Rezensentin Faidit hat unsere Anthologie "Autorenträume" besprochen und ihr fünf Sterne gegeben. In ihrer Buchkritik auf Lovelybooks.de lobt sie vor allem "die liebevolle Gestaltung von Cover über Satz und Design der Textseiten bis über die abwechslungsreiche Auswahl der Texte in allen Genres der Literatur, sprich Epik, Dramatik und Lyrik." Außer unseren Einleitungen zu jedem Text und den Kurzbiografien mag sie auch die --- Seitenzahlen. Ja, auf die hatte Verlegerin Monika Fuchs auch ein besonderes Augenmerk gerichtet. ;-)
Faidit schreibt: "Selbst seit vielen Jahren als Autorin in der Welt der Bücher unterwegs habe ich meine eigenen Träume und auch realen Erlebnisse in den Texten wiedergefunden, die manchmal humoristisch und manchmal sehr erschreckend die privaten Gedanken eines Schriftstellers wiedergeben. Oft musste ich bejahend nicken, weil besonders die sogenannten Albträume oft Realität sind. Manchmal fand ich mich auch bei meiner eigenen Eitelkeit meine Allüren ertappt."
Daher auch ihre Empfehlung: "Ich kann jedem, der einmal Autor werden möchte, nur raten, zuvor dieses Buch zu lesen. Aber auch den "nur" lesenden Literaturfreunden. Das hilft dann hoffentlich, die Bücherwelt mit wachem Geist zu betrachten und zu betreten."
Besonders gefreut hat mich diese Einschätzung: "Mit viel Liebe wurden die Träume der Autoren - ob Angst beladen oder in freudiger Erwartung - zwischen diesen Buchseiten eingefangen und in Szene gesetzt. Ein Zeichen des Respekts gegenüber den Literaturschaffenden, die in der Realität meistens nur ihren Namen und ihre Arbeitskraft gegen einen einstelligen Prozentsatz am Verkaufspreis ihrer Werke auf dem Buchmarkt hergeben."
Eines der Kultbücher der Falknerei ist - neben der "Kunst mit Vögeln zu jagen" des alten Staufferkaisers Friedrich II. - zumindest im englischsprachigen Bereich das Buch "The Goshawk" von T.H. White. Das Buch, das als Klassiker des nature writing gilt, ist nun erstmals in deutscher Übersetzung erschienen. Der Verlag Matthes und Seitz brachte die Geschichte eines autodidaktischen Falkners, der sich an die Abrichtung eines Habichts heranwagt, jetzt als sehr schönes Hardcover-Bändchen mit zahlreichen Illustrationen, Kommentar und hilfreichen Begleittexten heraus. T.H. White, bekannt durch seine Artus-Romane ("Der König auf Camelot"), ist hier nicht als Verfasser fiktiver Geschichten, sondern als Tagebuchschreiber und Berichterstatter zu erleben. Er erzählt von seinem Versuch, einen Habicht "abzutragen", also das noch wilde junge Tier zu zähmen und daran zu gewöhnen, auf dem Handschuh des Falkners zu sitzen und mit ihm zusammen auf Jagd zu gehen.
Falkner macht Fehler
Allerdings: Der "Falkner" macht eine ganze Menge falsch, und zwischen ihm und dem Greifvogel namens Gos entstehen kein Vertrauen und keine Partnerschaft. Autodidakt White, der Buch führt über seine Zeit mit Gos, hat zwar einiges gelesen, aber er ist offenbar nicht der Mann, dem Kaiser Heinrich seine Falken anvertrauen würde. Erst recht nicht einen Habicht, denn gerade Habichte gelten als die am schwierigsten abzurichtenden Greifvögel. Als Vögel zudem, die sich niemals vollständig zähmen lassen, deren Besitzer sie stets wachsam im Auge haben muss. Nicht ganz das richtige Flugobjekt für einen Menschen, bei dem offenbar sehr wenig Geduld und Liebe zu dem Tier vorhanden ist, eher ist aus den Zeilen oft so etwas wie Besitzerstolz und Eitelkeit herauszulesen. Da wird der große Greifvogel, der vom Handschuh abgesprungen ist, schon mal an dem langen Seil, das ihn mit dem Falkner verbindet, ärgerlich wieder herangezogen und dabei über den Boden geschleift. Anstatt ihn mit Fleisch und sanften Worten zu locken.
Habicht fliegt davon
Nein, dieser Versuch, ein Tier zu zähmen, musste gründlich scheitern. Er wäre wohl auch gescheitert, wenn der Habicht nicht, wie gegen Ende des Buches berichtet, eine Möglichkeit zum Entkommen gehabt hätte. Gos fliegt erschrocken davon, die Fessel hinter sich herschleifend. Ob und wie der Vogel verendete, ob er tatsächlich mit dem Riemen irgendwo in einem Baum hängen blieb und qualvoll verreckte, wie der Autor annimmt, bleibt offen.
Spiegelbilder: Helen Macdonald gegen T.H. White
Dass das Buch jetzt in Deutschland veröffentlicht wurde, ist dem großen Erfolg des Romans "H wie Habicht" von Helen Macdonald geschuldet. In diesem Buch erzählt die Autorin von ihrem Versuch, beziehungsweise dem Versuch ihrer Ich-Erzählerin, ebenfalls eine Habicht-Dame abzutragen. Die erfahrene Falknerin, die bereits mehrere Falken "geflogen" hat, schildert ihre Beziehung zu dem Habicht-Weibchen Mabel und hält Erfolge und Rückschläge fest, und im Hintergrund läuft immer der Erinnerungsfilm an White und seinen Gos mit. Ein Buch, an dem sich die Falknerin abgearbeteit hat wie an sonst keinem. Das sie schon als Jugendliche mit Empörung gelesen hat und bei dem sie immer wieder ärgerlich aufzeigt, wie hier ein Habicht zerstört wurde. Ein Buch auch, in dem sie Spuren der Falknerei in anderen Romanen Whites aufzeigt und dessen sadistische Neigungen, entstanden wohl aus schlimmen Erfahrungen in der Kindheit, sehr deutlich offenlegt. Und wie beim Lesen von Macdonalds Habichtroman und beim langsamen Wachsen der Beziehung zwischen Falknerin und Habichtin immer wieder als Negativ-Spiegel White und Gos auftauchen, so werden wohl nun viele neue Leser beim neu aufgelegten White-Buch unweigerlich an Mabels Geschichte als Spiegel denken. So ist es nur folgerichtig, dass Helen Macdonald nun das Vorwort zu der neuen Ausgabe schrieb. Außerdem gibt es ein Nachwort von Cord Riechelman, der etwas zur Geschichte des nature writings beiträgt.
Für Falkner und Ornithologen
Insgesamt ist es ein schönes, geschmackvoll gestaltetes Hardcover-Büchlein, mit Habicht-Zeichnungen illustriert und mit einem Lesebändchen versehen, also nicht nur ein interessantes Stück Literaturgeschichte, sondern auch ein hübsches Präsent für einen Liebhaber der Falknerei. Literarisch betrachtet ist es hochinteressant und auch nicht schlecht geschrieben. Der Leser sollte sich allerdings schon vor Augen führen, dass es sich hier nicht um einen belletristischen und zur Veröffentlichung bestimmten Text handelt, sondern um - zunächst - private Tagebuchaufzeichnungen. Auch wenn White auf Fragen schon Auskunft gab, er schreibe an einem Buch "über Falknerei und den Versuch, einen Habicht abzutragen", wie Macdoalds Einführung verrät. Der Autor wollte das Manuskript lange Zeit nicht herausgeben, er gab schließlich dem Drängen seines Verlegers nach, allerdings unter der Bedingung, das er ein Nachwort schreiben dürfe, "in dem er erklärte, wie man einen Habicht hätte abtragen sollen", verrät Macdonald. Es ist also kein Buch, das sich nahtlos in die Reihe der Artus-Romane einreiht. Kein Roman, keine Novelle, sondern etwas weniger eingängig. Dafür aber ein eigener Erlebnisbericht und sehr interessant für alle, die nach den Artus-Romanen weiterlesen möchten. Für Ornithologen und Falkner sowieso.
Fazit: Geschichte eines Scheiterns und eines Greifvogels, der durch unsachgemäße Abrichting zerstört wird. Interessantes und sehr lehrreiches Schriftstück, ansprechend präsentiert und mit viel Hintergrund-Infos. Trauriger Inhalt, vorbildliche Aufmachung. Lesenswert.
T.H. White: Der Habicht. Berlin: Matthes & Seitz, Naturkunden, 2019. 188 S., Euro 30.
Die Abenteuer zwischen Helgoland und Atlantis gehen weiter. Mit "Der rote Feuerstein und die Götterdämmerung" legt Kim Scheider nun den zweiten Teil ihrer Fantasy-Trilogie vor. Der Junge Paul, bekannt aus "Der rote Feuerstein und das Geheimnis von Atlantis", kehrt zurück auf den roten Felsen und muss erneut gegen dunkle Mächte kämpfen, die die Herrschaft über das Wunderland Atlantis an sich reißen wollen. Paul ist inzwischen schon ein wenig älter geworden, aber seine Liebe zu Helgoland ist ungebrochen. So ist er mehr als begeistert, als seine Schulklasse ausgerechnet eine Klassenfahrt auf seine Lieblingsinsel unternimmt. Und da er als notorischer Helgoland-Freak bei allen Mitschülern verschrien ist, wird er auch gleich zum Reiseführer erklärt. Er zeigt der Gruppe den Gummibärchenstrand und den Jägersteig zum Oberland, und natürlich kennt er sich auch in der Bunkeranlage bestens aus. Ärgerlich nur, dass ihm seine Mitschülerin Sina, die sich in ihn verliebt hat, unabschüttelbar an seine Fersen heftet. Dabei hat Paul eigentlich ein mysteriöses Rätsel zu lösen. Was meint die alte Frau Piel nur mit ihrer kryptischen Andeutung: "Du wirst gebraucht"? Sollte in Atlantis etwas vorgefallen sein?
Überfall im Helgoländer Bunker
Bei einer Bunkerführung überschlagen sich die Ereignisse: Plötzlich wird Sina von einem zwielichtigen Atlanter gepackt und mit dem Tode bedroht. Gezwungen benutzt Paul seinen Feuersteinschlüssel und öffnet das Portal in die andere Welt. Er, Sina und zwei weitere Mischüler finden sich in Atlantis wieder. Aber aus dem Wunderland des Fudnoff ist scheinbar alle Hoffnung verschwunden. Die Monster aus den dunklen Abgründen erheben sich. Und Fosite und die anderen Götter altern rapide. Die Götterdämmerung steht bevor. Der Roman punktet, wie bereits der erste Teil, mit zahlreichen Helgoländer Details. Für Insel-Fans gibt es viele Wiedererkennungseffekte. Ein echter Höhepunkt ist das Treffen mit dem auf den Mond geschossenen Helgoländerr Bürgermeister Jörg Singer.
Götterdämmerung auf Atlantis
Der Atlantis-Part der Handlung ist zum Teil geprägt von Anleihen aus der germanischen Mythologie, wobei Inselgott Fosite eine besondere Rolle spielt, von Runen-Orakeln und der in diesem Fall etwas anderen Götterdämmerung. Zum anderen hat dieses Atlantis aber auch einen Science-Fiction-Hintergrund, es wurde schließlich von einem Wissenschaftler vom Planeten Katlantis geschaffen. Dass Atlantis darüber hinaus eine literarische Welt ist, in der sich jede Romanfigur und jede Gestalt aus Kurzgeschichten und Lagerfeuer-Erzählungen sofort nach ihrer Erschaffung materialisiert, gibt dem Ort seinen besonderen Reiz. So treffen Paul und seine Klassenkameraden nicht nur auf eine atlantische Version des jüngeren Paul, der ja bereits Held eines Buches war, sondern sie begegnen auch den Monstern, die sie selbst am ersten Tag ihrer Klassenfahrt in ihren Schulaufsätzen schildern mussten. "Der rote Feuerstein und die Götterdämmerung" ist ein würdiger Nachfolger des ersten Bandes. Er ist spannend und humorvoll geschrieben und bringt einige Fragen, die im ersten Teil offen geblieben sind, gut zu Ende. Besonders lebt die Geschichte vom helgoländischen Lokalkolorit, was das Buch vor allem als Urlaubslektüre für Inselgäste empfehlenswert macht. Da es sehr viele aus dem ersten Buch bekannte handelnde Personen gibt und die Geschichte auf dem ersten Teil der Trilogie aufbaut, ist die Lektüre nur Neueinsteiger vermutlich etwas kompliziert. Diese "Götterdämmerung" ist eher für Leser zu empfehlen, die "Das Geheimnis von Atlantis" bereits kennen.
Fazit: Spannende und humorvolle Fantasy mit Helgoland-Flair. Am besten vor Ort genießen. Lesenswert.
Kim Scheider: Der rote Feuerstein und die Götterdämmerung. Berlin: epubli, 2019. 524 S., Euro 16.
"Sich den jährlichen Motivationsschub abholen" - ein Ausspruch der mit dem Nürnberger Autorentreffen untrennbar verbunden ist. Schon seit 16 Jahren lädt Ursula Schmid-Spreer zum Austausch und Lernen nach Nürnberg ein, und auch an diesem Himmelfahrtstag zog es mich wieder südwärts. Ich bin schon ziemlich lange mit dabei. Und als Ursula zur Einstimmung ein paar historische Fotos von früheren Treffen an die Wand projizierte und mich mit einer jüngeren Ausgabe meiner Person konfrontierte, da meinte sie in ihrem charmanten Originalton Süd: "A bissel grau geworden ..." Ich stehe dazu. Und offenbar war ich ja nicht die einzige, die mit den Nürnberger Treffen inzwischen alt und weise geworden ist. Schließlich konnte unsere Gastgeberin fröhlich aus ihrem Kontoauszug zitieren. Da hatte doch tatsächlich ein Teilnehmer beim Überweisen des Teilnahmebeitrags unter "Verwendungszweck" eingetragen: "Seniorentreffen". Freud lässt grüßen, Spaß muss sein.
Die Stimme als "intime Visitenkarte"
Kerstin Lange war die erste Referentin des Tages. Sie erzählte uns etwas über die Möglichkeiten der Stimme und darüber, welche Wirkung ein Sprecher erzielen kann. Letzten Endes auch ein wichtiger Punkt für Lesungen, denn wir als Autoren haben die Möglichkeit, unsere Charaktere, die wir selbst geschaffen haben, auch adäquat zu präsentieren: "Ich weiß ja als Autor am besten: Wie ticken meine Figuren?", sagte Kerstin. Und sie wies uns darauf hin: "Jede Stimme ist einzigartig und kann so viel, dass es schade wäre, sie nicht als Werkzeug zu nutzen." Jeder, der sich einmal beim Sprechen beobachtet hat, wird dem Satz zustimmen: "Wenn ich den Hund begrüße, habe ich eine ganz andere Stimme, als wenn ich meinen Mann begrüße", für den die Referentin viel Gelächter erntete. Die Stimme sei gewissermaßen unsere "intime Visitenkarte". Sie gab uns viele Tipps zur Lockerung des Körpers und der Zunge, erklärte, wie man die Lippen lockert und den Körper abklopft, um ihn zu entspannen. Für Diskussion über Emanzipation sorgte die Erinnerung an Untersuchungen, denen zufolge Frauenstimmen in den vergangenen Jahrzehnten um einiges tiefer geworden seien. Offenbar eine Folge des veränderten Rollenverständnisses und des gewachsenen Selbstbewusstseins der Frauen. Ziemlich typisch fand ich, dass sich offenbar mal wieder keiner über die andere Seite der Emanzipation Gedanken gemacht hat. Ich wollte wissen, ob sich, da sich ja auch das Männerbild in den vergangenen Jahrzehnten enorm gewandelt hat, auch bei den Herren der Schöpfung stimmlich etwas getan hatte. Dazu hatte niemand eine Studie parat. Immerhin erzählte einer der Teilnehmer aus seiner Chorpraxis, dass es inzwischen offenbar schwerer sei, den Bass zu besetzen, Tenöre seien häufiger. Einen guten Tipp beim Kratzen im Hals konnte ich gleich ausprobieren: "Nicht räuspern", riet Kerstin. Lieber Husten und die Brust abklopfen. Probiere ich demnächst mal aus.
Autobiographisches im Roman
Titus Müller erzählte etwas über Autobiografisches in Romanen. "Wir Autoren neigen zum Gaffen", gab er zu und betonte, dass gerade das eigene Erleben und das Beteiligt-Sein des Autors einer Geschichte erst ihre Würze verleihen. Bei allem Fokus auf dem Plot und der Machart eines Romans, erst dadurch erhalte der Text seine Tiefe. "Lasst uns nicht das Leise-Sein verlernen und das Beobachten, das ruhige Erzählen." Er erzählte davon, dass in seinen Romanen nicht nur die "lieben" Figuren autobiografischer Herkunft seien, sondern auch die bösen. Notizen machen sei etwas ungeheuer Wichtiges für ihn, und er legte es uns sehr ans Herz. Ein Beispiel: Ein geräuschempfindlicher Kommissar in Titus' aktuellem Roman hat diese Eigenschaft von seinem Autor "geerbt". Titus ging auch den Autobiographismen in Werken anderer Autoren nach. Unerschöpflich mal wieder Thomas Mann, der in Davos für krank erklärt wurde, als er eigentlich nur seine Frau besuchte - willkommen am Zauberberg. Oder seine einstündige Beobachtung einer Familie auf einer Rheinfahrt, von der er dann die Familie des Hochstaplers Felix Krull mitbrachte. Recht hat er ja. Ich glaube, keine meiner Figuren kommt aus ohne einen Schuss Petra Hartmann in der Seele. Und meine Fantasy-Romane sind sowieso alle autobiografisch, auch wenn mir das oft keiner glaubt.
Autorenwelt-Büchershop beteiligt Autoren
Verlegerin Sandra Uschtrin, bekannt durch das "Handbuch für Autoren" und die "Federwelt", gab eine kurze Einführung in das Shopsystem der Autorenwelt. Wer auf www.autorenwelt.de seine Bücher einstellt und verlinkt wird an den Einkünften der Autorenwelt beteiligt. Ein gutes Angebot, klingt fair und bietet zusätzliche Prozente zu den Verlagstantiemen. Ich werde mich da demnächst mal hineinlesen.
Wie man Erzähl-Perspektiven verhunzt
Einen Vortrag zum Thema Erzählperspektiven bot schließlich Anja Feldhorst. Sie gewann dem gewohnten Schema von auktorialem und allwissendem, personalem und Ich-Erzähler einige interessante neue Facetten ab und gewann die Herzen aller Dr. Who und Asterix-Fans mit ihren Beispielen. Wir erfuhren viel über die Möglichkeiten, die jede einzelne der Perspektiven bietet, und über ihre Schwächen. Sehr schön auch die Betrachtung der Frage, "was sich mit Perspektiven verhunzen lässt". Viel gelernt.
Robbenhappen und Erotik
Es gab an den Tagen darauf wieder einige Seminare. Ich entschied mich für das Angebot zum Stimmtraining bei Kerstin Lange. Sehr spannend war das "Speed-Dating" zur Vorstellung. Und die Lockerungsübungen für Zunge und Stimmbänder hatten es in sich. Und ich habe geniale Zungenbrecher kennengelernt. Zum Beispiel den hier: "Bei dem alten Lappenschuppen wo die Lappen Schoppen kippen und für ein paar Robbenhappen hübsche Lappenpuppen strippen, bis sich ganze Lappensippen mit den Rippen von den Robben um die hübschen Puppen kloppen, sollst du nie den Schlitten stoppen." Das ist schon die Königsklasse. Einen Witz unabhängig vom Inhalt mal in Verzweiflung und mal erotisch vorzulesen, hat Spaß gemacht und war gar nicht so einfach. Mit Tipps wie "Bauch raus" oder "Hintern fallen lassen" hat sich Kerstin vermutlich nicht unbedingt um meine Figur verdient gemacht, aber der Stimme wird es wohl gut tun.
Nestis-Lesung in der Galerie im Weinlager
Jedenfalls konnte ich das Erlernte am Samstagnachmittag gleich ausprobieren: Ich war zu Gast in der Galerie im Weinlager und durfte dort aus "Nestis und die verschwundene Seepocke" vorlesen. Meine Lesungspartnerin war an diesem Nachmittag Ina Spang, die ihr Bilderbuch "Rhino sucht ein neues Zuhause" vorstellte. Es ging um ein Nashorn, das von den anderen Nashörnern immer gehänselt wurde, weil es ein regenbogenfarbenes Horn trägt. Sehr liebenswert. Die Lesung war gut besucht, die Kinder und Erwachsenen hatten, glaube ich, viel Spaß an der Sache. Ich trug die ersten beiden Kapitel aus der "Seepocke" vor, erzählte etwas über die furchtbarsten Monster des Meeres und den Besuch im Wrack des alten Piratenschiffs, das sich als wahre Geisterbahn entpuppte. Es gab Gegrilltes (lecker) und für die Kleinen einen Pool. Schade, dass ich kein Schwimmzeug dabei hatte. Eine Meermädchen-Lesung im Schwimmbecken wäre ja auch mal eine Idee ...Nächstes Mal.
Die Rückfahrt war, nun ja, sagen wir, abenteuerlich. Ich fuhr von Nürnberg über Erfurt und Halle nach Magdeburg, hatte da etwas über anderthalb Stunden Aufenthalt (Dank LeCrobag, 24 Stunden geöffnet, gab es wenigstens etwas zum Beißen in der Zeit), bevor es dann nach Hannover weiter ging. Von Hannover bis Sillium dann im Auto, ich war gegen 4 Uhr zu Hause und bin ins Bett gefallen. Aber gelohnt hat es sich auf jeden Fall.
Im Mai war ich bei Radio Tonkuhle zu Gast und habe meine Geschichten "Tom und der teuflische Seemannsknoten" und "Ein Schiff für Hinnerk Himmelblau" vorgestellt. Wer es verpasst hat, kann die Sendung jetzt auf Youtube nachhören. Worum geht es? Der erste Text ist ein Abenteuer aus den Nestis-Kosmos. Die Geschichte spielt kurz nach dem ersten Nestis-Buch, "Nestis und die verschwundene Seepocke". Tom, der Menschenfreund meiner Nordseenixe Nestis, bereitet sich auf seine Segelschein-Prüfung vor und muss noch ein wenig Knotenkunde büffeln. Vor allem der Stopperstek macht ihm Probleme. Aber sein Großvater hilft ihm auf seine Art dabei und spinnt ein wenig Seemansgarn. Die zweite Geschichte, "Ein Schiff für Hinnerk Himmelblau" stammt aus der Anthologie "Immer diese Kobolde". Es geht um einen jungen Klabautermann, der zum ersten Mal in seinem Leben die Verantwortung für ein Schiff übernehmen und auf große Fahrt gehen soll. Allerdings: Von der Seekrankheit hatte dem kleinen Mann auf der Klabauterschule nie jemand etwas gesagt.
Der wievielte Marburg-Con war das jetzt eigentlich für mich? Keine Ahnung, aber es war mal wieder schön, und das Bürgerhaus neben der Agip-Tankstelle in Niederweimar finde ich mittlerweile im Schlaf. Was auch notwendig ist, wenn man, wie ich, eine weite Anfahrt hat und im Prinzip schon lange vor dem Aufwachen hinterm Steuer Platz nimmt.
Ich hatte einen Büchertisch zwischen Michael Schmidt, der seine Zwielicht-Reihe mit den genialen Nummern auf dem Cover ausgebreitet hatte, und Tatjana Stöckler, die historische Romane und SF, aber auch ein paar düstere Anthologien vorstellte. Ich hatte Movenna und Nestis im Gepäck, klar, und stellte mal wieder fest, dass man mit Kinderbüchern ruhig mal zu einem Horror-Con fahren darf, Horrorfans haben auch Kinder.
Natürlich habe ich wieder hemmungslos eingekauft. Bei der Edition TES erstand ich die Heftromane "Fräulen Schmidt und die Reise nach Mexiko" von Wilko Müller jr. und "Der Garten der Persephone" von Frank W. Hauboldt, außerdem einen gebundenen Klassiker: "Die Meerfrau" von Herbert G. Wells. Beim Shadodex Verlag der Schatten die Anthologie "Verfluchte Mahnmale und Gedenkstätten" und bei Saphir im Stahl die Sammlung "Das Vermächtnis der Astronautengötter". Außerdem ein paar uralte Bessy-Hefte für meine Sammlung (ich hab's halt mit Hunden) und zu guterletzt die Anthologie zum Marburg-Award, in der die besten Geschichten des Wettbewerbs abgedruckt sind. Überhaupt: Eine ganz tolle Einrichtung, jedes Jahr einen solchen Band herauszhubringen, und ein wirklich lobenswertes Sprungbrett für junge Autoren. Naja, ich gebe es zu, ich wäre ja gern auch mal darin abgedruckt, aber ich habe es schon wieder nicht geschafft, etwas zum Thema zu schreiben.
Als Stanbdbetreiber kann man ja nicht so ohne weiteres weggehen und seine Bücher allein lassen, aber immerhin schaffte ich es, abends um 19 Uhr Vincent Voss bei seiner Lesung zuzuhören. Brrrr, dieses "Frischfleisch" und "Infiltriert" haben es ganz schön in sich.
Die Verpflegung war 1a, die Brötchen, Wurst und gefüllten Paprika haben gemundet, und die Preise waren zivil und fangerecht.
Gibt es etwas zu meckern? Eigentlich nicht. Die Wetterbestellung hätte etwas anders ausfallen können. Als ich im strömenden Regen meine Bücher vom Parkplatz zum Bürgerhaus trug und sie in meine heißgeliebte Helly-Hansen-Segeljacke eingeschlagen hatte, da wusste ich schon, dass ich die Jacke abends vergessen würde. Was auch prompt eingetreten ist. Heißen Dank an Thomas V., der mir wenige Tage danach ein Postpaket schickte.
Der Con endete mit der feierlichen Verlehung des Vincent-Preises und des Marburg-Awards. Eindrucksvoll musikalisch eingeleitet von Markus Lawo. "Countryroads", einfach schön.
Die Ergebnisse:
Bester Roman national
1.Faye Hell - Rigor Mortis (Papierverzierer Verlag) 31 Punkte
2.Jörg Kleudgen und Uwe Voehl - Stolzenstein (Blitz Verlag) 24 Punkte
3.M.H. Steinmetz - Dreizehn (Papierverzierer Verlag) 23 Punkte
4.Susanne Röckel - Der Vogelgott (Jung und Jung) 22 Punkte
4.Andreas Zwengel - Kinder des Yig (Blitz Verlag) 22 Punkte
6.Thomas Finn - Lost Souls (Knaur) 16 Punkte
Bestes Internationales Literaturwerk
1.Algernon Blackwood - Aileen (Zwielicht) 30 Punkte
1.Tim Curran - Die Wiedererweckten des Herbert West (Luzifer Verlag) 30 Punkte
3.Brian Keene - Der Satyr (Festa Verlag) 26 Punkte
4.Stephen King - Der Outsider (Heyne) 19 Punkte
5.Richard Laymon - Unerbittliche Geschichten (Festa Verlag) 9 Punkte
Beste Kurzgeschichte
1.Oliver Müller - the axeman†™s jazz (Dark Killers) 34 Punkte
2.Vincent Voss - Mind Fuck (Zwielicht 12) 32 Punkte
3.Michael Marrak - Die Parabel vom Zwielicht (Boschs Vermächtnis: Geschichten aus dem Garten der Lüste) 28 Punkte
4.Karin Reddemann - Blutrot die Lippen, blutrot das Lied (Blutrot die Lippen, blutrot das Lied/ Zwielicht Classic 13) 22 Punkte
5.Ralf Kor - Papa ist daheim (Badass Fiction) 13 Punkte
Beste Anthologie/Magazin/Sekundärwerk
1.Achim Hildebrand und Michael Schmidt (Hrsg.) - Zwielicht 12 (Zwielicht) 48 Punkte
2.Faye Hell, M.H. Steinmetz (Hrsg.) - Ghost Stories of Flesh and Blood (Papierverzierer Verlag) 30 Punkte
3.Jörg Kleudgen, Eric Hantsch (Hrsg.) - Cthulhu Libria Neo Dunkle Märchen (Goblin Press) 22 Punkte
4.Anke Brand (Hrsg.) - Dark Killers (Romantruhe) 21 Punkte
5.Peter Lancaster (Hrsg.) - Fleisch Sex (Eldur Verlag) 18 Punkte
Beste Storysammlung
1.Markus K. Korb - Phantasma Goriana (Vodoo Press) 28 Punkte
2.Jana Oltersdorff - Dunkle Begegnungen (Qindie) 26 Punkte
3.Erik R. Andara - Am Fuß des Leuchtturms ist es dunkel (Whitetrain) 25 Punkte
3.Julia Annina Jorges - Zwielicht Single 2 (Zwielicht) 25 Punkte
5.Matthias Bauer - Reiche Ernte und andere makabre Geschichten (Blitz Verlag) 12 Punkte
6.Sascha Dinse - Aus finstrem Traum (pmachinery) 11 Punkte
Beste Horror-Grafik
1.Björn Ian Craig - Zwielicht 12 (Zwielicht) 55Punkte
2.Detlef Klewer - Scherben (Fantasyguide präsentiert) 30 Punkte
3.Erik R. Andara - Next Weird (Nighttrain) 25 Punkte
4.Mario Heyer - Kinder des Yig (Blitz Verlag) 24 Punkte
5.Isabel Kreitz - Die Unheimlichen (Carlsen) 17 Punkte
Sonderpreis
1.Jason Dark für sein Lebenswerk, vor allem seine Serie John Sinclair.
45 Punkte
2.Professor Zamorra als die älteste noch regelmäßig und durchgehend erscheinende deutsche Horrorserie. Band 1 erschien am 2. Juni 1974. Seitdem erscheint die Serie vierzehntägig im Bastei-Verlag. Der aktuelle Roman findet sich hier.
39 Punkte
3.Der Golkonda Verlag, der seit 2010 literarisch anspruchsvolle Phantastik und Blüten der Genre-Literatur veröffentlicht.
34 Punkte
4.Frank Duwald und das Literaturblog dandelion für die Würdigung wenig bekannter Werke der Phantastik, die sich durch besondere Allegorik und psychologische Tiefe auszeichnen.
26 Punkte
5.Zombie Zone Germany und der Verlag Amrun für bisher sechs Bücher zu Zombies in Deutschland
13 Punkte
Den Marburg-Award, der in diesem Jahr unter dem Motto "Viel zu heiß" stand, gewannen folgende Autoren:
1. Platz: Benjamin K. Hewett mit "Sonnenbrand"
geteilter 2. Platz: Jasmin Fürbach mit "Asche zu Asche" und Olaf Lahayne mit "Höllensturm"
3. Platz: Simon Schneider mit "Uhrsachen"
Den Gewinnern meinen herzlichen Glückwunsch. Und dem Marburg-Con-Team ein ganz dickes Dankeschön für die Gastfreundschaft und einen phantastischen Tag.
Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, eine eigene Insel zu belesen? Helgoland, der schönste meerumspülte Buntsandsteinfelsen der Welt, war eine Woche lang in den Händen der Literaten. Und zwar Literaten ganz unterschiedlicher Genres. Vom Thriller und Küstenkrimi über Kinderbücher und Lyrik bis hin zu Erfahrungsberichten, Jugenderinnerungen der Inselbewohner und Fachliteratur über die Geschichte der Börteboote, die ja nun immaterielles Unesco-Kulturerbe geworden sind. Mit dabei: Eine Silliumer Autorin und ihre Nordseenixe (Petra Hartmann und Meerjungfrau Nestis).
Das Besondere an diesen fünf Tagen war nicht nur die tolle Stimmung und die literarische Qualität der Texte, sondern vor allem die Vielseitigkeit der Leseorte. Der Frachtraum der Fähre MS Helgoland oder der Bunker waren nur zwei von 19 ungewöhnlichen Treffpunkten für die Freunde von Helgoland-Lesestoff.
Als kleine kriminalistische Vorspeise gab es den Krimi "Die Tote am Mast" von Birgit Pauls. Und wer bei der Lesung im Vereinsheim des Helgoländer Wassersportvereins dabei war, konnte während der Lesung genau in den Südhafen schaun, wo gerade eine Segelyacht am Steg festgemacht hatte. Da sah man förmlich die Leiche pendeln ...
Stimmungsvoll tief unten im Helgoländer Bunker las Kim Scheider aus ihrem Fantasyroman "Der rote Feuerstein und die Götterdämmerung" vor. Als ihr Held Paul und seine Klassenkameraden durch das geheime Tor tief unten im Helgoländer Bunker nach Atlantis hinübverwechselten, waren wir als Zuhörer quasi live dabei. Klar, dass ich mir ein Exemplar des zweiten Bandes ihrer Feuerstein-Serie signieren ließ. Es soll übrigens einen dritten Teil geben, verriet die Autorin.
Der zweite Tag war vor allem ornithologisch geprägt. Wir hörten am Nachmittag im Helgoländer Zollamt Auszüge aus "Waldemar hat einen Traum" von Michael Stoffers, eine liebenswürdige und humorvolle Geschichte, in der eine Möwe unbedingt Fotomodell werden möchte. Und das Zollamt kommt natürlich auch drin vor. Abends ging es dann kriminell weiter in der James-Krüss-Hummerbude: Thomas Breuer las aus seinem Helgoland-Krimi "Leander und der Lummensprung". Mit dramatischem Cliffhanger am Lummenfelsen genau bei den brütenden Trottellummen. Und der Autor machte uns gleich noch Appetit auf seinen neuen Krimi. "Der letzte Prozess" spielt zwar nicht auf Helgoland, aber ich musste einfach zugreifen.
Der Mittwoch bot uns drei sehr unterschiedliche Lesungen und Themen. In Wedigs Fischerstube las mein Verlagskollege Peter Mansdorff aus seiner kurzen Erzählung für Kinder "Was hat nur der Herr Jesus mit Helgoland vor?" Zwei Kinder holen Jesus aus der Bibel, und der versucht, auf Helgoland ein Kinderland zu gründen. Wie es ausging, verriet der Autor nicht, aber er las anschließend noch ein paar Zeilen aus seinem Buch "Party im Kopf" vor.
Anschließend lud Chris Runge (jetzt Chris Ehnert) zu einer lyrischen Liebeserklärung auf die Düne ein. Ja, verstehe ich gut, dass ihr bei dem Gedicht "Einen Tag nur" dann doch die Stimme kiekste. So ist das mit der Liebe zu einer Insel.
Abends gab es dann "Inselgeflüster" in der Bibliothek. Levke Paulsen schreibt für das Magazin "Krabauter" regelmäßig eine Kolumne über ihr Leben auf Helgoland und las jetzt aus ihren gesammelten Werken vor. Unter anderem erfuhr man daraus, was eine "Inselfrisur" ist und dass man auf Helgoland durchaus mal in Gummistiefeln zum Vorstellungsgespräch geht.
Leider verpasst habe ich Reimer Boy Eilers' Lesung in der "Sansibar" auf der MS Helgoland. Schade. Beim letzten Mal hatte ich aber schon seine Buchvorstellung miterlebt, ich habe sein Buch "Goethe, Glück und Helgoland" und den Lyrikband "Reden mit Seezungen" gelesen und kann mir vorstellen, dass es eine sehr spannende Lesung war.
Am frühen Abend dann endlich: "Nestis auf der Düne". Ich las im Warteraum am Fähranleger und hatte sogar einen Vorgruppe: Autorin Tina Klingebiel hatte ihre Kurzgeschichte vom Schreibwettbewerb beim 1. Lesefestival (2017) mitgebracht, und ihr Mann Thomas las sie vor. Es ging um eine Maus, die eigentlich nach Afrika segeln wollte, aber dann auf dem roten Felsen landete. Zum Glück wussten die Tiere vor Ort Rat.
Dann durfte ich loslegen. Nestis auf der Helgoländer Düne, das ist ja für die kleine Nixe so etwas wie ein Nach-Hause-Kommen. Und so erzählte ich anfangs etwas von der Geburt der ersten Nestis-Geschichte, damals im Jahr 2007, als Orkan Tilo die Düne verwüstete und Meerjungfrau Nestis sich vom Weihnachtsmann 500.000 Kubikmeter Sand wünschte, um die Robbenküste zu reparieren. Danach ging ich dann zu einem der "großen" Nestis-Abenteuer über. Ich las aus "Nestis und die Hafenpiraten" vor, und die Zuhörer erfuhren etwas über das schreckliche Phantom und die Entführungsfälle vor Helgoland, Sylt und Norderney, als Möwen, Alken und Lummen und sogar ein Dackel plötzlich von einem dunklen, langgestreckten Schatten unter Wasser gezogen wurden. Wenn ich mich recht entsinne, war es das erste Mal, dass ich die "Hafenpiraten" öffentlich vorlas, meist hatte ich mich sonst immer entschieden, doch lieber Teil 1, "Nestis und die verschwundenen Seepocke", aus der Tasche zu ziehen, weil das Publikum ja die Personen noch nicht kannt. Aber ich stellte fest, dass auch die "Hafenpiraten" gut ankamen. Die Zuhörer haben viel gelacht, vor allem als Wassermann Nick den ängstlichen Zitteraal Kurzschluss fragt: "Bist du ein Mann oder eine Makrele?" Doch, hat schon Spaß gemacht. Besonders, weil ich als Autor ja die Überfahrt mit der "Witte Kliff" kostenlos hatte.
Mörderisch wurde es dann am Abend, als Peter Gerdes uns in die kriminelle Welt der Ostfriesen einführte. Er hatte zahlreiche Kurzkrimis mitgebracht, darunter einen, der auf Helgoland spielte, und verriet uns anschließend augenzwinkernd einiges über die Charaktereigenschaften der Ostfriesen und darüber, wie und warum Leute aus dem Norden morden.
Der fünfte und letzte Tag hatte noch zwei echte Höhepunkte parat. Zuerst ging es mit Tim Erzberg in den Frachtraum der MS Helgoland, wo der Autor uns etwas aus seinem Thriller "Feuersturm" vorlas. Sehr schöner Vortrag mit leichtem bayerischen, inseluntypischen Akzent, sehr lebendig vorgetragen, allerdings hatte ich ein paarmal ganz schön Angst, dass der Autor beim Hin- und Hertigern in dem Laderaum über eine der vielen Kanten und Streben stolpern und lang hinschlagen würde. Eben eine Thrillerlesung.
Beim der letzten Lesung des Tages musste ich mich entscheiden. Denn es gab zwei Lesungen gleichzeitig. Die eine war eine Fantasy-Lesung. Alexander Ruth stellte seinen Roman "Die weiße Libelle" vor. Und die zweite Lesung drehte sich um die Geschichte der Börteboote. Autor Holger Bünning lud uns ein zur Börtebootfahrt bis zur Langen Anna und las unterwegs aus seinem Buch "Das Buch der Börte" vor. Okay, da war es natürlich die Börtebootfahrt für mich. War sehr spannend. Und mein Gesicht leuchtete noch die Woche danach vom Sonnenbrand.
Fazit: Ein tolles Festival mit fantastischen Kollegen, noch toller und voller als beim ersten Lesefestival auf Helgoland. Es hat riesig Spaß gemacht und hat einen gewissen Suchtfaktor. Organisatorin Kim Scheider ließ verlauten, sie habe schon mit dem Planen des dritten Lesefestivals angefangen. April 2021 ist angepeilt. Ich freue mich drauf.
Es gibt eine neue Rezension zu "Nestis und die verschwundene Seepocke": Unter den Titel "Ein rasanter Meereskrimi für Kinder" schreibt Autorenkollegin Sibylle Luig, die meinen Meermädchenroman ihren beiden Töchtern vorgelesen hat, folgendes:
"Wir haben gestern bis 22 Uhr die letzten vier Kapitel vom ersten Band der Nestis-Reihe gelesen. Es war einfach zu spannend, die Kinder haben sich geweigert einzuschlafen, bis ich nicht den letzten Satz des letzten Kapitels vorgelesen hatte. Und mir hat das Abenteuer um die fünf Kinder des Meeres - Nestis, Nick, Mira, Otto, Kurzschluss - und ihren Freund, den Menschenjungen Tom, auch richtig gut gefallen."
Sie schreibt, ich hätte die Unterwasserwelt "liebevoll und detailliert" geschildert. "Eindrucksvoll und sehr anschaulich" sei meine Darstellung der Meeresverschmutzung gewesen. Besonders gefallen haben ihr und ihren Töchtern die unterschiedlichen Charaktere aus Nestis' Freundeskreis:
"Mit viel Gefühl für Sprache, arbeitet Petra Hartmann die Eigenarten der Kinder jenseits ihrer offenkundigen Verschiedenheiten heraus. Dabei entstehen wirkliche Charaktere. Kinder, die auch mal gemein sein können ohne grundsätzlich zu Fieslingen zu werden und mutig, ohne zu Superhelden zu mutieren."
Die Kapitellänge passte offenbar für die drei gut zum Vorlesen auf der Bettkante:
"Das Buch eignet sich hervorragend zum Vorlesen: jedes Kapitel ist kurzweilig und spannend geschrieben, in jedem begegnet dem Leser ein neues Abenteuer. Da die einzelnen Kapitel nicht lang sind, ist es auch für Kinder, die anfangen selbst zu lesen, eine hervorragend geeignete Einstiegslektüre."
Besonders gefreut habe ich mich natürlich über die Rückmeldung der beiden jungen Zuhörerinnen:
"Fazit Lilith (12): Total spannend und cool! Fazit Cosima (8): Es hat super viel Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Es war spannend und schön."
Elli und Idi sind wieder da. Die magischen Zwillinge aus Sibylle Luigs Kinderbuchserie "'Magie hoch zwei" erleben unter dem Titel "Die fiesen Omas" ihr zweites Abenteuer. Und ihre Gegner sind wahrhaft fies. Bereits im ersten Band hatten die - kurz nach ihrer Geburt getrennten - magischen Zwillinge einiges über ihre Familiengeschichte und ihre Hexenfähigkeiten gelernt. Die in der Familie mütterlicherseits an Mädchenzwillingspaare vererbten magischen Kräfte funktionieren gewöhnlich nur, wenn das Duo vereint ist. Ein Umstand, der dem überforderten Vater so viel Angst machte, dass er sich lieber von seiner Frau trennte und dafür sorgte, das auch die beiden Mädchen als "normale" Kinder (in einer anderen magischen Serie würde man sagen: Muggel) aufwachsen. Doch nun haben sich Idi und Elli wiedergefunden, ihre Kräfte sind erwacht, es geschehen magische Dinge, und die Familienzusammenführung scheint auch schneller zu funktionieren, als befürchtet. Schlimm ist nur, dass nun ein anderer Faktor in die Rechnung hineinspielt. Etwas, das dem Vater damals noch tausendmal mehr Angst gemacht hat als ein paar durch die Luft fliegende Windeln bezaubender Säuglinge. Das "Etwas" oder besser: die beiden Jemandinnen, die durch die wieder erwachte Magie des Zwillingspärchens auf den Plan gerufen werden, sind der Fluch jeder Familienzusammenkunft, eben "die fiesen Omas".
Die magischen Omas: peinlich und gefährlich
Mathilda und Esther sind vollkommen anders als die Mutter und die Tante der Zwillinge. Die beiden alten Frauen, die vor elf Jahren eher klassische Hexen waren und Wert auf Besenritte und mittelalterliches Betragen gelegt hatten, sind inzwischen zu schrillen alten Schachteln mutiert, die sich benehmen wie verzogene Gören, ihre Magie zu eigennützigen Zwecken einsetzen und andere Menschen ihre Macht spüren lassen. Nun sind sie ins Nachbarhaus von Ellis Familie eingezogen und wollen die beiden Mädchen zu "richtigen Hexen" erziehen. Was bedeutet, dass sie sich in alles einmischen und immer wieder unangenehme Situationen heraufbeschwören, manchmal peinlich, manchmal todgefährlich. Dadurch droht den Zwillingen auch, dass ihre geheime Gabe öffentlich bekannt wird ... Elli und Idi lernen aber nicht nur mehr über ihre Familie, sondern auch über sich selbst und die jeweils andere Schwester. Sehr liebenswert und detailliert arbeitet die Autorin Sibylle Luig heraus, dass die Mädchen, obwohl sie Zwillinge sind, sehr unterschiedliche Geschichten und Persönlichkeiten haben. So muss Elli herausfinden, dass ihre Zwillingsschwester nicht enfach nur ein Mädchen ist, das gern schwimmt, sondern eine sportliche Berühmtheit, vor deren Namen alle Schwimmtrainer Berlin einen Hofknicks machen. Und auch die beiden fiesen Omas entpuppen sich schließlich als ein Duo, dessen Individuen alles andere als gleichartig sind. Dass ein Alters-Unterschied von wenigen Minuten schon dafür sorgen kann, dass die Zwillinge Elli und Idi unterschiedliche Geburtstage und Sternzeichen haben können, hat sich vermutlich kein Leser vorher vorstellen können. Was dies für ihre Kräfte bedeutet - nun, da kommt einiges auf die Hexenwelt zu.
Sibylle Luig schreibt flüssig, spannend und humorvoll
Das Abenteuer ist, wie bereits der erste Band, sehr flüssig, spannend und mit viel Humor geschrieben. Sibylle Luig hat es sogar geschafft, sich noch ein wenig zu steigern und die Geschichte nach dem ersten Kennenlernen noch mehr Fahrt aufnehmen zu lassen. Das Buch ist leicht und angenehm zu lesen, nimmt den jungen wie älteren Leser schnell gefangen und hat ein hohes Suchtpotential. Sehr schön, wie am Ende sogar das todgefährlich Oma-Problem gelöst wird. Was immer die Autorin da an Geheimdrogen in den magischen Trank hineingerührt haben mag: Ich will mehr davon. Jetzt, sofort und gleich.
Fazit: Magische Mädchen im Doppelpack, und der zweite Zauber ist sogar noch stärker als der Auftakt. Gelungen und unbedingt empfehlenswert.
Sibylle Luig: Magie hoch zwei. Band 2: Die fiesen Omas. Mit Bildern von Ulrike Barth-Musil. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2018. 176 S., Euro 14,90.
Meine Geschichte "Unter blutiger Flagge" erlebt demnächst ihre Wiederauferstehung. Genauer gesagt: Sie wird ein zweites Mal abgedruckt und erscheint in einer Anthologie mit dem Arbeitstitel "Best of Geschichtenweber". Die Geschichtenweber feiern ja dieses Jahr ihr 15-jähriges Bestehen, und wie sollten sie das besser tun als mit einer Anthologie?
Die Geschichte erschien erstmals in der Anthologie "The End". Es ging damals darum, die Schlusskapitel fiktiver Romane zu schreiben. Ich hatte die Ehre, einen Abenteuerroman entwerfen zu dürfen, und meine Wahl fiel auf einen klassischen Piratenschmöker. Worum geht es? Der edle Mariano kämpft um die Freiheit seiner Heimat und um die Liebe der wunderschönen Isabella. Unglücklicherweise liegt er nun in Ketten, und das Beil des Scharfrichters ist schon gewetzt ... Wie es kommt, dass der Pirat am Ende doch noch den Schergen des Gouverneurs entkommt und zusammen mit seiner geliebten Isabella in den Sonnenuntergang hineinsegelt - lest selbst.
Herausgeberin der neuen Anthologie ist Nina Horvath, das Buch soll im neu gegründeten Unstern-Verlag erscheinen. Geplant ist die Anthologie zum BuCon. Dort wird auch Ninas neuer Verlag einen Stand haben. Das Verlagsprogramm soll natürlich Phantastik beinhalten, und Nina kündigt auch einen Österreich-Schwerpunkt an. Ich bin gespannt.
Wie mir ein Zuhörer, der während einer meiner Lesungen aufstand und rausging, das schönste Kompliment meines Lebens gemacht hat, erfahrt ihr in der Hauspostille des Verlags Monika Fuchs. Ich habe die "11 Fragen an ... Petra Hartmann" beantwortet und gebe unter anderem Auskunft über die berühmten drei Wünsche, die ich leider nicht frei habe, über den beklagenswerten Zustand meines Schreibtischs und darüber, mit wem ich gern für einen Tag tauschen würde.
Da der Fragebogen inzwischen nicht mehr auf der Verlagsseite steht, stelle ich hier mal die Fragen und meine Antworten ein. Beim Durchlesen habe ich festgestellt: Es hat sich nichts geändert, die Antworten gelten noch immer. ;-)
Wie sieht Ihr Schreibtisch aus? Ich kann mich nicht mehr erinnern. Müsste ihn mal freiräumen und nachschaun.
Ihr Lebensmotto? Wir schaffen das.
Wen würden Sie gern einmal treffen, egal ob lebendig oder tot? Hans Christian Andersen.
Ihr schönstes Kompliment? Das schönste Kompliment hat mir vor Jahren ein Zuhörer in einer meiner Lesungen auf einem kleinen, sehr familiären Con gemacht. Er kam kurz vor Beginn zu mir und entschuldigte sich, er müsse in einer halben Stunde leider schon wieder rausgehen, ich solle mir nichts dabei denken, das läge nicht an mir. Ich glaube, er musste noch seinen Zug erwischen. Dann begann die Lesung, und ich habe mit vollem Einsatz losgelegt. Und ich merkte, wie er immer unruhiger auf seinem Stuhl wurde und immer wieder auf die Uhr schaute. Nach einer knappen Dreiviertelstunde stand er auf, schlich sich rüber zum Büchertisch, nahm eins meiner Bücher, legte mir einen Zehner hin, wir nickten einander zu, lächelten, und dann stürmte er raus. Ich hoffe, er hat seinen Zug noch erwischt. Das war das schönste Kompliment meines Lebens.
Würde Ihr Leben verfilmt werden, wer würde Sie spielen? Gar keiner. Mein Leben ist ein Zeichentrickfilm.
Ihre Lieblingsbuchhandlung? Ameis (Andreaspassage, Hildesheim)
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten ... Ich würde gern ein Jahr auf einer Forschungsstation in der Antarktis verbringen, einen guten örtlich und zeitlich erreichbaren Hebräischkurs für Fortgeschrittene finden und einmal einen Mondregenbogen sehen.
Ihr Traumberuf? Geschichtenerzähler
Mit wem würden Sie gern für einen Tag tauschen? Mit Dornröschen. Einfach mal gründlich ausschlafen. Und wehe dem Prinzen, der es wagen sollte, mich zu wecken.
Autor*in sein heißt für mich ... Schreiben.
Ihr nächstes Projekt? Der Arbeitstitel lautet: „Buchfinkenmärchen“. Es sollen 50 Gute-Nacht-Geschichten über fünf Vögel werden, die in einem klassischen norddeutschen Laubmischwald leben und spannende oder lustige Abenteuer erleben. 43,5 Geschichten sind schon fertig.
Meine Radio-Lesung aus "Die kleine Möwe Kackvorbei" könnt ihr jetzt auf Youtube nachhören. Eine Helgoland-Geschichte aus der Welt meiner Meerjungfrau Nestis mit Gastauftritt des genialen Zitteraals Kurzschluss. Und als Bonus-Story gibt es noch etwas aus meinem Frühschaffen, den "Johannes Küchlein", inspiriert von Ludolf Wienbarg.
Die Original-Sendung lief im vergangenen Monat auf Radio Tonkuhle in Hildesheim. Die Musik wurde aus rechtlichen Gründen herausgeschnitten, aber der Rest der Lesung ist von der Schere unberührt. Viel Spaß damit!
"darüberhinaus" nennt Günter Abramowski seinen neuen Lyrik-Band. Das Buch ist im Hamburger Elbaol-Verlag erschienen und enthält Gedichte, die "Feuer für das Eis des Egos" sind, wie der Klappentext verspricht. Es handelt sich um einen sehr gehaltvollen Band, der vor allem mit Naturschilderungen und Beobachtungen aufwartet. Aber der Autor kann auch durchaus ärgerlich werden, wenn er gegen Oberflächlichkeit und Gedankenlosigkeit zu Felde zieht. Dabei strahlt diese Sammlung trotz des angekündigten Feuers eine außerordentliche Gelassenheit aus. Der Autor spricht von den Momenten, in denen der Mensch ganz bei sich ist, manchmal geht es einfach nur darum, Atem zu holen und zur Ruhe zu kommen. Und so gibt er auch dem Leser als Nutzanweisung für dieses Büchlein mit auf den Weg:
tief einatmen alles ausatmen hören sie auf zu denken seien sie still lesen sie einfach weiter vertrauen sie sich darüberhinaus ist jetzt
Wobei der Autor von sich selbst sagt:
wenn ich schreibe kann ich unter wasser atmen weil mir egal ist wo ich gerade bin
Der Autor ist viel unterwegs. Schildert einen Samstagsnachmittagsausflug in den Park einer Kleinstadt, beobachtet den Goldfasan, "gesenkten Hauptes / gegebenen Körnern nach / müde über die schwelle hupfend", nimmt seine Leser mit auf den Weg hinter der Bahnschranke, "der hinausführt ins grüne / dieses hellen heißen tages / summende brummende / von streichelnd blauer luft / getragene fülle zu ergehen" oder erzählt vom Aufwachen am Strand, "die sonne im auge" und vom "feldweg meiner kindheit". Er zeigt "die bollwerkigen / gartenmauern der reihenhäuser" und am verwilderten Hohlweg den geheimen "treffpunkt der grenzgänger / vorwärts gesehen / bei blauem himmel / startrampe / bei grauem wetter / rückwärts gesehen / u-bahn-schacht / kreuzweg der wirklichkeiten". Er erinnert sich an frühe Morgenstunden als Kind, als Mama und Papa noch schliefen, an Angst und Engelsgesang und das Gefühl, "als wär die welt ein großes loch / in das die / schönen träume fallen". Oder auch an den Hinterhof, in dem die Mülltonnen an der Wand der Kegelbahn standen und bemoste Stufen zu den Toren ins Reich der Salamander führten. Freude am Wortschöpfertum und an der Sprache machen den Reiz dieses Büchleins aus, oft stutzt man und findet ungewöhnliche Bilder und seltsame Begegnungen. Da springt es einen schon einmal an "wie ein zierfisch vom seziertisch", da "juckt der rasen / in meinen augen". Oft findet man biblische Anklänge, Erinnerung daran, dass Menschen aus Erde geschaffen wurden, oder an das Psalmwort, dass jedes seine Zeit hat. Dass in unserer Zeit leider auch viel Dumpfheit sich lautstark zu Wort meldet, ist gleichwohl auch an diesem Gedichtband nicht spurlos vorübergegangen. "geistlos geht geht schneller", bilanziert Abramowski im Gedicht "zwietracht", und unter der Überschrift "wer die wohl sind" heißt es:
ist so weit gekommen gesichtet sind der dummen grenzen ihnen befreiung zum angesagten leben aus dem sein ins nichts genommen scheinen im möchten sinn gegeben
der gutmensch lächerlich verlogne solidarität ein surrogat für liebe die das leid der opfer würzt dass dir die welt genießbar bliebe selbst wenn du unbehagen spürst
Insgesamt ist dieses "darüberhinaus" ein sehr reifer, sehr abgeklärter Lyrik-Band. Das Buch hat trotz seiner Langgedichte eine beinahe an Haikus erinnernde, zenhafte Ruhe und Gesammeltheit. Ein Autor, der offenbar bei sich angekommen ist, der mit einiger Melancholie auf seine Kindheit zurückblickt und sich von der Gegenwart nicht mehr den Puls beschleunigen lässt. Und ein Buch, für das man sich auch beim Lesen einige Zeit nehmen sollte. Wer sich auf dieses "darüberhinaus" einlässt, wird sicher nicht enttäuscht werden.
Wow! Dieses magische Doppelpack hat es wirklich in sich. "Magie hoch zwei" von Sibylle Luig ist die Geschichte eines zauberhaften Zwillingspaars, das die Herzen der jungen Leser ganz sicher erobern wird. Der erste Teil der Serie trägt den Titel "Operation Waldmeister" und ist jetzt im Verlag Monika Fuchs erschienen. Die Heldin Elli - eigentlich Elektra - ist zehn Jahre alt, lebt in Berlin und wächst mit ihrer Mutter und deren Zwillingsschwester auf. Ihr Vater, so erzählten es Mutter und Tante der Protagonistin, sei ein Urlaubsflirt ihrer Mutter gewesen, der schönste und beste Tänzer von Rhodos, den die Mutter leider nicht wieder getroffen hatte. Als Elli jedoch zufällig in einer Kommodenschublade ihre Geburtsurkunde entdeckt, stellt sie fest, dass die Geschichte offenbar nicht stimmt. Und beim Googeln mit dem Namen des im Dokument eingetragenen Erzeugers findet sie eine Adresse in Hamburg. Ausgerechnet in Hamburg, wohin sie demnächst mit ihrer Klasse eineKlassenfahrt unternimmt. Klar, dass sich Elli unterwegs davonstiehlt und sich auf die Suche nach ihrem Vater macht.
Getrennte Zwillinge finden sich wieder
Ihren Vater findet sie zwar an diesem Tag nicht, sie begegnet jedoch einem Mädchen, das ihr von Anfang an sympathisch ist: Idi - das ist die Kurzform von Merida - und Elli treffen aufeinander, und plötzlich passieren Dinge, die kein Naturwissenschaftler sich erträumen könnte. Was anfängt wie Erich Kästners berühmtes "Doppeltes Lottchen" entwickelt sich zu einer magischen Geschichte um Hexerei, Familientraditionen und eine besondere Freundschaft unter ungleichen Zwillingsschwestern. Elli und Idi sind Zwillinge und können, wenn sie zusammen treffen, zaubern. Eine Gabe, die auch schon ihre Mutter und ihre Tante sowie ihre Großmutter und deren Schwester hatten. Kurz nach der Geburt wurden die beiden Mädchen allerdings getrennt, weil der Vater, ein ansonsten nicht unrechter Normalo, Angst bekam vor den Kräften der Säuglinge. Und weil die furchtbare Großmutter und ihre Schwester ihm zu recht mehr als unheimlich waren. So wurden die Kinder getrennt, und die Hexenkraft kam nicht zum Ausbruch. Doch nun haben sich Elli und Idi gefunden ...
Sibylle Luig gibt klassischem Thema neuen Schwung
Sibylle Luig schafft es, das altbekannte Zwillingsthema neu zu interpretieren und ihm einen unerwarteten, magischen Schwung zu geben. Schon dadurch, dass Elli und Idi nicht eineiige, sondern "nur" zweieiige Zwillinge sind, werden die üblichen Verwechselspielchen ausgeklammert. Und auch sonst sind die beiden Mädchen, die sich seit fast zehn Jahren nicht mehr gesehen haben sehr unterschiedliche Charaktere. Erzählt wird die Geschichte bislang ausschließlich aus der personalen Perspektive Ellis, die sehr schnell Konturen gewinnt und dem Leser ans Herz wächst. Als dann, erst ungefähr in der Mitte des Buches, auch Idi auf der Bildfläche erscheint, stürmt ein wagemutiger Wirbelwind und Schaukel-Akrobat in die Geschichte. Idi ist mutig, draufgängerisch, immer voller Ideen, die sie ohne großes Nachgrübeln und Abwägen in die Tat umsetzt, und wirbelt Ellis Weltbild durcheinander, dass es nur so kracht. Von wegen bei Zwillingen ist alles gleich. Dass die beiden Mädchen in verschiedenen Städten aufwuchsen, dass Hamburg und Berlin nicht gerade Nachbarstädte sind und Elli nicht einmal ein Handy besitzt, macht die Situation zusätzlich kompliziert. Aber die beiden Hexenmädchen sind trotz ihres Schaukel-Unfalls nicht auf den Kopf gefallen und erweisen sich als einfallsreich und willensstark genug, um ihre Wiedervereinigung durchzusetzen ... Die Geschichte ist abenteuerlich und spannend, sie lässt sich sehr flüssig lesen und nimmt den Leser schon auf den ersten Seiten gefangen. "Operation Waldmeister" ist eines jener Bücher, die junge wie ältere Leser erst dann wieder aus der Hand legen können, wenn die letzte Seite erreicht ist. Dann allerdings mit einem leisen "Schade" auf den Lippen und in der Hoffnung, dass der nächste Band bald zu haben ist. Sibylle Luig versteht es zu erzählen, und die gleichfalls magischen Illustrationen von Ulrike Barth-Musil machen das Buch zu einem fantastischen Gesamterlebnis. Ein Buch, das einfach Spaß macht und eigentlich in jedes Kinderzimmer gehört. Vergesst Hanni und Nanni, Bahn frei für Elli und Idi!
Fazit: Zauberhafter Auftakt einer etwas anderen Zwillingsserie. Bitte unbedingt mehr davon. Viel mehr.
Sibylle Luig: Magie hoch zwei. Teil 1: Operation Waldmeister. Mit Bildern von Ulrike Barth-Musil. Hildesheim: Verlag monika Fuchs, 2018. 184 S., Euro 14,90.
Was man so alles findet beim Aufräumen der Festplatte ... Die folgenden Fragen habe ich vor einiger Zeit für ein Bücher-Blog beantwortet. Da das Blog inzwischen offenbar der DSGVO zum Opfer gefallen ist, stelle ich den Text mal hier ein. Die Antworten sind immer noch aktuell. ;-) Bis auf die letzte :-(
1. Seit wann schreibst du?
Seit 1976, seit man mir in der ersten Klasse die Buchstaben erklärt hat. Vorher habe ich Bildergeschichten gemalt, und meine Mutter musste mit ihrer (mechanischen) Schreibmaschine den Text dazu tippen. Naja, die Geschichten waren zugegebenermaßen noch nicht ganz ausgereift. In der 3. oder 4. Klasse begann ich dann, einen Ponyroman zu schreiben - mit so ziemlich allem, was man von Karl May, Enid Blyton und Walter Farley klauen konnte ... Mit 19 Jahren habe ich meinen ersten eigenständigen Roman vollendet. Und natürlich sofort an Suhrkamp geschickt. Gottseidank, dass sie das Ding nicht gedruckt haben.
2. Warum ist „Autor“ für dich der beste Beruf der Welt?
Ich kann nicht anders.
3. Beschreibe dein Buch / eins deiner Bücher in weniger als zehn Worten und verrate, auf welchen Titel sich die Beschreibung bezieht.
Fahrradfahrende und LKW-klauende Nordseenixe rettet kleine Schwester aus Menschenhand. (Nestis und die verschwundene Seepocke. Ein Meermädchen-Roman)
Ups. Weniger als zehn Worte sind verdammt wenig. ...
4. Wo schreibst du am Liebsten bzw. hast du besondere „Rituale“ beim Schreiben?
Zu Hause bäuchlings auf dem Boden mit einem uralten angeknabberten Schönschriftfüller, abwechselnd mit königsblauer, grüner, schwarzer und türkisfarbener Tinte. Oder in der Bibliothek, dann allerdings ganz gesittet am Tisch. Wenn ich zu Hause schreibe, steht meist eine Riesentasse Kakao oder Pfefferminztee mit Milch und Zucker daneben, und es gibt zum Buchthema passende Musik. Rituale habe ich eigentlich nicht, nur den festen Vorsatz, nicht ins Bett zu gehen, bis die nächsten vier Seiten geschafft sind. Auch wenn es bis vier Uhr morgens dauert.
5. Hast du einen Tipp für zukünftige Autoren?
Viel Lesen. Viel schreiben. Viel selbst ausprobieren (Nein, keine Morde oder sowas. Aber ein Fantasy-Autor sollte zum Beispiel schon mal auf einem Ponyhof gelernt haben, wie Pferde funktionieren, oder sich bei einem Schützenverein im Schnuppertrainung ein wenig Kenntnisse im Bogenschießen aneignen ...)
6. Was ist deine Lieblingsfarbe?
Blaugrün, dunkeltürkis
7. Was war als Kind dein Traumberuf?
Meeresbiologe oder Polarforscher. Aber Bücher darüber schreiben wollte ich auf jeden Fall.
8. Was ist dein Lieblingsessen?
Das wechselt stündlich. Ein schönes argentinisches Rindersteak, englisch gebraten, mit Kräuterbutter, Baguette und Ofenkartoffel mit Quark optional. Ein After-Eight-Eisbecher. Hühnersuppe mit selbstgemachtem Eierstich nach dem Rezept meiner Oma. Waldmeister-Softeis. Kartoffelpuffer mit Apfelmus. Schweinefleisch mit Kokosnuss-Pfeffersauce vom Thailänder. Scampis. Schokolade. Schokolade. Schokolade. Schokolade. Schokolade. Schokolade. Schokolade. Schokolade. Schokolade. Schokolade. Schokolade. Schokolade.
9. Welches Genre liest du selbst am Liebsten?
Fantasy und Märchen. Vormärz und Junges Deutschland, bürgerlicher Realismus, überhaupt viel aus dem 19. Jahrhundert. Griechische Antike. Gern auch mal einen modernen Lyrikband oder einen Green-Lantern-Comic.
10. Verrätst du einen deiner Wünsche für deine Zukunft oder einen Traum, den du dir gerne noch erfüllen möchtest?
Ein Hund. Ich lebe jetzt seit drei Jahren* ohne Hund, das ist kein Leben. Wenn alles gut geht und ich mich literarisch so weit etabliert habe, dass ich "nur noch" Autor bin, in drei oder vier Jahren hoffentlich, wird ein kleiner Dackel bei mir einziehen. Als alleinstehender Journalist bin ich leider für ein Tier unzumutbar.
* Anmerkung, Frühjahr 2019: Inzwischen seit sechs Jahren. :-(((
Die Novelle "Falkenmagie" von Birgit Otten ist jetzt neu im Selbstverlag veröffenticht worden. Die Erstfassung erschien, einer Information der Autorin zufolge, bereits 2013 unter dem Pseudonym Katjana May im Verlag Carlsen Impress. Es handelt sich um eine Fantasy-Novelle, die im Vorfeld den Leser bereits durch den zauberhaften Titel und das sehr ansprechende Coverbild zum Zugreifen beziehungsweise zum Herunterladen verführt. Die Heldin der Geschichte ist eine junge Studentin namens Kyra, der eines Tages buchstäblich ein Mann auf den Kopf fällt. Der Fremde ist nicht gerade hässlich, aber seine Absichten sind für Kyra außerordentlich unerfreulich: Er kam, um sie zu entführen. Kyra ist als neue Braut eines bösartigen Tyrannen bestimmt, der über außerordentlich starke Magie verfügt und in einem Schloss zwischen den Welten residiert. Allerdings gibt es eine kleine Lücke in seinen Berechnungen. Kyras Welt ist eine Welt ohne Magie. Zauber hat hier keinen Platz, weshalb sich der ausgesandte Falken-Mann auch prompt aus seiner Falkengestalt zurück in einen Menschen verwandelt und abstürzt. Als der Tyrann Arik und sein Gesandter Jannis es schließlich doch noch schaffen, die Ausersehene in die Zwischenwelt zu schaffen, ist dies nicht nur für das Entführungsopfer Kyra eine böse Überraschung, sondern auch für den Magier selbst: Denn da Kyra aus einer Welt ohne Magie stammt, wirkt sein Zauber nicht auf sie. Der Herrscher kann sie zwar ins Verlies werfen, doch Kyras Geist bleibt frei - und birgt genug Sprengstoff, eine Revolte gegen den Tyrannen auszulösen. Die Idee, dass eine Heldin nicht an Magie glaubt und daher gegen jeglichen Zauber immun ist, ist recht ungewöhnlich. Interessant auch, wie Kyra und Jannis auf der Ebene des Traums doch noch ein gewissermaßen halbmagisches Medium finden, um sich auf einander einzuspielen. Die Geschichte ist flüssig und zielstrebig erzählt, frei von Verschlingungen und überflüssigen Nebenhandlunen und konzentriert sich ganz auf das Geschehen um Kyra, ihren Gegenspieler und den Falkenmann, zu dem sie langsam eine vertrauensvolle Beziehung aufbaut. Großartige Dramatik und thrillerhafte Hochspannung, bei der der Leser von einem Cliffhanger zum nächsten getrieben wird, dürfen hier gern fehlen, es ist eher eine liebenswürdige und zauberhafte Geschichte mit hellem Märchenton, eben Falkenmagie, die mit einer gewissen Leichtigkeit daherkommt und diese beim Leser auch hinterlässt. Wer Fantasy automatisch mit dickleibigen Schinken und Ziegelstein-Trilogien gleichsetzt, wird hier enttäuscht sein, aber Leser, die Freude an kleinen Kabinettstückchen im klassischen Novellenformat haben, dürfen sich getrost auf diese Falkenmagie einlassen und erleben eine oder zwei Stunden in einer Welt zwischen den Welten.
Fazit: Leicht, aber nicht seicht geschriebene, märchenhafte Fantasy-Novelle. Lesenswert.
Birgit Otten: Falkenmagie. Eine zauberhafte Novelle. eBook, Kindle Direct Publishing, 2018. (Taschenbuch: 2019, 78 S., Euro 4,99)
"Dämonenfriedhof" nennt Ulrike Stegemann ihre neue Geschichtensammlung. Darin enthalten sind neun Kurzgeschichten aus dem Bereich Grusel und Horror. Es handelt sich um Storys, die zum größten Teil bereits in Anthologien und Magazinen veröffentlicht wurden, eine Geschichte, "Der Nachbar", ist hier zum ersten Mal zu lesen. Die Autorin Ulrike Stegemann ist vielen als Herausgeberin der Zeitschrift "Elfenschrift" bekannt, als Verfasserin erotischer Romane hat sie sich unter dem Pseudonym Emilia Jones einen Namen gemacht. In der nun vorliegenden Sammlung zeigt sie, dass sie außer Märchenhaftem und Erotischem auch Gruseliges schreiben kann - und dass sie dies schon seit Jahren immer wieder getan hat. So gibt es mit der Titelgeschichte "Dämonenfriedhof" und mit dem "Engelsgemälde" eine Erinnerung an die Frühzeit der Storyolympiade und die daraus hervorgegangenen "Pandaimonion"-Bände, aber es finden sich auch Geschichten aus John-Sinclair-Ausgaben, andere Texte sind auf Geisterspiegel.de oder bei XUN, in der Aaronis Collection und im UlrichBurger-Verlag erschienen. Die Geschichten sind alle recht kurz und "auf den Punkt" geschrieben. Der Leser begleitet unter anderem einen Dämonenjäger, der auf einem Friedhof die bittere Erfahrung machen muss, dass seine jahrzehntelange Arbeit vergebens war, erlebt in einer Gemäldeausstellung, wie ein Bild ein dämonisches Eigenleben entwickelt, begegnet Vampiren und mörderischen Modeschöpferinnen. Dass es bei all dem versammelten Bösen auch manchmal ein Happy End geben kann, zeigt die unheildrohende Geschichte "Die Vorhersage", und auch in dem bisher unveröffentlichtem Beitrag "Der Nachbar", der ein wenig an den Hitchcock-Klassiker "Das Fenster zum Hof" erinnert, ist vielleicht ja doch nicht alles so böse, wie es aussieht ...? "Dämonenfriedhof" bietet kurzweilige Lektüre für zwischendurch und weist bei allem Grusel auch eine gewisse filigrane, zierliche Note auf. Es sind kleine Fingerübungen, leicht und genau das richtige für den kleinen Grusel unterwegs oder vor dem Einschlafen.
Ulrike Stegemann: Dämonenfriedhof und andere Gruselgeschichten. Selbstverlag, 2018. Taschenbuch, 82 S., Euro 5.
In meiner Serie über Meerjungfrauen, Nixen und Wasserfeen möchte ich euch heute die Loreley vorstellen. Rätselhaft, erotisch und tödlich. Ausnahmsweise mal ein Süßwasserwesen, aber auch sie ist eine Ahnherrin meines Meermädchens Nestis.
"Die Loreley, bekannt als Fee und Felsen, ist jener Fleck am Rhein, nicht weit von Bingen, wo früher Schiffer mit verdrehten Hälsen, von blonden Haaren schwärmend untergingen."
So schrieb es Erich Kästner in seinem Gedicht "Der Handstand auf der Loreley". Und schon in diesen vier Zeilen ist gut zusammengefasst, worum es in der Geschichte geht: Eine blonde Frau, möglicherweise mit übersinnlichen Kräften, auf jeden Fall ausgestattet mit Haar, das einen Betrachter in exaltierte Zustände versetzen kann und dadurch besonders Schiffern auf dem Rhein sehr gefährlich werden kann. Vor allem aber spielt der Felsen eine großes Rolle. Und dass die Loreley "bekannt als Fee und Felsen" war, also eine seltsame Doppelheit aus geographischer Bezeichnung und Menschenwesen beziehungsweise Geisterwesen darstellt, wird gleich zu Anfang betont.
Die Loreley - ursprünglich nur ein Felsen am Rhein
Tatsächlich liegt nicht nur ein besonderer Schwerpunkt auf der Felsnatur dieser Frau, sondern die Loreley war und ist vor allen Dingen eben ein Felsen, jener bekannte Ort am Rhein, ein Schieferfelsen, 132 Meter hoch, 193,14 Meter über dem Meeresspiegel, gelegen am östlichen Rheinufer auf Rheinkilometer 555. Etymologen leiten den Namensbestandteil "Ley" von dem keltischen Wort für Felsen ab. Beim zweiten Bestandteil ist die Herkunft nicht ganz so eindeutig. Hier könnte das mittelhochdeutsche "luren" (lauern) Pate gestanden haben, aber auch das gleichfalls mittelhochdeutsche "lurren" oder "lorren" (heulen, schreien). Auch das rheinische "luren" (summen) könnte in Betracht gezogen werden. "Lur" schließlich, um noch ein weiteren mittelhochdeutsches Wort heranzuziehen, bedeutet soviel wie Elfe. Es handelt sich also entweder um einen lauernden Felsen - durch die dortigen Riffe und Untiefen gab es in alten Zeiten zahlreiche Schiffsunglücke an dieser Stelle - oder einen summenden, heulenden oder sonstwie tönenden Felsen, was durch das starke, siebenfache Echo dort und durch das rauschende Wasser wohl seine Berechtigung hat. Geräusche, die man ursprünglich den Zwergen zuschrieb, die in den Höhlen des Felsens hausen. Und so wäre auch der "Elfenfelsen" - Zwerge waren ja ursprünglich nichts als Swartalfen, Schwarzelfen - durchaus ein berechtigter Name. Ursprünglich hieß es übrigens auch "der" Loreley", der weibliche Artikel kam erst später dazu. Mein "Taschenlexer" (Matthias Lexers Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 3. Auflage) kennt ferner das Wort "lûre" für "nachwein" oder "tresterwein" (vom lateinischen lora oder lorea). Laut Duden ist das ein "aus Traubensaft, der aus Rückständen beim letzten Pressen gewonnen wurde, hergestellter Wein minderer Qualität". Aber dies scheint von der Wissenschaft nicht weiter verfolgt worden zu sein. Schade, ein Weinfelsen hätte ja auch etwas.
Clemens Brentano erfindet eine "Kunstsage" oder "Scheinsage"
Die Geschichte von der schönen Frau kam erst wesentlich später hinzu, lange nachdem der Felsen seinen Namen erhalten hatte. Zwar gab es immer wieder Erzählungen von Wassernymphen oder Zwergen, die die Schiffsunglücke verursacht hätten, doch die Geburtsstunde der Loreley-Sage oder genauer gesagt der "Kunst-Sage" - gelegentlich wird auch von einer "Scheinsage" gesprochen - schlug, als der romantische Dichter Clemens Brentano sich des Felsens mit dem sonderbaren Namen annahm. Wie bei den alten Volksetymologien muss es zugegangen sein: Da war dieser Ort mit dem inzwischen unverständlich gewordenen Namen, und wer darüber nachdachte, was es zu bedeuten hatte, der kam irgendwann ins Phantasieren, Schwärmen, Geschichtenerzählen.
"Godwi" - ein verwilderter Roman
In seinem 1801 erschienen Roman "Godwi oder das steinerne Bild der Mutter. Ein verwilderter Roman" zog der junge Clemens Brentano alle Register romantischer "Universalpoesie", vereinigte Formen und Gattungen unterschiedlichster Art zu einem dickleibigen "Gesamtkunstwerk", das dann doch Fragment blieb. Ein Briefroman mit eingeschobenen Gedichten, Liedern, Märchen und anderen Erzählungen, mit Dialogen und Berichten, der bewusst die Gattungsgrenzen sprengte oder überbrückte. Und dieser Godwi sprengte auch den Rahmen des auf Papier gebannten Romans, indem der Held plötzlich seinem Herausgeber begegnet und auf die Druckausgabe des ersten Bandes zurückverweist, indem er dem Manne erklärt, welch ein Chaos er angerichtet hat, ihm aber dann doch zugesteht: "Ja [...], wir wollen den zweiten Band miteinander machen." Oder indem er im Gespräch auf einem Spaziergang plötzlich die Hand ausstreckt und sagt: "Das ist der Teich, in den ich Seite 266 im ersten Band falle." (Clemens Brentano: Godwi oder Das steinerne Bild der Mutter. Ein verwilderter Roman. Hrsg. v. Ernst Behler: Stuttgart: Philipp Reclam junior, 1995. S. 345). Im 36. Kapitel des zweiten Bandes ist das Lied von der Loreley zu finden. Es trägt dort keinen Titel, wird daher zitiert nach dem ersten Vers: "Zu Bacharach am Rheine". Das Lied erscheint relativ unvermittelt. Die Gräfin fordert einfach: "Violette, singe ein Liedchen" (S. 284), und sofort hebt die junge Frau an:
Zu Bacharach am Rheine Wohnt eine Zauberin, Sie war so schön und feine Und riß viel Herzen hin.
Und brachte viel zu schanden Der Männer rings umher, Aus ihren Liebesbanden War keine Rettung mehr.
Der Bischoff ließ sie laden Vor geistliche Gewalt - Und mußte sie begnaden, So schön war ihr' Gestalt.
Er sprach zu ihr gerühret: "Du arme Lore Lay! Wer hat dich denn verführet Zu böser Zauberei?"
"Herr Bischoff laßt mich sterben, Ich bin des Lebens müd, Weil jeder muß verderben, Der meine Augen sieht.
Die Augen sind zwei Flammen, Mein Arm ein Zauberstab - O legt mich in die Flammen! O brechet mir den Stab!"
"Ich kann dich nicht verdammen, Bis du mir erst bekennt, Warum in diesen Flammen Mein eigen Herz schon brennt.
Den Stab kann ich nicht brechen, Du schöne Lore Lay! Ich müßte dann zerbrechen Mein eigen Herz entzwei."
"Herr Bischof mit mir Armen Treibt nicht so bösen Spott, Und bittet um Erbarmen, Für mich den lieben Gott.
Ich darf nicht länger leben, Ich liebe keinen mehr - Den Tod sollt Ihr mir geben, Drum kam ich zu Euch her. -
Mein Schatz hat mich betrogen, Hat sich von mir gewandt, Ist fort von hier gezogen, Fort in ein fremdes Land.
Die Augen sanft und wilde, Die Wangen rot und weiß, Die Worte still und milde Das ist mein Zauberkreis.
Ich selbst muß drin verderben, Das Herz tut mir so weh, Vor Schmerzen möcht' ich sterben, Wenn ich mein Bildnis seh'.
Drum laßt mein Recht mich finden, Mich sterben, wie ein Christ, Denn alles muß verschwinden, Weil er nicht bei mir ist."
Drei Ritter läßt er holen: "Bringt sie ins Kloster hin, Geh Lore! - Gott befohlen Sei dein berückter Sinn.
Du sollst ein Nönnchen werden, Ein Nönnchen schwarz und weiß, Bereite dich auf Erden Zu deines Todes Reis'."
Zum Kloster sie nun ritten, Die Ritter alle drei, Und traurig in der Mitten Die schöne Lore Lay.
"O Ritter laßt mich gehen, Auf diesen Felsen groß, Ich will noch einmal sehen Nach meines Lieben Schloß.
Ich will noch einmal sehen Wohl in den tiefen Rhein, Und dann ins Kloster gehen Und Gottes Jungfrau seyn."
Der Felsen ist so jähe, So steil ist seine Wand, Doch klimmt sie in die Höhe, Bis daß sie oben stand.
Es binden die drei Ritter, Die Rosse unten an, Und klettern immer weiter, Zum Felsen auch hinan.
Die Jungfrau sprach: "da gehet Ein Schifflein auf dem Rhein, Der in dem Schifflein stehet, Der soll mein Liebster sein.
Mein Herz wird mir so munter, Er muß mein Liebster sein! -" Da lehnt sie sich hinunter Und stürzet in den Rhein.
Die Ritter mußten sterben, Sie konnten nicht hinab, Sie mußten all verderben, Ohn' Priester und ohn' Grab.
Wer hat dies Lied gesungen? Ein Schiffer auf dem Rhein, Und immer hat's geklungen Von dem drei Ritterstein:
Lore Lay Lore Lay Lore Lay
Als wären es meiner drei. (ebd. S. 486-490)
In einer Fußnote verortet der Autor dieses Ereignis sogar ganz genau: "Bei Bacharach steht deser Felsen, Lore Lay genannt, alle vorbeifahrenden Schiffer rufen ihn an, und freuen sich des vielfachen Echos." (S. 490)
Verwandtschaft mit der Nymphe Echo
Gerade das Echo, das in der letzten Strophe so ergreifend nachhallt, hat es Brentano offenbar besonders angetan. Schon zu Beginn des ersten Bandes hatte Godwi zusammen mit seinem Herausgeber eine sehr interessante Unterhaltung über dieses Phänomen:
"Wir erreichten bald den tiefsten Theil des waldigten Thales, und da wir noch einige Schritte links in das Gebüsch gethan hatten, ertönten mehrere Jagdhörner auf eine sehr muntere Art. Es war eine rufende Melodie, und ich unterschied bald drei Hörner, die von verschiedenen Puncten aus sich in einem Wechselliede antworteten. Das Echo verdoppelte die Töne und brachte dadurch die gedrängte Melodie in eine angenehme tonschimmernde Verwirrung. Bald schien sich auch das Echo zu verdoppeln und aus allen Tiefen des Waldes tönte es der Melodie nach, als ziehe ein geheimnisvolles musikalisches Leben durch die Wipfel der Bäume. Das Echo verdoppelt sich, sagte Haber, haben Sie es bemerkt? O ja, sagte Godwi, ich habe es leider so oft bemerkt, daß mir durch die Gewohnheit die Rührung entgeht, welche alles fremde geheimnißartige begleitet. Auch ich war durch den tönenden Wald wunderbar überrascht, und fühlte, was die Alten in ihren Wädern empfinden mochten, die noch von Göttern belebt waren, welche in wunderbaren Waldstimmen um den Wanderer ertönten." (S. 265f)
Brentano, der auch sonst zahlreich Motive aus Ovids "Metamorphosen" aufgegriffen hat, rückt seine Lore Lay damit in die Nachbarschaft der Bergnymphe Echo. Aber auch Erinnerungern an den Sturz vom Felsen, der der Dichterin Sappho angedichtet wurde, ebenfalls aus verschmähter Liebe, werden hier wach.
Ein fiktives Volkslied
Interessant ist, dass hier bei Brentano die typisch romantische "Volksliedtheorie" auftaucht: Vorgetäuscht wird hier, dass es sich um ein Lied handelt, das aus dem Volk entstand, vom Volk gesungen wurde, das keinen namentlich bekannten Dichter und Komponisten besitzt. Eine Vorstellung, die beispielsweise auch dem bekannten Märchensammelwerk der Brüder Grimm zugrunde liegt. Und auch Brentano hat sich ja bekanntermaßen als Sammler alter Lieder und Sagen aus dem Volk betätigt. Zusammen mit seinem Freund Achim von Arnim gab er in den Jahren 1805 bis 1808 die Sammlung "Des Knaben Wunderhorn" heraus. Eine Sammlung, in der zahlreiche Volkslieder, die die beiden Herausgeber gesammelt hatten, veröffentlicht wurden, ein beträchtlicher Anteil der enthaltenen 723 Lieder sind allerdings auch selbstverfasste, alten Volksweisen nachempfundene, aber eben nicht authentische "Volkslieder", sondern vielleicht "volkstümliche Lieder". Brentanos Sagen/Volkslied-Fiktion über die Lorelei gibt sich selbst als ein Lied aus, das "ein Schiffer auf dem Rhein" gesungen hat. Und er war darin offenbar sehr erfolgreich. Als Heinrich Heine sich des Stoffes annahm, schrieb er bereits in der ersten Strophe es sei ein "Märchen aus alten Zeiten", was es definitiv nicht war.
Die Lureley in den Rheinmärchen
Brentano gab der Loreley, hier unter dem Namen Lureley, auch in seinem Buch "Rheinmärchen" eine tragende Rolle. In dem Buch, das zwischen 1810 und 1812 entstand und im Jahr 1846 postum veröffentlicht wurde, taucht die Wasserfrau an vier Stellen und in sehr unterschiedlicher Gestalt auf. Die Handlung ist sehr verschlungen und enthält zahlreiche eingestreute Lieder und Märchen oder Erzählungen. Es geht um den jungen Müller Radlauf, der ein besonderes Verhältnis zum Fluss Rhein hat, an dem seine Mühle steht. Als die Königreiche von Mainz und Trier ihre Thronfolger miteinander vermählen wollen, begegnen sich die Schiffe aus beiden Städten auf dem Wasser nahe der Mühle. Aufgrund einer Auseinandersetzung der beiden "Staatstiere" - Katze und Ratze (Ratte) - kommt es zu Turbulenzen, Prinzessin Ameley von Mainz fällt ins Wasser, wird von dem Müller gerettet, verliebt sich in ihn, während es zwischen beiden Königreichen zu kriegerischen Auseinadersetzungen kommt. Dem Müller Radlauf will der Mainzer König seine Tochter natürlich nicht geben. Das Trierer Königpaar wird samt Sohn getötet, woraufhin der jüngere Prinz das Erbe antritt, während Radlauf sich beim Versuch, seine Ameley wiederzuerlangen, als Rattenfänger verdingt, um seinen Lohn geprellt wird und sich - ähnlich wie der bekannte Hamelner Rattenfänger - rächt, indem er die Kinder der Mainzer in den Rhein lockt. Allerdings sind sie dort unter den Wellen nicht verloren. Müller Radlauf, der auf einer abenteuerlichen Odyssee herausfindet, dass er ebenfalls königlichen Geblüts ist, und sich am Ende sogar als Sohn der Loreley/Lureley entpuppt, wird schließlich neuer König von Mainz und bringt die frohe Kunde, dass jeder sein Kind aus dem Rhein auslösen kann, indem er dem Fluss ein Märchen erzählt. An jedem Tag soll nun jeweils ein Vater oder eine Mutter ein Märchen erzählen. Den Anfang macht König Radlauf selbst und löst seine Ameley aus, danach ist eine Fischerin dran, dann ein Schneider, und damit hört Brentanos Buch auf.
Ein Goldfisch erzählt von Frau Lureley
Das erste Mal tritt die Lureley in Erscheinung, als ein zahmes Goldfischlein, das Fischerin Marzibille auf die Suche nach ihrer im Rhein versunkenen Tochter ausschickt, im Saal am Grund des Flusses die Jungen und Mädchen entdeckt. Das Goldfischchen berichtet, wie die Brüder Weiß-Main und Rot-Main in den Saal treten und einen alten Wassermann um Auskunft bitten:
"Da fragte der Rote Main:
Sag besser uns, wohin die Gänge Gewölbet auf der Säulenmenge Zuletzt noch führen in der Länge?
Da sagte der Wassermann:
Die sieben Bogengänge führen Zu sieben reinen goldnen Türen, Die sieben Treppen dann berühren.
Und diese Treppen auf sich winden, Bis sie in einem Saal verschwinden, Dem sieben Kammern sich verbinden.
Im Saal auf siebenfachen Thronen Sitzt Lureley mit sieben Kronen, Rings ihre sieben Töchter wohnen.
Frau Lureley, die Zauberinne, Ist schönes Leibs und kluger Sinne, Hoch hebt sich ihres Schlosses Zinne.
Von innen aus der Maßen fein, Von außen schroff ein Felsenstein, Umbrauset von dem wilden Rhein.
Sie ist die Hüterin vom Hort, Sie lauscht und horchet immerfort, Und höret sie ein lautes Wort,
Singt, tut ein Schiffer einen Schrei, So ruft die Töchter sie herbei, Und siebenfach schallt das Geschrei Zum Zeichen, daß sie wachsam sei.
'Das ist recht wunderbar', sagte der Weiße Main, 'ich will dich aber nicht fragen, wer die Frau Lureley eigentlich ist, und warum sie alles siebenfach hat, und wie sie zu dem Wächteramt gekommen; du möchtest mich wieder zu deinen vier weisen Meistern schicken.' - 'Ach!' sagte der Wassermann, 'die wissen auch gar nichts von ihr; Frau Lureley ist viel älter als diese Herren, obschon jeder von ihnen ein paar hundert Jahre älter ist als der andere. Frau Lureley ist eine Tochter der Phantasie, welches eine berühmte Eigenschaft ist, die bei Erschaffung der Welt mitarbeitete und das allerbeste dabei tat; als sie unter der Arbeit ein schönes Lied sang, hörte sie es immer wiederholen und fand endlich den Widerhall, einen schönen Jüngling, in einem Felsen sitzen, mit dem sie sich verheiratete und mit ihm die Frau Lureley zeugte; sie hatten auch viele andere Kinder, zum Beispiel: die Echo, den Akkord, den Reim, deren Nachkommen sich noch auf der Welt herumtreiben. Doch das wird euch Frau Lureley selbst erzählen, und zwar siebenmal, wenn ihr sie darum fragt. Jetzt aber ist Schlafenszeit, hier oben seht eure Kammer, morgen früh um fünf Uhr müßt ihr aufstehen, und dem alten Rhein ein Morgenlied singen.'"
Wenig später tritt Frau Lureley selbst in den Saal. Brentano beschreibt es im Bericht des Goldfischchens folgendermaßen:
"Die Sonne ließ eben ihre ersten Strahlen in den Rhein niedersinken, der wie ein fließendes Gold zitterte; man sah die Felsen oben und die Städte und die Berge und die Menschen und die Schiffe; man sah an der Felswand das ganze Haus der Frau Lureley hinauf bis an den blauen Himmel, wo die Vögel hin und her schwebten; man sah den Reiher niederstürzen und einen vorwitzigen Fisch holen; ein Schifflein zog oben, und darauf fuhren zwei Knaben, der eine freudig mit braunen Haaren, der andere traurig mit schwarzen Haaren. Als sie an dem Fels waren, riefen sie:
Lureley! Lureley! Es fahren zwei Freunde vorbei.
Und nun sang der Schwarze:
Am Rheine fahr ich hin und her Und such den Frühling auf; Mein Sinn so leicht, mein Herz so schwer, Wer wiegt sie beide auf? Der Mond gehet unter, Die Liebe geht unter, Das Schiff zieht hinunter, Wer hält sie auf?
Und Frau Lureley rief siebenmal zurück:
Wer hält sie auf?
Und dann sang der Braune:
Die Sonne geht auf, Wonne, Wonne, still in Schauern Dich umfangen, frische Luft; Sinnend auf die Strahlen lauern, Spielend in dem Morgenduft; Lieben und geliebt zu werden Ist das Einzige auf Erden, Was ich könnte, was ich dächte, was ich möchte, Daß es mir nur könnte werden, Lieben und geliebt zu werden.
Auch Müller Radlauf begegnet auf seiner Reise der Lureley. Er versinkt im Rhein und trifft die Waserfrau, die ihm sehr freundlich gegenübertritt und ihn über Teile seiner Familiengeschichte aufklärt. Lureley ist Radlaufs Mutter und daher dem jungen Müller und angehenden König sehr zugetan. Zunächst aber ist sie darum bemüht, die Ahnherren Radlaufs, die ein Fluch bis dahin am Sterben gehindert hat, zu Grabe tragen zu lassen. Es handelt sich um eine sehr umfangreiche Schilderung der Grablegungszeremonien mit zahlreichen Gesängen und Gedichten. Interessant ist auch, dass die Lureley hier mit Schiffsunglücken auf dem Rhein in Verbindung gebracht wird. Radlauf erzählt von dieser Begegnung kurz nach seiner Ankunft in Mainz folgendes:
"Als ich hinabgesunken, stand ich in einer grünen Laube von Wasserbinsen geflochten; die vier Pfähle, worauf sie ruhte, waren vier Korallenbäume; rings herum standen sieben Wasserlilien, und auf jeder saß eine sehr traurige Jungfrau; in der Mitte aber saß dasselbe holdselige Weib, das ich auf dem Felsen gesehen hatte, als unser Boot unterging. Ich war in ihren Anblick ganz verloren, sie aber schien mich nicht zu bemerken und sang also -
Frau Lureley:
Es fahren die Lebenden über den See, Sie bringen den Toten nach Haus; Es hebt sich ein Wetter am Berg in die Höh, Der Wind macht die Wellen so kraus: Töchterlein, Töchterlein Herzeleid! Was hast du gesponnen so lange Zeit?
Herzeleid:
Ich habe gesponnen manch Kissen reich Von Gold und Seide und Samt, Drauf liegt des Helden Haupt gar weich, Dem dieses Haus entstammt.
Frau Lureley:
Töchterlein, Töchterlein Liebesleid! Was hast du gesponnen so lange Zeit?
Liebesleid:
Ich habe gesponnen drei Särge breit, Drei Särge von Elfenbein, Sie stehen und harren schon lange Zeit - Drei Greise steigen hinein.
(...)
Als sie so gesungen hatten, stand die schöne blonde Frau auf und sprach zu mir: »Nun, lieber Radlauf, komm!« - und da nahm sie mich mit einer überaus holdseligen Miene an der Hand und führte mich durch die Wellen, die wie zwei Mauern von Kristall fest neben uns hinliefen; vor uns aber ging erst Herzeleid mit ihrem schöngestickten Samtkissen, dann Liebesleid, neben der die drei Elfenbeinsärge herschwammen, ihr folgte Liebeseid mit einer goldnen herzförmigen Kapsel, Reu und Leid mit einer goldnen Krone, Mildigkeit mit drei kleinen Kronen, Liebesfreud mit Perlenkranz und Perlenstrauß. Dann ging ich an der Hand des lieben blonden Wasserfräuleins, und hinter uns ging Liebesneid mit einer Rute und trieb die zwölf Mühlsteine wie eine Herde Schafe vor sich her. Bald kamen wir an einen Felsen, der sich auftat, und nun stiegen wir viele Treppen hinan, bis wir in einem gewölbten Saale ankamen; da stand ein großer Tisch von gewachsenem Erz, und oben an dem Tisch saß ein uralter Mann; er stützte sein bleiches Angesicht auf seine zwei Hände, seine Ellenbogen ruhten auf dem Tisch, sein silberweißer Bart war durch den Tisch durchgewachsen und glänzte wie Asbest, seine Augenbrauen waren auch sehr lang, und seine Augen sahen unter ihnen durch eine große blitzende Brille wie zwei traurige Gefangene hervor; er hatte einen Schäferrock an von dem zartesten Lammfell, einen breiten goldgelben Schäferhut auf, auf dem die Fürstenkrone befestigt war, und um seinen Nacken hing ein Lamm, dessen Beine über seine Brust zusammengebunden waren; in seinem Arm lehnte ein hoher weißer Schäferstab; an seiner Seite hing ein Dudelsack von einem schwarzen Bocksfell; neben ihm saß ein zottiger Schäferhund mit seiner Laterne im Maul. - Er war ganz still und schien mit offnen Augen zu schlafen; zu seiner Rechten saß der Grubenhansel in seinem Knappenhabit, dann saß der Kautzenveitel in seinem Eulenwams, und dann der Kohlenjockel in seiner Kohlenjacke; alle in derselben Stellung, alle ganz still; die zwölf Knappen aber saßen ringsum auf der Erde mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Erstaunt über diesen Anblick wollte ich fragen, ob dieser alte wunderbare Schäfer mein ältester Ahnherr sei, und ob alle meine andern Urväter hier tot seien oder nur schliefen. Aber die liebe blonde Frau Lureley hielt mir den Mund zu und winkte mir mit dem Finger, zu schweigen; hierauf begann sie mit einer hellen Silberstimme zu singen:
Heil dem, der die Zeit erfüllet, Der die ewgen Maße mißt Und die Pein mit Schlaf umhüllet, Wenn die Schuld versühnet ist.
(...)
Während diesem Liede ging Frau Lureley an dem Tische umher und stieß die vier Alten an: da erwachten sie, sahen sich einander und die Frau Lureley und mich gar innerlich freudenselig an und lächelten und weinten und nickten mir freundlich und küßten mich der Reihe nach auf die Stirne; und auch ich mußte heftig weinen; dann aber sang Frau Lureley wieder, und alle sangen mit:
Heil dem, der die Zeit erfüllet, Der die ewgen Maße mißt Und die Pein mit Schlaf umhüllet, Wenn die Schuld versühnet ist.
(...)
Und unter diesem Gesang schliefen die vier wundersamen Greise einer nach dem andern wieder ein und sanken mit ihren Häuptern auf den Tisch nieder. Nun tat sich hinter ihren vier Sesseln die Felsenwand in vier Türen auf, und vier schöne wunderbare Frauen, jede mit einem Gefolge von seltsamen Jungfrauen kamen herein.
(...)
»Die Tage der Rache sind zu Ende, ihr treuen Diener eures unglücklichen Herrn! Geht auf den Hof des Schlosses, ich will euch seinen frommen Sohn vorstellen.« Nach diesen Worten hoben sich die Stare von dannen, und sie sprach zu mir: »Mein teurer Radlauf, erschrecke nicht über das, was ich dir sagen werde, unterbrich auch nicht meine Rede mit Worten und Fragen und Ausrufungen; sobald du redest, muß ich dich verlassen, und du zerbrichst ein Werk, was dich und mich beglücket; reiche mir deine Hand, umarme mich, o komm an mein Herz, ich bin deine Mutter.« Hier schloß sie mich in ihre Arme; Schauer und Entzücken nahmen mir die Sinne; aber sie benetzte mein Antlitz mit dem Quell, und mir ward unendlich wohl - dann fuhr sie fort: »Der schwarze Hans, den wir hier begraben haben, ist dein Bruder; hier diese Kapelle ist die Grabstätte deines Vaters, noch ruht er nicht hier, noch lebt er, du wirst ihn noch einmal umarmen; noch mehr Geschwister hast du, du sollst sie alle sehen; in wenigen Stunden muß ich dich verlassen; drum bleibt mir nicht die Zeit, dir alles zu erklären, was dich heute mit Erstaunen erfüllt; aber bald sehe ich dich wieder, und du lernst mich kennen; jetzt folge mir, daß ich dich deinen Untertanen vorstelle, die dich erwarten.« Stumm und erschüttert, mehr durch ihre Erzählung, als durch ihr Gebot zu schweigen, folgte ich ihr in der Begleitung ihrer sieben Jungfrauen. Wir gingen aus der Kirche hinaus; auf schönen reinen Treppen stiegen wir zu heiteren Terrassen, mit mancherlei Bildsäulen und schönen Gefäßen, aus denen Wasser sprudelte, geschmückt; so gelangten wir durch geräumige Vorsäle in prächtig geschmückte Gemächer, die, bequem und vornehm aneinander gereiht, auf bunten Teppichen durchwandelt wurden, bis sie auf einer großen Marmorgalerie wieder zu Tage liefen. Von diesem Standpunkte übersah man den grünen Spiegel des Sees und das jenseitige Waldgebirge, das sozusagen erst die Folge dieser Säle beschloß; aber, hinausgetreten auf den Balkon, erblickte ich den Hof des Schlosses und die ihn umgebenden Gärten und Terrassen mit einer Menge von Menschen bedeckt, die mit Hüten und Tüchern wehend einem freudig stürmenden, jauchzenden Meere glichen, das mit tausend Wogen des Jubels an mein bestürztes Herz schlug und immer: »Heil! Heil! unserm Fürstensohne, Heil! Heil! seiner Mutter!« rief. Die liebe blonde Mutter aber sprach zu mir: »Sage, mein Sohn, an wen gedenkst du jetzt, du, der kummervoll und arm war und jetzt mit allem weltlichen Entzücken berauscht ist?« Da sprach ich: »Daß der Vater lebt, ist mir lieb; daß ich meine Mutter sehe, ist mir süß; aber ich wollte, ich wäre am Rhein und dieses Schloß wäre meine Mühle und dieses Volk wäre der Rhein; Ameley wäre in seinen Wellen, ich stürzte hinein, trüge sie in meinen Armen auf die Wiese ans Ufer und sähe in ihre holdseligen Augen; ach! das wäre süßer als alles.« Darauf sprach meine Mutter: »Du bist der treueste Mann, und glücklich, die dich liebet; bald sollst du sie wiedersehen.« Dann sprach sie zu dem Volke: »Rüstet das Land und das Schloß, in wenigen Tagen kehret euer Herr zurück.« Somit wendeten wir uns um und gingen durch die Gemächer, über die Treppen, durch die Kirche, hinab in das Gewölbe, wo die zwölf Knappen um den Tisch saßen wie Ratsherrn. »Nun«, sagte Lureley, »muß ich dich verlassen, bitte dir eine Gnade aus, bald sehe ich dich wieder.« Ich wußte über all der Herrlichkeit nicht, was ich begehren sollte, und da ich die zwölf alten Knappen so gewaltig besorgt sitzen sah, sagte ich: »Verzeihe diesen armen Schelmen und lasse sie deiner Milde genießen, und schenke sie mir zur Begleitung, daß ich nicht so einsam nach Hause ziehen muß.« Da umarmte sie mich und küßte mich und verschwand; ich aber wußte nichts mehr von mir, ein wunderbarer Schlaf befiel meine Augen."
Die Lureley als neue Melusine
Erst bei ihrem dritten Auftreten im "Rheinmärchen" erzählt die Lureley schließlich dem Müller/König, wie es sich mit ihrer eigenen Ehe verhielt. Sie hatte Christel, einen Spross aus der Familie der Starenberger geheiratet, in dessen Ahnenreihe bereits die vier anderen erwähnten übernatürlichen Wesen standen. Wie diese, nahm sie ihrem Mann das Ehrenwort ab, sie in jedem Monat eine Woche allein und unbeobachtet zu lassen. Es ist das alte Melusinen-Motiv, das in dieser Geschichte wieder auflebt, also eine sehr alte Wasserfrauensage. Die Heirat ist, wie schon zu Lohengrins oder zu Amors und Psyches Zeiten, daran gebunden, dass der Ehepartner in einem bestimmten Punkt Diskretion bewahrt. Alles könnte so schön und vollkommen sein, wenn da nicht Neider und böse Zungen wären. Schließlich gibt der Ehepartner nach, lässt sich zum Spionieren bereden - und alles zerbricht. Im Buch ist es Frau Lureley, die ihre Geschichte selbst und als Ich-Erzählung vorbringt, wiedergegeben wird das Ganze allerdings vom Müller/König Radlauf, der diese Geschichte am Ufer des Rheins als Auslösemärchen vorträgt und damit seine Prinzessin Ameley wieder vom Grund des Flusses herauferzählt. Radlauf berichtet über seine Wieder-Begegnung mit seiner Mutter und über die Erzählung der Lureley, die Wasserfrau habe ein Liebesverhältnis mit dem Müller Christel gehabt, das ihre Mutter aber nicht billigte. Die Mutter habe die Lureley mit dem Hinweis, sie sei nun alt genug, eine eigenen See zu beherrschen, aus der Heimat fortgeschickt. Radlauf/Lureley erzählt über den weiteren Fortgang der Beziehung Folgendes:
"Als die Nacht herankam, schlich ich mich von ihrem Lager und eilte zu Christel in die Mühle, dem ich unter Tränen erzählte, daß ich ihn verlassen müsse. Er weinte auch sehr, und ich schwur ihm, sobald wiederzukehren als möglich und sein Weib zu werden. Gegen Morgen verließen wir uns, aber meine Mutter war mir gefolgt und hatte uns belauscht. Sie schmähte mich aus und sagte mir: 'Lureley! du wirst sehr unglücklich sein, du hast dich einem Starenberger verbunden, und er wird dich verraten, wie all seine Vorfahren ihre Frauen verraten haben; lasse von ihm ab.' Da weinte ich heftig und sagte ihr, daß ich das nicht könne. 'Wohlan', sagte meine Mutter, 'du sollst deinen Willen haben, die Bedingung aber sei, daß du sein Weib wirst, ohne daß er weiß, wer du bist, und daß du ihn nie ganz für seine Verräterei verlassen darfst.' ich mußte mich ihrem Willen fügen, und sie brachte mich den andern Morgen in den Laacher See. Hier war ich einsam und traurig; meine Ufer waren mit alte Eichen bedeckt; nur der Glockenklang und Chorgesang der Kirche unterbrach die Stille, und ich hatte alle Zeit, meiner Sehnsucht zu meinem lieben Christel nachzuhängen. Ein Jahr war herum, und da meine Mutter sah, wie ich mich kümmerte, sagte sie mir: 'Lureley! gehe hin, wohin dein Herz dich treibt, aber gebe dich nicht zu erkennen.' Ich verließ also beim Aufbruch des Frühlings meinen Aufenthalt und begab mich in der Gestalt, wie du mich siehst, nach Starenberg. Diese Kleidung, dieses Aussehen habe ich von einem hessischen Bauernmädchen entliehen, die ich auf meiner Reise im Walde um Erdbeeren suchen sah, und die an einem Brunnen, in dem ich übernachtete, heftig über ihre böse Stiefmutter weinte. Sie war so wunderschön und lieblich, daß ich sie der Brunnenfrau herzlich empfahl und mich ganz so gestaltete wie sie, und wenngleich meine eigene Gestalt glänzender und reizender ist als diese, so hat doch niemals ein so edles, frommes und schönes Menschenbild gelebt als dieses. So kam ich nach Starenberg und setzte mich in den Wald, nicht weit von der Mühle, und hatte ein Körbchen voll Erdbeeren im Schoß. Es war am Morgen, Christel kam von der Mühle her, und es freute mich, zu sehen, daß er die Mühle noch besuchte. Er schien mir sehr traurig, als er mich aber sah, erheiterte sich sein Antlitz, er war durch meinen Anblick gerührt. Er setzte sich zu mir ins Gras, er aß von meinen Erdbeeren und gewann mich so lieb, so lieb, daß er mich bat, seine Ehegattin zu werden. Traurig willigte ich ein, weil ich sah, daß er mich nicht kannte, und daß er mich also vergessen hatte. Doch machte ich ihm die Bedingung, mich unter harter Strafe am siebenten Tage in der Woche in der Nähe der Mühle allein zu lassen und nie nachzuforschen, was ich dann mache. Er versprach mir alles heilig und brachte mich nach Starenberg. Wir hielten Hochzeit und lebten glücklich."
Beide haben zwei Kinder, das Glück scheint vollkommen. Doch es kommt, wie es kommen muss: Auch dieser vierte Mann in der Reihe der Starenberger bricht seinen Schwur und beginnt, der Ehefrau während ihrer "Auszeit" nachzuspionieren. Mit fatalen Folgen.
"Nun hatten meine beiden Söhnlein einen Lehrer, der sehr weit gereist war; es war ein ernsthaft wunderlicher Mensch, trug immer rote Strümpfe und weiße Hosen und Rock; er war sehr pathetisch und melancholisch; und führte die Kinder zurück von der Mühle. Christel brachte, während ich abwesend war, immer seine Zeit mit ihm zu, und dieser verdrießliche Mann erregte zuerst die Neugierde in ihm, zu wissen, wer ich sei und was ich in der Mühle den Sonnabend mache. Christel ließ sich von ihm verführen; doch wagte er es nicht, selbst zu lauern, weil ich es ihm zu streng verboten hatte; der Hofmeister aber übernahm es, meine beiden Söhnlein dazu abzurichten, und die armen Kindlein ließen sich von dem Schelm verführen. Am folgenden Morgen schlichen sie sich in die Mühle mit dem Schulmeister; ich saß in dem offenen Boden der Kammer, wo ich sonst Christel besucht hatte, in meiner Wasserjungfergestalt mit meiner Mutter, die mir die Haare kämmte, da trat der Schulmeister und meine zwei Kinder herein. Ich erschrak, daß ich ohnmächtig wurde, meine Mutter aber sagte: 'Sieh, liebe Lureley! daß ich recht prophezeite, man verrät dich.' Und somit verwandelte sie meinen Sohn Georg in eine weiße Maus, den Philipp aber in einen Goldfisch und den Schulmeister in einen Storch, und sprach: 'Ziehe fort mit ihnen, Verräter! und lasse dich nicht wieder sehen, bis die Kleinen durch ihre Treue und Tugend wieder gutgemacht haben, was sie jetzt verderben wollten.' Sogleich nahm der Storch die weiße Maus und den Goldfisch in den Schnabel und flog eilends davon. Ich war sehr traurig über den Verlust meiner Kinder; aber meine Mutter sagte mir: 'Sei ruhig, sie sind gut aufgehoben; du wirst sie einst in Ehren wiedersehen.' Als ich nach Starenberg zurückkehrte, fragte mich Christel nach den Kindern, und ich sagte ihm, die Wasserfrau habe sie vor meinen Augen geraubt. Da ward Christel sehr traurig und dachte, es müsse eine Strafe der Wasserfrau sein, weil er sie verlassen und mich geheiratet. Als ich aber am nächsten Sonnabend wieder in der Mühle war, ließ sich Christel von den zwölf Knappen verführen, mich zu überfallen, als ich im Bade saß, und Christel sah, daß ich von der Brust hinab die Gestalt eines Fisches hatte. Erzürnt sprach ich zu ihm: 'Du verrätst mich zum zweitenmal, dafür bestrafe ich dich und nehme dir das Gedächtnis', und somit bespritzte ich ihn und die Knappen mit Wasser und verschwand. Christel wußte nun nichts mehr davon, daß er Fürst von Starenberg gewesen, daß ich sein Weib war; er und seine Knappen hielten sich für Müller von jeher und trieben es, wie es andere Müller auch treiben, und da die Einwohner von Starenberg sahen, daß ihm auf keine Weise einzureden sei, daß er jemals ihr Herr gewesen sei, ließen sie ihn bleiben, was er wollte, und brachten ihm ihr Korn zu mahlen. Da ich ihn nach dem Schwur meiner Mutter nicht verlassen konnte und ihn auch immer noch liebte, besuchte ich ihn wieder in dieser meiner Verkleidung und brachte ihm Getreide zu mahlen. Er liebte mich von neuem; ich machte von neuem den Bund mit ihm, daß er mich am siebenten Tag in einem Erlenwäldchen verlassen mußte."
Die Lureley als Verwandte der Frau Holle
Noch einmal tritt die Lureley in der Geschichte auf, als die Fischerin Marzeline am zweiten ihr Märchen erzählt und damit ihre Tochter aus dem Rhein erlöst. Hierbei entpuppt sich ausgerechnet Marzeline als das Mädchen, mit dem Lureley in Radlaufs Märchen die Kleider getauscht hatte. Marzellines Märchen erinnert an Frau Holle oder Aschenputtel, es geht um eine tugendhafte junge Maid (Marzeline), die von ihrer bösen Stiefschwester und deren Mutter gepeinigt und zu allerlei Arbeiten herangezogen wird. Erst der Zauber und die Hilfe Lureleys und der freundlichen Brunnenfrau befreien sie und machen sie zur Königin. Eine besondere Gabe der Lureley an das junge Mädchen ist, dass sie beim Kämmen Edelsteine und Perlen aus ihrem Haar herauskämmen kann.
Eichendorffs "Waldgespräch" über die Lorelei
Neben Brentano und Heinrich Heine, auf den wir gleich zu sprechen kommen, hat sich noch ein weiterer Romantiker mit der Lorelei Befasst. Joseph Freiherr von Eichendorff schrieb sein Gedicht "Waldgespräch" wohl in der Zeit von 1807 bis 1810. Auch hier ist das Motiv der ungeheuren Schönheit der Lorelei zu finden sowie der Schändlichkeit der Männer. Die Lorelei weiß von deren Trug zu berichten und sagt, man habe ihr Herz gebrochen. Ihr Handeln geschieht demnach aus Rache für das erlittene Leid. Der Frau werden von den (wohl vom Geschlechtstrieb umnebelten) Männern Hexenkräfte zugeschrieben, und auch Eichendorf erinnert an den hohen Stein, auf dem die zauberische Frau saß.
Waldgespräch
Es ist schon spät, es wird schon kalt, Was reit'st du einsam durch den Wald? Der Wald ist lang, du bist allein, Du schöne Braut, ich führ' dich heim!
"Groß ist der Männer Trug und List, Vor Schmerz mein Herz gebrochen ist, Wohl irrt das Waldhorn her und hin, O flieh' Du weißt nicht, wer ich bin."
So reich geschmückt ist Roß und Weib, So wunderschön der junge Leib, Jetzt kenn' ich dich – Gott steh mir bei! Du bist die Hexe Lorelei!
"Du kennst mich wohl – von hohem Stein Schaut still mein Schloß tief in den Rhein. Es ist schon spät, es wird schon kalt, Kommst nimmermehr aus diesem Wald!"
Im Gegensatz zu Brentano lässt Eichendorf die Begegnung nicht am Rhein spielen. Die Lorelei ist hier eine Waldhexe, wie Eichendorf überhaupt eine große Liebe zu Waldszenarien hatte. Erst in der letzten Strophe wird ihr "Schloss am Rhein" erwähnt. Doch der Mann, mit dem sie sich hier unterhält, wird eben nicht in die Tiefen des Flusses gezogen und dem Tod durch Ertrinken ausgesetzt, sondern sein Schicksal lautet: "Kommst nimmermehr aus diesem Wald!"
Heinrich Heines Loreley
Angeregt von Brentanos Lore Lay-Gedicht aus dem "Godwi" (Die "Rheinmärchen" waren ja erst nach Brentanos Tod erschienen), entstand im Jahr 1824 Heinrich Heines Loreley-Gedicht, die bis heute bekannteste und verbreiteste Fassung der Stoffs. Das Gedicht wurde aufgenommen in die Sammlung "Buch der Lieder", Heines erfolgreichsten Gedichtband, und war vermutlich auch Heines erfolgreichstes Lied. Heine nennt die Loreley-Geschichte "Ein Märchen aus alten Zeiten", und genau so kam das Brentano-Gedicht ja auch herüber. Dass hier eine Sagengestalt frei erfunden worden war, hat der Düsseldorfer Heine, der ja auch ein Kind des Rhein ist, offenbar gar nicht registriert. Heine ist Brentano bei dessen "Volksliedern" auch an anderer Stelle auf den Leim gegangen, so schwärmt er in seinem Buch "Die romantische Schule" von den in "Das Knaben Wunderhorn gesammelten Texten: "Dies Buch kann ich nicht genug rühmen; es enthält die holdseligsten Blüten des deutschen Geistes, und wer das deutsche Volk von einer liebenswürdigen Seite kennenlernen will, der lese diese Volkslieder." (Heinrich Heine: Sämtliche Werke III. München: Winkler Verlag, 1972. S. 343). Aber gerade das "rührende" Lied "Zu Straßburg auf der Schanze", das Heine als Beispiel für die innigen Töne des Volksliedes und die Poesie und den Zauber dieser schlichten, im Volke entstandenen Weisen hervorhebt - "Die Kunstpoeten wollen diese Naturerzeugnisse nachahmen, in derselben Weise, wie man künstliche Mineralwasser verfertigt" (ebd. S. 344), schreibt er - ebendieses Lied, das er als Beleg für den echten, wahren und unkopierbaren Ton des Volkes anführt --- war eine freie Erfindung Brentanos.
Trotzdem: In seiner Bearbeitung des "Loreley-Stoffes" erwies sich Heine als derjenige, der den Nerv des Volkes wesentlich besser getroffen hatte als sein Vorläufer Brentano. Heines Loreley kommt wesentlich kürzer und geschlossener daher, ist "singbarer" und fand beim Volk offene Ohren. Zwar bemüht sich Heine teilweise um eine ironische Brechung des romantischen Tonfalls, doch der Volksliedzauber gelang trotzdem. Hier also die Loreley in ihrer "klassischen" Gestalt:
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin; ein Märchen aus alten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt, und ruhig fließt der Rhein; der Gipfel des Berges funkelt im Abendsonnenschein.
Die schönste Jungfrau sitzet dort oben wunderbar; ihr goldnes Geschmeide blitzet, sie kämmt ihr goldenes Haar.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme und singt ein Lied dabei; das hat eine wundersame, gewaltige Melodei.
Den Schiffer im kleinen Schiffe ergreift es mit wildem Weh; er schaut nicht die Felsenriffe, er schaut nur hinauf in die Höh.
Ich glaube, die Wellen verschlingen am Ende Schiffer und Kahn; und das hat mit ihrem Singen die Lore-Ley getan.
Ja, singbar war sie, diese Loreley. Das Gedicht wurde im 19. Jahrhundert mehr als 40 mal vertont, die bekannteste Fassung stammt von dem Komponisten Philipp Friedrich Silcher (1789-1860) und entstand im Jahre 1837. Und das Lied soll sogar so populär gewesen sein, dass selbst die Nazis, die sonst alle Werke des jüdischen Dichters aus der Literatur zu tilgen suchten, vor der Loreley kapitulierten. Sie soll in Liedsammlungen als "Volkslied mit unbekanntem Verfasser" weiterhin abgedruckt worden sein. Von der Wikipedia habe ich mich allerdings belehren lassen, dass diese Einzelheit zwar von Walter A. Berendsohn und Theodor W. Adorno zwar berichtet wurde, es bislang jedoch keinen Beweis dafür gebe. Auf jeden Fall hat Heine mit diesem Werk das geschafft, wovon viele Dichter nur träumen können: ein Volkslied schreiben ...
Vermutlich liegt es auch daran, dass ausgerechnet Silchers Vertonung relativ anspruchslos ist und das Lied auch von ungeübten und unbedarften Laien einfach so gesungen werden konnte. "Wenn der Deutsche fröhlich ist, so singt er gewiss: 'Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, daß ich so traurig bin'", stellte Karl May denn auch sehr treffend in seiner "Felsenburg" ("Satan und Ischariot" I) fest.
Dabei gibt es durchaus einige namhafte Komponisten, die Heines Gedicht auf spannende, teilweise auch angemessenere Art vertont haben. Unter den anderen Fassungen finde ich vor allem die Vertonung von Clara Schumann interessant:
In der verlinkten Aufnahme klingt eher Dämonisches und ein Hauch von Wahnsinn mit, wenn Diana Damrau die sirenenhaften Töne aus der Höhe des Felsens interpretiert, da flackert es, und das von Heine dreimal beschworene Goldmotiv - goldenes Geschmeide, goldenes Haar, goldener Kamm - kommt hier sehr schön und verstandesraubend zur Geltung.
Sehr mag ich auch die auf Silcher basierende, aber etwas modernisierte Version von Achim Reichel
Womit wir in der modernern Zeit angekommen werden. Und dass heutzutage eigentlich die Zeit der Mythen und Legenden vorbei ist und somit auch die Zeit der Loreley, machte Erich Kästner in seinem eingangs zitierten Gedicht "Der Handstand auf der Loreley" deutlich.
"Wir wandeln uns. Die Schiffer inbegriffen", schrieb er, "Der Rhein ist reguliert und eingedämmt. Die Zeit vergeht. Man stirbt nicht mehr beim Schiffen, bloß weil ein blondes Weib sich dauernd kämmt."
Schade eigentlich. Aber der Mythos der Loreley wird wohl bestehen bleiben. Schiffsunglücke kommen dort immer noch von Zeit zu Zeit vor, wie damals am am 28. September 2003, als ein Fahrgastschiff, das ausgerechnet den Namen Loreley trug, bei extremem Niedrigwasser auf Grund lief.
Und dass die Dame auf dem Felsen auch im Schlager eine gute Figur macht, stellte 1981 die Gruppe Dschingis Khan unter Beweis:
Und wenn ihr mich jetzt fragt, wo in Nestis' Nordsee-Kosmos die Loreley vorkommt ... Habt ihr euch nie gewundert, warum Meerjungfrau Mira immer so eitel ihre blonde Lockenpracht schüttelt?
Beim Aufräumen meiner Festplatte gefunden: Ein altes Märchen, das ich schrieb, als ich mich vor einigen Jahren als Journalist und Schriftsteller selbstständig gemacht habe und von einer Behörde zur anderen irrte. Gewidmet dem Arbeitsamt, dem Finanzamt, der Krankenkasse und der Künstlersozialkasse. Viel Spaß beim Lesen!
Das goldene Entenei
Es war einmal ein armes aber redliches Mädchen, dessen Mutter war schwer krank geworden. Die Ärzte sagten, es gebe kein Heilmittel, und sie werde sterben. Da war das Mädchen sehr traurig. Aber eines Nachts, da träumte die Mutter, wenn sie ein goldenes Ei, gelegt von einer goldenen Ente, äße, dann würde sie wieder gesund werden. Am anderen Morgen erzählte sie den Traum ihrer Tochter. Da sprach das Mädchen: "Mutter, ich will in die Welt hinausziehen und die goldene Ente suchen. Du sollst sehen: Wenn ich dir das goldene Ei bringe, wirst du wieder ganz gesund." Und guten Mutes machte sich das Kind auf und zog in die Welt hinaus. Aber, ach, wo immer es auch suchte und nach der goldenen Ente fragte, von einem solchen Vogel hatte noch niemand gehört im ganzen Reich, und am Ende erntete es nur Hohn und Spott. Durch Wind und Regen irrte es viele Tage und Nächte hindurch, es litt Hunger und Durst, und die Füße taten ihm so weh, es konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Doch mit einem Male, da war es ihm, als hörte es an einem Teich im Röhricht etwas quaken und schnattern, und als es die Schilfhalme auseinanderbog, siehe da, da fand es ein Nest, das war ganz aus goldenen Zweigen gebaut, und darin lagen fünf goldene Enteneier. Obenauf aber saß eine goldene Ente, die quakte und schnatterte vor sich hin und sah das Mädchen freundlich an. "Ach bitte, liebe goldene Ente", sprach da das Mädchen, "gib mir doch eines deiner goldenen Eier. Meine Mutter ist todkrank, und nur ein goldenes Entenei kann sie wieder gesund machen." "Nun", sprach die Ente, "das Ei sollst du wohl haben. Doch du musst mir auch etwas dafür geben. Bring mir eine goldene Feder aus dem Steiß des goldenen Kondors, der auf dem höchsten Gipfel der Anden lebt, und sowie du mir die Feder gibst, sollst du das goldene Ei von mir haben." Da knickste das Mädchen artig und machte sich auf die Suche nach dem goldenen Kondor. Hart und lang war der Weg, doch das Mädchen erduldete Hunger und Durst, Hitze und bittere Kälte klaglos und lief auf blutigen Füßen, bis es zuletzt den höchsten Gipfel der Anden erreichte. Und tatsächlich: Dort oben auf dem höchsten Bergesgipfel, da sah das Kind etwas golden leuchten, und als es ganz hinaufgestiegen war, da sah es, dass es ein goldener Kondor war, und in seinem Steiß staken goldene Schwanzfedern, die glänzten und funkelten in der Sonne. "Ach bitte, lieber goldener Kondor", sprach da das Mädchen, "gib mir doch eine goldene Feder aus deinem goldenen Steiß. Die Feder geb ich der goldenen Ente und bekomme dafür ein goldenes Ei von ihr, das meine todkranke Mutter wieder gesund machen soll." "Nun", sprach der Kondor, "die Feder sollst du wohl haben. Doch du musst mir auch etwas dafür geben. Bring mir eine goldene Strähne aus dem goldenen Schweif des goldenen Pferdes der Morgenröte, das im Sonnenaufgang lebt, und sowie du mir die goldene Strähne gibst, sollst du die goldene Feder von mir haben." Da knickste das Mädchen artig und machte sich auf die Suche nach dem goldenen Pferd der Morgenröte. Lange wanderte es, immer in Richtung der aufgehenden Sonne. Und nach langem Herumirren und Suchen, beinahe am Ende seiner Kräfte angelangt, fand das Mädchen tatsächlich den Sonnenaufgang, und siehe: Genau an der Stelle, an der die Sonne aufging, weidete ein goldenes Pferd, und sein Schweif glühte golden im Morgenrot. "Ach bitte, liebes goldenes Pferd der Morgenröte", sprach da das Mädchen, "gib mir doch eine goldene Strähne aus deinem goldenen Schweif. Die Strähne gebe ich dem goldenen Kondor vom höchsten Gipfel der Anden für eine goldene Feder aus seinem goldenen Steiß. Die Feder geb ich der goldenen Ente und bekomme dafür ein goldenes Ei von ihr, das meine todkranke Mutter wieder gesund machen soll." "Nun", sprach das goldene Pferd der Morgenröte, "die Strähne sollst du wohl haben. Doch du musst mir auch etwas dafür geben. Bring mir eine goldene Schuppe des goldenen Fischs, der im achten Weltmeer am äußersten Rand der Welt lebt, wo die Wasser schäumend in den Abgrund stürzen, und sowie du mir die goldene Schuppe gibst, sollst du die goldene Strähne von mir haben." Da knickste das Mädchen artig und machte sich auf die Suche nach dem goldenen Fisch, der im achten Weltmeer am äußersten Rand der Welt lebt. Lange wanderte es von Land zu Land und von Küste zu Küste, es verdingte sich als Köchin oder Schiffsjunge und fuhr auf Handelsschiffen und Piratenseglern mit. Es hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, doch eines Tages, an Bord eines Forschungsschiffs voller Abenteuerer, gelangte es tatsächlich zum achten Weltmeer, und dort, am äußersten Rand der Welt, wo die Wasser schäumend in den Abgrund stürzen, fand es den goldnenen Fisch, dessen Schuppen golden in der Sonne glänzten. "Ach bitte, lieber goldener Fisch aus dem achten Weltmeer", sprach da das Mädchen, "gib mir doch eine deiner goldenen Schuppen. Die Schuppe gebe ich dem goldenen Pferd der Morgenröte für eine goldene Strähne aus seinem goldenen Schweif. Die Strähne gebe ich dem goldenen Kondor vom höchsten Gipfel der Anden für eine goldene Feder aus seinem goldenen Steiß. Die Feder geb ich der goldenen Ente und bekomme dafür ein goldenes Ei von ihr, das meine todkranke Mutter wieder gesund machen soll." "Nun", sprach der goldene Fisch aus dem achten Weltmeer, "die Schuppe sollst du wohl haben. Doch du musst mir auch etwas dafür geben. Bring mir einen goldenen Apfel aus dem Garten der Hesperiden dafür, der jedem, der von ihm isst, die ewige Jugend verleiht, und sowie du mir den goldenen Apfel gibst, sollst du die goldene Schuppe von mir haben." Da knickste das Mädchen artig und machte sich auf die Suche nach dem Garten der Hesperiden. Der Weg war weit und steinig. Das Mädchen musste die Säulen des Herakles passieren, es durchquerte Wüsten und überschritt Flüsse, es stieg über Gebirge und irrte durch zerklüfete Felsschluchten, und es hatte die Hoffnung schon beinahe aufgegeben, als es eines Morgens vor sich das goldnene Tor zu einem herrlichen Garten erblickte. Und richtig, als es in den Garten eintrat, da sah es auch die üppigen Obstbäume, deren Äst sich unter der Last der Früchte bogen. Inmitten des Gartens aber stand der große Apfelbaum, und das Mädchen erkannte den Baum des Lebens sofort am goldenen Schimmer seiner Früchte. In seinem Schatten aber ruhten die zarten Jungfrauen, die ihn pflegten, die Hesperiden, die dem Mädchen freundlich entgegenblickten. Da sprach das Kind: "Ach bitte, liebe Hesperiden, gebt mir doch einen goldenen Apfel von diesem Baum. Den Apfel gebe ich dem goldenen Fisch aus dem achten Weltmeer am äußersten Rand der Welt und erhalte von ihm eine goldene Schuppe dafür. Die Schuppe gebe ich dem goldenen Pferd der Morgenröte für eine goldene Strähne aus seinem goldenen Schweif. Die Strähne gebe ich dem goldenen Kondor vom höchsten Gipfel der Anden für eine goldene Feder aus seinem goldenen Steiß. Die Feder geb ich der goldenen Ente und bekomme dafür ein goldenes Ei von ihr, das meine todkranke Mutter wieder gesund machen soll." "Nun", sprachen da die Hesperiden, "den goldenen Apfel sollst du wohl haben. Doch du musst uns auch etwas dafür geben. Bring uns das goldene Spinnrad, das Allerleirauh am zweiten Festtag dem König in die Suppe legte, als sie noch eine Küchenmagd in seinem Schloss war, und sowie du uns das goldene Spinnrad gibst, sollst du den Apfel von uns haben." Da knickste das Mädchen artig und machte sich auf die Suche nach dem Schloss, in dem Allerleirauh und der König lebten. Weit über eintausend Schlösser gab es im Märchenreich, und das arme Mädchen besuchte sie alle. Es besuchte die Schlösser von Schneewittchen und Aschenputtel, von Schneeweißchen und Rosenrot, es besuchte Dornröschen und den Froschkönig, die Schneekönigin und den blauen Glaspalast, in dem die kleine Meerjungfrau gelebt hatte. Es traf die Gänsemagd, die Schöne und das Biest und Brüderchen und Schwesterchen, auch den Kalifen Storch und das Mädchen ohne Hände. Es fragte die Prinzessin auf der Erbse nach dem Weg, und es wagte sogar, die schwarze Prinzessin anzusprechen. Ja, selbst Ritter Blaubart fragte sie nach dem Weg zum Schloss von Allerleirauh, aber auch er konnte ihr den Weg nicht sagen. Endlich, das Mädchen hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, da fand es am Ende eines dunklen, einsamen Weges doch noch ein Schloss, das es noch nicht besucht hatte. Und tatsächlich, als es eintrat und von Dienern in den hohen Empfangssaal geführt wurde, da saßen auf einem Thron Allerleirauh und der König und sahen es freundlich an. "Ach bitte, liebe Königin Allerleirauh", bat da das Mädchen, "gib mir doch das goldene Spinnrad, das du dem König am zweiten Festtag in die Suppe gelegt hast, als du noch eine Küchenmagd in seinem Schloss warst. Ich will es den Hesperiden für einen goldenen Apfel von ihrem Baum geben. Den Apfel gebe ich dem goldenen Fisch aus dem achten Weltmeer am äußersten Rand der Welt und erhalte von ihm eine goldene Schuppe dafür. Die Schuppe gebe ich dem goldenen Pferd der Morgenröte für eine goldene Strähne aus seinem goldenen Schweif. Die Strähne gebe ich dem goldenen Kondor vom höchsten Gipfel der Anden für eine goldene Feder aus seinem goldenen Steiß. Die Feder geb ich der goldenen Ente und bekomme dafür ein goldenes Ei von ihr, das meine todkranke Mutter wieder gesund machen soll." "Nun", sagte da Allerleirauh, "das goldene Spinnrad sollst du wohl haben. Aber du musst mir auch etwas geben dafür. Bring mir zuerst ein goldenes Haar des Teufels mit den drei goldenen Haaren, und sowie du mir das goldene Haar gibst, sollst du das Spinnrad dafür erhalten." Da knickste das Mädchen artig und fuhr zur Hölle. In der Hölle aber traf es den Teufel, der ein liebenswürdiger älterer Herr war und das Mädchen freundlich nach seinem Begehr fragte. „Ach bitte, lieber Teufel“, sprach da das Mädchen, „gib mir doch eines deiner drei goldenen Haare. Ich will's Allerleirauh geben, die mir ihr goldenes Spinnrad dafür versprochen hat, das sie dem König am zweiten Festtag in die Suppe gelegt hat, als sie noch eine Küchenmagd in seinem Schloss war. Das Spinnrad werde ich den Hesperiden für einen goldenen Apfel von ihrem Baum geben. Den Apfel gebe ich dem goldenen Fisch aus dem achten Weltmeer am äußersten Rand der Welt und erhalte von ihm eine goldene Schuppe dafür. Die Schuppe gebe ich dem goldenen Pferd der Morgenröte für eine goldene Strähne aus seinem goldenen Schweif. Die Strähne gebe ich dem goldenen Kondor vom höchsten Gipfel der Anden für eine goldene Feder aus seinem goldenen Steiß. Die Feder geb ich der goldenen Ente und bekomme dafür ein goldenes Ei von ihr, das meine todkranke Mutter wieder gesund machen soll." Dem Teufel waren ob dieser langen Aufzählung die Augen groß und rund geworden, und er beschloss, dem Mädchen zu helfen. „Weißt du“, sagte er freundlich, „ich habe es satt, immer nur den Bösen spielen und die Menschen quälen zu müssen, viel lieber möchte ich nett und freundlich sein und allen Menschen Gutes tun. Warum nur komme ich nicht in den Himmel hinein und kann dort Harfe spielen? Ach, ich bin es längst leid, ein Teufel zu sein. Und darum werde ich dir auch helfen, liebes Mädchen, und dir gern eines meiner Haare schenken. Wenn du mir nur zuvor auch einen kleinen Gefallen tun würdest: Ei, so hilf mir doch, in den Himmel zu kommen, und hole mir den goldenen Schlüssel des Heiligen Petrus, der die Pforten des Himmels aufschließen kann. Und sowie du mir den goldenen Himmelsschlüssel bringst, will ich dir eines meiner goldenen Haare geben. Oder, ach was, ich habe heute meinen großzügigen Tag, du sollst sogar alle drei goldenen Haare von mir kriegen und eine schwarze Strähne aus meiner Schwanzquaste noch dazu. Na, was sagst du dazu?“ Da knickste das Mädchen artig und ging in den Himmel. Der Heilige Petrus stand vor dem Himmelstor und sah das Mädchen freundlich an. Da sprach das Kind: „Ach bitte, lieber Heiliger Petrus, gib mir doch deinen goldenen Schlüssel ..." Doch in diesem Augenblick sah es durch das Himmelstor auf einer Wolke seine kranke Mutter sitzen, und da erkannte es, dass die Mutter gestorben war. Da ergriff der Zorn das Mädchen, und es trat in seiner Wut den Heiligen Petrus mit voller Wucht in die Eier, dass sie auseinanderplatzten wie goldene Enteneier. Dann setzte es sich auf eine goldene Wolke und fluchte. Und falls es der Heilige Petrus inzwischen nicht hineingelassen hat in den Himmel, dann sitzt es dort noch immer vor dem Himmelstor und flucht.
Meine Lesung aus "Die Schlagzeile" in Gardelegen ist offenbar gut angekommen. Am Montag, 7. Januar, war ich zu Gast bei der Selbsthilfegruppe "Wege aus der Angst" im Rosen-Center und stellte meinen Journalistenroman vor.
Ein wenig besorgt war ich ja, dass für die Gruppe, in der Menschen mit Traumata und Angst- und Panik-Attacken sich organisiert haben, die Einstiegsszene mit einem ziemlich schweren Verkehrsunfall zu heftig sein könnte. Aber der Gruppensprecher Sieghard Dutz hat mir versichert, damit hätten die Mitglieder überhaupt keine Probleme. Schlimm wäre eher eine Beschreibung eines Missbrauchs. Und die Zuhörer versicherten mir einhellig, dass sie Krimis und generell Spannung liebten. Es gab auch viele Lacher, als ich die Probleme meiner Heldin mit ihrem Chef und dem furchtbaren Rechtschreibkorrektursystem schilderte.
Eine Episode, die offenbar auch für den Kollegen von der Altmark-Zeitung, der die Lesung besuchte, sehr einprägsam war. Stefan Schmidt titelte: "Zum Teufel mit der Korrekturtaste". In seinem Artikel, der heute in der Altmark-Zeitung erschienen ist, erzählt er unter anderem von der Episode, als sich der Satz des Bürgermeisters "Der Verwaltungsausschuss ist das zweitwichtigste Organ nach dem Stadtrat" durch ein unaufmerksames "ok" beim Durchlaufenlassen des Rechtschreibprogramms in den Satz verwandelte: "Der Verwaltungsausschuss ist das zwielichtigste Organ nach dem Stadtrat." Was den Bürgermeister und den Chefredakteur am nächsten Morgen doch etwas verstimmte.
In dem Artikel heißt es:
"Diese und andere Geschichten aus dem Alltag einer Lokalreporterin las Dr. Petra Hartmann am Montagnachmittag im Gardeleger Rosen-Gesundheitscenter vor. Dort traf sich die Selbsthilfegruppe "Wege aus der Angst und hörte den Geschichten aus der fiktiven Kleinstadt Kleinweltwinkel zu. Geschichten über sich streitende Lokalpolitiker, eine Prügelei unter verfeindeten Bewohnern zweier Nachbardörfer und über den ungerechten Chef. (...)
Petra Hartmann ist gebürtige Niedersächsin und wuchs in Hildesheim auf. Ihr Buch "Die Schlagzeile", aus dem sie vorlas, erschien 2011. Da war sie Lokalreporterin einer Tageszeitung unweit von Hannover."
Der vollständige Artikel ist in der Altmark-Zeitung am Mittwoch, 9. Januar, Seite 4, erschienen.
Was verbirgt sich hinter dem Tor des Krkt-jinn und warum verliert der Planet Light Lady seine Schwerkraft? Kann die Heimat der Regenbogenkatzen noch gerettet werden? Gibt es das sagenhafte Tier der Unordnung wirklich? Sind die irrsinnigen Prophezeiungen über das Wiedererwachen des unheiligen Urgottes Chthonio möglicherweise doch ernst zu nehmen? Und ist wirklich jeder dem Tod geweiht, der der Wurzel allen Übels begegnet?
Das Universum hat viele Wunder hervorgebracht, aber keines ist größer als das Leben. Ein paar der ungewöhnlichsten Lebewesen aller Welten sind in diesem intergalaktischen Bestiarium zu finden. Thomas Hofmann und Petra Hartmann haben sie aufgespürt.
Buch-Infos:
Das intergalaktische Bestiarium. Text: Petra Hartmann / Zeichnungen: Thomas Hofmann. Neustadt in Sachsen: Edition Dunkelgestirn, Mai 2025. 180 Seiten.
Reichhaltig mit Illustrationen von Thomas Hofmann versehen, zu denen die Texte von Petra Hartmann verfasst wurden. Gebunden in blaues Leinen, mit Leseband, silberner Prägung auf dem Buchrücken und Schutzumschlag. Versehen mit den Signumklischees der Autoren, nummeriert und auf 100 Exemplare limitiert. 32,90 Euro.
Das Herz des Donnervogels, 2023
Ein Indianer taucht in dem verschlafenen Küstenstädtchen Kitty Hawk auf. Die Witwe Murdoch ist überzeugt, dass der Fremde ein Kundschafter ist und bald seine roten Spießgesellen zum Morden und Plündern mitbringen wird. Doch Junger Adler hat andere Pläne. Er träumt vom Fliegen und wartet auf das Eintreffen zweier verrückter Fahrradhändler.
Karl-May-Fans kennen Junger Adler bereits aus dem Roman Winnetous Erben. Die Vorgeschichte zu diesem Buch wird nun von Petra Hartmann erzählt.
Buch-Infos:
Petra Hartmann: Das Herz des Donnervogels
Band 18, Abenteuer-Roman
Exklusive Sammler-Ausgabe
Seiten: 282
Taschenbuch
VÖ: April 2023
2. Auflage: April 2024.
Künstler: MtP-Art (Mario Heyer)
Künstler (Innenteil): MtP-Art (Mario Heyer)
Preis: 12,95 Euro
Blut und Tod, so weit die Falkenaugen reichen: So hatte sich Valkrys ihren ersten Flug als Walküre nicht vorgestellt. Ragnarök, die Endzeit-Schlacht, ist geschlagen. Die Götter tot, die Welt ein Flammenmeer, das Götterreich Asgard droht, in die Tiefe zu stürzen. Einzig Widar, den Sohn und Erben Odins, kann die Walküre retten. Doch der neue Götterkönig schweigt sich über seine Ziele aus ...
Es ist eine schaurige Welt, in der sich die junge Walküre behaupten muss. Doch Valkrys wäre keine echte Falkin, wenn sie einem Kampf aus dem Weg gehen würde. Todesmutig und mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor stürzt sie sich in die Begegnungen mit Jöten, Thursen, Reifriesen, Seelenräuberinnen, Werwölfen, Berserkern, Hexen, Meerungeheuern und dem furchtbaren Totenschiff Naglfari.
Fatal wäre es, Drachen zu unterschätzen! Wer glaubt, genug über sie zu wissen, hat schon verloren. Diese 23 meisterlichen Geschichten aus verschiedenen literarischen Genres belegen, dass das Thema aktuell, überraschend und packend ist - und gelegentlich fies!
Die Autoren: Rainer Schorm, Achim Mehnert, Andrea Tillmanns, Malte S. Sembten, Frank G. Gerigk, Christel Scheja, Fiona Caspari, Hendrik Loy, Christiane Gref, Linda Budinger, Miriam Pharo, Carsten Steenbergen, Rebecca Hohlbein, Frank W. Haubold, Melanie Brosowski, Astrid Ann Jabusch, Thomas R. P. Mielke, Karsten Kruschel, Marc A. Herren, Petra Hartmann, Monika Niehaus, Uwe Post.
Meerprinzessin Nestis und ihre Freunde sind sauer: Lehrer Seestern meint, dass laute Haifischmusik nichts für Kinder ist. Und der Kronrat stimmt ihm zu. Deshalb bekommt die Band »Ølpæst« Auftrittsverbot in der gesamten Nordsee. Doch plötzlich ist deren Musik überall zu hören: Ein Piratensender strahlt die Hits der Knorpelfischgang lautstark aus.
Als eine hochexplosive Kugelmine über dem blauen Glaspalast im Meer dümpelt und ein führungsloser Öltanker in die Nordsee einfährt, droht eine wirkliche Ölpest. Gelingt es den Meerkindern, ein Unglück zu verhindern?
Petra Hartmann: Nestis und die verbotene Welle. Mit Illustrationen von Olena Otto-Fradina. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. Voraussichtlich ab Juni 2017 erhältlich.
Buch-Infos: ca. 152 Seiten, 14,2 x 20,6 cm, Hardcover, zahlreiche s/w-Illustrationen, mit Fadenheftung, Euro 14,90, ISBN 978-3-977066-00-1
Demantin, der junge König von Antrium, liebt die griechische Königstochter Sirgamot. Doch ihr Vater ist strikt gegen die Hochzeit. Immerhin ist Sirgamot erst zwölf Jahre alt. So zieht Demantin in die Welt, um Ruhm zu erwerben, den Namen seiner Geliebten durch seine Taten zu verherrlichen und sich dem griechischen König als Schwiegersohn zu empfehlen. Er besteht heldenhafte Kämpfe, erwirbt sich die Freundschaft der Königin und des Königs von England und besiegt ein schauriges Meerweib. Letzteres allerdings erweist sich als verhängnisvoll. Denn die sterbende Unholdin verflucht Demantin und prophezeit, dass seine Geliebte mit dem üblen König Contriok verlobt werden soll. Kann Demantin noch rechtzeitig zurückkehren, um die Hochzeit zu verhindern?
Berthold von Holle / Petra Hartmann: Demantin. Ein Ritter-Epos
128 Seiten | 12 x 17 cm | Softcover | Klebebindung |
Verlag Monika Fuchs | Hildesheim 2016
ISBN 9-78-3-940078-34-6
8,95 EUR
Gayol, der Sohn des ungarischen Königs, hat in jugendlichem Übermut den alten Hofmarschall seines Vaters zum Wettkampf herausgefordert und eine peinliche Niederlage erlitten. Aus Scham flüchtet er und gerät ins Reich des deutschen Kaisers, wo er unerkannt unter dem Namen Crane (Kranich) eine Stellung als Kämmerer annimmt und bald sehr beliebt ist. Doch als der Fremde und die Kaiserstochter einander näher kommen und Hofbeamten Unzucht und eine unstandesgemäße Liebschaft wittern, beginnt eine schwere Zeit für Königssohn und Kaiserstochter. Kann Gayol sich auf die Treue Acheloydes verlassen? Und kann die lebensbedrohliche Krankheit der Prinzessin noch geheilt werden?
Berthold von Holle / Petra Hartmann: Crane. Ein Ritter-Epos
84 Seiten | 12 x 17 cm | Softcover | Klebebindung |
Verlag Monika Fuchs | Hildesheim 2016
ISBN 978-3-940078-48-3
6,95 EUR
Ein rasender Bischof auf dem Rennstieg.
Wegweiser, die sich wie von Geisterhand drehen.
Jäger in Todesangst.
Bierkutscher mit unheimlicher Fracht.
Ein stammelnder Mönch,
der plötzlich zum brillanten Redner wird.
Sollte da Hödeken seine Hand im Spiel haben?
Sagen um einen eigenwilligen Geist
aus dem Hildesheimer Land,
frisch und frech nacherzählt
von Petra Hartmann.
Deutschland in den 1830er-Jahren: Für Handarbeit, arrangierte Ehe und Kinderkriegen hat die junge Bürgermeistertochter wenig übrig. Stattdessen interessiert sie sich für Politik und Literatur und greift sehr zum Leidwesen ihres Vaters selbst zur Feder, um flammende Texte für die Gleichberechtigung der Frau und die Abschaffung der Monarchie zu verfassen. Angestachelt von der revolutionären Stimmung des Hambacher Festes versucht sie, aus ihrem kleinbürgerlichen Dasein auszubrechen und sich als Journalistin zu behaupten. Gemeinsam mit ihrer großen Liebe verschreibt sie sich dem Kampf für ein freies, geeintes Deutschland und schlägt den Zensurbehörden ein Schnippchen. Die Geheimpolizei ist ihnen jedoch dicht auf den Fersen, und die junge Journalistin begeht den verhängnisvollen Fehler, ihre Gegner zu unterschätzen
Petra Hartmann: Freiheitsschwingen
Personalisierter Roman
München: Verlag Personalnovel, 2015
ca. 198 Seiten. Ab Euro 24,95.
(Einband, Schriftart und -größe, Covergestaltung etc. nach Wahl.)
Wer ist der bleiche Jüngling im Verlies unter der Klippenfestung? Prinzessin Thia will ihn retten. Doch wer Timurs Ketten bricht, ruft Tod und Verderben aus der Tiefe hervor. Als der Blutmond sich über den Horizont erhebt, fällt die Entscheidung ...
Beigaben:
Nachwort zur Entstehung
Original-Erzählung von Karoline von Günderrode
Autorinnenbiografien
Bibliografie
Petra Hartmann: Timur
Coverillustration: Miguel Worms
Bickenbach: Saphir im Stahl, 2015.
ISBN: 978-3-943948-54-7
Taschenbuch, 136 S.
Euro 9,95
Ulf, 2015
Ein Roman-Experiment mit ungewissem Ausgang: Ulf (Magisterstudent unbekannter Fachrichtung), stammt aus einem Dorf, das mehrmals jährlich überschwemmt wird. Zusammen mit Pastor Dörmann (Geistlicher unbekannter Konfession) und Petra (Biografin ohne Auftrag) überlegt er, was man dagegen tun kann. Als ein vegetarisches Klavier die Tulpen des Gemeindedirektors frisst und das Jugendamt ein dunkeläugiges Flusskind abholen will, spitzt sich die Situation zu. Nein, Blutrache an Gartenzwergen und wütende Mistgabelattacken sind vermutlich nicht die richtigen Mittel im Kampf für einen Deich ...
Mal tiefgründig, mal sinnlos, etwas absurd, manchmal komisch, teilweise autobiografisch und oft völlig an den Haaren herbeigezogen. Ein Bildungs- und Schelmenroman aus einer Zeit, als der Euro noch DM und die Bahn noch Bundesbahn hieß und hannöversche Magister-Studenten mit dem Wort "Bologna" nur eine Spaghettisauce verbanden.
Ein Tempel in der Wüste. Heilige Männer, die sich dem Dienst des Feuervogels geweiht haben. Ein Hirtenjunge, der seinem Traum folgt. Aber wird der alte und kranke Phönix wirklich zu neuem Leben wiederauferstehen, wenn der Holzstoß niedergebrannt ist? Eine Novelle von Idealen und einer Enttäuschung, die so tief ist, dass kein Sonnenstrahl je wieder Hoffnung bringen kann.
Endlich Sommerferien! Nestis und ihre Freunde freuen sich auf sechs Wochen Freiheit und Abenteuer. Doch ausgerechnet jetzt verhängt der Kronrat ein striktes Ausgehverbot für alle Meerkinder. Denn in der Nordsee treibt plötzlich ein furchtbares “Phantom† sein Unwesen. Möwen, Lummen und Tordalke werden von einem unheimlichen Schatten unter Wasser gezerrt und verschwinden spurlos.
Nestis beschließt, den Entführer auf eigene Faust zu jagen. Als ein Dackel am Strand von Achterndiek verschwindet, scheint der Fall klar: Die gefürchteten “Hafenpiraten" müssen dahinter stecken. Zusammen mit ihrem Menschenfreund Tom wollen die Meerkinder der Bande das Handwerk legen ...
Petra Hartmann: Nestis und die Hafenpiraten
Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014
ISBN 978-3-940078-84-1
14,90 EUR
†¦ ist so vielfältig wie die Menschen, die dort leben. Und deshalb findet sich auf diesem Bunten Teller mit 24 Hildesheimer Weihnachtsgeschichten für jeden etwas: romantische Erzählungen und freche Gedichte, Erinnerungen an die Nachkriegszeit, Geschichten von neugierigen Engeln, eifrigen Wichteln und geplagten Weihnachtsmännern. Der Huckup und die »Hildesheimer Weisen« fehlen auch nicht. Was es aber mit dem Weihnachtswunder an der B6 auf sich hat, erfahren Sie auf Seite 117. - Greifen Sie zu!
Petra Hartmann & Monika Fuchs (Hrsg.): Blitzeis und Gänsebraten. Hildesheimer Weihnachtsgeschichten.
Das Messer zuckte vor. Fauchend wich die riesige Katze zurück. Doch nur, um sofort wieder anzugreifen. Das Mädchen, das auf dem Leichnam seiner Stute kauerte, schien verloren. Acht Jahre ist Steppenprinzessin Ziris alt, als sie bei einem Sandkatzenangriff ihr Lieblingspferd verliert. Ist es wirklich wahr, was ihr Vater sagt? "Alle Pferde kommen in den Himmel ..." Drei Erzählungen aus der Welt der Nearith über edle Steppenrenner, struppige Waldponys und die alte graue Stute aus Kindertagen.
Petra Hartmann: Beim Vorderhuf meines Pferdes. Neue Geschichten aus Movenna. eBook, ca. 30 Seiten. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014. Euro 0,99.
Darthula ist die Tochter eines irischen Kleinkönigs, der über das nebelreiche Land Selama herrscht. Als schönste Prinzessin Irlands lebt sie allerdings nicht ungefährlich. Als sie den mächtigen König Cairbar abweist und ihm nicht als seine Braut folgen will, nimmt das Unheil seinen Lauf. Cairbar überzieht das kleine Selama mit Krieg und Vernichtung und rottet Darthulas Familie aus. Mit ihrem Geliebten Nathos wagt die junge Frau die Flucht über die stürmische See. Aber Wind und Wellen sind unzuverlässige Verbündete ...
Beigaben zur Neuausgabe: Vorwort der Autorin mit Infos zur Entstehungsgeschichte Übersetzung des "ossianischen Originals" Autorinnenbiographie und Veröffentlichungsliste
Buch-Informationen: Petra Hartmann: Darthula, Tochter der Nebel. Bickenbach: Verlag Saphir im Stahl, 2014. Taschenbuch. 126 S., Euro 9,95. ISBN 978-3-943948-25-7
Petra Hartmann, Autorin und langjährige Lokalredakteurin, gibt Tipps für die Pressearbeit vor Ort. Sie erklärt die Wichtigkeit der „Ortsmarke“ für eine Zeitung, gibt Tipps zum Schreiben von Artikeln, zum guten Pressefoto und zum Umgang mit Journalisten. Anschaulich, verständlich, praxisorientiert und für Autoren jedes Genres anwendbar.
Petra Hartmann: Pressearbeit für Autoren. So kommt euer Buch in die Lokalzeitung. eBook. Neobooks, 2014. Ca. 30 Seiten. Euro 1,99 Diverse Formate, für alle gängigen eBook-Reader. Erhältlich z.B. bei Amazon, eBook.de, Thalia, Hugendubel, Weltbild u.a.
Nestis und der Weihnachtssand, 2013
Als kleine Weihnachtsüberraschung gibt es für Fans des "großen" Nestis-Buchs "Nestis und die verschwundene Seepocke" jetzt ein kleines bisschen Weihnachtssand: Der Verlag Monika Fuchs hat aus der "Ur-Nestis", einem Helgoland-Märchen aus dem Jahr 2007, jetzt ein eBook gemacht. Mit einem wunderschönen Cover von Olena Otto-Fradina und mit ein paar exklusiven Einblicken in Nestis' Nordseewelt.
Klappentext: "November 2007: Orkantief Tilo tobt über die Nordsee und reißt große Teile der Helgoländer Düne ins Meer. Wer soll nun die Robbenküste reparieren? Meerjungfrau Nestis wünscht sich einfach mal vom Weihnachtsmann 500.000 Kubikmeter Sand ..."
Bonus-Material: Die Autorin im Interview mit Wella Wellhorn von der Meereszeitung "Die Gezeiten" XXL-Leseprobe aus "Nestis und de verschwundene Seepocke"
Petra Hartmann: Nestis und der Weihnachtssand. Ein Helgoland-Märchen. Mit Illustrationen von Olena Otto-Fradina. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013. 99 Cent.
Wütend stampft Meerjungfrau Nestis mit der Schwanzflosse auf. Ihre Schwester Undine ist von den Menschen gefangen worden – und weder Meerkönig noch Kronrat wagen, die Kleine zu retten. Aber Nestis fürchtet sich nicht einmal vor den furchtbarsten Monstern des Meeres. Zusammen mit ihren Freunden bricht sie auf zur Rettungsaktion, und es zeigt sich, dass tollpatschige Riesenkraken und bruchrechnende Zitteraale großartige Verbündete sind. Petra Hartmann entführt ihre Leser in eine etwas andere Unterwasserwelt mit viel Humor und Liebe zum Detail. Trotz des phantastischen Meermädchen-Themas findet der Leser auch sehr viel naturnahe Beobachtungen aus Nord- und Ostsee, lernt die Meerbewohner und ihre Probleme kennen. Dabei werden unter anderem auch die Meeresverschmutzung, Fischerei und die wenig artgerechte Haltung von Haien in Aquarien behandelt. Zauberhaft dazu die Zeichnungen von Olena Otto-Fradina.
Text: Petra Hartmann Bilder: Olena Otto-Fradina | Hardcover | 14,8 x 21 cm Verlag Monika Fuchs | Hildesheim 2013 151 S., Euro 14,90 ISBN 978-3-940078-64-3
Autorinnen und Autoren schicken ihre Leser in vergangene Zeiten, ferne Länder, phantastische Welten, spannende Abenteuer und bringen sie zum Träumen. Wovon aber träumen Autoren? Vom Nobelpreis? Vom Bestseller? Vom Reich-und-berühmt-werden? Oder einfach nur davon, eines Tages vom Schreiben leben zu können? Vom Lächeln auf dem Gesicht eines Kindes, wenn das neue Märchen vorgelesen wird? Oder sind es schreckliche Albträume, die der angebliche Traumberuf mit sich bringt? Werden Schriftsteller nachts im Schlaf gar von Verlegern, Lektoren, Rezensenten oder Finanzbeamten bedroht? Monika Fuchs und Petra Hartmann starteten eine »literarische Umfrage«, wählten aus den über 300 Antworten 57 phantasievolle Beiträge aus und stellten sie zu diesem Lesebuch zusammen. Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen des Autorenalltags und träumen Sie mit! Von jedem verkauften Buch wird 1 Euro an das Hilfswerk Brot & Bücher e.V. der Autorin Tanja Kinkel gespendet, die auch das Geleitwort zum Buch schrieb.
Petra Hartmann und Monika Fuchs (Hrsg.): Autorenträume. Ein Lesebuch. ISBN 978-3-940078-53-7 333 S., Euro 16,90
Phantasie statt Völkerschlachten - das war das Motto, unter dem die Phantastik Girls zur Schreibfeder griffen. Mit Humor, Gewitztheit und ungewöhnlichen Einfällen erzählen sieben Autorinnen ihre Geschichten jenseits des Mainstreams der Fantasy. Kriegerinnen und gut bewaffnete Zwerge gehören dabei genau so zum Personal wie sprechende Straßenlaternen, Betonfresser oder skurrile alte Damen, die im Bus Anspruch auf einen Behindertensitzplatz erheben. Dass es dennoch nicht ohne Blutvergießen abgeht, ist garantiert: Immerhin stecken in jeder der Storys sechs Liter Herzblut. Mindestens.
Mit Klinge und Feder. Hrsg. v. Petra Hartmann und Andrea Tillmanns. Mit Geschichten von Linda Budinger, Charlotte Engmann, Petra Hartmann, Stefanie Pappon, Christel Scheja, Andrea Tillmanns und Petra Vennekohl. Homburg/Saar: UlrichBurger Verlag, 2013. 978-3943378078 247 S., Euro 9. Bestellen bei Amazon
Berlin, 1927. Arbeitslos, pleite und mit der Miete im Rückstand: Bankierssohn Felix Pechstein ist nach dem "Schwarzen Freitag" der Berliner Börse ganz unten angekommen. Da erscheint das Angebot, in die Dienste eines fremden Geschäftsmannes zu treten, eigentlich als Geschenk des Himmels. Doch dieser Doctor Nikola ist ihm mehr als unheimlich. Vor allem, als Felix den Auftrag erhält, Nikola zu bestehlen ...
Petra Hartmann: Das Serum des Doctor Nikola Historischer Abenteuerroman. ISBN 978-3-938065-92-1 190 S., 12,95 Euro. Bestellen beim Wurdack-Verlag
Bei einer Mutprobe begeht der junge Ask einen folgenschweren Fehler: Er schlägt einem der schwarzen Götter die Nase ab. Der unscheinbare Dreiecksstein wird Auslöser eines der blutigsten Kriege, die das Land jemals erlebt hat. Bald wissen die Völker des Berglandes nicht mehr, wen sie mehr fürchten sollen: die schwarzen Götter, die weißen Dämonen oder die sonnenverbrannten Reiter aus den fernen Steppen ...
Der Fels der schwarzen Götter. Hörbuch. 8 Stunden, 57 Minuten. Sprecherin: Resi Heitwerth. Musik: Florian Schober. Action-Verlag, 2012. CD/DVD: 16,95 Euro mp3-Download: 11,95 Euro
Samstag, 18. Oktober: Andrea Tillmanns und ich lesen auf dem Buchmesse-Convent. Fichtestraße 50, 63303 Dreieich. Das Thema lautet: "Merkwürdige Tiere". Ich lese natürlich etwas aus dem "Intergalaktischen Bestiarium" vor. Beginn: 14.30 Uhr.
Messen, Cons, Büchertische
Samstag, 18. Oktober: Buchmesse-Convent. Fichtestraße 50, 63303 Dreieich. Ich bin mit einem Infotisch vertreten und lese ab 14.30 Uhr aus "Das intergalaktische Bestiarium" vor.
Petra Hartmann, Jahrgang 1970, wurde in Hildesheim geboren und wohnt in Sillium. Sie studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft in Hannover. Auf den Magisterabschluss folgten die Promotion mit einer Doktorarbeit über den jungdeutschen Schriftsteller Theodor Mundt und ein zweijähriges Volontariat bei der Neuen Deister-Zeitung in Springe. Anschließend war sie dort fünf Jahre Lokalredakteurin. Ferner arbeitete sie für die Leine-Zeitung in Neustadt am Rübenberge, die Nordsee-Zeitung in Bremerhaven, die Neue Presse in Hannover und die Volksstimme in Gardelegen. Derzeit ist sie bei der Goslarschen Zeitung beschäftigt.
Als Schriftstellerin liebt sie vor allem das fantastische Genre. Sie verfasst hauptsächlich Fantasy und Märchen. Bekannt wurde sie mit ihren Fantasy-Romanen aus der Welt Movenna. Mit den Abenteuern der Nordsee-Nixe Nestis legte sie ihre erste Kinderserie vor. Sie errang mit ihren Geschichten dreimal den dritten Platz bei der Storyolympiade und wurde 2008 mit dem Deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet.
Leserunde zu "Darthula, Tochter der Nebel" auf Lovelybooks. Mit Autorin Petra Hartmann und Cover-Künstler Miguel Worms: http://www.lovelyboo...nde/1201913120/
Leserunde auf Lovelybooks zu "Nestis und die verschwundene Seepocke": Mit Autorin Petra Hartmann und Verlegerin Monika Fuchs:
Leserunde auf Lovelybooks zu "Mit Klinge und Feder": Mit den Autorinnen Linda Budinger, Petra Hartmann, Stefanie Pappon, Christel Scheja, Andrea Tillmanns und Petra Vennekohl: http://www.lovelyboo...nde/1156671163/
Bücher "Nestis und die verschwundene Seepocke. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013. "Nestis und die Hafenpiraten. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014.
"Nestis und die verbotene Welle. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2017.
Mini-Buch
"Nestis und der Weihnachtssand. Ein Helgoland-Märchen." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2017.
eBooks "Nestis und der Weihnachtssand. Ein Helgoland-Märchen." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013. "Nestis und die verschwundene Seepocke. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013.
"Nestis und die Hafenpiraten. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014.
Hörbuch "Eine Hand voll Weihnachtssand." In: Petra Hartmann: "Weihnachten im Schneeland". Gelesen von Karin Sünder. Mit Musik von Simon Daum. Essen: Action-Verlag, 2010. (mp3-Download und CD-ROM)
Beiträge zu Anthologien "Weihnachtssand für Helgoland." In: "Wenn die Biiken brennen. Phantastische Geschichten aus Schleswig-Holstein." Hrsg. v. Bartholomäus Figatowski. Plön: Verlag 71, 2009. S. 163-174.
Hödeken-Lesestoff
Buch
Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! Sagen aus dem Hildesheimer Land. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. 101 S., Euro 7,95. ISBN 978-3-940078-37-7. Unter anderem erhältlich bei Amazon.
Hörbuch
Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! Sagen aus dem Hildesheimer Land. 2 CD. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. Euro 14,95. ISBN: 978-3940078414. Unter anderen erhältlich bei Amazon.
eBook
Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! Sagen aus dem Hildesheimer Land. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs.
Geschichten
Das Wagenrennen auf dem Rennstieg. In: Hildesheimliche Autoren e.V.: Hildesheimer Geschichte(n). Ein Beitrag zum 1200-jährigen Stadtjubiläum. Norderstedt: Book on Demand. 196 S., Euro 9,99. ISBN 978-3734752698. Unter anderem erhältlich bei Amazon.
Die glücklose Hasenjagd. In: MVP-M. Magazin des Marburger Vereins für Phantastik. Marburg-Con-Ausgabe. Nr. 19b. S. 36-40.
Übersicht über die Romane und Erzählungen aus Movenna
Bücher
Geschichten aus Movenna. Fantasy. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2004. 164 S. Ein Prinz für Movenna. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2007. 188 S. Der Fels der schwarzen Götter. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2010. 240 S.
eBooks
Geschichten aus Movenna. Fantasy. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014. Ein Prinz für Movenna. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014. Der Fels der schwarzen Götter. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.
Beim Vorderhuf meines Pferdes. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.
Hörbuch
Der Fels der schwarzen Götter. Action-Verlag, 2012.
Movennische Geschichten in Anthologien und Zeitschriften
Die Krone Eirikirs. In: Traumpfade (Anthologie zur Story-Olympiade 2000). Hrsg. v. Stefanie Pappon und Ernst Wurdack. Dresden, 2001. S. 18-25. Flarics Hexen. In: Geschöpfe der Dunkelheit (Anthologie zur Story-Olympiade 2001). Hrsg. v. Stefanie Pappon und Ernst Wurdack. Dresden, 2002. S. 22-28. Raubwürger. In: Kurzgeschichten, September 2004, S. 20f. Furunkula Warzenkraish. Elfenschrift, dritter Jahrgang, Heft 2, Juni 2006. S. 10-14. Der Leuchtturm am Rande der Welt. In: Elfenschrift, vierter Jahrgang, Heft März 2007, S. 18-21. Gewitternacht. In: Im Bann des Nachtwaldes. Hrsg. v. Felix Woitkowski. Lerato-Verlag, 2007. S. 57-60. Pfefferkuchen. In: Das ist unser Ernst! Hrsg. v. Martin Witzgall. München: WortKuss Verlag, 2010. S. 77-79. Winter-Sonnenwende. In: Mit Klinge und Feder. Hrsg. v. Petra Hartmann und Andrea Tillmanns. Homburg/Saar: UlrichBurger Verlag, 2013. S. 51-59. Der Reiter auf dem schwarzen Pferd. Ebd. S. 60-68.
Die Blaubeerbrücke. In: Met-Magie. Hrsg. v. Amandara M. Schulzke und Nadine Muriel. Hamburg: Acabus Verlag, 2022. S. 163-174.
Movennische Geschichten in Fanzines
Föj lächelt. In: Alraunenwurz. Legendensänger-Edition Band 118. November 2004. Hrsg. v. Christel Scheja. S. 23. Raubwürger. In: Drachenelfen. Legendensänger-Edition Band 130. Januar 2006. Hrsg. v. Christel Scheja. S. 3-5. Goldauge. In Phantastische Geschichten mit den Phantastik Girls. (Broschüre der Phantastik Girls zum MarburgCon 2007)
Aufsätze
Wie kann man nur Varelian heißen? Über das Unbehagen an der Namensgebung in der Fantasy. In: Elfenschrift, 5. Jahrgang, März 2008. S. 16f.
Übersicht über die Romane und Novellen über die Walküre Valkrys, genannt "die Falkin"
Bücher
Die letzte Falkin. Heftroman. Dortmund: Arcanum Fantasy Verlag, 2010.
Falkenblut. Sibbesse: Hottenstein-Verlag, Sommer 2020.
eBooks
Falkenblut. Vier Fantasy-Romane. eBook-Ausgabe. Chichili und Satzweiss.com, 2012. (vergriffen)
Falkenfrühling. Novelle. eBook. Dortmund: Arcanum Fantasy Verlag, 2011. (vergriffen)
Falkenfrühling. Novelle. In: Best of electronic publishing. Anthologie zum 1. Deutschen eBook-Preis 2011. eBook. Chichili und Satzweiss.com, 2011. (unter anderem erhältlich bei Thalia und Amazon)
Aufsatz
Aegirs Flotte - ein Nachruf. In: Fandom Observer, Dezember 2011. S. 16-18. Online-Magazin und Blogversion
Drachen! Drachen! 2012
Frank G. Gerigk & Petra Hartmann (Hrsg.)
DRACHEN! DRACHEN!
Band 01, Drachen-Anthologie
ISBN: 978-3-89840-339-9
Seiten: 384 Taschenbuch
Grafiker: Mark Freier
Innengrafiker: Mark Freier
Preis: 14,95 € Bestellen beim Blitz-Verlag
Fatal wäre es, Drachen zu unterschätzen! Wer glaubt, genug über sie zu wissen, hat schon verloren.
Diese 23 meisterlichen Geschichten aus verschiedenen literarischen Genres belegen, dass das Thema aktuell, überraschend und packend ist - und gelegentlich fies!
Die Autoren:
Rainer Schorm, Achim Mehnert, Andrea Tillmanns, Malte S. Sembten, Frank G. Gerigk, Christel Scheja, Fiona Caspari, Hendrik Loy, Christiane Gref, Linda Budinger, Miriam Pharo, Carsten Steenbergen, Rebecca Hohlbein, Frank W. Haubold, Melanie Brosowski, Astrid Ann Jabusch, Thomas R. P. Mielke, Karsten Kruschel, Marc A. Herren, Petra Hartmann, Monika Niehaus, Uwe Post.
Originalveröffentlichung!
Die Schlagzeile, 2011/2012
Petra Hartmann: Die Schlagzeile.
Personalisierbarer Roman.
PersonalNovel Verlag, 2011.
eBook: PersonalNovel, 2012. Personalisieren und bestellen
Verschlafen und idyllisch liegen sie da, die Orte Barkhenburg, Kleinweltwinkel und Reubenhausen. Doch dann stört der Diebstahl einer Heiligenfigur die Ruhe: Ein jahrhundertealter Hass bricht wieder aus und ein hitziger Streit entflammt, der aus Freunden Feinde und aus friedlichen Nachbarn sich prügelnde Gegner macht. Mittendrin: Eine Journalistin, die bereit ist, für eine Schlagzeile im Sommerloch alles zu geben. Mit viel Einsatz und einer Prise Humor versucht sie, das Geheimnis um die verschwundene Hubertus-Statue aufzuklären, und muss sich dabei mit erregten Politikern, aufgebrachten Dorfbewohnern und einem nervösen Chefredakteur herumschlagen. Aber die Journalistin lässt sich nicht unterkriegen - bis ihr ein Anruf fünf Minuten vor Redaktionsschluss die Schlagzeile zunichtemacht...
Falkenblut, 2012
Petra Hartmann: Falkenblut.
Vier Romane in einem Band.
E-Book
Satzweiss.com - chichili agency, 2012.
3,99 Euro
Nicht mehr lieferbar!
Neuausgabe in Vorbereitung.
Die Abenteuer der jungen Walküre Valkrys beginnen an ihrem ersten Arbeitstag und ausgerechnet dort, wo die germanischen Götter- und Heldensagen enden: Ragnarök, die Endzeitschlacht, ist geschlagen, Götter und Riesen haben sich gegenseitig aufgerieben, die wenigen Überlebenden irren ziellos durch die Trümmer des zerbrochenen Midgard. An der Seite des neuen Götterkönigs Widar muss sich Valkrys nun behaupten. Dabei trifft sie auf Jöten, Thursen, Reifriesen, Seelenräuberinnen, Werwölfe, Berserker, Hexen, riesenhafte Meerungeheuer und das furchtbare Totenschiff Naglfari. Leseempfehlung ab 12 Jahren.
Meine Bücher 1998 - 2011
Petra Hartmann
Falkenfrühling
eBook
Arcanum Fantasy Verlag
ISBN: 978-3-939139-59-1
Wegen Verkauf des Arcanum-Verlags ist die Ausgabe nicht mehr erhältlich, aber die Zweitveröffentlichung in der eBook-Anthologie "Best of electronic publishing" gibt es noch als epub oder Kindle-Ausgabe.
Valkrys träumt davon, eine echte Walküre zu sein. Sie springt, noch Kind, vom Dach des Langhauses.
Alle Ermahnungen ihrer Eltern sind vergeblich, sie macht sich an den Aufstieg zum Gipfel der nahen Klippe, besessen vom "Traum vom Fliegen" ...
Blut und Tod, so weit die Falkenaugen reichen: So hatte sich Valkrys ihren ersten Flug als Walküre nicht vorgestellt. Ragnarök, die Endzeit-Schlacht, ist geschlagen. Die Götter tot, die Welt ein Flammenmeer, das Götterreich Asgard droht, in die Tiefe zu stürzen. Einzig Vidar, den Sohn und Erben Odins, kann die Walküre retten. Doch der neue Götterkönig schweigt sich über seine Ziele aus †¦
Petra Hartmann
Der Fels der schwarzen Götter
Roman
Wurdack Verlag
ISBN 978-3-938065-64-8 Bestellen beim Wurdack-Verlag
Hochaufragende Felswände, darin eingemeißelt weit über tausend furchteinflößende Fratzen, die drohend nach Norden blicken: Einer Legende zufolge sind die schwarzen Klippen das letzte Bollwerk Movennas gegen die Eisdämonen aus dem Gletscherreich.
Doch dann begeht der junge Ask bei einer Mutprobe einen folgenschweren Fehler: Er schlägt einem der schwarzen Götter die Nase ab. Der unscheinbare Dreiecksstein wird Auslöser eines der blutigsten Kriege, die das Land jemals erlebt hat. Und die Völker des Berglandes wissen bald nicht mehr, wen sie mehr fürchten sollen: die schwarzen Götter, die weißen Dämonen oder die sonnenverbrannten Reiter aus den fernen Steppen ...
Darthula, die schönste Prinzessin der Nebellande, beschwört Krieg, Tod und Vernichtung über ihr heimatliches Selama herauf, als sie den Heiratsantrag des mächtigen Königs Cairbar ausschlägt. Zusammen mit ihrem Geliebten flüchtet sie in einem kleinen Segelboot übers Meer. Doch Wind und Wellen sind unzuverlässige Verbündete ...
WEIHNACHTEN IM SCHNEELAND von Petra Hartmann vereint vier wundervolle Kurzgeschichten für Kinder ab 6 Jahren. Schon die Titel regen die Phantasie der Kleinen an und verleiten zum Schmunzeln und Staunen:
- "Der Reserve-Weihnachtsmann"
- "Die Weihnachts-Eisenbahn"
- "Eine Handvoll Weihnachtssand"
- "Paulchen mit den blauen Augen"
Petra Hartmann
Ein Prinz für Movenna
Paperback
Wurdack Verlag
ISBN 3-938065-24-9 Bestellen
Mit dem Schild oder auf dem Schild
- als Sieger sollst du heimkehren oder tot.
So verlangt es der Ehrenkodex des heldenhaften Orh Jonoth. Doch der letzte Befehl seines sterbenden Königs bricht mit aller Kriegerehre und Tradition: "Flieh vor den Fremden, rette den Prinzen und bring ihn auf die Kiesinsel." Während das Land Movenna hinter Orh Jonoth in Schlachtenlärm und Chaos versinkt, muss er den Gefahren des Westmeers ins Auge blicken: Seestürmen, Riesenkraken, Piraten, stinkenden Babywindeln und der mörderischen Seekrankheit ....
Petra Hartmann
Geschichten aus Movenna
Paperback
Wurdack Verlag
ISBN 3-938065-00-1 Bestellen
Verwünschte Hexen!
Warum zum Henker muß König Jurtak auch ausgerechnet seinen Sinn für Traditionen entdecken?
Seit Jahrhunderten wird der Kronprinz des Landes Movenna zu einem der alten Kräuterweiber in die Lehre gegeben, und der Eroberer Jurtak legt zum Leidwesen seines Sohnes großen Wert auf die alten Sitten und Gebräuche. Für den jungen Ardua beginnt eine harte Lehrzeit, denn die eigenwillige Lournu ist in ihren Lektionen alles andere als zimperlich ...
Wovon träumt der Mond?
Hrsg. v. Petra Hartmann & Judith Ott
Wurdack Verlag
ISBN 978-3-938065-37-2 Bestellen
Der Mond - König der Nacht und gleichsam Verbündeter von Gut und Böse ... Seit jeher ranken sich Legenden voller Glauben und Aberglauben um sein Licht, das von den einen als romantisch verehrt und von den anderen als unheimlich gefürchtet wird. Seine Phasen stehen für das Werden und Vergehen allen Lebens, er wacht über die Liebenden, empfängt die Botschaften der Suchenden, Einsamen und Verzweifelten und erhellt so einiges, was lieber im Dunkeln geblieben wäre. 39 Autorinnen und Autoren im Alter von 12 bis 87 Jahren sind unserem nächtlichen Begleiter auf der Spur gewesen. In 42 erfrischend komischen, zutiefst nachdenklichen und manchmal zu Tränen rührenden Geschichten erzählen sie die Abenteuer von Göttin Luna und Onkel Mond, von erfüllten und verlorenen Träumen, lassen Perlmuttschmetterlinge fliegen und Mondkälber aufmarschieren. Und wer denkt, dass nur der Mann im Mond zuweilen die Erde besucht, irrt sich! Auch umgekehrt erhält er gelegentlich unverhofften Besuch dort oben.
Drachenstarker Feenzauber
Herausgegeben von Petra Hartmann
Wurdack Verlag
ISBN 978-3-938065-28-0 Bestellen
Öko-Feen, Büro-Feen, Todes-Feen und Bahn-Feen, geschäftstüchtige Drachen, goldzahnige Trolle, Sockenmonster, verzauberte Kühlschränke, Bierhexen, Zwirrrrrle, Familienschutzengel, Lügenschmiede, ehrliche Anwälte, verarmte Zahnärzte und andere Märchenwesen geben sich in diesem Buch ein Stelldichein.
51 Märchenerzähler im Alter von zwölf bis 76 Jahren haben die Federn gespitzt und schufen klassische und moderne Märchen, lustige, melancholische, weise und bitterböse Erzählungen, so bunt wie das Leben und so unvergesslich wie das Passwort eines verhexten Buchhalters.
Zwischen Barrikade, Burgtheater und Beamtenpension.
Die jungdeutschen Autoren nach 1835.
ibidem-Verlag
ISBN 978-3-89821-958-7 Bestellen beim Ibidem-Verlag
"Das Junge Deutschland“ - dieser Begriff ist untrennbar verbunden mit dem Bundestagsbeschluss vom 10. Dezember 1835, durch den die Werke der fünf Schriftsteller Heinrich Heine, Theodor Mundt, Karl Gutzkow, Ludolf Wienbarg und Heinrich Laube verboten wurden. Das Verbot markierte Höhe- und gleichzeitig Schlusspunkt einer literarischen Bewegung, die erst wenige Jahre davor begonnen hatte. Die Wege der Autoren trennten sich. Und doch gab es auch danach immer wieder Begegnungen und Berührungspunkte.
Petra Hartmann zeichnet die Wege der Verbotenen und ihrer Verbündeten nach und arbeitet Schnittstellen in den Werken der alt gewordenen Jungdeutschen heraus. Sie schildert insbesondere die Erfahrungen der Autoren auf der Insel Helgoland, ihre Rolle in der Revolution von 1848, aber auch die Versuche der ehemaligen Prosa-Schriftsteller, sich als Dramatiker zu etablieren. Irgendwo zwischen Anpassung und fortwährender Rebellion mussten die Autoren ihr neues Auskommen suchen, endeten als gescheiterte Existenzen im Irrenhaus oder als etablierte Literaten, die doch körperlich und seelisch den Schock von 1835 nie ganz verwunden hatten, sie leiteten angesehene Theater oder passten sich an und gerieten nach Jahren unter strenger Sonderzensur beim Publikum in Vergessenheit. Die vorliegende Untersuchung zeigt, was aus den Idealen von 1835 wurde, wie vollkommen neue Ideen - etwa die Debatte um Armut und Bildung - in den Werken der Jungdeutschen auftauchten und wie die Autoren bis zum Ende versuchten, ihr „Markenzeichen“ - ihren Stil - zu bewahren.
Von Zukunft trunken und keiner Gegenwart voll
Theodor Mundts literarische Entwicklung vom Buch der Bewegung zum historischen Roman
Aisthesis-Verlag
ISBN: 3-89528-390-8 Bestellen beim Aisthesis-Verlag
Theodor Mundt - Schriftsteller, Zeitschriftenherausgeber, Literaturwissenschaftler und Historiker - verdankt seinen Platz in der Literaturgeschichte vor allem dem Umstand, daß seine Veröffentlichungen am 10. Dezember 1835 verboten wurden. Das vom deutschen Bundestag ausgesprochene Verbot, das sich gegen die vermeintlichen Wortführer des "Jungen Deutschland", Heine, Gutzkow, Laube, Wienbarg und eben Theodor Mundt richtete, war vermutlich die entscheidende Zäsur in den literarischen Karrieren aller Betroffenen. Daß sie mit dem schon berühmten Heinrich Heine in einem Atemzug genannt und verboten wurden, machte die noch jungen Autoren Gutzkow, Laube, Mundt und Wienbarg für ein größeres Publikum interessant. Doch während Gutzkow und auch Laube im literarischen Bewußtsein präsent blieben, brach das Interesse an Mundt und seinen Werken schon bald nach dem Verbot fast gänzlich ab. Seine weitere Entwicklung bis zu seinem Tod im Jahr 1861 wurde von der Literaturwissenschaft bislang so gut wie vollständig ignoriert. Diese Lücke wird durch die vorliegende Studie geschlossen. Nachgezeichnet wird der Weg von den frühen Zeitromanen des jungen Mundt bis hin zu den historischen Romanen seines Spätwerks.
Faust und Don Juan. Ein Verschmelzungsprozeß,
dargestellt anhand der Autoren Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Wolfgang von Goethe, Nikolaus Lenau, Christian Dietrich Grabbe, Gustav Kühne und Theodor Mundt
ibidem-Verlag
ISBN 3-932602-29-3 Bestellen beim Ibidem-Verlag
"Faust und Don Juan sind die Gipfel der modernen christlich-poetischen Mythologie", schrieb Franz Horn bereits 1805 und stellte erstmalig beide Figuren, speziell den Faust Goethes und den Don Giovanni Mozarts, einander gegenüber. In den Jahren darauf immer wieder als polar entgegengesetzte Gestalten aufgefaßt, treten Faust und Don Juan in den unterschiedlichsten Werken der Literaturgeschichte auf.
Bei Lenau sind sie Helden zweier parallel aufgebauter Versepen, bei Grabbe begegnen sie sich auf der Bühne und gehen gemeinsam zugrunde. Theodor Mundt stellt als Lebensmaxime auf, man solle beides, Faust und Don Juan, in einer Person sein und beide in sich versöhnen.
Anhand der Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Wolfgang von Goethe, Nikolaus Lenau, Christian Dietrich Grabbe, Gustav Kühne und Theodor Mundt zeichnet Petra Hartmann die Biographien Fausts und Don Juans in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach, einer Zeit, die beide Helden stark prägte und auch für heutige Bearbeitungen beider Stoffe grundlegend ist."