecumsehs in die Machenschaften seine Bruders, des Medizinmanns und Scharlatans. Da hat jemand Geister gerufen, die er nicht wieder los wurde.
Fabienne Siegmund: Das zerbrochene Mädchen
Ja, es gibt sie noch, die echten Märchenerzähler. Fabienne Siegmund kann zaubern. Die Sammlung vereinigt sechs Erzählungen, die einfach etwas Besonderes sind. Die längste davon ist die Geschichte einer Schwanenjungfrau, die zum Menschen wurde und sich nicht wieder zurückverwandeln kann, weil jemand ihr Herz stahl. Die Autorin erzählt von Irrlichtern im Moor, vom Versuch, die gestorbene Geliebte aus dem Totenreich zurückzuholen, von einem Zauberer, dem kein Trick mehr gelingt, und einem ganz besonderen Orangenbaum. Das Ganze zauberhaft illustriert von Regine Rost. Wunderschön. Einzigartig.
Dr. Seuss: The cat in a hat
Englischer Kinderbuch-Klassiker mit absurd komischen, zum Teil vollkommen abgedrehten Versen. Ein Mädchen und ein Junge sitzen allein zu Haus und langweilen sich, als plötzlich eine Katze an die Tür klopft und verkündet, sie kenne ganz viele tolle Spiele. Der Goldfisch warnt noch. Aber der Eindringling ist nicht zu bremsen und zerlegt nach und nach die ganze Wohnung mit seinen haarsträubenden Tricks. Laut lesen und sich schlapplachen!
Richard Wagner: Die Walküre (Reclam)
Ein neues Kapitel meiner Walkürenstudien: Das Libretto zu Teil II von Wagners "Ring". Interessante Interpretation der mythischen Schildjungfrauen. Die Brunhilde hat eher etwas mit der Edda zu tun als mit dem Nibelungelied, hat auch eine gewissen Verwandtschaft zu Hebbels Drama.
Storm 1: Die tiefe Welt
Comic-Klassiker, der mich schon in meiner Jugend fasziniert hat. Beeindruckende Bilder. Jetzt habe ich mir mal Band 1 der edlen Hardcover-Ausgabe von Splitter gegönnt.
Juvenal: Satiren (Reclam)
Verzichtbar. Wenn ihr mal was Humorvolles und Gesellschaftskritisches aus der Zeit lesen wollt, dann greift zu Martial oder Lukian. Auch Petron hatte was auf dem Kasten. Aber dieser Juvenal ist einfach nur lang, langatmig, langweilig, zäh. Natürlich ist es interessant, dass er damals schon vieles kritisierte, was uns heute an Staat und Gesellschaft ärgert. Aber Gemeinplätze sind eben zeitlos, wen wunderts also?
Christoph Ransmayr: Die letzte Welt
Steht schon seit 1988 auf meiner Wunschliste, ist aber immer wieder nach unten gewandert. Eine Aneignung der "Metamorphosen" Ovids, allerdings eine sehr eigenwillige. Echo taucht als wahnsinnige Hure mit Sprachstörung auf, Tereus wurde Schlachter, Proserpina Verlobte eines Totengräbers und Memnon ist Asylant aus Äthiopien. Sehr verwirrend ist zunächst die Durchdringung von Antike und Gegenwart. Cotta, Ovids Freund, taucht am schwarzen Meer auf, um nach dem Verbannten zu suchen, und stößt dabei immer wieder auf Fragmente seines großen Epos "Metamorphosen". Zugleich wird der Leser aber konfrontiert mit moderner Technik, mit Autos, Kinovorführungen und Bushaltestellen, sodass man nie sicher ist, in welcher Zeit man sich genau befindet. Und vielleicht ist das ja auch die wichtigste Botschaft: Die Geschichte der Verwandlungen ist zeitlos, sie gehen immer und überall vor sich, und damit ist auch das Werk des Ovid unsterblich, unabhängig von Pergament, Papyrus und Stein, da es das Grundprinziep des Lebens selbst verkörpert und eins damit wurde.
Valerian & Veronique 0: Fremde Träume
Valerian & Veronique 1: Die Stadt der tosenden Wasser
Valerian & Veronique 2: Im Reich der tausend Planeten
Und noch ein Comictraum aus meiner Jugend: Atemberaubende Bilder aus Raum und Zeit in einer Hardcover-Gesamtausgabe von Carlsen. Hoffe, ich kann mir bald Teil II leisten ;-)
Barbara Hodgson: Die Wüste atmet Freiheit
Ein Buch über Frauen, die in den Jahren 1717-1930 den Orient bereisten: Abenteurerinnen, Emanzipierte, Blaustrümpfe, Begleiterinnen ihrer Männer, Reiseschriftstellerinnen und was es sonst noch gab. Für heutige Leser ist es zunächst befremdlich, dass für diese Frauen das Leben im Orient die große Freiheit bedeutete. Freiheit für Frauen im Land von Harem, Schleier und Burka? Aber für die Frauen, die den damaligen engen europäischen Verhältnissen entkommen waren, muss diese Welt tatsächlich wie eine Befreiung gewesen sein. Sie konnten sich wesentlich freier bewegen, trugen zum Teil Hosen, legten auf dem Pferde- oder Kamelrücken kilometerweite Reisen zurück und konnten sich mit den Einheimischen ohne die europäischen Zwänge unterhalten. Auf die dortigen Männer müssen sie befremdlich gewirkt haben, doch erwiesen diese ihnen ihren Resekt und behandelten sie der Einfachheit halber eher wie einen Mann, der nur etwas zierlicher gebaut war und Frauenkleider trug.
Etwas enttäuschend an der Sammlung fand ich, dass darin nichts über "meine" Autorinnen Luise Mühlbach und Ida von Hahn-Hahn vorkam. Und insgesamt wird mir einfach zu viel von einer Frau zur nächsten gesprungen, sodass man sich von keiner einzigen Einzelperson so recht ein Bild machen kann. Richtig wütend bin ich über diesen Absatz:
"Die italienische Prinzessin Cristina di Belgiojoso durchquerte 1852 die Türkei, um die Region zu erkunden und eine Pilgerfahrt ins Heilige Land zu unternehmen. Nachdem die österreichische Geheimpolizei in ihrem Haus in der Lombardei den einbalsamierten und angekleideten Leichnam ihres Sekretärs Gaetano Stelzi entdeckt hatte, hatte sie es vorgezogen, das Weite zu suchen." (S. 30)
Was soll das? Warum wird diese Geschichte nicht weitererzählt? Hat sie den Sekretär umgebracht? Warum? Wie kann man ein Kapitel so anfangen und dann irgendetwas über das Herumreisen unter schwierigen Bedingungen erzählen? So oder so ähnlich sind mehrere Stellen im Buch, in denen Geschichten einfach nicht zu Ende gebracht wurden, in denen sich der Leser mehr Konzentration der Autorin und mehr Informationen zu einer bestimmten Reisenden wünschen würde. Schade. Aber immerhin reich illustriert. Ein sehr opulentes Buch.
Epikur: Briefe, Sprüche, Werkfragmente (Reclam)
Lesenswerte zweisprachige Ausgabe, die unter anderem die beiden Briefe Epikurs an Herodot und Menoikeus enthält. Man kennt den Mann ja sonst nur aus kleinen Schnipseln in Philosophie-Anthologien oder Häppchen-Bänden für Manager oder Glückssucher oder was auch immer. Dumm war er nicht, der gute alte Epikur, er leidet halt ein wenig an der übersimplifizierenden Lesart der Hedonisten und Möchtegern-Epikureer.
Welt der Geschichten 4
Schöne düstere Auswahl mit durchweg guten Geschichten, keine Ausfälle. Sehr schön illustriert. Lesenswert.
Antonia Michaelis: Die Nacht der gefangenen Träume
Phantastische Schulgeschichte um Träume, Ideen, eine Eliteschule für Musterschüler und spätere Bankdirektoren und um einen Jungen, dem man die Träume nicht rauben kann. Frederik nimmt den Kampf gegen den furchtbaren Schuldirektor auf, erfindet überraschend logische neue Wörter, entwickelt einen ausgesprochen ungewöhnlichen Blick auf die Welt und muss sich in einer fast surrealen, irrwitzigen Realität behaupten. Phantasievoll, überraschend, kreativ und einfach märchenhaft. Ihr merkt schon, ich habe eine neue Lieblingsautorin gefunden ;-)
Mein aktueller Lesestoff:
Dee Brown: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses
Antonia Michaelis: Tigermond
Dazu vielleicht nächstes Jahr mehr. Jetzt wünsche ich euch erstmal einen guten Rutsch und ein gesundes, erfolgreiches und vor allem lesezeitreiches Jahr 2012. Macht was draus!
Zu Teil I: Jahresrückblick Januar bis März 2011
Zu Teil II: Jahresrückblick Apri bis Juni 2011
Zu Teil III: Jahresrückblick Juli bis September 2011
© Petra Hartmann