Kai Meyer: Arkadien brennt
"Arkadien brennt" heißt der zweite Teil der Arkadien-Trilogie von Kai Meyer, und der Titel ist eben so knapp wie treffend: Raubtiere auf Menschenjagd, Mafia-Morde, Menschenhandel und Vergewaltigung, dazu die Schlacht um den Palast der jungen Clan-Chefin Rosa, der in einem flammenden Inferno vernichtet wird - Kai Meyer brennt ein wahres Feuerwerk an Action-Szenen ab, sodass man förmlich schon Scharen von Stuntmen, Pyrotechnikern und Special-Effects-Spezialisten aufmarschieren sieht, um daraus einen Hollywood-Blockbuster zu machen. Aber eigentlich braucht es die Filmcrew mit dem Millionen-Budget gar nicht: Die Stimme vom Andreas Fröhlich reicht aus, um in diesem Hörbuch den inneren Film zum Laufen und den Palazzo zum Brennen zu bringen.
Rosa Alcantara auf der Spur von Tabula
Rosa Alcantara, Erbin des Alcantara-Vermögens und seit dem Ableben ihrer Tante und ihrer Schwester Chefin eines Mafia-Clans, reist nach New York zurück, um endlich das Geheimnis der Organisation "Tabula" aufzuklären. Doch die Entdeckungen, die sie in diesem Roman über die Geheimnisse ihrer eigenen Familie machen muss, sind tausendmal furchtbarer als die wenigen Informationen, die sie zu Tabula bekommt. Die Geschichte ihrer eigenen Vergewaltigung, von der nun ein Video auftaucht, die grausigen Fundstücke im Keller ihrer Tante und die zwielichtige Rolle, die ihr Vater in der Sache gespielt haben soll, bringen Rosa an die Grenze ihrer psychischen Belastbarkeit. Und dann sind da auch noch die amerikanischen Angehörigen des Carnevare-Clans, die eine Raubtier-Hatz im New Yorker Central-Park veranstalten - mit Rosa in der Hauptrolle.
Kai Meyer schildert Mafia-Kriege und arkadische Dynastien
Kai Meyer gelingt es, die Mafia-Handlung und die phantastische Geschichte um die Arkadier, die sich in Panther, Riesenschlangen und andere Tiere verwandeln können, so glaubwürdig und realitätsnah zu verknüpfen, dass man darüber nur staunen kann. Ein nacktes Mädchen, das durch das eisige, winterliche New York läuft, ein junger Mann an ihrer Seite, der sich in Sekundenschnelle in einen Panther verwandelt, Ampullen mit Serum aus Hybridenblut, Aufzeichnungen mit Handys, skurrile Internetgruppen von lebensmüden Mädchen oder in Flammen aufgehende Werkstätten - das alles geht wie selbstverständlich und organisch in einander über, und der Sprecher Andreas Fröhlich verleiht dem Stoff eine solche Authentizität, dass man fast selbst glaubt, zur Schlange werden zu können.
Lange Rückblicke auf "Arkadien erwacht"
Etwas anstrengend sind - für den Leser vielleicht noch mehr als für den Hörer - die langen Rückblenden und Vorgeschichten zu Beginn der Geschichte. Sicher hätte man nicht so viel über die Arkadier erklären müssen, immerhin werden die Käufer des zweiten Teils ja wohl den ersten kennen. Und mit Valery Page eine völlig neue Person mit sehr langer Vorgeschichte einzuführen, wirkt ebenfalls etwas ungelenk. Immerhin, sie war diejenige, die Rosa zu der Party lockte, auf der die Vergewaltigung stattfand. Sie steht damit in unmittelbarem Zusammenhang mit einem traumatischen Erlebnis der Hauptfigur. Da hätte Rosa eigentlich schon in Teil I an einigen Stellen an sie denken müssen.
Ansonsten: Spannend, actionreich und sehr bildhaft. Das Hörbuch ist auf keinen Fall langweilig. Auf einige sehr drastische Gewaltszenen sollte der Hörer sich allerdings einrichten.
Fazit: Ein Hörbuch wie ein Actionfilm. Gut gemachte Unterhaltung mit viel Kampf und Feuer. Macht auf jeden Fall Lust auf Teil III.
Kai Meyer: Arkadien brennt. Gelesen von Andreas Fröhlich. Silberfisch, 2010. 8 CD, ca. 46 Min. Euro 24,95.
Besprechung zu Teil I: "Arkadien erwacht"
© Petra Hartmann