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Andrea Tillmanns: Weltenschlüssel 1 - Mit den Eulen fliegen

Geschrieben von Petra , in Bücher - phantastisch 25 Februar 2016 · 2.434 Aufrufe
Bücher - phantastisch und 3 weitere...
"Weltenschlüssel" heißt die neue Jugend-Fantasy-Serie der Autorin Andrea Tillmanns. Band 1 ist unter dem Titel "Mit den Eulen fliegen" jetzt im Verlag Saphir im Stahl erschienen. Es geht um Holz, das Tischlerhandwerk, eine junge Frau in einem Männerberuf und um parallele Welten.
Elisa ist Tischler-Lehrling im zweiten Lehrjahr und hat unter ihrem Meister und den männlichen Gesellen nicht viel zu lachen. Manchmal macht die CNC-Fräse einfach nicht, was die junge Frau will, dafür entstehen zuweilen Dinge, die niemand erwartet hätte. So hat sich Elisa bereits den zweifelhaften Ruf einer "Spezialistin für Unmögliches" erworben, als ein Fremder in der Werkstatt auftaucht und ein wahrhaft un-herstellbares Werkstück in Auftrag gibt. Unter den skeptischen Blicken ihrer Kollegen wagt sich Elisa daran, das geheimnisvolle Ding nach der Skizze des Fremden anzufertigen. Seltsame Träume und das sichere Gefühl, das Richtige zu tun, leiten sie durch ihre Aufgabe, die sie tatsächlich zur vollsten Zufriedenheit ihres Auftragebers lösen kann. Doch was ist der Dank dafür? Der Fremde glaubt, ihr ein Geschenk zu machen, als er den neu hergestellten Weltenschlüssel betätigt und Elisa mitnimmt. Die junge Tischlerin findet sich in einer seltsamen Welt wieder, in der es kein Metall gibt. Dafür spionierende Amseln, Schweine, die wie Hunde gehalten werden und nicht gegessen werden dürfen, und gläserne Tischler-Hobel. Das Schlimmste: Der Fremde hat den doofen Lehrlingskollegen Sebastian ebenfalls mitgenommen, weil er ihn für Elisas Freund hielt. Das Zweitschlimmste: Elisa und Sebastian müssen sich in einer fremden Welt zurecht finden und können nicht mehr nach Hause. Gemeinsam versuchen sie, den Fremden und den Weltenschlüssel wiederzufinden.
Andrea Tillmanns ist eine Autorin, die nicht nur ihr Handwerk versteht, sondern auch das Handwerk eines Tischlers sehr kenntnisreich und faszinierend darstellen kann. Die Schilderungen aus der Werkstatt des Meisters Geller überzeugen genau wie die Beschreibungen der "anderen" Werkstatt in der fremden Welt. Hier ist eine Autorin am Werk, die sich mit dem Werkstoff Holz auseinandergesetzt hat und weiß, wovon sie schreibt.
Auch Elisa, als Tischlerlehrling eine eher ungewöhnliche Heldin in einem Fantasy-Roman, kommt sehr glaubwürdig daher und punktet allein schon dadurch, dass sie eben nicht die zehnmillionste fantasyliebende Schülerin ist, die in eine Fantasy-Welt gerät. Sehr konsequent beschreibt die Autorin ihre Welt und spinnt den Grundgedanken einer Welt ohne Metallverarbeitung weiter. Werkzeuge aus Eisen, Stein und Holz, hölzerne Schlösser, Verbindungen mit Schnüren und Leim statt mit Nägeln und Schrauben - das alles ist sehr detailliert und fantasievoll ausgearbeitet und macht Lust, mehr von dieser Welt zu hören.
Andrea Tillmanns erzählt in gewohnt ruhigem, unaufgeregtem Tonfall und hat es nicht nötig, ihre Geschichte zu Schlägereien oder Verfolgungsjagden künstlich spannend zu machen. "Mit den Eulen fliegen" ist gerade durch seinen gelassenen Erzählfluss ein Buch, das den Leser bis zur letzten Seite gefangen hält und das viel zu schnell durchgelesen ist. Da bleibt nur, auf die hoffnungsvolle "1" hinter dem Wort "Weltenschlüssel" hinzuweisen und zu fragen: Wann geht es weiter?

Fazit: Fantasievolle und sachkundige Liebeserklärung an das Tischlerhandwerk. Eine faszinierende Welt, in der es hoffentlich bald noch mehr zu entdecken gibt.



Andrea Tillmanns: Weltenschlüssel 1 - Mit den Eulen fliegen. Bickenbach: Saphir im Stahl, 2015. 204 S., Euro 9,95.


Weitere phantastische Kinder- und Jugendbücher von Andrea Tillmanns:
Julia Jäger und die Macht der Magie
Der kleine Troll kehrt heim
Das magische Trio: Geister im alten Gemäuer
Der kleine dicke Pinguin
Lena lernt zaubern


© Petra Hartmann


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Peter Hereld: Teutonia

Geschrieben von Petra , in Bücher - SF 22 Februar 2016 · 2.287 Aufrufe
Bücher - SF, Peter Hereld
"Teutonia" heißt der neue Roman von Peter Hereld. Der Autor, der sich vor allem durch seine historischen Romane aus dem Mittelalter einen Namen gemacht hat, überrascht diesmal mit einer Alternativ-Historie: Was wäre, wenn Adolf Hitler den Krieg gewonnen hätte?
Das Gedankenspiel ist tatsächlich ein "wahr gewordener Albtraum", wie der Untertitel schon verrät. Hitler hat im Jahr 1945, kurz vor den Amerikanern, tatsächlich die Atombombe zur Verfügung und setzt sie gnadenlos ein. Die schwer getroffenen USA müssen kapitulieren, nach und nach wird Hitler Herr der gesamten Welt. Und dann?

Adolf Hitler wird 123 Jahre alt

Peter Hereld lässt sein Buch "Teutonia" im Jahr 2012 spielen. Er zeigt ein Weltreich unter Herrschaft des "Führers", der durch modernste Computertechnik noch immer am Leben ist. Als digitales Bewusstsein führt er in seiner unterirdischen Zentrale mitten in Berlin ein körperloses Leben, hält noch immer dier Fäden der Macht in der Hand, während das Volk glaubt, Hitler hätte durch das Genie der teuersten und besten Medinziner der Welt ein derart biblisches Alter erreicht. Schauspieler vertreten ihn bei öffentlichen Auftritten, das Volk jubelt und schreit: "Heil Hitler!" Nun gilt es, das größte Ereignis des Jahres vorzubereiten: Die Feier zu Hitlers Geburtstag - es ist der 123. - steht unmittelbar bevor ...

Trutz Marburg - der hochbegabte Psychologe des Führers

Für seinen Roman hat Peter Hereld einen sehr ungewöhnlichen, originellen Protagonisten gewählt. Trutz Marburg, ein hochgewachsener, blonder und blauäugiger Major, Einser-Abiturient, Hochbegabter, Überflieger und Uni-Absolvent mit Bestnote, ist der Psychologe des Führers. In schwierigen, für ihn teilweise lebensgefährlichen Gesprächen mit dem Computer-Ich Hitlers muss er den Weltenherrscher immer wieder erden, therapieren und ihm aus schweren Depressionen heraus helfen. Gerade jetzt vor den Feierlichkeiten ist der Führer besonders anfällig. Kein Wunder: Er lebt seit Jahrzehnten ohne Körper, hat inzwischen alle Freunde und Weggefährten verloren und war ja schon in den 1930er und 1940er Jahren in unserer realen Welt stellenweise dem Irrsinn nahe, wie wir aus den Geschichtsbüchern wissen. Als nun auch noch kurz vor den Feierlichkeiten sein bestes Double stirbt, sieht es schlimm aus um die geistige Stabilität des Führers, und Trutz Marburg muss sein ganzes Können aufbieten. Die Therapiegespräche sind nicht leicht, immerhin könnte der Patient, wenn er gereizt wird, den Arzt jederzeit zum Tode verurteilen.
Die Konstellation ist außerordentlich interessant. Ein böses, aber faszinierendes Thema, das Peter Hereld mit gewohnt guter Erzählkunst bewältigt. Der Roman ist spannend geschrieben, und man kann das Buch nicht zur Seite legen, bis man das letzte Kapitel gelesen hat.

Therapiegespräche könnten tiefer gehen

Was etwas schade ist, das ist der Umstand, dass Hereld aus dem großen Ansatz nicht "mehr" macht. Die Gespräche zwischen Führer und Psychologen hätten gern etwas mehr in die Tiefe gehen können. Man hätte gern mehr Einzelheiten, mehr philosophische Betrachtungen über Seele und Bits gehört. So bleibt vieles an der Oberfläche, und man merkt diesen Therapiegesprächen nicht an, dass die Gesprächspartner der unsterbliche Herr der Welt und der beste und klügste Psychologe seiner Zeit sind. Die Handlung verlagert sich schnell auf "Body-Action" und Allewelts-Romantik, als Trutz sich in eine junge Frau aus dem Widerstand verliebt. Und auch die Gespräche zwischen Trutz und seiner Geliebten - immerhin haben beide einander große Geheimnisse zu offenbaren - verlaufen doch recht schnell und zielgerichtet. In diesem Zusammenhang erscheint das "Quid pro quo"-Zitat, das Hereld anbringt, außerordentlich mutig. Nein, dieser Trutz Marburg mag zwar ein ganz anständiger Mensch sein, aber das Kratzen an Seelenabgründen sollte er doch noch einmal ernsthaft beim Kollegen Lecter studieren.

Warum ausgerechnet 2012?

Auch die Schilderung des Jahres 2012 unter Nazi-Herrschaft bleibt seltsam farblos. Was hätte man aus einer Weltgeschichte, die seit fast 70 Jahren anders verläuft, alles machen können! Hier verschenkt Hereld viel an Potential. Und wieso eigentlich 2012? Für ein Buch, das im Jahr 2015 erschienen ist, hätte man doch leicht mit nur einem Federstrich oder Mausklick zwei oder drei Jahre draufgeben können. Dann wäre es um Hitlers 125. Geburtstag gegangen oder um "70 Jahre Kriegsende". Verschenkt oder bewusst vermieden? Man weiß es nicht.
Trotzdem: Es ist ein spannender Roman, ein sehr spannender. Peter Hereld kann erzählen. Und ob es sich nun um mittelalterliche Helden handelt oder einen Wahnsinnigen aus dem "Dritten Reich", der unverdientermaßen die Unsterblichkeit erlangte, der Autor schafft es, eine temporeiche, mitreißende Geschichte zu schreiben, die den Leser bis zur letzten Seite fesselt. Was will man mehr?

Fazit: Spannende Alternativ-Historie mit ungewöhnlichem Helden und albtraumhaftem Thema. Könnte mehr in die Tiefe gehen, bietet aber in jedem Fall sehr gute Unterhaltung.


Peter Hereld: Teutonia. Wenn ein Albtraum wahr wird. Eclipse Books, 2015. 272 S., Euro 12,99.


Weiteres Buch von Peter Hereld:
Der Belarus-Deal

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Neues von den Hildesheimlichen Autoren - Februar 2016

Geschrieben von Petra , in Hildesheimliche Autoren 20 Februar 2016 · 1.425 Aufrufe
Hildesheimliche Autoren und 1 weitere...
Die Vereinsnachrichten der Hildesheimlichen Autoren e.V. könnt ihr an jedem dritten Samstag im Monat auf Radio Tonkuhle in der Sendung "High Noon" hören. Für alle, die die Sendung verpasst haben, hier die Februar-Nachrichten zum Nachlesen:


Offizieller Briefkopf
Die Hildesheimlichen Autoren haben jetzt ihren eigenen offiziellen Briefkopf. Er wurde vom neuen Vorsitzenden Hans-Jürgen Fischer entworfen und auf der Vorstandssitzung des Vereins vorgestellt. Künftig soll der neue Briefkopf von den Vorstandsmitgliedern für die Korrespondenz des Vereins benutzt werden.

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Diskussion über Schreibcafé-Texte
Die Beiträge zum Schreibcafé der Hildesheimlichen Autoren haben im Verein ein durchgehend positives Echo gefunden. Entstanden sind insgesamt 16 Texte rund um das Thema „Selbstbetrug“, die außer durch literarische Qualität vor allem durch die liebevolle optische Gestaltung von Sonja Klima beeindruckte. Die Hildesheimlichen Autoren überlegen derzeit, ob sie diese Gedichte und Erzählungen auch der Öffentlichkeit zugänglich machen. Im Gespräch sind beispielsweise ein Sonder-Newsletter oder auch eine Buchveröffentlichung zusammen mit den Ergebnissen der folgenden Schreibcafés.

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Fundbüro der Finsternis - jetzt auch als eBook
Die Horror-Anthologie „Fundbüro der Finsternis“, an der auch die Hildesheimliche Autorin Petra Hartmann beteiligt ist, gibt es jetzt auch als eBook. Die elektronische Ausgabe kostet 5,49 Euro und ist im Online-Buchhandel erhältlich. Das im Verlag p.machinery erschienene Taschenbuch gibt es weiterhin für 10,90. Petra Hartmanns Beitrag trägt den Titel „Der schwarze Frosch“ und erzählt von einer unheimlichen Begebenheit aus dem Kohlebergbau.


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Neu auf dem Youtube-Kanal der Hildesheimlichen Autoren

"High Noon" auf Radio Tonkuhle, 16. Januar 2016: Eckehard Haase stellt sein Buch "Einfach nur Kant" vor:

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Termine

Dienstag, 15. März: Interne Fortbildung: Überwinden von Schreibblockaden. Michaelis Weltcafé, Langer Hagen 36, Hildesheim. Beginn: 17.30 Uhr.

Samstag, 19. März: High Noon auf Radio Tonkuhle. Beginn: 12 Uhr. Livestream: www.tonkuhle.de/livestream

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Zum guten Schluss:

Ein Beispiel für die im Schreibcafé zum Thema "Selbstbetrug" entstandenen Texte


Kunststück
von Petra Hartmann

„Ich kann jonglieren, bittesehr“,
so sprach der Clown zu dem Jongleur,
„das ist doch gar nicht schwer.
Ich halte in der Luft den Ball,
ich schwör', er kommt mir nie zu Fall.
Ja, schaut nur alle her!“

Sprach der Jongleur: „Das ist Betrug!
Ein einz'ger Ball in hohem Flug
ist lange nicht genug.
Ich halte sieben in der Luft,
- und du nennst dich Jongleur, du Schuft?
Das ist doch Trug und Lug.“

Doch bis an seines Lebens End'
sich „Meister der Jonglage“ nennt
der Clown, denn er erkennt:
Ein einz'ger Ball ist ja genug
für einen guten Selbstbetrug.
Der Clown hat halt Talent.


© Petra Hartmann


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Abschied von Arcanum

Geschrieben von Petra , in Aus Petras Werkstatt 15 Februar 2016 · 1.800 Aufrufe
Aus Petras Werkstatt, Darthula und 2 weitere...

Der Arcanum Fantasy Verlag schließt die Tore. Schade. Wieder ein kleines Stück Fantasy- und Kleinverlagskultur, das ich geliebt habe und vermissen werde. Meine Beziehung zu Arcanum war leider nur kurz, dafür aber umso intensiver, es entstanden in Zusammenarbeit mit dem Verlag einige Fantasy-Novellen und Kurzromane, die mir viel bedeuten und die ich zum Großteil inzwischen bei anderen Verlagen untergebracht habe.
Ja, es war vorhersehbar. Arcanum starb in Raten. Und als Verleger Simon Czaplok jetzt das Ende - zunächst nur des "operativen" Verlagsbetriebs - verkündete, war ich nur noch mit einem Gedicht in der Anthologie "Balladen und Bänkelsänger" im Verlag vertreten. Trotzdem schmerzt der Abschied.

 

Am Anfang stand ein Fantasy-Gedicht

 

Ich bin im Jahr 2009 zum Verlag gestoßen, als ich mich mit meinem Gedicht "Die ganze lange Nacht" an der Ausschreibung zum Thema Fantasy-Lyrik beteiligte. Vor allem der freundliche und hilfsbereite Umgang des Verlegers Jens Salzmann ist mir sehr positiv in Erinnerung geblieben. Ein Verlag, der sehr "autorenzentriert" dachte, ein Verlag, in dem "sich gekümmert wurde", wenn Autoren Fragen hatten. Ich hatte ein sehr gutes Gefühl dabei - so gut, dass ich mich an zwei Ausschreibungen für Kurzromane beteiligte und im Jahr darauf mit den Romanen "Darthula" und "Die letzte Falkin" im Verlagsprogramm vertreten war. "Darthula" erschien als zweiter Teil innerhalb der Reihe "Weltenwanderer", "Die letzte Falkin" war der dritte Teil der Heftromanserie "Aegirs Flotte", die in der germanischen Sagenwelt spielte und in der Zeit nach dem Weltuntergang bzw. Ragnarök angesiedelt war. 2011 veröffentlichte ich im Verlag ein "Prequel" zu meiner Falkinnen-Geschichte, das eBook "Falkenfrühling".

 

Erste Probleme bei "Aegirs Flotte"

 

Doch schon zu dieser Zeit zeigten sich Risse im Verlagsgefüge. Das ursprüngliche Verlegerduo wurde zunächst zu einem Verlegertrio, zuletzt blieb nur noch Jens Salzmann an Bord.
Nach außen sichtbar wurde erstmals, dass etwas nicht stimmte, als die Serie "Aegirs Flotte" nach Teil IV eingestellt und die geplante zweite Staffel der "Weltenwander" abgesagt wurde. Für mich besonders bitter, da ich für eine geplante zweite Staffel der "Flotte" bereits zwei weitere Heftromane über meine Heldin, die Falkin, verfasst hatte. Die Walküre sollte also nicht mehr fliegen. Über das Ende der Serie schrieb ich damals einen "Nachruf auf Aegirs Flotte" im Fandom Observer und versuchte zu analysieren, was alles schief gegangen war - marketingtechnisch, vertrieblich und literarisch. Da kam einiges zusammen. Gerade als der Artikel fertig war, erreichte mich eine eMail von Jens Salzmann, der seinen Autoren mitteilte, dass er hauptberuflich so viel um die Ohren hatte, dass er Arcanum aufgeben müsse.

 

Arcanum wird Imprint von Scratch

 

Aber er wollte seinen Verlag nicht sterben lassen. So kam Simon Czaplok, der Verleger des Scratch-Verlags, ins Spiel. Beide Verlage hatten eine ähnliche Ausrichtung, daher passte das Arcanum-Programm recht gut ins Scratch-Verlagsgefüge. Auch der Name Arcanum blieb erhalten, als Imprint des Scratch-Verlags. Eine gute Lösung und ein Abschied, der noch einmal an den guten und fürsorglichen Umgang mit den Autoren erinnert, die ich dort kennen gelernt hatte.

 

Ich hole mir die Rechte an "Darthula" zurück

 

Die Zeit bei Scratch war dann allerdings eher von Stille geprägt als von einer neuen Aufbruchstimmung. Verleger Simon Czaplok stellte leider ziemlich schnell fest, dass er die "Weltenwanderer" nicht so kostengünstig weiter produzieren konnte wie der bisherige Verlag. Die Mail über die Einstellung der Reihe erhielt ich wenige Tage vor der Leipziger Buchmesse 2014. Da Scratch dort einen Stand hatte, nutzte ich die Gelegenheit für ein Treffen mit dem Verleger und brachte auch gleich einen von mir entworfenen Aufhebungsvertrag über die Rechte an "Darthula" mit, den Simon Czaplok nach einem sehr freundlichen Gespräch unterzeichnete. Damit war ich frei und konnte mich nach neuen Veröffentlichungsmöglichkeiten für die Geschichte umsehen.

 

Operatives Geschäft eingestellt

 

Nun ereilt Arcanum also zum zweiten Mal das gleiche Schicksal. Auf der Verlagshomepage von Scratch - schrieb Simon Czaplok:
"Alle im Team betrieben den Verlag als Hobby. Geld hat damit niemand verdient, da es uns vor allem darum ging, schöne Geschichte von tollen Autorinnen und Autoren zu Ihnen, liebe Leser, zu bringen. Gestartet haben wir vor mehr als sieben Jahren als kleines Team direkt in der Ausbildung bzw. dem Studium und dann kamen mit dem Arcanum Fantasy Verlag weitere tolle Geschichten dazu. Doch auch die Leben von mir und den Mitstreitern haben sich verändert.
Nun ist der Punkt erreicht, dass sich diese Leben so stark gewandelt haben, dass es mir leider nicht mehr möglich ist, den Verlagsbetrieb aufrecht zu erhalten und dabei Ihnen, zu sagen, dass in 2016 alles wieder besser wird. Und da ich das nicht sagen kann, ist für mich die traurige Konsequenz, den operativen Verlagsbetrieb zum Monatsende (31.01.2016) einzustellen."

 

Was bleibt? Darthula, Timur und die Falkin

 

Was bleibt mir von Arcanum? Eine ganze Menge schöner Erinnerungen - und viele tolle Bücher von Autorenkollegen, die ich in dieser Zeit kennen lernen durfte. Mit einigen Kolleginnen habe ich zusammen Lesungen veranstaltet, einige haben ihre für Arcanum verfassten Geschichten inzwischen bei anderen Verlagen untergebracht und ich habe die Bücher und Hefte mit Gewinn gelesen.
Ich persönlich habe durch die Zusammenarbeit mit Arcanum sechs Romane gewonnen, die ohne den Verlag sicher nicht entstanden wären - oder zumindest später und vollkommen anders ...
Da ist zunächst einmal meine "Darthula", geschrieben für die erste Weltenwanderer-Ausschreibung, erschienen als Heft zwei der Serie. Die Novelle habe ich nach der Trennung von Arcanum inzwischen beim Verlag Saphir im Stahl veröffentlichen können. Es ist ein sehr schönes, handliches Taschenbuch dabei herausgekommen, das mich nicht zuletzt durch das gelungene Cover von Miguel Worms immer wieder begeistert.
Ebenfalls ein Kind des Arcanum-Verlags ist die Novelle "Timur", die für die zweite Weltenwanderer-Ausschreibung entstanden war. Auch diese Geschichte gibt es inzwischen im Verlag Saphir im Stahl, ebenfalls mit einem Cover von Miguel Worms.
Etwas turbulent ging es zu mit den Abenteuern meiner Walküre Valkrys, der Falkin: Fertiggestellt hatte ich vier Romane. "Die letzte Falkin" erschien als Heftroman, "Falkenfrühling" als eBook bei Arcanum. Außerdem gab es zwei weitere Romane: "Der Auftrag der Falkin" und "Die Rückkehr der Falkin", die für die zweite Staffel von Aegirs Flotte bestimmt waren. Eigentlich war geplant, die vier Abenteuer als Sammelband in der "Welt der Geschichten" von Bernd Rothe erscheinen zu lassen. Der Text war bereits lektoriert. Roselinde Dombach hatte umwerfende Illustrationen und ein Titelbild für das Buch angefertigt. Da bekam ich eine Mail von Bernd, in der er erklärte, er werde sich aus gesundheitlichen Gründen als Verleger zurückziehen. Ein Jahr später war er tot, er hatte den Kampf gegen den Krebs verloren. In derselben Woche bekam ich die Nachricht, dass auch Roselinde - plötzlich und unerwartet - verstorben war. Das ist etwas, das ich noch immer nicht ganz fassen kann ...
Die vier Falkinnen-Romane kamen 2012 zunächst als eBook unter dem Titel "Falkenblut" heraus. Eine traurige Episode mit der unsäglichen "Chichili Agency", der ich schließlich kündigen musste. Derzeit gibt es einen Verlag, der sich für das Manuskript interessiert, und ich hoffe, dass ich die Falkinnen-Serie eines Tages doch noch als Taschenbuch herausbringen kann. Allein schon wegen der fantastischen Illustrationen von Roselinde Dombach, die ich nicht in Vergessenheit geraten lassen möchte. Doch das ist eine andere Geschichte. Also, auf zu neuen Abenteuern. Wir sehen uns wieder in Walhall.

 

© Petra Hartmann




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Fundbüro der Finsternis: eBook ist erschienen

Geschrieben von Petra , in Aus Petras Werkstatt 14 Februar 2016 · 1.026 Aufrufe
Aus Petras Werkstatt und 2 weitere...
Die Anthologie "Fundbüro der Finsternis. Kann Spuren von Grauen enthalten" ist ab jetzt auch als eBook erhältlich. Die Sammlung, die meine Geschichte "Der schwarze Frosch" enthält, ist ein Geschichtenweber-Projekt und erschien im Verlag p.machinery. Das Taschenbuch hat 272 Seiten und kostet 10,90 Euro, das eBook gibt es für 5,49 Euro. Meine Story spielt im Begrmannsmilieu und erzählt über den Niedergang des Kohlebergbaus und über einen bösen Berggeist, der in einer Bergmannslampe wohnt ...

Bekommen könnt ihr das eBook unter anderem hier:
http://www.amazon.de... der finsternis



Buch-Infos des Verlags:


Stefan Cernohuby (Hrsg.)
FUNDBÜRO DER FINSTERNIS
Kann Spuren von Grauen enthalten
Horror 5
p.machinery, Murnau, Juni 2015, 272 Seiten, Paperback
ISBN 978 3 95765 036 8 - EUR 10,90 (DE)
eBook: ISBN 978 3 7396 3626 9 - EUR 5,49 (DE)


Wem ist nicht schon einmal ein Gegenstand in die Hände gefallen, der faszinierte? Aufgrund seines Alters, seiner Form, seines Werts oder seines mysteriösen Hintergrundes. Aber nicht jeder Fund bringt seinem Finder Glück. Ist es Aberglaube oder nur ein schlechtes Omen? Sind es spirituelle Überreste des Vorbesitzers? Oder ist es gar ein Fluch?
In den Geschichten dieser Anthologie müssen die Protagonisten lernen, mit einem magischen Kompass umzugehen, werden mit tödlichen Pflanzen konfrontiert, tragen mystische Masken und lernen die wahren Tücken der Zeit kennen.
Diese und viele weitere grauenhafte Begegnungen mit dem Unbekannten sind an einem Ort versammelt, der nun von Ihnen entdeckt werden kann: dem Fundbüro der Finsternis.

Das Titelbild stammt von Andreas Schwietzke.

Ein Geschichtenweberprojekt †¦

Die Geschichten:
Bettina Ferbus: Die Friseurkommode
Ruth M. Fuchs: 11.12.13
Susanne O'Connell: Das Geheimnis von Brigus
Gerd Scherm: Die unheilige Heilung
Thomas Backus: Der Fund seines Lebens
Karin Jacob: Fungus
Tatjana Stöckler: Die Tränenphiole
Karsten Beuchert: Im Licht des vollen Mondes
Jan-Christoph Prüfer: Sie hat alles gesehen
Petra Hartmann: Der schwarze Frosch
Sascha Erni: Beats Nordpol
Reni Dammrich: Seelenfresser
Chris Schlicht: Carnivora
Sean O'Connell: Die Waffe des Generals
Henry Bienek: Alles auf Anfang
Carsten Zehm: Der eine Job
Erik Schreiber: Sylvia
Stefan Cernohuby: Die gute alte Zeit
Arndt Waßmann: Bis ans Ende aller Tage
Friederike Stein: Ein leises Schnurren
Sabrina Hubmann: Die Locke
Gabriele Behrend: The Mercy Seat
Angela Mackert: Die Namenlosen
Abel Inkun: Wenn Engel schreien †¦
Markus Niebios: Prinz Unrat
Sven Liewert: Gute Freunde kann niemand trennen
Nadine Muriel: Frau Birger


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Fabienne Siegmund & Tatjana Kirsten: Der Karussellkönig

Geschrieben von Petra , in Bücher - phantastisch 04 Februar 2016 · 2.656 Aufrufe
Bücher - phantastisch und 3 weitere...

"Der Karussellkönig hat sie geholt." Der Karussellkönig? Schon auf den ersten Seiten der Erzählung von Fabienne Siegmund wird deutlich, dass hier kein freundlicher Jahrmarktsbetreiber gemeint ist, dessen größtes Glück es ist, Kinder zu erfreuen. Die Autorin entführt den Leser in eine düstere, albtraumhafte Welt, die von Illustratorin Tatjana Kirsten kongenial in Szene gesetzt wurde. Eine Graphic Novel, ein trauriges Märchen, eine Geschichte von Tod und Leid, Lüge und Krieg
Mina ist auf der Suche nach ihrer verschwundenen Freundin Lili. Dass Lili nicht freiwillig gegangen ist, weiß sie - immerhin hat ihre Freundin ihren wichtigsten Besitz nicht mitgenommen: Ihre Puppe und ihre Glasmurmel, die sie an ihre verstorbene Schwester erinnert. Unermessliche Schätze in einer Welt, in der der Krieg alles zerstört hat, in der Menschen in Ruinen leben und Kinder ohne Eltern auskommen müssen.
Einzig der Klang einer Flöte, deren Töne über die dunkle Ruinenwelt schweben, scheint den Kindern etwas Schönheit und Liebe zu versprechen. Sie wird gespielt von einem Mann mit Maske und lockt sie zu einem zauberhaften Karussell mit magischen Tieren, herrlich geschnitzt und so wunderschön, dass man sich einfach auf sie setzen und mitfahren muss. Aber wenn das Karussell sich zu drehen beginnt, kann niemand mehr helfen ...
Fabienne Siegmund war noch nie eine Autorin, die sich durch besonders lustige und "schöne" Geschichten hervorgetan hat. Und auch dieses neue Märchen ist keine leichte Kost. Es geht um Trauer und Verlust in diesem Buch und um tausendfachen Mord an Kindern. Sprachlich hat sich die Autorin inzwischen ebenfalls zu einem etwas schrofferen Ton entwickelt, ihre Sätze kommen etwas weniger lyrisch und schwebend daher als etwa in den Erzählungen "Sternenasche" oder "Goldstaub". Die Erzählweise ist härter geworden, weniger elegisch und melancholisch als zuvor. Dabei gelingen ihr starke Bilder, etwa die einprägsame Szene, als der Soldat die gläsernen Kinderherzen auf dem Boden des Karussells zusammenkehrt.
Dass es am Ende ein glückliches Wiedersehen für Mina und Lili gibt, hebt die Trauer und Ausweglosigkeit, die über dem gesamten Buch ausgebreitet liegt, nur teilweise wieder auf. Es wird immer ein Karussell geben und immer Menschen, die bereit sind, einen Pakt mit seinem Herrn einzugehen - auch und gerade aus Liebe.

 

Fazit: Eine düstere, sehr einprägsame Geschichte, traurigschön und keine leichte Kost. Für oberflächliche Leser sicher nicht empfehlenswert. Aber wer sich darauf einlässt, wird schnell merken, dass er hier in einem besonderen Buch zu Gast seindarf.

 

Fabienne Siegmund & Tatjana Kirsten: Der Karussellkönig. Graphic Novel. Meitingen/Erlingen: Verlag Torsten Low, 2015. 100 S., Euro 14,90.

 

 

Weitere Bücher von Fabienne Siegmund
Namiria
Goldstaub
Sternenasche
Das Mädchen und der Leuchtturm
Herbstlande - Verklingende Farben
Das Nebelmädchen von Mirrors End
Moon Bird
Herbstfeuer
Die Blätter des Herbstbringers
Das Mühlenreich I
Hinter den fallenden Blättern

 

© Petra Hartmann




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Nestis und ihre AhnherrInnen: Glaukos Pontios

Geschrieben von Petra , in Nestis 28 Januar 2016 · 2.929 Aufrufe
Nestis, Meermädchen und 1 weitere...

Warum eigentlich nur Meermädchen? In meiner kleinen Serie über die Ahnen meiner Meerjungfrau Nestis möchte ich euch heute einen Quoten-Mann vorstellen. Hier ein paar Infos über Glaukos Pontios, einen Meermann aus der griechischen Mythologie, mit sehr ungewöhnlicher Herkunft.

 

Der Name Glaukos, oder in der weiblichen Form: Glauke, bedeutet so viel wie "blauglänzend" oder "leuchtend", beschreibt also, wie die Namen vieler griechischer Meeresgötter, einen Zustand oder Anblick des Meeres. Glaukos war einst ein Mensch. Er stammte aus Böotien, aus der Stadt Anthedon, und war von Beruf Fischer. Eines Tages aß er, versehentlich und ohne zu wissen, was er sich damit einhandelte, ein geheimnisvolles Zauberkraut und bemerkte erschrocken, wie er sich in ein Ungeheuer mit Fischschwanz verwandelte. Schließlich sprang er von einem Felsen ins Meer und lebte von nun an als skurrile Wassergottheit in den Fluten.

 

Glaukos und die kleine Meerjungfrau

 

Im Prinzip haben wir hier also das genaue Gegenteil von Andersens kleiner Meejungfrau: Dort ist es eine Meerbewohnerin, die Beine erhält, hier ein Mensch, der plötzlich seine Beine verliert und dafür einen Fischschwanz bekommt. Übrigens ist die Gegensätzlichkeit auch in Bezug auf die jeweiligen Geliebten vorhanden. Während sich die kleine Meerjungfrau in einen Festlandsprinzen verliebt, soll Glaukos die Meeresgöttin Skylla geliebt haben .

 

So schildert der römische Dichter Ovid in seinen Metamorphosen die Verwandlung des Glaukos folgendermaßen:

 

"Sieh, da zeigt sich Glaucus, ein neuer Bewohner der Hochsee,
Meeresdurchfurchend, der jüngst, gegenüber Euboea verwandelt
Ward, in Anthedon. Er sieht die Jungfrau [Skylla] und stutzt, und Begierde
Stachelt ihn an: er ruft ihr und hofft, sie lasse sich halten.
Aber sie eilt ihm davon - es beflügelt die Furcht ihre Schritte - ,
Und sie erreicht einen Berg, der nah dem Strande gelegen.
Ganz am Meere erhebt sich ein mächtiger Gipfel, zu einer
Spitze geballt, nach der See sich wölbend, mit Bäumen bewachsen.
Allda steht sie, geschützt durch den Ort. Sie weiß nicht, ist jener
Gott oder Unhold: sie sieht voll Staunen die Farbe, der Haare
Fülle, die dicht ihm die Schultern umwallen, den Rücken bedecken,
Und wie unter den Leisten ein biegsamer Fischleib sich windet.
Aber er sieht ihr Staunen; gestützt auf ein Riff, das zunächst steht,
Ruft er: "Ich bin kein entsetzliches Tier, kein Schrecknis, o Jungfrau,
Sondern ein Gott der Gewässer: nicht Proteus besitzt in dem Meere
Größere Macht, nicht Triton, nicht Athamas' Sprößling Palaemon.
Freilich, ein Sterblicher war ich vordem, doch übt' ich schon damals
Meinen Beruf auf der See, dem Meer schon immer verpflichtet.
Denn bald war ich mit Netzen beschäftigt, um Fische zu fangen,
Oder ich saß auf der Mole am Strand und regierte die Angel.
Nah einer grünenden Wiese erstreckt sich am Meer ein Gestade,
Hier von den Wellen bespült und dort umgürtet von Gräsern.
Niemals verletzte die Matte das hörnertragende Jungvieh,
Friedliche Schafe und zottige Ziegen, nie war sie euch Weide;
Niemals sammelten emsige Bienen den Honig der Blüten,
Niemals pflückte man Blumen zu festlichen Kränzen, und niemals
Mähten hier Hände, mit Sicheln bewehrt. So bin ich der erste,
Der auf den Rasen sich setzt, derweil die durchfeuchteten Netze
Trocknen. Auch will ich die Fische, so viel ich gefangen, sortieren;
Und ich legte sie hin, teils die in die Netze der Zufall,
Oder ihr Leichtsinn mir in die Haken der Angel getrieben.
Wirklich, es klingt wie erfunden! Doch nützt es mir hier, zu erfinden?
Als sie die Gräser berührt, da bewegt meine Beute sich wieder,
Dreht sich flink und schnellt sich am Boden genau wie im Meere.
Während ich stehe und staune zugleich, da rennt mir die ganze
Schar in ihr Wasser: der Strand ist geräumt, der Besitzer verlassen!
Völlig verblüfft, bin ich lang im Zweifel und suche nach Gründen:
War es ein Gott, der Saft einer Pflanze, der solches bewirkte?
'Welch eine Pflanze jedoch', so denk ich, 'hat solcherlei Kräfte?'
Alsdann pflück ich geschwind von dem Kraut und zerkau es im Munde.
Kaum ist der Saft, der fremde, mir recht durch die Kehle gedrungen,
Spür ich urplötzlich das Herz in der Brust mir klopfen und beben,
Und wie der Drang mich ergreift, einer andern Natur zu gehören.
Lang kann ich nicht widerstehn. 'Nie wirst du mich wieder erblicken,
Erde! leb wohl!' so ruf ich und spring in die Tiefe der Wellen.
Und sie nehmen mich auf, die Götter des Meeres; sie gönnen
Mir die Ehre, der Ihre zu werden; sie fordern von Tethys
Und von Okeanus, von mir zu nehmen, was sterblich. Entsühnung
Finde ich dort: einen Spruch, der vom Frevel mich löst, soll ich neunmal
Sprechen und hundert Flüssen die Brust zur Berieselung bieten.
Unverzüglich ergießen von hier und von dort sich die Wasser:
Flüsse und flutende Wogen der See überströmen das Haupt mir.
So weit weiß ich noch, was mir geschah, und kann dir's erzählen;
So weit reicht mein Gedächtnis: das Weitere spürte ich nicht mehr.
Als zur Besinnung ich kam, da fand ich mich gänzlich am Leibe
Anders als jüngst ich gewesen, und auch im Geiste verändert.
Hier der Bart, blaugrün in der Farbe, ich sah ihn zum ersten
Mal und das Haar, das ich hinter mir schleife durch riesige Meere.
Auch die gewaltigen Schultern, die bläulichen Arme erblickt' ich,
Und wie die Schenkel sich krümmten zum flossentragenden Fische.
Aber was nützt mir die Schönheit, die Gunst der Götter des Meeres,
Was, daß ich selber ein Gott, wenn du das alles verachtest?"
Also der Gott, und er will noch mehr ihr sagen, da läuft ihm
Scylla davon: er rast und entrüstet, daß sie ihn verschmäht hat,
Eilt er zum Zauberhause der Circe, der Tochter des Titan.

 

(Publius Ovidius Naso: Metamorphosen. Epos in 15 Büchern. Übersetzt und herausgegeben von Hermann Breitenbach. Mit einer Einleitung von L.P. Wilson. Stuttgart: Reclam, 1990. S. 440-443. Buch 13, Verse 904-968.)

 

Liebe und Eifersucht unter Meergöttern

 

Skylla wollte mit diesem Ungeheuer nichts zu tun haben. Kirke, die Glaukos liebte, hätte ihn schon genommen, doch er wollte ja nicht. So verwandelte Kirke schließlich Skylla aus Eifersucht in das furchtbare Meeresungeheuer, das wir aus Homers Odyssee kennen, als Odysseus sich entscheiden musste, wie er zwischen den furchtbaren Gefahren Skylla und Charybdis hindurchsteuerte - eine sprichwörtliche Wahl, die wir heute wahrscheinlich mit der Entscheidung zwischen Pest und Cholera übersetzen würden.

 

Auch in dem Kleinepos "Skylla" der griechischen Dichterin Hedyle spielt Glaukos eine Rolle. Von dem Werk der Dichterin, die um 300 vor Christus geboren worden war, ist leider nur ein einziges Fragment erhalten. Es findet sich in den "Deipnosophistoi" (deutsch gelegentlich als "Das Gelehrtenmahl" bezeichnet) des griechischen "Buntschriftstellers" Athenaios (7, 297A), und "es spricht von Geschenken, die der verliebte Glaukos der Skylla bringt, ohne jedoch besondere eigene Züge erkennen zu lassen".

 

(Eintrag "Hedyle" in: Frauen der Antike. Von Bernhard Kytzler. Frankfurt/Main und Leipzig, 1997. S. 75.)

 

Glaukos soll auch von den Nereiden Nessaee (Nessaie) und Cymothoe geliebt worden sein, als seine Tochter wird die Nymphe Deiphobe genannt. Auch soll er den jugendlichen Meergott Melikertes bzw. Palaimon geliebt haben.

 

Die beiden Glaukos-Dramen des Aischylos

 

Kennen gelernt hatte ich den seltsamen Meergott während meines Studiums, als ich mich mit dem griechischen Tragödiendichter Aischylos befasste. Von ihm gab es zwei Werke, die einen "Glaukos" zum, Titelhelden hatten, beide nur in wenigen Fragmenten überliefert. Neben dem "Glaukos Pontios", dem Meeres-Glaukos, gab es auch einen "Glaukos Potneieus", Glaukos aus der Stadt Potniai, der durch einen tragischen Unfall bei einem Wagenrennen ums Leben kam. Eigentlich war letzterer mein Thema, denn er gehörte zur "Perser-Tetralogie", die Aischylos im Jahre 472 in Athen aufführte. Doch natürlich schaute ich mir auch das kleine Schnipselchen über den Glaukos Pontios an, das zu einem Satyrspiel gehörte, also einem kleinen, humorvollen Abschluss, der nach drei Tragödienaufführungen folgte, oft auch thematisch mit den eher tragischen Geschichten zusammenhing, aber dann doch wieder eine heitere, freundliche Sicht auf das tragische Geschehen vermittelte. So war es auch bei den Fragmenten aus dem Glaukos-Satyrspiel, in dem der soeben Verwandelte an sich herunterschaut und fassungslos feststellt, was für ein ulkiges, plumpes Urviech er geworden ist. Leider kann man kaum etwas zum Gang der Handlung aus den spärlichen Überresten ableiten.

 

Glaukos weissagt den Argonauten

 

Glaukos soll, wie viele Meergötter, auch die Gabe der Weissagung besessen haben. Auf Delos hatte er zusammen mit den Nereiden ein Orakel, das teilweise als zuverlässiger galt als das des delischen Apollon. Delos gilt auch als sein bevorzugter Aufenthaltsort. Doch spielte er auch eine Rolle bei den großen Fahrten griechischer Abenteuerer und Eroberer in den Osten. So tauchte er im Argonautenepos des Aollonios von Rhodos auf und prophezeite der Besatzung der Argos, dass sie auf zwei Helden verzichten sollte:

 

"Ihnen aber erschien Glaukos aus der tiefen Salzflut, der vielverständige Ausdeuter des göttlichen Nereus. Und indem er sein behaartes Haupt und seine Brust unten von den Hüften her in die Höhe hob, griff er mit starker Hand nach dem Vordersteven des Schiffes und rief den Erregten zu:
'Warum wollt ihr entgegen dem Willen des großen Zeus den kühnen Herakles zur Stadt des Aietes führen? In Argos ist es ihm vom Schicksal verhängt, für den frevlerischen Eurystheus mühevoll zwölf Aufgaben zu erfüllen und mit den Unsterblichen als Hausgenosse zu wohnen, wenn er noch die wenigen vollendet hat. Deswegen soll gar kein Verlangen nach jenem aufkommen! Und ebenso wiederum ist bestimmt, dass Polyphemos, nachdem er an den Mündungen des Kios den Mysern eine ringsum berühmte Stadt unter Mühen erbaut hat, sein Schicksal im grenzenlosen Land der Chalyber erfüllt. Aber den Hylas hat eine göttliche Nymphe aus Liebe zu ihrem Gatten gemacht, und eben seinetwegen haben sie sich verirrt und sind zurückgeblieben.'
Sprach's und setzte sich auf eine gewaltige Woge und tauchte hinab. Und um ihn schäumte, in Wirbeln strudelnd, das purpurfarbene Wasser und bespülte aus der hohlen Salzflut das Schiff."

 

(Apollonios von Rhodos: Die Fahrt der Argonauten. Griechisch / Deutsch. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Paul Dräger. Stuttgart: Reclam, 2002. S. 97ff. Buch I, Vers 1310-1329.)

 

Glaukos erscheint auch als Begleiter des Gottes Dionysos auf dessen Feldzug nach Indien. Eine Gesellschaft, die sehr passend erscheint, immerhin erinnert Glaukos in der gutmütigen, skurrilen Hässlichkeit an einige andere Figuren aus dem Gefolge des Weingottes, wie etwa Silenos.

 

Platon verwendet Glaukos als Bild der geschundenen Seele

 

Hochinteressant finde ich, dass der Meeresgott auch in der Philosophie seine, nun ja, "Fußstapfen" hinterlassen hat. In Platons "Staat" nämlich taucht Glaukos in der Diskussion über die Seele und ihre Beschaffenheit auf. Dort heißt es:

 

"Vorhin haben wir zwar durchaus die Wahrheit über sie [die Seele] gesagt auf Grund der Form, in der sie uns erscheint; allerdings betrachteten wir sie in einemn Zustand, wie Seeleute den Meergott Glaukos sehen; sie können seinen früheren Zustand kaum mehr erekennen, weil die alten Teile des Körpers teils abgebrochen, teils zerschunden und von den Wellen ganz entstellt sind; anderes ist ihm zugewachsen, Muscheln und Tang und Steine, so daß er viel eher einem Tiere gleicht als seiner früheren Gestalt. Ebenso betrachten wir auch die Seele, von tausend Übeln entstellt."

 

(Platon: Der Staat. (Politeia). Übersetzt und Herausgegeben von Karl Vretska. Stuttgart: Reclam, 1994. S. 455f. 10. Buch, 611c-d.)

 

Unter den Nereiden gibt es eine Namensvetterin des Glaukos, nämlich die blauglänzende Glauke, gewissermaßen die weibliche Entsprechung des Meeresgottes. Diese wird allerdings eher als schön und liebenswürdig geschildert. Sie wurde zur Namenspatronin für eine der Schwestern meiner Meerjungfrau Nestis - eine kleine Erinnerung an den durch ein Zauberkraut vergöttlichten böotischen Fischer lebt also in meinen Meermädchenbüchern weiter.

 

Weitere Nestis-Ahnherrinnen:
Andersens kleine Meerjungfrau
Die Göttin Nestis
Die Göttin Thetis
Melusine
Undine
Ran und die Wellenmädchen
Die Loreley
Die schöne Lau
Die Göttin Tethys

 

© Petra Hartmann




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Darthula: Bitte mehr Details

Geschrieben von Petra , in Darthula 22 Januar 2016 · 1.219 Aufrufe
Darthula
Es gibt eine neue Rezension zur "Darthula" auf "Lovelybooks". Leser(in) "Bookdiary" war von meinem ossianischen Roman nicht begeistert, fand ihn zu kurz und zu wenig detailliert. In der recht umfangreichen Rezension wird gesagt, dass das Buch besser 100 Seiten mehr haben sollte ...

Positiv wird vermerkt: "Den Schreibstil finde ich eigentlich ganz schön, er ist fließend und es ist alles ziemlich einfach formuliert." Doch insgesamt konnten die Charaktere und die Handlung den Rezensenten nicht fesseln.

Immerhin gab es ein Lob für Coverkünstler Miguel Worms:
"Das Cover finde ich echt cool. Es hat etwas düsteres, was gut zur Geschichte passt. Die Personen, die auf dem Cover abgebildet sind, finde ich auch echt gelungen. Das Cover ist echt top."

Das Fazit lautet:
"Leider konnte mich dieses Buch nicht überzeugen. Es ist alles einfach etwas wage beschrieben, weswegen es mir schwer viel, das Buch zu lesen. Wäre die Autorin mehr ins Detail gegangen und hätte das Buch 100 Seiten mehr, wäre es vielleicht ganz anderes. Nun, kann ich dem Buch leider nur 2 von 5 Schleifen geben."

Die komplette Rezension könnt ihr hier nachlesen:
http://www.lovelyboo...ion/1218291879/


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"Gut dargestellte Charaktere" in der "Darthula"

Geschrieben von Petra , in Darthula 18 Januar 2016 · 1.217 Aufrufe
Darthula
Leser "abetterway" findet, meine Novelle "Darthula" sei "sehr leicht und spannend zu lesen". In einer neuen, soeben auf Lovelybooks erschienenen Rezension heißt es, die Charaktere seien "gut ausgeprägt und dargestellt." Das Buch habe er oder sie schnell durchgelesen, es hätte gern noch ein wenig länger sein können, sagt der Rezensent.
Besonders gefreut hat mich natürlich der Satz:
"Ich würde mich über mehr Bücher der Autorin freuen und kann dieses Buch nur jedem empfehlen der gerne Fantasy liest."

Die vollständige Rezension findet ihr hier:
http://www.lovelyboo...ion/1217727551/


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Neues von den Hildesheimlichen Autoren - Januar 2016

Geschrieben von Petra , in Hildesheimliche Autoren 16 Januar 2016 · 1.258 Aufrufe
Hildesheimliche Autoren
Die Vereinsnachrichten der Hildesheimlichen Autoren e.V. könnt ihr an jedem dritten Samstag im Monat auf Radio Tonkuhle in der Sendung "High Noon" hören. Für alle, die die Sendung verpasst haben, hier die Januar-Nachrichten zum Nachlesen:


Vorstand einstimmig entlastet
Auf der Januarsitzung der Hildesheimlichen Autoren wurde der alte Vorstand einstimmig - bei Selbstenthaltung - entlastet. Zuvor hatte Eckehard Haase in seinem Kassenbericht beeindruckende und beruhigende Zahlen vorgelegt. Sein Haushalt ist nicht nur ausgeglichen, sondern weist auch ein ordentliches Plus auf. Bernward Schneider, der Finanzen und Belege geprüft hatte, bescheinigte ihm eine ordentliche Kassenführung und fand keinen Grund zu Beanstandungen.

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Schreibcafé zum Thema "Selbstbetrug"
14 Hildesheimliche Autoren trafen sich in der Weinkostbar in Hildesheim zum ersten Schreibcafé des Vereins. Vorbereitet hatte den Abend der neue Vorsitzende Hans-Jürgen Fischer, unterstützt von Anke Wogersien. Fischer zog aus seinem Lostopf das Thema "Selbstbetrug". Zunächst gab es ein erstes Aufwärmen mit dem ABC-darium, hierzu schrieb jeder Teilnehmer zu jedem Buchstaben des Alphabets ein Wort auf, das ihm zum Thema "Selbstbetrug" in den Sinn kam. Nach einer kurzen Diskussion mit den Tischnachbarn begann dann das eigentliche Schreiben. Entstanden sind an diesem Abend 12 sehr unterschiedliche Texte, meistens Prosa sowie einige lyrische Beiträge. Die Ergebnisse werden nun von Altje Hornburg und Sonja Klima gesammelt und anschließend per Mail an die Vereinsmitglieder verschickt, auf der nächsten Mitgliederversammlung wird es eine Diskussion der Beiträge geben.

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Anke Wogersien veröffentlicht Gedicht
Die Hildesheimliche Autorin Anke Wogersien veröffentlichte ein Gedicht mit dem Titel "Adschib" in der Anthologie "Trümmerseele". Es handelt sich um eine Lyriksammlung der Vereinigung "Sternenblick", die sich für die Flüchtlingshilfe einsetzt. "Trümmerseele" erschien bei Books on Demand in Norderstedt. Das Taschenbuch hat 220 Seiten und kostet 12,98 Euro, das eBook ist für 4,99 Euro erhältlich.

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Neu auf dem Youtube-Kanal der Hildesheimlichen Autoren

Dezember-Ausgabe der Sendung "High Noon" auf Radio Tonkuhle: Bernward Schneider stellt seinen Roman "Endstation Reichskanzlei" vor:


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Termine

Dienstag, 16. Februar: Mitgliederversammlung. Michaelis Weltcafé, Langer Hagen 36, Hildesheim. Beginn: 18 Uhr.

Samstag, 20. Februar: High Noon auf Radio Tonkuhle. Beginn: 12 Uhr.


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Wie mein Vater das Hambacher Fest als Vorstufe des BAFöG entdeckte

Geschrieben von Petra , in Freiheitsschwingen 14 Januar 2016 · 1.167 Aufrufe
Freiheitsschwingen und 2 weitere...
Ein weiteres Dokument zur Entstehungsgeschichte meines historischen Romans "Freiheitsschwingen". Diesmal nicht aus meiner Feder, sondern ein Erbstück meines Vaters, Wilfried Hartmann.
Das Hambacher Fest hatte mich während meines Studiums stark beschäftigt. Ich erinnere mich noch an die langen Gespräche auf Autobahnfahrten und Segeltörns, die ich mit meinem Vater über die Vormärz-Liberalen führte. Immer wieder lud ich meine Bücher bei ihm ab und sagte: "Lies das mal." Und immer wieder war ich überrascht, wie sich die Texte veränderten, wenn er "seine" Themen darin wiederfand. Ich las mit den Augen des Literaturwissenschaftlers, suchte die Grundlagen, auf denen die Werke Heinrich Heines, Ludwig Börnes und Theodor Mundts entstanden waren. Er las mit den Augen des Dozenten in der Erwachsenenbildung, der Vorläufer für das "duale Ausbildungssystem" der Bundesrepublik fand und sich damals intensiv mit der Neufassung der Ausbildereignungsverordnung (AEVO) befasste.
Als ich an meiner Doktararbeit schrieb, las mein Vater ebenfalls begeistert mit. Und beschloss endlich, auch eine zu verfassen. Ein Doktorvater war bald gefunden, ein Thema auch. Leider kam es dann anders. Aber den Anfang möchte ich euch heute vorstellen. Einen Text, aus dem ich gelernt habe, dass Wirth, einer der beiden Initiatoren des Hambacher Festes, durchaus auch als Vorkämpfer der bundesdeutschen Gesetze BBiG (Berufsbildungsgesetz), BAFöG (Bundes-Ausbildungs-Förderungs-Gesetz) und AFG (Arbeitsförderungsgesetz) gelten kann.

Hier also ein Auszug aus:
"Die Rolle des betrieblichen Ausbilders in einer handlungsorientierten Berufsbildung. Von den Lernzielen der Einzelfächer des Rahmenstoffplanes zu den fächerintegrierenden Handlungssituationen der Berufspraxis"

Dissertationsprojekt von Wilfried Hartmann


In Deutschland gilt das Hambacher Fest von 1832 als wohl die wichtigste revolutionäre Erhebung der deutschen Bürger, neben der Nationalversammlung von 1848 in der Frankfurter Paulskirche, auf ihrem Weg zu einem demokratischen Staat. Fast in Vergessenheit geraten ist die Tatsache, daß es in Hambach nicht nur um die Freiheit der Deutschen, sondern auch um die Freiheit der Polen ging. Polnische Freiheitskämpfer wurden jubelnd empfangen. Neben der deutschen wehte die polnische Fahne. Ziel der Hambacher Demokraten war es, beide Nationen vom Joch der Unterdrückung zu befreien.

Einer beiden Hauptinitiatoren der Journalist Johann Georg August Wirth verfaßte nach dem Fest seine sechs „ewigen Gesetze“ 1, die heute sicherlich kleinbürgerlich und auch nicht ewig erscheinen. Trotzdem soll hier aus dem zweiten Gesetz zitiert werden, da es sich mit der Bildung der Bürger beschäftigt und der Zusammenhang von Bildung und Wohlstand erkannt wird:

"...
Die innere Regelung der sozialen Bande oder die Organisation des Staates im eigentlichen Sinne des Wortes ist dagegen positiver Natur - Glück schaffend. Diese innere und eigentliche Regelung der Staatsorganisation ... steht in der organischen Verknüpfung der Kräfte aller Gesellschaftsmitglieder zur Förderung der materiellen Wohlfahrt und der geistigen Bildung aller und zur Erstrebung der höheren Zwecke der Menschheit. Sie äußert sich unter anderen hauptsächlich darin:

a.) daß jedem Mitglied der Gesellschaft, ohne irgend eine Ausnahme, zu materiellem Wohlstande, menschlicher Würde, bürgerlicher Ehre und geistiger Bildung nicht nur gleiche Rechte verbürgt sind, sondern auch in Ermangelung eigenen Vermögens die äußern Hilfsmittel zur Aneignung und zum Genusse dieser Zustände von der Gesellschaft selbst verschafft werden;

b.) daß daher ein jedes Mitglied ohne irgend eine Ausnahme in Ermangelung eigener Mittel auf Kosten der Gesellschaft bis zum erlangten Bewußtsein der göttlichen Natur seines Geistes erzogen und gebildet wird ...

c.) ...

d.) daß die also gebildeten und ermunterten Staatsangehörigen, ohne alle Ausnahme, in Ermangelung eigenen Vermögens von der Gesellschaft in den Stand gesetzt werden, die Mittel zur Befriedigung ihrer körperlichen und geistigen Bedürfnisse, ohne ungewöhnliche Mühseligkeit, schon bei mäßiger Arbeit und vernünftiger Ökonomie in dem Maße zu erwerben, daß sie auch noch Zeit und Hilfsquellen zur geistigen Fortbildung besitzen und beruhigende Aussicht auf stufenweise Verbesserung der Vermögensumstände genießen;
..."

Nach Johann Georg August Wirth muß ein Staat „Glück schaffen“ und seine Organisation so gestalten, daß jedem Menschen die notwendigen Chancen sich eröffnen. Dies soll nach Wirth so geschehen, daß allen Staatsbürgern materieller Wohlstand, menschliche Würde, bürgerliche Ehre und geistige Bildung zugesichert wird. Dort wo das eigene Vermögen nicht ausreicht oder wo eigenes Vermögen fehlt, ist dieser Prozeß auf Kosten der Gesellschaft durchzuführen. Eine Vorstellung, die seit 1945 in der Bundesrepublik Deutschland konsequent verfolgt wurde:

Der Besuch aller Schulen ist im Regelfall kostenlos.
Auszubildende in der beruflichen Ausbildung erhalten eine Vergütung (Lohn)[1].
Studenten bekommen Fördergelder während des Studiums[2].
Bei Bildungsgängen an Privatschulen übernimmt der Staat das Schulgeld[3].
Die berufliche Erwachsenenbildung wird durch die Bundesanstalt für Arbeit finanziert.Hier erhalten die Teilnehmer die Kosten für den Schulbesuch (Schulgeld einschl. Bücher), Fahrkosten zum Besuch der Bildungsstätte und ein Unterhaltsgeld zum Bestreiten ihres persönlichen Lebensunterhalts[4].

Genau wie Wirth geht die Bundesrepublik davon aus, daß Wohlstand nur durch ausreichende Bildung der Gesamtbevölkerung zu erreichen sei.

Wie sehr sich der Bildungsgedanke mit dem Demokratiegedanken in Deutschland verbindet, ist durch zahlreiche Schriften zu belegen. Exemplarisch sollen hier nur die „Reden an die Deutsche Nation“ von Johann Gottlieb Fichte[5] genannt sein. Der Erziehungsgedanke in diesen Reden ist die tragende Idee in seiner gedachten deutschen Nation.

Alle politisch ernst zu nehmenden Parteien der Bundesrepublik verpflichten sich der Bildung. Besonders die Berufsbildung wird zunehmend als wichtigste Grundlage für eine selbständige Lebensführung begriffen und gefördert. So beschreibt, z. B . die Freie Demokratische Partei (F.D.P.) Bildung als Bürgerrecht[6]:

"Die freie Entfaltung der Persönlichkeit muß durch Vielfalt in der Bildung und die gerechte Chance zur Entwicklung individueller Neigung und Begabung unterstützt werden.

Bildung ist ein Wert an sich. Sie ist Bürgerrecht und Aufstiegschance zugleich. Nicht nur formale Wissensvermittlung und Ausbildung, sondern ebenso Erziehung zur Freiheit, Toleranz und Selbstverantwortung, zu Kreativität und demokratischem Verhalten ist das liberale Bildungsziel.
..."

Zur beruflichen Bildung wird ausgeführt:

"Die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung ist noch keineswegs erreicht. Gerade die Sicherung der Ausbildungschancen für den jungen Menschen erfordert eine Verbesserung und Aufwertung der beruflichen Bildung. Ebenso muß angesichts des Vordringens neuer Technologien für jeden die Chance eröffnet werden, an einer qualifizierten allgemeinen, beruflichen und innerbetrieblichen Weiterbildung teilzunehmen."

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[1] Berufssbildungsgesetz (BBIG)

[2] Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAFöG)

[3] nach Gesetzen der einzelnen Bundesländer

[4] Arbeitsförderungsgesetz (AFG)

[5] Fichte, Johann Gottlieb, Reden an die Nation, Hamburg,1978

[6] F.D.P., DAS LIBERALE MANIFEST, Bonn, 1985



Mehr zum Hintergrund der "Freiheitsschwingen":
Das Hambacher Fest - Notizen zur Magisterprüfung
Theodor Mundt, die Madonna und die geplatzte Vorlesung


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Julia Engelmann: Eines Tages, Baby

Geschrieben von Petra , in Lyrik 12 Januar 2016 · 1.772 Aufrufe
Lyrik, Julia Engelmann
"Eines Tages, Baby, werden wir alt sein ..." Die junge Frau, die da zögernd, fast schüchtern das Mikrophon ergreift, dann immer mehr Kraft gewinnt, immer mehr Energie freisetzt und von den Geschichten spricht, "die wir hätten erzählen können", wer hat es nicht auf Youtube gesehen, wer nicht auf Facebook "geliked"? Ein Gedicht, das berührt, bewegt, mitnimmt, rockt. Als ich im Alter der Autorin war, da war Poetry Slam für mich völlig uninteressant, das waren Typen, die Bierflaschen mit den Zähnen aufmachten und danach das Alphabet rülpsten oder so. Inzwischen ist das längst anders. Gut so. Obwohl, ist das noch Slam?
"Eines Tages, Baby", der Gedichtband von Julia Engelmann mit dem "Poetry-Slam-Smash-Hit" als Titelgeber, ist ein Buch, das aufhorchen lässt. Modern ist der Tonfall, die Themen jedoch sind alt und ewig neu: Was wird sein, wenn wir alt sind? Wer bin ich eigentlich? Was kann ich, was will ich, und was muss ich mir absolut nicht antun? Und was denken eigentlich eckige Kugelfische? Julia Engelmann sinniert darüber, was sie alles hat und nicht hat, dass sie allein sein kann, was stille Poeten aushalten müssen und was auf einen Weihnachtswunschzettel gehört.
Entstanden sind daraus junge, frische und lebendige Texte, die man sich am besten auch im stillen Kämmerlein selbst laut vorliest. Gesprochene Songs, irgendwo zwischen Pop und Rap, irgendwo auch zwischen frech und liebenswert. Zu "meiner Zeit" traf es der Song "? (Fragezeichen)" von Nena ganz gut, heute also ist Julia Engelmann die "Stimme einer ganzen Generation", wie es der Klappentext aus einer Besprechung von Radio Bremen zitiert.
Das ist nicht immer ganz große Lyrik, manches gehört durchaus in den Bereich "Selbstfindungsgedichte" und ist so oder so ähnlich schon von Generationen von Jungdichtern in Verse gebracht und Jahrzehnte später wieder verworfen worden. Wahrscheinlich macht genau das den Reiz und den Erfolg Julia Engelmanns und ihrer Gedichte aus. Dass sie eigentlich ganz einfach sind, simple Reime bieten, banale Daseinskritik und den Alleweltsfrust und die Alleweltsliebe von jungen Menschen zu Gehör bringen. Softeis für zwischendurch eben. Es gefällt. Doch eines kann man diesen Gedichten durchaus zusprechen: Sie kommen sehr echt und authentisch daher, machen Spaß und reißen mit. Mehr kann man von einem Buch gar nicht fordern.

Julia Engelmann: Eines Tages, Baby. Poetry-Slam-Texte. Mit Illustrationen der Autorin. München: Goldmann, 2014. 91 S. Euro 7.


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Jahresrückblick IV: Oktober bis Dezember 2015

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 30 Dezember 2015 · 1.236 Aufrufe
Jahresrückblick

Letzter Teil meines Jahresrückblicks. Bleibt noch zu fragen, was ich dieses Jahr an Neuem geschrieben habe und wie es weitergeht.
Ich habe mich in den vergangenen zwölf Monaten weniger mit Romanprojekten befasst und bin zu meiner großen Liebe, dem Märchen oder der Sage zurückgekehrt. In den ersten Monaten entstanden in rascher Folge meine Neu-Erzählungen der Hildesheimer und Alfelder Lokalsagen um den Geist Hödeken. Es wurde ein kleines Büchlein daraus, das inzwischen im Verlag Monika Fuchs erschienen ist. Außerdem gibt es ein paar neue Nestis-Geschichten, darunter ein neues Helgoland-Märchen und ein Abenteuer aus dem Bereich der Seefahrersagen und des Seemannsgarns.
Mein aktuelles Projekt läuft bei mir unter dem Arbeitstitel "Buchfinkenmärchen", bislang gibt es vierzehn Texte dazu, die vielleicht irgendwann einmal Druckreife erlangen. Es wird aber noch ein wenig dauern.

 

Doch nun zu meinen Lesefrüchten des letzten Quartals von 2015. Diesmal viele Kinderbücher, Klassiker, Helgolandliteratur, Neu- und Wiederentdeckungen. Viel Vergnügen damit!

 

Legende:
Ein (e) hinter dem Titel bedeutet, dass ich den Text in der eBook-Fassung gelesen habe.
Blaue Schrift weist auf herausragend gute Bücher hin.
Rot markiert sind Bücher, die ich so abgrundtief schlecht finde, dass ich euch ausdrücklich davor warne.
Bei verlinkten Titeln landet ihr auf ausführlicheren Besprechungen innerhalb dieses Blogs.

 

Oktober

 

Hugo Kocher: Das große Buch der Tiergeschichten:
- Twiga, die Giraffe
- Glitsch Wasserschreck
- Korro, der Jaguar

Eigentlich ein Fehlkauf. Ich hab es antiquarisch erstanden, weil ich auf der Suche nach Kochers Geschichte "Mit dem Hundeschlitten unterwegs" war und der Klappentext auch von Abenteuern bei Eskimos sprach. Es war dann aber nichts aus der Arktis dabei. Der Sammelband vereinigt drei Tierromane Kochers in sich, allesamt typische Tiergeschichten im 50er- oder 60er-Jahre-Stil. Felix Saltens "Bambi" oder die Tierbücher von Otto Boris funktionieren ähnlich. Tierkind wird geboren, verliert früh die Mutter, lernt sich durchzusetzen und zu verteidigen, wird schließlich zu einem großartigen Exemplar seiner Gattung, oft zum Leittier, besteht seinen letzten großen Kampf gegen einen Widersacher, der womöglich schon seit Jahren auf seiner Fährte ist und ihm die Mutter getötet hat, und stirbt irgendwann. Naja, etwas variiert wird das Thema schon. Twiga, der Giraffenbulle, hat eine sehr interessante Freundschaft mit einem Schwarzen, der ihn als seinen Schutzgeist betrachtet, Korro der Jaguar ist eher der Böse, und die Geschichte wird aus der Perspektive eines jungen Indios erzählt, der seine Angst überwindet und endlich die gefährliche Raubkatze zur Strecke bringt. Und Glitsch Wasserschreck hat den gemütlichen Humor einer deutschen Jägergeschichte. Dass Kocher deutsche Jägersprache auch für afrikanische Giraffen verwendet, ist etwas gewöhnungsbedürtig, ansonsten eine ganz nette Lektüre und recht lehrreich.

 

E.T.A. Hoffmann: Nachtstücke (e):
- Der Sandmann
- Ignaz Denner
- Die Jesuiterkirche in G.
- Das Sanctus
- Das öde Haus
- Das Majorat
- Das Gelübde
- Das steinerne Herz

Düstere Erzählungen, von denen ich bislang nur den "Sandmann" kannte. "Ignaz Denner" ist eine verschlungene Geschichte über einen Räuberhauptmann, der ein wenig von Magie versteht und einen armen aber redlichen Förster und dessen Frau zu seinen Spiegesellen machen will. Der Rest ist meist ziemlich geradlinig erzählt. Mir gefielen vor allem die Geschichte der Jesuiterkirche und des Sanctus, das öde Haus hat mich weniger angesprochen. Insgesamt aber eine sehr lesenswerte Sammlung.

 

Harper Lee: Wer die Nachtigall stört
Ein Erbstück aus der Bibliothek meines Vaters, das ich schon lange ins Auge gefasst hatte. Jetzt habe ich es endlich gelesen. Ein beeindruckendes Buch. Wahrhaftig, wenn ich nicht die Tochter Wilfried Hartmanns wäre, dieser Atticus Finch wäre jemand, der in die engere Wahl käme. Ich habe das Buch verschlungen.
Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive der jungen Scout, die zusammen mit ihrem Bruder und einem Freund eine Südstaaten-Kleinstadt-Kindheit erlebt, die ein wenig Bullerbü-Feeling aufkommen lässt. Der alleinerziehende Vater Atticus ist Anwalt, ein sanfter, freundwilliger Mann, von Idealen geprägt, die keineswegs hohl und pathetisch scheppernd daherkommen. Ein anständiger Mensch, ohne kleinkariert und philiströs zu wirken. Als Atticus Finch zum Pflichtverteidiger eines wegen Mordes angeklagten Schwarzen wird, verändert sich einiges für die kleine Familie. Vor allem, als klar wird, dass Atticus den offenbar Unschuldigen tatsächlich ernsthaft und mit allen juristischen Mitteln verteidigen und einen Freispruch erwirken will ...
Ein Buch, das sehr gut tut. Ich hätte es schon viel eher lesen sollen.

 

Markus K. Korb: Schock!
Wow! Ein ganz besonderes Buch, das vollkommen zu Recht mit Auszeichnungen überhäuft wurde. Die Aufmachung ist genial, ein Kurzgeschichten-Band der als Comic-Sammelband in der Tradition der alten Horror-Hefte daher kommt, mit herrlichen Covermotiven von Christian Krank. Im Innenteil leitet ein alter Totengräber als Conferencier den Leser mit seinen zynischen Kommentaren von Geschichte zu Geschichte. Es geht um lebendig Begrabene, Geisterkutschen, Aliens und Monster aus der Kanalisation, Nahtoderfahrungen und ewige Verdammnis, Kanibalismus und eisige Winter - einfach irre, grandios irre.

 

Andrea Tillmanns: Julia Jäger und die Macht der Magie

 

Atlantis - Die Storys zum Marburg-Award
Anthologie zum Wettbewerb des vorigen Jahres. Ich hatte eigentlich mitmachen wollen, ehrlich, aber es wieder nicht geschafft, dabei war es ein so schönes Thema. Die Samlung ist sehr viekseitig und enthält eine Menge spannende Texte, ich mag auch die schlichte, geschmackvolle Aufmachung sehr. Eine schöne und passende Insellektüre für meinen Herbst auf Helgoland.

 

James Krüss: Welches Tier hat sieben Meter Halsweh?
Schönes kleines Bilderbuch für die Kleinsten. Ein Fundstück in der Helgoländer Bibliothek. Ich hatte eigentlich nach James Krüss' "Bienchen, Trinchen, Karolinchen" gefragt, das sich etwas schwer finden ließ. Doch während der Suchzeit baute die Bibliothekarin bergeweise Krüss-Bücher aus ihrer Schatzkammer vor mir auf, auch seltenere und uralte bibliophile Ausgaben. An einigen bin ich dann hängen geblieben, zum Beisipiel an diesem. In humorvollen und fantasievollen Versen werden Tiere beschrieben, die man dann raten soll. Das Tier mit den sieben Metern Halsweh ist *Achtung, Spoiler!* natürlich die Giraffe.

 

James Krüss: Bienchen, Trinchen, Karolinchen
Mein absolutes Lieblingsbuch von James Krüss und eine wundervolle Kindheitserinnerung. Leider wird es nicht mehr aufgelegt und ist nur noch antiquarisch zu haben. Ich habe vor einigen Jahren auch schon mal bei den Krüss-Nachkommen in der James-Krüss-Hummerbude vor dem Museum nachgefragt, aber sie konnten mir nicht viel Hoffnung machen. Karolinchen, die Heldin dieses Buches, ist noch recht jung, kann noch nicht lesen, hat aber zwei Brüder, von denen vor allem der nur etwas ältere Michael ihr am nächsten steht, meist liebevoll, manchmal macht er aber auch einfach nur Quatsch. Zum Geburtstag etwa liest er ihr die Postkarte von Tante Lotte und Onkel Otto falsch vor und vermeldet Geburtagsgrüße von Onkel Balduin. Nach einigen Diskussionen in er Familie, dass ein solcher Onkel gar nicht existiere, wird Karoline sehr traurig, doch Michael weiß Rat. Zuletzt stellt Karoline salomonisch fest: "Ich hab gar keinen Onkel Balduin. Aber es ist lieb, dass er an meinen Geburtstag gedacht hat." Karoline baut eine Hütte, entdeckt den gefährlichen Gartenschlauch, träumt von Wolkenbildern, feiert die Hochzeit ihrer Puppe mit dem Klammerbeutel, Herrn Birnbaum, und freut sich über die Geburt dreier Wäscheklammer-Kinder und und und. Dazu gibt es humorvolle, sehr leicht eingängige Kindergedichte, von denen ich noch heute einen Großteil auswendig weiß. Wirklich zu schade, dass es dieses Buch nicht mehr gibt.

 

James Krüss: Annette mit und ohne Mast
Nettes Kinderbuch über ein Mädchen namens Annette, das zu seinem Kummer genau so heißt wie der kleine Schlepper ihres Onkels. Ein Klassenkamerad zieht sie immer wieder damit auf, dass sie den Namen eines so kleinen, plumpen Schiffs trägt. Da wird es dem Mädchen Annette zu bunt: Sie läuft zum Reeder und überzeugt ihn, dass nächstes Mal unbedingt der Schlepper Annette den fettesten Orzeanriesen in den Hafen ziehen soll. Und sie schafft es sogar, dass ihre ganze Klasse zuschaut und sehen kann, was alles in dem kleinen Schiff Annette steckt. Damit sind dann auch die Hänseleien vorbei. Sehr liebenswert.

 

James Krüss: Der kleine Flax
Eigentlich eine Indianergeschichte. Ich kenne Teile davon als Abenteuer des Spinnenmanes Iktumi. Hier ist es der kleine Flax, der in die Welt zieht und versucht, seinen Hunger zu stillen. Sehr nett. Mit Illustrationen von Janosch.

 

Hans-Magnus Enzensberger: Zukunftsmusik
Ein sehr gelungener Gedichtband von einem der ganz Großen. Abgeklärt, unspektakulär, wohlklingend, ohne aufdringlich zu wirken. Man sollte sich etwas Zeit nehmen für die Gedichte, auch wenn das Buch recht schlank daherkommt. Hat mir gefallen.

 

Tanja Mikschi: Auf den Pfaden des Luchses

 

Isidor Bürger: Helgoland
Grottenschlechter Gedichtband, Finger weg davon. Ich habe ihn mir halt in der Helgoländer Bibliothek noch einmal geben lassen, weil Bürger zu der Zeit auf der Insel war, als auch Mundt und Wienbarg dort ihre Reiseberichte verfassten. Und weil Mundt in seinem Helgolandtext einen Briefpartner namens "Isidor" anspricht. Aber es war schon ein hartes Brot, sich durch diese Verse durchzubeißen. Wenn ihr nicht gerade lyrische Masochisten seid, lest ihr den Gedichtband besser nicht.

 

Herrmann Parzinger: Die Skythen
Übersichtsdarstellung im handlichen Taschenformat, etwas spröde geschrieben, aber sehr informativ. Mit vielen Skizzen von Grabanlagen, Kleidung, Waffen und anderen Fundstücken.

 

November

 

Siegfried Wagner: An allem ist Hütchen schuld!
Libretto zu einer Märchenoper des Sohnes von Richard Wagner. Siegfried Wagner bringt es fertig, rund 40 Märchen, meist aus der Sammlung der Brüder Grimm, zu einer Geschichte zusammenzubasteln. Ich habe den Text natürlich wegen des Titelhelden gelesen, denn hinter diesem "Hütchen" verbirgt sich niemand anders als die Hildesheimer beziehungsweise Alfelder Sagengestalt "Hödeken" über die ich ja dieses Jahr ein Buch veröffentlicht habe. Offenbar war 2015 ein Hödeken-Jahr, denn außer meinem Buch gab es dank einer szenischen Aufführung dieser alten Oper an der Ruhr-Universtät in Bochum (18. Oktiber 2015) noch eine weitere Hommage an die Sagengestalt.
Hütchen spielt in diesem Stück allerdings eher die Rolle eines Bösewichts oder zumindest die Rolle eines Wesens, das sich einen argen Scherz mit zwei Liebenden erlaubt. Der Zwerg oder Kobold versucht, das Pärchen durch seine bösen Streiche auseinander zu bringen, sorgt dafür, dass sie getrennt von einander durch die Welt irren müssen, und verblendet sie manchmal durch einen heimtückischen Zauber, sodass sie einander nicht erkennen, wenn sie sich gegenüberstehen. Unter anderem müssen sie sich gegen den Teufel mit den drei goldenen Haaren behaupten, treffen auf Frau Holle und die Märchenhexe und so weiter. Am Ende finden die schwer gepüften Liebenden aber doch noch zu einander. Mal sehen, vielleicht schreibe ich nächstes Jahr noch etwas Ausführlicheres über das Stück.

 

Marcus Jensen: Oberland
Ein Helgoland-Roman, jedenfalls das erste Drittel. Dort habe ich das Buch vor ein paar Jahren auch erworben, es verschwand dann im Koffer er und tauchte erst jetzt wieder auf. Erzählt wird die Geschichte Jens Behses, eines jungen Mannes, der sich selbst umbringt und kurz zuvor von vier eigenartigen Personen zu den wichtigsten Stationen seines Lebens zurückgeführt wird, das ist in ersten Drittel ein Urlaub auf Helgoland, in dem er eine alte Kapitänsmütze findet, die ihn fortan begleiten soll, dann seine Schulzeit in Pinneberg - mit klassischen 70er/80er-Jahre-Schul-Erfahrungen, Pubertät, Sex, Cliquenbildung, Mobbing. Steph, die Sexgöttin der Klasse, wird in den Selbstmord getrieben, woraufhin Jens den Verantwortlichen umbringt und die Leiche in dem Grab unterbringt, das er eigentlich für sich selbst und seinen eigenen Selbstmord vorbereitet hat. Der dritte Teil schließlich zeigt Jens als Zivi auf der Sterbestation eines Krankenhauses, wo er seine Helgoländer Zimmerwirtin wiedersieht. Dann schließlich das, worauf der gesamte Roman von Anfang an hinauslief - sogar die noch verbleibenden Tage, Stunden und Minuten wurden immer wieder als Countdown eingeblendet: Jens zieht seinen Selbstmord durch. Das hört sich in der Wiedergabe etwas verworren an, ist aber ein verdammt guter Roman und vor allem sprachlich ein Hammer. Wenn ihr das Buch irgendwo seht, nehmt es mit, es lohnt sich.

 

Antonia Michaelis: Das Blaubeerhaus

 

Mark Haddon: Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone
Christopher Boone ist Autist. Er braucht Ordnung, hat Angst vor Unbekanntem, nimmt alles um sich herum ungefiltert wahr und ist eigentlich nur glücklich, wenn er sich mit Mathematik befassen darf oder Logikrätasel lösen kann. Sein Ziel: Das Matheabitur bestehen und dann an die Uni kommen - die Alternative wäre eine Sonderschule. Doch dann passiert etwas Erschreckendes: Der Hund der Nachbarin wird erstochen. Christopher ist vollkommen verstört, doch er beschließt, den Mord aufzuklären. Er überwindet sich und spricht wildfremde Nachbarn an, um das Rätsel zu lösen. Dann zerbricht auch noch das Vertrauensverhältnis zu seinem Vater. Und Christopher findet heraus, dass seine Mutter nicht im Krankenhaus verstorben ist, wie der Vater ihm erzählt hat. Völlig auf sich allein gestellt macht er sich auf eine angsteinflößende Reise: Er wagt sich hinaus, sucht sich den Weg durch das Gewirr von Straßenbahnen, U-Bahnen, Zügen und fremden Städten und fährt zu seiner Mutter ... Ein beeindruckender Roman, manchmal umwerfend komisch, manchmal zum Heulen, oft erkenntniserweiternd und spannend, manchmal sehr fordend, wenn man Christophers Gedankenspiele und Logikrätsel nachvollziehen will. Hinzu kommt eine wunderbare Sprache, die Christopher eine ganze eigene, unverwechselbare Stimme verleiht. Klasse.

 

J. H. Rosny: Am Anfang war das Feuer
Paläo-Fiction. Es gibt ja für jedes noch so enge Genre inzwischen einen Fachausdruck.
Der Roman spielt in der Urzeit und handelt von einer Frühmenschensippe, denen bei einem Überfall eines feindlichen Stammes das Feuer ausgegangen ist. Zwei dreiköpfige Jägerteams werden ausgesandt, um das für das Überleben der Sippe unverzichtbare Feuer zurückzubringen. Dem Chef des Siegerteams winkt die Hand der schönen Häuptlingstochter.
Ich habe die Geschichte vor Jahren kennen gelernt durch den gleichnamigen Film, der mich besonders durch die dafür neu geschaffene "Steinzeitsprache" beeindruckte. Davon ist allerdings im Buch nichts zu finden, und auch die Handlung des Films weicht stark von der des Buchs ab. Ich war enttäuscht. Andererseits ist es nicht die Aufgabe eines Buches, die Versprechen eines Films zu erfüllen, vor allem dann nicht, wenn das Buch älter als der Film ist.

 

Dirk van den Boom: Der sensationelle Gonwik
Ein neuer Einsatz für die Crew von Thrax und Skepz. Auf einem von Eroberung durch die Hondh bedrohten Planeten ist ein uraltes Artefakt verborgen, das in den falschen Händen eine Katastrophe auslösen könne: Das Gerät ist in der Lage, gezielt alle künstlichen Intelligenzen psychisch völlig durcheinanderzubringen, was den Hondh natürlich gegen die noch freien Völker ausgenutzt werden könnte. Man lernt einen nahezu mittelalterlichen Planeten kennen, erlebt Abenteuer mit einer Gauklertruppe, vor allem aber geht es um ein Selbsterfahrungscamp einer total durchgeschepperten Roboterzivilisation, die hier menschliche Gefühle nachvollziehen will. Nicht ganz so gut wie der Leeluu-Roman, aber nicht schlecht, sehr originell.

 

Inge Becher/Nina Lükenga: Georg der Fünfte und sein Floh
Sehr liebenswertes Kinder-Bilderbuch für Besucher der Stadt Georgsmarienhütte und des dortigen Museums. Auf amüsante Art wird hier vom königlichen Engagement für den dortigen Bergbau und die Gründung des Stahlwerks erzählt - aber auch vom traurigen Ende der Herrschaft Georgs.

 

Das Mädchen aus dem Moor (Lerato-Anthologie)
Uralte, mystische Anthologie eines untergegangenen Verlags, der seinerzeit schöne Sachen herausgebracht hat. Es war schon seltsam, die alten Texte zu lesen. Viele der Autoren kenne ich und weiß, wie sie sich inzwischen weiterentwickelt haben. Sehr spannende Sammlung, hätte vielleicht etwas großzügiger layoutet sein sollen.

 

Artur Rosenstern: Planet Germania

 

Eckehard Haase: Einfach nur Kant
Ein Herzensprojekt eines Autorenkollegen aus dem Verein der Hildesheimlichen Autoren. Eckehard Haase bittet Kant zum Interview. Der Königsberger hat aufgrund nicht näher erläuterter Umstände bis heute überlebt, ist inzwischen, ganz gegen seine alte sesshafte Natur, zu einem begeisterten Globetrotter geworden und trifft sich nun zum Gespräch mit einer Journalistin, die sich als eine ihm in philosophischen Fragen durchaus ebenbürtige Partnerin entpuppt. Es geht noch nicht um den "ganzen" Kant in diesem Buch, sondern es handelt sich um einen ersten Band, der den vorkritischen Kant zum Thema hat. Weitere Interviewbände sind gerade in Arbeit und sollen demnächst erscheinen.
Dem Autor muss zunächst einmal eine hohe Kompetenz bescheinigt werden. Er kennt seinen Kant, das spürt man aus jeder Zeile dieses Interviews heraus. Für den Leser ist es ein lehrreiches, zum Teil sogar vergnügliches Stück Literatur, das allerdings auch einige Zumutungen und Fallstricke aufzuweisen hat. Etwas vor den Kopf gestoßen ist man schon zu Anfang, wenn Kant im Gesräch nicht nur seine eigene Philosophie erläutern will, sondern zugleich auch weit in seine Zukunft hinausgreift und von Einstein oder Heisenberg spricht, Atommodelle von Demokrit mit denen des 21. Jahrunderts vergleicht. Es geht also nicht nur um Kant, sondern um eine Nachzeichnung philosophischer und naturwissenschaftlicher Ideen von den Anfängen bis in die Gegenwart, gebündelt, fokussiert und katalysiert durch den Blick des Ausnahmephilosophen Kant. Das ist eine Stärke, zugleich aber auch eine Schwäche des Buchs. An zwei Stellen, einmal ziemlich weit am Anfang, einmal gegen Ende hin, wird das Gespräch denn auch zum einem eher rezitativen Aufsagen von Namen und Entdeckungen der Philosophiegeschichte, im Wechsel vorgetragen von Kant und der Journalistin. Aber dies nur am Rande, in weiten Teilen ist das Buch sehr gut zu lesen, bietet viele Aha-Erlebnisse, humorvolle Einblicke in Kants Biographie und Verständnishilfe bei der Beschäftigung mit seiner Philosophie. Man darf gespant sein, was der weitere Verlauf des Interviews bringt.

 

Dezember

 

Schöpfungsmythen. Hrsg. v. Hans Christian Meiser
Schöne und interessante Sammlung, leider etwas verzerrt. So besteht der Afrika-Teil lediglich aus drei Sagen der nordafrikanischen Kabylen. Sollte der Riesenkontinent mit seinen zahlreichen Völkern und Kulturen nicht noch etwas mehr zu sagen haben? Als Quelle schlage ich gleich mal "Der Gaukler der Ebene" vor, ein afrikanisches Märchenbuch, das ich im ersten Quartal dieses Jahresrückblicks kurz besprochen habe. Auch sonst ist das Buch etwas unausgewogen, und auch in der Darstellung wäre etwas mehr Einheitlichkeit zu wünschen gewesen. Manchmal gibt es Übersetzungen von literarischen Originaltexten wie Hesiods "Werke und Tage" oder aus dem indischen "Rig-Veda" und der Bibel, dann wieder Nacherzählungen, geformte Prosatexte oder knappe Inhaltsangaben. Der einleitende Essay von Mircea Eliade ist sehr erhellend, aber aus einem anderen Buch entnommen. Insgesamt also ein ziemliches Sammelsurium, von überall her zusammengeklaubt.

 

John Brinckmann: Kasper Ohm un ick (Hamburger Lesehefte)
Lausbubengeschichten, aber diesmal nicht von Ludwig Thoma und auf Bayerisch, sondern in Mecklenburger Platt und mit Seemannsgarn durchsetzt. Angeschafft hatte ich es mir als bekennender Uwe-Johnson-Fan, um mir den Namenspatron der John-Brinckmann-Schule in Güstrow mal etwas näher anzuschauen.
Der Titelheld, Kasper Ohm ist ehemaliger Kapitän und soll früher sogar bis Batavia gesegekt sein. Allerdings besteht Grund zu der Annahme, dass er nie in Batavia gewesen ist und nur Seemannsgarn gesponnen hat. Jedenfalls reagiert er ausgesprochen unwirsch, wenn man ihn dazu näher befragen will. Ich-Erzähler des Buches ist sein Neffe, der sich, inzwischen selbst ein alter würdiger Kapitän, im Lehnstuhl sitzend an ihn erinnert und der staunenden Runde von seinen Jugenstreichen und des Onkels Reaktionen darauf erzählt. Dabei ist es manchmal gar nicht so einfach, es dem alten Ohm recht zu machen. So kommt er einmal zum Vater des Erzählers und beschwert sich bitterlich darüber, dass der Neffe einfach an seinem Haus vorbeigegangen ist, ohne ihn zu grüßen. Nein, Kasper Ohm habe nicht vor dem Haus gestanden. Nein, auch nicht am Fenster oder in der Tür. Aber grüßen hätte der Bengel doch sollen. Schließlich kommt heraus, dass der Onkel im Sessel in der Stube gesessen hat und der Neffe ihn gar nicht hatte sehen können. Kasper ist ausgesprochen gekränkt, als sich der Vater daraufhin weigert, den Sprössling ob seiner schlechten Manieren zu züchtigen.
Das Meckenburger Platt liest sich manchmal etwas schwer, lautes Lesen hilft meist beim Verständnis. Die Buchstaben dürften gern etwas größer sein. Ansonsten gar nicht schlecht, nur etwas anstrengend.

 

Stanley G. Weinbaum: Auf dem Titan (BunTES Abenteuer 29)
Abenteuerliche Novelle über einen Mann und eine Frau , die auf dem Titan besondere Steine suchen, die auf der Erde ein Vermögen wert sind. Hat etwas von Jack London und Goldrausch. Sehr spannend, ich hätte gern einen längeren Roman darüber gelesen.

 

Gerd Frey: Anomalie (BunTES Abenteuer 31)
Drei Science-Fiction-Kurzgeschichten, alle drei sehr knapp und pointiert. Mir hat am besten die Titelgeschichte gefallen, in der ein Mann versucht, ein Ereignis aus der nahen Vergangenenheit ungeschehen zu machen. Das alte Motiv - gerade durch seinen Eingriff wird er zum Auslöser des Unglücks.

 

Jan Wagner: Regentonnenvariationen
Ehrlich gesagt, ich verstehe nicht ganz, dass um den Mann und seine Lyrik ein solches Gewese gemacht wird. Ich fand den Band eher nichtssagend. Handwerklich sicher gut, meinethalben perfekt, aber da war nichts, was mich nachhaltig berührt hätte oder aufhorchen ließ.
Es sind oft die kleinen Dinge am Wege oder im Garten, die hier bedichtet werden, zum Beispiel der Giersch, der im Garten wuchert und nicht totzukriegen ist. Das ist gut und löblich. Auch die Reime - sind das überhaupt Reime? - können durchaus als originell gelten. Wagner lässt seine Vers-Enden gern mit Wörtern schließen, die eher als "etymologische Reime" gelten könen oder auch als bloße Buchstabenähnlichkeiten miteinander korrespondieren. Das ist etwas weniger als eine Assonanz aber doch noch ein Bezug und insofern recht interessant. Da findet man untereinander korrespondierende Versenden wie "garage" / "giersch" / "geräusch" oder "rohling" / "reling", oder "weich" / "wich". Dieses Um-die-Ecke-Reimen macht sicher viel Arbeit. Aber ist das schon Kunst? Auf jeden Fall hat das Büchlein bei mir eher eine Leere hinterlassen.

 

Harper Lee: Gehe hin, stelle einen Wächter
Ein Buch, das dieses Jahr fur Schlagzeilen sorgte - das wieder entdeckte Manuskript des ersten Romans von Harper Lee. Entstanden zeitlich vor "Wer die Nachtigall stört", inhaltlich lange nach diesen Ereignissen angesiedelt. Die erwachsen gewordene Scout kehrt in ihre Heimatstadt zurück und trifft auf ihren inzwischen alt gewordenen Vater. Atticus Finch ist noch immer eine beeindruckende und liebenswerte Persönlichkeit, macht nicht viel Aufhebens von sich, auch wenn ihn Rheumaanfälle manchmal fast vollständig außer Gefecht setzen. Für Scout ist er noch immer das Urbild absoluter Integrität. Ein Mann von felsenfester Gerechtigkeit, der es (abweichend vom anderen Roman) gewagt hat, einen Schwarzen in einem Mordprozess nicht nur zu verteidigen, sondern sogar ihn freizubekommen. Doch dann passiert das Undenkbare: Scout sieht Atticus auf einer Versammlung, in der ein rassistischer Hetzer auftritt und verkündet, wie schlecht und minderwertig die Schwarzen sind. Für Scout bricht eine Welt zusammen.
Ein - verglichen mit dem zuerst veröffentlichten Buch - ausgesprochen moderner, sehr reifer Roman. Wenn ich beide Texte ohne Hintergrundinformationen gelesen hätte, ich wäre überzeugt gewesen, der "Wächter" sei der später entstandene. Es hat mir sehr weh getan, das Idol Atticus vom Thron stürzen zu sehen, da verstehe ich Scout sehr gut. Aber wie hätte der Roman gewirkt, wenn er tatsächlich als erstes veröffentlicht worden wäre? Dann wäre die Wirkung sicher nicht so groß gewesen. Ich denke schon, dass die Ikone Atticus tatsächlich erst aufgebaut werden und wachsen musste, erst nun wird doch die Verletzung deutlich, wenn etwas an ihrem Lack gekratzt wird. Insofern war die Entscheidung, das Buch zurückzustellen, sehr richtig. Ob es dann tatsächlich so lange hätte dauern müssen, darüber mag man sich streiten. Auf jeden Fall ein würdiger erster oder zweiter Teil des Nachtigallen-Romans.

 

Inge Becher & Nina Lükenga: Klaras Geschenk
Kleines Weihnachts-Bilderbuch, das ich als Geschenk von meiner Verlegerin Monika Fuchs erhalten habe. Klara soll einer alten Nachbarsfrau ein Weihnachtsgeschenk bringen und stellt fest, dass im Paket ausgerechnet ihre Lieblingssüßigkeiten sind. Eigentlich wollte sie ja nur kosten, und nicht das ganze Paket leerfuttern ... Was nun?

 

Tommy Krappweis: Mara und der Feuerbringer
Eigentlich mag ich es nicht, das "Buch zum Film" zu kaufen. Erst recht nicht, wenn das Buch älter ist als der Film. Aber als ich in der Buchhandlung zwei Mara-Ausgaben in der Hand hielt, die eine normal, die andere als "Buch zum Film" und mit Szenenfotos und einem auf den Film bezogenen Vorwort des Autors, da habe ich mich dann doch für letzteres entschieden. Aus Gründen.
Das Buch ist toll. Eine spannende von Humor und Wortwitz durchzogene, aber nicht verkrampft witzig sein wollende Reise durch die germanische Mythologie, in der es hauptsächlich um den gefesselten Loki und um sein - offenbar von Mythologie-Fachleuten geradezu gehasstes - Pendant im Wagner-Kosmos geht, den Loge aus dem "Ring". Hat mir sehr gefallen, ich las das Buch in einem Rutsch durch und war sehr traurig, als es schon zu Ende war. Demnächst lege ich mir den zweiten Teil zu.

 

Heinrich Laube: Reisenovellen II (e)
Der zweite Band de Reisenovellen. Endlich geht es in südliche Gefilde, und zwar nach Tirol und Italien. In die Reisebeschreibung eingebunden sind mehrere Porträts und biografische Darstellungen berühmter Männer wie Andreas Hofer, Goethe und Byron, auch findet man ein paar unterwegs erzählte Novellen, meist geht es um Liebe.

 

Friedrich Schlegel: Lucinde (e)
Eine Art Liebesgeschichte. Jugendsünde eines Philosophen. War damals als Schweinkram verrufen, heutzutage eher harmlos und durch den Stil nicht ganz einfach zu lesen. Ich habe Anfang der 90er das Insel-Taschenbuch gelesen, kurz darauf auch Schleiermachers "Vertraute Briefe über die Lucinde". Bisher hat sich die Taschenbuchausgabe jedem Wiederlese-Versuch meinerseits widersetzt, ich bin jedesmal steckengeblieben. Als eBook ließ sich das Ding aber recht zügig konsumieren. Hat aber dem heutigen Leser, sofern er nicht von literarischem oder historischem Interesse geleitet ist, nicht allzu viel zu bieten.

 

Märchen unbekannter Verfasser (e)
Sammlung von teils anonym überlieferten Märchen, teils ist auch der Verfassername genannt, es handelt sich aber um "relativ unbekannte" Autoren. Enthält das von mir sehr geschätzte und wohl auch recht bekannte Märchen "Hans der Grafensohn und die schwarze Prinzessin" über eine verstorbene Königstochter, die jede Nacht aus dem Sarg steigt und den Wächter auffrisst. Ferner das Märchen vom dicken fetten Pfannekuchen. Sehr gefallen haben mir auch das Fischessen und das Märchen "Lang sei dein Leben". Außerdem gibt es darin zwei recht umfangreiche märchenhafte Abenteuererzählungen von Ernst Constantin, "Der noble Schuster" und "Die silberne Axt". Sehr lesenswert.

 

Lilith Kalluna: Kinder der Dunkelheit I - Der Prophet

 

Roberto Piumini: Motu Iti. Die Insel der Möwen
Kinderbuch, das auf der Osterinsel spielt, und von der Verbannung eines guten Königs auf den kargen Möwenfelsen berichtet, weil ihn ein Neider verleumdete und schließlich eine Verschwörung gegen ihn gründete. Der König, von Hass und Wut gepackt, rächte sich schließlich, indem er die Möwen, die er in der Einsamkeit zu lenken lernte, zu Raubzügen auf die Osterinsel schickte. Schließlich werden die Möwenüberfälle unerträglich. Der Schurke gesteht sein hinterhältiges Ränkespiel gegen den guten König, dieser wird zurückgeholt und wieder ins Amt eingesetzt, doch er verliert die Macht über die Möwen, die ihre Überfälle mit noch größerer Wut fortsetzen. Erst als die Insulaner riesige Steinköpfe, die Moai, errichten, die drohend auf das Meer und zum Möwenfelsen blicken, bekommen die Möwen Angst, stellen ihre Angriffe ein und bleiben der Insel fern.
Eine sehr sehr schöne, sagenhafte Geschichte. Allerdings mit einem Schönheitsfehler. Denn die Riesenstatuen auf der Osterinsel blicken gerade nicht drohend aufs Meer hinaus, wie der Autor beschreibt, sie kehren dem Meer vielmehr den Rücken und starren die Dörfer der Insulaner an.

 

Antonia Michaelis: Im Auge des Leuchtturms
Magisch, düster, surreal, ungeheuer phantasiebegabt und spannend bis zur letzten Seite. Antonia Michaelis erzählt die Geschichte der perfektionistischen Karrierefrau Nada Schwarz, die plötzlich eine Ansichtskarte erhält. Darauf ist ein Leuchtturm zu sehen, ein Gruß von der kleinen Insel Nimmerog, der sie vollkommen aus dem Gleichgewicht bringt. Verstört, ohne überhaupt zu wissen warum, macht sie sich auf die Spurensuche. Sie findet heraus, dass ihre Eltern dort ein Ferienhaus besitzen, es aber schon Jahrzehnte lang nicht mehr besucht haben. Auch sie selbst muss schon einmal dort gewesen sein. Als Kind. Aber die Erinnerung ist fort - vollkommen ausgelöscht. Und der Leuchtturm? Als sie kurz entschlossen das Ferienhaus ihrer Eltern besucht, fällt sie in Schlaf und hat einen seltsamen Traum. Sie sitzt im Leuchtturm, umgeben von hunderten von IKEA-Bausätzen mit seltsamen Namen, die beim Zusammenbau vollkommen widersinnige und funktionslose Möbelstücke ergeben. Wann immer sie im Ferienhaus ihrer Eltern einschläft - sie wacht in diesem Traum- oder Albtraum-Leuchtturm wieder auf. Immer wieder klingelt dort ein Telefon. Eine Kinderstimme bittet um Hilfe, spricht von einem dunklen Raum ohne Fenster und Tür ... Nach und nach kommt Nada einem Kindheitstrauma auf die Spur, das sie vollkommen verdrängt hatte ... Ein Wahnsinnsbuch, wahrscheinlich das beste, das ich dieses Jahr gelesen habe. Unbedingte Leseempfehlung.

 

Emilia Jones: Michelles Verführung

 

Ulrich Wißmann: Tanz mit Schlangen. Tödliche Zeremonie bei den Hopi

 

Kling, Glöckchen ...
Erotik-Anthologie des Eysion-Verlags, die "besinnliche Weihnachtsgeschichten" verspricht. Enthält neun kürzere Erzählungen von Autorinnen wie Emilia Jones, Lilly Grünberg und Sira Rabe. In allen Geschichten gibt es reichlich Geschlechtsverkehr, mal im Nikolauskostüm, mal beim Wichteln, mal auf einer Weihnachtsfeier, was sich zum Teil recht lustvoll lesen lässt. Sonderbar: Ein Drittel der Geschichten hat absolut keinen Bezug zum Thema Weihnachten. Ob hier die Autorinnen das Thema nicht mitgeteilt bekommen oder nicht beachtet haben oder ob der Verlag einfach genommen hat, was gerade da war, weiß ich nicht. Wahrscheinlich bin ich auch der einzige, der beim Lesen einer Erotikanthologie darauf achtet, ob das Thema beachtet wurde. ;-)

 

Ludolf Wienbarg: Tagebuch von Helgoland (e)
Ein Buch, das ich in der Originalausgabe von 1838 und in der Auswahlfassung aus dem Greno-Verlag schon mehrfach gelesen habe, beim Helgoland-Urlaub gehört es sowieso jedesmal ins Handgepäck. Eines meiner Liebligsbücher eigentlich. Eigentlich Wienbargs bestes. Ein Buch, durch das der Seewind weht, salzluftgeschwängert und voller Freiheit. Jetzt also die eBook-Ausgabe.
Es handelt sich um eine Verlagsausgabe. Das Buch ist bearbeitet worden, mit historischen Bildern aufgewertet und mit Kapitelüberschriften versehen. Also keine kostenlose Trash-Ausgabe mit automatisch aus der Public Domain herausgelutschten Texten. Der Lexikus-Verlag hat Arbeit hineingesteckt, es darf also auch ruhig etwas kosten. So weit, so gut.
Jetzt zu den unschöneren Aspekten dieser Ausgabe. Zunächst einmal (was nur jemandem auffallen kann, der das Buch fast auswendig kennt): Der Text ist an einigen Stellen verändert worden. So wurde im Vorwort Wienbargs das Wort "Kaprice" mal eben durch "augenblickliche Laune" ausgetauscht. Wie bitte was? Was soll das? Der Text ist also absolut nicht zuverlässig und nicht zitierfähig. Hütet euch davor. Ein paar Absätze weiter ist der verlangsinterne Hinweis, man solle hier ein Bild einfügen, zu finden.
Dass bei Einscannen von alten Frakturtexten oft Fehler passieren, die dann auch noch stehen bleiben, ist leider eher die Regel als die Ausnahme. Aber wenn man den Text schon bearbeitet, warum wird dann nicht auch Korrektur gelesen? Es muss doch jemandem aufgefallen sein, dass es komisch klingt wenn Leute im Meer "Ach weiblich tummeln" - natürlich wollen sie "sich weidlich tummeln". Häufig wird das langgezogene "s" als "f" übersetzt, Umlautpunkte verschwinden, und das im Original auf den Namen "Bliza of Heligoland" getaufte Schiff wird nun zu einem "Blizard of Helgoland" - da hätte man doch geich einen "Blizzard" mit korrektem Doppel-Z draus machen können. Also: Finger weg von diesem eBook. Man kann es nur ordentlich lesen, wenn man ohnehin schon weiß, wie der Text lauten muss - und dann braucht man es nicht mehr.

 

Hörbuch

 

Astrid Lindgren: Die Menschheit hat den Verstand verloren. Tagebücher 1939-1945
Die Tagebücher, die Astrid Lindgren wärend des zweiten Weltkriegs führte, zeigen ein Bild der bekannten Kinderbuchautorin, das auf den ersten Blick nicht viel mit der heilen Kinderwelt von Saltkrokan und Bullerbü gemein hat. Obwohl manches doch auch etwas nach dem vertrauten Lönneberga-Tonfal klingt. Wenn sie etwa eine Magd zitiert mit den drohenden Worten: "Mit diesem Hitler würde ich gern mal ein Wörtchen reden." Da klingt irgendwie doch noch Michels Lina durch.
Astrid Lindgren hat vom Beginn des zweiten Weltkriegs an gewissenhaft Tagebuch geführt über die Ereignisse. Und man ist erstaunt darüber, wie sich die Pespektive ändert, wenn man nicht aus Deutschland auf die Europakarte blickt, sondern aus Schweden auf die Weltkarte. Für das neutrale Schweden rücken Dinge in den Vordergrund, die mir als Deutschem gar nicht so recht bewusst waren. Die deutsche Besatzung Norwegens und die russischen Angriffe auf Finnland zum Beispiel, die einen breiten Raum in Lindgrens Aufzeichnungen einnehmen. Zu wem sollte man nun halten? Zu England, weil die Engländer die Deutschen bekämpften und damit den Norwegern halfen? Oder lieber zu Deutschland, weil die Deutschen gegen Russland zogen und damit den Finnen halfen? Und war diese Neutralität nun gut? Vielen Schweden behagte es gar nicht, dass die Regierung beschloss, die deutschen Truppen passieren zu lassen, auch wenn es nur um Soldaten ging, die auf Fronturlaub nach Hause wollten und dazu mit dem Zug durch Schweden reisten. Oder eben um Truppen, die von Norwegen nach Finnland transportiert wurden. Auch manche unfreundlichen Äußerungen aus Norwegen sind gefallen, obwohl die Schweden feißig Geld und Kleiderspenden nach Norwegen und Finnland schickten. Aber hätte sich das kleine Land ernsthaft widersetzen können und sollen? Mit Genugtuung werden Äußerungen des dänischen Königs notiert, der die Deutschen, obwohl sein Land besetzt war, manchmal in ihre Schranken wies. Das war die kleine, die skandinavische Perspektive.
Erstaunlicherweise ist Lindgrens Blick auf diesen Krieg, obwohl oder gerade weil er aus einen sehr kleinen Land kommt, nicht auf die kleine skandinavische Welt beschränkt. Sie hat gleichzeitig einen wesentlich weiteren Blick als der, den uns der Geschichtsunterricht vermittelt. Sie notiert Kriegshandlungen aus Java, Taiwan, Singapur, hat Afrika und Pearl Harbour gleichermaßen im Blick, und manchem mag wohl erst durch diese Kriegstagebücher aus Schweden wirklich klar werden, dass das Wort Welt-Krieg tatsächlich die ganze Welt umfasst. Hand aufs Herz, an was denkt ihr denn, wenn ihr an den Zweiten Weltkrieg denkt? Frankreich und Russland, Flugzeuge nach England und irgendwann kamen die Amerikaner wie aus dem Nichts ... Oder?
Lindgren notiert politische Witze über Hitler - der mit dem Echo, das bei Hitlers Rede auf die Frage "Was ist die größte Nation?" antwortet: "Zion", der ist richtig gut. Sie berichtet auch über ihren "Schmuddeljob": Als Angestellte der Postzensur hatte sie Briefe ausländischer Absender und Adressaten zu lesen und auszuwerten. Auch dies eine wichtige Informationsquelle. Da wird nicht nur von Kriegsereignissen und der Stimmung in Deutschland berichtet, sondern auch von Judentransporten und Konzentrationslagern. Sogar in Schweden hat man davon gewusst. Da kann sich niemand herausreden.
Wenn man bedenkt, dass in dieser Zeit, gegen Ende des Krieges, Pippi Langstrumpf geboren wurde ... Im Tagebuch kommt sie nur mit zwei oder drei Sätzen vor, fast beiläufig. Doch die Aufzeichnungen schließen damit, dass nun endlich Frieden ist, und Frau Lindgren geht ins Buchgeschäft und kauft sich ihr erstes Exemplar von Pippi.
Ein besonderes Buch oder, in diesem Fall, Hörbuch. Empfehlenswert.

 

Jahresrückblick Teil 3: Juli bis September 2015
Jahresrückblick Teil 2: April bis Juni 2015
Jahresrückblick Teil 1: Januar bis März 2015

 

© Petra Hartmann




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Jahresrückblick III: Juli bis September 2015

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 29 Dezember 2015 · 1.075 Aufrufe
September
Das Jahr 2015 war für mich auch als Vorleser ausgesprochen arbeitsintensiv. Ich hatte insgesamt 29 Lesungen, bislang mein absoluter Rekord. Es gab ein paar interessante Premieren. So hatte ich meine erste "Buch & Bier"-Lesung zusammen mit Brauer Jan Pfeiffer im Leseladen am Marienburger Platz in Hildesheim, eine rundum gelungene Veranstaltung, die hoffentlich bald eine Neuauflage erlebt. Weiterhin las ich erstmals in einem Zug etwas vor: Ich war eingeladen zum fünften Geburtstag des Kulturbahnhofs in Bad Salzdetfurth und trug zur Feier des Tages mein Märchen "Furunkula Warzenkraish" in der Nordwestbahn auf der Fahrt zwischen Bahnhof und Solebad vor. Ich war erstmals auf dem Braunschweiger Conventus Leonis zu Gast, wo ich aus "Doctor Nikola" und "Darthula" vorlas. Sehr schön war auch die erste szenische Lesung der Hildesheimlichen Autoren in der Buchhandlung Decius, bei der ich als Touristin in Altje Hornburgs Dialog "Ein Gespräch in Hildesheim" mitwirkte und anschließend als Fräulein Liane in Bernward Schneiders Krimi "Im Dunkeln" mal so richtig die Sau rauslassen durfte. Auch die Marathon-Lesung zum Tag der Niedersachsen in der Hildesheimer Fußgängerzone - mit Premiere meines Hödeken-Buchs - war etwas ganz Besonderes. Ich war erstmals zu Gast in der Heimatstube in Sibbesse, hatte ein "Heimspiel" mit der "Schlagzeile" in Bennigsen sowie einige sehr spannende Lesungen und Interviews auf Radio Tonkuhle, las mehrfach in der Salze-Klinik in Bad Salzdetfurth und im Hildesheimer Michaeliscafé, und auch der MarburgCon durfte natürlich nicht fehlen.

Nun aber zu meinen Lesefrüchten des dritten Quartals 2015. Diesmal vorwiegend Antikes, eine Menge Science-Fiction, Fantasy und Horror, dazu kam einiges an ???-Cassetten. Viel Vergnügen damit.


Legende:
Ein (e) hinter dem Titel bedeutet, dass ich den Text in der eBook-Fassung gelesen habe.
Blaue Schrift weist auf herausragend gute Bücher hin.
Rot markiert sind Bücher, die ich so abgrundtief schlecht finde, dass ich euch ausdrücklich davor warne.
Bei verlinkten Titeln landet ihr auf ausführlicheren Besprechungen innerhalb dieses Blogs.


Juli

Aristoteles: Eudemische Ethik
Ich hatte mich im Studium ziemlich intensiv mit der Nikomachischen Ethik auseinandergesetzt und hatte die Eudemische und die Große Ethik schon seit gut 20 Jahren auf meiner geistigen To-do-Liste. Aber was tun, wenn es die beiden nicht als Reclamhefte gibt ... Ich habe mir mal etwas gegönnt und mir die gediegene Ausgabe aus dem Oldenbourg Akademieverlag (Übersetzung und Kommentar: Franz Dirlmeier) gegönnt. Das Buch lässt in Aufmachung und Kommentierung nichts zu wünschen übrig, es gibt eine sehr umfangreiche Einführung in das Werk und eine gut nachvollziehbare Einordnung der Eudemischen Ethik im Vergleich zur Nikomachischen und Großen Ethik.
Was den Text selbst angeht, es ist ein typischer Aristoteles-Text, spröde in der Sprache, klar in der Struktur, ein wenig dröge und systematisch, das war zu erwarten. Es gibt große Überschneidungen mit der Nikomachischen Ethik, die Betrachtungen zur Eudaimonia und Arete sind ähnlich, auch geht es hier wie dort um die Mesotes der ethischen Tugenden. Doch alles noch ein wenig eckig und unfertig. Das Buch ist fragmentarisch überliefert, ein paar Lücken wurden bereits in der Antike aus der Nikomachischen Ethik ergänzt. Den hohen Flug und die formvollendete Komposition der Nikomachischen erreichte die Eudemische Ethik nicht. Trotzdem ein hochinteressantes Werk, die Anschaffung hat sich gelohnt.

Niklas Peinecke: Die Seelen der blauen Aschen (D9E 6)
Die Fortsetzung des Romans "Das Haus der blauen Aschen", ebenfalls sehr spannend und mit einem hochinteressanten Handlungsort. Etwas verschlungen durch die vielen Handlungsfäden, aber man steigt gerade noch durch. Die Romanze der beiden Roboter/KIs Wurm und Hackbot geht weiter, während der ehemalige Mensch und jetzige Karman eine weitere Entwicklungsstufe durchmacht. Farne und ihr Team sitzen noch immer auf dem Planeten der blauen Aschen fest und müssen sich mit den geheimnisvollen Birkenmenschen auseinandersetzen - und mit den Rätseln einer uralten Zivilisation. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Regine Mengel: Am 13. Tag III: Flaschengeister (e)
Dritter und letzter Teil der Trilogie um das Mädchen, das von Flaschengeistern abstammt, und das para-orientalische Zauberreich Kis-ba-Shahid. Mit vereinten Kräften kämpfen die Helden gegen den bösartigen Usurpator. Dass am Ende das Gute siegt, darf wohl verraten werden. Aber der Weg dorthin und die Art, wie die Flaschengeister überzeugt werden, war sehr spannend und überraschend. Gut gemacht.

Robert Musil: Mann ohne Eigenschaften. Erstes Buch (Teil I und II)
Ein ziemlich dicker Schinken, in den man sehr schwer reinkommt. Und wahrscheinlich einer der Klassiker, die am häufigsten zitiert und am wenigsten gelesen werden. Man muss sich erst ein wenig eingewöhnen, aber nach ein paar hundert Seiten platzt dann der Knoten. Das Buch bietet ein Panoptikum der österreichischen Gesellschaft und der Gedanken und Beweggründe einzelner Bevölkerungsgruppen und Individuen. Es geht um Ulrich, den "Mann ohne Eigenschaften", um seine Beteiligung an der "Parallelaktion", die Vorbereitung zum 70. Jahrestag der Thronbesteigung des österreichischen Kaisers, mit der man die unglücklicherweise gleichzeitigen Feierlichkeiten eines preußischen Jubiläums ausstechen will. Es geht um einen, möglicherweise unzurechnungsfähigen, Frauenmörder, der auf seine Hinrichtung wartet, um die Frage nach Schuld und Schuldunfähigkeit, um die bezaubernde Diotima, die im Zentrum der Vorbereitungen zum Festjahr steht, um den gewinnenden preußischen Intellektuellen und Industriellen Arnheim und überhaupt um ganz viele sehr unterschiedliche Charaktere und ihre Gedanken über das Friedenskaisertum und andere Ideen.
Musil hat zweifellos die genialste Art gefunden, einen Roman mit einem Wetterbericht zu beginnen (gilt sonst ja in Schreibratgebern als pfui bäh). Mir hat am besten der Ausflug des Generals Stumm von Bordwehr in die Bibliothek gefallen - einfach beeindruckend, was für Gedanken sich der alte Kämpe darüber macht, wie man Ordnung in eine Sache bringt. Und nicht von der Hand zu weisen die Erkenntnis des Bibliothekars: Der Mann erklärt, er habe nur deshalb den Überblick über die mehreren hunderttausend Bände, weil er Zeit seines Lebens kein einziges dieser Bücher gelesen hat.
Fazit: Das Buch lohnt sich. Aber man muss vorher eine Menge Arbeit reinstecken, bevor es sich einem öffnet. Kein Appetithäppchen für zwischendurch.

Matthias Falke: Agenten der Hondh (D9E 7)
Die Überlebenden der Expedition, die in "Kristall im fernen Himmel" geschildert wurde, machen sich auf die Spurensuche und versuchen herauszufinden, wo ihr ehemaliger Chef die Informationen über ihr damaliges Ziel herhatte. Auch die Liebesgeschichte zwischen Nola und Manuel geht weiter. Der Wiedereinstieg in diesen Handlungszweig der "neunten Expansion" war nicht ganz einfach, es lag doch schon einige Zeit zwischen meiner Lektüre des "Kristalls" und der "Agenten", man findet sich aber dann doch hinein.

Fundbüro der Finsternis. Kann Spuren von Grauen beinhalten
Anthologie der Autorengruppe Geschichtenweber mit bewegter Editionshistorie. Es fing vor Jahren an als ein Projekt des WortKuss-Verlags von Simone Edelberg, die einer ausgewählten Reihe von Autoren pünktlich zu Halloween ein Bild zumailte, das ein "Fundstück" zeigte und in einer Horrorgeschichte verarbeitet werden sollte. Nach dem Ende des Verlags und langem Hin und Her fanden sich schließlich ein Großteil der Autoren bei den Geschichtenwebern zusammen, ein paar waren abgesprungen, ein paar neue waren hinzugekommen, und der Verlag p.machinery übernahm schließlich die Veröffentlichung. Von mir ist die Bergmannsgeschichte "Der schwarze Frosch" enthalten. Inzwischen habe ich das gesamte Buch durchgelesen und finde, dass es sehr gut gelungen ist. Erzählerische Ausfälle habe ich nicht gefunden, nur gute bis sehr gute Geschichten. Meine beiden Lieblingsstorys sind "Im Licht des vollen Mondes" von Karsten Beuchert und "Sie hat alles gesehen" von Jan-Christoph Prüfer. Nichts für schwache Nerven.

Holger M. Pohl: Fünf für die Freiheit (D9E 8)
Eines der besten Abenteuer aus der Reihe "Die neunte Expansion", das ich bisher gelesen habe. Vor allem wegen der Konzentration auf eine kleine fünfköpfige Gruppe und einen geradezu klaustrophobisch engen Raum. Fünf sehr unterschiedliche Personen sollen sich als Kundschafter ins Hondh-Gebiet begeben und Informationen über die fremden Eroberer sammeln. Zu diesem Zweck wird die Gruppe in einem Geheimraum innerhalb eines Riesentanks mit flüssigem Spezial-Kunststoff untergebracht, der Teil einer Tributleistung an die Hondh ist. Ein Himmelfahrtskommando ... Gut gemacht.

Gisela Laudi: Justina Tubbe. Der weite Weg einer Brandenburgerin vom Oderbruch nach Texas
Biographie einer Auswanderin, in der Ich-Perspektive erzählt.
Ich lernte Justina Tubbe im Auswanderer-Museum in Bremerhaven kennen, das ich im Sommer letzten Jahres besucht habe. Das Museum ist ein Erlebnis der Spitzenklasse und sei hiermit jedem wärmstens ans Herz gelegt. Einfach toll. Muss ja mal gesagt werden. Man bekommt dort beim Eintritt die "Identität" eines bestimmten Auswanderers zugewiesen, auf dessen Spuren man sich beim Weg durch das Museum begibt. Mit diesem "Reisepass" kann man sich an den einzelnen Stationen Informationen anzeigen lassen, wie der Betreffende seine Situation empfunden hat und was es an historischen Quellen über ihn gibt. Da ich zu der Zeit gerade an meinem Roman "Freiheitsschwingen" arbeitete, bat ich die Frau an der Kasse um einen Auswanderer aus den 1830er Jahren. Ganz genau aus der Zeit hatten sie zwar niemanden, aber ich bekam die Identität Justina Tubbes, die im Jahr 1844 nach Amerika auswanderte, also doch sehr nahe dran. Nach einem fast ganztägigen Museumsaufenthalt erwarb ich schließlich im Museumsshop auch das Buch dazu - die Biographie Justina Tubbes.
Sie war eine Frau aus usprünglich gar nicht so ärmlichen Verhältnissen. Sie stammte aus einer Weberfamilie. Dann kam die industrielle Revolution. Dampfwebstühle machten die Arbeit in einem Bruchteil der Zeit und kosten weniger. Hunger zog bei den Webern ein. Dazu Missernten. 1844 war ja dann auch das Jahr des Weberaufstandes. Wir erinnern uns an Heinrich Heines schlesische Weber ... Jedenfalls blieb ihr irgendwann einfach nichts mehr übrig als der Weg nach Amerika, wo sie einer ihrer bereits ausgewanderten Söhne aufnahm. Richtig heimisch geworden ist sie dort wohl nicht, sie war schon recht alt, als sie den alten Kontinent verließ. Aber ihre Söhne und Enkel entwickelten sich schnell zu echten Amerikanern, und ihre Nachkommen leben dort noch heute.
Das Buch ist, wie bereits gesagt, als Ich-Erzählung verfasst. Es wirkt stellenweise etwas unauthentisch, wenn die Verfasserin sich bemüht, die einfache Frau aus dem Oderbruch sprechen zu lassen, vor allen zu Anfang klingt es doch nach einer erkünstelten Naivität. Doch das machen die gründliche Recherche und die sorgsam zusammengetragenen Fakten und Dokumente mehr als wett. Also: Ein sehr lesenswertes und materialreiches Buch, für Recherchezwecke sehr gut geeignet.

Die Welten von Thorgal: Kriss de Valnor 5 - Rot wie der Raheborg

Andrea Tillmanns: Mimis Krimis

Ovid: Amores / Liebesgedichte. Lat./Dt. (Reclam)
Ovid: Ars Amatoria / Liebeskunst. Lat./Dt. (Reclam)

Ich habe ja hier im Blog schon häufiger darüber gemeckert, dass Übersetzer antike Lyrik neuerdings nur noch als Prosaübersetzungen darbieten. Das ist ärgerlich und wird über kurz oder lang die Leserschaft der Lyriklektüre weiter entfremdem. Ich hätte es lieber, wenn man wenigstens einen kleinen, wenn auch nicht hundertprozentig geglückten Eindruck vom Versmaß und Rhythmus des Originals zu vermitteln versucht.
Diese bittere Anklage muss ich angesichts dieser beiden Reclamhefte teilweise revidieren. Es sei an dieser Stelle zugegeben, dass die deutsche Übersetzung von Michael von Albrecht ausgesprochen wohlklingend ist und beinahe lyrisch anmutet. Der Ton hat mir sehr gefallen, zumindest in Bezug auf Ovid bin ich etwas nachsichtiger geworden. Es geht also. Man kann Lyrik in Prosa übersetzen und trotzdem noch etwas leisten. Aber ruht euch bitte nicht darauf aus, liebe Übersetzer.
Ovid zeigt sich, wie auch in den Metamorphosen und den Heroinenbriefen als außerordentlich gefühlvoller und phantasiebegabter Dichter, das genaue Gegenteil zum harten, kargen Epenstil eines Vergil. Wie auch in seinen epischen Texten erweist er sich als großer Psychologe und Freund der Frauen, denen er in seiner "Liebeskunst" ebenso hilfreiche Verführungstipps gibt wie den Männern. Zwei sehr schöne Bücher, deren Lektüre ich demnächst durch die dazugehörigen "Heilmittel gegen die Liebe" ergänzen werde. Empfehlenswert.

Horaz: Oden und Epoden Lat./Dt. (Reclam)
Schöne zweisprachige und gut kommentierte Ausgabe, die deutsche Fassung diesmal nicht als Prosawiedergabe, sondern in Versen, sehr gut. Ich denke, gerade bei einem Dichter wie Horaz war es auch unbedingt nötig, das Versmaß zu erhalten. Geboten wird eine ungeheure Fülle an Liedern, Hymnen auf Götter und Heroen, Lobpreisungen von Zeitgenossen - allen voran an Maecenas natürlich -, dazu Liebeslieder, Jahreszeitliches und ein sehr weiter Blick auf Landschaften. Horaz wetteifert mit Pindar, bietet Strophen im sapphischen Versmaß, singt Siegeslieder und Päane und kämpft in bissigen Jamben wie Archilochos. Er preist Rom und singt von Troja, bietet Philosophisches und Alltägliches, genießt und lobt die Enthaltsamkeit. Eine ganze Welt in einem Gedichtband.

Jeff Kinney: Gregs Tagebuch I - Von Idioten umzingelt
Jeff Kinney: Gregs Tagebuch 2 - Gibt's Probleme?
Jeff Kinney: Gregs Tagebuch 4 - Ich war's nicht
Jeff Kinney: Gregs Tagebuch 6 - Keine Panik!
Jeff Kinney: Gregs Tagebuch 7 - Dumm gelaufen
Jeff Kinney: Gregs Tagebuch 8 - Echt übel!
Jeff Kinney: Gregs Tagebuch 9 - Böse Falle

Eine Freundin hat zusammen mit ihrem Sohn das Bücherregal aufgeräumt und alles, wofür der junge Mann zu alt geworden ist, für meine zweijährige Nichte gestiftet. So kam eine ziemlich große Bücherkiste in mein Haus, und wenn so etwas im Wohnzimmer herumsteht, kann ich ja nicht gut daran vorbeigehen. So stieß ich auf Gregs Tagebücher, die ich ja schon in meiner Dienstzeit als Schulbibliothekarin als absoluten Kindermagneten kennen gelernt hatte. Ich schlug Band eins auf und konnte nicht mehr aufhören. Die kommenden Tage verbrachte ich kickernd und blackernd wie eine Übergeschnappte. Um Himmelswillen, lest diese Bücher niemals in der Öffentlichkeit. Wenn ihr im Zug plötzlich so losrustet wie ich, ruft bestimmt jemand die freundlichen Männer mit den weißen Kitteln, die euch eine langärmlige Weste mitbringen. Bauchschmerzen von Lachkrämpfen sind garantiert. Und es bleibt nur noch die ärgerliche Frage: Wohin haben meine Freundin und ihr Sohn die Bände 3 und 5 verbummelt, konnten sie uns die nicht auch noch stiften?


Hörspiel

Die drei ??? 125 - Feuermond
- Das Rätsel der Meister
- Der Pfad der Täuschung
- Die Nacht der Schatten
Ein extralanges Abenteuer der drei Fragezeichen, drei MC im Schuber mit sehr schönem, stimmungsvollem Mondlichtcover in flammenden Rottönen. Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Erst dachte ich ja, es ginge um eine Art Fortsetzung von "Das Erbe des Meisterdiebs" mit anderen Mitteln und dass Hugenay seine damalige Ankündigung wahrmachen und Justus noch einmal "versuchen" wolle - diesmal vielleicht erfolgreich. Aber das Thema ist ein völlig anderes und überraschendes. Das Kunst-Konzept, das den Werken der beiden Künstler-Freunde in diesem Abenteuer zugrunde liegt, ist ausgesprochen faszinierend, ich würde so etwas selbst gern sehen. Die Entwicklung Hugenays war sehr unerwartet, man könnte sie tragisch nennen. Das Wiedersehen mit Brittanny brachte nicht nur die erhoffte Konfrontation, sondern gab auch Justus die verdiente Chance auf eine Revanche, die gut genutzt wurde. Ein rundum gelungenes, magisches und zum Nachdenken anregendes Abenteuer. Sehr gut.


August

Die griechische Literatur in Text und Darstellung. Band 4: Hellenismus (Reclam)
Schöne zweisprachige Überblicksdarstellung mit viel Material und einer ganzen Menge Autoren, die ich noch nicht kannte. Hat mir gefallen, wenn ich auch eher für die Autoren der Kaiserzeit, also des fünften Bandes, zu haben bin.

Geheimnisvolle Geschichten 4: Die Kathedrale
Anthologie des Extraklasse. Ein stilvolles, sehr dickes Hardcoverbuch mit Erzählungen sehr unterschiedlicher Verfasser, die eines gemeinsam haben: Es geht um eine Kathedrale, ein ungeheuer großes Sakralbauwerk in einer abgelegenen Gegend, oft vom Verfall geprägt, meist von einer Aura des Unheimlichen umgeben. Neuankömmlige haben oft ein sehr ungutes Gefühl, wenn sie unversehens in die Nähe dieser Kirche geraten - und das Gefühl trügt nicht. Da wird vom Bau der Kathedrale brichtet, meist in mittelalterlichen Settings, einmal auch im Urwald der "neuen Welt", um den Eingeborenen zu zeigen, welcher Gott der wahre ist. Mal ist das Gebäude das Tor in eine andere Welt oder Dimension, mal Zuflucht in einer ansonsten schrecklichen, tödlichen Dystopie. Mal lauern Geister und Monster in ihren Räumen, mal sogar ein steinerner Engel, der sich bewegt, sowie man blinzelt ... Ein ausgesprochen lesenswertes Buch, das viele Überraschungen zu bieten hat.

Eowyn Ivey: Das Schneemädchen
Ein Ehepaar zieht sich in die einsamen nordamerikanischen Wälder zurück. Alles wollen sie hinter sich lassen, vor allem die schwere Zeit, in der die Frau eine Fehlgeburt hatte. Doch das Leben ist hart dort draußen. Im Spiel formen die beiden, als der Winter beginnt, ein kleines Mädchen aus Schnee, das bereits kurz danach verschwunden ist. Dann taucht ein fremdes Mädchen aus Fleisch und Blut auf. Hat sich die Schneefigur auf geheimnisvolle Weise belebt? Und warum verschwindet das Kind mit dem Ende des Winters und kehrt erst nach langen Monaten beim neuen Wintereinbruch zurück? Die Frau glaubt, das Märchen vom Schneemädchen sei wahr geworden. Der Mann aber hat inzwischen eine grausge Entdeckung gemacht, über die er zu schweigen versprochen hat ... Sehr schönes Buch, sowohl die Geschichte als auch die optische Gestaltung haben mir gefallen. Lesenswert.

Kerstin Groeper: Der scharlachrote Pfad

Sebastian Haffner: Anmerkungen zu Hitler
Ein sehr dünnes Buch, dessen äußere schlichte Erscheinung in verblüffendem Kontrast steht zu dem reichen Inhalt. Man erfährt in dieser knappen, natürlich vereinfachten Überblicksdarstellung mehr über den Charakter und die Denkweise Adolf Hitlers als aus vielen dickleibigen, detaillierten Hitler-Biographien. Haffner beschränkt sich auf wenige, knappe Aspekte und legt die Linien frei, an denen sich Hitlers Hirn und Psyche orientierten und die dann in Politik, Krieg und Mord umgesetzt wurden. Sehr logisch und folgerichtig, eins ergibt sich aus dem anderen, wie in einem typischen Wahnsystem eines Paranoikers. Am Ende versteht man zwar immer noch nicht, wieso jemand so blöd sein kann, einen Weltkrieg vom Zaun zu brechen und Millionen und Abermillionen von Menschen zu töten, und für wen eigentlich? Aber wie und dass der einmal vorgezeichnete Weg konsequent verfolgt und umgesetzt wurde, wird sehr klar dargelegt. Einzelheiten mögen sich natürlich im Laufe der Jahrzehnte als falsch erweisen, die Geschichtsforschung wird immer wieder Neues auch aus dieser Zeit ans Tageslicht bringen. Doch die Grundzüge dieser knappen Darstellung werden sicher Gültigkeit behalten. Pflichtlektüre.

Lewis Carrol: The Hunting of the Snark /Die Jagd nach dem Schnatz (engl./dt.) (Reclam)
Herrliches, vollkommen irrsinniges Abenteuer, das die Wunder- und Spiegelland-Erlebnisse Alices mühelos in den Schatten stellt. Ich hatte die Jagd nach dem Schnatz vor einigen Jahren in der Hörbuchfassung kennen gelernt und erst jetzt beim Stöbern in den Vorschlägen eines Online-Buchhändlers entdeckt, dass es auch eine Reclamausgabe gibt. Klar, dass ich da zureifen musste. Worum geht es? Eine bunt zusammengewürfelte Truppe von Abenteurern, zu denen unter anderem ein Billard-Marqueur, ein Schlachter, ein Anwalt und ein Biber gehören, macht sich auf die Jagd nach dem Schnatz. Als Hilfsmittel steht ihnen eine leere Seekarte zur Verfügung, Lockmittel sind Seife und Fabeln, sie bedrohen sein Leben mit Aktien der Bahn und stellen seltsame mathematische Logikspiele an. Über der gesamten Reisegesellschaft schwebt die unsichtbare Drohung, was passieren möge, wenn der Schnatz sich als Boojum entpuppt. Das ganze in Verse gegossen, eine wunderbare Ballade. Herrlicher Nonsense, unbedingte Empfehlung.

Ruth M. Fuchs: Welcher Naturgeist ist das? Eine Art Bestimmungsbuch

Cyberpunk now - die Beiträge zum Marburg-Award
Taschenbuch in streng limitierter Auflage mit den Wettbewerbsbeiträgen. Cyberpunk ist nicht unbedingt mein Genre (ich glaube auch, die Mythenpunk-Anthologie der Marburger lässt sich auch nicht toppen), aber ansonsten ein dickes Lob an die Autoren und Organisatoren. Es ist ein schönes, spannendes Buch herausgekommen, das viele gute bis sehr gute Geschichten bietet. Ich hab es mit großem Vergnügen gelesen.

Andrea Tillmanns: Fünf Wege zum Grauen (e)
eBook-Anthologie mit fünf unheimlichen Texten der Autorin. Mal sind es Vampire, die in einer Diskothek ihr Unwesen treiben (nein, das ist nicht so klischeeartig geschrieben, wie sich das jetzt anhört, und die Art, wie die Blutsauger am Ende erledigt werden, ist sehr originell). Mal verirrt sich eine Campinggruppe in einem seltsamen Labyrinth im Wald - ein Albtraum sonder gleichen. Mir hat am besten die Geschichte eines jungen Paares gefallen, das in ein Hotel des Schreckens gerät. Alle Ausbruchsversuche scheitern, und die furchtbaren Geister versuchen alles, um die beiden in ein bestimmtes Kellerzimmer zu drängen ...

Linda Budinger: Der Geisterkessel (e)
Sammlung mit unheimlichen Geschichten aus der Feder Linda Budingers. Die Titelgeschichte handelt von einem jungen Mann, der nachts auf das Gebiet einer archäologischen Grabung vordringt und einen geheimnisvollen Kessel stieht. Was sich zunächst wie ein erfolgreicher Raubzug anfühlt, wird aber bald zu einem Horrortrip der Extraklasse, denn plötzlich sind schaurige Wesen aus der keltischen Mythologie hinter dem Dieb her. Meine Lieblingsgeschichte ist das Abenteuer einer Journalistin, die während eines Unwetters zusammen mit ihrem Freund in einer Grotte am Friedhof festsitzt. Sind es wirklich nur Schimmelpilze, die dort leuchten? Eine Felssäule in Gestalt einer Frau entwickelt sich zum schlimmsten Albtraum ihres Lebens, und ein literarischer Diebstahl eines minder begabten Schriftstellers kommt ans Licht. Sehr schön.

Karl May: Das Gold der Inkas (e)
Ein Anden-Abenteuer, das eine gewisse Verwandtschaft zu "Der Sendador" und "Der Schatz im Silbersee" aufweist. Ich habe es in meiner Jugend durch den Tosa-Band "Das Vermächtnis des Inka" kennen gelernt. Erzählt wird die Geschichte des jungen Hauka, des letzten Nachkommen der alten Inkaherrscher, der nun das Erbe seiner Väter antreten soll. Vor allem sein alter Begleiter Anciano träumt vom Wiedererstehen der alten Inkaherrlichkeit. In einer Gebirgshöhle lagern riesige Goldvorräte, die hierfür bereitstehen. Doch das Gold lockt auch Verbrecher an. Schon Haukas Vater musste sein Wissen mit dem Leben bezahlen. Eine abenteuerliche und gefährliche Schatzsuche beginnt, mit dabei sind der heldenhafte Vater Jaguar, aber auch einer der typischen Mayschen Käuze, ein weltfremder Gelehrter, der unbedingt prähistorische Riesentiere ausgraben möchte und dabei immer wieder Dummheiten macht und sich und de gesamte Gruppe in tödliche Gefahren bringt. Am Ende steht die vollkommene Vernichtung des Schatzes, weil ein Schurke die Quipu-Warnungen vor offenem Feuer in der Höhle nicht kennt. Eine Fackel entzündet den Sicherheits-Explosions-Mechanismus, und die gesamte Höhle samt Gold wird in die Luft gesprengt. Doch Hauka hatte sich ohnehin schon gegen das Leben als Inkaherrscher entschieden und auf das Gold, das nur Unglück bringen würde, verzichtet. Recht spannend, nur manchmal nerven die Eskapaden des Gelehrten ein wenig, man kennt das alles inzwischen schon.


Hörspiele

Die drei ??? 142: Tödliches Eis
Detektivabenteuer der drei Fragezeichen bei einem Schlittenhundrennen. Es geht um einen Diebstahl, um Jack London und um unlautere Methoden eines Teilnehmers, der unbedingt gewinnen will. Nicht gerade die tollste Folge der drei Fragezeichen, eher unterer Durchschnitt.

Die drei ??? 131 - Haus des Schreckens
Mörderspiel in einem unheimlichen Haus mit tausend baulichen Finessen, Irrgängen, Bodenfenstern und Geheimtüren. Eigentlich sind die drei ??? vom Veranstalter angestellt, und einer von ihnen soll Mörder, ein anderer Opfer sein. Aber dann verschwindet einer der Teilnehmer. Sehr spannend und atmosphärisch. Gut gemachtes, etwas unheimliches Hörspiel mit überraschender Auflösung.

Die drei ??? und der dreiTag
- J: Der Fluch der Sheldon-Street
- B. Im Zeichen der Ritter
- P: Fremder Freund
Eine MC-Box, die die These der Chaosforschung zu unterstreichen scheint: Ein Flügelschlag eines Schmetterlings in Kleinweltwinkel könnte ein Erdbeben in Movenna auslösen ... In diesem Fall ist es ein Colaglas, das den Ausschlag gibt. Je nachdem, ob es umfällt oder nicht, und wenn ja wie, entwickelt sich der Tag vollkommen anders, und die drei Detektive haben einen vollkommen anderen Fall zu lösen. Wobei in jedem der drei Abenteuer ein anderer der drei Helden die Federführung hat. Im Fall "Der Fluch der Sheldon Street" ist es eher die Kombinationsgabe eines Justus Jonas, bei "Im Zeichen der Ritter" ist es die akribische Recherchearbeit Bobs, die zur Lösung des Falls führt. Einen makaberen Scherz erlauben sich die Autoren im Fall "Fremder Freund", in dem Peter Opfer eines Stalkers wird. Der zweite Detektiv führt sich dabei so herzzerreißend dämlich und naiv auf, dass man am liebsten schreien möchte.
Fazit: Ein sehr interessantes Experiment. Ich hätte mir jedoch gewünscht, dass die drei Fälle doch etwas enger mit einander verzahnt sind und man häufiger auf kleine "Fenster" zwischen den einzelnen Teilen stößt. So sind es einfach nur drei unterschiedliche Abenteuer, die durch einen gleichen Anfang in Verbindung gebracht wurden.

Die drei ??? 139: Das Geheimnis der Diva
Eine nicht allzu gute Amateurtheatergruppe in Rocky Beach studiert ihr neues Stück ein. Der Clou: Als Überraschung wird darin eine weltberühmte Schauspielerin eine Gastrolle übernehmen. Allerdings scheint im Theater nicht alles ganz astrein zu sein. Unten im Keller versteckt lagert Beutekunst aus dem zweiten Weltkrieg, und die Diva hat ebenfalls ein dunkles Geheimnis. Eine ???-Folge, die ganz okay ist, nichts besonderes, aber man kann es anhören.

Die drei ??? 143 und die Poker-Hölle
Ein Pokerspieler, dem eine chinesische Verbrecherbande auf den Fersen ist, will seinem Neffen sein Erbe zukommen lassen. Damit die Gangster dem Jungen das Erbe nicht vor der Nase wegschnappen, wählt er den Weg einer verrätselten und abenteuerlichen Schnitzeljagd. Zum Glück hat der junge Mann als Helfer die drei Detektive an seiner Seite. Die Rätselreise ist ganz okay, kann aber mit Klassikern wie dem Fluch des Rubins oder der Rätselhaften Erbschaft nicht mithalten. Manches ist unglaubwürdig und bleibt dem Zufall überlassen. Die Art, wie Justus, der absolut keine Ahnung vom Pokerspiel hat, in einer illegalen Spielhölle blufft und absahnt, ist doch etwas zu konstruiert. Sehr schön dagegen die Idee, wie der Schurke am Ende außer Gefecht gesetzt wird.


September

Karl May: Kong-Kheou - das Ehrenwort (Der blaurote Methusalem) (e)
Ein Abenteuer, das ich in meiner Jugend unter dem Titel "Der blaurote Methusalem" in der Tosa-Ausgabe kennen lernte. Die Geschichte eines deutschen Langzeitstudenten, der sich im Auftrag einer armen deutschen Familie nach China aufmacht, um den Sohn zu einem Vermögen zu verhelfen. Außerdem wird er von einem benachbarten chinesischen Ladenbesitzer und Flüchtling gebeten, nach dessen Familie zu suchen. Natürlich hat der Langzeit-Student seine Jahre an der Uni nicht verschwendet, sondern hat perfekt Chinesisch gelernt und weiß so ziemlich alles über China, was auch Old Shatterhand wissen würde. Unterwegs lernt er Kapitän Turnerstick kennen, einen handfesten Seemann, der sich auch von chinesischen Piraten nicht ins Bockshorn jagen lässt und mal eben mit einer Handvoll Leute eine Piratendschunke erobert. Turnerstick hat allerdings einen ganz gewaltigen Spunz: Er glaubt, er könne Chinesisch sprechen, indem er einfach nur an die jeweiligen deutsching Wörtung einung chinesischong Ending anhängtangt. Sprachprobleme sind vorprogrammiert, und da auch noch ein Holländer hinzustößt, der sich bei jeder Gelegenheit in weinerliche Bekundungen ergeht, er sei doch ein "ungeluckelige Nilpaard", muss sich der Leser oft durch seitenweise pseudochinesisches Kauderwelsch und semi-holländische Tiraden hindurchlesen, bis die Handlung weitergeht. Gottseidank ist diesmal nicht auch noch ein Sachse mit im Boot. Wunderschön dagegen der Augenblick, als Turnerstick von aufgebrachten Chinesen als Fremding enttarnt wird, die ihm zur Last legen wollen, dass er einen falschen Zopf trägt. Der Mann beginnt in seinem unverständlichen Chinesisch zu schimpfen, betont, er dürfe so viele falsche Zöpfe tragen, wie er wolle, er dürfe sogar falsche Augen tragen, wenn ihm dies gefalle - und nimmt mal eben sein Glasauge heraus.
Allerdings spielt bei dieser Geschichte der sprichwörtliche Kommissar Zuall eine viel zu große Rolle. Damals ist es mir nicht so aufgefallen, aber in beinahe jedem Kapitel stößt der Methusalem auf ein verschollenes Mitglied der seit Jahrzehnten getrennten chinesischen Familie. Was für eine problemlose Wiedervereinigung,

Die Welten von Thorgal: Lupine 5 - Skald

Wieland: Agathodämon (e)
Briefroman aus der Antike. Besuch bei einem frommen Eremiten, der von der ländlichen Bevölkerung wie ein Gott verehrt wird und den Menschen mit Rat und Tat zur Seite steht. Ein Reisender Fremdling wird neugierig und sucht den Mann auf, darf auch eine Weile als Gast bei ihm verweilen und führt tiefsinnige und trotzdem sehr leichtfüßige Gespräche mit ihm. Es geht um Religion und Philosophie, das Wesen der Götter, Ethik und richtiges Leben, um die Lebenshaltungen der einzelnen Denkschulen und einen Bund von Menschen, die die menschliche Gesellschaft zum Guten führen möchten. Auch das aufkeimende Christentum und die urchristlichen Gemeinden werden besprochen und sehr positiv bewertet. Das Buch gehört zu Wielands besten Werken. Leider unkommentiet, halt nur der kostenlose Originaltext.

Theodor Storm: Der Schimmelreiter (e)
Klassiker, den ich vor rund 20 Jahren in der Reclamfassung erstmals las, jetzt also noch einmal als eBook. Ich stieß auf Storm, als ich auf der Suche war nach dem, was "nach dem Vormärz" kam, und bei den Realisten gelandet war. Ich erinnere mich noch daran, wie mein Doktorvater mit einer leichten Verzweiflung darüber klagte, dass seine Studenten Storm lasen und vom Schimmelreiter so begeistert waren. Tja, hätten diese Alt-68er uns nicht in Schule und Uni bis zum Überdruss mit Brecht vollgestopft und gequält, hätten wir Storm nicht als solche Erlösung empfunden. ;-)
Aber mal ganz im Ernst: Das Ding ist gut, bietet eine abenteuerliche Kulisse. Nordsee, Sturm, Wellen und Geisterhaftes, das Ganze von einem Erzähler. der mit Sprache umgehen und Spannungsbögen konstruieren kann, warum sollte man das Buch nicht mögen? Die Rahmenhandlung mit Rahmenhandlung mit Rahmenhandlung ist allerdings etwas übertrieben und maniriert. Aber auch Autoren wollen ja mal spielen.
Meine Storm-Phase war übrigens nur von kurzer Dauer. Zwei Sachen kamen zusammen. Zum einen kaufte ich mir eine Gesamtausgabe und las sie durch, damit war der Mann für mich erledigt. Zum zweiten lernte ich kurz danach Wilhelm Raabe kennen, und wer an Raabe einmal geschnuppert hat, der kehrt nicht mehr zu Storm zurück, einfach zu leicht, zu weich und zu glatt ... Okay, aber der Schimmelreiter und auch der Rest sind ja nicht schlecht, gehört auf jeden Fall ins Klassikerregal, und das Wiederlesen war schön.

Karl May: Der Sohn des Bärenjägers (e)
Western-Novelle, die gewöhnlich mit der Erzählung "Der Geist des Llano estacado" zusammen unter dem Titel "Unter Geiern" verkauft wird. Ich war zunächst etwas enttäuscht, dass es dieses "Unter Geiern", eines meiner Lieblings-Karl-May-Bücher, gar nicht als eBook gab, habe mir dann die beiden Einzelteile angeschafft und frage mich nun, wie man sie überhaupt zusammenfassen konnte. Es gibt zwar eine ganze Reihe von Personen, die in beiden Teilen eine Rolle spielen, und die Geschichte vom "Geist" schließt sich zeitlich auch an den "Bärenjäger" an, aber es sind halt zwei völlig verschiedene Abenteuer, und im ersten Buch kommen die Llanogeier überhaupt nicht vor.
In diesem Band geht es um einen deutschen Jäger, der zusammen mit seinem Sohn in der Wildnis lebt und vor allem Bären jagt. Die Besessenheit oder Fixierung auf dieses Jagdopfer ist beim Vater wie beim Sohn auf etwas zurückzuführen, das man heutzutage wohl als Trauma bezeichnen würde. Ein riesenhafter Grizzlybär hat nämlich Mutter und Tochter des Bärenjägers getötete, während der Sohn, der sich auf einen Deckenbaken gerettet hat, zusehen musste, wie seine Schwester zerfleischt wurde. Inzwischen haben sich beide weidlich an den Grizzlys gerächt und Massen von Bären getötet. Die eigentliche Geschichte handelt von der Entführung des Bärenjägers, der in die Gewalt Sioux geraten ist und nun zu Ehren eines toten Häuptlings zu Tode gemartert werden soll. Doch der Sohn des Bärenägers hat starke Verbündete bei der Befreiung seines Vaters. Da sind berühmte Jäger wie der lange Davy und der Dicke Jemmy, der Hobble Frank und der Neger Bob, der als Sliding Bob bei den Indianern eine gewisse Berühmtheit erlangt, sowie der junge Mandan-Krieger Wokadeh. Außerdem nehmen sich Winnetou und Old Shatterhand der Sache an. Arme Sioux.
Interessant ist das kurze Abenteuer vor allem durch die eingelegten Erzählungen am Lagerfeuer. Hier berichtet nicht nur der junge Martin Baumann vom Tod seiner Mutter und Schwester, es gibt auch einen köstlichen Bericht des Hobble Frank über eine Begegnung mit einem Bären und - bemerkenswert - eine Erzählung Winnetous, der davon berichtet, wie er Old Shatterhand kennen gelernt hatte. Da diese Version dem später in Winnetou I beschriebenen Beginn der wunderbaren Freundschaft vollkommen wiedersprach, hat May sie dann bei der Zusammenlegung beider Bücher kurzerhand gestrichen. Also, schaut mal ins Original rein, hier gibt es was zu entdecken.

Die vierte Geisterspiegel-Anthologie: Dark Crime IV
Sehr düster, sehr grausam, sehr schwarze Texte und sehr schön zusammengestellt. Eine Anthologie, die ich mit Gewinn gelesen habe. Schon die Auftaktstory mit der Pechmaske, mit deren Hilfe ein unschuldiges Mädchen ermordet wird, hat es in sich. Man begibt sich auf die Traumpfade der australischen Aborigines, klärt Morde in Vineta auf, findet Menschen quicklebendig wieder, die eigentlich schon lange tot sind ... Eine Sammlung der Spitzenklasse.

Karl May: Der Geist des Llano estacado (e)
Die zweite Hälfte von "Unter Geiern" beziehungsweise die Hauptgeschichte. Schon als Kind hatte mich Bloody Fox, der als eine Art Phantom oder Batman den Geiern des Llano estacado den Kampf angesagt hat, fasziniert. Der maskierte Rächer, der über eine geheimnisvolle Oase inmitten der Wüste gebietet, hat in jungen Jahren seine Eltern - und seine Erinnerung - bei einem Überfall der Llanogeier verloren. Jetzt befindet er sich auf seinem segensreichen Rachefeldzug. Und natürlich wird er in seinem Kampf für Gerechtigkeit unterstützt von Winnetou und Old Shatterhand, Hobble Frank und Sliding Bob. Jemmy und Davy tauchen in der Originalfassung nicht auf, hier sind es die beiden Snuffles (Jim und Tim, die Brüder mit den großen Nasen), die den jungen Komantschen Schiba-bigk retten und ihm bei der Rache an den Mördern seines Vaters helfen. Jemmy und Davy kamen erst durch die Zusammenlegung mit der Geschichte "Der Sohn des Bärenjägers" in diese Erzählung hinein.

Karl May: Der schwarze Mustang (e)
Roman, den ich als Kind unter dem Titel "Halbblut" kennengelernt habe. Die Geschichte eines bösen Komantschenhäuptlings und seines verräterischen Sohnes, die einen Überfall auf eine Eisenbahner-Siedlung planen, jedoch von Winneteou und Old Shatterhand besiegt werden. Spanend, aber auch ziemlich rassistisch. May verbreitet sich nicht nur darüber, dass "Halbblütige" die schlechten Eigenschaften beider Rassen erben (es sei denn, man heißt Schi-so, hat eine Deutsche zur Mutter und einen edlen Apachenhäuptling zum Vater und studiert in Deutschland auf der Forstakademie wie einer der Helden im "Ölprinz"), er zieht auch ziemlich heftig gegen die feigen, gierigen und verlogenen Chinesen vom Leder, denen Old Shatterhand zur Strafe die Zöpfe abschneiden lässt.

Erich Kästner: Fabian. Geschichte eines Moralisten
"Großstadtroman" über einen jungen Mann, der von Beruf "Propagandist" ist und die frühen 1930er Jahre in Berlin verbringt. Fabian arbeitet in einer Art Werbeagentur, wird schließlich arbeitslos, hat diverse sexuelle Abenteuer, gerät in die Auseinandersetzungen eines Nazis mit einem Kommunisten, die sich gegenseitig totschießen wollen. Er erlebt den Selbstmord seines Freundes Labude - eine ausgesprochen tragische Geschichte. Labude arbeitet an seiner Doktorarbeit, steckt sechs Liter Herzblut hinein, ist überzeugt, ein wirklich geniales und großartiges Werk geliefert zu haben. Wenig später teilt ihm ein Hiwi, der den Überflieger verletzten will, mit, sein Professor habe verlauten lassen, er hätte noch niemals eine so schlechte Arbeit gesehen. Woraufhin Labude seinem Leben ein Ende setzt. Dabei war das Werk in Wirklichkeit tatsächlich ein Meisterwerk, eine solch geniale Arbeit hätte er noch nie gesehen, sagt der Professor später. Übrigens ein autobiographisches Moment. Kästner verlor tatsächlich einen Schulfreund auf diese Weise, weil ein Spaßvogel dem jungen Mann sagte, er sei durchgefallen. Diese Geschichte, die ich in einer Kästner-Biographie las, war für mich auch der Grund, dass ich diesen Fabian unbedingt lesen wollte. Fabian selbst bezeichnet sich als einen Moralisten, geht auf viele schmutzige Angebote nicht ein und stirbt schließlich beim Versuch, einen ins Wasser gefallenen Jungen zu retten. Der Junge überlebte. Er konnte schwimmen. Fabian war Nichtschwimmer und ertrank. Ein bemerkenswerter Roman, der viel bekannter sein sollte.

Heinrich Laube: Reisenovellen, Band 1 (e)
Erster Teil einer sechsbändigen Reisegeschichte, die ich während des Studiums als Athenäum-Reprint las. Wobei der Titel etwas irreführend ist, denn es handelt sich nicht um Novellen. Es sind Reisebeschreibungen, in die von Zeit zu Zeit auch mal eine Novelle eingelegt ist, wobei der Prozentsatz der Novellen recht gering ist. Im ersten Band, 1834 erschienen, am geringsten, will man nicht die amourösen Abenteuer des Ich-Erzählers beziehungsweise sein Anschmachten der jeweiligen weiblichen Mitreisenden in der Postkutsche als Novelle mitrechnen. In Teil eins geht es zunächst um das Aufbrechen. Der Reisende träumt eigentlich von Spanien und Don Juan, doch erstmal reist er durch deutsche Städte: Breslau, Anhalt, Magdeburg, Braunschweig, Halberstadt, Halle, Leipzig, Altenburg, Zwickau, Karlsbad, Marienbad, Franzensbrunn. Italien folgt im nächsten Band. Das ganze ist recht spröde und nur für Hardcore-Leser zu empfehlen

Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften, Band 2 (Buch 3)
Im zweiten Teil nimmt die Geschichte deutlich an Fahrt auf. Sie wird geschlossener, lässt sich schneller und besser lesen. Allerdings stellt sich die Frage, ob das dann wirklich noch das "richtige" Buch vom Mann ohne Eigenschaften ist ...? Immerhin wird hier viel konventioneller erzählt.
Ulrichs Vater ist gestorben. Zusammen mit seiner Schwester ordnet Ulrich den Nachlass und begeht eine Urkundenfälschung, weil die Schwester es so wünscht, um ihrem Mann nicht das Erbe des Vaters zukommen lassen zu müssen. Sie will sich auch scheiden lassen. Die beiden Geschwister kommen sich näher, gehen schließlich zusammen nach Wien zurück, wo sie von nun an als "Zwillinge" auftreten. Dann bricht das Buch ab ... Schade irgendwie.

David und Daniel Hays: Seelenriffe. Der Vater, der Sohn und die See
Ein Buch aus dem Nachlass meines Vaters. Meine Schwester und ich hatten es ihm vor einer halben Ewigkeit zu Weihnachten geschenkt. Damals planten wir noch unsere große Atlantiküberquerung. Es hat nicht sollen sein.
"Seelenriffe" ist die Geschichte eines Vaters und eines Sohnes, die zusammen Kap Horn umrunden wollen. Beides passionierte Segler, aber inzwischen ist der Vater älter geworden, und der Sohn hat seinen alten Lehrmeister überholt und hat ihm einiges voraus, sodass er nun der Kapitän ist. Die Geschichte hat etwas Abenteuerliches, zugleich liegt darüber auch eine gewisse Melancholie des Abschiednehmens. "Wenn der Vater dem Sohn hilft, lachen beide. Wenn er Sohn dem Vater hilft, weinen beide", heißt es an einer Stelle.
Es ist nicht unbedingt ein Roman, aber auch nicht nur ein Bericht. Erzählt wird abwechselnd aus der Vater- und aus der Sohn-Perspektive, beziehungsweise man liest die Aufzeichnungen der beiden. Dabei gibt es einige Wiederholungen und Zeitsprünge, manchmal ist man beim Wechsel in die Notizen des jeweils anderen etwas verwirrt und muss sich erst wieder zurechtfinden. Hinzu kommt, dass der Sohn auch einige Etappen allein zurücklegen musste. Ein Großteil des Buches schildert auch die Vorbereitungen und den Bau beziehungsweise Ausbau des Schiffes. Also, wer einen netten Seglerroman sucht, ist hier falsch, hier geht es eher um das Nachvollziehen einer bestimmten Tour und um die persönlchen Betrachtungen zweier realer Personen. Trotzdem oder gerade deshalb aber nicht schlecht, hat mir gefallen.

Christiane Lieke: Die Geburt des Onyxdrachen (Geschichten der Nacht 61, TCE)
Roman, den ich, glaube ich, mal auf dem DortCon erstanden habe. Die Geschichte einer Söldnerin und eines Söldners, die sich lieben und gemeinsam im Kampf gegen einen riesigen Drachen umkommen. Sie landen in einer Art Totenwelt, die aber seltsam unbestimmt bleibt, und schaffen es, dass sie ins Leben zurückkehren dürfen. Jedoch erwachen sie ausgerechnet als Drachen zu neuem Leben. Originelle Idee, an einigen Stellen war es jedoch etwas anstrengend zu lesen. Das war auch der sehr kleinen Schrift und den langen Zeilen geschuldet. Ein etwas großzügigeres Layout hätte dem Roman und der Leserin gutgetan. Verleger, denkt an uns Senioren!

E.T.A. Hoffmann: Nussknacker und Mäusekönig (e)
Ein eBook, das ich mir vor allem wegen meiner Lektüre von Peter Raffalts "Märchen vom hölzernen Mann" heruntergeladen habe. Hoffmanns zauberhaft-düsteres Märchen vom Nussknacker und seinem Kampf gegen die bösen Nagetier-Horden ist einfach ein schönes Stück Literatur, das die Grenzen zwischen Realität und Traum verschwimmen lässt. Hat Spaß gemacht.

E.T.A. Hoffmann: Der goldene Topf (e)
Das Reclamheft las ich wohl 1992 anlässlich einer Vorlesung von Leo Kreutzer. Ich denke noch immer an seine Deutung des "Im Kristall Seins" als Beschreibung eines Katers nach durchzechter Nacht. Kann Hoffmann durchaus so gemeint haben. Ein seltsames Märchen, die Sache mit den Schlangen und dem alten Pergament und dem Kristall hätte gut auch im Heinrich von Ofterdingen stehen können. Allerdings, etwas klarer ist die Geschichte schon als das Klingsohr-Märchen.

Jahresrückblick Teil I: Januar bis März 2015
Jahresrückblick Teil II: April bis Juni 2015
Jahresrückblick Teil IV: Oktober bis Dezember 2015.


© Petra Hartmann


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Jahresrückblick II: April bis Juni 2015

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 28 Dezember 2015 · 1.227 Aufrufe
Jahresrückblick
Das Jahr 2015 brachte mir außer den gestern aufgezählten Buchveröffentlichungen auch ein paar kleinere Veröffentlichungen in Anthologien ein. Vor allem zwei Projekte der Autorengruppe Geschichtenweber gelangten in diesem Jahr zum Abschluss. Ich beteiligte mich mit meiner Horror-Story "Der schwarze Frosch" an der Sammlung "Fundbüro der Finsternis" (ehemaliger Arbeitstitel: "Fundstücke des Grauens"), erschienen im Verlag p.machinery, und mit der Geschichte "Zahltag" an der Anthologie "Kinder der Sonnenfinsternis" (ursprünglicher Arbeitstitel: "Aufstand der Zauberlehrlinge") im UlrichBurger Verlag. Außerdem konnte ich zwei Hödeken-Geschichten (über eine Sagengestalt mener Heimat) veröffentlichen. Die erste, "Das Wagenrennen auf dem Rennstieg", entstand für die Jubiläums-Anthologie "Hildesheimer Geschichte(n)", mit der sich der Verein Hildesheimliche Autoren e.V. an den 1200-Jahr-Feierlichkeiten meiner Heimatstadt beteiligte, die zweite erschien unter dem Titel "Die glücklose Hasenjagd" im Magazin des Marburger Vereins für Phantastik als Begleitheft zum Marburg-Con. Als Jahresabschluss kam mein Weihnachtsmärchen "Das kleine, blaue Fahrrad" an Heiligabend in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung heraus.

Doch nun zum zweiten Teil meiner Lesefrüchte aus dem Jahr 2015. Das zweite Quartal brachte erneut viele Märchen und Klassiker, meist in elektronischer Form, etwas Phantastik und einige Lyrik. Viel Vergnügen damit!


Legende:
Ein (e) hinter dem Titel bedeutet, dass ich den Text in der eBook-Fassung gelesen habe.
Blaue Schrift weist auf herausragend gute Bücher hin.
Rot markiert sind Bücher, die ich so abgrundtief schlecht finde, dass ich euch ausdrücklich davor warne.
Bei verlinkten Titeln landet ihr auf ausführlicheren Besprechungen innerhalb dieses Blogs.


April

Heinrich Heine: Über Ludwig Börne (e)
Das Dokument eines großen Zerwürfnisses. Heinrich Heine gegen Ludwig Börne, die beiden exponiertesten Vertreter einer jungen, frechen und freiheitlichen Literatur in den 1820er und 1830er Jahren, zwei verdammt gute Leute, die leider so gar nicht "miteinander konnten". Anfänglich sahen sie durchaus im jeweils anderen noch einen Verbündeten, doch bald traten die Unterschiede zu Tage. Bald machte die Gegenüberstellung von "Talent" und "Charakter" die Runde. Heine, der eindeutig bessere Schriftsteller, der sich aber mehr als Künstler sah und davor zurückscheute, beispielsweise seine herrliche Lyrik als Karrengaul der Revolution missbrauchen zu lassen. Börne, der redliche, biedere politische Journalist, der zwar ebenfalls eine geschliffene Feder führte, doch alles, was er schrieb, bierernst bzw. mit heiligem Ernst meinte. Börne warf Heine denn auch vor, ob der Mann "Die Monarchie ist die beste Staatsform" schreibe oder "Die Republik ist die beste Staatsform", würde er davon abhängig machen, was besser klinge. Heine dagegen echauffierte sich darüber, wie Börne sich mit dem schmutzigen Revolutionspöbel gemein mache und in Räumen verkehre, in denen Taback geraucht wurde. Wenn er sebst einem dieser Revolutionäre die Hand schütteln müsse, würde er sie danach im Feuer reinigen müssen, meinte Heine.
Eigentlich kein "schönes" Buch. Heine bemühte sich, nach Börnes Tod im Jahre 1837, das letzte Wort zu behalten. Sein Buch, das den beinahe heiligenmäßig verehrten Börne mit Schutz und Ironie übergoss, kam allerdings gar nicht gut an, der Schuss ging nach hinten los, und Heine erntete einiges an Entrüstung, musste sich sogar duellieren. Schon der Titel "Heinrich Heine über Ludwig Börne" sorgte für Kritik, sah man doch darin den Versuch des Autors, sich "über" den Verstorbenen zu stellen. Heine gab jedoch an, der von ihm geplante Titel sei eigentlich ein schlichtes "Ludwig Börne. Eine Denkschrift" gewesen, Verleger Julius Campe hätte jedoch gegen den Willen des Autors einen anderen Titel gewählt.
Das Buch enthält in der Mitte Heines "Tagebuch von Helgoland", das ich schon ziemlich häufig gelesen habe, es gehört zu meiner traditionellen Insellektüre. Erstmals las ich es wohl Ende der 80er oder Anfang der 90er in meiner Heine-Gesamtausgabe (Manesse Dünndruck), später meist in der Textsamlung "Heinrch Heine und Ludwig Börne - ein deutsches Zerwürfnis" von Hans Magnus Enzensberger, seinerzeit als dickes Taschenbuch bei Reclam Leipzig erschienen. Nun also als eBook. Der Text sei jedem Literaturliebhaber wärmstens ans Herz gelegt, in welcher Ausgabe auch immer.

Wilhelm Hauff: Märchen-Almanach auf das Jahr 1826 (e)
(enthält: Die Karawane; Kalif Storch, Das Gespensterschiff, Die abgehauene Hand, Die Errettung Fatmes, Der kleine Muck, Der falsche Prinz)
Hauffs Märchen-Almanache sind ein Meilenstein der deutschen Märchen-Erzählkunst und sollten eigentlich im Regal jedes Märchenfreundes neben Grimm und Andersen stehen. Die Bücher, die als Jahres-Gabe erschienen sind, enthalten jeweils eine Rahmen-Handlung, innerhalb derer mehrere Erzähler auftreten und diverse Märchen zum besten geben, wobei die Rahmenhandlung selbst eigentlich auch wieder ein großes Märchen ergibt.
Dieser Almanach auf das Jahr 1826 enthält die Geschichte einer Karawane, die durch die Wüste zieht. Abends am Feuer erzählen einige der Kaufleute und Reisenden Märchen, meist solche, zu denen sie irgend einen persönlichen Bezug haben. Das Umfeld ist ein orientalisches, wie sich Hauff ja vor allem durch Märchen im Tausendundeine-Nacht-Stil einen Namen gemacht hat. Enthalten sind viele bekannte Märchen-Klassiker wie Kalif Storch oder Der kleine Muck.
Etwas unschön ist die Organisation des eBooks zum Amanach, der wohl auf eine Billig-Ausgabe zurückgeht. Hier ist erst die Rahmengeschichte insgesamt erzählt, wobei die einzelnen Märchen weggelassen worden sind, man findet im Text nur Hinweise à la "Hier wird das Märchen vom Kalif Storch erzählt". Dann folgen die aus dem Zusammenhang herausgezogenen Einzelmärchen hinter einander weg, und zuguterletzt wird noch einmal die Rahmenhandlung erzählt und diesmal zu Ende gebracht. Da hätte man es lieber als im Gesamtzusammenhang dargebrachtes durchgängig erzähltes Werk gelesen.

Wilhelm Hauff: Märchen-Almanach auf das Jahr 1827 (e)
(enthält: Zwerg Nase, Vom Juden Abner, der nichts gesehen hat, und Almansors Rückkehr ... diverse andere wie Schneeweißchen und Rosenrot herausgeschnitten)
Der zweite Märchen-Almanach Hauffs spielt ebenfalls im orientalischen Milieu. Auch hier gibt es wieder eine Rahmenhandlung, die selbst märchenhafte Züge aufweist und innerhalb derer verschiedene Märchen erzählt werden. Diesmal geht es um einen reichen Mann, dessen Sohn vor Jahren verschwand. Seitdem lebt dieser Mann, dem es ansonsten an Glückgütern nicht fehlt, in tiefer Trauer und betet um die Rückkehr des Verschollenen. Einmal im Jahr lässt er einige seiner Sklaven frei, die sich dann jeweils mit einer Geschichte bei ihm bedanken. Als Happy End ist natürlich die Rückkehr des Sohnes zu erleben, der in der Welt schlimme Prüfungen erfuhr, doch nun als Geretteter vor seinen Vater tritt.
Auch hier ist die unglückliche Art, die Sammlung so hässlich zu zerhacken, unbedingt zu rügen. Wieder wird erst die Rahmenhandlung erzählt, dann folgen hinter einander weg die Märchen und schließlich wird die Rahmenhandlung nach dem letzten Märchen zu Ende geführt. Unschön.
Bemerkenswert ist, dass Hauff diesen Almanach für andere Autoren bzw. fremde Märchen öffnet, unter anderem wird von den Sklaven das Märchen von "Schneeweißchen und Rosenrot" erzählt. Diese Nicht-Hauff-Märchen sind jedoch herausgeschnitten, man findet im Text nur den Hinweis, dass dort ursprünglich "Schneeweißchen und Rosenrot" gestanden hat. Schade.
Ein Wort noch zum sehr deutlichen Antisemitismus Hauffs. Es ist ein seltsamer Antisemitismus, den ich nicht so recht verstehe. Wann immer ein Jude auftritt, wird im Vorfeld ziemlich viel Negatives gesagt und die angeblichen schlechten Eigenschaften jener "Rasse" aufgeführt, aber wenn die Handlung dann beginnt, benehmen sich die dargestellten Juden eigentlich nicht böse oder kleinkariert. Bei der Geschichte vom Juden Abner zum Beispiel, der zweimal Prügel bekam, bin ich automatisch auf der Seite Abners und ärgere mich eher über den Justizskandal, als der Herrscher ihn schlagen lässt. Abner hatte sich lediglich als besonders guter Spurenleser erwiesen, dem selbst Winnetou hätte Bewunderung zollen müssen. Er konnte den suchenden Wächtern genau sagen, wie das durchgegangene Pferd seines Herrschers aussah, allerdings sagte er vollkommen wahrheitsgetreu aus, dass er das Tier selbst nicht gesehen habe und auch nicht wisse, wo es ist ...

Wilhelm Hauff: Märchen-Almanach auf das Jahr 1828 (e)
(enthält: Das Wirtshaus im Spessart; Die Sage vom Hirschgulden, Das kalte Herz, Saids Schicksale, Die Höhle von Steenfoll)
Der dritte Amanach Hauffs. Diesmal spielt die Rahmenhandlung in Deutschland, im bekannten Wirtshaus im Spessart, und gab offenbar genug Stoff her, um selbst zur Hauptgeschichte und zum Filmstoff zu werden. Allerdings muss ich sagen, dass diese Wirtshausgeschichte als Rahmenhandlung für eine Märchenanthologie eher wenig geeignet ist. Da sind also ein paar Leute in einem Wirtshaus abgestiegen, das sich als Räuberhöhle entpuppt. Um nicht im Schlaf überfallen zu werden, versuchen die Gäste, sich durch Märchenerzählen wachzuhalten. Hm. Zum einen wäre es sicher klüger, sich still zu verhalten und zu lauschen. Zum anderen ist die äußere Situation ja wohl so beunruhigend, dass wohl kaum jemand schlafen könnte. Aber was solls.
Das Buch enthält den großartigen Märchenklassiker "Das kalte Herz", zeigt sich auch sonst eher dem deutschen und nordeuropäischen Milieu zugewandt, bietet mit "Saids Schicksale" aber auch einen kleinen Rückgriff in die Orient-Tradition. Insgesamt wirkt die Sammlung dadurch etwas weniger geschlossen als die beiden anderen. Sehr unschön wieder das zerhackte Erscheinungsbild des Almanachs. Hier wäre es einfach schöner gewesen, die Märchen innerhalb der Rahmenhandlung zu belassen. Schade.

Novalis: Heinrich von Ofterdingen (e)
Eines der grundlegenden Werke der Romantiker, in dem unter anderem das zentrale Symbol der blauen Blume seinen Ursprung hat. Novalis schildert darin die Berufung und Lehrzeit des mittelalterlichen Dichters Heinrich von Ofterdingen (geht mit demThema aber sehr frei um, schon auf der ersten Seite findet man einen Anachronismus, als die im Mittelalter noch nicht erfundene Standuhr erwähnt wird.) Heinrich erwacht aus einem seltsamen Traum und sehnt sich fortan nach der blauen Blume. Er unternimmt zusammen mit seiner Mutter eine Reise, die ihn nach und nach zum Dichter formt. Er erfährt von Leben der unterschiedlichsten Menschen, sehr eindrücklich vor allem die Welt der Bergleute, hört diverse Erzählungen und Lieder ... Prägend ist die Begegnung mit dem Dichter Klingsohr. Besonders hervorzuheben sind die beiden Märchen, einmal das Karfunkelmärchen (eigenlich hätte der Karfunkel mit beinahe dem gleichen Recht Symbol der Romatik werden können wie die blaue Blume) und das ausgesprochen schwer verdauliche Klingsohrmärchen. Das Buch blieb Fragment, der zweite Teil, der die "Erfüllung" Heinrichs hätte zeigen sollen, bricht nach einigen Seiten ab.
Ich las das Buch erstmals in der Reclamfassung, das muss 1987 oder 88 gewesen sein. Aus der Schulzeit erinnere ich mich, dass mich einige Mitschülerinnen, die (anders als ich) einen Deutsch-Leistungskurs belegt hatten, mich fragten, ob ich ihne nicht das Klingsohrmärchen erklären könne. Ich musste meine Hilflosigkeit eingestehen. Später, Mitte der 90er Jahre, hörte ich an der Uni ein sehr gutes Referat einer Kommilitonin, nach dem ich glaubte, etwas von dem Märchen verstanden zu haben. Aber kurz danach hätte ich schon nicht mehr wiedergeben können, was das genau war. Jetzt in der eFassung habe ich das Märchen also schon zum dritten oder vierten Mal gelesen. Es ging mir diesmal wesentlich besser damit. Aber bittet mich bloß nicht, es euch zu erklären. ;-)


Wilhelm Hauff: Mittheilungen aus den Memoiren des Satans (e)
Ein junger Schriftsteller wird von Satan persönlich aufgesucht und soll dessen Memoiren aufzeichnen. Das Werk ist ein sehr interessantes Stück Literatur, vor allem durch seine Vielseitigkeit und die unterschiedlichen Handlungsfäden. Als einheitlichen Roman kann man das ganze nicht bezeichnen, eher als eine Abfolge verschiedener Episoden, die keiner Chronologie folgen und nicht immer miteinander in Zusammenhang stehen. Satan erzählt aus seinem Leben in der Menschenwelt, zum Beispiel wie er sich als Student an der Universität herumgetrieben hat, oder von Teezirkeln und Künstlergesprächen. Durchaus auch in die heutige Zeit passen könnte auch die Geschichte, in der zwei Frauen ein Gespräch führen und sich darüber austauschen, auf welche Weise sie diesen oder jenen Mann ins Jenseits befördert haben. Der unfreiwillige Zuhörer, der die Unterredung entsetzt belausche, läuft daraufhin zur Polizei, doch er macht sich nur lächerlich: Es gibt keine Bande von Mörderinnen, die verhaftet werden kann. Die beiden Damen waren lediglich zwei recht berühmte Krimiautoren, die über ihre neuen Romane sprachen. Das hätte ich mir gut und gerne bei einigen Kolleginnen von den "Mörderischen Schwestern" vorstellen können.
Sehr unschön fand ich die Darstellung des "ewigen Juden", den Satan auf seinen Streifzügen trifft und in seine Dienste nimmt. Dieser ewige Jude ist im Laufe der fast zwei Jahrtausende vollkommen heruntergekommen und wird als eine Art Bärenhäuter dargestellt, ungewaschen, lange Zottelhaare, ungeschnittene Fingernägel und so weiter. Darüberhinaus hat er ein ziemlich täppisches Benehmen und ist extrem dumm und ungeschickt, sodass sich Satan schließlich doch wieder von ihm trennt. Da ist mir das gängige Klischee, das Juden vor allem Intelligenz und eine gewisse Geschmeidigkeit bescheinigt, doch etwas lieber. Abner im Hauffschen Märchenalmanach auf das Jahr 1827 war da von einem ganz anderen Kaliber.

Hertha Vogel-Voll: Die silberne Brücke

Karl Gutzkow: Nero (e)
Ein Drama des frühen Gutzkow aus der Zeit, bevor er mit seiner "Wally" einen Literaturskandal heraufbeschwor und zusammen mit Heinrich Heine und Theodor Mundt verboten wurde. Zum Teil ein historisches Drama aus dem alten Rom, aber durchaus gegenwartsbezogen, vor allem durch den deutschen Sklaven Michel, der durch seine Bemerkungen immer wieder für Stilbrüche sorgt.

Wassili Golowatschow: Landung auf Pluto. 2 Teile (BunTES Abenteuer 1/2011 und 2/2011)
Zweiteilige SF-Novelle über ein Wettrennen zum damals äußersten Planeten unseres Sonnensystems. Interessant die Konstellation, dass der Chef der russischen Expedition und die Chefin der amerikanischen Expedition ein Ehepaar sind. Was sie dann auf Pluto entdecken, hätte keiner erwartet ... Lesenswert, allerdings etwas unglücklich auf zwei Hefte verteilt. Zu dieser Zeit hatten die Hefte der Reihe BunTES Abenteuer nämlich nur 32 Seiten (statt der heutigen 40). Als "Füller" musste nun im zweiten Band die Kurzgeschichte "Der Flüchtling" beigefügt werden, die die Häfte des Hefte ausmacht. Aber egal, es sind zwei spannende Hefte geworden, die auch optisch außerordentlich ansprechend wirken, vor allem das Titelbild von Teil 1 hat mir gefallen.



Mai

Wilhelm Hauff: Novellen (Die Bettlerin vom Pont d'Arts, Othello, Jud Süß, Die Sängerin, Die letzten Ritter von Marienburg, Das Bild des Kaisers.) (e)
Gut erzählte, sehr kunstvoll gestaltete Novellen, die man allerdings lieber nicht alle auf einmal lesen sollte. Dann fällt nämlich eine gewisse Monotonie der Erzählstruktur ins Auge. Hauff beginnt oft damit, dass er eine bestimmte düstere, rätselhafte Stimmung schafft, es gibt eine Person oder einen Ort mit einem Geheimnis, irgend etwas läuft nicht so, wie man es sich wünscht, vielleicht liegt ein Fluch vor oder eine Schuld, die jemand auf sich geladen hat. Dann irgendwann gibt es eine "Geschichte in der Geschichte", irgendjemand erzählt eine Begebenheit, die den aktuellen Zustand erklärt, und dann erfüllt sich entweder das Schicksal auch an der Person des Leser-Interesses, und sie kommt um, oder der Knoten löst sich, und es gibt ein glückliches Ende.
Insgesamt haben mir die Novellen sehr gut gefallen. Vor allem die Geschichte der Bettlerin vom Pont d'Arts und die Geschichte eines Theaters, dessen Othello-Aufführungen stets ein Todesopfer fordern, fand ich faszinierend. Auch "Das Bild des Kaisers" hat mir gefallen, auch wenn es vorhersehbar war, der Titel plaudert die Pointe ja schon aus. Mehr will ich gar nicht spoilern.
Es ist in dieser Sammlung auch der unselige "Jud Süß" enthalten, ein Stoff, der später in der Nazipropaganda weidlich ausgeschlachtet wurde. Ja, dieser Hauff greift immer wieder in die antisemitische Klischeekiste hinein, was bei einem sonst so guten und intelligenten Erzähler doppelt schmerzt. Aber auch hier muss ich sagen, dass ich bei allen Dingen, die Finanzminister Süß tut, ihn sehr gut verstehen kann und seine Handlungen für berechtigt halte. Natürlich vermehrt er das Geld seines Landesfürsten und sein eigenes, das ist sein Job. Natürlich will er seine Schwester gut verheiraten, das ist seine Pflicht als Familienoberhaupt und liebender Bruder. Letzten Endes ist der ins Auge gefasste christliche Schwiegersohn Gustav, der ein grausames Spiel mit Süß' Tochter Lea treibt und sie am Ende sitzen lässt, das größere oder besser gesagt einzige Arschloch in dem Buch, naja, Arschloch ist vielleicht etwas hart, sagen wir Schlappschwanz. Ähnlich wie beim Märchen vom Juden Abner gibt es auch hier wieder diesen eigenartig doppelbödigen Antisemitismus: "Show" und "Tell" passen einfach nicht zu einander, man sagt zwar ziemlich viel Negatives im Vorfeld über Süß, gezeigt wird aber ein recht normaler Mensch, der nur sein besonderes Geschick, hier den Umgang mit Geld, benutzt, um es zu etwas zu bringen.
Eine Art Distanzierung Hauffs findet sich im Autorenkommentar am Schluss der Geschichte:
"Beides, die Art, wie dieser unglückliche Mann mit Württemberg verfahren konnte, und seine Strafe, sind gleich auffallend und unbegreiflich zu einer Zeit, wo man schon längst die Anfänge der Zivilisation und Aufklärung hinter sich gelassen, wo die Blüte der französischen Litteratur mit unwiderstehlicher Gewalt den gebildeteren Teil Europas aufwärts riß."
Ich werde mir wohl einmal etwas Sekundärliteratur dazu besorgen müssen.

Hugo von Hofmannsthal: Das Märchen von der verschleierten Frau (e)
Fragmentarische Märchen, spielt im Gebirge/Bergmannsmilieu. Etwas symbolisch aufgeladen. Vielleicht eine gewisse Verwandtschaft zum "Heinrich von Ofterdingen"? Am Ende des sehr kurzen eBooks sind einige Notizen des Autors zum weiteren Verlauf der Geschichte begegeben. Es ergibt sich für mich aber kein Gesamtbild.

Ludwig Bechstein: Die schönsten Märchen (e)
Ludwig Bechstein ist mir vor allem als recht frommer Autor in Erinnerung gewesen, man denke nur an seine Geschichte vom Schwaben, der das Leberlein gefressen hat, oder an den Gevatter Tod. Entfallen war mir, dass der Mann auch ein außerordentlich humorvoller Märchenerzähler war. In seiner Märchensammlung finden sich immer wieder Stellen, an denen man einfach schmunzeln muss, und wo die Grimms ihre Bösewichte hart aber gerecht bestrafen, löst Bechstein den Konflikt mit Pfiff und Um-die-Ecke-Denken. Manches ist skurril, alles irgendwie liebenswert in dieser Sammlung. Köstlich etwa die Geschichte von den drei Gaben oder von den drei dummen Teufeln, die ulkige Goldraspel "Schab den Rüssel" oder der perfide "Schwan kleb an", das Bechsteinsche Gegenstück zur goldenen Gans. Sehr lesenswerte Sammlung. Holt sie euch.

Gunnar Kaiser: Letzte Gedichte (e)
Sehr ausdrucksstarke Gedichte, von denen man hoffen sollte, dass es nicht wirklich die "letzten" des Autors sind. Es geht um Gott und die Welt in diesem Lyrikband, Ausflüge in die Edda inbegriffen, um Liebe und Philosophie, es finden sich Homer-Zitate und der Blick auf eine Schopenhauer-Ausgabe, die Anrufung einiger Sternbilder genau so wie ein gelassener Blick auf die Landschaft. Die Texte sind zumeist recht ruhig und getragen, eher einem weiten Bogen folgend, und vermitteln das Bild eines Autors, der "angekommen ist", sehr genau weiß, wer er ist und was er kann. Da mag er in "Es gibt keinen Grund, meiner zu gedenken" notieren, wie gern er Konfuzius, ein zweiter Bob Dylan, ein gottesfürchtiger Danton oder ein Sokrates wäre, es endet doch mit einem "Doch ich bin es nicht". Ein wenig bereue ich es, mir diesen Gedichtband in der eBook-Ausgabe geholt zu haben. Es wäre schön, ein Papierbuch in der Hand zu halten und darin zu blättern. Vielleicht wenn es mal einen Band "Allerletzte Gedichte" gibt.

Manfred Kyber: Märchen (e)
Ebenfalls eine sehr schöne Märchensammlung. Mir hat vor allem die Geschichte vom Oberhofszeremonienmeister gefallen. Die Märchen sind recht moderne Geschichten, eher in der Tradition Andersens als der Grimms, Kyber spinnt unzählige Kleinigkeiten und Einzelheiten aus, wenn er seine Märchenwelten vor dem Leser ausbreitet. Dabei geht es oft um ganz kleine Dinge. Um die Bewohner einer Wiese zum Beispiel. Oder ein Königreich hinter dem Regenbogen, dessen König nur dreieinhalb Untertanen hat - und nun will die Prinzessin auch noch unbedingt den halben Untertanen "wegheiraten", wie soll man denn da noch ordentlich regieren?

Sven Klöpping: Aufheller. Gedichte (e)
Mir war Sven Klöpping bisher vor allem als Prosaautor ein Begriff, dies ist der erste Lyrikband von ihm, den ich las. Das Buch hat auf jeden Fall sehr viel Energie, kommt teilweise frech und versifft daher, hat aber auch sehr gefühlvolle und stille Passagen. Ein Gedicht wie "al'hambra", das sprudelndes, die Sinne kühlendes Wasser in seiner Augenblicklichkeit und Zeitlosigkeit einfängt, steht direkt neben dem gnatzigen, vom Brechreiz eines Fernsehzuschauers getriebenen "Alles geht zum Anus", das mit der Feststellung schließt: "Dann ist es an der Zeit, sich mit einer Kettensäge unterzumieten."
Es gibt Texte wie "Befruchtung", ein optisches Gedicht in der Tradition von "Fisches Nachtgesang", oder einen "brief von der mafia", der aus einer langen Liste von "erledigt"s besteht. Ein anderes füllt die Seiten mit dem immer wiederholten Wort "morden", bis es am Ende sein "m" verliert und optisch in Form eines Kreuzes am Bande ausläuft. Äußerst einprägsam.
Sehr ernst kommt das Gedicht "Caritas" daher, die Selbstaufforderung eines Menschen, der nicht mitmachen will mit Zombies, Geldschneidern und Kriegstreibern. Immer wieder ist es die Kritik an Medien, vor allem der Fernsehberichterstattung, die Klöppings Gedichte durchzieht. Dazwischen Sex, Tod, Kotze, Gentechnik, Hirnphysiologie und was da sonst noch so kreucht und fleucht.
Alles in allem ein sehr vielschichtiges Werk. Mal sehen, was da noch kommt.

Begleitheft zum Nürnberger Autorentreffen 2015
Enthält nicht nur die Vorträge der Referenten, sondern auch noch ein paar weitere Aufsätze. Besonders interessant fand ich einen Beitrag über Gerichtsmedizin und Leichenfunde, bei denen zunächst vieles auf Mord hindeutete, aber am Ende war doch nur ein Unfall die Todesursache.

Carl Einstein: Der Gaukler der Ebene und andere afrikanische Märchen und Legenden (e)
Märchen der unterschiedlichsten afrikanischen Völker. Die Titelgeschichte ist eine der längsten und ausführlichsten, wobei der "Gaukler der Ebene" ein großer Stier ist, der den Reichtum eines Stammes verkörpert. Es gibt sehr viele Ursprungssagen und viel Genealogisches. Man lernt zum Beispiel den Gott Uwolowu aus Togo kennen, über den es im Buch eine ganze Reihe von Sagen gibt. Dass die Menschen sterblich wurden, haben nach diesen Sagen ein Huhn oder ein Frosch und ein Hund verschuldet, außerdem wird beschrieben, wie Uwolowu den Aussatz und andere Krankheiten schuf und wie seine beiden Frauen, Frosch und Eisvogel, bei seinem vorgeblichen Tode um ihn weinten. Ein wenig an den biblischen Schöpfungsbericht erinnert die Geschichte von den beiden ersten Menschen aus den Sagen der Mkwule. Gott hatte oben im Himmel sehr viele Menschen und wollte auch die Erde mit ihnen besiedeln, also schleuderte er ein Paar hinab. Doch es kam zu einem Sündenfall, seither sind die Menschen sterblich. Es wird jedoch eine Auferstehung in Aussicht gestellt. Insgesamt haben sagenhafte Texte den Löwenaneil in dem Buch. Ich finde wenig, was ich als reines Märchen bezeichnen würde. Auch sind die meisten Texte recht kurz, es sind wenig ausgefeilte Erzählteste darin zu finden.

Stefan George: Das Jahr der Seele (e)
Gedichtzyklus aus knapp 100 (98) Gedichten beziehungsweise Gesängen, ein Gang durchs Jahr und die Jahreszeiten, zum Teil an alte landwirtschaftliche Kult-Handlungen angelehnt, dabei aber doch recht modern, jedenfalls das, was damals als modern galt. Regelmäßig geforme Verse, zum Teil elegisch, manchmal etwas großsprecherisch und pathetisch, Naturbeobachtungen und Seelenspiegelungen, wobei der Autor sich dagegen verwahrt, dass das Ganze autobiographisch oder auf bestimmte Personen und Orte bezogen sei, außer an den Stellen, an denen es ausdrücklich angegeben ist. Der 1897 erschienene Gedichtband gilt als erfolgreichster Georges. Mir ist er aber recht fremd geblieben.

Karl Gutzkow: Die Nihilisten (e)
Ein Roman des späteren Gutzkow und wohl auch eine gewisse Distanzierung zu seiner jungdeutschen Vergangenheit. Ein wenig werden auch die Ideale der früheren Zeit etwas durch den Kakao gezogen. So ist die "emanzipiert" lebende weibliche Heldin Hertha Wingolf absolut weltfremd und bekommt gar nicht mit, wie ihre Dienerin ihr viel zu niedrige Preise für die Nahrungsmittel und Haushaltskosten angibt. Sie glaubt, völlig selbstständig zu leben, während in Wirklichkeit ihr Vater heimlich eine Menge Geld zur Haushaltskasse zuschießt. Welch ein Abstieg nach der wilden und freien Wally. Auch Herthas Geliebter Constantin Ulrich, der revolutionäre bezeihungsweise oppositionelle politische Gesinnung zur Schau trägt, ist eher aus Eitelkeit denn aus einem glühenden liberalen Eifer heraus auf der Seite der Freiheitlichen. Nicht umsonst bezeichnet man ihn und seine politischen Freunde im Roman als "Nihilisten". Es ist eher ein Zyniker, der an nichts mehr glaubt, als jemand, der ein positives Ziel hat. Einer der besten Romane Gutzkows und ein Büch, das ich in der Printfassung schon mehrfach gelesen habe. Wobei ich euch die "Wally" natürlich eher ans Herz legen würde.

Joachim Ringelnatz: 56 Gedichte (e)
Tja, was soll man zu Ringelnatz noch sagen? Sie sind alle darin, die Gedichte, die man so kennt: Das Reh aus Gips, der zu lange Bumerang, die Schnupftabaksdose des Alten Fritz, der männliche Briefmark, das Suahelischnurrbarthaar ... Und noch viel mehr. Gehört auf jeden eReader.

Hörspiel

Geister-Schocker: Der achtbeinige Tod (Wolfgang Hohlbein)
Ein Meteor stürzt auf ein Dschungelgebiet. Kurz darauf mutieren die Spinnen, und ein geheimnisvoller Mann, der sich "Arachno" nennt, stellt sich an die Spitze der Engeborenen, um die Weißen aus dem Dschungel zu vertreiben. Wieder ein Hörspiel, das ich nachts allein im Auto gehört habe. Sollte man nicht tun.


Juni

Frank Wedekind: Mine-Haha (e)
Geschichte eines jungen Mädchen, das von klein auf in einer besonderen Erziehungsanstalt aufwächst, wobei besonders das Training körperlicher Vorzüge im Mittelpunkt steht. Läuft auf Schweinkram hinaus, es ist aber auch ganz nett, wenn man das Buch mit Rousseau im Hinterkopf liest. Und natürlich ist mir der Name der Heldin als kleiner Gruß aus dem Hiawatha sehr lieb. Hochinteressanter Lektüre also.

Gunnar Kunz: Ein Koffer voller Wunder

Peter Raffalt: Die Geschichte vom hölzernen Mann

Johann Wolfgang von Goethe: Die Wahlverwandtschaften (e)
Wenn es so etwas wie meinen "Lieblings-Goethe" gibt, dann ist es dieser Roman. Ich liebe seine naturwissenschaftliche Grundlage und die Präzision, mit der hier ein chemisches Experiment auf soziale Interaktionen übertragen wird, und ich würde sehr gern einmal eine Vorlesung über die Wahlverwandtschaften in einem Chemiesaal halten. Vor allem liebe ich aber die klare Novellenstruktur dieses Romans. Zum ersten Mal gelesen muss ich ihn wohl Anfang der 90er in der Reclamfassung haben. Nun als eBook wiederentdeckt. Und es ist immer noch das beste, was Goethe je geschrieben hat.

Clemens Brentano: Das Märchen vom Myrtenfräulein (e)
Geschichte eines geheimnisvollen Myrtenbaums, in dem eine zauberhafte Frau wohnt. Erinnert zunächst etwas an den Anfang von Schneewittchen oder an das Machandelboom-Märchen, aber auch an "Klingt meine Linde". Ein armes Töpferehepaar pflegt ein Myrtenreis, aus dem ein Baum wächst. Doch dann verliebt sich der Prinz des Landes in den Baum und meint, er könne nicht mehr weiterleben, wenn er ihn nicht bekommt. Schließlich lernt er das Myrtenfräulein kennen, ist bezaubert und will es heiraten. Aber da sind noch neun böse Hexen ...

Aristophanes: Die Wolken (e)
Aristophanes: Die Vögel (e)
Aristophanes: Lysistrate (e)
Aristophanes: Die Ritter (e)

Aristophanes: Der Friede (e)
Aristophanes: Die Acharner (e) (eGesamtausgabe)
Aristophanes: Die Wespen (e) (eGesamtausgabe)
Aristophanes: Die Frauen beim Thesmophorenfeste (eGesamtausgabe)
Aristophanes: Die Frauen-Volksversammlung (eGesamtausgabe)
Aristophanes: Plutos (eGesamtausgabe)

Letztes Jahr hatte ich mir meine Lieblingskomödie von Aristophanes in elektronischer Form zu Gemüte geführt. Klar, ich bin ja Aischylos-Fan, da muss man halt ab und zu mal in die "Frösche" reinschaun und seinen Lieblings-Tragödiendichter beim Dichterwettstreit in der Unterwelt anfeuern.Da ich schon mal dabei war, habe ich mir inzwischen auch noch den Rest auf den Reader geladen. Also alle elf erhaltenen Komödien des Aristophanes. Außer den Fröschen gibt es auch die Wolken, die Vögel, Lysistrate und die Ritter als Einzelausgaben. Für den Rest habe ich mir die eGesamtausgabe auch noch geholt. Allerdings würde ich für Erstleser doch die kommentierte Gesamtausgabe von Artemis und Winkler empfehlen oder die Reclamausgaben von Fröschen, Vögeln, Wolken, Lysistrate, Frauenfest, Frauen-Volksversammlung und Frieden. Da weiß man wenigstens, wer der Übersetzer ist, und hat ein paar Hinweise zu den vom Autor zitierten und parodierten Dichtern und Politikern.
Nach den Fröschen sind meine Favoriten die Vögel (die ich nie lesen kann, ohne an den Schluss von Heines Wintermärchen zu denken) und die Wolken, die seinerzeit wohl mit dazu beitrugen, dass die Athener den alten Sokrates zum Tode verurteilten. Alle elf sind aber durchaus lesenswert.


Kalmückische Märchen (e)
Als ich das eBook herunterlud, wusste ich zugegebenermaßen nicht, was Kalmücken sind. Also: Es ist ein westmongolisches Volk, das heute eine "autonome russische Teilrepublik" bewohnt.
Sehr interessant finde ich die Komposition des Ganzen. Es hat auch eine Rahmenhadlung, in der der Sohn eines Chans (Khans) für einen Weisen einen Leichnam stehlen soll. Es handelt sich um einen toten Zauberer, in dem noch immer eine übernatürliche Macht ruht. Das Problem: Der Königssohn darf bei dieser Aufgabe nicht sprechen. Er zieht los, schnürt den toten, noch spukenden Leichnam in einen Sack und trägt ihn davon. Da der Weg recht lang ist, muss er unterwegs rasten, und der tote Zauberer bittet, für diese Zeit aus dem Sack herausgelassen zu werden. Hierauf beginnt er, dem Chanssohn eine Geschichte zu erzählen. Der hört schweigend zu. Doch kurz vor Schluss, als es am spannendsten ist, entfährt ihm eine unbedachte, ungeduldige Äußerung. Daraufhin ist der Bann gebrochen, und der tote Zauberer ist frei und schwebt zum Ausgangspunkt zurück. Der Chanssohn stiefelt also wieder los, bannt den Zauber erneut, neues Nachtlager, neues Märchen, und wieder verplappert sich der Zuhörer kurz vor Schluss, und so geht es jede Nacht, immer weiter und weiter, bis der Leser einen bunten Strauß wunderbarer kalmückischer Märchen kennen gelernt hat. Eine herrliche Geschichte.

Juliane Seidel: Assjah II - Die vergessenen Kinder
Der zweite Teil der Assjah-Reihe von Juliane Seidel. Teil 1 hatte ich letztes Jahr gelesen und war begeistert. Jetzt hat die Autorin sich von ihrem Verlag getrennt und bot den zweiten Teil zum Sonderpreis an - nur so lange der Vorrat reicht. Klar, dass ich da zugriff.
Es ist ein wunderschön illustriertes Taschenbuch mit einer zauberhaften Geschichte. Kim, ein junger Rollenspieler und Weltenbauer, hatte in Teil 1 einen magischen Gegenstand gefunden, mit dessen Hilfe er Wesen aus seinen Welten in unsere reale Welt herübertransportieren kann. Doch durch den Einsatz dieses Traumspiegels verschiebt sich das Gleichgewicht der Welten, furchtbare Wesen, die Namaren, bedrohen Kim und seine Wesen, und das Nichts greift nach den von ihm erschaffenen Welten. Auch im zweiten Teil muss sich Kim mit diesem Nichts auseinandersetzen. Doch diesmal ist seine eigene Welt bedroht. Überall verschwinden Kinder, schließlich auch eine Schulkameradin von Kim. Dann tauchen die Namaren wieder auf. Aber sind sie wirklich Feinde? Kann er ihrem Hilferuf vertrauen? Kim und seine Freunde haben eine gefährliche Luftreise und eine Odyssee durch die Wüste zu bestehen, schließlich kommt es zur Konfrontation mit einem mächtigen Gegner.
Erneut ein zauberhaftes Buch, das es wohl bald in neuem Gewand bei einem anderen Verlag zu erwerben gibt. Ich freue mich auf weitere Abenteuer mit Kim, seinen Freunden und seiner Phantasie.

Chinesische Märchen (e)
Ein Buch, das sehr viel über Götter und Heilige erzählt, vieles ist mehr der Sage und Religion zugehörig als dem, was wir unter Märchen verstehen. So erfährt man etwas über die fünf großen Alten, über den Himmelsherrn und seine Töchter und Söhne, über die Himmelskönigin, über Drachenkönige und die Mondfee, den Gott des Reichtums oder den Feuergott. Es geht um kluge und dumme Frauen, um Habgier und Großherzigkeit. Viel wird über Tiere erzählt, etwa über den Fuchs und den Tiger oder die Feindschaft zwischen Hund und Katze.
Mir hat besonders das Märchen von den zehn Bauern gefallen, die während eines Gewitters in einem Tempel Schutz suchten. Da das Unwetter immer stürmischer tobt, glauben sie, dass sich wohl ein großer Sünder unter ihnen befinden muss, dem die Götter übel wollen. Das Los bezeichnet einen der zehn, der den Tempel verlassen soll. Der arme Kerl beteuert seine Unschuld, wird aber von den neun anderen, die um ihr Leben fürchten, erbarmungslos aus dem Tempel in den Sturm hinausgejagt. Doch kaum ist er draußen, schlägt ein Blitz in den Tempel ein, und die neuen bösen Menschen, die ihn hinausgejagt haben, verbrennen mit Haut und Haar.
Mein anderes Lieblingsmärchen ist die Geschichte vom Zauberfass: Ein Mann grub auf seinem Acker ein Fass aus. Als ihm versehentlich eine Bürste hineinfiel, war plötzlich das ganze Fass voll mit Bürsten, die er auf dem Markt sehr gut verkaufen konnte. Später fiel ihm zufällig eine Münze hinein, und das ganze Fass war voller Münzen. Davon wurde er reich. Aber auch hartherzig. Er ließ seinen alten, schwachen Großvater, der zu nichts anderem mehr taugte, fortan bis zur Erschöpfung arbeiten und immer neue Massen von Geldstücken aus dem Zauberfass herausschaufeln. Doch eines Tages brach der alte Mann zusammen, starb und fiel kopfüber in das Fass, woraufhin sein Enkel überschwemmt wurde mit Massen von toten Großvätern. Für die Beerdigung ging sein gesamtes Vermögen drauf, und das Fass zerbrach ihm auch noch ...

Zu Teil 1 des Jahresückblicks: Januar bis März 2015.
Zu Teil 3 des Jahresrückblicks; Juli bis September 2015.
Zu Teil 4 des Jahresrückblicks: Oktober bis Dezember 2015.


© Petra Hartmann


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Jahresrückblick: Januar bis März 2015

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 27 Dezember 2015 · 1.398 Aufrufe
Jahresrückblick
Ein ereignis- und arbeitsreiches Jahr neigt sich dem Ende zu. Mir hat dieses Jahr 2015 erneut eine Reihe von Veröffentlichungen beschert. Ein etwas unglückliches Timing sorgte dafür, dass drei Bücher innerhalb eines Monats herauskamen: Mein historischer Roman "Freiheitsschwingen" bei PersonalNovel, mein Sagenbuch "Hut ab, Hödeken!" im Hildesheimer Verlag Monika Fuchs und meine düstere Fantasy-Novelle "Timur" im Verlag Saphir im Stahl. Außerdem habe ich dieses Jahr zwei geliebte "Jugendsünden" aus den Jahren 1996 und 1997 veröffentlicht, nämlich den "Feuervogel" als Heftroman in der Reihe BunTES Abenteuer und "Ulf. Ein Romanexperiment in zwölf Kapiteln" als eBook bei Neobooks.
Doch nun ein Blick auf meine Lesefrüchte des vergangenen Jahres. Zunächst das erste Quartal. Es ist, wie im vergangenen Jahr, eine Menge "Wiedergelesenes" darunter, das ich als kostenloses oder günstiges eBook erstanden habe, ein paar neu entdeckte Klassiker, etwas Phantastik und etwas Lyrik. Viel Spaß damit - vielleicht ist ja etwas für euch dabei.

Legende:
Ein (e) hinter dem Titel bedeutet, dass ich den Text in der eBook-Fassung gelesen habe.
Blaue Schrift weist auf herausragend gute Bücher hin.
Rot markiert sind Bücher, die ich so abgrundtief schlecht finde, dass ich euch ausdrücklich davor warne.
Bei verlinkten Titeln landet ihr auf ausführlicheren Besprechungen innerhalb dieses Blogs.



Januar

Regine Mengel: Am 13. Tag II: Kis-Ba-Shahid (e)
Der zweite Teil einer zauberhaften Trilogie über ein Mädchen, das von Flaschengeistern abstammt und aus unserer Welt in die geheimnisvolle Welt "Kis-Ba-Shahid" hinüberwechselt (Tel 1 las ich letztes Jahr, gibt es als kostenlose Leseprobe). Sie landet in einem Land, das aus Tausendundeiner Nacht zu stammen scheint - mit sehr vielen humorvollen und parodistischen Elementen aus unserer Welt. Herrlich zum Beispiel die Seherin "Seherazade" und die technischen Errungenschaften der Wahrsagekugeln in Kis-Ba-Shahid, inklusive Faxgerät, oder der jugendliche Dieb Ali Baba, der sich als Haupt einer Bande von 40 Räubern bezeichnet, aber gerade mal sechs Leute aufbieten kann. Wunderbar auch die Schilderungen aus der magischen Bibliothek. Jawohl, auch Bücher haben eine Seele, und wer eines quält, etwa durch Unterstreichungen oder Eselsohren, der soll sich nicht wundern, wenn sie wegfliegen oder sich wehren. Fazit: Ein herrliches Abenteuer, man möchte mehr davon, mehr, mehr und immer mehr.

Lutz Seiler: pech & blende
Ein Fundstück im Lyrikregal beim Buchhändler meines Vertrauens. Ein Gedichtband eines Menschen, der eine ganze Menge kann, keine Frage. Aber mir persönlich gefiel es weniger, vor allem wegen des Zeilenfalls, der meinem Lesegefühl diametral entgegenlief. Anstrengend und unschön, hat mir keinen Spaß gemacht. Nun ist es nicht Aufgabe eines Lyrikers, mir Spaß zu machen, aber ich war mit der Lektüre einfach ziemlich unglücklich.

Günter Abramowski: vor den toren von tag & nacht

Tassilo 14: Die Stufen der Eliandysse

Karl Krolow: Schattengefecht
Ene Sammlung mit theoretischen Texten des Dichters, in denen er sich der Lyrikgeschichte und einigen Motiven widmet. Sehr interessant vor allem der titelgebende Dialog bzw. das Selbstgespräch am Schluss. Macht Lust darauf, sich einmal wieder mit Krolows Lyrik zu befassen.

Herder: Abhandlung über den Ursprung der Sprache (e)
Ein Text, den ich während des Studiums als Reclamheft gelesen habe. Unvergessen die Diskussionen im philosophischen Seminar von Karl-Friedrich Kiesow darüber. Ein Wiedersehen mit dem Lamm ("Du bist das Blökende") und dem Menschenkind, das unter Bären herumkraucht, und der Feststellung, dass der Mensch schon von Anfang an Sprache hat. Ein wichtiger, wenn auch stellenweise etwas verworrener Text. Zum Wiederlesen ist das kostenlose eBook ganz okay, Ensteigern würde ich für de Erstlektüre aber doch die kommentierte Reclamfassung empfehlen.

Valerian & Veronique 19: Am Rande des Großen Nichts
Valerian & Veronique 20: Das Gesetz der Steine
Valerian & Veronique 21: Der Zeitöffner
Letzter Band der Gesamtausgabe: Der Abschluss der wunderbaren Serie, erneut märchenhaft und bezaubernd, ein Eintauchen in eine andere Welt voller phantastischer Details. Diese Hardcover-Gesamtausgabe bei Splitter hat sich echt gelohnt, die jeweiligen Einleitungen und die Aufmachung stimmen, ein Buch, das jeden Cent wert ist.

Dirk van den Boom: Ein Leben für Leeluu (D9E 5)
Der fünfte Band der SF-Reihe "Die neunte Expansion" erzählt von der Vorbereitung einer Revolution und einem Sabotageakt in einer Welt, die etwas ganz anderes ist, als sie zu sein scheint. Sprache, Handlungsführung und Personenzeichnung sind hervorragend, und das Überraschungsmoment am Ende, als die geheimnisvollen Helfer ihr eigentliches Objekt der Begierde erlangen, hat mir sehr gut gefallen. Eine deutliche Steigeung gegenüber dem Auftaktband "Eine Reise alter Helden" (der ja auch nicht schlecht war). Ich freue mich schon auf die weiteren Abenteuer dieser Helden.

Stille. Die besten Geschichten der Storyolympiade 2013/2014
Das Buch enthält die besten Beiträge zum Wettbewerb, 29 sehr unterschiedliche Texte, in denen sich 30 Autoren mit dem Thema "Stille" auseinandergesetzt haben. Außer den drei Siegertexten "Namu" (Günter Wirz, Geschichte einer Art magischen Initiation oder Visionssuche), "Verbindungsabbruch" (Daniel Schlegel, eher Cyberpunk) und "Der Gesang der Engel" (Vanessa Kaiser und Thomas Lohwasser, eine Art Thriller mit Kindheitstrauma und Hexenhausmotiv) möchte ich vor allem "Helfen Sie der Vigilanz!" von Thomas Heidemann als einen der wenigen humoristischen Beiträge sowie den eher märchenhaften Text "Der Wassermann vom schwarzen Weiher" hervorheben. Aber auch die anderen sind ausgesprochen lesenswert, Totalausfälle gab es nicht.

Antonia Michaelis: Niemand liebt November
Wahrscheinlich habe ich es in diesem Blog schon ziemlich oft geschrieben: Ich liebe Antonia Michaelis. Und wenn niemand November liebt, ich liebe auch diese November. November ist der Name, den sich eine 17-Jährige gibt, die ihre Eltern finden will. Als Vierjährige wurde sie plötzlich von ihnen verlassen, stieg dann auf der Suche auch noch in eine Bahn und weiß nun nicht einmal, in welcher Stadt sie suchen soll. Nach Jahren in diversen Heimen schaffte sie es abzuhauen. Zusammen mit ihrer Katze macht sie sich auf die Suche. Sie hat nur einen Anhaltspunkt: Die Adresse einer Kneipe, in der ihr Vater oder ihre Mutter einmal verkehrt haben soll.
Antonia Michaelis gießt über ihre Heldin die ihr eigene ganz besondere Mischung aus Dreck und Zauber aus. November erlebt Dinge, die man einer Minderjährigen - und auch einer Erwachsenen - gar nicht begegnen lassen möchte. Alkohol, Zigarretten, Sex mit widerlichen älteren Männern, die sie bezahlen, Perversitäten. Doch immer ist da die Katze, die eigentlich gar nicht mehr leben dürfte, so alt ist sie, und da ist noch der geheimnisvolle Junge, der mitten im kältesten Winter in seinem Zelt liest und für November ein sanftes, freundliches Licht spendet. Immer wieder scheint die Spur ihres Vaters verloren zu gehen, immer wieder stößt November dann doch noch, wie von einer freundlichen, übernatürlichen Macht geführt, auf einen neuen Hinweis.Und wird es ihr gelingen, die verlorenen Eltern tatsächlich zu finden und wieder zu vereinen? Nun, Antonia Michaelis ist keine Schönwetterautorin, und ein Happy End mit rosa Wolken wäre wirklich nicht stimmig gewesen. Aber es ist ein gutes Buch, ein verdammt gutes.

Christoph Martin Wieland: Glycerion und Menander (e)
Wielands Briefromane über Helden aus der Antike gehören zum besten, was die deutsche Literatur zu bieten hat. Leider ist dieser Klassiker immer noch ein Geheimtipp und wird wohl auch immer einer bleiben. Vor allem, da seine Texte doch einige Ansprüche an mythologisches, literarisches und historisches Hintergrundwissen stellen. Ich habe den Briefwechsel von Glycerion, Menander und ihren jeweiligen Vertrauten Mitte der 90er Jahre erstmals gelesen, in der sehr schönen, leider unkommentierten Ausgabe bei Haffmanns. Anfang des 3. Jahrtausends gönnte ich mir die Hörbuchfassung, gelesen von Jan Philipp Reemtsma. Beide Ausgaben seien euch ans Herz gelegt. Auch die eBook-Fassung ist in Ordnung, ich würde sie aber wegen der Flüchtigkeit des Lesens am Reader eher für Wiederleser als für Erstleser empfehlen.
Wieland erzählt in diesem Buch eine Liebesgeschichte ganz eigener Art. Der Komödiendichter Menander, neben dem großen Aristophanes der bekannteste griechische Dichter in diesem Genre, und die junge Frau Glycerion, die bekannt wurde durch die schönen Blumenkränze, die sie zu binden weiß, verlieben sich in einander. Schon lange vor der ersten Begegnung sind beide dem jeweils anderen zugeneigt. Glycerion verehrt den Dichter und liebt seine Stücke, sie leidet schwer daran, wenn andere, weniger begabte Dichter bei den großen Dionysien den Preis davontragen. Als sie in Athen dabei ist, wie ein schlechter Dichter den Sieg über ihren Liebling davonträgt, verkündet sie im Theater, sie wolle für Menander einen Siegerkranz winden, der viel schöner ist als der Theaterlorbeer, den ein unverständiges Volk vergab. Doch auch Menander ist schon lange verliebt in Glycerion. Er sah ein Bild, für das sie Modell gestanden hatte, und kann seither nur an sie denken. Menander und Glycerion kommen sich näher, eine besondere Freundschaft, Liebe, Beziehung, was auch immer beginnt. Aber Wieland wäre nicht Wieland, wenn er es mit einer plumpen Heirat und einem Happy End ausklingen ließe. Nach und nach emanzipiert sich die schon von Anfang an sehr selbstsichere und kluge Glycerion und schafft es, sich sehr stilvoll von ihrem Idol zu verabschieden. Einfach ein besonderes, kluges Büchlein, das nicht zu Ende ist, wenn man den letzten Brief gelesen hat.

Michael Buttler: Der Teufels-Vers

Maraba: Gedichte vom höchsten Ast des Kirschbaumes (e)

Holger Ehrhardt (Hrsg.): Dorothea Viehmann
Dorothea Viehmann war eine der wichtigsten Quellen der Brüder Grimm, als sie sich auf die Suche nach Märchen machten. Im Vorwort der Kinder- und Hausmärchen ist sie beschrieben als eine alte, einfache Frau aus dem Volke, geradezu als die Ur-Märchenerzählerin und weise Frau schlechthin. Neben der "Ewig", der alten Kinderfrau im Hause Grimm, war sie es, die das Bild der Märchenerzählerin geprägt hatte. Genau so wollten es die Grimms ja haben: Anonym überlieferte Märchen, die sich im Herzen der alten, einfache Menschen bewahrt hatten, unverkünstelt, direkt aus dem Munde des deutschen Volkes, wobei die einzelnen schlichten Erzähler gar nicht selbst wussten, welche Schätze sie da in sich trugen; sie waren nicht gestaltende Schöpfer, sie waren nur das Medium, durch das etwas Älteres, Großes sich offenbarte. Die Grimms wollten es so sehen. Sie fanden, was sie suchten und sehen wollten.
Das hier vorliegende Büchlein versammelt einige Essays über die "Viehmännin" und ihre Lebensumstände, sehr interessant vor allem im Vergleich zu dem Buch über Marie Hassenpflug, das ich kurz zuvor gelesen hatte. Vor allem erscheint mir die Tatsache bemerkenswert, dass auch die angeblich so einfache und urdeutsche Frau genau wie die Hassenpflug-Schwestern hugenottische Vorfahren hatte, auch hier kommt also das französische Erbe unserer "deutschen Volksmärchen" zum Tragen. Eine sehr spannende Entdeckung aus der Ahnenforschung förderte zudem ans Licht, dass die Viehmännin, was sie selbst nicht wusste, Cousine vierten Grades sowohl Goethes als auch Savignys war. Letzterer hatte ja auch seinen Anteil daran, dass die Grimms auf die alter Frau aufmerksam wurden. Ein spannendes Buch also. Schade, dass es nicht dicker geworden ist.



Februar

Sunzi: Die Kunst des Krieges (e)
Absoluter Klassiker, der auch in der modernen Management-Literatur wieder eine Rolle spielt. Ich habe ihn mir vor einigen Jahren als kleines gebundenes Büchlein zu Gemüte gefürt, jetzt wiedergelesen als kostenloses eBook. Ich muss gestehen, dass es in beiden Versionen nicht ganz mein Fall ist, mir ist die fernöstliche Denkart einfach zu wesensfremd. Einige der Anekdoten sind auf jeden Fall nachdenkenswert, einige der enthaltenen Lehren sollte man natürlich beherzigen (kenne das Terrain, sei gut vorbereitet etc.).

Kurt Tucholsky: Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte (e)
Meine große Tucholsky-Phase hatte ich in den Jahren 1988 und 89. In dieser Zeit las ich auch erstmals sein "Bilderbuch für Verliebte" als Taschenbuch (rororo). Sehr nett die Vorworte zu den jeweiligen Neuauflagen und die Seitenhiebe auf den armen Verleger, der immer "zusetzen" muss. Claires Sprache finde ich nach wie vor albern, auch wenn das Wiedersehen mit der Frage "Ob es hier Bärens gibt?" ganz nett war. Kein schlechtes Buch, aber den Vergleich zu "Schloss Gripsholm" hält es in keinster Weise aus. (Ach ja: Kennt eigentlich einer von euch den Film dazu? Ich habe ihn - wohl auch vor 20-25 Jahren mal gesehen und mich gefragt, wo eigentlich der Zusammenhang mit dem Buch liegt. Irgendwie passte das gar nicht zusammen.)

Kurt Tucholsky: Schloß Gripsholm (e)
Ebenfalls wiedergelesen. Die Taschenbuchausgabe las ich 1988 oder 89 im Aufenthaltsraum meiner alten Schule, kurz vor dem Abi. Eine Liebesgeschichte? Du liebe Zeit was soll das? Lieben Sie? Mit einem launigen Briefwechsel zwischen Verleger und Schriftsteller beginnt Kurt Tucholsky dieses Buch, das ich für sein schönstes halte. Eine Liebesgeschichte à la "Die Gräfin raffte ihre silberne Robe und fiel wortlos die Treppe hinunter" will sich der Autor denn doch nicht abgeben und schlägt stattdessen eine Sommergeschichte vor. Eine Sommergeschichte auf dem schwedischen Schloss Gripsholm, auf dem ein junger Mann und eine junge Frau ihren Urlaub verbringen. Später schauen noch Freund Karlchen und Freundin Bille herein. Es gilt, die Landschaft zu erkunden und ein Kind aus den Fängen einer herzlosen Kinderheim-Feldwebelin zu retten, daneben gibt es einige Seitenhiebe auf üble Chefs, und es ist sehr viel Sommer und Sonnenschein darin. Eine der drei schönsten Sommergeschichten, die ich kenne. Da können nur noch die "Ferien auf Saltkrokan" und Bergengruens "Rittmeisterin" mithalten. Erstaunlicherweise auch Bücher, in denen gar nicht so umwerfend viel "passiert". Nur Sommer und Sonne passieren dort und etwas Wasser.


Goethe: Götter, Helden, Wieland (e)
Kostenloses eBook aus der Public Domain. Nette, etwas böse Parodie vom Altmeister auf den Oberaltmeister der deutschen Literatur. Die Wieland-Lukianische Tradition der Göttergespräche auf die damalige moderne Zeit ausgeweitet und dabei den alten, liebenswerten Wieland gehörig durch den Kakao gezogen. Man braucht etwas Hintergrundwissen beim Lesen, es macht aber Spaß.

Reinhard Kleist: Der Traum von Olympia

Valerian & Veronique 22: Souvenirs der Zukunft
Das Album nach den Abenteuern der Raumzeitagenten ... Es bietet einige kürzere Episoden aus dem Leben einiger Begleiter der beiden Helden. Erneut zauberhaft, wundervoll und zum Träumen. Es ist eine Binsenweisheit, dass man aufhören soll, wenn es am schönsten ist. So betrachtet, war dies wirklich ein guter Zeitpunkt aufzuhören. Ich hätte mich noch gern weiter in Valerians und Veroniques Welten verloren.

Linda Budinger: Im Keller des Killers (e)
Brrr ... Wie krank ist das denn? Da lädt man sich nichtsahnend einen Thriller seiner guten alten Freundin Linda Budinger auf den Reader, von der man so viele sensible und zauberhafte Fantasy-Abenteuer gelesen hat - und plötzlich steckt man mitten in einem Albtraum fest und irrt zusammen mit einem Liebespaar durch den Keller eines perversen Mörders und Plastinators, der aus Leichenteilen einen Horrortrip der übelsten Art zusammengestellt hat. Das eBook ist irre. Irre gut. Grauenerregend. Gänsehaut pur. Unvergesslich. Grandios gruselig. Ich weiß gar nicht, ob ich euch das jetzt empfehlen oder lieber verbieten soll. Auf jeden Fall würde ich keinem raten, es zu lesen, wenn er nachts allein im Haus ist. Brrr ...


Wilhelm Hauff: Das kalte Herz und andere Märchen (Reclam)
Absoluter Klassiker. Enthält außer der Titelgeschichte "Das kalte Herz" die Märchen vom "Gespensterschiff" und "Kalif Storch". Einer der ganz großen Märchenerzähler neben den Grimms und Hans-Christian Andersen, mit dem man sich als Märchenforscher unbedingt mehr befassen sollte.

Seneca: De vita beata / Vom glücklichen Leben. Lateinisch/Deutsch (Reclam)
Der Mann hat ziemlich oft Recht. Grundlegender, nicht allzu umfangreicher Text, gut aufbereitet, ordentliche und lesbare Übersetzung.

Gottfried Martin: Sokrates (Rowohlt-Monographie)
Gut geschriebene und eingängige Darstellung von Leben und Gedankenwelt des Sokrates in bewährter Rowohlt-Monographien-Qualität. Vielleicht ein wenig redundant, einiges wurde einfach so oft wiederholt, bis es selbst der Dümmste kapiert hat. Aber gerade darum auch empfehlenswert.

Die 5 Meeresfreunde

Hildesheimliche Autoren e.V.: Hildesheimer Geschichte(n)
Die Anthologie des Autorenvereins zur 1200-Jahr-Feier der Stadt Hildesheim erzählt Geschichten aus der Historie der Domstadt, beginnend mit dem Rosenstock-Wunder des Jahres 815, der Gründungslegende, über mittelalterliche und frühneuzeitliche Prominente aus Hildesheim (wie Albertus Magnus oder Didrik Pining, den Entdecker Amerikas), über Sagengestalten wie den Huckup und Hödeken (letzterem habe ich ein Denkmal im Buch gesetzt), über Arschlöcher wie die Nazis bis hin zu Spekulationen über die Zukunft und außerirdische Besucher. Ein sehr vielschichtiges Buch also. Auch für Nicht-Hildesheimer.

Laurence Sterne: Tristram Shandy (e)
Wer den Tristram Shandy nicht kennt, weiß überhaupt nicht, was ein humorvoller Roman ist. Ein umwerfendes Buch, absoluter Klassiker und unverzichtbarer Bestandteil einer jeden Bibliothek eines jeden Literaturliebhabers. Ich habe das Werk 1991 durch eine Vorlesung von Jürgen Peters an der Uni Hannover kennen gelernt und sofort gemerkt, dass es hier um etwas ganz Besonderes geht. Am nächsten Morgen holte ich mir die Reclamausgabe und hatte das ziemlich dicke Buch in wenigen Tagen durchgekaut. Die eBook-Ausgabe ist auch nicht unbedingt schlecht, allerdings muss ich vor der Anschaffung warnen: Da die elektronische Fassung auf die Zweitauflage zurückgeht, fehlen hier so wichtige Elemente wie die in der Sterne-Diskussion immer wieder zitierte schwarze Seite, die weiße Seite und die marmorierte Seite. Ihr werdet also nach Lektüre des eBooks im Gespräch mit Sterne-Kennern manchmal das Gefühl haben, dass euch etwas fehlt ...

Hörspiel

Geister-Schocker: Griff aus dem Dunkel (Earl Warren)
Sehr stimmungsvolles, akustisch hochdramatisches Hörspiel über einen Familienfluch. Sollte man nicht unbedingt nachts allein im Auto hören, wenn man etwas schreckhaft ist.


März

D.W. Schmitt: Perlamith 4 - Die Silberbrigade
Der Abschluss der Perlamith-Tetralogie, die ursprünglich mal eine Pentalogie hatte werden sollen. Schmitt schildert den Einsatz einer Eliteeinheit, die unter dem Kommando eines mysteriösen Fremden mit seltsamen Kräften einen außerirdischen bzw. außerperlamithischen Stützpunkt stürmen muss. Es geht um einen geheimnisvollen Treibstoff, sehr unterschiedliche nichtmenschliche kosmische Zivilisationen und die Frage nach der Verantwortung.
Ich halte diesen Abschlussband für den besten und am klarsten strukturierten Band der Serie. D.W. Schmitt führt seine Figuren diesmal sehr zielstrebig durch die Handlung, das Buch ist nicht ganz so verschlungen wie die Vorgängerbände. Eigentlich schade, dass es vorbei ist. Aber vielleicht liest man ja nochmal etwas Neues von diesem Autor?

Ludger Christian Albrecht: Neue Freiheit (e)
Lyrik, speziell Lyrik zur Verarbeitung einer gescheiterten Beziehung, autobiographisch, wie das Vorwort des Verfassers erläutert. Zum Teil etwas naiv und simpel, da reimt tatsächlich noch jemand "Herzen" auf "scherzen". Zum Teil sehr pathetisch. Hervorzuheben ist aber der leichte, unverkrampfte Tonfall und der am Ende doch recht positive Umgang mit der Trennung, immerhin sagt schon der Titel, was das Auseinandergehen auch bedeutet: Neue Freiheit. Was den Preis angeht: Ich glaube mich zu erinnern, dass ich es damals für Null Euro, meinethalben auch 99 Cent oder 1,99 erworben habe. Der aktuelle Preis von 9,99 Euro erscheint mir recht hoch - sowohl was die Qualität als auch die Quantität der Gedichte angeht.

Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts (e)
Neben "Des Lebens Überfluss" die wohl schönste und leichtfüßigste Novelle der deutschen Romantik. Manchmal möche man selbst wie Eichendorffs Taugenichts einfach so mit der Geige in die Welt hinausziehen. Ebenfalls ein Büchlein, das ich Anfang der 90er Jahre in der Reclamfassung kennen und lieben lernte und jetzt in der kostenlosen eFassung noch einmal entdeckte. Es hat in der Zwischenzeit nichts von seinem Zauber verloren.

Rabindranath Tagore: Gitanjali (e)
Die eBook-Ausgabe greift zurück auf die Übersetzung von Marie Luise Gotheim, die den Titel mit "Hohe Lieder" wiedergibt, anderswo habe ich auch schon "Sangesopfer" als Titel gefunden. Ein zum Teil sehr interessantes, schönes und weises Buch, mit dem ich aber doch nicht recht warm geworden bin. Letzten Endes blieben alle meine Ausflüge in die indische Literatur immer ein wenig ... funkenlos. Da ist nichts, was überspringt, auch wenn Tagore schon recht modern ist und sich von vielen Tradtitionen gelöst hat, er steht nun einmal in einer anderen Tradition als ich, vielleicht klappt es später irgendwann einmal mit uns.

Indische Liebeslyrik, übersetzt von Friedrich Rückert (e)
Eine Blütenlese aus indischen Klassikern, darunter Kalidasa und die Geschichte von Nala, übersetzt von Friedrich Rückert. Nicht direkt schlecht, aber ich bin weder Rückert- noch Indienfan, da kamen einfach zwei Tonfälle zusammen, die mir gar nicht liegen.

Gustav Schwab: Die schöne Melusine (e)
Ich hatte mich ja kürzlich hier mit der alten Sage um Melusine und mit dem Melusinenbuch von Thüring von Ringoltingen befasst. Während ich euch den Thüring-Text nicht unbedingt empfehlen kann, sei euch diese Nacherzählung von Gustav Schwab nachdrücklich ans Herz gelegt. Der Mann kann erzählen und versteht es, alte spröde Stoffe für moderne Leser aufzubereiten. Nicht umsonst ist sein Buch über die Sagen des Altertums so bekannt geworden. Auch seine Bearbeitungen alter deutscher und französischer Stoffe sind sehr lesbar. Also, ran an die Melusine.

Gedanken im Sturm (e)
Eine Anthologie, die von Nicole Rensmann nach den Anschlägen vom 11. September 2001 ins Leben gerufen wurde. Später auch als eBook erschienen. Ich habe ziemlich lange gebraucht, um mir die Sammlung anzuschaffen, wie man sieht. Aber als Nicole auf Facebook verkündete, sie werde das eBook nun endgültig aus dem Verkehr ziehen, musste ich einfach zugreifen. Eine sehr lesenswerte Anthologie, auch und gerade jetzt mit dem großen zeitlichen Abstand. Einiges ist inzwischen natürlich überholt, aber vieles davon kann man auch heute noch so unterschreiben. Gerade jetzt wieder nach den Anschlägen von Paris und und und ...

Andrea Tillmanns: Wo liegt denn nun die Leiche?

Theodor Mundt: Madonna (e)
Es gibt Bücher, die begleiten einen Menschen sein ganzes Leben lang. Ein Buch, das mich seit meinem ersten Semester an der Uni Hannover begleitet, ist die "Madonna" von Theodor Mundt. Mundt, mein Leib- und Magen-Autor, über den ich später auch meine Doktorarbeit verfasste, hatte diesem respektlosen, hochphilosophischen, schwerverdaulichen und dickleibigen Buch einiges zu verdanken, vor allem das Scheitern seiner Universitätskarriere und ein Berufsverbot sowie seinen, wenn auch kleinen, Eintrag in der Geschichte der deutschen Literatur als einer der Wortführer einer Bewegung, die man das "Junge Deutschland" nannte.
Die "Madonna" war das erste Buch, das ich mir in der niedersächsischen Landesbibliothek als Fernleihe besorgte, und da ich die uralten, frakturgedruckten Seiten nicht fotokopieren durfte, schrieb ich in guter alter Klostertradition das ganze Buch einfach ab. 436 Seiten. Das hat mich stark geprägt. Und man lernt ein Buch sehr gut kennen dadurch. Noch heute kann ich weite Passagen der Madonna nahezu auswendig zitieren, zumindest sinngemäß. Würde ich jedem Literatur-Studenten empfehlen, der sich in ein Buch richtig einleben möchte.
Zum Hintergrund gibt es hier im Blog zwei Einträge, in denen ihr noch etwas mehr über Mundt und seine Madonna erfahren könnt:
Rezension zur Zenodot-Ausgabe
Mundts Madonna, die Zensur und die verlorene Professorenstelle

A.S. Jones: Die schwarze Fledermaus 1 - Blutgeld
Ein Buch, das lange aus meinem SUB (Stapel ungelesener Bücher) lag. Ich habe es vermutlich auf dem Buchmesse-Convent in einer Con-Tüte erhalten und wusste nicht so recht etwas damit anzufangen. Aber irgendwann war es dann doch auf den Spitzenplatz des Stapels gelangt und wurde gelesen. Die schwarze Fledermaus ist ein Held, der seine hohe Zeit in der guten alten Pulp-Klassik-Epoche hatte, sich aber immer noch einer großen Fangemeinde erfreut. Jetzt also ein neues Abenteuer. Der Held ist eigentlich Anwalt, löst aber nachts in der Maske der "schwarzen Fledermaus" diejenigen Kriminalfälle, mit denen die Polizei nicht fertig wird. Die Assoziation an Batman liegt natürlich auf der Hand, aber auch eine gewisse Erinnerung an Marvels Daredevil schwingt mit, da das Alter Ego der Fledermaus vorgibt, blind zu sein. Der Fall "Blutgeld" selbst ist recht spannend und temporeich erzählt, lässt sich gut lesen und hat mir gefallen. Mal sehen, vielleicht finde ich mal wieder eine Fledermaus in einer Con-Tüte.

Carolyn Lucas: Vermächtnis der Engel (e)
Männliche und weibliche Engel befinden sich seit Äonen im Krieg. Seit einiger Zeit gibt es zwar eine Art Frieden, doch der ist brüchig und bedroht. Die junge Menschenfrau Sarah ist der Schlüssel, das Wesen, das über Krieg und Frieden und über die Macht entscheiden kann. Beide Parteien versuchen, ihrer habhaft zu werden. Doch nicht nur Machtpolitik und Ehik, sondern auch die Liebe hat ein Wort mitzureden. Ausgerechnet zwischen Sarah und einem Engel funkt es gewaltig. Für seine Chefs ein eindeutiger Sündenfall. Gibt es eine Zukunft für ihre Liebe?
Carolyn Lukas hart einen guten, flüssigen Schreibstil und versteht es, dem alten Thema der Liebe zwischen Mensch und Engel/Vampir/Werwolf/Wasauchimmer eine neue Seite abzugewinnen. Das eBook ist leicht und schnell zu lesen und viel eher zu Ende, als man erwartet. Ich war etwas verwirrt, bis ich schließlich feststellte, dass es der Auftakt zu einer Trilogie ist. Mal sehen, demnächst hole ich mir wohl den zweiten Teil.

Asbjörnsen/Moe: Norwegische Volksmärchen II (e)
Asbjörnsen und Moe sind für Norwegen ungefähr das, was die Grimm-Brüder für Deutschland sind. Sie sammelten alte norwegische Volksmärchen und vereinigten sie zu einer Sammlung, die sich vor den Kinder- und Hausmärchen nicht verstecken muss. Meine ersten Asbjörnsen-Moe-Märchen las ich als Kind, während eines Norwegen-Urlaubs mit Eltern und Schwester, das war vermutlich in Loen am Nordfjord, 1977. Ein recht dünnes Taschenbuch mit den drei bekannten Ziegenbock-Brüdern auf dem Titel. Ich habe es noch immer. Jetzt also die eBook-Ausgabe, die wesentlich umfangreicher ist. Teil 1 habe ich bereits letztes Jahr gelesen, Teil 2 war jetzt dran. Bevorwortet bemerkenswerterweise vom guten alten Ludwig Tieck. Enthält unter anderem die Geschichte der sieben Füllen, des norwegischen (männlichen) Aschenbrödels, der drei Böcke Brausewind, "Östlich der Sonne und westlich vom Mond" und den köstlichen Schmierbock. Unbedingt empfehlenswert.


Zu Teil 2 des Jahresrückblicks: April bis Juni 2015.
Zu Teil 3 des Jahresrückblicks: Juli bis September 2015.
Zu Teil 4 des Jahresrückblicks: Oktober bis Dezember 2015.


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Ulrich Wißmann: Tanz mit Schlangen

Geschrieben von Petra , in Indianer 27 Dezember 2015 · 1.359 Aufrufe
Indianer, Hopi, Navaho und 1 weitere...

Frank Begay, der Navaho-Cop mit dem sicheren Blick für Fährten und großem Respekt vor indianischen Traditionen, muss seinen vierten Fall lösen. Autor Ulrich Wißmann führt ihn diesmal - nach Ermittlungen bei den Lakota, Apachen und im Navaho-Land - ins benachbarte Gebiet der Hopi.
"Tanz mit Schlangen" lautet der programmatische Titel. Beim berühmten Ritual des Schlangentanzes ist der älteste und erfahrenste Tänzer umgekommen. Alles sieht nach einem Unfall aus - bis die Schlange, die ihn beim Tanz gebissen hat, näher untersucht wird.
Begay ermittelt an der Seite seines Freundes, des weißen FBI-Agenten Jackson Caldwalder, mit dessen Hilfe er bereits seinen dritten Fall gelöst hat, sowie seines Kollegen Charlie von der Hopi-Stammespolizei. Charlie hattte geistesgegenwärtig die Schlange "sichergestellt", die als Mordwaffe "präpariert" worden war. Bei dem Ritual werden gewöhnlich sattgefütterte Schlangen verwandt, die träge sind und ihren Giftvorrat verbraucht haben. Doch Albert Tasajeswa war eine hungrige, giftgfüllte und zum Überfluss auch noch mit zwei Messerschnitten verletzte Schlange gereicht worden. Kein Wunder, dass das Reptil zubiss.
Begay, Caldwalder und Charlie befragen alle Mitglieder der Schlangen-Kiva, die für das Ritual zuständig waren, doch viel erfahren sie nicht. Viele der alten Hopi-Riten sind geheim, vieles wird selbst Stammesgenossen nicht verraten. Ja, der Verstorbene hatte Streit mit den Weißen, die eine Kohlemine in der Nähe betrieben haben und nun die Förderung wieder aufnehmen wollen. Auch innerhalb der Schlangen-Kiva hatte der Traditionalist einige Gegner, die die Riten gern etwas "zeitgemäßer" durchführen und für Touristen öffnen wollten, um etwas Geld in die klamme Stammeskasse zu bringen. Aber ein Mord? Und gar durch die Hand eines Hopi? Eines Angehörigen des Volkes, das als eines der friedliebendsten Indianervölker überhaupt gilt? Für alle Befragten so gut wie undenkbar. Dann stellt sich heraus, dass es schon zuvor einen Mord gegeben hat ...
Ulrich Wißmann erweist sich erneut als Kenner indianischer Bräuche und Denkweisen. Man erfährt sehr viel über Kultur und Geschichte der Hopi in diesem Buch. Sehr nachdenkenswert ist auch das Gespräch, das Begay mit dem Weißen Randy führt, der in den Stamm aufgenommen wurde und jetzt bei den Hopi lebt.
Etwas weniger gelungen erscheinen erneut der Spannungsbogen und die Handlungsführung. Die Geschichte kommt nur sehr langsam in Fahrt. Begay und Caldwalder führen in der ersten Hälfte ziemlich viele ergebnislose Gespräche, die fast immer den gleichen Wortlaut und das gleiche Ergebnis hatten. Hier hätte man raffen oder variieren müssen. In der zweiten Hälfte nimmt die Sache dann deutlich Fahrt auf, das Tempo erhöht sich, die Spannung steigt bis hin zum dritten Mord und zur finalen Konfrontation. Sehr schön, auch wenn ich das dritte Mordopfer nicht so gern unter den Toten gesehen hätte. Etwas an den Haaren herbeigezogen ist auch die Art, wie Begay das Computer-Passwort des Mörders knackt. Das hatte das Niveau einer unterdurchschnittlichen Drei-Fragezeichen-Folge.

 

Fazit: Detailreicher und sachkundig geschrieberner Roman, in dem man sehr viel über das Leben der Hopis erfährt. An der Krimi-Handlung könnte noch einiges verbessert werden, ansonsten wieder ein interessanter und lesenswerter Fall eines besonderen Cops. Ich freue mich auf Teil fünf.

 

Ulrich Wißmann: Tanz mit Schlangen.Tödliche Zeremonie bei den Hopi. Ethno-Krimi. Hohenthann: TraumFänger Verlag, 2015. 183 S., Euro 9,90.

 

Weitere Frank-Begay-Krimis von Ulrich-Wißmann
Skalpjagd
Wer die Geister stört
Böser Zauber

 

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Emilia Jones: Michelles Verführung

Geschrieben von Petra , in Bücher - phantastisch 26 Dezember 2015 · 1.615 Aufrufe
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"Michelles Verführung" heißt ein kleiner erotischer Appetithappen aus der Feder von Emilia Jones. Die Novelle ist ein Seitenstück zur Romanserie um den Brüsseler Vampirclub "Club noir", war schon einmal als Beitrag zu einer Anthologie zu lesen und ist nun endlich auch als Separatdruck in Taschenbuchform erhältlich.
"Michelles Verführung" spielt zeitlich zwischen den Romanen "Club noir" und "Blutnächte" und wird auf dem Buchrücken als "Teil 1,5" der Serie bezeichnet. Es werden kurz die beiden Hauptfiguren aus Band eins, Andrew und Jesse, erwähnt und man erfährt, dass Michelle in Andrew verliebt war, doch dies hat keinen weiteren Einfluss auf den Handlungsverlauf. Man kann die Novelle also ohne Vorkenntnisse lesen und genießen.
In Brüssel betreiben die Vampire, statt Nacht für Nacht auf Menschenjagd zu gehen, einen Club, in dem auch Menschen, meist junge, hübsche Frauen verkehren, die sich den Vampiren, betört von der sinnlichen Ausstrahlung dieser Nachtschwärmer, sexuell hingeben und sich in der Ekstase auch gern etwas Blut abzapfen lassen. Michelle ist eine dieser menschlichen Club-Besucherinnen. Allerdings lässt sie sich auf keine erotischen Abenteuer mit den Vampiren ein, sondern spendet lediglich gegen Geld von ihrem Lebenssaft. Ein Verhalten, das die männlichen Vampire auf sie aufmerksam macht und sie provoziert. Einer der abgeblitzten Freier schlägt schließlich ene Wette vor. Der charismatische Raoul soll unter Beweis stellen, dass er wirklich jede Frau herumkriegen kann, und die spröde Michelle verführen.
Emilia Jones hat sich als Autorin erotischer Romane bereits einen Namen gemacht und zeigt hier, dass sie auch die "kleinere Form" der Novelle beherrscht. Auf nur 80 Seiten treibt sie die Handlung voran, lässt den Leser Charakterentwicklung und Emotionen der Heldin miterleben und bietet einige prickelnde Höhepunkte aus dem Liebesleben der Blutsauger dar. Wieder einmal ein kleines erotisches Kabinettstückchen, dem man es anmerkt, dass es mit sehr viel Herzblut geschrieben wurde.

 

Fazit: Vampir-Erotik vom Feinsten. Für Fans der Brüsseler Vampire aus dem "Club noir" ein Muss. Und für alle, die noch nicht wissen, was sie bei Emilia Jones erwartet, ein guter Einstieg in die Vampirsaga.

 

Emilia Jones: Michelles Verführung. Lautertal: Plaisir d'Amour Verlag, 2015. 84 S., Euro 6,90.

 

Mehr von Emilia Jones:
The Black Club, London
Michelles Verführung
Geschmeidig - erotische Tanz-Geschichten
Teufelskuss und Engelszunge
Sinnesrauschen I: Ginas Bar
Sinnesrauschen II: Spielsüchtig

 

Von Ulrike Stegemann:
Dämonenfriedhof
Weihnachtsmann auf Diät

 

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Lilith Kalluna: Kinder der Dunkelheit I - Der Prophet

Geschrieben von Petra , in Bücher - phantastisch 26 Dezember 2015 · 1.081 Aufrufe
Bücher - phantastisch und 3 weitere...

Erinnert ihr euch noch an die Reihe "Weltenwanderer" des Arcanum-Verlags? Eine der schönsten Novellen, "Kinder der Dunkelheit", ist nun in neuem Gewand wieder erhältlich. Autorin Lilith Kalluna (Lilith Kirchner) hat die Geschichte überarbeitet und nun als eBook bei Neobooks neu herausgegeben. Das Gute: Die Geschichte geht weiter. Auf den ersten Teil - jetzt unter dem Titel "Der Prophet" erhältlich - sollen noch zwei weitere folgen.
"Kinder der Dunkelheit" spielt in einer mittelalterlich geprägten Welt, in der eine an die christliche Kirche erinnernde Religionsgemeinschaft das Sagen hat. In streng dualistischer Tradition wird hier das Licht mit dem Guten und Göttlichen verbunden. Aber es gibt auch noch eine "dunkle Seite", die des angeblich Bösen und Widergöttlichen, die von den Priestern mit allen Mitteln bekämpft wird.
Von Zeit zu Zeit werden Kinder mit besonderen Fähigkeiten geboren. Fähigkeiten, die sich die Priester nicht erklären können - und daher eindeutig als böse brandmarken. Im besten Falle landen die Kinder in Heimen, und ihre Kräfte werden neutralisiert. Doch dann träumt einer der Priester von einem besonders starken Vertreter der "anderen Seite": Der "Prophet der Dunkelheit" werde erstarken und den Orden des Lichts womöglich besiegen und auslöschen, fürchtet er. In Träumen und Visionen versucht er, dem gefährlichen "Propheten" auf die Spur zu kommen, und stellt zu seiner Überraschung fest, dass es sich noch um ein Kind handelt. Ein Kind, das, der Logik der Lichtgläubigen zufolge, getötet werden muss, ehe es zu seiner vollen Macht gelangt ...
"Kinder der Dunkelheit" ist die Geschichte von Licht und Dunkel, die sich gegenseitig bedingen. Es ist auch ein Lehrstück darüber, wie auch ursprünglich wohlmeinende Glaubensgemeinchaften zu Tyranneien werden und in Aberglauben und Selbstgerechtigkeit versinken, wie Menschen im guten Glauben selbst vor Kindesmord nicht zurückschrecken und wie gefährlich das Anderssein in jeder Gesellschaft ist. Der Leser lernt den begabten, aber sonst recht normalen Junge Fhirn kennen und erlebt, wie er ohne sein Zutun plötzlich zum Zentrum eines Intrigenspiels und Mordplans wird. Vor allem aber erlebt man die Arbeit einer tüchtigen und beherzten Frau mit, die ein Heim für besondere Kinder gründet und sie dem Zugriff der Obrigkeit entzieht.
"Kinder der Dunkelheit" ist eine spannende und kluge Novelle in leicht lesbarer Sprache und mit einem Hauch Magie. Das Werk ist ein gelungener, vielversprechender Start für eine Trilogie. Man darf gespant sein, was nach dem Auftaktband aus der Welt und aus den Beteiligten wird.

 

Lilith Kalluna: Kinder der Dunkelheit I - Der Prophet. E-Book. Neobooks, 2015. Euro 2,99.

 

Mehr über Lilith Kirchner / Lilith Kalluna:
http://www.scifinet....lith-kirchner/

 

Meine Rezension zur Erstausgabe von "Kinder der Dunkelheit":
http://www.scifinet....er-dunkelheit/

 

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Sauberes Abendessen - ein Weihnachtsmärchen

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 24 Dezember 2015 · 1.090 Aufrufe
Weihnachten

Die Geschenke sind eingepackt, alle Einkäufe erledigt, einen Baumkauf auf den letzten Drücker muss ich auch nicht mehr erledigen ... Zeit, endlich zur Ruhe zu kommen und euch allen ein frohes, besinnliches Weihnachtsfest zu wünschen. Und wenn ihr noch etwas Lesestoff vor der Bescherung braucht - hier kommt mein neues Weihnachtsmärchen. Viel Vergnügen damit!

 

Sauberes Abendessen

 

„Heute Abend tun sie uns wieder ein Kind ins Essen.“
„Ich hoffe nur, dass die Windeln diesmal dicht sind.“
„Das sind sie nie.“
„Jedes Jahr an Heiligabend legen sie uns ein Kind ins Essen.“
„Ja, und jedes Jahr an Heiligabend schmeckt unser Heu nach Kinderkacke.“
Hans, der Esel, und Berta, die Kuh, starrten verdrossen in ihre Futterkrippe. Selma, Isolde und Benjamin, die drei Schafe, blökten vor sich hin und schauten auf ihre Vorderhufe. Keine guten Aussichten.
Das Krippenspiel mit echten Tieren im Stall von Bauer Heiner Silbermann erfreute sich seit Jahren großer Beliebtheit bei den Einwohnern von Kleinweltwinkel. Bei den zweibeinigen Einwohnern. Die Tiere, die als unfreiwillige Statisten mitspielten, hatten darüber jedoch eigene Ansichten. Selbst die Kuh Berta, die viel vom Christentum hielt, wurde verdrießlich, wenn es auf die Weihnachtszeit zuging. Dabei stammte sie doch, wie sie allen Stallbewohnern immer wieder mit stolzgeschwellter Brust erzählte, in direkter Linie von dem Ochsen aus dem Stall zu Betlehem ab. Auch wenn der Esel darüber spottete und behauptete, niemand könne von einem Ochsen abstammen. Jedenfalls war auch die fromme Kuh Berta beim Gedanken an das heutige Abendessen ausgesprochen missmutig.
„Es ist eine Missachtung“, sagte der Esel.
Die Schafe blökten: „Es schmeckt besch...“
„Schschsch, nicht so schlimme Wörter“, ermahnte die Kuh. „Bald werden Kinder anwesend sein.“
„Darum geht es ja gerade“, sagte der Esel und ließ die Ohren hängen. Es war einfach zu traurig. Doch plötzlich, wie von ungefähr, schoss ihm ein Gedanke durch seinen grauen Kopf, und die Ohren richteten sich wieder steil auf. „Hört mal“, sagte er, was haltet ihr davon, wenn wir einfach gemeinsam weggehen?“
„Du meinst: Abhauen?“, fragte Kuh Berta fassungslos. „Durchbrennen, ausbrechen, sich vom Acker machen, Land gewinnen, weglaufen ...?“
„I-jah“, sagte Hans und nickte bedächtig.
„Ja, das ist gut“, blökten die Schafe. „Lasst uns abhauen. Etwas Besseres als vollgemachtes Heu finden wir überall.“
„Also gut“, seufzte Berta. „Nun denn, Esel, sag an: Wo soll†™s denn hingehn?“
„Naja, wir könnten im Prinzip überall hingehen, zum Beispiel rechts entlang, den Weg zum Wald.“
„Ja, Wald ist gut, Wald ist Abenteuer und Märchen und Zauber“, blökten die Schafe. Und damit war alles entschieden.
Hans der Esel schob mit seiner Schnauze die Stalltür auf, lugte vorsichtig nach rechts und links, warf noch einen ärgerlichen Blick auf den leuchtenden Stern, den Bauer Silbermann wie jedes Jahr zum Krippenspiel über die Stalltür gehängt hatte, und trippelte dann auf Hufspitzen hinaus. Kuh Berta folgte ihm, wenn auch nicht ganz so leise, dann trappelten und sprangen die drei Schafe heraus und hopsten aufgeregt um die beiden herum. Ein Ausflug ohne Hütehund, das würde spannend werden. So zogen sie los.
Sie waren noch nicht allzu weit gekommen auf ihrer Wanderung, als sie am Wegrand ein Häuschen entdeckten.
„Wer mag darin wohnen?“, blökten die Schafe.
„Lass uns doch einfach einmal anklopfen“, riet Berta die Kuh, die sehr wohlerzogen war. So bollerte Esel Hans mit dem Vorderhuf gegen die Tür - viel lauter, als die höfliche Berta es sich vorgestellt hatte.
„Wer ist dort?“, kam eine alte, brüchige Stimme aus einem der hinteren Zimmer.
Esel, Kuh und Schafe sahen sich ratlos an. Sollten sie verraten, dass sie um sauberes Heu betteln wollten? Aber dann würde die alte Frau sie womöglich davonjagen, und der Magen knurrte den fünf Tieren schon ganz gewaltig.
„Enkeltrick“, flüsterte Hans, der sich in seinem klugen grauen Kopf schon einen Plan ausgeknobelt hatte. Er räusperte sich. „Rat doch mal, wer hier ist, Großmutter“, flötete er mit zuckersüßer Kleinmädchenstimme.
„Bist du etwas meine liebe Enkelin, das Rotkäppchen?“, fragte die heisere Stimme von drinnen zögernd.
„I-jah“, schrie der Esel freudig. „Ich bin das Brotköppchen, darf ich hereinkommen?“
„Was für ein komischer Name“, maulten die Schafe. Doch aus dem Haus kam ein freundliches: „Ach, dann komm doch herein zu deiner lieben alten Großmutter, du gutes Kind.“
„Da, bitte, sie hat†™s geschluckt“, sagte der Esel triumphierend. „Jetzt die Schafe vor. Geht rein, kuschelt euch an sie, und immer schön auf niedlich machen. Das ist die Art, wie man mit alten Damen umzugehen hat.“
Die Schafe trippelten flink in die gute Stube hinein. Und dann in die Kammer. Dort lag im Bett eine offensichtlich sehr alte Frau, die hatte die Nachthaube tief ins Gesicht gezogen und war bis obenhin zugedeckt. Plötzlich kam ihnen die Sache nicht mehr ganz astrein vor.
„Aber Großmutter, was hast du denn für riesengroße Pranken?“, fragte die kleine Isolde schüchtern.
„Damit ich dich besser packen kann!“ Die Großmutter sprang aus dem Bett auf Isolde zu, packte das Schaf am Nackenfell, riss ihren furchtbaren Wolfsrachen auf und - in diesem Augenblick sprang Hans dazwischen. Er bäumte sich auf, warf sich herum, bockte und jagte dem Wolf mit voller Kraft beide Hinterhufe in die Rippen, dass das Tier aus dem Fenster flog und heulend davonhinkte.
„Wir müssen vorsichtig sein“, stellte Hans fest. „In diesem Wald ist offenbar einiges nicht geheuer. Jetzt schnell, seht euch um. Könnt ihr hier irgendwo Heu entdecken?“
Berta, Selma, Isolde und Benjamin wandten hastig die Köpfe. Etwas Geld, Schmuck, eine goldene Uhr, aber nichts wirklich Wertvolles. Enttäuscht verließen sie das Haus. Ihr Magen knurrte. Kein sauberes Weihnachtsstroh von der Großmutter. Also weiter. Als sie an eine Weggabelung kamen, schlugen sie den Weg nach rechts ein. Und nach einer guten halben Stunde erreichten sie ein neues Häuschen. Huh, wie sah das komisch aus.
„Kann man das etwa alles essen?“, muhte Berta ungläubig.
„Schaut nur“, flüsterte Benjamin andächtig, „das sind Lebkuchenziegel. Und Fenster aus Zuckerguss. Und Spekulatiuskeks. Und Dominosteine. Und Mandeln, Nüsse, Äpfel. Da, der Türriegel, das ist eine Zuckerstange, seht doch nur.“
„Da ist bestimmt ein Haken dabei“, murmelte Hans. „Aber lasst uns doch mal ein bisschen kosten. Ganz vorsichtig.“ Und er brach mit den Lippen gaaanz vorsichtig ein Stück Christstollen vom Türklopfer ab.
„Knusper, Knusper, Knäuschen, wer knuspert an mein†˜ Häuschen?“, klang da eine uralte Frauenstimme hinter der Tür hervor.
„Sagt niemandem in diesem Wald eure Namen“, flüsterte der Esel hinter vorgehaltenem Vorderhuf. Dann spitzte er die Lippen und flötete: „Der Wind, der Wind - und Brotköppchen, das himmlische Kind.“
„Du willst mich wohl vergackeiern“, schimpfte die alte Frau. Sie riss die Tür auf und starrte die fünf Tiere wütend an. „Na wartet, euch koche und backe ich, dass es ein herrliches Weihnachtsmahl geben wird. Ich heize gleich den Ofen an, haha.“
Die alte Frau nahm einen Arm voll Holz und trug ihn hinüber zu ihrem Ofen, in dem das Feuer schon munter flackerte. Doch als sie sich zur Ofenklappe hinab beugte, geschah es. Ihr Rock hob sich, und die leuchtend rote Unterhose der Alten wurde sichtbar.
„Haltet mich!“, flehte Berta. „Haltet mich fest, oder es geschieht ein Unglück!“
Doch Esel und Schafe blickten sich nur ratlos an. Und dann war es zu spät. Berta sah nur noch Rot. Berta stammte mütterlicherseits aus Spanien. Rot, das war die Farbe, die ihre Ahnen aus den spanischen Stierkampfarenen jahrhundertelang bis zur Ekstase gereizt hatte. Das Blut schoss der alten Kuh in die Nase. „Ole!“, schrie sie lauthals auf, dann senkte sie die Hörner und galoppierte auf die alte Frau zu.
„Ojeh!“, riefen Benjamin, Hans, Isolde und Selma.
Die alte Frau flog durch die Luft, landete mitten im Ofen, sprang heraus und rannte davon, wobei sie eine lange Spur aus Flammen und Rauch hinter sich herzog. „Hilfe! Polizei! Räuber! Diebe! Mörder! Feuerwehr!“, schrie sie.
„Lasst uns lieber abhauen“, blökten die Schafe.
Ein Rat, den Hans und Berta nur allzu gern befolgten. Die Fünf rannten davon, als sei der leibhaftige Teufel hinter ihnen her, und hielten erst wieder an, als der Weg sich erneut gabelte.
„Wir gehen rechts lang“, entschied Hans, „denn wir sind bisher immer rechts gegangen, und es gäbe ein furchtbares Kuddelmuddel, wenn wir jetzt die Richtung ändern würden.“
Der Weg war lang und kalt. Und es wurde immer dunkler. Die fünf Tiere hungerten und froren entsetzlich. Nun kam auch noch die Angst hinzu.
„Oh, ich wollte, wir hätten uns gar nicht auf dieses dumme Abenteuer eingelassen“, jammerte Selma.
„Ja, bleibe im Stall und nähre dich redlich“, brummelte Benjamin.
„Besser Heu mit Kinderkacke als gar keins“, maulte Isolde.
„Stopp mal“, unterbrach plötzlich Hans das Geblöke der Schafe. „Dort vorn sehe ich ein Licht. Vielleicht gibt es ja dort etwas zum Essen.“
Langsam schlichen sie auf das Licht zu, das sich bald als das Fenster einer weiteren Hütte entpuppte. Wobei Hütte nicht ganz das richtige Wort war. Dort stand ein kleines, gemütliches Glitzerpalästlein mit großem Garten, mit einem beheizten Swimming-Pool, einem kleinem Golfplatz und einer Tennisanlage. Hinter den Fenstern ging es hoch her. An einem langen Tisch saßen vierzig Herren in dunklen Anzügen, stapelten Geldscheine und Aktienpakete, lachten und tranken perlenden Champagner aus hohen Kristallgläsern. Befrackte Diener liefen eilfertig hin und her und reichten Schüsseln mit Kaviar und Austern herum. Und jedesmal, wenn einer der vierzig Herren sich eine dicke Zigarre anzündete, benutzte er dazu einen Tausend-Euro-Schein.
„Wenn diese Leute Geld wie Heu haben, dann ist sicherlich auch für uns etwas übrig“, freuten sich die Schafe.
„Dann ist ja endlich alles in Butter“, muhte Berta die Kuh.
„Dann wollen wir mal“, sagte Hans der Esel und drückte mit der Nase auf den Klingelknopf.
Erst tat sich gar nichts. Dann knisterte und knarzte etwas in der Gegensprechanlage. Eine Stimme näselte herablassend: „Ja?“
„Wir sind die Band für heute Abend“, flunkerte Hans geistesgegenwärtig.
„Die Herrschaften haben mir nichts von einer Band erzählt.“
„Natürlich nicht“, sagte Hans. „Der Live-Gig heute Abend soll ja eine Überraschung sein. Wir sind das original Glamorous City Musicians Quintett unter Leitung von the one and only Sir John Donkey himself, extra eingeflogen aus Bremen, und wenn wir hier noch lange im Schnee stehen müssen, ist meine Stimme hin, und wir müssen den Auftritt deinetwegen absagen. Du wirst mächtig Ärger mit deinen Chefs bekommen.“
Da fürchtete sich der Diener und öffnete die Tür. Entsetzt starrte er auf die fünf Tiere, die sich an ihm vorbei ins Warme drängten. Doch Hans hatte schon den Weg gefunden. Zielstrebig marschierte er auf den Festsaal zu und trat ein.
Vierzig Augenpaare richtete sich auf ihn. Fassungslos starrten die Männer den Esel an, der da mitten auf dem Parkett stand. Dann kam eine Kuh herein. Und dann begann der Raum vor Schafen nur so zu wimmeln.
„Was sollen wir tun?“, flüsterte Isolde nervös. „Alle starren uns an.“
„Showtime“, gab Hans gelassen zurück. „Zuerst etwas Akrobatik und dann Gesang. Danach werden sie uns ja wohl ein kleines Catering zukommen lassen.“
Akrobatik war etwas, das die fünf Freunde beim Grasen hinter Bauer Silbermanns Stall schon oft aus Langeweile versucht hatten. Vor allem ihre „große Pyramide“ war bei ihrem Publikum aus Hühnern und dem Hofkater immer sehr gut angekommen. Darum wusste auch jetzt jeder, was er zu tun hatte. Die kräftige Berta ging etwas in die Knie, erst vorn, dann hinten. Hans nahm direkt neben ihr Aufstellung, schaute allerdings in die entgegengesetzte Richtung, und ging ebenfalls in die Knie, erst hinten, dann vorn. Dies war das Startsignal für Benjamin und Selma, die nun die zweite Stufe der Pyramide bildeten. Benjamin stellte sich mit den Vorderhufen auf Bertas Kuppe und mit den Hinterhufen auf Hans†˜ Po, Selma mit den Vorderhufen auf Hans†˜ Kuppe und mit den Hinterhufen auf Bertas Po. Vorsichtig balancierten die Schafe, bis die Gruppe ein gutes Gleichgewicht gefunden hatte. Schließlich kletterte Isolde, das kleinste und leichteste Schaf, auf die Spitze der Pyramide. Breitbeinig stand sie dort oben, zwei Hufe auf Benjamins Rücken und zwei auf Selmas.
„Und?“, fragte Berta, die mit dem Rücken zum Publikum stand. „Wie sieht es aus? Sind sie begeistert?“
„Ich würde sagen: Fassungslos“, sagte Benjamin, der die vierzig Männer gut im Blick hatte. Sie waren alle von ihren Stühlen aufgesprungen und starrten mit weitaufgerissenen Augen auf die Tierpyramide. Einigen stand der Mund weit offen.
„Sollen wir jetzt singen?“, fragte Benjamin.
„Ja, lass uns schnell singen und dann endlich etwas essen“, drängelte Isolde.
„Mir hängt der Magen schon auf den Knien“, jammerte Selma.
„Also los“, kommandierte Hans. „Eins, zwei drei und ...“
„Stihille Nacht!“, i-jahte, muhte und blökte die Tierpyramide.
Das Fensterglas zersprang, da der Esel leider einen halben Ton zu hoch gesungen hatte.
Da schrien die vierzig Männer vor Angst auf und rannten davon.
Verblüfft sahen sich die fünf Tiere an. Dann bauten sie langsam ihre Pyramide wieder ab.
„Banausen!“, sagte Berta.
Traurig sahen sie sich im Saal um. Und nun?
Isolde schnupperte neugierig an einem der Champagnergläser und quiekte erschrocken auf, als ihr die Perlen in die Nase stiegen.
„Hier hat einer in die Austern gespuckt“, stellte Hans verärgert fest. Er putzt den zähen Schleim mit einer Serviette aus und versuchte dann, etwas von der Schale abzubeißen. „Steinhart. Das kann man nicht essen.“
Berta schon ihre Nase in den Kaviar und wandte sich gleich darauf angeekelt ab. „Die Marmelade schmeckt nach Fisch und ist total versalzen“, murrte sie.
Benjamin spuckte gerade eine zerkaute Zigarre wieder aus und schüttelte sich vor Ekel. Und Selma knabberte an einigen Geldscheinen herum und stellte enttäuscht fest, dass man Geld nicht essen kann.
„Ich habe Hunger“, wimmerte Isolde.“
„Ich auch - ich auch - ich auch - ich auch.“
„Was tun wir also?“, fragte Berta
„Was bleibt uns übrig. Wir können entweder hier sitzen bleiben und verhungern. Oder wir gehen weiter“, sagte Hans.
„Ja, was bleibt uns auch anderes übrig. Aber bald kann ich wirklich nicht mehr.“
Die Tiere machten sich also schweren Herzens und leeren Magens erneut auf den Weg. Es war inzwischen stockfinster. Eisiger Wind strich ihnen durchs Fell. Sie zitterten und jammerten. Aber sie bissen die Zähne zusammen. Was sollten sie auch tun?
Nach einer Weile kamen sie erneut an eine Weggabelung. Sie gingen nach rechts, und wenig später lichtete sich der Wald. Offenes Feld lag vor ihnen. Darüber erstrahlte ein prachtvoller Sternenhimmel.
„Was mag das für ein Stern dort vorn sein?“, fragte Isolde.
„Keine Ahnung“, gab Hans zu.
„Aber er gefällt mir. Er leuchtet so hell und warm“, sagte Benjamin.
„Ich habe das Gefühl, der Stern leuchtet nur für uns so schön“, schwärmte Selma.
„Wir sollten ihm folgen“, sagte Berta. „Schon mein Urahn, der Ochse von Betlehem ...“
„I-jah, i-jah“, wir kennen die Geschichte“, kürzte Hans die Erzählung Bertas ab. „Also los, folgen wir dem Stern.“
Die fünf Freunde marschierten weiter. Immer dem Stern nach. Der Stern wurde größer und größer.
„Ich glaube, ich weiß, was das für ein Stern ist“, flüsterte Isolde nach einigen Minuten.
„Ja, ich habe auch eine Vermutung“, sagte Selma, als sie noch eine Weile weitergewandert waren.
„Ich bin ganz sicher“, meinte Benjamin, als der Stern noch größer geworden war.
„Ja, ich kenne ihn auch“, stellte Berta fest. Da standen sie schon vor dem Stern.
Hans stupste den in warmen Gelb- und Orangetönen leuchtenden Stern schließlich sanft mit der Nase an. Es war der große Stern des Stalles von Betlehem, den Bauer Heiner Silbermann in den Stalleingang gehängt hatte.
Als Hans die Stalltür aufschob, richteten sich alle Augen auf ihn. Fast 80 Besucher hatten sich um die kleine Krippe versammelt, um das Krippenspiel mit echten Tieren zu sehen. Maria, Joseph, Hirten, Engel und Könige, alle waren schon da. Doch diesmal hatten alle nur Augen für die Tiere, die man bereits schmerzlich vermisst hatte.
Würdevoll hielten die fünf Hauptpersonen des Stückes Einzug in den Stall. Hans voran, dann Berta, gefolgt von Benjamin und Selma, und zuletzt trippelte die kleine Isolde zur Tür herein. Langsam und feierlich schritten sie hinüber zur Krippe. Beinahe sanft stupste Hans das kleine Jesuskind mit der Nase an und schob es ein wenig zur Seite. Dann begannen sie zu essen.
„Schmeckt nach Weihnachten“, sagte Berta. Und sie fühlte sich ihrem Ahnherrn, dem Ochsen von Betlehem, ganz nahe in dieser Nacht.

 

© Petra Hartmann








Das Herz des Donnervogels, 2023

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Der Klappentext:
Ein Indianer taucht in dem verschlafenen Küstenstädtchen Kitty Hawk auf. Die Witwe Murdoch ist überzeugt, dass der Fremde ein Kundschafter ist und bald seine roten Spießgesellen zum Morden und Plündern mitbringen wird. Doch Junger Adler hat andere Pläne. Er träumt vom Fliegen und wartet auf das Eintreffen zweier verrückter Fahrradhändler.
Karl-May-Fans kennen Junger Adler bereits aus dem Roman Winnetous Erben. Die Vorgeschichte zu diesem Buch wird nun von Petra Hartmann erzählt.

 

Buch-Infos:
Petra Hartmann DAS HERZ DES DONNERVOGELS
Band 18, Abenteuer-Roman
Exklusive Sammler-Ausgabe
Seiten: 282

Taschenbuch
VÖ: April 2023
Künstler: MtP-Art (Mario Heyer)
Künstler (Innenteil): MtP-Art (Mario Heyer)
Preis: 12,95 Euro

 

Bestellen beim Blitz-Verlag

 

Das E-Book ist zum Preis von Euro 3,99 erhältlich.

Unter anderem bei Amazon

oder direkt beim Blitz-Verlag.

 

 

 

Falkenblut, 2020

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Blut und Tod, so weit die Falkenaugen reichen: So hatte sich Valkrys ihren ersten Flug als Walküre nicht vorgestellt. Ragnarök, die Endzeit-Schlacht, ist geschlagen. Die Götter tot, die Welt ein Flammenmeer, das Götterreich Asgard droht, in die Tiefe zu stürzen. Einzig Widar, den Sohn und Erben Odins, kann die Walküre retten. Doch der neue Götterkönig schweigt sich über seine Ziele aus ...

Es ist eine schaurige Welt, in der sich die junge Walküre behaupten muss. Doch Valkrys wäre keine echte Falkin, wenn sie einem Kampf aus dem Weg gehen würde. Todesmutig und mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor stürzt sie sich in die Begegnungen mit Jöten, Thursen, Reifriesen, Seelenräuberinnen, Werwölfen, Berserkern, Hexen, Meerungeheuern und dem furchtbaren Totenschiff Naglfari.

 

 

Petra Hartmann: Falkenblut.

Sibbesse: Hottenstein, 2020.

Broschiert, 247 S., Euro 11.

ISBN 978-3935928991

 

Bestellen im Hottenstein-Verlags-Shop

 

Bestellbar unter anderem bei Amazon

Hörbuch: Drachen! Drachen! 2020

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Fatal wäre es, Drachen zu unterschätzen! Wer glaubt, genug über sie zu wissen, hat schon verloren. Diese 23 meisterlichen Geschichten aus verschiedenen literarischen Genres belegen, dass das Thema aktuell, überraschend und packend ist - und gelegentlich fies!

Die Autoren: Rainer Schorm, Achim Mehnert, Andrea Tillmanns, Malte S. Sembten, Frank G. Gerigk, Christel Scheja, Fiona Caspari, Hendrik Loy, Christiane Gref, Linda Budinger, Miriam Pharo, Carsten Steenbergen, Rebecca Hohlbein, Frank W. Haubold, Melanie Brosowski, Astrid Ann Jabusch, Thomas R. P. Mielke, Karsten Kruschel, Marc A. Herren, Petra Hartmann, Monika Niehaus, Uwe Post.

 

Herausgeber: Petra Hartmann, Frank G. Gerigk

Sprecher: Tim Schmidt

Blitz-Verlag

Ungekürzte Lesung

mp3-Download

611 Minuten, 495.91 MB

9783991093435

 

Zu bestellen unter anderem bei Thalia oder bei Amazon.

Nestis und die verbotene Welle, 2017

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Meerprinzessin Nestis und ihre Freunde sind sauer: Lehrer Seestern meint, dass laute Haifischmusik nichts für Kinder ist. Und der Kronrat stimmt ihm zu. Deshalb bekommt die Band »Ølpæst« Auftrittsverbot in der gesamten Nordsee. Doch plötzlich ist deren Musik überall zu hören: Ein Piratensender strahlt die Hits der Knorpelfischgang lautstark aus.

Als eine hochexplosive Kugelmine über dem blauen Glaspalast im Meer dümpelt und ein führungsloser Öltanker in die Nordsee einfährt, droht eine wirkliche Ölpest. Gelingt es den Meerkindern, ein Unglück zu verhindern?

 

Petra Hartmann: Nestis und die verbotene Welle. Mit Illustrationen von Olena Otto-Fradina. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. Voraussichtlich ab Juni 2017 erhältlich.

Buch-Infos: ca. 152 Seiten, 14,2 x 20,6 cm, Hardcover, zahlreiche s/w-Illustrationen, mit Fadenheftung, Euro 14,90, ISBN 978-3-977066-00-1

 

Leseprobe

 

Bestellen beim Verlag Monika Fuchs.

Bestellen bei Amazon.

Demantin, 2016

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Demantin, der junge König von Antrium, liebt die griechische Königstochter Sirgamot. Doch ihr Vater ist strikt gegen die Hochzeit. Immerhin ist Sirgamot erst zwölf Jahre alt. So zieht Demantin in die Welt, um Ruhm zu erwerben, den Namen seiner Geliebten durch seine Taten zu verherrlichen und sich dem griechischen König als Schwiegersohn zu empfehlen. Er besteht heldenhafte Kämpfe, erwirbt sich die Freundschaft der Königin und des Königs von England und besiegt ein schauriges Meerweib. Letzteres allerdings erweist sich als verhängnisvoll. Denn die sterbende Unholdin verflucht Demantin und prophezeit, dass seine Geliebte mit dem üblen König Contriok verlobt werden soll. Kann Demantin noch rechtzeitig zurückkehren, um die Hochzeit zu verhindern?

 

Berthold von Holle / Petra Hartmann: Demantin. Ein Ritter-Epos
128 Seiten | 12 x 17 cm | Softcover | Klebebindung |
Verlag Monika Fuchs | Hildesheim 2016
ISBN 9-78-3-940078-34-6
8,95 EUR

 

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Leseprobe

 

Crane, 2016

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Gayol, der Sohn des ungarischen Königs, hat in jugendlichem Übermut den alten Hofmarschall seines Vaters zum Wettkampf herausgefordert und eine peinliche Niederlage erlitten. Aus Scham flüchtet er und gerät ins Reich des deutschen Kaisers, wo er unerkannt unter dem Namen Crane (Kranich) eine Stellung als Kämmerer annimmt und bald sehr beliebt ist. Doch als der Fremde und die Kaiserstochter einander näher kommen und Hofbeamten Unzucht und eine unstandesgemäße Liebschaft wittern, beginnt eine schwere Zeit für Königssohn und Kaiserstochter. Kann Gayol sich auf die Treue Acheloydes verlassen? Und kann die lebensbedrohliche Krankheit der Prinzessin noch geheilt werden?

 

Berthold von Holle / Petra Hartmann: Crane. Ein Ritter-Epos
84 Seiten | 12 x 17 cm | Softcover | Klebebindung |
Verlag Monika Fuchs | Hildesheim 2016
ISBN 978-3-940078-48-3
6,95 EUR

 

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Leseprobe

Hut ab, Hödeken! 2015

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Ein rasender Bischof auf dem Rennstieg.
Wegweiser, die sich wie von Geisterhand drehen.
Jäger in Todesangst.
Bierkutscher mit unheimlicher Fracht.
Ein stammelnder Mönch,
der plötzlich zum brillanten Redner wird.
Sollte da Hödeken seine Hand im Spiel haben?
Sagen um einen eigenwilligen Geist
aus dem Hildesheimer Land,
frisch und frech nacherzählt
von Petra Hartmann.

 

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken!

Hildesheim: Verlag Monika Fuchs.

101 S., Euro 7,95.

ISBN 978-3-940078-37-7

 

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Leseprobe

Freiheitsschwingen, 2015

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Deutschland in den 1830er-Jahren: Für Handarbeit, arrangierte Ehe und Kinderkriegen hat die junge Bürgermeistertochter wenig übrig. Stattdessen interessiert sie sich für Politik und Literatur und greift sehr zum Leidwesen ihres Vaters selbst zur Feder, um flammende Texte für die Gleichberechtigung der Frau und die Abschaffung der Monarchie zu verfassen. Angestachelt von der revolutionären Stimmung des Hambacher Festes versucht sie, aus ihrem kleinbürgerlichen Dasein auszubrechen und sich als Journalistin zu behaupten. Gemeinsam mit ihrer großen Liebe verschreibt sie sich dem Kampf für ein freies, geeintes Deutschland und schlägt den Zensurbehörden ein Schnippchen. Die Geheimpolizei ist ihnen jedoch dicht auf den Fersen, und die junge Journalistin begeht den verhängnisvollen Fehler, ihre Gegner zu unterschätzen

 

Petra Hartmann: Freiheitsschwingen

Personalisierter Roman

München: Verlag Personalnovel, 2015

ca. 198 Seiten. Ab Euro 24,95.

(Einband, Schriftart und -größe, Covergestaltung etc. nach Wahl.)

 

Bestellen unter:

www.tinyurl.com/Freiheitsschwingen

 

Timur, 2015

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Wer ist der bleiche Jüngling im Verlies unter der Klippenfestung? Prinzessin Thia will ihn retten. Doch wer Timurs Ketten bricht, ruft Tod und Verderben aus der Tiefe hervor. Als der Blutmond sich über den Horizont erhebt, fällt die Entscheidung ...

 

Beigaben:

Nachwort zur Entstehung

Original-Erzählung von Karoline von Günderrode

Autorinnenbiografien

Bibliografie

 

Petra Hartmann: Timur

Coverillustration: Miguel Worms

Bickenbach: Saphir im Stahl, 2015.

ISBN: 978-3-943948-54-7

Taschenbuch, 136 S.

Euro 9,95

 

 

Ulf, 2015

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Ein Roman-Experiment mit ungewissem Ausgang: Ulf (Magisterstudent unbekannter Fachrichtung), stammt aus einem Dorf, das mehrmals jährlich überschwemmt wird. Zusammen mit Pastor Dörmann (Geistlicher unbekannter Konfession) und Petra (Biografin ohne Auftrag) überlegt er, was man dagegen tun kann. Als ein vegetarisches Klavier die Tulpen des Gemeindedirektors frisst und das Jugendamt ein dunkeläugiges Flusskind abholen will, spitzt sich die Situation zu. Nein, Blutrache an Gartenzwergen und wütende Mistgabelattacken sind vermutlich nicht die richtigen Mittel im Kampf für einen Deich ...
Mal tiefgründig, mal sinnlos, etwas absurd, manchmal komisch, teilweise autobiografisch und oft völlig an den Haaren herbeigezogen. Ein Bildungs- und Schelmenroman aus einer Zeit, als der Euro noch DM und die Bahn noch Bundesbahn hieß und hannöversche Magister-Studenten mit dem Wort "Bologna" nur eine Spaghettisauce verbanden.

 

Petra Hartmann:

Ulf. Ein Roman-Experiment in zwölf Kapiteln.

eBook

Neobooks 2015

Euro 2,99

Erhältlich unter anderem bei Amazon

Vom Feuervogel, 2015

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Ein Tempel in der Wüste. Heilige Männer, die sich dem Dienst des Feuervogels geweiht haben. Ein Hirtenjunge, der seinem Traum folgt. Aber wird der alte und kranke Phönix wirklich zu neuem Leben wiederauferstehen, wenn der Holzstoß niedergebrannt ist? Eine Novelle von Idealen und einer Enttäuschung, die so tief ist, dass kein Sonnenstrahl je wieder Hoffnung bringen kann.

 

Petra Hartmann:

Vom Feuervogel. Novelle.

Erfurt: TES, 2015.

BunTES Abenteuer, Heft 30.

40 Seiten, Euro 2,50 (plus Porto).

Bestellen unter:

www.tes-erfurt.jimdo.com

 

eBook:

Neobooks, 2015.

Euro 1,99.

Unter anderem bei Amazon

Nestis und die Hafenpiraten, 2014

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Endlich Sommerferien! Nestis und ihre Freunde freuen sich auf sechs Wochen Freiheit und Abenteuer. Doch ausgerechnet jetzt verhängt der Kronrat ein striktes Ausgehverbot für alle Meerkinder. Denn in der Nordsee treibt plötzlich ein furchtbares “Phantom† sein Unwesen. Möwen, Lummen und Tordalke werden von einem unheimlichen Schatten unter Wasser gezerrt und verschwinden spurlos.

Nestis beschließt, den Entführer auf eigene Faust zu jagen. Als ein Dackel am Strand von Achterndiek verschwindet, scheint der Fall klar: Die gefürchteten “Hafenpiraten" müssen dahinter stecken. Zusammen mit ihrem Menschenfreund Tom wollen die Meerkinder der Bande das Handwerk legen ...

Petra Hartmann: Nestis und die Hafenpiraten
Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014
ISBN 978-3-940078-84-1
14,90 EUR

 

 

Leseprobe unter

 

www.tinyurl.com/nestis2

Blitzeis und Gänsebraten, 2014

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Weihnachten im Potte †¦

†¦ ist so vielfältig wie die Menschen, die dort leben. Und deshalb findet sich auf diesem Bunten Teller mit 24 Hildesheimer Weihnachtsgeschichten für jeden etwas: romantische Erzählungen und freche Gedichte, Erinnerungen an die Nachkriegszeit, Geschichten von neugierigen Engeln, eifrigen Wichteln und geplagten Weihnachtsmännern. Der Huckup und die »Hildesheimer Weisen« fehlen auch nicht. Was es aber mit dem Weihnachtswunder an der B6 auf sich hat, erfahren Sie auf Seite 117. - Greifen Sie zu!

 

 

Petra Hartmann & Monika Fuchs (Hrsg.): Blitzeis und Gänsebraten. Hildesheimer Weihnachtsgeschichten.

Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014.

144 Seiten | 12 x 17 cm | Paperback |

ISBN 978-3-9400787-57-5
8,90 EUR

 

Leseprobe

Beim Vorderhuf meines Pferdes, 2014

Eingefügtes Bild

Das Messer zuckte vor. Fauchend wich die riesige Katze zurück. Doch nur, um sofort wieder anzugreifen. Das Mädchen, das auf dem Leichnam seiner Stute kauerte, schien verloren.
Acht Jahre ist Steppenprinzessin Ziris alt, als sie bei einem Sandkatzenangriff ihr Lieblingspferd verliert. Ist es wirklich wahr, was ihr Vater sagt? "Alle Pferde kommen in den Himmel ..."
Drei Erzählungen aus der Welt der Nearith über edle Steppenrenner, struppige Waldponys und die alte graue Stute aus Kindertagen.

Petra Hartmann: Beim Vorderhuf meines Pferdes. Neue Geschichten aus Movenna. eBook, ca. 30 Seiten. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014. Euro 0,99.

Erhältlich unter anderem bei Amazon.

Darthula, 2014

Eingefügtes Bild

Darthula ist die Tochter eines irischen Kleinkönigs, der über das nebelreiche Land Selama herrscht. Als schönste Prinzessin Irlands lebt sie allerdings nicht ungefährlich. Als sie den mächtigen König Cairbar abweist und ihm nicht als seine Braut folgen will, nimmt das Unheil seinen Lauf. Cairbar überzieht das kleine Selama mit Krieg und Vernichtung und rottet Darthulas Familie aus. Mit ihrem Geliebten Nathos wagt die junge Frau die Flucht über die stürmische See. Aber Wind und Wellen sind unzuverlässige Verbündete ...

Beigaben zur Neuausgabe:
Vorwort der Autorin mit Infos zur Entstehungsgeschichte
Übersetzung des "ossianischen Originals"
Autorinnenbiographie und Veröffentlichungsliste

Buch-Informationen:
Petra Hartmann: Darthula, Tochter der Nebel.
Bickenbach: Verlag Saphir im Stahl, 2014.
Taschenbuch. 126 S., Euro 9,95.
ISBN 978-3-943948-25-7

Bestellen bei Saphir im Stahl

Pressearbeit für Autoren, 2014

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Petra Hartmann, Autorin und langjährige Lokalredakteurin, gibt Tipps für die Pressearbeit vor Ort. Sie erklärt die Wichtigkeit der „Ortsmarke“ für eine Zeitung, gibt Tipps zum Schreiben von Artikeln, zum guten Pressefoto und zum Umgang mit Journalisten. Anschaulich, verständlich, praxisorientiert und für Autoren jedes Genres anwendbar.

Petra Hartmann: Pressearbeit für Autoren. So kommt euer Buch in die Lokalzeitung.
eBook. Neobooks, 2014. Ca. 30 Seiten.
Euro 1,99
Diverse Formate, für alle gängigen eBook-Reader.
Erhältlich z.B. bei Amazon, eBook.de, Thalia, Hugendubel, Weltbild u.a.

Nestis und der Weihnachtssand, 2013

Eingefügtes Bild

Als kleine Weihnachtsüberraschung gibt es für Fans des "großen" Nestis-Buchs "Nestis und die verschwundene Seepocke" jetzt ein kleines bisschen Weihnachtssand: Der Verlag Monika Fuchs hat aus der "Ur-Nestis", einem Helgoland-Märchen aus dem Jahr 2007, jetzt ein eBook gemacht. Mit einem wunderschönen Cover von Olena Otto-Fradina und mit ein paar exklusiven Einblicken in Nestis' Nordseewelt.

Klappentext:
"November 2007: Orkantief Tilo tobt über die Nordsee und reißt große Teile der Helgoländer Düne ins Meer. Wer soll nun die Robbenküste reparieren? Meerjungfrau Nestis wünscht sich einfach mal vom Weihnachtsmann 500.000 Kubikmeter Sand ..."

Bonus-Material:
Die Autorin im Interview mit Wella Wellhorn von der Meereszeitung "Die Gezeiten"
XXL-Leseprobe aus "Nestis und de verschwundene Seepocke"

Petra Hartmann: Nestis und der Weihnachtssand. Ein Helgoland-Märchen. Mit Illustrationen von Olena Otto-Fradina. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013. 99 Cent.

Erhältlich für den Amazon-Kindle

Nestis und die verschwundene Seepocke, 2013

Eingefügtes Bild


Eine ausführliche Leseprobe findet ihr hier:
www.tinyurl.com/nestis


Wütend stampft Meerjungfrau Nestis mit der Schwanzflosse auf. Ihre Schwester Undine ist von den Menschen gefangen worden – und weder Meerkönig noch Kronrat wagen, die Kleine zu retten. Aber Nestis fürchtet sich nicht einmal vor den furchtbarsten Monstern des Meeres. Zusammen mit ihren Freunden bricht sie auf zur Rettungsaktion, und es zeigt sich, dass tollpatschige Riesenkraken und bruchrechnende Zitteraale großartige Verbündete sind.
Petra Hartmann entführt ihre Leser in eine etwas andere Unterwasserwelt mit viel Humor und Liebe zum Detail. Trotz des phantastischen Meermädchen-Themas findet der Leser auch sehr viel naturnahe Beobachtungen aus Nord- und Ostsee, lernt die Meerbewohner und ihre Probleme kennen. Dabei werden unter anderem auch die Meeresverschmutzung, Fischerei und die wenig artgerechte Haltung von Haien in Aquarien behandelt.
Zauberhaft dazu die Zeichnungen von Olena Otto-Fradina.

Text: Petra Hartmann
Bilder: Olena Otto-Fradina
| Hardcover | 14,8 x 21 cm
Verlag Monika Fuchs | Hildesheim 2013
151 S., Euro 14,90
ISBN 978-3-940078-64-3


eBook:
Amazon-Kindle, 2154 KB
Euro 6,99
http://amzn.to/JJqB0b

Autorenträume, 2013

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Autorinnen und Autoren schicken ihre Leser in vergangene Zeiten, ferne Länder, phantastische Welten, spannende Abenteuer und bringen sie zum Träumen.
Wovon aber träumen Autoren? Vom Nobelpreis? Vom Bestseller? Vom Reich-und-berühmt-werden? Oder einfach nur davon, eines Tages vom Schreiben leben zu können? Vom Lächeln auf dem Gesicht eines Kindes, wenn das neue Märchen vorgelesen wird? Oder sind es schreckliche Albträume, die der angebliche Traumberuf mit sich bringt? Werden Schriftsteller nachts im Schlaf gar von Verlegern, Lektoren, Rezensenten oder Finanzbeamten bedroht?
Monika Fuchs und Petra Hartmann starteten eine »literarische Umfrage«, wählten aus den über 300 Antworten 57 phantasievolle Beiträge aus und stellten sie zu diesem Lesebuch zusammen. Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen des Autorenalltags und träumen Sie mit!
Von jedem verkauften Buch wird 1 Euro an das Hilfswerk Brot & Bücher e.V. der Autorin Tanja Kinkel gespendet, die auch das Geleitwort zum Buch schrieb.

Petra Hartmann und Monika Fuchs (Hrsg.):
Autorenträume. Ein Lesebuch.
ISBN 978-3-940078-53-7
333 S., Euro 16,90

Bestellen beim Verlag Monika Fuchs

Mit Klinge und Feder, 2013

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Phantasie statt Völkerschlachten - das war das Motto, unter dem die Phantastik Girls zur Schreibfeder griffen. Mit Humor, Gewitztheit und ungewöhnlichen Einfällen erzählen sieben Autorinnen ihre Geschichten jenseits des Mainstreams der Fantasy. Kriegerinnen und gut bewaffnete Zwerge gehören dabei genau so zum Personal wie sprechende Straßenlaternen, Betonfresser oder skurrile alte Damen, die im Bus Anspruch auf einen Behindertensitzplatz erheben. Dass es dennoch nicht ohne Blutvergießen abgeht, ist garantiert: Immerhin stecken in jeder der Storys sechs Liter Herzblut. Mindestens.

Mit Klinge und Feder. Hrsg. v. Petra Hartmann und Andrea Tillmanns.
Mit Geschichten von Linda Budinger, Charlotte Engmann, Petra Hartmann, Stefanie Pappon, Christel Scheja, Andrea Tillmanns und Petra Vennekohl.
Homburg/Saar: UlrichBurger Verlag, 2013. 978-3943378078
247 S., Euro 9.
Bestellen bei Amazon

eBook:
396 KB, Euro 5,49.
Format: Kindle
Bestellen bei Amazon

Das Serum des Doctor Nikola, 2013

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Berlin, 1927. Arbeitslos, pleite und mit der Miete im Rückstand: Bankierssohn Felix Pechstein ist nach dem "Schwarzen Freitag" der Berliner Börse ganz unten angekommen. Da erscheint das Angebot, in die Dienste eines fremden Geschäftsmannes zu treten, eigentlich als Geschenk des Himmels. Doch dieser Doctor Nikola ist ihm mehr als unheimlich. Vor allem, als Felix den Auftrag erhält, Nikola zu bestehlen ...

Petra Hartmann: Das Serum des Doctor Nikola
Historischer Abenteuerroman.
ISBN 978-3-938065-92-1
190 S., 12,95 Euro.
Bestellen beim Wurdack-Verlag

Leseprobe

Hörbuch: Der Fels der schwarzen Götter, 2012

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Bei einer Mutprobe begeht der junge Ask einen folgenschweren Fehler: Er schlägt einem der schwarzen Götter die Nase ab. Der unscheinbare Dreiecksstein wird Auslöser eines der blutigsten Kriege, die das Land jemals erlebt hat.
Bald wissen die Völker des Berglandes nicht mehr, wen sie mehr fürchten sollen: die schwarzen Götter, die weißen Dämonen oder die sonnenverbrannten Reiter aus den fernen Steppen ...

Der Fels der schwarzen Götter.
Hörbuch. 8 Stunden, 57 Minuten.
Sprecherin: Resi Heitwerth.
Musik: Florian Schober.
Action-Verlag, 2012.
CD/DVD: 16,95 Euro
mp3-Download: 11,95 Euro

Hörbuchfassung des 2010 im Wurdackverlag erschienenen Buchs "Der Fels der schwarzen Götter".

Termine

Lesungen

 

Donnerstag, 10. Oktober: Märchenlesung bei den Hahnenkleer Märchentagen. Kurhaus Hahnenklee. Beginn: 15 Uhr. 

 

Freitag, 25. Oktober: Gruseliges im Goslarer Zinnfiguren-Museum: Meine Kollegin Sabine Kempfer von der Goslarschen Zeitung liest meine Bergmanns-Geschichte "Der schwarze Frosch" vor. Beginn: 18 Uhr.

 

 

 

Messen, Cons, Büchertische

 

Samstag, 19. Oktober: BuchmesseCon. Bürgerhaus Sprendlingen, Dreieich. 10 bis 20 Uhr. Ich bin mit einem Büchertisch dabei. Eine Lesung mache ich dieses Jahr nicht, etwas Neues von mir gibt es voraussichtlich erst nächstes Jahr wieder.

 

 

 

Links

Meine Heimseite:

www.petrahartmann.de

 

Facebook-Autorenseite:

www.facebook.com/AutorinPetraHartmann/

 

Nestis auf Facebook:

www.facebook.com/nestis.net/

 

Die Falkin auf Facebook:

https://www.facebook.com/FalkinValkrys

 

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Biografie

Petra Hartmann, Jahrgang 1970, wurde in Hildesheim geboren und wohnt in Sillium. Sie studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft in Hannover. Auf den Magisterabschluss folgten die Promotion mit einer Doktorarbeit über den jungdeutschen Schriftsteller Theodor Mundt und ein zweijähriges Volontariat bei der Neuen Deister-Zeitung in Springe. Anschließend war sie dort fünf Jahre Lokalredakteurin. Ferner arbeitete sie für die Leine-Zeitung in Neustadt am Rübenberge, die Nordsee-Zeitung in Bremerhaven, die Neue Presse in Hannover und die Volksstimme in Gardelegen. Derzeit ist sie bei der Goslarschen Zeitung beschäftigt.
Als Schriftstellerin liebt sie vor allem das fantastische Genre. Sie verfasst hauptsächlich Fantasy und Märchen. Bekannt wurde sie mit ihren Fantasy-Romanen aus der Welt Movenna. Mit den Abenteuern der Nordsee-Nixe Nestis legte sie ihre erste Kinderserie vor. Sie errang mit ihren Geschichten dreimal den dritten Platz bei der Storyolympiade und wurde 2008 mit dem Deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet.

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Leserunden zum Nachlesen

Leserunde zu "Darthula, Tochter der Nebel" auf Lovelybooks. Mit Autorin Petra Hartmann und Cover-Künstler Miguel Worms: http://www.lovelyboo...nde/1201913120/

 

Leserunde auf Lovelybooks zu "Nestis und die verschwundene Seepocke": Mit Autorin Petra Hartmann und Verlegerin Monika Fuchs:

http://www.lovelyboo...nde/1166725813/

 

Leserunde auf Lovelybooks zu "Mit Klinge und Feder": Mit den Autorinnen Linda Budinger, Petra Hartmann, Stefanie Pappon, Christel Scheja, Andrea Tillmanns und Petra Vennekohl: http://www.lovelyboo...nde/1156671163/

 

Leserunde zu "Falkenblut" auf Lovelybooks: https://www.lovelybo...263/2687604262/

Geschichten über Nestis

Bücher
"Nestis und die verschwundene Seepocke. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013.
"Nestis und die Hafenpiraten. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014.

"Nestis und die verbotene Welle. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2017.

 

Mini-Buch

"Nestis und der Weihnachtssand. Ein Helgoland-Märchen." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2017.

eBooks
"Nestis und der Weihnachtssand. Ein Helgoland-Märchen." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013.
"Nestis und die verschwundene Seepocke. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013.

"Nestis und die Hafenpiraten. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014.

Hörbuch
"Eine Hand voll Weihnachtssand." In: Petra Hartmann: "Weihnachten im Schneeland". Gelesen von Karin Sünder. Mit Musik von Simon Daum. Essen: Action-Verlag, 2010. (mp3-Download und CD-ROM)

Beiträge zu Anthologien
"Weihnachtssand für Helgoland." In: "Wenn die Biiken brennen. Phantastische Geschichten aus Schleswig-Holstein." Hrsg. v. Bartholomäus Figatowski. Plön: Verlag 71, 2009. S. 163-174.

Hödeken-Lesestoff

Buch

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! Sagen aus dem Hildesheimer Land. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. 101 S., Euro 7,95. ISBN 978-3-940078-37-7. Unter anderem erhältlich bei Amazon.

 

Hörbuch

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! Sagen aus dem Hildesheimer Land. 2 CD. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. Euro 14,95. ISBN: 978-3940078414. Unter anderen erhältlich bei Amazon.

 

eBook

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! Sagen aus dem Hildesheimer Land. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs.

 

Geschichten

Das Wagenrennen auf dem Rennstieg. In: Hildesheimliche Autoren e.V.: Hildesheimer Geschichte(n). Ein Beitrag zum 1200-jährigen Stadtjubiläum. Norderstedt: Book on Demand. 196 S., Euro 9,99. ISBN 978-3734752698. Unter anderem erhältlich bei Amazon.

Die glücklose Hasenjagd. In: MVP-M. Magazin des Marburger Vereins für Phantastik. Marburg-Con-Ausgabe. Nr. 19b. S. 36-40.

 

Lesung

Das Wagenrennen auf dem Rennstieg, Radio Tonkuhle, Sendung vom April 2015.

 

Movenna-Kompass

Übersicht über die Romane und Erzählungen aus Movenna


Bücher

Geschichten aus Movenna. Fantasy. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2004. 164 S.
Ein Prinz für Movenna. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2007. 188 S.
Der Fels der schwarzen Götter. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2010. 240 S.

 

eBooks

 

Geschichten aus Movenna. Fantasy. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.
Ein Prinz für Movenna. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.
Der Fels der schwarzen Götter. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.

Beim Vorderhuf meines Pferdes. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.

Hörbuch

Der Fels der schwarzen Götter. Action-Verlag, 2012.


Movennische Geschichten in Anthologien und Zeitschriften

Die Krone Eirikirs. In: Traumpfade (Anthologie zur Story-Olympiade 2000). Hrsg. v. Stefanie Pappon und Ernst Wurdack. Dresden, 2001. S. 18-25.
Flarics Hexen. In: Geschöpfe der Dunkelheit (Anthologie zur Story-Olympiade 2001). Hrsg. v. Stefanie Pappon und Ernst Wurdack. Dresden, 2002. S. 22-28.
Raubwürger. In: Kurzgeschichten, September 2004, S. 20f.
Furunkula Warzenkraish. Elfenschrift, dritter Jahrgang, Heft 2, Juni 2006. S. 10-14.
Der Leuchtturm am Rande der Welt. In: Elfenschrift, vierter Jahrgang, Heft März 2007, S. 18-21.
Gewitternacht. In: Im Bann des Nachtwaldes. Hrsg. v. Felix Woitkowski. Lerato-Verlag, 2007. S. 57-60.
Pfefferkuchen. In: Das ist unser Ernst! Hrsg. v. Martin Witzgall. München: WortKuss Verlag, 2010. S. 77-79.
Winter-Sonnenwende. In: Mit Klinge und Feder. Hrsg. v. Petra Hartmann und Andrea Tillmanns. Homburg/Saar: UlrichBurger Verlag, 2013. S. 51-59.
Der Reiter auf dem schwarzen Pferd. Ebd. S. 60-68.

Die Blaubeerbrücke. In: Met-Magie. Hrsg. v. Amandara M. Schulzke und Nadine Muriel. Hamburg: Acabus Verlag, 2022. S. 163-174.

 

 

Movennische Geschichten in Fanzines

Föj lächelt. In: Alraunenwurz. Legendensänger-Edition Band 118. November 2004. Hrsg. v. Christel Scheja. S. 23.
Raubwürger. In: Drachenelfen. Legendensänger-Edition Band 130. Januar 2006. Hrsg. v. Christel Scheja. S. 3-5.
Goldauge. In Phantastische Geschichten mit den Phantastik Girls. (Broschüre der Phantastik Girls zum MarburgCon 2007)


Aufsätze

Wie kann man nur Varelian heißen? Über das Unbehagen an der Namensgebung in der Fantasy. In: Elfenschrift, 5. Jahrgang, März 2008. S. 16f.


Movennische Texte online

Aus "Geschichten aus Movenna":
König Surbolds Grab
Das letzte Glied der Kette
Brief des Dichters Gulltong
Der Kranich
Die Rückkehr des Kranichs

Aus "Ein Prinz für Movenna":
Der Leuchtturm am Rand der Welt
Furunkula Warzenkraish
Gewitternacht

Aus "Der Fels der schwarzen Götter":
Der Waldalte
Hölzerne Pranken
Im Bann der Eisdämonen

Die Bibliothek der Falkin

Übersicht über die Romane und Novellen über die Walküre Valkrys, genannt "die Falkin"

Bücher

Die letzte Falkin. Heftroman. Dortmund: Arcanum Fantasy Verlag, 2010.
Falkenblut. Sibbesse: Hottenstein-Verlag, Sommer 2020.

eBooks

Falkenblut. Vier Fantasy-Romane. eBook-Ausgabe. Chichili und Satzweiss.com, 2012. (vergriffen)

Falkenfrühling. Novelle. eBook. Dortmund: Arcanum Fantasy Verlag, 2011. (vergriffen)

Falkenfrühling. Novelle. In: Best of electronic publishing. Anthologie zum 1. Deutschen eBook-Preis 2011. eBook. Chichili und Satzweiss.com, 2011. (unter anderem erhältlich bei Thalia und Amazon)


Aufsatz

Aegirs Flotte - ein Nachruf. In: Fandom Observer, Dezember 2011. S. 16-18. Online-Magazin und Blogversion

Drachen! Drachen! 2012

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Frank G. Gerigk & Petra Hartmann (Hrsg.)
DRACHEN! DRACHEN!
Band 01, Drachen-Anthologie
ISBN: 978-3-89840-339-9
Seiten: 384 Taschenbuch
Grafiker: Mark Freier
Innengrafiker: Mark Freier
Preis: 14,95 €
Bestellen beim Blitz-Verlag

Fatal wäre es, Drachen zu unterschätzen! Wer glaubt, genug über sie zu wissen, hat schon verloren.
Diese 23 meisterlichen Geschichten aus verschiedenen literarischen Genres belegen, dass das Thema aktuell, überraschend und packend ist - und gelegentlich fies!

Die Autoren:
Rainer Schorm, Achim Mehnert, Andrea Tillmanns, Malte S. Sembten, Frank G. Gerigk, Christel Scheja, Fiona Caspari, Hendrik Loy, Christiane Gref, Linda Budinger, Miriam Pharo, Carsten Steenbergen, Rebecca Hohlbein, Frank W. Haubold, Melanie Brosowski, Astrid Ann Jabusch, Thomas R. P. Mielke, Karsten Kruschel, Marc A. Herren, Petra Hartmann, Monika Niehaus, Uwe Post.
Originalveröffentlichung!

Die Schlagzeile, 2011/2012

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Petra Hartmann: Die Schlagzeile.
Personalisierbarer Roman.
PersonalNovel Verlag, 2011.
eBook: PersonalNovel, 2012.
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Verschlafen und idyllisch liegen sie da, die Orte Barkhenburg, Kleinweltwinkel und Reubenhausen. Doch dann stört der Diebstahl einer Heiligenfigur die Ruhe: Ein jahrhundertealter Hass bricht wieder aus und ein hitziger Streit entflammt, der aus Freunden Feinde und aus friedlichen Nachbarn sich prügelnde Gegner macht. Mittendrin: Eine Journalistin, die bereit ist, für eine Schlagzeile im Sommerloch alles zu geben. Mit viel Einsatz und einer Prise Humor versucht sie, das Geheimnis um die verschwundene Hubertus-Statue aufzuklären, und muss sich dabei mit erregten Politikern, aufgebrachten Dorfbewohnern und einem nervösen Chefredakteur herumschlagen. Aber die Journalistin lässt sich nicht unterkriegen - bis ihr ein Anruf fünf Minuten vor Redaktionsschluss die Schlagzeile zunichtemacht...

Falkenblut, 2012

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Petra Hartmann: Falkenblut.
Vier Romane in einem Band.
E-Book
Satzweiss.com - chichili agency, 2012.
3,99 Euro

 

Nicht mehr lieferbar!

Neuausgabe in Vorbereitung.


Die Abenteuer der jungen Walküre Valkrys beginnen an ihrem ersten Arbeitstag und ausgerechnet dort, wo die germanischen Götter- und Heldensagen enden: Ragnarök, die Endzeitschlacht, ist geschlagen, Götter und Riesen haben sich gegenseitig aufgerieben, die wenigen Überlebenden irren ziellos durch die Trümmer des zerbrochenen Midgard. An der Seite des neuen Götterkönigs Widar muss sich Valkrys nun behaupten. Dabei trifft sie auf Jöten, Thursen, Reifriesen, Seelenräuberinnen, Werwölfe, Berserker, Hexen, riesenhafte Meerungeheuer und das furchtbare Totenschiff Naglfari. Leseempfehlung ab 12 Jahren.

Meine Bücher 1998 - 2011

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Petra Hartmann
Falkenfrühling
eBook
Arcanum Fantasy Verlag
ISBN: 978-3-939139-59-1

Wegen Verkauf des Arcanum-Verlags ist die Ausgabe nicht mehr erhältlich, aber die Zweitveröffentlichung in der eBook-Anthologie "Best of electronic publishing" gibt es noch als epub oder Kindle-Ausgabe.

Valkrys träumt davon, eine echte Walküre zu sein. Sie springt, noch Kind, vom Dach des Langhauses.
Alle Ermahnungen ihrer Eltern sind vergeblich, sie macht sich an den Aufstieg zum Gipfel der nahen Klippe, besessen vom "Traum vom Fliegen" ...

Fünfter Platz beim Deutschen eBook-Preis 2011.

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Petra Hartmann
Die letzte Falkin
Roman.
Arcanum Fantasy Verlag
ISBN 978-3-939139-62-1
Bestellen beim Arcanum-Verlag

Blut und Tod, so weit die Falkenaugen reichen: So hatte sich Valkrys ihren ersten Flug als Walküre nicht vorgestellt. Ragnarök, die Endzeit-Schlacht, ist geschlagen. Die Götter tot, die Welt ein Flammenmeer, das Götterreich Asgard droht, in die Tiefe zu stürzen. Einzig Vidar, den Sohn und Erben Odins, kann die Walküre retten. Doch der neue Götterkönig schweigt sich über seine Ziele aus †¦


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Petra Hartmann
Der Fels der schwarzen Götter
Roman
Wurdack Verlag
ISBN 978-3-938065-64-8
Bestellen beim Wurdack-Verlag


Hochaufragende Felswände, darin eingemeißelt weit über tausend furchteinflößende Fratzen, die drohend nach Norden blicken: Einer Legende zufolge sind die schwarzen Klippen das letzte Bollwerk Movennas gegen die Eisdämonen aus dem Gletscherreich.
Doch dann begeht der junge Ask bei einer Mutprobe einen folgenschweren Fehler: Er schlägt einem der schwarzen Götter die Nase ab. Der unscheinbare Dreiecksstein wird Auslöser eines der blutigsten Kriege, die das Land jemals erlebt hat. Und die Völker des Berglandes wissen bald nicht mehr, wen sie mehr fürchten sollen: die schwarzen Götter, die weißen Dämonen oder die sonnenverbrannten Reiter aus den fernen Steppen ...


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Petra Hartmann
Darthula
Heftroman
Arcanum Fantasy Verlag
ISBN 978-3-939139-32-4
Bestellen beim Arcanum-Verlag


Darthula, die schönste Prinzessin der Nebellande, beschwört Krieg, Tod und Vernichtung über ihr heimatliches Selama herauf, als sie den Heiratsantrag des mächtigen Königs Cairbar ausschlägt. Zusammen mit ihrem Geliebten flüchtet sie in einem kleinen Segelboot übers Meer. Doch Wind und Wellen sind unzuverlässige Verbündete ...


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Petra Hartmann
Weihnachten im Schneeland
Hörbuch
Action-Verlag
Download bei Audible
CD bestellen beim Action-Verlag

WEIHNACHTEN IM SCHNEELAND von Petra Hartmann vereint vier wundervolle Kurzgeschichten für Kinder ab 6 Jahren. Schon die Titel regen die Phantasie der Kleinen an und verleiten zum Schmunzeln und Staunen:
- "Der Reserve-Weihnachtsmann"
- "Die Weihnachts-Eisenbahn"
- "Eine Handvoll Weihnachtssand"
- "Paulchen mit den blauen Augen"



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Petra Hartmann
Ein Prinz für Movenna
Paperback
Wurdack Verlag
ISBN 3-938065-24-9
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Mit dem Schild oder auf dem Schild
- als Sieger sollst du heimkehren oder tot.
So verlangt es der Ehrenkodex des heldenhaften Orh Jonoth. Doch der letzte Befehl seines sterbenden Königs bricht mit aller Kriegerehre und Tradition: "Flieh vor den Fremden, rette den Prinzen und bring ihn auf die Kiesinsel." Während das Land Movenna hinter Orh Jonoth in Schlachtenlärm und Chaos versinkt, muss er den Gefahren des Westmeers ins Auge blicken: Seestürmen, Riesenkraken, Piraten, stinkenden Babywindeln und der mörderischen Seekrankheit ....


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Petra Hartmann
Geschichten aus Movenna
Paperback
Wurdack Verlag
ISBN 3-938065-00-1
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Verwünschte Hexen!
Warum zum Henker muß König Jurtak auch ausgerechnet seinen Sinn für Traditionen entdecken?
Seit Jahrhunderten wird der Kronprinz des Landes Movenna zu einem der alten Kräuterweiber in die Lehre gegeben, und der Eroberer Jurtak legt zum Leidwesen seines Sohnes großen Wert auf die alten Sitten und Gebräuche. Für den jungen Ardua beginnt eine harte Lehrzeit, denn die eigenwillige Lournu ist in ihren Lektionen alles andere als zimperlich ...


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Wovon träumt der Mond?
Hrsg. v. Petra Hartmann & Judith Ott
Wurdack Verlag
ISBN 978-3-938065-37-2
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Der Mond - König der Nacht und gleichsam Verbündeter von Gut und Böse ... Seit jeher ranken sich Legenden voller Glauben und Aberglauben um sein Licht, das von den einen als romantisch verehrt und von den anderen als unheimlich gefürchtet wird. Seine Phasen stehen für das Werden und Vergehen allen Lebens, er wacht über die Liebenden, empfängt die Botschaften der Suchenden, Einsamen und Verzweifelten und erhellt so einiges, was lieber im Dunkeln geblieben wäre. 39 Autorinnen und Autoren im Alter von 12 bis 87 Jahren sind unserem nächtlichen Begleiter auf der Spur gewesen. In 42 erfrischend komischen, zutiefst nachdenklichen und manchmal zu Tränen rührenden Geschichten erzählen sie die Abenteuer von Göttin Luna und Onkel Mond, von erfüllten und verlorenen Träumen, lassen Perlmuttschmetterlinge fliegen und Mondkälber aufmarschieren. Und wer denkt, dass nur der Mann im Mond zuweilen die Erde besucht, irrt sich! Auch umgekehrt erhält er gelegentlich unverhofften Besuch dort oben.


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Drachenstarker Feenzauber
Herausgegeben von Petra Hartmann
Wurdack Verlag
ISBN 978-3-938065-28-0
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Öko-Feen, Büro-Feen, Todes-Feen und Bahn-Feen, geschäftstüchtige Drachen, goldzahnige Trolle, Sockenmonster, verzauberte Kühlschränke, Bierhexen, Zwirrrrrle, Familienschutzengel, Lügenschmiede, ehrliche Anwälte, verarmte Zahnärzte und andere Märchenwesen geben sich in diesem Buch ein Stelldichein.
51 Märchenerzähler im Alter von zwölf bis 76 Jahren haben die Federn gespitzt und schufen klassische und moderne Märchen, lustige, melancholische, weise und bitterböse Erzählungen, so bunt wie das Leben und so unvergesslich wie das Passwort eines verhexten Buchhalters.


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Zwischen Barrikade, Burgtheater und Beamtenpension.
Die jungdeutschen Autoren nach 1835.
ibidem-Verlag
ISBN 978-3-89821-958-7
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"Das Junge Deutschland“ - dieser Begriff ist untrennbar verbunden mit dem Bundestagsbeschluss vom 10. Dezember 1835, durch den die Werke der fünf Schriftsteller Heinrich Heine, Theodor Mundt, Karl Gutzkow, Ludolf Wienbarg und Heinrich Laube verboten wurden. Das Verbot markierte Höhe- und gleichzeitig Schlusspunkt einer literarischen Bewegung, die erst wenige Jahre davor begonnen hatte. Die Wege der Autoren trennten sich. Und doch gab es auch danach immer wieder Begegnungen und Berührungspunkte.
Petra Hartmann zeichnet die Wege der Verbotenen und ihrer Verbündeten nach und arbeitet Schnittstellen in den Werken der alt gewordenen Jungdeutschen heraus. Sie schildert insbesondere die Erfahrungen der Autoren auf der Insel Helgoland, ihre Rolle in der Revolution von 1848, aber auch die Versuche der ehemaligen Prosa-Schriftsteller, sich als Dramatiker zu etablieren. Irgendwo zwischen Anpassung und fortwährender Rebellion mussten die Autoren ihr neues Auskommen suchen, endeten als gescheiterte Existenzen im Irrenhaus oder als etablierte Literaten, die doch körperlich und seelisch den Schock von 1835 nie ganz verwunden hatten, sie leiteten angesehene Theater oder passten sich an und gerieten nach Jahren unter strenger Sonderzensur beim Publikum in Vergessenheit. Die vorliegende Untersuchung zeigt, was aus den Idealen von 1835 wurde, wie vollkommen neue Ideen - etwa die Debatte um Armut und Bildung - in den Werken der Jungdeutschen auftauchten und wie die Autoren bis zum Ende versuchten, ihr „Markenzeichen“ - ihren Stil - zu bewahren.


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Von Zukunft trunken und keiner Gegenwart voll
Theodor Mundts literarische Entwicklung vom Buch der Bewegung zum historischen Roman
Aisthesis-Verlag
ISBN: 3-89528-390-8
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Theodor Mundt - Schriftsteller, Zeitschriftenherausgeber, Literaturwissenschaftler und Historiker - verdankt seinen Platz in der Literaturgeschichte vor allem dem Umstand, daß seine Veröffentlichungen am 10. Dezember 1835 verboten wurden. Das vom deutschen Bundestag ausgesprochene Verbot, das sich gegen die vermeintlichen Wortführer des "Jungen Deutschland", Heine, Gutzkow, Laube, Wienbarg und eben Theodor Mundt richtete, war vermutlich die entscheidende Zäsur in den literarischen Karrieren aller Betroffenen. Daß sie mit dem schon berühmten Heinrich Heine in einem Atemzug genannt und verboten wurden, machte die noch jungen Autoren Gutzkow, Laube, Mundt und Wienbarg für ein größeres Publikum interessant. Doch während Gutzkow und auch Laube im literarischen Bewußtsein präsent blieben, brach das Interesse an Mundt und seinen Werken schon bald nach dem Verbot fast gänzlich ab. Seine weitere Entwicklung bis zu seinem Tod im Jahr 1861 wurde von der Literaturwissenschaft bislang so gut wie vollständig ignoriert. Diese Lücke wird durch die vorliegende Studie geschlossen. Nachgezeichnet wird der Weg von den frühen Zeitromanen des jungen Mundt bis hin zu den historischen Romanen seines Spätwerks.


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Faust und Don Juan. Ein Verschmelzungsprozeß,
dargestellt anhand der Autoren Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Wolfgang von Goethe, Nikolaus Lenau, Christian Dietrich Grabbe, Gustav Kühne und Theodor Mundt
ibidem-Verlag
ISBN 3-932602-29-3
Bestellen beim Ibidem-Verlag


"Faust und Don Juan sind die Gipfel der modernen christlich-poetischen Mythologie", schrieb Franz Horn bereits 1805 und stellte erstmalig beide Figuren, speziell den Faust Goethes und den Don Giovanni Mozarts, einander gegenüber. In den Jahren darauf immer wieder als polar entgegengesetzte Gestalten aufgefaßt, treten Faust und Don Juan in den unterschiedlichsten Werken der Literaturgeschichte auf.

Bei Lenau sind sie Helden zweier parallel aufgebauter Versepen, bei Grabbe begegnen sie sich auf der Bühne und gehen gemeinsam zugrunde. Theodor Mundt stellt als Lebensmaxime auf, man solle beides, Faust und Don Juan, in einer Person sein und beide in sich versöhnen.

Anhand der Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Wolfgang von Goethe, Nikolaus Lenau, Christian Dietrich Grabbe, Gustav Kühne und Theodor Mundt zeichnet Petra Hartmann die Biographien Fausts und Don Juans in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach, einer Zeit, die beide Helden stark prägte und auch für heutige Bearbeitungen beider Stoffe grundlegend ist."

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