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PetraHartmann



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"Blaubeerbrücke" und "Der schwarze Frosch" jetzt auf Youtube

Geschrieben von Petra , in Aus Petras Werkstatt 18 Januar 2025 · 30 Aufrufe
Aus Petras Werkstatt, Movenna und 2 weitere...

Meine Radio-Lesung aus der Sendung "High Noon" könnt ihr jetzt auf dem Kanal der Hildesheimlichen Autoren nachhören. Ich habe die Movenna-Geschichte "Die Blaubeerbrücke" aus der Anthologie "Met-Magie" und die Bergmanns-Geschichte "Der schwarze Frosch" aus der Anthologie "Fundbüro der Finsternis" vorgetragen.

 

Worum geht es?

 

"Die Blaubeerbrücke" ist eine Geschichte aus dem Land Movenna. Ich erzähle ein Abenteuer des mogalithischen Kronprinzen Ardua, der mal wieder granatenmäßig daran scheitert, sich in einer der alten movennischen Sagen zurecht zu finden. Mithilfe des Blaubeermets der alten Marjatta gelangt er über die Blaubeerbrücke in die verwunschenen Stadt Venta, von der Fandir der Barde in den Movenna-Büchern so zauberhaft singen konnte. Aber - liegt es am Met, liegt es am miesen Karma der Ventaner? - selbst der beste Blaubeermet der Westküste kann nicht alle Flüche brechen. Am wenigsten die, die wir in uns selber tragen.

 

"Der schwarze Frosch" handelt vom Kohlebergbau zur Zeit des Zechensterbens. Ich erzähle von einer geheimnisvollen Bergmannslampe, die Wünsche erfüllt - aber stets auf eine Art, dass man sich später wünscht, man hätte nichts gewünscht ...

 

Fürs Internet mussten wir die Musik rausschneiden. Stellt euch einfach vor, dass dazu "Vineta" von Johannes Brahms und Achim Reichel erklangen, und dann zum zweiten Text - natürlich - das Steigerlied.

 

Die Sendung findet ihr auf Youtube:

 




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Felix Woitkowski: Below the Deep - Tief unten

Geschrieben von Petra , in Bücher - SF 16 Januar 2025 · 145 Aufrufe
Bücher - SF, Felix Woitkowski

Ein Schlag auf den Kopf - und ein Erwachen an Bord einer Expedition zur Bergung eines geheimnisvollen Artefakts in einem Labyrinth unter dem Meer: Felix Woitkowski erzählt in seiner Novelle "Below the Deep - Tief unten" von einem Abenteuer-Spiel, das aus dem Ruder läuft und todgefährlich wird.
Constantin ist Chef einer Spiele-Entwicklungs-Firma, die virtuelle Realitäten erschafft. Er ist aus Gesundheitsgründen ein halbes Jahr nicht dabei gewesen, kehrt nun auf seinen Posten zurück, und seine Mitarbeiter präsentieren ihm stolz ihre neue Entwicklung: "RAPE - Real Adventure Play Experience". Ein Spiel, das echter und realer und lebendiger und gefühlsintensiver ist als alles zuvor Dagewesene. Constantin probiert es aus und taucht in eine Spielwelt ab. Vergessen die Realität, vergessen alles, was davor war. Er ist nur noch ein Soldat mit Kriegserfahrung an Bord eines Schiffs, das zum geheimen Tor in ein unterseeisches Tunnelsystem unterwegs ist. Dann ist der Eingang gefunden. Constantin und zwei weitere Experten dringen in die beängstigende fremde Welt ein. Die Uhr tickt. Bis zur Rückkehr der Flut bleibt nur wenig Zeit.

 

Nur ein Spiel? Nicht für den Helden

 

An ein oder zwei Stellen merkt Constantin, dass etwas mit seinen Sinnen nicht richtig funktioniert. Aber er zieht daraus nicht die richtigen Schlüsse. Einige Male erwähnt einer seiner Begleiter, es sei ja alles "nur ein Spiel". Doch Constantin begreift nicht, was damit gemeint ist. Er geht vollkommen in der neuen Realität auf. Kein Ausweg aus der RAPE-Welt, kein Weg zurück.
Die schmale Novelle ist eine gelungene kleine Fingerübung von Felix Woitkowski. Sprachlich schön und geschliffen, inhaltlich düster und beklemmend entführt uns der Autor in eine Realität, die vermutlich gar nicht so fern liegt, wie sich der Leser am gemütlichen Kaminfeuer wünschen mag. Virtuelle Realitäten und Spielewelten, die einen Schritt weiter gehen, sind längst keine Zukunftsmusik mehr, und so wirkt auch "RAPE" beängstigend realistisch, sodass man kaum noch wagen kann, von Science Fiction zu reden. Spannend, gut geschrieben und thematisch hochaktuell.

 

Fazit: Novelle zwischen Realität und Virtualität. Beklemmend realistisch, spannend und trotz ihres geringen Umfangs außerordentlich gehaltvoll. Lesenswert.

 

Felix Woitkowski: Below the Deep - Tief unten. Whitetrain, 2024. 81 S., Euro 10.

 

Weitere Bücher von Felix Woitkowski
E/Meth
Kollaboratives und literarisches Schreiben im Internet

 

© Petra Hartmann




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Tassilo: Die Krone der Dämmerung

Geschrieben von Petra , in Comics 12 Januar 2025 · 113 Aufrufe
Comics, Tassilo

"Die Krone der Dämmerung" heißt das neue Tassilo-Abenteuer aus der Feder von Leturgie und Luguy. Es geht um ein verschollenes Artefakt, einen königlichen Auftrag und um ein paar zwielichtige Gestalten auf der Suche nach der Macht.
Der neue König schenkt Tassilo eine Burg - vordergründig, um das Unrecht und die Belastungen wieder gutzumachen, die der rotschöpfige Ritter durch den vorigen Herrn im Reich erlitten hat. Aber als Tassilo und sein Knappe Alwin die Grafschaft erreichen, über die Tassilo nun herrschen soll, stellt sich heraus, dass das Geschenk vergiftet ist. Nicht weniger als vier neue Grafen hat der König gleichzeitig mit dieser Burg belehnt. Und es stellt sich schnell heraus, dass etwas hier in der Luft liegt, das Menschen in den Wahnsinn treibt. Wenig später trifft der König selbst auf der Burg ein und erklärt den vier Anwärtern, was er von ihnen erwartet: Derjenige unter ihnen, der ihm die verschollene "Krone der Dämmerung" verschaffen kann, soll die Grafschaft haben. Diese Krone wurde geschmiedet von König Konogan, dem ersten König des Reichs, und zwar aus einem Stück Sternenmetall, das der Hexe Amelia geraubt wurde. Doch als der König sich selbst mit der fertiggestellten Krone krönte, wurde er wahnsinnig und stürzte sich in einen Abgrund. Man fand seinen zerschmetterten Leib, die Krone aber blieb verschwunden.

 

Vier Anwärter auf eine Grafschaft

 

Mit Bedacht hat der König die Anwärter auf die Grafschaft ausgewählt. Ein Magier, um den bösen Zauber, der auf der Krone liegt, zu bannen. Einen Krieger, um eventuelle Monster zu besiegen, die über die Krone wachen. Eine Frau, die adlige und machtbewusste Cordelia, die dazu beitragen soll, die weibliche Logik der Hexe zu durchschauen. Tassilo, der vierte im Bunde, ist wohl wegen seiner Erfahrungen mit dem Übersinnlichen mit dabei. Wobei dies ja eigentlich durch den Zauberer hätte abgedeckt werden können. Ebenfalls etwas fragwürdig scheint die Rolle des Fünften im Bunde: Ein Herzog hatte sich bereits vor Tassilos Ankunft - offenbar erfolgreich - auf die Suche nach der Krone gemacht, war aber dabei wahnsinnig geworden.

 

Verschroben, düster und grotesk

 

Das neue Abenteuer ist spannend erzählt und hat in der Charakterzeichnung und Psychologie der Helden einige interessante Aspekte zu bieten. Der Fun-Charakter der Serie, der im Vorgangerband völlig fehlte, tritt hier sporadisch zutage, vor allem, wenn Knappe Alwin mal wieder von Speckbohnen fantasiert. Insgesamt überwiegt aber das Verschroben-Düstere oder Groteske, vor allem in der Darstellung von Tassilos Mit-Bewerbern um die Grafschaft. Aber auch der neue König ist ausgesprochen düster und verschroben gezeichnet. Abgesehen von Tassilo, Alwin und Blimli gibt es keine Figur in diesem Buch, auf der das Auge des Betrachtes mit Wohlgefallen ruht. Alles in allem ein sehr unschönes Personal in einem gleichfalls recht unschönen Ambiente. Die Geschichte von der mehr oder weniger - gemeinsamen Suche nach der Krone hat jedoch durchaus einiges zu bieten und schafft es, den Leser gefangenzunehmen. Sehr schön geschildert ist die Wirkung, die die Begegnung mit dem Malycore auf die Suchenden hat und die jeden mit seinen eigenen Dämonen beziehungsweise Träumen konfrontiert.

 

Fazit: Insgesamt ein spannendes Abenteuer mit interessanter Charakterzeichnung und einer überraschenden Pointe. Optisch eher grotesk als niedlich, eher düster und dämonisch als humorvoll. Ganz ordentlich, aber nicht unbedingt ein Höhepunkt der Serie.

 

Tassilo 17: Die Krone der Dämmerung. Text: Jean Léturgie, Zeichnungen: Philippe Luguy. Wattenheim: Schott, 2024. 48 S., Euro 12,90.

 

Weitere Tassilo-Abenteuer:
Tassilo 13: Das Land ohne Wiederkehr
Tassilo 14: Die Stufen der Eliandysse
Tassilo 15: Das Achte Reich
Tassilo 16: Die Zauberin der tiefen Wasser

 

© Petra Hartmann




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Jahresrückblick 2024: Teil fünf - Dezember 2024

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 01 Januar 2025 · 333 Aufrufe
Jahresrückblick

Und hier der Abschluss meines Literatur-Jahresrückblicks. Der Dezember bescherte mir mein persönliches Buch des Jahres, außerdem findet ihr auf meiner Lese-Liste etwas Phantastik, Comics, einen Roman einer Autorin aus Hahnenklee, die eigentlich ein Mann ist, zweimal Heinrich Heine, etwas Römisches, etwas aus der germanischen Mythologie, einen Band mit Vorträgen über nordamerikanische Indianersprachen, grönländische Sagen und einen Kinderbuch-Klassiker. Viel Spaß damit!

 

Hinweis:
Etwaige blau markierte Texte sind herausragende Spitzenbücher, rot steht für absoluten Mist, ein (e) hinter dem Titel bedeutet, dass ich den betreffenden Text in der eBook-Version gelesen habe, und hinter den Links verbergen sich ausführlichere Besprechungen innerhalb dieses Blogs.

 

 

Dezember

 

Knud Rasmussen: Mythen und Sagen aus Grönland
Schöne, günstige Ausgabe aus dem Anaconda-Verlag mit Zeichnungen von Kârale. Das Original erschien im Jahr 1921 auf Dänisch. Rasmussen hat zahlreiche Mythen und Sagen der Grönländer gesammelt. Man erfährt etwas über die Hilfsgeister der Schamanen und darüber, wie sich letztere auf Zauberreisen begeben. Ein Ziel ist das Jenseits, wobei es zwei mögliche Orte gibt, an denen Verstorbene weiterleben: Den Himmel und das Meer. Es gibt aber auch epische Texte über Reisen in fremde Länder und Begegnungen mit fremden Völkern, den nordamerikanischen Indianern oder phantastischen Wesen, Riesen, Zwergen und Monstern. Man findet Geschichten über Blutrache, über arme Waisen, die Unterstützung durch magische Wesen finden, über besonders erfolgreiche Jäger, kluge Tiere, Bedrohungen durch Naturgewalten und Raubtiere, und trotz der harten Lebensbedingungen in der Arktis findet man auch viel Humor, Spottlieder und lustige Anekdoten. Eine Fundgrube zum immer wieder Hineinschauen.

 

Alexandra Bauer: Die Midgard-Saga - Jötunheim
Der zweite Teil der Midgard-Saga. Thea, die in einem früheren Leben das magische Schwert Kyndill gedschmiedet hat, wird erneut von den Göttern um Hilfe gebeten. Diesmal ist es etwas "offizieller", da Wal-Freya Theas Mutter klipp und klar erklärt, ihre Tochter werde in Asgard gebraucht, und sie werde sie jetzt mitnehmen. Die Mutter hat zwar viel dagegen, aber einer Göttin widersetzen kann sie sich nicht. Außerdem ist diesmal Theas Freund Tom mit der Partie, der ganz begeistert ist, die germanische Götterwelt kennen zu lernen. Und Thor holt eigens seine Seelenverwandte Juli aus dem Urlaub ab. Die Aufgabe, bei der die Jugendlichen den Göttern helfen müssen, ist alles andere als einfach: Der Fenriswolf ist verschwunden. Jener Wolf, der einer Prophezeiung zufolge einst Odin verschlingen wird. Der Verdacht liegt nahe, das Fenrirs Vater Loki bei der Flucht die Hand mit im Spiel hatte. Loki, den Thea noch immer nicht für den durch und durch Bösen halten kann, als den ihn alle darstellen. Im Eisenwald, wo die Mutter des Wolfs haust, finden sie eine Verbündete, die eigentlich in eine andere Mythologie hineingehört: Die Baba Jaga in ihren drei Gestalten und mit ihrem wandernden hühnerbeinigen Haus unterstützt sie. Und Hilfe haben die Helden sehr nötig. Denn beim Angriff der Monster des Eisenwaldes taucht auch Loki auf ...
Spannende und humorvolle Abneteuer in einer eigenwilligen mythologischen Welt. Hat mir gefallen.

 

Fabienne Siegmund: Die Papierprinzessin

 

Natasha Pulley: Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit
Mein absoluter Lese-Höhepunkt des Jahres 2024. Erzählt wird die Geschichte eines Mannes, der im Jahr 1898 aus einem Zug aussteigt und plötzlich sein Gedächtnis verloren hat. Er erinnert sich lediglich an seinen Namen - Joe Tournier - und den Namen einer Frau, von der er glaubt, es könne seine Frau sein: Madeline ... Und er wundert sich, warum überall in London Französisch gesprochen wird und die Bahnhöfe französische Namen tragen. Jahrelang lebt er daraufhin mit einer ihm fremden Frau zusammen, von der man ihm sagt, er sei mit ihr verheiratet, ist zunächst Leibeigener, später Ingenieur. Dann eines Tages, erreicht ihn eine Postkarte, die 90 Jahre alt ist, eine Einladung zu einem Leuchtturm auf den Äußeren Hebriden, unterzeichnet von "M." - M. wie Madeline?
Was Joe zu diesem Zeitpunkt nicht ahnt: Nahe dem Leuchtturm gibt es eine Art Passage durch die Zeit. Ein Schiff, das zwischen zwei Säulen hindurchfährt, wird zurückversetzt in die Zeit, der napoleonischen Kriege, als die Franzosen und ihre Verbündeten die Welt erobern wollten und sich mit der britischen Marine heftige Seeschlachten lieferten.
Der Roman ist alles andere als ein klassischer Zeitreiseroman oder eine Alternativhistorie. Die Autorin versteht es auf geradezu geniale Weise, ihre Leser in eine Welt hineinzuziehen, die unserer sehr ähnlich ist, aber um einige Details abweicht - die nach und nach immer größere Wirkung zeigen.

Besonders zwei Dinge haben mich grenzenlos begeistert. Da ist zum einen die Art, wie die Franzosen reagieren, als ihnen zwei Jahre vor Napoleons vernichtender Niederlage im Nebel ein modernes Dampfschiff vor die Kanonen gerät: Sie schaffen es, das Schiff und die Besatzung festzusetzen, und begreifen, dass sie Gefangene aus der Zukunft haben. Sechs Ingenieure und die namentlich schon bekannte Madeline werden unblutig aber sehr effektiv über die Zukunft verhört. Wer die besten Informationen über den künftigen Gang der Geschichte zu bieten hat, bekommt etwas Ordentliches zu essen ... Aber wie dieser französische Verhör-Experte schließlich nur durch die Analyse eines Plans des künftigen Londoner Eisenbahnnetzes den gesamten Kriegsverlauf voraussehen und umdrehen kann, das ist so unfassbar genial, dass ich immer noch begeistert bin. Eigentlich fragt er nur ganz harmlos nach Bahnhofsnamen, die er nicht versteht. Waterloo? Wieso benennt man in London einen Bahnhof nach einem niederländischen Kuhkaff (heute: belgisch)? Madeline erinnert sich vage, dass das wohl der Name einer Schlacht gewesen sei. Nun, man benennt keine Bahnhöfe nach Schlachten, die man verloren hat. Und dann beißt sich der Franzose an dem Namen "Trafalgar Square" fest. Er kennt das Seegebiet. Wer dort siegt, dem steht Cadiz offen, und ganz Spanien fällt ihm zu, und und und ... Fortan haben die Franzosen nur noch ein Ziel: Sie setzten alles daran, sich auf die in zwei Jahren stattfindende Schlacht vorzubereiten und die Engländer in eine Falle zu locken ...
Das zweite, was mich an diesem Buch grenzenlos begeistert, ist die Persönlichkeit des Kapitäns, mit dem Joe auf der Suche nach seinem Gedächtnis die Schwelle der Zeit überschreitet und schließlich um das verlorene Britannien kämpft. Dieser Missouri Kite ist ein Kerl mit extrem rauer Schale und irgendwo einem weichen Kern, ein Mensch voller Ecken, Kanten und Wahnsinn, superfürsorglich gegenüber seiner Crew und trotzdem hart genug, mal eben einen ihm recht nahestehenden Seemann zu erschießen, der ein Geheimnis ausplaudern will, ruppig und lyrisch, zynisch und sarkastisch, pragmatisch und doch voller Ideale, ein Mann, der eine harte Kindheit hinter sich hat und doch Kind geblieben ist. Kurz und gut: Wer sagt, die Autorin habe hier einen Charakter "erschaffen" oder "gebaut", der versündigt sich. Dieser Missouri Kite ist verdammt lebendig, auf eine Art, wie sie sich niemals am Reißbrett zusammenfrankensteinern lässt. Ich gäbe etwas drum, mit diesem Kapitän in die Schlacht segeln zu dürfen. Auch wenn ich die Sache wohl nicht lange überleben würde.
Lest. Dieses. Buch.

 

The Athabaskan Languages. Perspektiven on a native Amerikan Language Family. Ed. by Theodore B. Fernández and Paul R. Platero
Vorträge, gehalten auf einer Tagung am Swarthmore-College in Pennsylvania im Jahr 1996. Ein Großteil der Beiträge bezieht sich auf die Navaho-Sprache, es gibt aber auch Vorträge über das Koyukon, über Eyak, Tlingit und Haida und diverse Apache-Sprachen. Themen sind unter anderem Satzbau, diverse grammatische Strukturen, Formulierung von Negativ-Aussagen, Irrealis usw. Außerdem geht es um die Möglichkeiten, das Navaho als Unterrichtssprache zu verwenden. Interessante mit vielen Beispielen, sprachlich ziemlich knifflig.

 

Agga Kastell: Mission Merlacorna. Eine Herbstlande-Novelle

 

Erich Kästner: Das fliegende Klassenzimmer
Zufällig auf Helgoland im James-Krüss-Buchladen entdeck. Den Film kann ich komplett mitsprechen, aber das Buch ist mir bisher entgangen. Der Film ist recht nahe am Buch geblieben. Nur dass Johnnys Adoptiv-Vater im Buch noch ein Schiffskapitän ist, im Film wurde daraus ein Pilot. Und der Traum vom "fliegenden Klassenzimmer" wird im Buch nicht erfüllt. Martins Eltern wohnen auch nicht in Mombasa, sondern in Deutschland, und das Geld reicht nicht einmal für eine Zugfahrkarte. Zum Glück hilft hier der Justus aus. (Ach ja, wenn ich von DEM Film spreche, meine ich natürlich die Verfilmung als dem Jahr 1973. Für mich wird der Justus immer wie Blacky Fuchsberger aussehen und der Nichtraucher wie Heinz Reinecke.) Bisher völlig unbekannt war mir Kästners Rahmenhandlung, in der er erzählt, wie seine Mutter ihn im Hochsommer nachdrücklich daran erinnert, dass er endlich anfangen soll, seine Weihnachtsgeschichte zu schreiben, und wie er sich dann in die Berge zurückzog und eine Begenung mit Johnny hatte ... Erinnert mich ein bisschen an die Einleitung zu "Emil und die Detektive", in der es auch erst um ein Südseemädchen namens Petersilie und ein scharfgeladenes Taschenmesse ging - und um die Frage, wieviele Beine ein Walfisch hat, bevor dann Emil Tischbein auf der Bühne erschien. Insgesamt ist das Buch immer noch lesenswert und "gut gealtert". Ich habe bloß ein bisschen Sorge, dass heutige Kinder mit der Sprache und dem Setting Probleme haben werden, und wahrscheinlich ist es für sie auch einfach nicht mehr schnell und poppig genug. Würde mir sehr leid tun um die Jugend von heute ...

 

Heinrich Heine: Atta Troll. Ein Sommernachtstraum (Reclam)
Uraltes Reclamheft, das mich seit 1987 begleitet. Entsprechend zerfleddert. Ich hatte das Epos damals auswendig gelernt, als ich mit dem "Wintermärchen" durch war. Im Urlaub habe ich jetzt die Gelegenheit genutzt, es noch einmal zu rekapitulieren. Da hatten sich doch inzwischen eine Menge Ungenauigkeiten eingeschlichen ... Das Reclamheft bietet die Geschichte vom ausgebrochenen Tanzbären und der anschließenden Bärenjagd in der Version der von Heine herausgebrachten Buchausgabe von 1847, im Anhang finden sich aber auch die nicht ins Buch aufgenommenen Verse aus der Zeitschriftenfassung aus der Zeitung für die elegante Welt von 1841 sowie von Heine verworfene, ungedruckte Verse. Gut kommentiert und mit vielen Materialien zum Hintergrund versehen, zum Beispiel den Karikaturen Grandvilles und Freiligraths "Mohrenkönig". Die Reden des Bären und die Spukgeschichten in Urakas Hexenhaus sind immer noch herrlich. Aer ich glaube, ich bin etwas langsamer geworden beim Deklamieren. In meiner Jugend hatte ich immer rund eine Stunde und 40 Minuten gebraucht, um das Ganze Epos aufzusagen, jetzt sind es locker 15 bis 20 Minuten mehr. Ich werde alt.

 

Tino Falke: Ein Lied für die Sommerlande. Eine Herbstlande-Novelle

 

Werner Suerbaum: Vergils „Aeneis“ (Reclam)
Umfangreiche Vorstellung des großen römischen Epos. Bietet betrachtungen darüber, wie Vergil sich seinen Leser "erschafft" und das vorliegende Material zu einem Nationalepos schmiedet. Interessante Personenanalysen und Infos zur Funktion der Götter sowie Klärung der Frage, was die Troer alles aufgeben müssen. Sie verlieren nämlich nichts weniger als sich selbst, ihren Namen, ihre Kultur und gehen vollständig im römischen Volk auf, als sie endlich Turnus besiegten. Was bei mir besonders hängen geblieben ist, war die ausgesprochen wortkarge Zusammenfassung eines englischen Lehrers, der die zwölf Gesänge auf folgende Überschriften/Inhaltsangaben komprimierte:
Squall, Fall, Coasts, / Dames, Games, Ghosts,
Home, Rome, Spies, / War, More, Dies."
Es gibt ausführliche Inhaltsangaben, und mit diesen zwölf Stichwörter hat man ziemlich genai die einzelnen Gesänge präsent. Was mir bisher nicht so klar war: Im Prinzip kommen fast alle Zitate und Situationen, die man aus der Aeneis parat hat, aus dem zweiten Gesang, allenfalls noch das Schicksal der Dido aus dem vierten Gesang kann man noch nennen. Also, wenn ihr mit dem spröden Stil der gängigen deutschen Übersetzungen nicht klarkommt und etwas "abkürzen" wollt, konzentriert euch auf diese beiden Gesänge. (Ich selbst habe als Jugendlicher im Alter von vielleicht 15 Jahren die Aeneis in der deutschen Übersetzung gelesen undf fand den Stil einfach ungenießbar. Erst als ich dann in der 13. im Lateinunterricht in den lateinischen Text hineinschaute, stellte ich fest, dass ich Vergil bitter unrecht getan hatte. Der Mann hatte einen ausgezeichneten Stil - nur vieles davon lässt sich im Deutschen einfach nicht nachmachen.)

 

Bessy 20: Die Hungersnot
Eine geheimnisvolle Krankheit tötet die Karibus hoch im Norden, den Eskimos droht eine Hungersnot. Andy und Bessy begleiten eine Expedition zweier Wisenschaftler, die die Ursache der Seuche herausfinden wollen. Schließlich stellt sich heraus, dass ein böser Schamane die Tiere vergiftet. Er will den Platz des Häuptlings einnehmen, und im Kampf um die Macht in seinem Stamm ist ihm jedes Mittel und jeder faule Zauber recht.

 

Fabia Waldner: Das Magnolienhaus I - Der Traum von morgen (e)
Der Autor heißt mit bürgerlichem Namen Michael Schulz (das Pseudonym ist offen) und lebt in Hahnenklee bei Goslar. Daher habe ich ihn in der Goslarschen Zeitung vorgestellt und das neue Buch besprochen. ("Buch" stimmt allerdings in diesem Fall nicht ganz. Es gibt nur ein E-Book und ein Hörbuch, aber keine Printausgabe.) Meine Meinung dazu:
„Der Traum von Morgen“, Teil eins der Trilogie „Das Magnolienhaus“, erzählt die Geschichte einer rheinländischen Familie über mehrere Generationen hinweg. Die Hauptfigur ist die junge Caroline Eimermacher, Tochter eines Botanik-Professors und Enkelin eines Bauunternehmers, die an einen Mann, den sie nicht liebt, verschachert werden soll. Die arrangierte Ehe dient vor allem der Karriere des Herrn Professors: Der scheidende Dekan der Universität will Caro als Gemahlin für seinen Sohn haben und würde im Gegenzug dem Brautvater den Dekansposten zuschustern. Kein ungewöhnlicher Vorfall im Deutschland der Kaiserzeit. Aber für Caro eine Katastrophe, und sie versucht, den Dekanssohn loszuwerden.
Die Geschichte beginnt im Jahr 1912 in Bonn. Ein Prolog zeigt Caro im Jahr 1974 bei einer Fahrt auf dem Rhein mit dem Dampfer „Goethe“. Eine Begegnung mit einem jungen Studenten, der gern ein Buch über die Kaiserzeit schreiben möchte, ist Anlass für die ältere Dame, auf ihr Leben zurückzublicken.
Wir erleben eine junge rebellische Frau, die den Werber mit einem extrem freizügigen Kleid schockieren und abschrecken will, und einen ausgesprochen „coolen“ Dekanssohn, der seiner Angebeteten seine unverhohlene Bewunderung für ihren extravaganten Modegeschmack ausspricht. Und schon im Religionsunterricht hatte sie empört ausgerufen: „Frauen sind dem Manne nicht untertan. Das ist ungerecht!“ (Wobei sie wohl kaum meinte, dass es ungerecht sei, dass die Frauen dem Manne „nicht“ untertan sind.)
Fabia Waldner schildert die mehr oder weniger glücklichen „Vernunftehen“ von Caros Mutter und Großmutter sowie guter Freundinnen wie der reichen Erbin Vita oder der jungen Luise, mit der Caro erste sexuelle Erfahrungen macht. Auch Caros Mutter war schließlich auf ähnliche Art „an den Mann gebracht worden“, als sie ihre verarmte Adelsfamilie durch eine Heirat mit dem Sohn eines Bauunternehmers finanziell sanierte.
Fabia Waldner schildert interessant gestaltete Charaktere und erschafft ein rheinländisches Familienpanorama, dem die große Liebe des Verfassers zu Thomas Manns „Buddenbrooks“ anzumerken ist. Die Charaktere und ihre Beziehungen sind durchaus glaubwürdig geschildert, und auch das Bonner Lokalkolorit kommt sehr authentisch rüber.
Ausgesprochen unschön allerdings ist die Art, wie der Autor den eigenen Erzählfluss immer wieder abschneidet und die Handlung später durch zähe Plusquamperfekt-Referate nachliefert.
Familienpatriarch Heinrich, genannt „Kabänes“, zieht sich mit seinem Sohn, Professor Johannes, zum Vier-Augen-Gespräch über den neu aufgetauchten Familienangehörigen aus Riga zurück. Schnitt. Szenenwechsel. Erst mehrere Seiten später lässt Johannes das Gespräch in Gedanken „Revue passieren“, und erst jetzt erfährt der Leser, was Kabänes erzählt hat. Und erst sehr viel später, abends im Ehebett, als Heinrich wieder an die Geschichte seines folgenschweren Seitensprungs zurückdenkt, will er ihn nun auch endlich seiner Frau beichten. „Betti, wir müssen reden“, sagt er. Und - zack! – bricht das Kapitel ab, und der Leser hört ihn wieder nicht reden.
Ähnlich gewunden und verdrechselt gesteht Sohn Johannes seiner Frau Mathilde einen unehelichen Sohn. Immer wieder verschwinden Gespräche über entscheidende Dinge hinter dem Szenenvorhang und werden dem Leser später in Rückblenden und Inhaltsangaben nachträglich serviert. Live-Dialoge hätten den Roman sicher frischer, lebendiger und spannender gemacht.
Sehr flüssig und gut lesbar sind auf jeden Fall der Satzbau und die Sprachmelodie des Autors. Auch die Darstellung der vergangenen Epoche und die Situation der damaligen Frauen und besonders das rheinische Flair geht dem Autor leicht von der Hand und wird sicher viele Freunde und vor allem viele Freundinnen finden.
Fazit: Ein weit ausgearbeitetes Generationengemälde mit interessanten Heldinnen und glaubwürdigen Familiendramen. Vielversprechender Auftakt einer weitgespannten Saga.

 

Yoko Tsuno Sammelband 10: Die Schwingen des Verderbens
- Der Tempel der Unsterblichen
- Engel und Falken
- Saturns Zwillinge
Der letzte Sammelband enthält drei Alben, aber vier Abenteuer, denn "Engel und Falken" zerfällt in zwei Teile, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Band eins uns drei sind vineanische Abenteuer, Band zwei handelt zunächst von einer Zeitreise ins Jahr 1935, und anschließend sollen Yoko und ihre Freunde im Auftrag des britischen Geheimdienstes eine ägyptische Mumie nach Hause bringen.
Der Gesamttitel "Schwingen des Verderbens" scheint sich darauf zu beziehen, dass es zumeist ums Fliegen geht. In Teil eins um Flugexpeditionen unter der Erde und ein Wiedersehen mit dem kleinen Drachen Balbok und der größeren Ausgabe Goliath, im zweiten Band spielt ein steinerner Engel eine Rolle, später ein Falke und mehrere Drohnen, in Teil drei geht es um einen Flug zum Jupiter, auf dem Yoko und ihre KI Akina gleichfalls mit einigen Flugkunststücken auf warten. Mir hat am besten aber Emilys Manöver im zweiten Band gefallen, als sie eine junge Dame, die sich viel auf ihre Flugkünste einbildet, dazu bringt, ihren Mageninhalt ins Freie zu bringen. Überhaupt war der mittlere Band in dieser Sammlung mein liebster, auch wenn er ziemlich ungelenk gebaut wurde und in zwei unverbundene Teile zerfällt. Der Versuch, zwei bei einem Zugunglück getötete Kinder zu retten, ist rührend. Erinnert ein wenig an den ersten Band mit den deutschen Abenteuern. Bei einer Jahreszahl wie 1935 zucke ich ja immer zusammen. Aber in Schottland war damals die Welt ja noch (fast) in Ordnung. Interessant war auch das Zusammentreffen mit der alten keltischen Zivilisation unter der Erde. Ein insgesamt schöner Abschlussband, reich ausgestattet und optisch ansprechend. Hat mir gefallen.

 

Hans-Dieter Steinmetz: 365 Tage Karl May
Ein Begleiter durch das Jahr, in dem man für jeden Tag des Jahres einige Ereignisse aus karl Mays Leben lesen kann. Darin finden sich Hinweise auf Geburt und Tod von Familienangehörigen, seine kurze Lehrerkarriere und wie sie endete, seine Hochstapeleien und Bedtrugsversuche, litearische Erfolge, Auszüge aus der Korrespondenz, Gerichtsprozesse und die Karl-May-Hatz, Reisen, Vorträge, Erkrankungen, einfach alles, was in seinem Leben irgendwie dokumentiert und mit Datum festgehalten wurde. Dazu gibt es für jede Woche einen dopppelseitigen Essay zu unterschiedlichen Themen. Ein sehr interessantes Buch, das ich jeden Morgen zum Start in den Tag aufgeschlagen habe. Allerdings: Eine Behauptung des Autors stimmt nicht. Der Titel enthält eine Falschaussage: Das Buch enthält nämlich in Wirklichkeit nicht Einträge für 365 Tage, sondern für 366 Tage. Ich war also für das Schaltjahr 2024 bestens ausgestattet.

 

Bessy 28: Die versteckte Beute
Ein reisender Händler kommt auf die Ranch, will seine Waren anbieten und zeigt ein paar beeindruckende Zaubetricks. Doch der Mann ist nicht nur ein netter Kerl, sondern er hat ein Geheimnis: Er will die Beute, die sein Bruder bei einem Banküberfall gemacht hat, finden und den Behörden übergeben. Ein paar schwer interpretierbare Verse seines Bruders sollen ihm den Weg zum Versteck weisen. Die Sache wird nicht ganz ungefährlich, denn eine Banditenbande heftet sich an seine Fersen und will die Beute geleichfalls haben. Andy und Bessy helfen ihm. Unterwegs erhalten sie unterstützung von Pueblo-Indianern. Andy lernt einige süber ihre Kultur. Und Bessy hat ein paar liebenswürdige Begegnungen mit anderen Tieren.

 

 

Hörbuch/Hörspiel

 

James Krüss: Die Fabelinsel
Geschichte einiger Schiffbrüchiger, die sich auf eine Insel gerettet haben. Um die Zeit bis zu ihrer Rettung zu überbrücken, erzählen sie sich Fabeln. Eine Schiffbrüchige erzählt von einer Taube, die Gefajr läuft, von einem Adler gepackt und gefressen zu werden. Ähnlich wie Scheherazade in den Märchen aus 1001 Nacht hält sie ihn mit iher Erzählkunst so lange hin, bis der Fluchtweg hinter ihr frei ist. Ein anderer trägt gereimte Äsop-Fabeln vor. Das Herzstück aber ist der große "Sängerkrieg der Heidehasen", in der es um die Hand der Prinzessin geht. Der begabte junge Hase Lodengrün scheint die besten Gewinnchancen zu haben, und ihn würde die Prinzessin auch gern zum Mann haben. Aber da sist noch der alte fette Magister Wackelohr, der etwas vom Dichten und Singen versteht. Der Gesangsminister gibt ihm zu verstehen, dass er ihm durchaus den Sieg verschaffen und Lodengrün disqualifizieren könne, gegen eine entsprechend hohe Bestechungssumme, versteht sich. Die beiden Finsterlinge schmieden eine Intrige, um den talentierten Lodengrün auszuschalten. Aber Lodengrün hat Glück, gute Freunde und Talent ... Ein herrlicher Spaß, und insgesamt eine schöne Sammlung und sehr angenehm vorgetragen vo Friedhelm Ptok. Da möchte man glatt auch schiffbrüchig werden.

 

 

Heinrich Heine: Der fliegende Holländer (Gruselkabinett, Folge 22)
Ein Gruselhörspiel auf der Basis des Heine-Textes aus den "Memoiren des Hern von Schnabelewopsky", der auch die Vorlage zu Richard Wagners Oper über dne Holländer war. Wobei die Heine-Geschichte dramatisiert und sehr frei verwandt wurde, sie ist eher als eine Inspirationsquelle - neben der Wagner-Oper - zu betrachten. Die Hörspiel-Macher haben die Sache mit einer sehr verdrechselten Rahmenhandlung versehen, beid er man am Anfang nicht genau weiß, worauf es eigentlich hinauslaufen soll. Man hört zunächst Stimmen an Bord, Seeleute, die sich mit ihrem Kapitän darüber streiten, ob man den Versuch, das Kap der Guten Hoffnung zu passieren, nicht angesichts des schweren Sturms und hohen Seegangs aufgeben soll. Daraufhin tut der Kapitän seinen gotteslästerlichen Schwur, das Kap zu umfahren, und müsse er auch für alle Ewigkeit gegen den Sturm ansegeln. Dann gibt es mehrere weitere Einstiege und Erzählebenen. Ein ehemaliger Prinzenerzieher wird im Jahr 1888 von seinem ehemaligen Schützling in eine Opernaufführung eingeladen. Es gibt Wagners "Holländer", und beide erinnern sich daran, dass der Kapitän ein "alter Bekannter" sei. Denn der Lehrer und sein Schüler waren während der Marineausbildung des letzteren an Bord eines Schiffes, das dem Holländer begenet war. Zuerst ist der Lehrer der Ich-Erzähler, dann der Prinz, schließlich bittet der Prinz den Lehrer, ihm näheres über das geheimnisvolle Schiff mit den roten Segeln zu erzählen. Nun folgt das eigentliche Hörspiel über den Holländer und seine Liebe. Der Verfluchte darf nämlich alle sieben Jahre an Land gehen und sich eine Ehefrau suchen. Bleibt sie ihm treu bis in den Tod, so wird er erlöst. Bricht sie ihm die Treue, muss sie sterben. Nun sind wieder sieben Jahre um, und der Kapitän lernt einen reichgen Kaufmann kennen, der ihm verspricht, bei seiner Tochter ein gutes Wort für ihn einzulegen. Sehr fortschrittlich: Der Kazfmann verschachert seine Tochter nicht mehr einfach an einen reichen CShwiegersohn, sondern diese Katharina darf frei entscheiden. Sie sagt jedoch auch ohne väterlichen Druck sofort mit Freuden "Ja". Denn sie hat sich schon vor Jahren unsterblich verliebt in ein uraltes Bild des Holländers, das im Haus hängt. Als nun das Original zur Tür hereinkommt, ist sie sofort hin und weg und wiull ihn unbedingt erlösen. Der Holländer ist zu Tode gerührt. Aber auch er selbst hat sich in diese junge Frau verliebt. Und er will es nicht riskieren, dass sie von dem Fluch getroffen wird, der sie bei einer möglichen Untreue Darum versetzt er sie und sagt die Hochzeit wenige Stunden vor der Trauung ab. Katharina aber, fixiert auf den Gedanken, dem Holländer die Treue zu halten bis zum Tod, stürzt sich von einer Klippe ins Meer. So stellt sie sicher, dass sie die Ehe niemals brechen kann. Bei Heine und Wagner ist der Holländer dadurch erlöst, der Fluch ist aufgehoben. Das vorliegende Hörspiel dagegen gönnt dem Holländer die Erlösung nicht. In der Hörspielfassung wird, völlig zu recht, darauf hingewiesen, dass die beiden ja zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht offiziell verheiratet waren. Der Holländer hat sie vor der Trauung in der Kirche sitzen gelassen, demnach war "vor Gott" der BUnd noch nicht geschlossen. Das schöne, heroische Opfer der jungen Frau gilt also nicht, und der Holländer ist weiterhin verdammt dazu, für alle Erwigkeit auf dem Meer herumzuirren. Was auch die Begegnung des Prinzen und seines Erziehers mit dem Schiff belegt.
Insgesamt ein gut gemachtes Hörspiel, atmosphärisch und stimmungsvoll, nicht unbeding gruselig, eher literarisch. Die komplizierte, mehrfach geschachtelte Rahmenhandlung wirkt etwas ungelenk, aber man kommt dann doch noch ganz gut rein. Einen Pluspunkt gibt es für das böse Ende.

 

 

Weitere Jahresrückblicke
Teil 1 - Januar bis März 2024
Teil 2: April bis Juni 2024
Teil 3: Juli bis September 2024
Teil 4: Oktober bis November

 

© Petra Hartmann




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Jahresrückblick 2024: Teil 4 - Oktober bis November

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 31 Dezember 2024 · 500 Aufrufe
Jahresrückblick

Der vierte Teil meines Lese-Rückblicks auf das Jahr 2025. Wie gewohnt, ist der November urlaubsbedingt etwas lektüre-intensiver gewesen, daher folgt der Dezember später. Was brachten mir Oktober und November? Eine Menge Science Fiction war dabei, dazu etwas historische Phantastik und viele Anthologien. Indianerbücher, etwas über Israel, Klassiker, ein Heldenepos über Kaninchen und ein Buch über Octopusse. Viel Spaß damit!

 

Hinweis:
Etwaige blau markierte Texte sind herausragende Spitzenbücher, rot steht für absoluten Mist, ein (e) hinter dem Titel bedeutet, dass ich den betreffenden Text in der eBook-Version gelesen habe, und hinter den Links verbergen sich ausführlichere Besprechungen innerhalb dieses Blogs.

 

 

Oktober

 

Reimer Boy Eilers: Mit Magellan I: Die Ausfahrt

 

Thorgal Saga: Wendigo.

 

Vincenz Chiavacci: Der Weltuntergang
Ein Stück phantastischer Literatur, erstmals veröffentlicht im Jahr 1897, jetzt wiederentdeckt von Erik Schreiber, der die Geschichte als Band 13 seiner „Mystischen Schriften“ im Arcanum Fantasy Verlag neu herausbrachte. Der Autor erzählt darin von einem Kometen, der aus Richtung der Beteigeuze auf die Erde zurast, mit üblen Folgen für den Planeten und die Menschheit. Schon die Annäherung des Himmelskörpers bringt Naturkatastrophen und eine Veränderung des Klimas mit sich, wobei Chiavacci unter anderem einen Hagel aus Gold niedergehen lässt. Berauscht von Gier reißen sich die Menschen um das Edelmetall, klauben es zusammen, horten, schlagen einander tot, doch die Goldklumpen werden immer größer, zerschlagen Häuser und Hirnschädel, und m Ende sind all die goldgierigen Sammler tot und unter Massen von Metall begraben. Der Mond wird durch einen Zusammenstoß mit dem Kometen zerstört. Die Erde wird schließlich aus ihrer Bahn herausgerissen und gerät in die Nähe des Mars, wo die Menschheit im Vorbeiflug kurzfristig Kontakt zu einer höheren, wesentlich weiter entwickelten Zivilisation bekommt. Die Marsianer sagen den Erdlingen voraus, dass der Komet die Erde bis in die Jupiterumlaufbahn mitnehmen werde, dort werde die Erde einige Zeit um den Jupiter kreisen, große Teile der Menschheit würden sterben, doch irgendwann würde die Erde, erneut mitgerissen von dem Kometen, zurückkehren in ihre alte Bahn … Man erlebt Elend, Erfindungsreichtum und Niedergang der Menschheit mit, schließlich die Rückkehr des nahezu entvölkerten Planeten in seine alte Heimat. Und gibt es noch eine Chance für das Überleben der Menschheit? Sicher gibt es die. Denn der Ich-Erzähler Erwin erwacht am Ende aus einen sehr unleidlichen Fieberschlaf. Alles nur geträumt … Eine sehr liebenswürdige, elegante kleine Erzählung mit der Patina der vergangenen Zeit, geschmackvoll präsentiert in dem handlichen Format der Mystischen Schriften. Auf jeden Fall eine schöne Entdeckung.

 

Frederik Hetmann: Charlotte und die Indianer
Roman über eine Ethnologin jüdischer Herkunft, die ihre Doktorarbeit über den Zeltkreis der Omaha schriebe. Ein antiquarisches Fundstück. Die Handlung spielt auf zwei Ebenen: Die hochbetagte Heldin kommt gerade von einer Aktion für die Rechte der indigenen Bevölkerung in den USA und erleidet unterwegs einen Herzanfall. Während sie am Straßenrand liegt und Freunde und Familie sich um sie bemühen und auf Hilfe warten, blickt sie zurück auf ihr Leben. Sie erzählt von ihrem Studium und ihrer ersten Liebe in der Weimarer Zeit, vom Leben als Jüdin unter den Nazis, von dem besonderen Antiquariat, in dem sie arbeitete, von der Flucht. Dazwischen immer wieder Einsprengsel aus der indianischen Geschichte, aus Kriegen und Mythen, aus ihrer Forschungsarbeit. Sehr interessante Kombination. Leicht und spannend zu lesen.

 

Erik Scheiber (Hrsg.): Vampyr
- Theodor Hildebrand; Der Vampyr, oder Die Todtenbraut (1828)
- Baron Gerhard van Swieten: Vampyrismus(1768)
Zwei Texte, die eigentlich nicht zusammengehören, erstmals vereinigt in einem Band aus dem Arcanum Fantasy Verlag in der Reihe mystische Schriften. Das eine ist eine klassische Vampirnovelle aus dem Jahr 1828, das andere ein Aufsatz über Vampirismus. Die Novelle handelt von einer Familie, die durch eine Vampirin ausgelöscht wird. Ein Mann eröffnet seiner Frau, dass er aus der Großstadt fortziehen wolle und für sich und die Familie ein abgelegenes Haus, weit draußen in der Einsamkeit gekauft hat. Sie findet das gar nicht schlecht. Doch eines Tages muss er aus geschäftlichen Gründen verreisen. Während die Familie allein ist, taucht eine fremde, vornehm anmutende und etwas melancholisch wirkende Dame in der Nachbarschaft auf und freundet sich mit den Kindern und der Frau an. Niemand ahnt, dass sie die erste Geliebte des Mannes war und durch einen Blutschwur mit ihm verbunden ist. Nun, nach ihrem Tode, kehrte die verlassene Geliebte als Untote zurück, um Rache für den Verrat zu nehmen und die Familie auszurotten. Etwas altertümliche Sprache, aber ich mag sowas.
Der Aufsatz dagegen ist eher spröde und, der Natur historischer Wissenschaftstexte gemäß, nicht mehr ganz up to date. Den fand ich weniger interessant.

 

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (Reclam)
Ein Buch, das ich schon lange auf meiner To-do-Liste habe. Ich muss gestehen, dass ich mit Rilke bisher immer meine Probleme hatte. Als lyrik-interessierter Mensch war im immer wieder etwas enttäuscht darüber, dass bei seinen Gedichten der Funke so gar nicht übergesprungen ist auf mich. Nun also seine Prosa. Und, ja, darin bin ich gut angekommen und habe vieles entdecken können. Ein Werk, das zu lesen mir sehr gefallen hat.
Es handelt sich um eine Art Tagebuch, in dem der Titelheld zunächst seine aktuellen Erfahrungen, dann seine Kindheits- und Jugenderinnerungen und Episoden aus seiner Familiengeschichte aufschreibt. Malte schreibt über seine Begegnung mit der Stadt Paris, einem modernen Moloch, voll Massen und neuer Technik, voller Krankheit und Armut, ziemlich unruhig und nicht gerade anheimelnd. Vor allem aber sind die Aufzeichnungen geprägt von gruseligen und geisterhaften Anekdoten aus der Familiengeschichte, wie zum Beispiel der Begegnung mit einer seit langem verstorbenen Dame, die mit der größten Selbstverständlichkeit eines Abends an der gemeinsamen Tafel Platz nimmt, und für alle Beteiligten ist es vollkommen selbstverständlich. Oder die Erinnerung des Erzählers, dass er einmal als Kind in einem Zimmer nach einem heruntergefallenen Gegenstand suchte, unter einem Schrank herumtastete und dabei eine fremde Hand berührte. Richtig gestaunt habe ich über die Geschichte eines Mannes, der auf den Gedanken verfiel, man könne Zeit sparen und so ein Guthaben bei einer Zeitbank anhäufen. Ich vermute mal, dass hier Miichael Ende eine seine Inspiration für "Momo" gefunden hat.
Ein sehr interessanter Roman, der mir einiges an Aha-Augenblicken beschert hat. Hat mir gefallen.

 

Fritz Brehmer: Nebel der Andromeda
Eine Reise zu einem Planeten im Andromedanebel, erstmals veröffentlicht 1920, jetzt neu herausgekommen im Verlag Saphir im Stahl. Eine sehr interessante Geschichte und auf jeden Fall der Wiederveröffentlichung würdig. Allerdings hat der Verleger es mit dem Wiederveröffentlichen etwas zu gut gemeint: Die Geschichte hat 150 Seiten, das Buch hat 300 Seiten. Ahnt ihr, was passiert ist? Richtig. Der Text ist im Buch zweimal enthalten. Das ist für den Leser natürlich erstmal irritierend, wenn er genau in der Mitte des Buchs ein schlüssiges, sauberes Ende findet – und dann geht es doch weiter, mit etwas, das man genau so schon gelesen hat. Okay, es ist halt passiert.
Inhaltlich ist es durchaus ein Buch, das sich lohnt. Geschildert wird die Reise eines Mannes namens Markus Geander, der später in Venezuela unter dem Namen Santo Desnudo als eine Art verschrobener Einsiedler lebte und von den Eingeborenen verehrt wurde. Markus entwickelte in jungen Jahren eine Art Geisteskraft, die sich in telekinetischen Fähigkeiten, aber auch in der Fähigkeit zur Manipulation seiner Mitmenschen äußerte. Eines Abends, beim Blick in die Sterne und vor allem auf das Sternbild Andromeda wurde er – wie er zunächst annahm: von seiner eigenen Kraft – auf einen dortigen Planeten versetzt. Er taucht aus dem Wasser auf und begegnet der faszinierenden jungen Frau Irid.
Die Bewohner der Welt Drom sind hochentwickelt und der Menschheit um einige Jahrtausende voraus. Ihre geistige Entwicklung ist derart fortgeschritten, dass sie sich mit einer stummen Gedankensprache verständigen. Nur mit Hunden, Kindern und dem Erdling spricht man notgedrungen ist der simplem akustischen Barbarensprache. Das Leben ist schlicht und einfach, frei von Sorge, frei von Aggression. Irid ist Lehrerin, ein Beruf, zu dem nur Menschen von hohen Geistesgaben, Tugenden und einem ausgeglichenen Temperament zugelassen werden. Markus fühlt sich von ihr angezogen, doch alle seine Versuche, sie zum Geschlechtsverkehr zu bewegen, werden von ihr nicht zugelassen. Sein Versuch, sie mit seinen manipulatorischen Fähigkeiten herumzukriegen, amüsiert die Frau von Drom nur, sie ist ihm auf geistigem Gebiet einfach haushoch überlegen.
Dabei war es, wie sich später herausstellt, Irids Entscheidung, ihn, den Barbaren, zu sich nach Drom heraufzurufen. Sie stellte sich vor, dass man ihre hochentwickelte, aber etwas träge Kultur durch irdisch-barbarisches Blut mit neuer Energie versehen kann. Schließlich lädt sie ihn doch zum Geschlechtsverkehr ein, und danach wird alles anders, es kommt zur Katastrophe …
Sehr interessanter Roman, gut erzählt, angenehm strukturiert und für jemanden, der, wie ich, ältere Literatur liebt, ein Genuss. Vielleicht sogar angenehm genug, um die Geschichte zweimal zu lesen …

 

Alexander von Humboldt: Auf dem Weg zum ökologischen Denken (Reclam)
- Der See von Valencia
- Untersuchungen über die Gebirgsketten und die vergleichende Klimatologie
- Geschichte der Pflanzen (der Vierwaldtstätter See)
Drei sehr unterschiedliche Texte Alexander von Humboldts, die vor allem deutlich machen, wie sehr dieser Forscher auf Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Einzelphänomenen achtete und das "große Ganze" in den Blick fasste. So erkannte er am See von Valencia, wie nicht nur die Tiere und Pflanzen eine Art ökologisches Gleichgewicht bildeten, sondern wie auch die traditionelle menschliche Gemeinschaft vor Ort und ihre Landwirtschaft Teil eines Ökosystems war. Und er stellte fest, wie und warum die Sache irgendwann nicht mehr funktionierte. Bei seinen Untersuchungen der Gebirgsketten geht es zunächst um geographische Forschungen, die er während seiner großen Russland-Reise anstellte. Doch von den dort gewonnenen Wetterdaten zieht er Parallelen zu Messungen aus Südamerika und anderen Gegenden, entwirft weltumspannende Linien, um Isothermen und Isobaren abzubilden, entdeckt Zusammenhänge und erforscht die allgemeine Großwetterlage. Sehr spannend.

 

Carsten Schliwski: Nahostkonflikt. 100 Seiten (Reclam)
Kompakte Übersichtsdarstellung zum günstigen Preis, nicht erschöpfend natürlich, aber mehr kann man auf hundert Seiten wirklich nicht erwarten. Geboten werden geschichtliche Hintergründe und ein Überblick über die Interessen der einzelnen ethnischen, nationalen und religiösen Gruppierungen. Und ein Ausblick - wobei der Verfasser sich nicht anmaßt zu sagen: So kann das mit dem Frieden endlich funktionieren.
Extrem nervig und den Lesefluss störend ist die Sternchenschreibweise. Zumal da einfach Sachen gegendert werden, die sprachlich so nicht korrekt sind. „Jüd*innen“ zum Beispiel ist kompletter Murks, da die männliche Form überhaupt kein Ü enthält. Die Forderungen und Interessen von Xxx*innen aus arabisch-muslimischen Ländern? Hä? Welche Interessen können denn Frauen in Ländern äußern, in denen sie allenfalls das Recht haben zu schweigen? Und was bitteschön sind „Israel*innen“? Inkonsequenterweise wird das Word für die Jesus-Leute nicht gegendert. Die Rede ist einfach nur von „Christen“. Als Kirchensteuerzahlerin fühle ich mich in meinen religiösen und feministischen Gefühlen zutiefst verletzt.

 

Theodor Herzl: AltNeuLand. Ein utopischer Roman
Es gibt wenig Länder, die sich auf einen phantastischen Roman als Gründungsurkunde berufen können. Doch dieses "AltNeuLand" ist die Beschreibung eines jüdischen Staates, wie es ihn damals noch nicht gab. Theodor Herzl, Begründer des politischen Zionismus, der zuvor bereits in "Der Judenstaat" das Konzept eines jüdischen Staates entworfen hatte, veröffentlichte im Jahr 1902 diesen Roman, in dem er sein Thema literarisch umsetzte.
Erzählt wird die Geschichte des Dr. Friedrich Löwenberg, eines jüdischen Mannes, der mit seinem Leben abgeschlossen hat, als die Frau, in die er sich verliebt hat, einen anderen heiratet. Als Jude hat er in der deutschen Gesellschaft ohnehin keine Chancen auf ein ordentliches Auskommen, gesellschaftlich ist er ebenfalls isoliert, da entdeckt er eine Anzeige, die ihm vielversprechend schein: Ein reicher Mann hat die Nase voll von der Welt, will sich auf eine einsame Insel zurückziehen und sucht einen gebildeten Menschen, der ebenfalls der Welt den Rücken kehren will, als Begleiter und Gesellschafter. Löwenberg und der Millionär Kingscourt werden sich schnell einig. "Liebeskummer, Weltschmerz und Judengram – das ist zusammen genug, um auch einen jungen Mann für immer Abschied nehmen zu lassen vom Leben", fasst es Kingscourt zusammen.
Mit seinem Handgeld, das er von Kingscourt für die Erledigung seiner letzten Angelegenheiten in der Heimat erhält, rettet Löwenberg eine verarmte Familie aus höchster Not, bezahlt einen Arzt für die kranke Mutter und eine Ausbildung für den Sohn der Familie. Dieser, David Littwak, schaut ihn sehr lange und intensiv an, um sich die Gesichtszüge des Wohltäters für immer einzuprägen. Und er wird ihn nie vergessen. (Erinnert ein wenig an den Junge Bruce Wayne, der sich den Mörder seiner Eltern mit "Augen, die nie vergaßen", einprägt. Nur eben diesmal positiv.)
Das Segelschiff sticht in See und trägt sie davon. Wohin genau, darüber wird nichts gesagt, aber auf dem Weg dorthin macht der Millionär, dem Juden Löwenberg zuliebe, einen Zwischenstopp in der Gegend des späteren Staates Israel. Sie finden eine ziemlich karge Trümmerwüste vor, nichts lädt zum Bleiben ein, nur einige wenige Juden sind anzutreffen, die sich hier eine neue Heimat schaffen wollen.
Schnitt.
Das zweite Buch spielt 20 Jahre später. Im Jahr 1923 kommt das Schiff des Millionärs erneut in der Gegend von Haifa vorbei. Und die beiden Eremiten können gar nicht fassen, wie sich das Land verändert hat, als sie in Haifa anlegen. Ein glücklicher, moderner Staat, in der jeder zu essen hat und in dem jeder mit anpackt, in dem moderne Technik und genossenschaftlich organisierte Betriebe für Wohlstand sorgen, und ein Staat, der nicht von den gierigsten und großfressigsten, sondern von den besten und anständigsten Bürgern regiert wird. Kaum angelangt, wird Löwenberg von einem jungen Mann angesprochen. Es ist David Littwak, dem er einst die Ausbildung finanziert hat. David führt ihn überall herum und erklärt ihm die Besonderheiten des Judenstaates. Fonografische Aufzeichnungen eines Zeitzeugen und Mitgründers des Staates informieren Löwenberg und Kingscourt über die ersten Jahre des noch jungen Staates. Aktuell stehen Wahlen an, und David reist durchs Land, hält Reden und wirbt für seine Ideen für die Zukunft des Landes. Am Ende wird David zum Staatschef gewählt, Löwenberg und Kingscourt beschließen, ihre einsame Insel aufzugeben und sich im Judenstaat als nützliche Glieder der Gesellschaft einzubringen.
Das Buch hat nicht nur interessante Ideen, die ja zum Teil Wirklichkeit geworden sind, sondern es ist auch ein sehr gut erzählter Roman, der sich flüssig lesen lässt. Alles andere als ein stinklangweiliges Staatskonzept also. Ein modernes Märchen zum Teil. Beziehungsweise: Wenn ihr es wollt, ist es kein Märchen ...
Die Ausgabe, die ich gelesen habe, stammt aus der "Henricus - Edition Deutsche Klassik" und erschien im Jahr 2021. Der Text wurde an die neue deutsche Rechtschreibung angepasst. Optisch ist es schön gestaltet mit einem Porträt Herzls auf dem Cover. Schön wäre ein Vorwort oder Nachwort zur Einordnung, Entstehungs- und Wirkungsgeschichte. Aber eine moderne Textedition ist schon viel wert.

 

Hans Schmoldt: Biblische Geschichte (Reclam)
Das Buch arbeitet die in der Bibel erzählten geschichtlichen Ereignisse auf, konzentriert sich weitgehend auf die biblischen "Geschichts-Bücher" wie die fünf Mose-Bücher, Josua, Richter, Chroniken und Könige, hinzu kommen einige Informationen zur Welt des neuen Testaments. Man erfährt etwas über Zeitrechnung, Feste, die vorstaatliche Zeit und die Könige, die Auseinandersetzungen mit den Nachbarn, die Zeit der Perserherrschaft, die hellenistische Zeit, das Leben unter den Römern, den Makkabäeraufstand. Sehr interessante Abhandlung, ausgesprochen lesenswert.

 

Frederik Hetmann: Der Rote Tag
Geschichte der Schlacht am Little Bighorn mit besonderem Schwerpunkt auf der Perspektive Custers. Interessant, dass Hetmann gerade Custer wählte, der ja wahrhaftig nicht der Held dieser Auseinandersetzung ist – und erst recht keine Identifikationsfigur für Leser, die sich für Indianer interessieren. Einen gewissen Realitätsverlust muss man Custer wohl unterstellen. Aber diese pubertären Allmachtsphantasien kennt man ja. Insgesamt ein sehr gut zu lesendes, informationsreiche Buch, zum Teil Sachbuch, zum Teil Roman. Auch wieder ein antiquarisch entdecktes Stück Literatur.

 

Eckart Frahm: Geschichte des alten Mesopotamien (Reclam)
Gute Überblicksdarstellung, die die rund 3000-jährige Geschichte der zahlreichen Völker des Zweistromlands auf rund 270 Seiten zusammenfasst. Hier lebten Sumerer und Akkader, Ammuriter, Babylonier, Assyrer, Perser, hier wurde vieles entwickelt, was unsere Kultur noch heute prägt. Man erfährt etwas über erste Städte und frühe Hochkulturen, über Chronologie und Epochen, über die Quellenlage, die Keilschriften. Und auch die Autoren der Bibel haben hier einiges geklaut. Sehr interessant fand ich die Gegenüberstellung der Sintflutgeschichte im Gilgamesch-Epos und im Buch Genesis. Könnte es sein, dass der mesopotamische Mythos um einiges besser zu den Problemen unserer Zeit passt als die Bibel-Version? Obergott Enlil, der die Wasser auf die Erde losließ, hatte nämlich einen verdammt guten Grund dafür: Die Menschen waren einfach zu viele geworden, sie waren eine Belastung für das Land. In Zeiten der Übervölkerung der Erde und des menschengemachten Klimawandels könnte man durchaus sagen: Enlil hatte Recht mit der Idee, die menschliche Bevölkerung klein halten zu wollen. Der biblische Gott mit seinem "Seid fruchtbar und mehret euch" scheint jedenfalls nicht bis in unsere Zeit vorausgesehen zu haben.

 

D9E - Der Loganische Krieg. Sammelband 1
- Stefan Cernohuby: Der Aufstand der Betrogenen
- Alessandra Reß: Die Netze von Nomotu
- Carmen Capiti: Machtwechsel
"Der Loganische Krieg" ist ein Spin-off der Science-Fiction-Reihe "Die 9. Expansion", die im Wurdackverlag erschienen war. Ich hatte die Hauptserie gelesen, den Spin-off erstmal ausgeklammert und hatte dann festgestellt, dass am Ende der Expansion plötzlich von "Kreaturen" die Rede war, die ich nicht kannte. Hatte mir dann immer vorgenommen, die Serie noch nachzuholen. Und als Ernst Wurdack ankündigte, dass er seinen Verlag schließen wolle, habe ich schnell noch zugegriffen.
Zunächst einmal: Diese Serie ist wesentlich kompakter als die Hauptserie. Wir haben einen räumlich sehr beschränkten Schauplatz, nämlich zwei Monde eines Planeten. Es gibt nur eine durchgehende Handlung: Die "Kreaturen" auf Saxum, die für die Bewohner von Logus in Erzminen schuften, rebellieren und kämpfen um ihre Unabhängigkeit. Die Romane – neun Kurzromane à ca. 90 Seiten, im Druck zusammengefasst in drei Sammelbänden – sind wesentlich kürzer als die Romane der Hauptserie, enger miteinander verzahnt und bewegen sich anhand eines einzigen roten Fadens vom Start bis zum Ende der Serie. Der Headcount ist relativ hoch. Während in der Hauptserie der Fokus auf dem Weltenbau und den Schilderungen unterschiedlicher Zivilisationen lag, steht hier Action und Kampf im Vordergrund. Die Geschichten haben ein hohes Tempo, die Autoren labern nicht lange rum und schaffen Atmosphäre, sie ballern im Ernstfall los und lösen die Probleme durch Kämpfe. Wie gesagt: Es gibt sehr viel Blut und sehr viele Tote.
Im ersten Sammelband geht es um den Beginn des Aufstands, und man erfährt etwas über die "Kreaturen". Die genetisch veränderten, an das Leben als Minenarbeiter angepassten Menschen bringen ein loganisches Shuttle in ihre Gewalt. Man merkt schon von Anfang an, dass es mit der Zivilisation auf Logus nicht weit her ist: Die Welt ist zwar technisch hochentwickelt, aber ethisch nicht unbedingt zivilisiert zu nennen. Schon in der Eingangsszene wird ein Aufständischer zu Tode gefoltert, um aus ihm Informationen herauszuholen. Und ganz besonders mies: Den "Kreaturen" wurde ein "Ablaufdatum" einprogrammiert. Keiner überlebt das 40. Lebensjahr.

 

Hoch die Tassen! Ein (zweites) phantastisches Fest
Das Buch enthält die Beiträge zum Marburg-Award 2024. Der Wettbewerb stand, wie im Vorjahr, unter dem Motto: "Ein phantastisches Fest". Im vergangenen Jahr war die Aufgabe gewesen, ein real existierendes Fest zu schildern. Diesmal sollte es um frei erfundene Feste gehen. Der Band enthält 17 Geschichten, wurde vom Marburger Verein für Phantastik in limitierter Auflage von 50 Bänden herausgegeben und mit zu den Storys passenden Illustrationen versehen. Er liest sich sehr gut und flüssig, ganz große Ausfälle gab es bei den Geschichten nicht.
Mir hat am besten der "Tag der Unsterblichkeit" von Lennox Lethe gefallen. Der fiktive Feiertag wird am 8.8. begangen, da die (liegende) Ach ja das Symbol der Unendlichkeit ist. Es ist die Geschichte eines Jugendlichen, der einen Zugunfall provoziert, um ein spektakuläres Handyvideo zu drehen. Dabei kommt er ums Leben. Oder doch nicht? Es ist schließlich der Tag der Unsterblichkeit. Der Zugführer ärgert sich jedes Jahr aufs Neue über den kopflosen Geist, der seinen Zug aufhält. Und das Handy mit dem Video ist verschwunden, was für ein Pech.
Ebenfalls gut gefallen hat mir "Kanzei" von Mala Jay Suess. Die Geschichte spielt in Japan und erzählt von einer mächtigen Industriellen-Familie, die ein Geheimnis hat. Nun hat der junge Ryu das richtige Alter für seine Initiation erreicht. Die Erfahrung ist entsetzlich.
Sehr witzig fand ich "Zucker für die Venus" von Moritz Linden. Eine Art SF-Parodie. Es geht um ein Raumschiff, dessen Kapitänin ein marsianischer Pterodaktylus ist. Als Söldner ist ein humanoider Kanide an Borg. Und dann ist da noch die Bordingenieurin Rosa Schleim mit von der Partie. Die so aussieht, wie sie heißt, nur nicht rosa ...Sie ist eigentlich eine Kolonie von Venusschwefelbakterien und will unbedingt rechtzeitig zum großen Fest auf ihrem Heimatplaneten ankommen, bei dem alle Bakterienkolonien miteinander verschmelzen und glücklich sind. Wegen eines Kampfes verspätet sich das Raumschiff, Rosa hat keine Chance mehr auf den absoluten Höhepunkt. Aber ihre Kollegen bereiten ihr ein Fest, das fast genau so schön ist wie die Verschmelzung auf der Venus ...

 

 

Hörspiel

 

Kira Kolumna 11: Übergekocht
Die Südberger Suppenküche, in der Bedürftige eine kostenlose Mahlzeit bekommen können, ist in Gefahr. Personalknappheit und ein Krankheitsfall stellen den letzten verbliebenen Mitarbeiter vor Riesenprobleme, die eingebrochenen Spenden tun ein übriges. Und in Zeiten wachsender Armut sind immer mehr Leute darauf angewiesen, in der Suppenküche etwas zu essen zu bekommen. Als Kira von der Geschichte hört, will sie helfen. Sie und ihre Freunde planen eine große Pasta-Party, um Spenden zu sammeln und Helfer zu begeistern. Außerdem schreibt sie einen aufrüttelnden Artikel für ihre Lokalzeitung. Doch beim Nudelkochen richten Kira und ihre Freunde ein heilloses Chaos an. Und der wütende Supermarktbetreiber weigert sich vehement, Lebensmittel für irgendwelche Schnorrer herauszurücken. Nein, eine Container-Tour ist nicht in Ordnung, auch wenn es für einen guten Zweck ist ...
Erneut eine spannende Geschichte über ein wichtiges Thema. Kira zeigt, dass gesellschaftliches Engagement alles andere als uncool ist. Und die Serie transportiert das alles ohne besserwisserischen Zeigefinder und Belehrung von oben. Sehr schön.

 

Kira Kolumna 12: Abgefahren
In Südberg, etwas weiter abgelegen und den Neubürgern nicht mehr bekannt, liegt ein ehemaliger Vergnügungspark. Das Gelände ist aus Sicherheitsgründen abgeriegelt. Aber hier hat sich eine alternative Künstlerkolonie angesiedelt, hier gibt es Freundschaft, geselliges Beisammensein und Kunstwerke aus Park-Überresten zu bestaunen. Für Lars ist das alles ein alter Hut, aber als Kira von dem alten Park erzählt, ist sie Feuer und Flamme. Sie schreibt eine Reportage über das illegale Künstlerdorf und ist sehr irritiert darüber, dass einige Künstler wütend reagieren, als sie sich derart ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt sehen. Obendrein gibt es Streit mit einem Nachbarn, der seine Ruhe haben will, und als dann noch ein Besucheransturm einsetzt und ein Neugieriger beim Versuch, auf das gesperrte Gelände einzudringen, in die Klemme gerät, fragt sich Kira, ob es wirklich gut war, über die Kolonie zu berichten, und denkt über ihre journalistischen Grundsätze nach.
Die Folge ist nicht schlecht, aber nicht so herausragend wie der Sommer in Südberg, die Suppenküchen-Abenteuer oder die Fakenews-Geschichte. Ganz ordentlich.

 

 

November

 

D9E - Der Loganische Krieg. Sammelband 2
- Veronika Bicker: Falsches Spiel
- Stefan Cernohuby: Blutige Monde
- Alessandra Reß: Eine Ahnung von Freiheit
Die Auseinandersetzungen zwischen den Loganern und den "Kreaturen" gehen weiter. Inzwischen haben die Kreaturen erste Erfolge eingefahren, sodass auf Logus die Angst wächst. Misstrauen und Hysterie greifen um sich. Zumal die Kreaturen ja optisch so gut wie nicht von normalen Menschen zu unterscheiden sind. Da kommt es wie gerufen, das ein "Kreaturenscanner" auf den Markt kommt. Das Gerät zeigt angeblich unfehlbar an, ob das Wesen, dem man gegenübersteht, ein Mensch oder eine Kreatur ist. Es gibt einen Run auf die Geräte. Nachteil: Die Apparate sind fehlerhaft. Gescannte Loganer werden als Kreaturen identifiziert, und die Loganer mit dem nervösesten Abzugfinger metzeln haufenweise harmlose Mitbürger nieder. Derweil gibt es Friedensverhandlungen, Machtkämpfe der loganischen Institute und ein neues Forschungsprojekt: Eine Genveränderung der Loganer soll bewirken, dass diese die Kreaturen unfehlbar identifizieren können und von unbezähmbaren Hass auf sie gepackt werden Jeder Loganer soll also, sowie er in die Nähe einer Kreatur kommt, gar nicht anders können, als sie anzugreifen und niederzumetzeln. (Dieses Phänomen trat dann auch im letzten Band der Hauptserie "Die neunte Expansion" zutage.)

 

Nixenmärchen, hrsg. v. Erik Schreiber
Schön gestaltetes Taschenbuch im Hosentaschenformat mit Geschichten über Nixen, Meerjungfrauen und Wasserweiber. Wobei der Titel etwas irreführend ist. Denn abgesehen von Hans Christian Andersens "Kleiner Meerjungfrau" enthält das Buch keine Märchen, sondern Sagen aus aller Herren Länder. Die Geschichten sind jeweils sehr genau lokal verortet, und man erfährt, in welchem Weiher einst eine Wasserfrau ihr Unwesen getrieben hat, wo ein Fischer eine Nixe traf, wo gute Menschen von den Meereswesen belohnt und böse bestraft wurden und wo Menschen unter Wasser gezogen und nie wieder gesehen wurden. Eine schöne, reichhaltige Sammlung und eine wahre Fundgrube.

 

D9E - Der Loganische Krieg. Sammelband 3
- Katherina Ushachov und Stefan Cernohuby: Gefangen im Dilemma
- Veronika Bicker: Zwischen allen Fronten
- Stefan Cernohuby: Tabula rasa
Finale der Spin-off-Serie. Die Auseinandersetzungen werden immer brutaler. Es geht um Waffenlieferungen, Pläne zur Vernichtung des Mondes, Geheimwaffen und Gegenmittel. Massenweise Tote, schließlich die Auswanderung der Kreaturen in eine neue Welt. Und für ein Pärchen, das sich im Verlauf des Krieges fand, gibt es sogar eine Art romantisches Happy End.
Fazit: Abgeschlossene Handlung in übersichtlichen, actionreichen neun Kurzromanen, sehr gewaltreich und blutig, klassische Spannungsliteratur, bei dem Weltenbau und Kulturenzeichnung hinter den gewalttätigen Aktionen zurücktreten. Zeitlich, räumlich und in Bezug auf die Handlung klar auf einen kleinen Rahmen fokussiert. Also etwas ganz anderes als die Hauptserie. Interessante Nebenlinie zur Hauptserie und mit dieser nur in sehr losem Kontakt stehend. In "Die neunte Expansion" wird die genetische Konditionierung der Loganer, die eine "Kreatur" sofort anfallen und bekämpfen müssen, kurz zum Thema, während in "Der Loganische Krieg" am Rande die Hondh erwähnt werden. Beide Serien sind aber ohne weiteres auch separat lesbar und verstehbar.

 

Ismar Schorsch: Leopold Zunz. Vorkämpfer der Emanzipation und Begründer der Wissenschaft des Judentums. Biographie 1794 - 1886
Biographie des Begründers der Judaistik und eines der wichtigsten Bibelübersetzer. Die zweisprachige Zunz-Bibel ist auch für mich ein Text, den ich häufiger zur Hand nehme. Wobei ich bisher dachte, er hätte das Buch allein übersetzt, er war aber wohl "nur" der Herausgeber.
Das Buch ist eine Biographie, allerdings, wie bei vielen Wissenschaftlern, steht das Werk eindeutig im Vordergrund, die sonstigen Angaben zu seinem Leben sind recht dünn. Der Mann war ausgesprochen fleißig, also, was sollte er sonst noch getan haben in seinem Leben? Außer seiner wissenschaftlichen Arbeit beschäftigete ihn die politische nicht weniger. Bekannt wurde er durch seine Gründung des "Vereins für die Wissenschaft und Cultur des Judentums", durch seine Arbeit in der "Gesellschaft der Freunde", seine Tätigkeit als Redakteur für die Zeitschrift für die Wissenschaft des Judentums, sein Engagement für Lehrerausbildung und durch die bereits erwähnte Zunz-Bibel, die an vielen Stellen dem hebräischen Original näher kommt als Luthers Text. Die jetzt von Ismar Schorsch vorgelegte und von Ursula Kömen aus dem Englischen ins Deutsche übersetzte Biographie zeichnet Ideen, Kämpfe, Erfolge und Rückschläge nach und macht das Werk eines bedeutenden Wissenschaftlers erlebbar und verstehbar. Lesenswert und hilfreich.

 

Kerstin Groeper: Träume von Salbei und Süßgras

 

Schwertgesang und Zauberschatten
Fantasy mit starken Frauen, verfasst von 18 Autorinnen und Autoren. Wobei das "stark" nicht unbedingt bedeutet, dass es sich um Superheldinnen handeln muss. Manchmal sind es auch einfach nur Frauen, die die Zähne zusammenbeißen und ihren Job machen oder in einer phantastischen Welt überleben. Mein absoluter Höhepunkt war natürlich Linda Budingers "Mittenachts-Spiegel", eine Fortsetzung der Geschichte "Mitternachts-Kompass", die Linda damals zu meiner Drachen-Anthologie beigesteuert hatte. Die Geomantin reitet auf ihrem Wasserbüffel nach Sasho, in eine Stadt, die von Geistern heimgesucht wird. Asian Fantasy vom Feinsten Ich möchte gern mal einen Sammelband mit drei oder mehr Mitternachtsgeschichten lesen.
Gut gefallen hat mir auch "Das Bildnis der Leuchtenden", die Geschichte eines magischen Bildes, das ein besonders begabter Farbenmacher schuf. Leider verstarb er bei der Fertigstellung des Bildes, und seine Frau macht sich auf die Suche nach ihm, findet die abgebildeten Wesen und bestraft den arroganten Auftraggeber des Bildes auf sehr fiese Art. Gelungen sind auch "Zereas Stimme", die Geschichte besonderer Friedensverhandlungen, und der "Schatz des Königs", in der von einer besonders talentierten Diebin erzählt wird. Und eine beeindruckende Heldin stellte Angela Rose Burkart vor: Die Fürstin Arabella streift allein und inkognito durch die Wälder und trifft drei Ritter, denen sie sehr genau auf den Zahn fühlt und ihre Grenzen aufzeigt, bevor sie sie als Leibwächter anheuert. Aber eigentlich ist jede einzelne Geschichte lesenswert und sehr gut geschrieben. Eine Sammlung mit Autoren und Autorinnen, die allesamt viel auf dem Kasten haben. Sehr gut.

 

Voll verwünscht
Poppig bunt und prall gefüllt mit fun-tastischen Geschichten über Wünsche, die nicht präzise genug formuliert wurden und bösartige Wunscherfüller, die jedes Wort auf die Goldwaage legen: Die neue Anthologie im Leseratten-Verlag ist eine Warnung für jeden, der die berühmten drei Wünsche auf die leichte Schulter nehmen will. Da gerät schon mal ein Weihnachtswunschzettel aufgrund eines Buchstabendrehers nicht an Santa, sondern an Satan, da wünscht sich ein pelziges Küken in einem Chaotenraumschiff Zugriff auf die ultimative Waffe, Gute Feen, Dschinns und Trolle geben sich mal mehr, mal weniger Mühe, ihre Kunden beim Wünschen auf Klippen und Untiefen hinzuweisen. Und wenn alles schief geht, gibt es auch noch die Selbsthilfegruppe der Wunschversehrten. Ein herrlicher Spaß. Lesenswert.

 

Richard Adams: Unten am Fluss - Watership Down
Liebenswert-zauberhafte und abenteuerliche Geschichte einer Gruppe von Kaninchen, die sich auf die Suche nach einer neuen Heimat machen. Weil der prophetisch begabte junge Fiver ein Unglück vorausahnt, macht sich eine Gruppe von Kaninchen auf den Weg. Nur wenige folgen ihm, der Rest bereut es bald, geblieben zu sein, denn die Kaninchenwiese wird ein Baugebiet, und alle Baue und Nahrungsquellen werden von Maschinen zerstört. Zweimal trifft Fivers Gruppe auf andere Kaninchenpopulationen, beide Male lehrt sie die Begegnung das blanke Entsetzen, denn sie treffen auf totalitäre Strukturen, auf Unterdrückung oder auf Opferkaninchen, die ihre relative Sorglosigkeit mit Unfreiheit und einem Leben mit dem Tod bezahlen. Das Ganze ist gehalten im Stil eines großen alten Heldenepos, und wir treffen auf sehr unterschiedliche, sehr individuell gezeichnete Heroen, von denen jeder seine eigenen Fähigkeiten hat. Da ist der tüchtige, um seine Kaninchen besorgte Anführer Hazel, der während des Zuges zu einer herausragenden Führungspersönlichkeit heranwächst. Da ist Bigwig, Angehöriger einer Kaninchen-Elitetruppe und ein tapferer Kämpfer, der selbst Aias den Telamoniden in den Schatten stellt. Das ist der Geschichtenerzähler Dandelion, der die alten Mythen über den Kaninchen-Kulturheros und Trickster El-ahraira bewahrt und zelebriert. Hinzu kommt die eigene Kaninchensprache, deren Ausdrücke Adams immer mal wieder in den Text einstreut. Zum Frauenbild mag ich hier nichts weiter schreiben, es lässt sich mit dem Wort "doof" zusammenfassen. Aber das erträgt man als Leserin, vor allem, wenn der Rest der Geschichte so liebenswert ist.

 

Wundersame Haustiere und wie man sie überlebt …
Eine liebenswerte Anthologie mit einem wunderschönen Cover, in der man die seltsamsten Wesen kennen lernt. Die Rahmenhandlung führt einen nächtlichen Reisenden, der sich verfahren hat, in eine ungewöhnliche Tierhandlung. Hier erhält er ein Buch mit Tiergeschichten, das er später in Ruhe im Hotelzimmer liest. Die Lektüre entpuppt sich als kurzweilig, aber auch als nicht ungefährlich. Erzählt werden Begegnungen mit mythologischen und frei erfundenen Wesen, mit außerirdischen Tieren, mit bösen und lieben Hausgenossen, und sogar der "Pelzi-Bub" und der "Schweinehund" sind mit dabei. Alle nehmen in der wundersamen Zoohandlung ihren Anfang, manche haben ein Happy End, andere enden in der Katastrophe. Meine Lieblingsgeschichte war die Story vom Hippalektryon, verfasst von Alisha Pilenko. Ein Mischwesen aus der Antike, über das ich mich vor Urzeiten mal in der Elfenschrift verbreitet hatte. Schön, dass außer mir den seltenen Rosshahn noch kennt.

 

Markus K. Korb: Finstere Stadt 1 - Sourcecode
Zukunftsvision, die den Leser in eine chinesische Metropole des Jahres 2055 entführt. Ordnungsmacht des neuen High Tech Hong-Kong ist die Drachenmafia. Deren Agenten, benannt nach ihren speziellen Fähigkeiten, sind etwa "Auge", "Ohr". "Nase" oder "Faust". Im vorliegenden Band müssen sie sich mit geheimnisvollen Störungen der synthetischen Sinnesorgane der Bewohner befassen, und sie geraten an eine böse KI, die im Untergrund verborgen lag und nun erwacht. Die Nummer "1" im Titel lässt darauf schließen, dass da noch einiges mehr an Geschichten zu erwarten ist. Schlecht wäre das nicht.

 

Lennardt M. Arndt: An den Ufern des Nebraska - Die Surehand-Story Band 1

 

Esther S. Schmidt: Das Erwachen der Hüterin

 

Axel Kruse: Kürben
Ein Buch, das ich ursprünglich für den zweiten Teil von "Migiersdottir" gehalten habe, weil es einen sehr irreführenden Klappentext trägt. Mit dem genannten Roman hat es aber nichts zu tun. Es geht vielmehr um Kurzgeschichten, die zum Teil aufeinander aufbauen und so ein größeres Ganzes bilden. Der erste Teil widmet sich dem Aufeinanderteffen der Menschheit mit dem titelgebenden Volk der Kürben. Als weit entfernt von der Erde ein irdisches Raumschiff havariert und in der Nähe ein gleichffalls gestrandetes Raumschiff der riesigen Kürben entdeckt, kommt es zum Erstkontakt und – weil man sich anders nicht helfen kann – zum Austausch von Wissen und Technologie. Mit den von den Kürben gewonnenen Hilfsmitteln können die Terraner schließlich wieder heimwärts fliegen. Dumm ist nur, dass die Kürben trotz verschlüsselter und getilgter Daten die Koordinaten der Erde herausfinden. Sie greifen an, und der in mehreren Episoden geschilderte Krieg ist grausam und für die Menschheit schon von Anfang an nicht zu gewinnen. Kruse zeichnet eine furchtbare Zukunft der Menschheit, bei der am Ende nur eines zählt: die Milchproduktion der Menschenfrauen. Einige wenige Männer werden als Beschäler behalten, ansonsten sind die Frauen dauerschwanger, und nach der Geburt werden männliche Kinder getötet, weibliche werden als zukünftige Milchkühe der Kürben aufgezogen. Beklemmend.

 

Sy Montgomery: Die Geheimnisse des Octopus. Intelligenz und Eleganz der magischen Meeresbewohner
Reich bebilderter Streifzug durch die Welt der Achtfüßler mit einigen interessanten Infos über die kognitiven Leistungen dieser Meeresbewohner, über ihre besonderen Fähigkeiten und über Freundschaften zwischen Mensch und Octopus. Insgesamt aber weniger ein wissenschaftliches Buch, sondern eine sehr emotionale Schilderung von Begegnungen mit diesen Tieren.

 

Angeline Boulley: Firekeepers Daughter

 

Katharina Gerlach (Hrsg.): Meerjungfrauen
Die zauberhafteste Anthologie, die ich dieses Jahr gelesen habe. Moderne Fantasy-Storys über Meerjungfrauen, manchmal auch den Bereich der Science Fiction und des Krimis berührend. Ob griechische Mythologie, chinesische Sprichwörter oder der Umstand, dass es im Bodensee keine Nixen geben soll, ob ein seltsamer Fisch im Aquarium vererbt wird oder eine verführerische Sängerin, die Schiffer ins Verderben lockt - die Welt der Meermenschen ist vielschichtig und voller Überraschungen. Die Sammlung bietet Meerjungfrauengeschichten jenseits der ausgetretenen Pfade und überzeugt durch ihre Qualität und Vielseitigkeit.
Ich weiß gar nicht so recht, welche Geschichte ich nun als beste heausstellen soll. Vielleicht "Iphis" von Wolfgang Malischewski wegen des mythologischen Themas? Oder die Geschichte "Opas Glücksfisch" von Susanne Born mit dem geerbten hässlichen Fisch, der sich als Meerjungfrau entpuppt? Sehr schön war auf jeden Fall die chinesische Erzählung "Den Mond aus dem Meer fischen" von Damaris McCilgan. Gefallen hat mir auch "Meeresmagie" von der Herausgeberin Katharina Gerlach. Sie schildert einen Meermenschen, der "andersrum" ist: Fischkopf und Menschenfüße - aber das Herz auf dem rechten Fleck.

 

Ottmar Ette (Hg.): Alexander von Humboldt-Handbuch. Leben - Werk - Wirkung. Sonderausgabe
Ich hatte ja im vergangenen Jahr das Wilhelm-von-Humboldt-Handbuch gelesen und habe, als ich sah, dass es über den lütten Humboldt ein ähnliches Werk gab, sofort zugegriffen. Man beschreibt das Brüderpaar ja oft so, als seien die beiden gegensätzlich gewesen, hätten sich die Welt quasi aufgeteilt, und der eine hätte die Geisteswissenschaft gewählt, der andere die Naturwissenschaft. Aber je länger ich mich mit den Humboldts befasse, desto ähnlicher werden sie in meinen Augen. Beide mit diesem ungeheuren ganzheitlichen Ansatz und dem weiten Blick fürs große Ganze, beide mit einer sehr freien Geisteshaltung und humanistischen Grundsätzen, beide mit einer ähnlichen Grundausbildung und beide, trotz unterschiedlicher Schwerpunkte doch auch an ähnlichen Themen arbeitend. Alexander war nicht weniger politisch engagiert als Wilhelm und betrieb ebenso sprachliche und kulturelle Forschungen.
Das Handbuch über Alexander zeigt ein ähnlich weitgefächertes Themenspektrum wie das Wilhelm-Handbuch. Allerdings sind die Kapitel hier deutlich kürzer und daher wohl auch leichter zu konsumieren. Man erfährt einiges über den Kosmos und die Ansichten der Natur, über die Botanik, Biologie, die Theorie von der Lebenskraft und den Rhodischen Genius, auch etwas über seine diplomatische Karriere, auch darin ist er seinem Bruder ähnlich, über seine geschichtswissenschaftlichen und sprachwissenschaftlichen Studien. Einige Weggefährten werden porträtiert, darunter Goethe, Darwin, Carl Ritter, französische Literaten und Wissenschaftler, Wilhelm natürlich auch. Gewünscht hätte ich mir ein Kapitel über eigenes Kapitel über Bonpland, aber der Mann kommt in den Reisekapiteln immerhin an zahlreichen Stellen vor. Besonders erhellend fand ich das Kapitel über seine Sibirienreise, die gewöhnlich im Schatten der großen Südamerika-Reise steht und auch unter ganz anderem Vorzeichen stattfand: Eine kontrollierte Reise unter der Aufsicht russischer Begleiter ist schon etwas anderes als freies Reisen und spontane Begegnungen. Trotzdem eine große Chance, die Humboldt genutzt hat. Sehr interessant die Frage, der Tobias Kraft unter der Abschnittsüberschrift "Eine russisch-preußische Intrige?" nachgeht. Sollte das Reiseangebot gezielt von Preußen mit den russischen Freunden ausgeheckt worden sein, um Alexander von Humboldt in der politisch bewegten Zeit aus Deutschland zu entfernen, damit er sich nicht auf die Seite der Revolutionäre schlägt? Möglich wäre es ja. Also, es ist ein hochinteressantes, sehr gehaltvolles Buch, das ich jedem ans Herz legen möchte, der sich mit den Humboldts befasst. Wobei ich das über Wilhelm noch wesentlich reichhaltiger fand,

 

Antonia Michaelis: Weil wir träumten
Emma ist 16 Jahre alt, hat eine künstliche Herzklappe, muss regelmäßig Blutverdünnungsmittel nehmen und darf sich nicht aufregen. Trotzdem – oder gerade deswegen – will sie unbedingt nach Madagaskar reisen. Exotische Blumen, fast ausgestorbene Halbaffen, der Urwald, der Strand, Wale und überhaupt das pralle volle Leben, das alles will sie noch einmal spüren, bevor sie ... Die Mutter ist strikt dagegen, aber die toughe 80-jährige Urgroßmutter Elisa ist bereit, sie zu begleiten. Madagaskar ist tatsächlich eine überwältigende Erfahrung. Aber das wahre Madagaskar beginnt erst jenseits der abgesperrten und geschützenten Touristenbereiche. Als Emma mit einem gleichaltrigen schwarzen Mädchen Freundschaft schließt, verändert sich alles. Fy hat bereits ein Kind, hat oft nicht genug zu essen für das Kleine und sich und verdient sich ihren Unterhalt als Wäscherin für die Touristen. Ihr Bruder sitzt im Gefängnis und ist todkrank. Und dann sind da auch noch der jugendliche Boss einer Straßengang und ein dubioser Weißer, die Fys Leben zu einer einzigen Flucht machen. Dieser Weiße sucht offensichtlich etwas anderes als billigen Sex bei den Straßenkindern. Fy und ihr Bruder erfahren, dass der Mann es auf ihre Herzen abgesehen hat. Straßenkinder von Madagaskar als Organspender für reiche weiße Patienten, denen kein Preis zu hoch ist für ein neues Herz? Emma ist schockiert, als sie das hört. Mit vollem Einsatz ist sie dabei und kämpft um Fys kleine Familie, bricht in ein Haus ein, befreit Gefangene und trickst die Wachen aus. Ohne Rücksicht auf ihr Herz zu nehmen.
Ein Roman, der zu Herzen geht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Bücher von Antonia Michaelis sind einfach immer etwas Besonderes, und hier hat sie erneut ein packendes Werk vorgelegt. Zauberhaft und hart zugleich, magisch und doch von herbstem Realismus. Einfach beeindruckend.

 

Michael von Albrecht: Seneca. Eine Einführung (Reclam)
Das Buch bietet Informationen über Senecas Leben und Werk, seine Philosophie und seine literarischen Schriften, stellt einige Texte in lateinischer Fassung und deutscher Übersetzung vor und ist recht gut geeignet als Einstieg. Vollständigkeit war aber nicht angestrebt, und es hat mich etwas irritiert, dass viele Texte, über die ich gern etwas mehr gehört hätte, gar nicht erwähnt wurden. Zu den vorgestellten Texten gehören einige Briefe an Lucilius, der "Hercules" und die "Medea". Sehr detailliert und erhellend sind die Analyse des Stils und die Betrachtungen über den Wortschatz Senecas, etwa wenn er ausgiebig mit Fachbegriffen aus dem Bereich des Bankwesens brilliert. Ein metaphernreicher, hochartifizieller Schreibstil, bei dem Seneca sehr darauf achtet, Wortwiederholungen zu vermeiden, und zahlreiche Synonyme präsentiert. Man erfährt etwas zu seinen Vorstellungen von der Zeit und dem Wert des Reisens, aber auch von seiner Wirkungsgeschichte und davon, wie ihn beispielsweise die christliche Tradition sah. Das Buch ist sehr leicht und leichtfüßig geschrieben, ist auf jeden Fall anfängertauglich, hat aber auch für Leute, die sich schon länger mit Seneca befassen, einiges zu bieten. Aber ein paar Texte, die ich sehr schätze, hätte ich halt gern darin wiedergefunden.

 

Bergengrueniana VI
Die inzwischen bereits sechste Ausgabe des Jahrbuchs beziehungsweise Doppeljahrbuchs der Werner Bergengruen-Gesellschaft. Kernstück ist erneut ein Teil des "Compendium Bergengruenianum", Bergengruens Sammlung von Notizen, Skizzen und Aphorismen, die etwa ein Drittel des vorliegenden Bandes ausmachen. Wie immer lesenswert und spannend. Gut gefallen hat mir ein Beitrag von Günther Scholdt, der Bergengruen aus Poeten würdigt und für eine (erneute) Lektüre wirbt. Recht hat er. Und die Gedichte, die er in seiner Betrachtung hervorhebt, gehören fast alle zu meinen Lieblingsgedichten. Außerdem gibt es etwas über die Symbolik in Bergengruens Werk, über Bergengruen als Reise(ver)führer und einen Aufsatz über eine Lesereise Bergengruens nach Riga und die Presseberichterstattung darüber. Die Reden zur Verleihung des Werner-Bergengruen-Preises 2021 an Michael Maar runden den Band ab. Erneut ein informatives und lesenswertes Jahrbuch, ich habe es mit Gewinn gelesen.

 

Jürgen Pinnow: Die Sprache der Chiricahua-Apachen. Mit Seitenblicken auf das Mescalero
Ein Buch, nach dessen Lektüre man natürlich nicht fließend Apache spricht, das einem aber einen Einblick gibt in einige Grundzüge der Sprache. Es gibt einen Vergleich wichtiger Wörter in den unterschiedlichen athapaskischen Sprachen. Man erfährt etwas über das Apache als Tonsprache. Ähnlich wie im Chinesischen ändert sich durch die Tonhöhe beziehungsweise die Art der Betonung die Bedeutung des Wortes. Es gibt da den Hochton und den Tiefton, den Hochtiefton, den Tiefhochton, den langen Volkal, den nasalierten Vokal und so weiter. Ich brauche das alles für einen Roman, an dem ich gerade arbeite, aber ich bin nicht sicher, ob und wie ich das später mal im Buch drucktechnisch darstellen werde. Dann sind da noch die gefühlt endlos langen Partikelkombinationen, die man der Stammsilbe voranstellen oder anhängen kann. Dadurch werden die Wörter sehr lang und unübersichtlich. Und es gibt Verben, die beziehen sich auf ein rundes Objekt oder auf ein seilartiges Objekt oder auf ein Lebewesen o.ä. Und da sagen alle, Deutsch sei schwer. Egal. Das Buch ist auf jeden Fall sehr gehaltvoll und hielt viel Neues für mich bereit. Das Druckbild ist allerdings nur für Hardcore-Leser verdaulich. Es handelt sich um eingescannte Schreibmaschinenschrift, einzeilig, klein, manchmal etwas unscharf. Der Autor sagt, das sei notwendig gewesen, um die Seitenzahl und den Preis klein halten zu können. Ist ja auch schon ein etwas älteres Buch. Nützlich, aber anstrengend, geschenkt wird einem hier nichts.

 

Bonnie Garmus: Eine Frage der Chemie
Geschichte einer Chemikerin in den 1960er Jahren. Eine Zeit, in der Frauen in den Wissenschaften noch extrem unterrepräsentiert und erst recht nicht akzeptiert waren. Elisabeth Zott ist eigentlich hochqualifiziert, begegnet aber an ihrem Institut der geballten Macht männlicher Ignoranz. Das heißt: Im besten Fall ist es Ignoranz, aber es kommt auch zu bewussten Aktionen gegen sie. Man nutzt sie aus, stiehlt ihre Forschungsergebnisse, degradiert sie zur Hilfsarbeiterin etc. Ihre Promotion wird ihr unmöglich gemacht, da sie sich einem Vergewaltigungsversuch ihres Doktorvaters widersetzt und ihm einen Bleistift in den Leib rammt. Der Polizist, dem sie den Vergewaltigungsversuch schildert, hört ihr überhaupt nicht zu, will nur wissen, ob ihr die Sache leid tut. Lediglich mit einem Kollegen versteht sie sich sehr gut, der sie auch heiraten will – aber sie lehnt ab: Sie will ihre Karriere allein bewältigen, nicht ein Anhängsel eines Star-Chemikers sein, das in seinem Windschatten zu einer wissenschaftlichen Position gelangt. Als der Mann bei einem Unfall stirbt, steht sie als Alleinerziehende da. Und da er nicht mehr seine Hand über sie hält, fliegt sie auch in ihrem Institut raus. Aber die Chemikerin startet eine neue Karriere als Fernsehköchin und klärt ihre Zuschauerinnen über chemische Eigenschaften des Mittagessens auf – genauso wie über ihre Bürgerrechte. Schließlich beginnt eine Schmutzkampagne in der Presse ...
Das Buch hat mir meine Schwester gegeben, die einfach nur begeistert war. Ich fand es nicht schlecht, aber es war halt nur "okay" im Sinne eines handwerklich gut gemachten Romans, wie man es auf Schreibschulen lernt. Die Autorin hat ihre Heldin einfach nicht genug "wehgetan", und es fehlt mir auch der Zauber der Chemie in dem Buch. Als Zotts Forschungsgebiet wird immer wieder die Abiogenese angegeben. Aber genausogut hatte sie irgend ein Krebsmedikament entwickeln oder Makromoleküle erforschen können. Man ist einfach nicht dabei, wenn sie forscht, schaut ihr nicht über die Schulter, die Suche nach den Urformen organischen Lebens wird nicht zur Philosophie, zur Metaphorik, zur Melodie des Textes. Verschenkt. Außerdem ist das Ende für meinen Geschmack einfach zu konstruiert und unglaubwürdig. Nun gut, wir wollen ihr das Happy End gönnen. Also, es ist nicht unbedingt ein schlechter Roman, er ist bloß unter den Möglichkeiten, die dieses Thema bietet, geblieben.

 

Dietrich Spitta: Menschenbildung und Staat. Das Bildungsideal Wilhelm von Humboldts angesichts der Kritik des Humanismus
Ein Buch, das sich vorwiegend der späteren Diskussion des humanistischen Bildungsideals widmet. Auf die Darstellung von Humboldts Positionen, die fast ausschließlich auf Aussagen aus seinem Buch "Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen" beruhen, folgt ein Kapitel über "Die Weiterentwicklung der Ideen Humboldts durch Rudolf Steiner". Später werden Positionen von Heinrich Weinstock, Theodor Lit, Peter Sloterdijk und Martin Heidegger referiert, War jetzt nicht ganz das, was ich angesichts des Titels erwartet hätte. Der Teil über Humboldts Bildungsideal war nicht uninteressant, allerdings hat der Autor bis zum Exzess das Zitat von der "höchsten und proportionierlichsten Ausbildung" wiederholt. Ich frage mich auch, warum er sich so auf die "Ideen" fokussiert hat, es gibt ja genug andere Schriften Humboldts zur Schul- und Universitätspolitik ...

 

Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!
Viel zitiert, aber von den wenigsten gelesen: Das Zitat "Die Waffen nieder!" hat vermutlich jeder schon einmal gehört. Der Verlag Hirnkost hat das Buch nun in einer schönen, stabilen Hardcover-Ausgabe herausgebracht. Bertha von Suttner erzählt die Geschichte einer österreichischen Adligen, Gräfin Martha Althaus, die als Ich-Erzählerin fungiert und anhand von Tagebüchern und Briefen auf ihr Leben und die Veränderung ihrer Gesinnung zurückblickt. Martha stammt aus einer Militär-Dynastie, in der Krieg als ruhmreich und als Bewährungsmöglichkeit für den Mann betrachtet wird. Auch sie selbst ist als junge Frau begeistert von den Vorstellungen über Ruhm und Ehre, sie heiratet einen schneidigen Offizier, bekommt von ihm einen Sohn, der mit Kriegsspielzeug wie Zinnsoldaten bestens ausgestattet wird, und jubelt ihrem Gatten zu, als dieser in die Schlacht zieht. Wenig später ist sie Witwe.
Nach und nach ändert sich ihre Haltung zum Thema Krieg. Vor allem ihr zweiter Gatte, ein österreichischer Offizier preußischer Herkunft, ist hierin ihr Geistesverwandter. Er tut zwar im Krieg seine Pflicht, doch er ist dem Hurrapatriotismus abhold und weiß genau, welches Leid und Elend Kriege mit sich bringen. Kriege mit unterschiedlichen Vorzeichen und wechselnden Allianzen folgen, wobei Martha immer wieder Freunde und Familienangehörige zu beklagen hat. Einmal reist sie, weil sie um ihren Gatten fürchtet, sogar bis an den Ort einer Schlacht, um zu helfen. Doch sie taugt nicht zur Krankenpflegerin. Das Sterben, die Verstümmelungen und die Gerüche, das alles ist zu viel für sie, und sie ist den Helferinnen vor Ort nur eine Last. Ihr Vater dagegen schwärmt noch immer vom Krieg und Heldentod. Erst, als auch Marthas Bruder fällt, bricht der alte Mann vollkommen zusammen und verflucht den Krieg.
Ein anrührendes, bewegendes Plädoyer für den Frieden, das sich trotz der über 600 Seiten sehr schnell wegliest. Und ein Besteller, der den Namen Bertha von Suttner weithin bekannt machte. Sie wurde im Jahr 1905 als erste Frau mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Es wäre schön gewesen, wenn man auf sie gehört hätte. Sie starb am 21. Juni 1914. Am 28. Juni erschütterte das Attentat von Sarajewo die Welt, der Erste Weltkrieg brach aus. Soll man von einem gnädigen Schicksal sprechen, das ihr diese Erfahrung erspart hat ...?

 

Frederik Hetmann: Siddhartas Weg
Die Lebensgeschichte Buddhas als Romanbiografie. Frederik Hetmann schildert Jugend und Suche des Religionsstifters, erzählt von seiner Geburt und seinem Aufwachsen am Fürstenhof, von seinem Unterricht, seiner Neugier, seinen kritischen Fragen nach Göttern, Traditionen und der Stellung der Brahmanen, auch von seinen Jugendfreunden, seinen Erlebnissen mit Prostituierten und seiner großen Liebe. Dann macht Siddharta sich auf die Suche, verabschiedet sich vom fürstlichen Leben und geht bei diversen Meistern in die Lehre, übt sich in Askese, meditiert, und gerade, als es scheint, als habe er den Weg und seine Suche verraten, wird er erleuchtet ...
Hetmann schreibt im Präsens und verwendet den personalen Erzählstil, ist also auf der Suche ganz nahe mit dabei, als Siddharta seine Erfahrungen macht. Etwas unschön ist, dass er dann nach der Entdeckung der neuen Lehre aus der Perspektive aussteigt. Es folgt ein harter Bruch, und der Autor referiert die Lehre des Buddha, ihre Ausbreitung und die verschiedenen Formen des Buddhismus, die sich in den unterschiedlichen Ländern entwickelten. Schade, aber vielleicht muss man an dieser Stelle die Einheit des Stils aufbrechen, wenn man die Lehr-Inhalte höher bewertet als die Geschichte. Inhaltlich sicher kein schlechtes Buch, ich habe viel daraus gelernt.

 

10 Jahre Leseratten Verlag
Wow! Wenn ein Verlag schon so schön sein zehnjähriges Bestehen feiert, dann möchte ich wirklich das 50-Jährige noch erleben. Das Geburtstagsgeschenk,. das Verlag, Autoren und weitere Weggefährten sich selbst machten, ist ein grundsolides Hardcover-Buch mit leckeren Cookies als Beschnittmotiv, herrlichen Illustrationen, tollen (im doppelten Sinne, denn manchmal kommt auch ein guter Schuss Irrsinn hinzu) Geschichten, in denen häufig Leseratten und Kekse eine Rolle spielen. Grußworten, Anekdoten, Erinnerungen und und und. Ich bin schwer beeindruckt – und ärgere mich ein bisschen, dass ich es immer noch nicht geschafft habe, für eine der fun-tastischen Anthologien eine Kurzgeschichte einzureichen. Vielleicht schaffe ich es ja bis zum 20-jährigen Bestehen.

 

Alexandra Bauer: Die Midgard-Saga: Niflheim
Auftakt zu einer Saga um eine jugendliche Rollenspielerin namens Thea und ihre Abenteuer in der Welt der germanischen Götter. Thea ist Mitglied einer Online-Spielgruppe, die im Netz gegen andere Heldenteams kämpft. Sie selbst ist in ihrem Team eine erfahrene Heilerin, die die Spielgefährten wieder zusammenflickt, ihre beste Freundin Juli dagegen ist im Spiel als Kampfzwerg dabei, stellt sich allerdings manchmal etwas tollpatschig an und versemmelt viel. Beide sind vollkommen fassungslos, als sie plötzlich von "real existierenden" germanischen Göttern in ein echtes Abenteuer hineingezogen werden. Denn Thea war in einem früheren Leben ein Schmied, der eine besondere Waffe hergestellt hatte: Kyndill, das Feuerschwert, das den Untergang der Götter bedeuten könnte. Zusammen mit Thor und Freya, die in diesem Buch mit Betonung ihrer Funktion als Walküre und Herrin der Hälfte aller gefallenen Krieger in Agard durchgehend als Wal-Freya bezeichnet wird, machen sich die beiden Mädchen auf die Suche nach dem Schwert. Die Jagd nach Kyndill ist nicht ganz ungefährlich, immerhin müssen sich die vier Helden ins Reich der Riesen begeben. Außerdem haben sie auf der Suche einen verschlagenen Gegner: Loki, den Feind der Götter. Allerdings wächst in Thea Zweifel daran, dass der Feuergott tatsächlich durch und durch böse ist. Kann es sein, dass Loki sie beschützt?
Die Geschichte von jugendlichen Weltenrettern, die vollbringen, was die Götter vergebens versuchten, ist nicht neu, aber Alexandra Bauer erzählt diese Ur-Geschichte der Fantasy mit viel Verve, Humor und mit frischen Ideen. Frischer Wind für die germanische Mythologie - und viel kaltes Wasser für den Brunnen von Frau Holle..

 

 

Weitere Jahresrückblicke
Teil 1 - Januar bis März 2024
Teil 2: April bis Juni 2024
Teil 3: Juli bis September 2024
Teil 5: Dezember 2024

 

© Petra Hartmann




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Jahresrückblick 2024: Teil 3 - Juli bis September

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 30 Dezember 2024 · 405 Aufrufe
Jahresrückblick

Teil drei des Rückblicks auf mein Lesejahr. Diesmal ist wieder mehr Phantastik dabei, etwas SF, etwas Düsteres und einige Klassiker. Ansonsten habe ich mich mit sprachlichen Themen befasst, mit Fäkalien, KIs, Autoren aus Goslar, Büchern zu einem besonderen Film und wieder mit Kira-Kolumna-Hörspielen. Viel Spaß beim Lesen und Stöbern!

 

Hinweis:
Etwaige blau markierte Texte sind herausragende Spitzenbücher, rot steht für absoluten Mist, ein (e) hinter dem Titel bedeutet, dass ich den betreffenden Text in der eBook-Version gelesen habe, und hinter den Links verbergen sich ausführlichere Besprechungen innerhalb dieses Blogs.

 

 

Juli

 

Axel Kruse: Migiersdottir

 

Wilhelm von Humboldt: Nordamerikanische Grammatiken, hrsg. v. Micaela Verlato
Gewichtiger und sehr gut ausgestatteter Band, der Humboldts Grammatiken der Massachusetts-Sprache, der Muchhekaneew-Sprache (Mahican), der Onondago-Sprache, sowie seine Bemerkungen zum Grönländischen und seine Notizen zur Cree-Grammatik und Cippewa-Konjugation vereinigt.
Beim Massachusett und Mahican handelt es sich um Algonkinsprachen, während das Onondago der irokesischen Sprachfamilie angehört.
Es gibt entnehmbare Falttafeln der einzelnen Grammatiken und ein Register. Vor allem wertvoll sind die ausführlichen Einleitungen zu den einzelnen Teilen. Hier erfährt man viel über Humboldts Vorläufer und Quellen und zum Stand der damaligen Sprachwissenschaft. Auch die Kämpfe und Meinungsverschiedenheiten der einzelnen Wissenschaftler sind dokumentiert. Das Buch ist eine wahre Fundgrube für jeden, der sich mit der Grammatik der alten nordamerikanischen Völker befassen will. Allerdings maße ich mir nicht an, dass ich jetzt einen Mohikaner auf Mahican nach dem Weg fragen könnte, wenn ich mich in der Gegend verfahren habe. Jedenfalls hat Micaela Verlato eine wahre Herkulesaufgabe bewältigt, als sie dieses Buch herausgab. Es handelt sich um eine erweiterte Ausgabe ihrer Doktorarbeit. Sie hat die alten spröden Humboldt-Texte sehr gut lesbar gemacht, aufgeschlüsselt und präsentiert. Fast bin ich versucht zu sagen, die Einleitungen sind an diesem Band wichtiger als die Schriften Humboldts selbst.

 

Martin Bolik: Die Sage vom Zauberkoch
Der Zauberkoch und seine Abenteuer – eine Geschichte, die den Wiedelaher Hörspielmacher Martin Bolik schon seit Jahren begleitet. Jetzt gibt es die Erlebnisse mit dem „Schatten der Traumlosen“ als aufwendig produziertes Hardcover-Buch mit viel Gelegenheit zum Mitmachen und Selbst-Herausfinden für junge Leser. Das Besondere an dem Buch: Per QR-Code können die Leser die Geschichte auch als „Kino für die Ohren“ miterleben, denn das dreistündige Hörspiel gibt es kostenlos mit dazu.
Martin Bolik erzählt eine Geschichte, die er einst zusammen mit seiner Mutter Erika entwickelt hat. Das Buch kommt daher als eine Art Logbuch. Der Ich-Erzähler ist ein junger Zauberkochschüler, der nun seine letzte Reise vor sich hat, gewissermaßen eine Abschlussaufgabe seiner Schule. Und so macht er sich auf die Suche nach der wundersamen Blume „Siebenmalschnell“.
Zauberköche sind Geschichtenerzähler, daher lernt auch dieser junge Vertreter der Zauberkochgilde viel Märchen- und Sagenhaftes kennen, erlebt schöne und weniger schöne Träume und begegnet zauberhaften Gestalten. Vor allem sollen ihre Geschichten helfen gegen ein Wort, das die Fantasie verfinstert und die Kreativität lähmt. Das furchtbare Wort, das zunächst nur verschlüsselt als „Gnast“ bezeichnet wird, später aber ganz unverhüllt als „Angst“ angesprochen, legt sich manchmal als Schatten über die Welt des Helden. „Manchmal entschlüsseln sich auch schlimme Wörter in Erzählungen“, heißt es in der Sage vom Zauberkoch. „Das macht aber nichts Schlimmes mit euch, sondern es macht euch stärker mit ihnen umzugehen und sie sogar für euch zu nutzen.“
Manchmal sind es gar nicht die großen fantastischen Zaubergestalten, die den Ich-Erzähler begeistern. Mit sehr viel Liebe kann er ein Wolkentheater schildern, das sich ihm darbietet: eine Pferdewolke mit Horn auf der Stirn, gefolgt von einer Schlangenwolke mit Horn und Krallen, Vogelwolken mit viel zu langen Beinen, einer Kamelwolke mit zwei Hälsen und zwei Köpfen, schließlich einem Engel, der rückwärts läuft ... Die Leser begleiten den Helden durch einen Wanderwald, durch ein Regenbogentor, erleben einen tiefen Fall und werden nur durch einen reimerisch herbeigezauberten Teller vor dem Aufprall bewahrt.
Der junge Zauberkoch verliert sein Gedächtnis, vergisst seine Aufgabe. Aber er kann eine Eishexe vor dem ewigen Frost retten. Er lernt eine philosophische Möwe kennen, trifft literarische Figuren wie Huckleberry Finn und Winnetou oder die Piraten aus der „Schatzinsel“ – und immer wieder legt sich der Schatten der Traumlosen über ihn, dem er mit Mut und Geschichten begegnen muss.
Außer der Erzählung ist unbedingt die zauberhafte Aufmachung des Buchs hervorzuheben. Der stabile, ordentlich gebundene Hardcover-Band enthält in Schreibschrift auf Linien, wie in einem Logbuch, die Geschichte. Dazu gibt es Bilder, gemalt und fotografiert, sowie weitere Schmuckelemente. Für die jungen Leser sind im Buch auch frei gelassene Bilderrahmen enthalten als Platz für eigene Bilder, Ideen und Erinnerungen. An vielen Stellen sind geografische Koordinaten abgedruckt. Wer einen Atlas zur Hand hat, kann nachgucken, wo sich der Zauberkochschüler gerade aufhält.
Im Anhang sind mehr oder weniger hilfreiche Zauberkochregeln enthalten, nur eine Auswahl, wie der Verfasser betont: „Einige müssen geheim bleiben!“ Da heißt es unter anderem: „Freiheit entsteht in den Gedanken. Sind derer zu viele, blende sie einfach aus – mit einem Gedanken an etwas blendend Schönes.“
Wer das Buch um 180 Grad wendet und von hinten mit dem Lesen beginnt, findet dort die gesammelten Zauberkochrezepte von Erika Bolik, darunter „Kraut und Rüben“, „Klopfsalat für müde Geister“, „Energiepuffer“, die allesamt nicht zum Verzehr bestimmt sind. Aber die Leser erfahren auch, wie man Zauberwurz-Majoran-Brot zubereitet, welche Zutaten man für den „Salat des ewigen Sommers“ benötigt und woraus die „Waldläuferspeise mit Minze“ besteht.
Das Hörspiel wurde bereits im Jahr 2015 erstmals gesendet. Da es die CD inzwischen nicht mehr gibt, veröffentlichte Bolik jetzt in limitierter Sonderauflage die Geschichte neu mit der kostenlosen Downloadmöglichkeit. Wer den QR-Code scannt, erhält so drei Zauberkochstunden als Ohrenkino.
Der Zauberkoch kann nächstes Jahr seinen zehnten Geburtstag feiern. Hörspielmacher Bolik fasst die Geschichte durchaus als ein Lebenswerk auf. Zum zehnten Geburtstag will er im Frühjahr 2025 auf der Leipziger Buchmesse den „kleinen Bruder“ des Zauberkochs vorstellen: Dann präsentiert er die zweite Staffel von „Luke Wild und die Brockenbande“. Es wird zwölf neue Folgen geben, der Arbeitstitel lautet: „Abenteuer im Selketal“.

 

 

August

 

Bessy 80: Die Höhle von Krotax
Bessy und Andy retten einen Treck, der von Kiowas überfallen wird. Dabei setzt Andy Pyrotechnik ein, sprich: Bessy schleicht sich an die Kiowas und verteilt Dynamitstangen mit brennender Lunte. Nicht ganz die feine englische Art. Im Treck gibt es dann mächtig Ärger mit einem Scout, der den an Krücken gehenden Benny als Krüppel verhöhnt. Als das von einigen Treck-Angehörigen gefundene Gold gestohlen wird, fällt der Verdacht auf Benny. Andy, Bessy und Schneller Hirsch bieten sich an, den wahren Dieb zu finden und das Gold zurückzubringen. Doch es liegt versteckt in einer Coyotenhöhle, und die Zeit verrinnt, bis die Männer Benny ... Ja, was eigentlich? Werden sie das Kind töten? Oder "nur" verprügeln?
Als Nachwort gibt es - schon wieder - einen Text über den genialen Cover-Künstler Klaus Dill und seine berühmten Filmplakate. Ja, Ehre, wem Ehre gebührt, ich liebe seine Kunst ja auch. Aber das ist schon mindestens das dritte Nachwort, das Klaus Dill, den großen Plakatkünstler, feiert. Ich hatte es schon beim ersten Mal kapiert.

 

Michael Böhnhardt: Die kybernetischen Gärten von Babylon

 

Paul Gallico: Love of seven dolls
Paul Gallico: Die Liebe der kleinen Mouche
Paul Gallico: The Man who hated People
Kennt ihr den Film "Lili" mit Leslie Caron und Mel Ferrer? Es ist die Geschichte einer jungen, etwas naiven Frau, die völlig verloren ist und Selbstmord begehen will, aber in letzter Sekunde von einer Handpuppe in einem Jahrmarktstheater angesprochen wird. Es entwickelt sich ein derart lebendiger Dialog zwischen ihr und den vier Puppen, dass die Schausteller allesamt begeistert applaudieren. Paul, der Puppenspieler, engagiert die Frau. Ihre Aufgabe: Jedesmal zur Vorstellung einfach am Theater vorbeigehen und dann auf die Puppen reagieren. Bald sind Lili und die Puppen eine Weltsensation. Der Puppenspieler allerdings hockt im Dunkel hinter dem Vorhang, und Lili kapiert bis kurz vor Schluss überhaupt nicht, dass die Puppen gar nicht lebendig sind und dass er dahinter steckt. Der Mann ist allerdings ebenfalls etwas seltsam. Er war einmal ein berühmter Tänzer, musste jedoch aufgrund einer Verletzung die Tanzkarriere aufgeben. Das machte ihn zu einem zynischen, verbitterten Mann, der nicht fähig ist, Gefühle für andere Menschen zu zeigen. Seine Emotionen flossen quasi in die Puppen. Eine sehr merkwürdige Liebesgeschichte, bei der zwischen beiden immer der Vorhang der Puppenbühne hängt. Besonders im Gedächtnis geblieben waren mir das Lied, das Lili mit den Puppen singt: "Hi Lili, hi-lo" und die Tanzszene am Schluss, als Lili mit den Puppen tanzt, und jede verwandelt sich am Ende in Paul.
Ich habe mir im Sommer den Film auf DVD gegönnt. Dieses bleiche, leere Gesicht von Mel Ferrer hinter dem Vorhang, bei dem man gleichzeitig sah, dass darunter etwas erwachte, das war einfach genial.
Danach habe ich mir das Buch "Love of seven Dolls angeschafft, und kurz darauf fand ich auch die deutsche Fassung "Die Liebe der kleinen Mouche", beide antiquarisch. Schließlich fand ich auch den Band mit den Kurzgeschichten, der die Geschichte "The Man who hated People" enthielt ("The Saturday Evening Post Storys 1950"). Die Kurzgeschichte ist die Vorlage, nach der der Film entstand, Die Novelle hat der Autor erst nach dem Film verfasst, wegen des großen Erfolgs.
Sehr interessant ist, dass Gallico von sieben Puppen ausgeht, also die Seele des Puppenspielers sozusagen in sieben Aspekte zersplittert. In der Novelle ist die Sonderbarkeit des Mannes noch deutlicher herausgearbeitet. So fungiert der Karottenkopf "Carrots" (in der deutschen Synchronisation "Kartoffelkopf") nach außen hin als Leiter des kleinen Puppentheaters. Wenn ein Veranstalter die Bühne buchen will, steht er vor dem Vorhang, verhandelt mit dem Karottenkopf, bis dieser dann seine Zustimmung erteilt. Die Puppe nimmt dann den Vertrag entgegen, taucht kurz ab und überreicht dem Kunden dann den unterschriebenen Vertrag. Der Puppenspieler selbst hockt im Dunkeln und ist auch nach außen sonst kaum sichtbar. Er ist auch viel destruktiver und böser als im Film. Im Film habe ich ihm schon die Ohrfeige gegen Lili übel genommen, als er sie von dem Zauberer fernhalten wollte. Wobei er dem Mädchen gegenüber sonst gar nicht feindselig auftrat, nur eben schweigsam und emotionslos. Im Buch ist er geradezu aggressiv, fühlt sich durch ihre Unschuld herausgefordert, gar bedroht, schließlich vergewaltigt er sie sogar, kann aber weder ihr naives Wesen zerstören, noch ihre Liebe zu den Puppen - und die Liebe der Puppen zu ihr ...
In der Kurzgeschichte gibt es diese Vergewaltigung nicht. Und interessanterweise geht es hier nicht um einen Jahrmarktspuppenspieler, sondern um eine sehr erfolgreiche Fernsehshow. Die Geschichte spielt am letzten Tag der Show. Das Mädchen hat sich entschlossen, ihren Vertrag zu kündigen und zu heiraten. Es gibt eine Abschiedsvorstellung. Aber dann erkennt die junge Frau, dass sie den Puppenspieler liebt. Jedenfalls war es in allen Versionen eine faszinierende Geschichte ...

 

Felix Woitkowski: E/Meth

 

Michael Böhnhardt: Im dunklen Buch des Anbeginns

 

Kerstin Groeper: Adlerkralle. Der Indianer-Junge und sein Wolf

 

H. G. Wells: Die Zeitmaschine (Reclam)
Schön gestaltete Taschenbuchausgabe, kommentiert und mit einem lesenswerten Nachwort. Den Film kennt wahrscheinlich jeder. Die Geschichte einer Zeitreise in eine Zukunft, in der die wunderschönen Eloi sorglos und wie im goldenen Zeitalter leben. Jedenfalls auf den ersten Blick sorglos. Denn da sind noch die Morlocks, hässliche affenartige Wesen, die im Dunkel unter Tage hausen. Und warum die Eloi das Dunkel fürchten, wird bald klar. Denn im Dunkeln kommen die Morlocks nach oben und holen sich ein paar der saftigen jugendlichen Eloi zum Fressen. Der Film ist recht nahe am Buch geblieben. Das Buch schildert das Prinzip, nach dem die Zeitmaschine funktioniert (vierte Dimension) etwas ausführlicher und ist reicher an Spekulationen und Interpretationen, die der namenlose Zeitreisende über die Welt der Eloi und Morlocks anstellt. Sehr ausführlich wird darüber gesprochen, dass die Morlocks die Nachkommen der Arbeiterklasse sind, die im Dunkel haust, sich aber letztendlich zum Herrn der ehemaligen Oberschicht gemacht hat.
Im Film kamen mir die Eloi auch nicht ganz so verblödet und degeneriert vor. Im Buch sind sie zwar schön, aber von einer gewissen hohlen, seelenlosen Schönheit.

 

Truman Capote: Frühstück bei Tiffany
Holly Golightly, Partygirl, pleite und mit unwiderstehlichem Charme ausgestattet, nimmt das Leben leicht und lässt sich nicht unterkriegen. Sie verdreht ihrem Nachbarn den Kopf, besucht gegen Geld regelmäßig einen Mafiaboss in Sing Sing, hat ihren ersten Mann verlassen und will nun einen reichen Brasilianer heiraten Und wenn alles schief läuft und ihr Leben aus den Fugen gerät, dann hilft nur eins: ein Frühstück im Juweliergeschäft Tiffany. Sehr leicht und locker geschrieben, schwerelos und zauberhaft.

 

Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker
Drei Physiker in einer psychiatrischen Klinik. Einer hält sich für Einstein, einer für Newton, der dritte heißt Möbius und hat die Weltformel entdeckt und erzählt davon, dass ihm König Salomo erscheint und mit ihm spricht. Aber: Keiner der drei Männer ist wirklich irre. Möbius spielt den Verrückten, um seine Weltformel zu schützen. Denn wenn die in die falschen Hände gelangt, droht die Vernichtung der gesamten Menschheit. Einstein und Newton sind Geheimagenten im Dienst zweier konkurrierender Mächte, die beide die Formel haben wollen. Und dann werden immer mehr Krankenschwestern im Heim ermordet ... Bitterböse, aber auch sehr weitsichtig.

 

Hundertwasser: Scheißkultur (Sukultur)
Zufallsfund in der Buchhandlung der Autoren am Berliner Savignyplatz. Ein kleines Heft im Reclamformat nur etwas dünner. Hundertwasser macht sich Gedanken über die "heilige Scheiße", über Stoffwechsel, Kläranlagen und den Bau einer Humustoilette. Interessant, aber nicht unbedingt appetitlich.

 

Etel Adnan: Schreiben in einer fremden Sprache (Sukultur)
Beeindruckend, in welchen Sprachenkosmos diese Frau hineingeboren wurde. Geboren 1925 in Beirut, Libanon. Die Mutter Griechin aus Smyrna, die bis zum 12. Lebensjahr eine französische Klosterschule besucht. Der Vater Araber aus Damaskus, Syrien, der mit zwölf Jahren zur Militärakademie nach Istanbul ging, ausgebildet in Türkisch, Deutsch und Französisch, zuvor auf der Koranschule war die Unterrichtssprache Arabisch. Zu Hause wird Türkisch gesprochen, in der Schule Griechisch. Briefe aus dem Krieg schreibt der Mann manchmal auf Französisch. Auch die Tochter besucht eine französische Klosterschule. Später ist der Vater ärgerlich, dass die Tochter kein Arabisch sprich. Die Mutter lakonisch: "Warum bringst du es ihr dann nicht bei?" Ein sehr spannender, flüssig zu lesender autobiografischer Essay über die Sprachen - und über den Versuch, im Arabischen Fuß zu fassen. Ganz klappt es nicht. "Arabisch ist für mich ein verbotenes Paradies geblieben", heißt es am Ende.

 

Wolfgang Müller: Die Nachtigall von Reykjavík (Sukultur)
Der Gesang der Nachtigall gilt als wunderschön. Aber sind es nicht furchtbar dämliche Vögel? Darauf lässt zumindest das Experiment schließen, bei dem eine Nachtigall immer wieder mit einem Mehlwurm in einen Käfig gelockt werden kann, auch wenn sie es inzwischen kapiert haben müsste, dass hinter ihr immer die Falle zuschnappt. Wolfgang Müller geht in diesem Essay nicht nur dem Phänomen des Nachtigallengesangs (tagsüber Reviermarkierung, nachts Brautwerbung) nach, er schildert auch einige interessante Kuriositäten über den Gesang anderer Vögel. Da sollen Stare auf der norwegischen Insel Hjertøya die Ursonate von Kurt Schwitters singen. Schwitters habe dort ab 1932 mehrfach Urlaub gemacht und dort auch seine Ursonate vorgetragen, was sich die klugen Vögel offenbar angeeignet und über Generationen weitergegeben hätten. Schwitters' Verlag verstand damit keinen Spaß und reagierte ausgesprochen aggressiv auf eine CD, die diesen Starengesang dokumentierte. Island jedenfalls, so ist zu erfahren, ist eine völlig nachtigallenlose Insel. Eine Amsel gilt dort als Wunder, und als sich dort 15 Spatzen niederließen, war es eine kleine Sensation. Interessantes, lesenswertes Büchlein für zwischendurch.

 

Tanja Kollodzieyski: Ableismus (Sukultur)
Ein Aufsatz darüber, wie es ist, Menschen nach ihren Fähigkeiten beziehungsweise ihrem Nicht-Können zu kategorisieren, und darüber, was das mit einem Menschen macht, der eine Behinderung hat. Es geht um Ausgrenzung, um institutionelles und gesellschaftliche Kleinhalten von Menschen, bis sie sich am Ende selbst unfähig fühlen und diese Einschätzung verinnerlicht haben. Eine Rampe ist noch keine Inklusion, stellt die Autorin klar. Sie macht deutlich, dass ein solches ableistisches Denken und Handeln überwunden werden muss. Die Frage ist halt: Wie?

 

 

Hörspiel

 

Kira Kolumna 7: Im falschen Film
Aufregung in Südberg: Eine Episode der von allen Teenys geliebten Seifenoper "Drama and Dreams" soll in der Stadt gedreht werden. Und - wow! - für Fans gibt es die Möglichkeit in einer kleinen Rolle mit dabei zu sein. Klar, dass Nele unbedingt zum Casting will. Und ebenso klar, dass Jung-Reporterin Kira unbedingt für den Südberger Boten über das Casting berichten muss. Allerdings erscheint Makeup-Künstlerin Nele geschminkt wie ein Indianer auf dem Kriegspfad, während die natürliche und locker quasselnde Kira dem Regisseur wesentlich besser gefällt. Und dann ist da auch noch die von allen Schülern vergötterte Hauptdarstellerin Mareike. Ein widerliches Fressen oder ein toller Kumpel? Sie scheint zwei Gesichter zu haben. Als dann Kira sich wegen eines vertauschten Drinks im Zentrum eines Shitstorms wiederfindet, als ein Foto von Lars und Mareike in den sozialen Medien unter der Überschrift "Spannt Mareike der Neuen den Freund aus?" zu finden ist und jeder Schritt zu Hetze und Hechelei in der Junior-Klatschpresse hochgekocht wird, scheint den Freunden das Showgeschäft nicht mehr ganz so erstrebenswert ...
Hektisch, turbulent, schön auf die Spitze getrieben. Ich habe zwar als Kind nie von einer Filmrolle geträumt, aber hier werden Teenagerträume wahr. Und Albträume.

 

Kira Kolumna 8: Spuk im Kopf
Kira bekommt den Schock ihres Lebens, als sie nach Hause kommt und plötzlich die Exfreundin ihres Vaters unter der Dusche entdeckt. Xara ist Klangkünstlerin und stellt in Südberg aus. Für die Dauer der Ausstellung will sie beim ihrem Ex Johannes wohnen, und der zerstreute Matheprofessor hat es mal wieder total vergessen, seine Tochter zu informieren.
Xara verhält sich ausgesprochen übergriffig und verrückt erstmal die Möbel. Sie dekoriert die Wohnung um und benutzt, ohne zu fragen, Kiras Zimmer. Was Kira außerdem auf die Palme bringt: Die Frau wickelt all ihre Freunde mit Leichtigkeit um den Finger. Lars zum Beispiel ist hin und weg von ihren Soundeffekten, und Laura freut sich über Xaras tolle Ideen für die geplante Halloweenparty. Sogar die alte Frau Machnikowski ist begeistert von der Ausstellung. Kira wird immer wütender und findet sich schließlich komplett isoliert. Als sie dann auch noch ein Telefonat Xaras belauscht, in der diese sagt, das "kleine Problem" ließe sich rasch lösen, und dann auch noch ein Flyer eines Internats in der Wohnung auftaucht, ist für Kira der Fall klar: Xara will sich Johannes zurückholen, mit ihm in trauter Zweisamkeit leben und Kira in ein Internat abschieben. Oder ist doch alles nur ein "Spuk im Kopf"? Sehr dichte, atmosphärisch gelungene Folge, in der man förmlich spürt, wie sich die Schlinge um Kiras Hals immer enger zusammenzieht. Daumen nach oben.

 

 

September

 

Jean Webster: Daddy Langbein
Kinderbuch-Klassiker in der Reihe "Dressler Kinder-Klassiker", aus der ich schon eine ganze Menge Pflicht-Kinderbücher habe. Dieses ist mir immer irgendwie durchgerutscht, aber jetzt habe ich es antiquarisch gefunden. Es ist ein Briefroman, in dem die junge Waise Jerusha Abbott ihrem unbekannten Förderer über den Gang ihrer Ausbildung erzählt. Jerusha hat ein Stipendium der ungewöhnlichen Art erhalten. Ein Gönner des Waisenhauses, der anonym bleiben möchte, finanziert ihr den College-Aufenthalt. Einzige Bedingung: Sie soll ihm regelmäßig Briefe schreiben und über sich und ihre Schulzeit erzählen. Ein ausgesprochen freundliches, liebenswertes und trotz seines Alters frisch gebliebenes Kinderbuch. Nur die Leserin aus dem Jahr 2024 beschleicht doch ein etwas beklemmendes Gefühl. Da verlangt ein reicher älterer Herr, dass ein junges Mädchen ihm unbekannterweise brieflich ihr Herz ausschüttet. Hat das nicht etwas Voyeuristisches, wenn nicht sogar etwas von Kindesmissbrauch? Denn - Achtung, Spoiler! - dass die beiden sich am Ende in einander verlieben und heiraten, mutet doch schon seltsam an. Aber ich will niemandem das Buch madig machen, es ist schon bezaubernd.

 

Catrin Misselhorn: Künstliche Intelligenz und Empathie. Vom Leben mit Emotionserkennung, Sexrobotern Co. (Reclam)
Ich habe von der Autorin ja bereits das Reclamheft über KI in der Kunst gelesen. Nun also etwas über den Einsatz über KI im zwischenmenschlichen Bereich. Können diese künstlichen Intelligenzen Emotionen begreifen, gar selbst welche haben? Oder werden sie immer nur Daten auswerten und Gefühle diagnostizieren und vortäuschen können? Es gibt einige sehr interessante Bereiche, in denen KI schon sehr weit entwickelt ist. Ob empathische Pflegeroboter oder künstliche Sexualpartner, da gibt es offenbar schon eine ganze Menge Verwendungsmöglichkeiten. Ob das positiv ist oder negativ, darüber kann man trefflich streiten. Man sollte die Möglichkeiten in jedem Fall kennen und wissen, wie diese KIs ticken.

 

Veronika Bicker: Flucht durch den Weltenriss

 

Charles Dickens: Im Tunnel (Reclam)
Gruselgeschichte über einen Eisenbahner und ein Unglück mit Ansage. Immer wieder erlebt der Mann in Visionen einen schweren Unfall an seiner abgelegenen Station. Dann passiert tatsächlich ein Unglück, und das Opfer ist er selbst. Schöne, dichte Erzählung, gut präsentiert.

 

Bernd Erhard Fischer: Karl May in Radebeul
Hübsches, edel gestaltetes Heft mit vielen Fotos über Karl May und seinen Heimatort. Wenig Text, ein nettes Mitbringsel, 32 Seiten stark. Gewährt Einblicke in Mays Bibliothek, sein Arbeitszimmer und den Salon der Villa "Shatterhand", dazu einiges zur Biografie.

 

Robert Louis Stevenson: Der Selbstmordklub (Reclam)
Wer des Lebens überdrüssig ist, aber es aus irgendwelchen Gründen nicht fertig bringt, sich selbst ins Jenseits zu befördern, ist übel dran. Der eine ist wohl zu weich, der andere wird davon abgehalten, dass nach kirchlichem Dogma der Suizid die schwerste und einzig unsühnbare Sünde ist. Geradezu ein Segen mag da für viele der Selbstmordklub sein. Eine große Gruppe von Gentlemen bestimmt regelmäßig durch das Los, wer das neue Opfer und wer sein Mörder sein soll. Eine honorige Gesellschaft, die man gewähren lassen sollte? Mitnichten. Und so nimmt der Held dieser Erzählung den Kampf gegen die Machenschaften des Clubgründers auf.

 

Christiane Bürger und Sahra Rausch: Der Prozess. Wie der deutsche Völkermord an den OvaHerero und Nama nicht vor Gericht kam
Zweisprachiger Essay über einen Prozess, der geschickt vermieden wurde, Erschütternd, wie da immer wieder um Formulierungen gefeilscht, das offizielle Schuldeingeständnis vermieden wurde. Wie kann sich ein Staat wie meiner nur so verhalten? Gut aufgearbeitete Geschichte in einem auch optisch sehr ansprechend gestalteten Heft. Von der Künstlerin Tuaovisiua Betty Katuuo würde ich gern mehr sehen, dann gern auch in einem erfreulicheren Zusammenhang.

 

Mark Twain: Die schreckliche deutsche Sprache (engl./dt.)
Dieses Buch sollte jeder einmal gelesen haben, der sich mit der deutschen Sprache befasst. Mark Twain nimmt die Klippen und Windungen des Deutschen aufs Korn - und zwar so, dass auch wir Muttersprachler herzlich darüber lachen können. Lange Sätze, durch zahllose Nebensätze unendlich kompliziert gemacht, die Stellung des Verbs und die Trennung von Hilfsverb und Partizip im Perfekt und Plusquamoerfekt, sodass man erst am Ende des Satzes klar sagen kann, worum es eigentlich geht, dazu lange Substantiv-Zusammensetzungen mit theoretisch unbegrenzter Länge ... Das kann einen Nicht-Deutschen und sogar manchen Deutschen überfordern. Mark Twain lästert und spottet und verzweifelt, dass dem Leser die Lachmuskeln förmlich explodieren. Und er macht "Verbesserungsvorschläge", um diese vertrackte Sprache zu vereinfachen. Allerdings glaube ich nicht, dass sie jemals mehrheitsfähig werden. Unbedingt lesen und loslachen!

 

Hans-Martin Gutmann: Wir brauchen Väterlichkeit. Ein Plädoyer
Am Anfang steht die Empörung. Am Schluss der Aufruf zur Gründung einer neuen Bewegung. Und ganz am Ende ein beim Wort genommenes „Vaterunser“: Hans-Martin Gutmann, emeritierter Theologieprofessor mit Goslarer respektive Immenröder Wurzeln, hat mit „Wir brauchen Väterlichkeit“ ein Plädoyer für eine neue – oder doch schon althergebrachte und nun verschüttete? – Rolle des Mannes in Familie, Gesellschaft und Politik veröffentlicht. Ein Eintreten für fürsorgliche, verantwortungsvolle, auch zurückhaltende Männlichkeit, jenseits von Toxizität und Destruktivität.
„Ich bin empört und verzweifelt“, lautet der erste Satz des Vaters und Großvaters Gutmann in seiner Bestandsaufnahme der Gesellschaft in Deutschland, in Europa, in den Staaten des „Westens“. Eine von neoliberalen Ideologien geprägte Welt, die den Einzelnen auf seine Arbeitsleistung reduziert und entwertet. Rechtsextreme, die immer mehr Zulauf erhalten, SPD und Linke, die die Menschen nicht erreichen. „Ich merke, dass ich immer konservativer werde. Nicht im reaktionären Sinn“, stellt der Theologe fest. „Ich denke, wir brauchen einen nicht reaktionären, einen linken Konservatismus, um das Lebensgefühl der Leute zu erreichen.“ Oder: „Wir brauchen mehr Väterlichkeit.“
Elektrisiert habe ihn in jungen Jahren Alexander Mitscherlichs Buch „Die vaterlose Gesellschaft“. Aber es geht nicht um den Mangel an Vätern, sondern um Mangel an „Väterlichkeit“ als Lebensgefühl.
Was macht diese Väterlichkeit aus, die Gutmann vermisst, die er fördern möchte? Erinnerungen an den eigenen Vater, damals Grundschullehrer in Immenrode, bilden den Ausgangspunkt. Der Vater als Familienmitglied und Lehrer zugleich. Eine Doppelfunktion? Oder sind die wirklich guten Lehrer immer auf eine besondere Art „väterlich“? „Väterlichkeit gibt einer pädagogischen Beziehung eine bestimmte Atmosphäre. Eine Melodie. Eine Farbe. Einen Geruch. Eine Atmosphäre von Wertschätzung und Verantwortungsbereitschaft. Von Wärme. Von Liebe ...“, schreibt Gutmann. Seinen Vater schildert er als „sehr machtvolle, für seine beiden Söhne fast übermächtige Persönlichkeit“. Das ist kein Widerspruch zur liebevollen, fürsorglichen Haltung den Kindern gegenüber. Ein Vater, der da ist, der trösten kann, als der innig geliebte Schulbus „Balduin“ durch ein moderneres Gefährt ausgetauscht wird, der Geschichten und Bilder von Balduins Reisen erschafft, zu denen der vierrädrige Rentner nun Muße hat. Ein Vater, der den gehässigen Biologie-Lehrer am Ratsgymnasium, als dieser den Sohn niedermacht, derart zusammenfaltet, dass aus dem angedrohten Durchfallen im Abitur ein „sehr gut“ in der Übungsklausur wurde.
Gutmann sucht nicht nach Helikoptervätern. Sondern nach Männern, die sich nicht aufdrängen, die aber da sind, wenn ihre Kinder sie brauchen. Der Hauslehrer Bökh in Erich Kästners „Das fliegende Klassenzimmer“ etwa, von seinen Schülern mit dem Ehrentitel „Justus“ versehen, verkörpert für ihn diesen Idealtypus, oder auch der Lehrer Janusz Korczak, der die Kinder aus seinem Waisenhaus freiwillig ins Vernichtungslager begleitete, auch wenn dies seinen eigenen Tod bedeutete.
Gutmann selbst stilisiert sich keineswegs zum Supervater. „Ich habe nicht alles richtig gemacht. Ich habe vieles versemmelt. Manchmal auch schlimm“, schreibt er und gedenkt der Katastrophen, die er als größtenteils alleinerziehender Vater im zweijährigen Erziehungsurlaub angerichtet hat. Verletzungen der Tochter und auf dem Herd zerschmolzene Plastikfläschchen eingerechnet. Aber in massiven Konfliktsituationen habe er „schlicht das Glück gehabt, dass ich präsent sein durfte“.
Gutmann analysiert Vaterbilder in Disneyfilmen und anderen Klassikern, die das kollektive Familienbild prägten. Dumbledore als Ersatzvater für Harry Potter. Die Geschichte von Anakin und Luke Skywalker und den beiden Seiten der Macht.
Aber es geht nicht nur um Fantastik. Spätestens in der zweiten Hälfte seines Essays wird klar, dass es Gutmann auch oder hauptsächlich um aktuelle politische und gesellschaftliche Fragen zu tun ist. Klimazerstörung, Krieg, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, Hass und Hetze – all dies ist garantiert kein Ausdruck von positiver, zugewandter Väterlichkeit, sondern von Toxizität und Destruktion. „Dagegen gilt es aufzustehen“, fordert Gutmann.
Der Theologe, der sich zu einem „heilsamen Konservatismus“ bekennt, stellt klar, dass er mit der reaktionären Form des Konservatismus absolut nichts am Hut hat, die ein Familienbild propagiert, das den Vater von der häuslichen Arbeit und von der Beziehung zu den Kindern fernhält, oder das „Väterlichkeit verhindert, entwertet, lächerlich macht“. Als Gegner macht er vor allem die Strömungen des Nationalismus und des Neoliberalismus aus.
Gegen all das will er eine „Väterlichkeitsbewegung“ setzen, eine Gegenbewegung, eine Bewegung in Richtung Demokratie und Gerechtigkeit und für einen neuen, heilsamen Konservatismus. Und als stärksten Verbündeten führt er schließlich Jesus Christus an, der von Gott als „Abba – Vater, Väterchen, Papa“ sprach und der seine Anhänger beten lehrte: „Vater unser ...“
Das Buch ist alles andere als ein Elternratgeber und wird keinen Erzeuger zu einem besseren Vater machen. Aber darum geht es Gutmann auch gar nicht. Vielmehr geht es um eine Analyse gesellschaftlicher Probleme und Grundhaltungen und darum, toxische Strukturen sichtbar zu machen und zu bekämpfen. Rechtsextremismus wird nicht allein durch fürsorglichen und respektvollen Umgang mit den eigenen Kindern ausgehebelt. Aber ein bewussterer Blick auf die Gesellschaft und auf die eigene Haltung kann viel bewirken. Und wenn die neue Bewegung der Väterlichkeit wächst und viele Anhänger findet, schlecht wäre es sicher nicht.

 

 

Hörspiel

 

Kira Kolumna 9: Eingeschneit
Auf einer Klassenfahrt lernt man manchen Mitschüler ganz anders kennen, und manche blöde Tusse zeigt ein völlig unerwartetes, freundliches Gesicht. Kira und ihre Klasse fahren zum Skifahren in die Berge, und es ergeben sich neue Freundschaften beziehungsweise neue Gruppen formieren sich. Die eingebildete Saskia erweist sich als Ski-Ass, und da Kira und Lars ebenfalls auf den Brettern wie zu Hause sind, kommen alle drei in die Fortgeschrittenen-Gruppe, während Kiras beste Freundin Nele in der Anfängergruppe landet. Naturgemäß ist das Super-Trio nun häufiger zusammen unterwegs, und obwohl sich alle Mühe geben, Nele zu integrieren, ist sie dann doch manchmal "abgemeldet". Saskia entpuppt sich als toller Kumpel im Abenteuer, nur als ihre kostbare Kulturtasche verschwindet, wird sie aggressiv und ungerecht.
Schließlich wagen sich Kira, Lars und Saskia auf eine Tour zu einer Höhle, in der eine Art Schrat oder Schneemensch leben soll. Die Strecke ist zwar gesperrt, aber das hält die drei Ski-Asse nicht auf. Erst ein Schneerutsch, der sie in Höhle verschüttet, bremst die Abenteuerlust des Trios. Nun dreht Saskia vor Panik beinahe durch. Was sie bisher niemandem verraten hat: Sie ist Diabetikerin und läuft Gefahr zu unterzuckern. Wenig später wird sie ohnmächtig ...
Spannende Folge, die die zickige Saskia mal von einer anderen Seite zeigt. Wenn mir auch ihr hysterisches Over-Akting in der Höhle etwas auf den Zwirn ging. Man kann auch ruhig sterben. Aber trotzdem: Sehr gut gemacht und sehr spannend.

 

Kira Kolumna 10: Abgetaucht
Oweh, die letzte Mathearbeit steht an, und für einige hängt von dem Ergebnis die Versetzung ab. Nele ist besorgt. Aber ganz besonders steht Lars auf der Kippe. Dem armen Lars fliegen in dieser Zeit die Vorurteile und Klischees nur so um die Ohren. Vater: Ausländer und abgehauen. Mutter: alleinerziehend. Sohn mit dunklem Teint. Computerspieler. Männlich, also kommunikationsunfähig. Boah, kein Wunder, dass er irgendwann austickt und abhaut. Dabei haben Nele und Kira so einen tollen Plan für die Mathearbeit geschmiedet. Schließlich ist Kiras Vater Matheprofessor und könnte Lars ein bisschen auf die Sprünge helfen. Man lernt in dieser Folge etwas über Potenzrechnen und darüber, dass Katzen die Geschmacksrichtung "süß" nicht wahrnehmen können. Nutzloses Wissen, aber hochinteressant.

 

Weiterer Jahresrückblick
Teil 1 - Januar bis März 2024
Teil 2: April bis Juni 2024
Teil 4: Oktober bis November 2024
Teil 5: Dezember 2024

 

© Petra Hartmann




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Jahresrückblick 2024: Teil 2 - April bis Juni

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 29 Dezember 2024 · 382 Aufrufe
Jahresrückblick

Willkommen zu Teil zwei meines Rückblicks auf mein Lese-Jahr 2024. In den Monaten April, Mai und Juni waren ziemlich viele Hörbücher und Hörspiele dabei. Ich habe meine alte ???-Sammlung wieder hervorgeholt, außerdem etwas Gruseliges und etwas von Karl May gehört. Meine große Entdeckung war die Hörspielserie "Kira Kolumna", die Abenteuer einer 16-jährigen Bloggerin, die um drei Ecken mit der rasenden Reporterin Karla Kolumna verwandt ist. Kinderhörspiele, die auch für Kinder jenseits der 50 geeignet sind. Dazu gab es Tierbücher (Ratten und Ponys), Indianerliteratur, May-Pastiches, Comics, Klassiker, Antikes und Goslaria. Recht wenig Phantastik diesmal, im nächsten Quartal wird das wieder mehr.

 

Hinweis:
Etwaige blau markierte Texte sind herausragende Spitzenbücher, rot steht für absoluten Mist, ein (e) hinter dem Titel bedeutet, dass ich den betreffenden Text in der eBook-Version gelesen habe, und hinter den Links verbergen sich ausführlichere Besprechungen innerhalb dieses Blogs.

 

 

April

 

Karin S. Wozonig: Ratten. Ein Porträt
Hübsches, in edles Rattengrau gebundenes Büchlein, das sich einem der meistgeschmähten Nagetiere der Welt widmet. Die Verfasserin ist eine bekennende Rattenliebhaberin und so ist diese kleine bibliophile Kostbarkeit auch eine ganz große Liebeserklärung an die kleinen Tierchen geworden. Man erfährt etwas zur Biologie und Mythologie, hört vom Sozialverhalten und der Intelligenz der Ratten und auch davon, was man beachten muss, wen man eine Ratte als Haustier halten will. Kurzporträts verschiedener Rattenarten - wie Hausratte, Wanderratte, Waldratte, Schweinsnasen-Spitzmausratte oder Sulawesi-Schlankratte - runden das Büchlein ab.
Es ist nicht ganz so zauberhaft und magisch wie das im gleichen Verlag erschienene Algen-Büchlein, das mich im vergangenen Jahr so begeistert hatte, aber auf jeden Fall ein hochinteressantes, liebens- und lesenswertes Buch.

 

Frank Elstner: Frances Densmore: "Ich hörte eine indianische Trommel"
Kleiner, knapp 50 Seiten starker Essay über die Ethnologin und Musikwissenschaftlerin, die mit ihrem Phonographen loszog und indianische Gesänge aufzeichnete und die Liedtexte dokumentierte. Erzählt wird etwas über ihre Arbeitsweise und darüber, wie sie das Vertrauen der alten Häuptlinge in den Reservationen gewann. Reich bebildert. Mit Notenbeispielen und Briefzitaten. Ich hatte es auf der Leipziger Buchmesse zusammen mit ihrem Buch "Die Lieder der alten Lakota" beim Palisander-Verlag erworben. Ein sehr knapper, aber gut lesbarer Einstieg in die Arbeit Densmores.

 

Sarah Gutmann: Pony-Power

 

Angeline Boulley: Warrior Girl Unearthed

 

Rolf Ulrici: Tom und der Lachende Fuchs
Kinderbuch, das ich Anfang der 80er mal gelesen hatte. Jetzt fiel es mir in einem Antiquariat in die Hände, da hab ich es mitgenommen. Erzählt wird die Geschichte eines Jungen aus Deutschland und eines etwa gleichaltrigen Indianerjungen, dessen Stammeszugehörigkeit nicht erwähnt wird. Die Zeit der Indianerkriege ist vorbei, die Familienangehörigen des Lachenden Fuchses leben recht friedlich neben der Ranch, auf der Tom zu Gast ist, allerdings ist noch einiges Misstrauen und sehr viel Zurückhaltung vorhanden. Tom lernt von seinem neuen Freund Anschleichen und Reiten. Dann kommt es zu Rivalitäten mit einer Bande von weißen Jungen. Und der Lachende Fuchs soll in ein Internat gesteckt werden. Aber was wird dann aus seinem Pferd ...?

 

Anna Nerkagi: Weiße Rentierflechte
Der erste ins Deutsche übersetzte Roman einer nenzischen Autorin. Es erinnert ein bisschen an Juri Rytchëu. Die Nenzen sind, ähnlich wie die Tschuktschen, Rentiernomaden und leben im Norden Sibiriens. Die Autorin erzählt von einem jungen Mann namens Aljoscha, der nur eine einzige Frau liebt, die Tochter des alten Petko. Doch die ging fort und wird auch nicht wiederkommen. Nun liegen ihm seine alte Mutter und die Stammesgenossen in den Ohren: Er soll endlich heiraten und die Tradition fortsetzen, das Volk erhalten und vor allem eine junge Frau zu sich nehmen, die seine alte Mutter bei der Arbeit unterstützt ... Aljoscha sondert sich ab, ist verstockt. Und als man ihn schließlich zur Heirat mit einer anderen Frau zwingt, weigert er sich, die Ehe zu vollziehen.
Ein wunderbarer Roman, in dem man das Knirschen des Eises und den Geruch der Rentiere spürt, eine harte Geschichte ohne Kitsch und Pastelltöne. Sehr gut, von dieser Autorin möchte ich mehr lesen.

 

 

Hörspiele

 

Die drei ???, Folge 1: Der Superpapagei
Ich habe im Keller meine alte Drei-Fragezeichen-Sammlung wiederentdeckt, vier Schuhkartons mit Cassetten aus der Cassettenkinder-Zeit. Da musste ich mir einfach den Superpapagei nochmal reinziehen. Kann die Geschichte fast auswendig mitsprechen. Der dicke Mister Claudius auf der Jagd nach den Papageien. Schneewittchen und Sherlock Holmes, Robin Hood und vor allem Blackbeard mit seinen Sprüchen. Der erste Auftritt des gepflegten Gentleman-Meisterdiebs und Kunstexperten Hugenay. Morton und der Rolls Royce. Die erste Telefonlawine. Und Justus Jonas als brillanter Kopf des Ganzen. Einfach ein spezialgelagerter Sonderfall.

 

Kira Kolumna 1: Umzugsalarm
Meine neue große Liebe am Kinderhörspielhimmel. Kira Kolumna ist um drei Ecken herum verwandt mit der rasenden Reporterin Karla Kolumna aus den Benjamin-Blümchen- und Bibi-Blocksberg-Hörspielen. Sie ist Bloggerin, knüpft aber auch, sobald sie in eine neue Stadt kommt, Kontakte zur Lokalpresse. Und in neue Städte muss sie oft umziehen, denn ihr Vater Johannes ist Matheprofessor und international gefragt. Wenn er an eine neue Uni berufen wird, heißt es für Kira jedesmal: Umzugsalarm. Ihr Freundeskreis bleibt dann zurück, Verbindung kann sie meist nur noch über das Blog halten.
In Folge eins kommt Kira aus Madrid nach Südberg in Deutschland. Hier wohnt sie über dem Laden von Laura und freundet sich mit deren anfangs noch wenig begeistertem Sohn Lars an. Zusammen schaffen die beiden es dann auch schon, eine Einbruchsserie in der Nachbarschaft aufzuklären.
Sehr spannend erzählt, etwas schneller als die Bibi- und Benjamin-Abenteuer meiner Kindheit, poppig, peppig und auch für alte Leute wie mich ein echter Genuss. Und als ich meiner Nichte (11) den ersten Teil schenkte, war sie ebenfalls begeistert und hat jetzt auch schon über zehn Kira-Hörspiele intus. Also: Von uns beiden gibt es zwei Daumen nach oben.

 

Kira Kolumna 2: Plötzlich beliebt
Kira kommt nach dem Umzug in ihre neue Schule. Hier lernt sie ihre neue beste Freundin Nele und die eitle aber superbeliebte Angebertussi Sakia kennen, die einen superstarken Account betreibt und von ihren Reiseabenteuern erzählt. Saskia ist viel mit ihren Eltern unterwegs und jettet fast jedes Wochenende in eine andere coole Stadt. Allerdings hat aktuell gerade Kiras Freundin Nele den totalen Höhenflug mit ihrem Online-Account: Sie postet ein Selfie, das sie mit einem der angesagtesten Musik-Stars in der Eisdiele zeigt. Mehr noch: Sänger Jannis habe sie engagiert für den Dreh seines nächsten Musikvideos.
Da passt es recht gut, dass das neue Projektthema der Klasse "Social Media" lautet. Kira und ihr Team setzen sich mit dem Thema Schein und Sein im Internet auseinander und berichten schließlich ihrer Klasse Schockierendes über Fake News und die Wahrheit dahinter ...
Einfach gut gemacht, tolles Thema und super erzählt.

 

Die drei ???, Folge 2: Der Phantomsee
Eine alte Seemannstruhe, ein Schiffswrack, Hinweise auf einen versteckten Schatz - und immer wieder taucht der zwielichtige Java-Jim auf. Dazu Bobs Recherchen in der Bibliothek, eine Geisterstadt und die unheimliche Insel mit der Zypresse im Nebel ... Einfach alles, was ein ???-Hörspiel braucht.

 

Sherlock Holmes & Co.: Heim der Phantome
Eine Frau möchte ihren Vater in einem Seniorenheim besuchen. Doch der alte Mann ist nicht da. Wenig später teilt man ihr mit, er sei plötzlich verstorben. Warum waren seine Briefe in der letzten Zeit so seltsam? Und warum verschwinden immer wieder Bewohner des Heims? Die Ermittlungen der Tochter fördern Grauenhaftes zutage - und sind lebensgefährlich.
Sehr dichtes, atmosphärisches Gruselhörspiel, das man nicht unbedingt allein zu Hause hören sollte ...

 

Sherlock Holmes & Co.: Der Wiedergänger
Ein Häftling ersinnt eine makabere Möglichkeit, aus dem Gefängnis zu türmen. Die Wachen stehen vor einem Rätsel. Ist er mit dunklen Mächten im Bunde? Auf dem Friedhof jedenfalls gibt es in der Nacht Gruseliges zu beobachten.
Erzählerisch und akustisch vom Feinsten. Sehr gut gemacht.

 

 

Mai

 

Thorgals Jugend 11: Grym

 

Catrin Misselhorn: Künstliche Intelligenz - das Ende der Kunst? (Reclam)
Ist das eigentlich noch Kunst, wenn es von einer Maschine gemacht ist? Wer hat die Urheberrechte? Und wie verändert sich unsere Bewertung des Schaffensprozesses? Ein paar hochinteressante Gedanken über KI-Kunst, ihre Geschichte und ihre Einordnung. Spoiler: Das "Ende der Kunst" wurde schon oft beschworen, ist aber wohl auch im KI-Zeitalter noch nicht gekommen. Aber gruselig ist es trotzdem, vor allem der Blick auf das erste KI-Bild war ausgesprochen verstörend.

 

Yoko Tsuno Sammelband 9: Geheimnisse und böser Zauber
- Die Dienerin Luzifers
- Der Amethyst
- Khanys Geheimnis

Erneut ein sehr schöner Hardcoverband mit viel Zusatzmaterial, diesmal vor allem mit Zeichnungen der zahlreichen Flugzeugtypen, die in den Alben eine Rolle spielen. Der Titel "Geheimnisse und böser Zauber" erschließt sich mir mal wieder nicht. Zauber kommt in dieser Serie eigentlich gar nicht vor, nur Technik und Naturwissenschaft. Aber okay, die Geschichte um die "Dienerin Luzifers" hat auch mittelalterlichem Aberglauben zum Thema, das mag als "böser Zauber" durchgehen. Album eins und drei sind Geschichten über Yokos Freunde vom Planeten Vinea, der mittlere Band enthält eine Zeitreisegeschichte. Warum man diese mit den beiden anderen in einen Themenband zusammenfasste, erschließt sich mit nicht. Es mag etwas damit zu tun haben, dass dies der vorletzte Sammelband ist und die Auswahl gering wurde. Schön ist, dass Emily wieder an Yokos Seite ist, die junge Frau mag ich von allen Freundinnen Yokos am liebsten (außer vielleicht Morgentau). Emily lernt bei der Zeitreise ihre Urgroßmutter kennen, ein sehr berührender Moment. Die Begegnung mit der "Dienerin Luzifers" hat es auch in sich. Bei dem schlafenden Wesen Wesen, das Mönche seit Jahrhunderten bewachen, ist aufgrund der bläulichen Hautfarbe ziemlich schnell klar, dass es sich um eine Vineanerin handelt. Oder doch nicht? Im dritten Abenteuer spielt Khany eine etwas seltsame Rolle, fast wirkt sie zwielichtig. Kann Yoko ihrer Freundin noch trauen? Mit der Existenz des Wesens Tevy hat sie zunächst ihre Probleme. Roboter und Androiden sind ihr vertraut, aber ein Wesen aus menschlichen,. organischen Bauteilen ...? Ein sehr interessanter Band. Allerdings bekomme ich langsam Probleme damit, die Vineaner auseinanderzuhalten. Das ist mir zu viel Personal.

 

Ursula Voß: Rilkes Sternenfrauen
Sehr schön gestaltetes Insel-Büchlein über die Frauen, die Rilke liebte, die mit ihm eine Beziehung oder Freundschaft und geistigen Austausch pflegten.Die Frauen sind jeweils in einem kurzen Porträt und mit einem Foto vorgestellt. Schon sehr beeindruckend, wer da alles in diesem Büchlein versammelt ist, fast alles große Namen, Künstlerinnen, Dichterinnen, Schauspielerinnen und Fürstinnen, die meisten kennt man heute noch. Dargestellt werden Lou Andreas-Salomé, Clara Rilke-Westhoff, Marie von Thurn und Taxis-Hohenlohe, Anna de Noailles, Eleonora Duse, Sidonie Nádherný von Borutin, Marthe Bibesco, Catherine Pozzi, Baladine Klossowska, Wera Ouckama Knoop, Lally Horstmann und Lotte Pritzel. Ich bin mit Rilke nie so recht warm geworden, aber diese Sternenfrauen haben mich sehr für ihn eingenommen.

 

Galen: Gelassenheit. Was bedeutet das alles? (Reclam)
Ein Reclamheft aus der Philosophie-Reihe "Was bedeutet das alles?" Sehr interessant, wobei hier gesagt werden muss, dass der Titel "Gelassenheit" - im Innenteil steht auch "Über die Unverdrossenheit" - nicht von Galen stammt. Bei dem vorliegenden Text handelt es sich vielmehr um einen Brief an einen alten Schulfreund, der ihn wohl gefragt hatte, wie man Schicksalsschläge gelassen einsteckt, ohne daran zu zerbrechen. Galen musste es wissen: Beim großen Brand Roms hatte er so ziemlich alles verloren: Seine Heilkräuter und medizinischen Geräte, seine Bibliothek, unzählige Fachbücher, Rezepte, ihm ihm ärztliche Kollegen im Austausch gegen eigene Rezepte anvertraut hatten, seine Bibliothek mit wertvollen, unwiederbringlichen Einzelstücken und eigene, noch unveröffentlichte Manuskripte, von denen es keine weiteren Abschriften gab - mithin sein Lebenswerk und seine gesamte Existenz. Und doch blieb Galen vollkommen gelassen. So gelassen, dass es auffiel und Freunde nachfragten. Im Brief gibt er nun Auskunft. Er verweist auf die Philosophie der Stoa, aber auch auf Aristipp. Und er erzählt auch von seiner ganz persönlichen Erfahrung: Immerhin erlebte der berühmte Arzt einiges am Hof des Kaisers Commodus. Dort habe er jederzeit drauf gefasst sein müssen, alles zu verlieren, in die Verbannung geschickt zu werden oder Schlimmeres. Wer sich mit dem Gedanken vertraut macht, dass im alles jederzeit genommen werden kann, den wirft die tatsächliche Erfahrung eines Verlusts nicht mehr um. Man solle sich vielmehr über das freuen, was noch da ist, sagt Galen. Sehr klug.

 

Als das Grüne Band noch grau war
„Grenzschicksale“ heißt ein voluminöser Sammelband mit Lebenserinnerungen aus der Zeit, als das Grüne Band noch grau war. Das knapp 600 Seiten starke Buch lässt 30 Zeitzeugen zu Wort kommen und erzählt von Biografien im Schatten der Grenze. „Erinnerungen werden blasser, Zeitzeugen werden weniger“, schreibt Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff in seinem Geleitwort. „Es ist von großer Bedeutung, Stimmen einzufangen, Erlebnisse zu dokumentieren und Bilder in den richtigen und wahrheitsgemäßen Kontext zu stellen, damit kommende Generationen ihre eigene Vorstellung der Ereignisse gewinnen können.“ Und die Menschen, die ihre „Grenzerfahrungen“ aufzeichneten, haben wahrlich eine Menge zu erzählen: Spannendes, Überraschendes, Alltagserfahrungen und Einmaliges sind hier versammelt. Manches zeugt von einem gewissen Galgenhumor, zum Beispiel, wenn im Vorwort der Herausgeber Kai Langer, Birgit Neumann-Becker und Maik Reichel an den Ausspruch von DDR-Bürgern nahe der Sperrzone entlang der Grenze erinnert wird: „Vor spontanen Verwandtschaftsbesuchen waren wir sicher.“
Wie ist das, plötzlich an eine Grenze zu stoßen? Für Christoph Dieckmann war es eine traurige Kindheitserinnerung an einen Brockenbesuch: „Auf dem Gipfel hatte ich mich in eine kecke Igel-Figur verliebt. Nach inständigem Gebettel kauften mir die Eltern diesen ‚Brocken-Mecki‘. Zwei Wochen später stürzte Mecki von der Waschkommode und brach sich ein Bein. Ich war untröstlich und wollte sofort wieder auf den Brocken, um einen neuen Mecki zu erhalten. ‚Das geht nicht‘, sagte Vater, ‚da ist jetzt die Grenze.‘“
Die Goslarerin Ursula Breustedt, geboren 1944 in Köthen, stellt beim Rückblick auf ihre Lebensgeschichte fest, dass sie mit dem Begriff „Heimat“ gar nichts anfangen kann: „Dazu wurde mir das, was ich für Heimat hielt, zu oft genommen“, sagt sie. Der Familie gehörte ein Rittergut bei Köthen, doch am 21. September 1945 wurden die Besitzer „entschädigungslos enteignet“, die Familie musste den Landkreis verlassen, es ging nach Heimburg im Harz. Der Vater konnte schließlich in Abbenrode einen Hof pachten. „Es war das letzte Grundstück vor der innerdeutschen Grenze“, erinnert sie sich. „Durch die Bäume konnten wir bis nach Lochtum in Niedersachsen blicken. Ich fuhr mit meinem Puppenwagen oft bis zum Grenzflüsschen Ecker und watete darin herum.“ Es blieb nicht bei Blicken nach „drüben“ und beim Waten im flachen Wasser: „Es herrschte ein reger Grenzverkehr. Irgendwann wurden sogar große Steine in die Ecker gerollt, damit die gegenseitigen Besuche einfacher wurden und man das andere Ufer trockenen Fußes erreichen konnte“, schreibt Breustedt. „Meine Mutter schickte mich sogar öfter nach Lochtum, um im dortigen Laden etwas einzukaufen.“ Doch die Idylle mit dem inoffiziellen, aber intensiven Grenzverkehr währte nicht lange. Am 7. Juni 1952 ändert sich alles. Den Eltern werden die Pässe abgenommen, ein Herr im grünen Ledermantel sagt: „Sie gefährden die Sicherheit der DDR“, die Familie soll innerhalb von 24 Stunden ihr zu Hause verlassen. Bis dahin steht die Familie unter Beobachtung, ein Polizist begleitet die sechsjährige Ursula sogar bis zum Plumpsklo. Der Vorwurf lautete: „Negative Einstellung zur DDR und S.U. Verbreitet Unstimmigkeiten politischen Charakters im Ort.“ Zusatz: „Verbreiter von Westmeldungen.“ Als die Familie schließlich in den Westen flüchtet, steht der 17-jährigen Tochter eine Mutprobe bevor: Sie muss allein mit dem Zug von Kleinmanchow nach Havelberg fahren – und am Bahnhof im West-Berliner Stadtteil Lichterfelde aussteigen. Inzwischen dürfen die Eltern wegen einer angeblich dringend notwendigen Operation der Mutter nach Hamburg ausreisen. Kurz danach, im Westen wieder vereinigt, kann die Familie nach Pappenheim reisen, wo der Vater seine neue Stelle antritt. Ursula Breustedt macht dann eine landwirtschaftliche Ausbildung in Einbeck, arbeitet später in Schladen und lebt jetzt in Goslar.
Zahlreiche Stimmen rund um die Grenze kommen zu Wort. Da ist Annemarie Reiffert, die am Tag der Grenzöffnung als erste DDR-Bürgerin wagte, den Grenzübergang Marienborn zu passieren. Oder die Pastorin Ursula Meckel aus Thale, die von Stasi-Spitzeln im Gottesdienst berichtet. Oder Katrin Schmidt, die die Welt sehen wollte und über China aus der DDR ausreiste. Das opulent aufgemachte Hardcover-Buch mit Schutzumschlag und zwei Lesebändchen in Grün und Silber besticht durch seine aufwendige Gestaltung. Zahlreiche ganzseitige historische und aktuelle Fotografien wecken Erinnerungen an früher und regen zu Wanderungen durch das heutige Grüne Band an. Vor allem dürfte das gewichtige Buch als Präsent für Menschen aus dem ehemaligen Grenzland geeignet sein. Und die darin festgehaltenen Erinnerungen sind es allemal wert, bewahrt zu werden.

 

Thomas Ostwald: Der schwarze Josh

 

Christine H. Bauer: Das Rathaus in Goslar. Geschichte und Bauphasen
Ein neues Buch über das Goslarer Rathaus ist jetzt erschienen. Verfasserin ist die Goslarer Welterbebeauftragte Dr. Christine H. Bauer, die sich bemühte, Geschichte und Architektur des Rathauses kompakt zusammenzufassen und eine handliche Überblicksdarstellung zu schaffen.
Das Buch „Das Rathaus in Goslar. Geschichte und Bauphasen“ ist unter anderem für diejenigen bestimmt, die nach Rathausführungen all die Informationen noch einmal nachlesen möchten, die sie von Stadtführern und aus den interaktiven Angeboten erhielten – aber eben nicht komplett im Kopf behalten konnten. Es ist mit seinen 81 Seiten recht handlich und lässt sich leicht und schnell lesen. Vor allem ist es großzügig ausgestattet mit Illustrationen wie Skizzen der Räume und einzelnen Etagen sowie mit Fotos. Gezeigt werden historische Aufnahmen, Details der Innenräume und Wandmalereien.
Bauer stellt die Entwicklung der Goslarer Bürgerschaft vor und erzählt etwas zur Geschichte der Stadt, von der Zeit, in der Kaiser Heinrich I. ein „vicus goslariae“, vielleicht als Jagdhof oder königlichen Wirtschaftshof, gegründet haben soll, sie berichtet über Bergbau und die Kaiserpfalz, die Rechte einer freien Reichsstadt, den Streit mit Braunschweig um den Rammelsberg … Auch den Vorgängerbauten des Rathauses spürt sie nach. Der Leser erfährt etwas über den Marktbereich, die Verkaufshallen und Wechselstuben und die im Jahr 1151 erstmals urkundlich erwähnte Marktkirche. Schon 1269 wird in städtischen Urkunden ein bürgerliches Rathaus als „domus communitatis“ erwähnt, doch ohne Ortsangabe. 1293 erwarb der Rat der Stadt vom Kloster Neuwerk dessen Kaufhallen zwischen dem Schuhhof und dem „Brunwordeskeller“ (wohl Kaiserworth).
In sechs Kapiteln widmet sich Bauer den einzelnen Bauphasen. Sie stellt das Rathaus der Spätromanik/Gotik vor, das um 1300 entstand. Man erfährt mehr über den Keller, Ratsdornse (beheizbarer Sitzungsraum), Arkadenhalle und Ratsdiele. In der Bauphase um 1430, in der Spätgotik, wurde die Ratsdiele umgebaut. Ratsdiele und -dornse wurden ausgestaltet, das Rathaus erhielt einen südlichen Anbau. Weitere Bauphasen erfolgten in der Zeit um 1500 (Übergangszeit Spätgotik-Renaissance), um 1560 (Renaissance) und Mitte des 17. Jahrhunderts (Barock). In einem Kapitel zusammengefasst hat Bauer die Baumaßnahmen des 19. und 20. Jahrhunderts, in dem es um Renovierungen zum Stadtjubiläum 1922 und Umbaumaßnahmen 1936 bis 1938 geht. Was bleibt aus der Nazizeit? „Während alle anderen Umbauten der nationalsozialistischen Zeit in den Jahren 2015/16 rückgängig gemacht wurden, blieb die von Rudolf Nickel gestaltete Sitzbank als einziges Zeugnis dieser Zeit erhalten“, schließt Bauer ihre Rathausgeschichte.
Das ist ein Abschluss, der Fragen aufwirft. Ein Kapitel über das Rathaus in den 2010er und 2020er Jahren fehlt. Dabei wird dieser Rathaus-Krimi den Goslarern noch lange als die Hauptsache in Erinnerung bleiben. Einige Entdeckungen, etwa Ergebnisse von dendrochronologischen Untersuchungen, wurden in den historischen Kapiteln erwähnt. Im buchstäblich letzten Absatz des Buchs schreibt die Goslarer Welterbebeauftragte immerhin, dass der Stadtrat 2012 beschloss, das Rathaus nach 700 Jahren als Verwaltungssitz aufzugeben, es aber weiterhin für Ratssitzungen nutzt. Das ist alles? Vielleicht folgt ja bald ein zweiter Teil des Buchs, der über die turbulente und weit langwierigere und teurere Sanierung des Goslarer Aushängeschildes berichtet?

 

Hans-Martin Gutmann: Der tote Bischof
Ein Pastor als Ermittler, ein emeritierter Theologie-Professor als Autor – da fehlt nur noch ein Landesbischof als Mordopfer, und der Krimi ist perfekt. Der gebürtige Goslarer Hans-Martin Gutmann lässt seinen Helden Lukas Bentorff erneut in einen Kriminalfall hineingeraten. Der Pastor des fiktiven Doppel-Orts Groß und Klein Samtleben im Salzgittergebiet muss herausfinden, wer für die Anschläge auf seinen Chef verantwortlich ist. Und seine Ermittlungsmethoden sind, gelinde gesagt, etwas unkonventionell.
Lukas Bentorff ist den Lesern bereits bekannt durch Gutmanns „Wende“-Tetralogie. Die vier Romane „Wendewölfe“, „Wendehälse“, „Wendeblues“ und „Wendegier“ spielten, wie der Name schon sagt, in den Jahren vor und nach der Wiedervereinigung. Der Verfasser hatte seinen Helden darin miterleben lassen, was alles schief lief bei der Vereinigung von BRD und DDR. Es ging um Geschäftemacherei, Entwertung von Arbeit, Lebensleistung und Biografien im Osten und um das eklatante Anwachsen des Rechtsextremismus. Und nun? Der neue Krimi ist anders. Zumindest durch die zeitliche Einordnung: Lukas Bentorffs fünfter Fall spielt sich 24 Jahre nach seinem Ermittler-Debüt ab, nämlich in der Weihnachtszeit des Jahres 2023 und in den Tagen „zwischen den Jahren“. Der Pastor ist ein Vierteljahrhundert älter geworden, hat zu seinem Zuständigkeitsbereich noch zwei Dörfer hinzugewonnen, doch im Prinzip ist er ein „Sitzengebliebener“, bei dem man, wenn er nicht schon einundsechzigeinhalb Jahre alt wäre, Ansätze einer Midlife-Crisis diagnostizieren könnte. Mit seiner Freundin, der inzwischen pensionierten Kriminalpolizistin Anne Hartmann, ist er noch immer auf dem Stand von vor 25 Jahren. Und die dörflichen Institutionen sterben so langsam vor sich hin. Sogar die beiden dauerverfeindeten Karnevalsvereine, deren Streitigkeiten ein Running Gag der „Wende“-Bücher waren, mussten aufgrund des allgegenwärtigen Personalmangels fusionieren.
Doch das beschauliche Vor-sich-hin-Sterben des Dörferquartetts wird durch einen Paukenschlag aufgestört. Bentorffs Freund und früherer Schützling, Landesbischof Kai Grübner, erlebt mehrere Attacken auf sein Privatleben – von Beschimpfungen und Drohungen über Schmierereien bis hin zu aufgeschlitzten Autoreifen – schließlich wird er durch einen Ford F 150 von der Straße abgedrängt und ruft, verletzt und blutüberströmt – Bentorff zur Hilfe. Waren es tatsächlich die freundlichen Worte des Bischofs über die geflüchteten Ukrainier und die Aufforderung zu deren Unterstützung, die nun rechte Kreise auf den Plan riefen? Geht es um die Erpressung eines Konkurrenten im innerkirchlichen Machtkampf? Oder nimmt Frau Bischof ihrem Gemahl sein Fremdgehen übel und engagierte einen Mörder?
Der Pastor und seine Freunde entwickeln einen Plan: Der Bischof muss sterben, um vor künftigen Anschlägen sicher zu sein und um den ermittelnden Oldies Raum für die Mörderjagd zu verschaffen. Allerdings: Das Kirchenoberhaupt ausgerechnet von einer umstürzenden riesigen Plastik-Lutherfigur kurz vor der Weihnachtspredigt „erschlagen“ zu lassen, ist ein ermittlungstechnischer Schachzug, der die Gemeinde nicht unbedingt in die typische, besinnliche Christfest-Stimmung versetzt ...
Die Geschichte um den Bischofsmord lebt – außer von skurrilen Details und einem actionreichen Showdown – vor allem von den Einblicken in die Arbeit eines Dorfpastors und seinen Umgang mit aktuellen politischen Themen und Katastrophen. Gutmann, der bisher in „historischen Krimis“ die Wendezeit Revue passieren ließ, ist diesmal ganz nah dran an der Gegenwart. Gewalt gegen ukrainische Flüchtlinge, Bauernproteste, das Massaker der Hamas beim Überfall auf Israel am 7. Oktober, all das hat der Autor in diese Geschichte einfließen lassen. Hochinteressant sind dabei die Predigten Bentorffs. Der Groß Samtlebener Geistliche kann da durchaus mal das wenig barmherzige Verhalten seines Heilands zum Thema machen, als dieser einer kranken Frau die Hilfe verweigert, da sie nicht zum Volk Israel gehört. Oder er spürt einer Überlieferung aus dem Talmud nach, derzufolge Gott, als die Ägypter im Roten Meer ertranken, jeglichen Jubel untersagte – immerhin habe er auch diese geschaffen, und ein Jubel über den Tod so vieler Menschen sei völlig unpassend. „Der tote Bischof“ ist flott geschrieben und lässt sich gut und flüssig lesen. Spannung, politische Stellungnahmen und interessante Gedankengänge machen das Lesen zu einem Vergnügen. Nur mancher Kriminalpolizist wird sich vermutlich die Haare raufen beim Lesen. Denn dass Bentorff und seine Freunde ihren Fake-Mordanschlag mit Rückendeckung durch Polizei und Staatsanwaltschaft durchziehen können, klingt doch ein wenig fabelhaft.

 

Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz
Ein Klassiker, den ich schon lange auf dem Zettel habe. Eine Geschichte, die durch die Vielstimmigkeit und die Montagetechnik nicht ganz einfach zu lesen ist. Werbesprüche, Zeitungszitate, Lieder und Parolen, Berliner Halbwelt und moderne Technik, Glanz und Elend der Großstadt. Mittendrin Franz Biberkopf, frisch aus dem Gefängnis entlassen, der sich eine neue Existenz aufbauen will. Als Zeitungsverkäufer kann er sich zunächst redlich über Wasser halten. Aber dann wollen alte Kameraden ihn zu einem Bruch mitnehmen. Franz will nicht, schliddert aber doch mit in eine Geschichte hinein, die ihn am Ende einen Arm kostet. Und dann wird auch noch seine Lebensgefährtin tot aufgefunden, und er ist der Hauptverdächtige.
Ein Roman, in den man sich erstmal einlesen muss und der seinen Charme nicht sofort entfaltet. Aber wenn man "drin" ist, nimmt er einen wirklich mit. Keine Lektüre für zwischendurch. Erinnert als Großstadtroman der Moderne tatsächlich an den "Ulysses", mit dem er oft in einem Atemzug genannt wird, ist aber dann doch noch etwas weniger spröde.

 

Lucian Caligo: Der Fluch des Ritters Anastasius

 

 

Hörbuch/Hörspiel

 

Karl May: Winnetous Erben
Eines meiner Lieblingsbücher von Karl May, die Inspirationsquelle für meinen Roman "Das Herz des Donnervogels". Klar, dass ich mir das Hörbuch gegönnt habe, als es herauskam. Es hat mich in den ersten Monaten des Jahres auf einige weite Autofahrten begleitet. Mit knapp 19 Stunden Laufzeit reicht es für massenweise Kilometer.
Zunächst war ich ein bisschen befremdet von der Stimme des Sprechers. Nein, dachte ich, so klingt doch Old Shatterhand nicht. Aber Jean-Marc Birkholz zeigte ziemlich schnell, dass er als Interpret einiges auf dem Kasten hat, und seine Art, den unterschiedlichen auftretenden Personen mit seiner Stimme Farbe und eigenes Profil zu verleihen, hat mich überzeugt.
Was den Autor und sein Buch angeht ... nun, mir ist erst jetzt beim Vorgelesen-Kriegen, aufgefallen, wie unendlich langsam, betulich und wie mäandrierend sich May seinem Thema nähert, bevor er wirklich in die Handlung einsteigt. Ein paarmal war ich tatsächlich so weit, beim Autofahren auszurufen: "Mensch, komm endlich zu Potte!" Beim Selbst-Lesen spürt man diesen unendlich lahmen, immer wieder mit Rückblenden und dem Hinweis "Ich bitte, dies in meinem Buch xxxx nachzulesen" versehenen Warmlauf-Vorgang nicht so. Egal, es bleibt trotzdem eines meiner Lieblingsbücher von Karl May. Auch und gerade, weil es ein klassisches Alterswerk ist und weil hier Bilanz gezogen wird und all die alten Abenteuer zusammenfließen.
Inhaltlich dürfte es vielen bekannt sein. Karl May/Old Shatterhand bekommt von alten Weggefährten und alten Feinden zahlreiche verwirrende Briefe. Es gibt Pläne, ein Denkmal für Winnetou zu erreichten. Die Künstler, die den Apachenhäuptling in Szene setzen wollen, sind Young Surehand und Young Apanatschka, die Söhne von Old Surehand und Apanatschka. Ein schmeichelhafter Plan? Mitnichten. Viele Freunde, die Winnetou noch live erlebt haben, sind entsetzt und empfinden die klobige Kolossalstatue als "Ermordung" Winnetous und all dessen, für das der Apache stand. Old Shatterhand schlägt sich entschieden auf die Seite der Denkmalsgegner. Unterwegs trifft er auf alte Freunde und ebenso alte, unversöhnliche Feinde. Schließlich kommt es zu einer letzten Begegnung mit dem uralten Kiowa-Häuptling Tangua, den nur noch der Hass auf Old Shatterhand zusammenhält.
Karl May hat in diesem letzten Werk Erfahrungen aus seiner Amerikareise verarbeitet (Ja, er war tatsächlich einmal dort, am Ende seines Lebens, als er sich die Reise leisten konnte). Das Besondere an diesem und an einigen anderen Werken der Spätphase ist aber vor allem der magisch-mystische Ton und der Versuch, die ganze Menschheit zu versöhnen und Frieden zu schaffen. Es geht weniger um Abenteuer und Prügeleien, nicht um den legendären Jagdhieb und die Schießkünste mit dem Henrystutzen und dem weittragenden Bärentöter, als vielmehr um Frieden, Humanismus, Seelenwachstum ... Und wir begegnen außer den "alten Bekannten" auch einigen faszinierenden neuen Helden. Etwa dem Jungen Adler, einem indianischen Flugpionier, oder Athabaska und Algonka, zwei indianischen Linguisten, dem beinahe tausend Jahre alten Medizinmann Tatellah Satah und den Jungindianern vom Clan Winnetou. Auch die beiden Söhne Santers sind ausgesprochen eindrucksvolle Charaktere. Ach, lest einfach das Buch.

 

Kira Kolumna 3: Verpeilte Weihnachten
Die Weihnachtsfolge von Kira Kolumna habe ich, chronologiebedingt, im Mai gehört. Nele bekommt eine geheimnisvolle Zimtseife von einem geheimen Verehrer. Romantisch oder bedrohlich? Kira und Nele recherchieren auf dem Weihnachtsmarkt, woher das wohlriechende Geschenk kommen könnte, das Neles Geschmack so perfekt getroffen hat. Und noch jemand zeigt kriminalistische Ambitionen: Schulfreund Sirdan hat die Aufnahmeprüfung bei der Polizei geschafft und freut sich riesig. Nur auf Nele reagiert er etwas übellaunig. Warum nur?
Wieder eine mitreißende Folge, die Lust auf mehr macht. Und bei der Frauen-Weihnachtsfeier, die dann so turbulent gesprengt wurde, wäre ich gern dabeigewesen.

 

Kira Kolumna 4: On-Off Liebeschaos
Hier kommt Rapha ins Spiel. Rapha ist Kiras Freund aus Barcelona. Wobei Freund zu wenig sagt. Die beiden sind ein Paar. Allerdings gibt es, bedingt durch die räumliche Trennung, inzwischen einiges, was Kira und Rapha nicht von einander wissen.
Rapha ist Grafitti-Künstler. Und betont, er sprühe "nur noch" legal. Da kommt er gerade rechtzeitig nach Südberg, um die Front von Lauras Laden zu retten, die von einem erbärmlichen Stümper beschmiert worden war. Rapha verspricht, die Wand in ein großartiges Kunstwerk zu verwandeln, und berichtet auf seinem Online-Auftritt über seine Pläne. Doch am nächsten Morgen ist die Wand vollkommen versaut. Schlimmer noch: Der Verdacht fällt auf Rapha, da der unbekannte Vandale die Wand "in Raphas Stil" besprüht hat. Doch der spanische Künstler kann zeigen, in welcher minderwertigen Handwerksqualität die Schmierereien ausgeführt wurden. Er und Kira recherchieren in der Sprayer-Szene, wer die Front von Lauras Laden verdreckt hat. Und dann zeigt der Meister aus Barcelona seine Kunst ...
Spannend, temporeich und mitreißend. Wenn mir das so gut gefällt, ist es dann noch jugendgerecht? Ich wünsche der Serie jedenfalls viel Erfolg.

 

 

Juni

 

Mariana Leky: Die Herrenausstatterin
Das Buch hat mir meine Schwester geschenkt. Sie war von "Was man von hier aus sehen kann" (das Buch mit dem Okapi) total begeistert, ist aber in dieser "Herrenausstatterin" stecken geblieben. Ich fand die Geschichte sehr schön, zauberhaft und voller Alltagsmagie und mit ganz erstaunlichen Charakteren. Die Ich-Erzählerin dieses Buchs ist die Übersetzerin Katja. Ihr Mann, der bereits früh stirbt, ist Zahnarzt, und zwar ein außerordentlich empathischer und beliebter Vertreter seiner Zunft. Später lernt Katja Blank kennen, einen freundlichen, weisen älteren Herrn, der sie als väterlicher Freund begleitet. Allerdings kann nur sie Blank sehen, denn er ist, wie sich später herausstellen wird, bereits verstorben. Und dann ist da auch noch ein Feuerwehrmann, der irgendwann ungerufen vor ihrer Tür steht und einen Brand löschen will, den es nicht gibt. Ein schönes, ausgesprochen poetisches Buch mit einem gewissen Schuss herben Humors. Man muss sich allerdings darauf einlassen und sollte es lesen, wenn man gerade etwas Ruhe hat und sich entspannen kann. Nichts, was man sich mal eben an stressigen Tagen zwischendurch reinpfeifen sollte. Mir hat es sehr gut gefallen.

 

Liselotte Welskopf-Henrich: Der Bergführer
Novelle aus der Feder der Verfasserin der "Söhne der großen Bärin" und der Pentalogie "Das Blut des Adlers". Hier bewegt sie sich eher in der Welt ihres großen Widerstandsromans "Jan und Jutta". Sie erzählt die Geschichte eines Bergführers in den Dolomiten. Karl Unteregger ist ein erfahrener, sicherer Bergsteiger. Touristen buchen ihn oft als Begleiter für den Aufstieg auf anspruchsvolle Berge. Nun hat ihn ein großkotziger Nazifunktionär engagiert, der zusammen mit seiner Verlobten Lotte eine besondere Tour unternehmen will. Zunächst läuft alles recht gut. Doch ein Wetterumschwung und heftiger Schneefall machen den Aufstieg zum Gipfel todgefährlich. Unteregger will die Tour beenden, doch der Obernazi ist gewohnt, dass das Volk vor ihm kuscht, und besteht auf der Gipfeltour. Der finanziell nicht gerade üppig ausgestattete Bergführer gibt schließlich nach, als der Nazi ihm droht, er werde dafür sorgen, dass Unteregger nie wieder Kunden durch die Berge führen könne. Unterwegs passiert dann das vorausgesehene Unglück. Der Nazi überlebt, der Führer nicht. Die Verlobte des Nazis ist so angeekelt von seinem Verhalten, dass sie sich von ihm trennt. Zielstrebig, herb und schnörkellos erzählt, sichere Personenzeichnung, eine klassische Novelle mit schönem Spannungsbogen. Lesenswert.

 

Bessy 79: Bessys seltsamer Freund
Andy, Bessy, Ronny und Rhawik sind in den Bergen auf Jagd. Ein furchtbarer Schneesturm zieht heran. Ronny wird von einem Bären verletzt, Andy pflegt ihn in einer Höhle, während Adler Rhawik mit einem Hilferuf zur Farm zurückfliegt. Inzwischen freundet sich Bessy mit einem "wilden Mann" an, der allein in den Bergen lebt. Der Fremde ist offenbar geistig eingeschränkt und hält sich selbst für einen Wolf. Schließlich schaffen es die Freunde, den Mann in eine Klinik zu bringen.
Ein Nachwort befasst sich mit Klaus Dills Filmplakaten und der Zensur in den 60er Jahren. Was für eine furchtbar verklemmte, spießige Zeit.

 

Thorgal 41: Tausend Augen

 

Plutarch: Arbeiten im Alter? (Reclam)
Soll man im hohen Alter noch arbeiten? Ein eindeutiges "Ja" kommt von Plutarch. Der Philosoph schreibt zu dem Thema einen Brief an einen Freund, der sich anlässlich der Tatsache, dass Sportler irgendwann nicht mehr fähig sind, ihren "Beruf" auszuüben, fragte, ob sich nicht auch andere Senioren aufs Altenteil zurückziehen sollten. Nein, sagt Plutarch, ganz im Gegenteil, ihre Erfahrung und ihre altersbedingte Ruhe und Gelassenheit seien ein wertvoller Beitrag zur Gemeinschaft, und die jüngeren Kollegen würden sehr von ihnen profitieren.
Allerdings: Das Büchlein taugt wenig als Argumentationshilfe für die aktuelle Diskussion über ein höheres Renteneintrittsalter. Es geht hier nicht um körperliche Arbeit und auch eigentlich nicht um Lohntätigkeit. Der Focus liegt vielmehr auf der Tätigkeit in Staatsämtern. Nicht umsonst heißt eine wichtige Einrichtung bei vielen Völkern Ältestenrat beziehungsweise wie im alten Rom Senat. Hier ist die Erfahrung der langgedienten Politiker Gold wert, und es wäre eine Verschwendung von Ressourcen, wenn man diese über Jahrzehnte erworbenen Fähigkeiten nicht nutzen und die politischen Fachleute mit 60 Jahren in den Ruhestand schicken würde. Gerade ihre Abgeklärtheit und der Umstand, dass sie nichts mehr beweisen müssen, macht solche "Elder Statesmen" zu einem kostbaren Gut des Volkes. Auch als Berater - Plutarch nennt hier den alten, weisen Nestor im Trojanischen Krieg - oder als Dichter - verwiesen wird auf Werke des späten Sophokles - sind Senioren wertvolle "Arbeitskräfte". Zumal es auch ihnen selbst gut tut und sie geistig fit hält, während sie durch das Nichtstun im Ruhestand Gefahr laufen, schnell zu verblöden ...
Also: Kein Plädoyer dafür, den vielbeschworenen Dachdecker auch mit 70 Jahren noch aufs Dach zu schicken. Aber der deutliche Hinweis, man solle die Fähigkeiten der Alten und ihre Erfahrung mit Wertschätzung behandeln und ihren Beitrag zur Gesellschaft weiterhin möglich machen. Profitieren würden alle Generationen davon.
Das Büchlein enthält eine Einleitung, einen Kommentarteil, ein Personenverzeichnis und Literaturhinweise. Die Übertzung von Marion Giebel ist sehr eingängig und gut lesbar. Gut gemacht.

 

Horaz: Ars Poetica. Die Dichtkunst. Lat./Dt. (Reclam)
Neben der Poetik des Aristoteles eine der berühmtesten Poetiken der Antike. Sie hält allerdings den Vergleich mit dem Werk des Stagiriten in keiner Weise aus. Schon aufgrund ihres Umfangs wird klar, dass Horaz sein Thema nicht erschöpfend behandeln konnte: Der Lateinische und der deutsche Text machen jeweils nur 17 Seiten aus.
Das Besondere an dieser Abhandlung über die Dichtkunst ist, dass sie selbst eine Dichtung und in Versen abgefasst ist. Die deutsche Übersetzung kommt mal wieder nur in Prosa daher, was mich ärgert. Metrum ist Botschaft bei solchen Texten, es geht eben nicht nur um reine Inhaltswiedergabe.
Inhaltlich ist das Büchlein, wie gesagt, recht "dünn", sowohl vom Umfang als auch vom Informationsgehalt her. Aber es gibt einige berühmte Kernzitate, die man einfach beim Lesen wiedererkennt. Da ist natürlich die vielzitierte Aussage, dass Dichter entweder Nutzen bringen oder unterhalten wollen. Und auch der Anfang war mir vertraut, in dem Horaz einige poetische "Unmöglichkeiten" schildert, nämlich Monstrositäten wie ein Mischwesen mit Menschenkopf, Pferdehals und -gliedern und glänzendem Gefieder, und klarmacht, dass so etwas in einer ordentlichen Dichtung nichts verloren habe, sondern nur in Fieberträumen seinen Platz habe.
Das Büchlein ist sehr nett zu lesen und mit Anmerkungen, einem Nachwort und Literaturhinweisen versehen. Ganz ordentlich, abgesehen vom Missstand der Prosa-Übersetzung.

 

Rainer Kottmann: Die große Häuptlinge der Apachen
Kompakte Überblicksdarstellung, die sich den vier Häuptlingen Mangas Colorados, Cochise, Victorio und Geronimo widmet. Geboten werden, so weit bekannt, biografische Informationen und Darstellungen ihrer Kämpfe gegen die Weißen. Letztere sind naturgemäß am besten dokumentiert. Man erfährt etwas über Strategien und Ziele, über die für die Apachen günstige Situation im Grenzland zwischen USA und Mexiko, über Verträge, Verrat und Verbannung. Außerdem gibt es ein paar allgemeine Informationen über die Apachen und ihre Herkunft. Reich bebildert. Mit Literaturhinweisen und einem Register. Hilfreich.

 

Wolfgang Berger: Weißer Vater

 

Kerstin Lange: Rebenfluch
Lokalkrimi aus der Eifel. Camper Christof, der auf einem Campingplatz in Nideggen lebt, ist den Lesern bereits bekannt aus seinem ersten Fall, "Grasträume". Nun geht es um einen Überfall auf einen Aachener Juwelier und einen Mord. Bei dem Überfall wurde einer der Verbrecher angeschossen. Er erinnert sich, dass er in Nideggen noch eine "alte Bekannte" aus Jugendtagen hat, und zwingt sie mit vorgehaltener Waffe, seine Wunde zu versorgen. Ärztin Ramona erinnert sich zunächst nicht mehr an ihn, doch er fühlte sich in seiner Kindheit von Ramonas Familie gedemütigt und hat noch eine Rechnung mit ihr offen. Als sie ihm Betäubungsmittel in seinen Whisky gießt, wird er schläfrig, aber es reicht noch für einen Mord. Wenig später wird Camper Christof in den Fall hineingezogen ... Spannend und angenehm zu lesen, nicht nur für Leute aus der Gegend interessant.

 

Hörbuch/Hörspiel

 

Achim Reichel: Ich hab das Paradies gesehn
Achim Reichel kann nicht nur gut singen, sondern auch gut erzählen, und er hat auch eine sehr schöne Vorlesestimme. Vor allem aber hat er viel erlebt, ein paar Jahrzehnte Musikgeschichte breitet er vor einem aus. Von Kinderabenteuern im Hamburger Hafen über erste Auftritte im Starclub, Die Rattles, die "Machines"-Zeit, Wonderland, die Shantys und Balladen ... Ich hätte auch noch ein paar Stunden länger zuhören können. Etwas ärgerlich ist, dass beide CDs, zumindest meine, am Ende plötzlich mitten im Satz mit einem Kratzen abbrechen. Aber da hatte ich die Quittung schon nicht mehr, wer bewahrt sowas auch auf? Und die Tracks hätten gern etwas kürzer sein dürfen. Wenn man sich eine bestimmte Stelle nochmal anhören möchte, weil zum Beispiel das Navi dazwischengequatscht hat, und dann die letzte halbe Stunde wiederholen muss, ist das, trotz der schönen Erzählstimme etwas anstrengend.

 

Alexander Emmerich: Abenteuer und Wissen: Der Wilde Westen - Pioniere, Glücksritter und Eisenbahner
Hörspiel, dessen besonderer Schwerpunkt auf der Eisenbahn liegt. Eigentlich geht es fast nur um die Eisenbahn. Stimmungsvoller Beginn ist der Augenblick, an dem sich die Bahnarbeiter, die von Osten und Westen kommend die Bahnlinie gebaut haben, treffen und es zum großen Lückenschluss kommt. Spannend, aber ich hätte mir doch ein paar mehr Infos bzw. ein breiteres Panorama gewünscht als nur Eisenbahn. Okay, ein wenig erfährt man auch über das Schicksal der Indianer und Büffel - in der Folge des Eisenbahnbaus eben.

 

Kira Kolumna 5: Klima-Krach
Kira ist entsetzt. Als sie zu ihrem Lieblingsplatz am Fluss kommt, steht sie plötzlich vor einem Bauzaun. Die alten Bäume sollen gefällt werden, hier entsteht eine Baustelle. Kira will das verhindern. Sie organisiert eine Demonstration, schreibt einen flammenden Aufruf in ihrer Lokalzeitung, organisiert den Widerstand über das Internetportal "Klima-Alarm". Besonders die alte Nachbarin Frau Machnikowski tut sich im Malen von Plakaten und Erfinden von Slogans hervor. Auch die Baurätin stellt sich - im Namen ihrer Öffentlichkeitsarbeit - auf der Demo neben Kira und versichert, sie wolle "den Fall noch einmal prüfen". Aber Pustekuchen. Kurz darauf heult die Kettensäge auf, der erste Baum fällt. Sollte ausgerechnet die eitle Hohl-Tussi Saskia jetzt noch etwas ausrichten können, um die Bäume zu retten ...?
Eine Folge über ein extrem wichtiges und hochaktuelles Thema. Allerdings auch die am wenigsten überzeugende Folge. Klar, ein Kinder-Hörspiel braucht ein Happy End. Aber dass es am Ende so einfach geht, nein, das glauben auch junge Hörer nicht. Gerade junge Hörer nicht, die gegen die Klima-Katastrophe kämpfen.
Immer noch eine gute Folge, aber die Kira-Macher sind hier weit unter der bisher gezeigten Qualität geblieben.

 

Kira Kolumna 6: Sommer in Südberg
Abenteuer pur: Zwei Mädchen, etwa in Kiras Alter, kommen mit ihrem Hausboot nach Südberg. Sie reisen von Ort zu Ort und handeln mit selbst genähten Taschen. Das Ganze hat etwas von Huckleberry-Finn-Feeling. Als Kira und Nele in den Sommerferien über den Südberger Markt streifen und die genialen Taschen-Unikate entdecken, sind beide hin und weg. Sie freunden sich mit den Hausboot-Mädchen an. Kira schreibt an einer großen Reportage über ihre beiden neuen Freundinnen, während Nele begeistert mit-designt und tolle Ideen für die Taschen-Gestaltung entwickelt. So eine Sonnenuntergangstasche, das wäre doch das Allergrößte. Neles Mutter aber ist entsetzt über die neue Bekanntschaft ihrer Tochter. Wie sieht es denn aus mit der Schule, und was wollen sie später einmal werden?, fragt sie inquisitorisch. Und dann sind da auch noch diese Diebstähle und der verschwundene Laptop. Haben die beiden etwa lange Finger gemacht?
Abenteuerlich, spannend, sommerlich und mit dem Duft der Freiheit. Bisher meine Lieblingsfolge von Kira Kolumna.

 

Weitere Jahresrückblicke
Teil 1 - Januar bis März 2024
Teil 3: Juli bis September 2024
Teil 4: Oktober bis November 2024
Teil 5: Dezember 2024

 

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Jahresrückblick 2024 - Teil 1: Januar bis März

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 28 Dezember 2024 · 426 Aufrufe
Jahresrückblick

Das Jahr 2024 neigt sich dem Ende zu. Zeit, zurückzublicken auf zwölf Monate Lesen und Schreiben. Bevor ich euch meine Lesefrüchte des vergangenen Jahres präsentiere, noch ein kurzer Blick auf mein Autorenjahr. Veröffentlicht habe ich dieses Jahr nichts, aber ich habe einige Projekte abgeschlossen, die mich schon einige Zeit begleitet haben. Da ist zunächst einmal "Das intergalaktische Bestiarium" zu nennen. Es geht um eine Art kosmischen Professor Grzimek, der über seine Abenteuer mit Tieren, Pflanzen und sonstigen seltsamen Wesen fremder Planeten berichtet. Das Besondere an dem Buch sind die Zeichnungen von Thomas Hofmann, der mich immer wieder mit seinen schrägen, gruseligen oder ulkigen Kreaturen überraschte, und ich saß immer wieder dem Wahnsinn nahe vor der Mailbox und rief: "Um Himmelswillen, was hat der Irre sich da schon wieder ausgedacht!" Jedenfalls war es eine ausgesprochen bereichernde und immer wieder neue Horizonte eröffnende Zusammenarbeit. Was dabei herausgekommen ist? Das Ergebnis werdet ihr im Frühjahr in der Edition Dunkelgestirn bestaunen können. Und wer die Bücher von Eric Hantsch kennt, weiß, dass der Mann Bücher macht, die einfach nur zum Niederknien und Anbeten sind.
Ebenfalls abgeschlossen habe ich das Manuskript über die dreibeinige Straßenhündin Bertha und das Sonnenpferd. Das ist eine Geschichte, die ich schon seit einigen Jahren mit mir herumtrage. Auftraggeberinnen waren meine Nichte und zwei ihrer Schulfreundinnen. Wie es dazu kam, habe ich hier aufgeschrieben. Wann und wo das Buch erscheint, kann ich noch nicht sagen. Drückt mir die Daumen, ja?
Das dritte Manuskript, das fertig wurde, sind die "Buchfinkenmärchen". Hier geht es um fünf freche Vögel und ihre Abenteuer in einem klassischen deutschen Laubmischwald. Die Geschichten basieren auf den Gute-Nacht-Geschichten, die mein Vater mir früher jeden Abend zum Einschlafen erzählt hat. Jetzt habe ich 50 von ihnen aufgeschrieben. Das Manuskript ist allerdings noch nicht Korrektur gelesen, und es muss noch an einigen Stellen poliert werden. Die Verlagssuche starte ich wohl nächstes Jahr. Auch hier die Bitte um einen kräftigen Daumendruck.
Ansonsten habe ich den Kurzroman "Der Schwur der Falkin" fast abgeschlossen. Es handelt sich um das fünfte Abenteuer meiner Walküre Valkrys, genannt "Die Falkin". Teil eins bis vier könnt ihr im Band "Falkenblut", der im Hottenstein-Verlag erschienen ist, nachlesen.
Abschied musste ich von zwei Verlegern nehmen. Ernst Wurdack hat seinen Verlag im November geschlossen. Jörg Kaegelmann hat seinen Blitz-Verlag an ein jüngeres Team übergeben. Beiden wünsche ich einen glücklichen Ruhestand.
Vermelden kann ich für dieses Jahr einen kleinen Meilenstein: Dieses Blog hat die Drei-Millionen-Marke geknackt. Im April zeigte mir der Zähler 3.000.000 Zugriffe an. Arbeiten wir also weiter, es gibt ja noch mehr Millionen ...
Ich hatte einige Lesungen. Das Jahr begann mit einer Veranstaltung der Hildesheimlichen Autoren auf der Hildesheimer Meile der Demokratie, bei der ich aus meinem Roman "Das Herz des Donnervogels" vorlas. Ebenfalls mit dem Donnervogel war ich beim Kunstkreis Laatzen zu Gast. Beim Braunschweiger Conventus Leonis habe ich aus der "Schlagzeile" vorgelesen, aus "Nestis und die verschwundene Seepocke" beim Hildesheimer Magdalenenfest. Zum Kindefest im Rhüdener Freibad trug ich "Die Rache der Heinzelmännchen" vor, und im Hahnenkleer Kurhaus war ich mit "Furunkula Warzenkraish" bei den Märchenwochen zu hören. Außerdem gab es eine Horror-Lesung meiner Kollegin Sabine Kempfer, die im Goslarer Zinnfiguren-Museum meine Geschichte "Der schwarze Frosch" vortrug. Ich besuchte die Leipziger Buchmesse, den Marburg-Con, den Conventus Leonis, den BuCon und das Nürnberger Autorentreffen.
So weit erstmal. Demnächst mehr.

 

Hier nun also meine Lektüreliste des ersten Quartals 2024. Es ist das übliche Gemisch: Ein bisschen Phantastik und Indianerbücher, etwas von und über Karl May, Sprachwissenschaft, Comics, Lyrik und Sachen aus Goslar. Vielleicht ist ja etwas für euch dabei.

 

Hinweis:
Etwaige blau markierte Texte sind herausragende Spitzenbücher, rot steht für absoluten Mist, ein (e) hinter dem Titel bedeutet, dass ich den betreffenden Text in der eBook-Version gelesen habe, und hinter den Links verbergen sich ausführlichere Besprechungen innerhalb dieses Blogs.

 

Januar

 

Nancy M. Armstrong: Kee. Der lange Marsch der Navajo

 

Wilhelm von Humboldt: Über die Sprache. Reden vor der Akademie
Der Sammelband enthält Reden Wilhelm von Humboldts, die dieser vor der Berliner Akademie über seine Forschungen zum Thema Sprache gehalten hat. Der Band ist in der Reihe UTB für Wissenschaft erschienen, enthält einen Anhang, Hinweise zur Einordnung und zum Verständnis der Texte und ein Literaturverzeichnis. Dokumentiert sind auch die Daten und Orte (Plenum, hist.-phil-Klasse, öffentliche Sitzung) sowie Anlässe, bei denen Humboldt gesprochen hat, auch die Eintragungen aus den Sitzungsprotokollen sind beigegeben.
Es handelt sich um eine erweiterte Version eines zuvor erschienenen Sammelbands. Eine Warnung: Es ist keine Gesamtausgabe aller Akademiereden Humboldts über Sprache, sondern ein Auswahlband. Zwei Reden, nämlich über "Die Sprachen der Südseeinseln" und "Über die Verwandtschaft der Ortsadverbien mit dem Pronomen in einigen Sprachen" wurden gekürzt. Das ist schade, zumal es mir beim Kauf des Buchs nicht klar war. Dass es sich um gekürzte Texte handelt, geht lediglich daraus hervor, dass im Inhaltsverzeichnis hinter dem Redentitel ein "[gek.]" vermekt ist.
Positiv hervorzuheben ist auf der anderen Seite, dass die Rede "Über das Verbum in den Americanischen Sprachen" hier erstmals im Druck erscheint, der Text wurde von Manfred Ringmacher aus der Handschrift rekonstruiert. Insgesamt hat Humboldt 26 mal vor der Akademie gesprochen und 17 Reden gehalten (einige doppelt), nicht alle betrafen das Thema Sprache.
Im Buch finden sich Klassiker wie die Dualis-Schrift oder "Über das vergleichende Sprachstudium", Humboldt referiert über den grammatischen Bau der chinesischen Sprache, über den Charakter von Sprachen und über das Entstehen grammatischer Formen, er geht der Frage nach, welchen Zusammenhang die Buchstabenschrift mit dem grammatischen Sprachbau hat, und legt dar, welche Aufgabe ein Geschichtsschreiber hat - auch dies ein Thema, das für Humboldt vorrangig das Thema Sprache betrifft.
Insgesamt eine sehr schöne und wichtige Sammlung. Wer sich von dem etwas spröden Sprachstil Humboldts nicht abschrecken lässt, findet hier viele Goldkörner.

 

Thorgal Saga: Adieu, Aaricia

 

Phillis Wheatley: Nie mehr, Amerika!

 

Hans-Martin Gutmann: Fatales Nichtverstehen - Luther und der Bauernkrieg

 

Fabienne Siegmund: Sommerkuss. New York Seasons 1
Zauberhaftes modernes Märchen um eine große Liebe, ein gebrochenes Herz und einen Vater, der seine Kinder vor der Liebe und dem Schmerz schützen will und dabei die größte Grausamkeit der Welt begeht. Die Geschichte spielt in New York, was mich zunächst abgestoßen hat, doch Fabienne Siegmund kann auch den Central Park mit Einhörnern bevölkern und über der Stadt, die nie schläft, ihren Zauber ausgießen ... Ich habe das Buch antiquarisch erworben. Soweit ich es sehe, ist es aktuell nur noch als eBook zu erhalten.
Die Hauptfigur ist die 16-jährige Rain, die sich in einen seltsamen Jungen verliebt. Lange Zeit ahnt sie nicht, dass Christian kein normaler Mensch ist, doch es stellt sich heraus, dass sie sich in den Sohn von Väterchen Frost und der Schneekönigin verliebt hat. Und auf Christian lastet ein Fluch.
Der Leser begegnet zauberhaften Kreide-Pflasterbildern, den Einhörnern vom Turtle-Pond, einem Eisbäumchen mit magischen Blüten, einem geheimnisvollen Zirkus. Rain selbst hat die ungewöhnliche Fähigkeit, das Glück sehen zu können, allerdings meist erst dann, wenn es geht. Und ihre Freundin Abby besitzt das erstaunlichste Orakel der Welt, eine Sammlung aus Gerümpel-Runen. Rain macht sich auf die Suche nach dem verschwundenen Christian, sie findet Freunde auf dem Weg durch Glas, Eis und Scherben. Und dann ist da noch Danny, der Sohn des Sommers ... Ein wunderschönes Buch. Bleibt zu hoffen, dass es einmal wieder als gedruckte Ausgabe erhältlich sein wird.

 

Klaus Farin: Karl May. Ein Popstar aus Sachsen
Sehr schöne, illustrierte, liebevoll aufgemachte Hardcover-Ausgabe. Das Buch erschien erstmals 1992, die vorliegende Ausgabe kam im Jahr 2012 im Archiv der Jugendkulturen heraus. Der Tonfall ist, wie auch schon der Titel andeutet, fluffig und etwas flapsig, etwas respektlos und humorvoll, leicht lesbar. Die kurzen Kapitel bieten Infos über Mays Leben, über seine Wirkungsgeschichte, über den Umgang der Nazis und der DDR mit Mays Büchern und ein kritisches Kapitel mit dem Titel "May light. Freuden und Leiden einer Fälscherwerkstatt" geht mit den Bearbeitungen, die der Karl-May-Verlag am Werk "seines" Autors vornahm, und weiteren überarbeiteten und "verbesserten" Versionen ins Gericht. Stimmen von prominenten Karl-May-Fans, ein Literaturverzeichnis und ein Karl-May-Kreuzworträtsel runden das Buch ab. Das Buch ist sehr amüsant und gut lesbar, an den flapsigen Tonfall muss man sich etwas gewöhnen, es ist aber okay. Inhaltlich muss man feststellen, dass der Text nicht mehr auf dem neuesten Stand ist (Wie sollte er das auch, über 30 Jahre nach der Erstveröffentlichung?) So wird im Kapitel über Mays Kindheit und Jugend ausführlich darüber berichtet, dass der Schriftsteller in den ersten fünf Jahren aufgrund von Mangelernährung blind gewesen sei - eine von May selbst in die Welt gesetzte Legende, die von der Forschung inzwischen ins Reich der Fabel verwiesen wurde.

 

Teufelsgarn
Die "Garn"-Anthologie aus dem Leseratten-Verlag bieten Funtastik von Feinsten, und auch diesmal erwartet die Leser ein höllischer Lesespaß. Ob der Sohn des Teufels als Eignungsprüfung einen alkohol-liebenden Jogginghosenträger abholen soll, aber daran scheitert, dass der freundliche und hilfsbereite "Kunde" sich einfach nicht erschrecken kann. Ob Lemmy Kilmister wegen der höllenwürdigen Kombination von Bass und Plektrum eine Fahrkarte nach Süden bekommt. Ob der Teufel beim Würfelspiel die Hölle verliert und die Apokalypse einfach nicht kommen will. Es sind einfach heiße Geschichten, die einem fast Lust auf das übel beleumundete Gefilde Lucifers machen. Da geht es um einen Mord im teuflischen Casino, um Burnout und Energieprobleme, ein Einhorn mit seltsamen Ansichten taucht auf, und ab und zu schaut auch der in Großbuchstaben redende Sensemann vorbei. Herrlich schräg, teuflisch gut und ein echt heißer Lesehappen für zwischendurch.

 

 

Hörspiel

 

Daniela Wakonnig: Johann Wolfgang von Goethe

 

 

Februar

 

Uwe Henrich: Grenzen überwinden. Rudolf Steiners "Philosophie der Freiheit"
Der Autor lebt in Hahnenklee bei Goslar. Daher habe ich in der Goslarschen Zeitung einen Artikel über das Buch veröffentlicht. Es ist dann aber eher ein Porträt als eine Buchbesprechung geworden. Ich hab's nicht so mit Steiner. Meinen Artikel findet ihr hier.

 

Bessy 78: Ajax der Dobermann
Neuausgabe uralter Kinderträume. In diesem Abenteuer wird Andy von zwei Schurken überfallen, die ihm sein Pferd klauen. Der Junge mit dem Collie erhält aber Hilfe von einem in der Nähe lebenden Goldsucher und seiner Tochter. Problem: Die junge Frau ist in einen der beiden Banditen verliebt. Und dann ist da auch noch Ajax, der Dobermann des Nachbarn Old Zack. Er und Bessy freunden sich an und haben einige gefährliche Begegnungen mit den Banditen. Die Luft ist ausgesprochen bleihaltig.
Das Nachwort bietet einige Informationen zu Klaus Dill, Cover-Gott der Serie, der einen Großteil zum Verkaufserfolg der Hefte beitrug. Sehr schön. (Manchmal wünscht man sich ja ein Bessy-Album, das durchgehend von Klaus Dill gezeichnet wurde ...)

 

Nicole Rensmann: Ariane, Bastian, Luzifee und Co.
Liebenswürdige und zauberhaft illustrierte Sammlung mit sieben Kindergeschichten. Es geht um eine Storchendame, die Babys ausliefert, aber selbst keine Kinder kriegt - bis sie am Ende ein liegen gebliebenes Päckchen mit einem Krokodilbaby entdeckt. Es geht um ein Teufelsmädchen, das unbedingt den Weihnachtsmann treffen möchte. Um eine Fledermaus, die vom "kopfunter" Schlafen immer Kopfschmerzen bekommt. Der Leser erfährt etwas über Wollmonster, die in der Waschmaschine leben und Löcher in Kleidungsstücke fressen. Ein Panda, der keinen Bambus essen mag, aber Blumen liebt, und ein Tiger, der sich krank langweilt, kommen ebenfalls im Buch vor. Und man begegnet schließlich einem Flamingo, der seine rosa Federfarbe leid ist und Experimente mit gelbem und grünem Paprika macht. Eine sehr schöne Sammlung, freundlich und liebenswert, und auch für Große eine schöne Lektüre.

 

Comanche, Gesamtausgabe 4
- Das Geheimnis von Algernon Brown
- Die Wilden
- Ein Dollar mit drei Seiten
Vierter Band der edlen Hardcover-Edition im Splitter-Verlag. Erneut sehr schön und gehaltvoll mit reichlich Zusatzmaterial, darunter Infos zum Hintergrund der Serie, Skizzen und einseitige Kurzcomics rund um Red Dust.
Diesmal geht es um einen mysteriösen Toten, der nahe der Triple-Six-Ranch gefunden wird. Die Papiere des Erschossenen weisen ihn als einen gewissen Algernon Brown aus, einen Tunichtgut, Revolvermann und - Pinkerton-Agenten? Red Dust reitet nach Laramie, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen. "Die Wilden" handelt von einem Verbrechertrio, die drei sind Überbleibsel eines Quartetts, das sich "Die wilde Horde" nannte - alte Bekannte von Red, der nun (einmal wieder) von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Los geht es mit einem Postkutschen-Überfall und einem blutigen Gemetzel, es folgt ein eindrucksvoller Auftritt der Cheyenne, die auf Reds Seite sind, schließlich eine Verfolgungsjagd mit sehr interessanten Tauchszenen und einer unterirdischen Höhle voller Wasser. Der "Dollar mit drei Seiten" ist das, was wir im Deutschen als einen "falschen Fuffziger" bezeichnen würden. In dieser Folge taucht Reds kleiner Bruder Cameron auf, man erfährt den echten Namen von Comanche und etwas über Dusts Kindheit. Cameron erweist sich überraschenderweise als ziemlich reicher Schnösel - und als ein ganz übles Früchtchen.
Der Sammelband ist geprägt von einem großen Umbruch, sprich: Hermanns Ausstieg aus der Serie und dem Einstieg vom Michael Rouge (ab "Die Wilden"). Ein Wechsel, den viele Fans damals nicht goutierten. Naja, ich fand die Rouge-Zeichnungen jetzt bei der Wieder-Lektüre gar nicht sooo schlecht. Aber Legende ist halt Legende, und die Fußstapfen waren groß ...

 

Thomas Ostwald: Auf der Spur

 

Karl May: Schacht und Hütte
Zunächst zum Titel: Es geht hier nicht um Geschichten über Bergleute, sondern es handelt sich um Beiträge Karl Mays, die in der Bergmanns-Zeitung "Schacht und Hütte" erscheinen sind. Sie dienten der Unterhaltung der Leser, sind aber gerade keine Berufslektüre, sondern Erzähltexte und Informationen aus aller Welt.
Angeschafft habe ich mir den Sammelband, weil darin die Novelle "Wanda" enthalten ist. Ich bin ja wegen meines "Donnervogel"-Romans immer noch hinter allem her, was Karl Mays Interesse an Fliegerei betrifft. Klar, dass ich mir da die Geschichte über die "tolle Polin" und ihren dramatischen Ballonflug anschaun musste. Wanda von Chlowicki ist eine mutige, abenteuerlustige Frau, die durch eine testamentarische Verfügung ihres Vaters gezwungen werden soll, den Sohn von dessen Freund zu heiraten. Allerdings hat sie den Mann zuvor nie kennen gelernt - und der Mensch, der jetzt als ihr Verlobter auftritt, ist ein Hochstapler, der den eigentlich vorgesehenen Bräutigam um die Ecke gebracht hat. Außerdem hat sich Wanda in den Schornsteinfeger Emil Winter verliebt. Der ist zwar nicht ganz standesgemäß, aber ein tüchtiger Mann, tapfer und heldenhaft, obendrein veröffentlicht er Gedichte. Bereits zu Beginn zeigt er sich als Lebensretter, indem er bei einem Brand auf das Dach eines Hauses steigt und die von den Flammen eingeschlossene Familie herausholt. Und als Wanda eine Ballonfahrt mit einem Schausteller wagt, die sich als Todesfalle für die reiche Erbin entpuppt, ist es Winter, der sich am Ankerseil in den Ballonkorb emporarbeitet und die Geliebte rettet.
Auch sonst hat die Sammlung einige interessante Fundstücke zu bieten. Da ist der zweite große Erzähltext, "Die Fastnachtsnarren", die Geschichte zweier verfeindeter alter Herren, deren Kinder einander lieben. Die beiden Senioren schicken einander einer örtlichen Tradition gemäß zur Fastnacht "in den April". Und der Brautvater will seine Einwilligung zur Heirat nur geben, wenn er den jährlichen Verlade-Wettstreit verliert. Doch sein Gegner hat einen gewitzten Sohn, der im Streiche-Ausdenken die beiden Alten souverän in den Schatten stellt.
Der Band enthält außerdem Mays "Geografische Predigten". Das sind hochinteressante Aufsätze über Berge, Flüsse, Wälder, Wüsten und ihre Bedeutung für den Menschen, das Ganze eben mit einem gewissen salbungsvollen Tonfall - und mit Rückkopplung auf den Schöpfer. Manchmal für den heutigen Leser etwas anstrengend, aber sehr aufschlussreich. May jedenfalls sagte: ".wer die 'Geographischen Predigten' nicht gelesen hat, ist vollständig unfähig, meine Voraussetzungen und Ziele zu kennen, meine Art und Weise zu begreifen, mein Denken und Wollen zu verstehen und ein gerechtes Urteil über meine Werke zu fällen; die Herren von der Kritik haben aber, wie es scheint, nicht die mindeste Notiz von ihnen genommen."

 

März

 

Malcolm Max: Der Kannibale von London

 

Erich Loest: Swallow, mein wackerer Mustang
Klassiker. Romanbiografie, erzählt im Präsens, über das Leben Karl Mays. Spannend, teilweise beklemmend. Und irgendwie auch immer wieder wie ein Wunder. Wie der "Züchtling" im Gefängnis in Waldheim zu fabulieren beginnt, sich mit seiner Phantasterei Rügen und Strafen einfangt, aber irgendwie doch herausfindet, ein Angebot von einem Verleger erhält, zwar "nur" Kolportage-Romane, aber ein Auskommen hat, mit dem nach der Zuchthaus-Karriere niemand mehr hätte rechnen können. Der Erfolg. Die Angst. Der Absturz. Eingeholt werden von der "kriminellen" Vergangenheit. Die üble Nachrede. Der Ruf, ein "Schundliteratur-Autor" gewesen zu sein. Der Ärger mit Emma, die ihn nie verstand, die nur den Ruhm wollte und das Geld mit vollen Händen verprasste ... (Möchte einmal etwas Freundliches über Mays erste Ehefrau lesen.) Dann ein letzter, größter Höhepunkt: Empor ins Reich der Edelmenschen ... Fieberträume. "Sieg, großer Sieg, ich sehe alles rosenrot!" als letzte Worte. Lesenswert, gut getroffen, ein Muss für jeden Karl-May-Fan.

 

Kerstin Groeper: Grauer Wolf. Ein Indianer-Junge will nach Hause

 

Miriam Rademacher: Talisman und der reisende Riese

 

Hildesheimliche Autoren: Anthologie #6
Die sechste Anthologie meines Hildesheimer Autorenvereins. Ich selbst bin diesmal nicht dabei, darum kann ich völlig unparteiisch sagen: Es ist eine der besten des Vereins, vermutlich die zweitbeste Anthologie nach der Sammlung zum Stadtjubiläum. Enthalten sind 24 Kurzgeschichten von zwölf Autoren. Ein gemeinsames Thema gab es diesmal nicht, die Bandbreite erstreckt sich vom Krimi bis zum Familiendrama, von heiteren Episoden über Historisches bis hin zur Science Fiction und Fantasy. Lesenswert.

 

Weitere Jahresrückblicke
Teil 2: April bis Juni 2024
Teil 3: Juli bis September 2024
Teil 4: Oktober bis November 2024
Teil 5: Dezember 2024

 

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Angeline Boulley: Firekeepers Daughter

Geschrieben von Petra , in Indianer 27 Dezember 2024 · 334 Aufrufe
Ojibwe, Anishinabe und 2 weitere...

"Firekeepers Daughter" ist die Geschichte einer jungen Frau, deren Mutter eine Weiße und deren Vater ein Ojibwe beziehungsweise Chippewa oder Anishinabe war. Es geht um Mord und Drogenhandel, Missbrauch und eine Liebe zweier junger Menschen, die sich der Liebe aus Gründen einer professionellen Sportkarriere und Ermittlungsarbeit eigentlich enthalten müssten.
Es ist ein "Indianerroman" der anderen Art, verfasst von einer Autorin, die selbst Ojibwe ist. Der Roman ist ihr Debütroman, wurde zum Bestseller und erhielt den deutschen Jugendliteraturpreis. Völlig zu recht.
Daunis Fontaine ist 18 Jahre alt, zur Hälfte Native und lebt der Reservation auf Sugar Island. Die registrierten Stammesmitglieder sind recht wohlhabend und privilegiert, denn sie bekommen regelmäßig ihren Anteil aus den Einnahmen, die ihr Stamm durch seine Casinos erhält. Der Leser erlebt eine Gesellschaft der gehobenen amerikanischen Mittelklasse, in der Stammestraditionen, mythische Vorstellungen und die alte Sprache dennoch hochgehalten werden.

 

Ganz der Vater

 

Daunis ist kein registriertes Stammesmitglied, da ihr verstorbener Vater nicht auf der Geburtsurkunde eingetragen ist. Ihre Geburt hatte damals für einen kleinen Skandal in der Familie ihrer Mutter gesorgt. Daunis ist aber ganz eindeutig die Tochter ihres Vaters, vor allem hat sie, genau wie ihr Bruder Levi, seine herausragenden Fähigkeiten als Eishockeyspieler geerbt, wenn sie auch inzwischen gesundheitsbedingt eigentlich nicht mehr spielen darf. Als Jamie, ein gebürtiger Cherokee, ins Eishockeyteam ihres Bruders einsteigt, übernimmt sie die Betreuung des Neulings. Als Sportlerin ist es für sie schon immer Ehrensache gewesen Sport und Privatleben nicht zu verquicken. So bemüht sie sich um professionelle Distanz zu Jamie. Allerdings ist das gar nicht so einfach, denn Jamie sieht verdammt gut aus.

 

Plötzlich FBI-Agentin

 

Näher als gedacht kommen sich die beiden schließlich, als Daunis' Freundin von ihrem Ex-Freund umgebracht wird. Der Jugendliche stand unter Drogen, wie sie in jüngster Zeit immer häufiger auf dem Reservat auftauchen. Jamie outet sich ihr gegenüber als FBI-Agent, der als verdeckter Ermittler nach Spuren der Drogenhändler sucht, und bittet Daunis um Hilfe. Denn mit ihren verwandtschaftlichen Beziehungen und ihrem Freundeskreis hofft das FBI, eher in die Gesellschaft des Stammes eindringen zu können. Daunis macht mit und ist plötzlich Mitarbeiterin des FBI. Wobei sie und Janie sich als Liebespaar tarnen. Pech nur, wenn aus der Tarnung Ernst wird. Und die Drogenhändler kämpfen mit harten Bandagen, die Ermittlung wird lebensgefährlich.

 

Tradition und Moderne

 

Angeline Boulley hat einen Roman abgeliefert, der gleichermaßen durch innere und äußere Spannung fesselt. Durch die im Präsens gehaltene Ich-Erzählung ist man hautnah dabei, wenn Daunis in lebensgefährliche Situationen stürzt, wenn ihre Gefühle für Jamie den Rahmen der Professionalität verlassen, aber auch bei den Freundlichkeiten und Gehässigkeiten der weißen und indigenen Zeitgenossen. Vor allem erlebt man mit, wenn die angehende Medizinstudentin Daunis mit großes Selbstverständlichkeit Traditionen der Anishinabe pflegt, Sema spendet oder den Älteren ihren Respekt erweist. Auch durch die immer wieder eingeflochtenen Sätze in der Stammessprache zeigt die Autorin, dass sich ihre Heldin hier in einer besonderen Welt befindet, in der sie trotz ihrer weißen Mutter vollkommen heimisch ist. So ist es auch kein Wunder, dass Daunis eine ungeheure Menge an Fürsprechern findet, als sie die Aufnahme als registriertes Stammesmitglied beantragt. Vonseiten des FBI dagegen scheint sie am Ende dann doch nur als nützliche Idiotin eingestuft worden zu sein ...

 

Fazit: Spannender, mitreißender Roman aus der Welt der Anishinabe mit einer beeindruckenden, authentischen Heldin. Ein Buch, das man nicht wieder aus der Hand legen kann, bis die letzte Seite erreicht ist. Umwerfend.

 

Angeline Boulley: Firekeepers Daughter. München: cbj, 2024.559 S., Euro 11.

 

Weiterer Roman von Angelina Boulley
Warrior Girl, unearthed

 

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E. S. Schmidt: Das Erwachen der Hüterin

Geschrieben von Petra , in Bücher - phantastisch 26 Dezember 2024 · 504 Aufrufe
Bücher - phantastisch und 1 weitere...

Das Buch "Das Erwachen der Hüterin" ist der erste von drei Bänden einer Serie über den (ehemaligen, später befreiten) Schwertsklaven Daric und die Frau Aroanida vom Volk der Elynn, einer Art Elfenvolk. Jeder der drei Bände der Serie "Die Chroniken der Wälder" enthält vier aufeinander aufbauende Kurzromane über die beiden, sodass eine beachtliche Saga entstand.
Altfans kennen die beiden ungleichen Liebenden bereits aus der Arcanum-Reihe "Weltenwanderer". Hier war die Autorin Esther S. Schmidt mit der Novelle "Der Trollring" vertreten, die sie nun überarbeitet als Auftakterzählung im ersten Band neu präsentiert.

 

Als Mörder in der Arena

 

Daric ist ein Bauernsohn, der als vermeintlicher Mörder zum Kämpfen in der Arena verurteilt wurde. Zwar ist er unschuldig, doch im Laufe seiner Tätigkeit als Schwertsklave hat er nun bereits zahlreiche Menschen getötet, denn in der Arena überlebt nur derjenige, der seinen Gegner besiegt, das heißt: tötet. Daric ist recht erfolgreich und erfahren. Ein hölzerner Ring um seinen Hals verhindert jedoch, dass er andere Wesen als Arena-Kämpfer tötet: Denn der Ring zieht sich ansonsten bei aggressiven Handlungen seines Trägers gnadenlos zusammen und presst ihm die Luft ab.
Daric ist Teil eines Wagenzugs, der überfallen wird. Er und die Elfe Aroanida können sich retten und müssen sich nun zusammen bis zur nächsten Stadt durchschlagen. Dabei begegnen sie unter anderem gefährlichen Ghoulen. Daric kämpft, immer wieder in dem Bewusstsein, dass ihm nur wenige Sekunden bleiben, seine Gegner zu besiegen, bevor er aufgrund des Sauerstoffmangels das Bewusstsein verliert. Und er schafft es tatsächlich, sich und die Elynn in Sicherheit zu bringen.

 

Eine Liebe zwischen zwei Welten

 

Was keiner ahnen konnte: In der Zeit in den Wäldern verlieben sich die beiden ungleichen Weggefährten ineinander. Aroanidas Familie ist entsezt. Schließlich ist die junge Elynn mit einem Angehörigen ihres Volkes so gut wie verlobt. Einen Barbaren, ein Tierwesen als Schwiegersohn möchte der Vater nicht haben. Immerhin sind die Elynn eine friedliebende, naturverbundene Zivilisation, die von Gewaltfreiheit und einer hohen Ethik geprägt ist.Keine Gesellschaft, in der ein Mensch Platz hätte. Und nun gar ein verurteilter Mörder und Arena-Kämpfer, ein Gewaltmensch, der noch weit unter den normalen, von den Elfen verachteten Menschen steht. Doch aus Daric und Aroanida wird ein Paar, das sich gegen alle Widerstände behauptet.

 

Frieden mit den Elfen

 

Im Laufe der Erzählungen kommt Daric dem Ursprung der Feindschaft zwischen Elfen und Menschen auf die Spur. Der Verurteilte schafft es nicht nur, sich selbst zu rehabilitieren und den Frieden wieder herzustellen, sondern er liefert den größten Beweis einer Liebe, den es überhaupt geben kann: Er ist bereit, Aroanida aufzugeben. Doch die beiden scheinen für einander bestimmt und finden immer wieder zusammen. Aber dann offenbart sich in einer Ausnahmesituation die wahre, furchtbare Macht der Elfen ...

 

Intensive Charakterzeichnung

 

Das Thema einer Liebe zwischen Angehörigen verfeindeter Nationen oder gar Spezies ist nicht neu. Aber welches Thema ist nach Homer und Shakespeare schon neu in der Literatur? Esther S. Schmidt hat ihre Geschichte auf jeden Fall erfrischend neu und in sehr geschliffener, eingängiger Sprache erzählt. Mit Daric und Aroanida schuf sie zwei unverwechselbare, individuell gezeichnete Charaktere, die ausgesprochen authentisch herüberkommen und schnell das Herz des Lesers gewinnen. Immer wieder gelingen der Autorin intensive Charakterschilderungen, die die Romane gleichermaßen mit innerer und äußerer Spannung versehen. Sowohl Darics psychologische Zeichnung als auch das Wesen und die Kultur der Elynn sind außerordentlich gut gelungen, und das Furchtbare, das sich am Ende offenbart ist sehr geschickt vorbereitet. Eine Welt, die einfach überzeugt und den Leser mitnimmt. Sehr gut.

 

Fazit: Ein Liebespaar zwischen zwei Kulturen übersteht Misstrauen und Hass. Spannende Abenteuer und glaubwürdige Charakterzeichnung, dazu ein sehr schöner Schreibstil. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Buch!

 

E. S.: Schmidt: Die Chroniken der Wälder. Band 1: Das Erwachen der Hüterin. Epubli, 2021. 403 S., Euro 13,99.

 

 

Weitere Bücher von Esther S. Schmidt:
Der Trollring
Die zweite Finsternis

 

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Agga Kastell: Mission Merlacorna

Geschrieben von Petra , in Bücher - phantastisch 25 Dezember 2024 · 360 Aufrufe
Bücher - phantastisch und 2 weitere...

Um ein verschwundenes Merlacorna geht es in der neuen Herbstlande-Novelle von Agga Kastell. Die Autorin beschreibt die Suche nach einem besonderen Einhornweibchen. Denn diese Tiere, die im Meer rund um die Herbstlande leben, sind eigentlich Narwale, verwandeln sich jedoch, wenn sie an Land gehen, in ein Pferd mit dem charakteristischen Horn auf der Stirn.
Zwei Jugendliche, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, werden auf einer Klassenfeier am Lagerfeuer in die Herbstlande versetzt. Schuld ist Marco, der seine Klassenkameradin Olivia ständig ducken und hänseln muss. Wegen eines dummen Angriffs auf Olivia geraten beide in die Herbstlande, genauer gesagt: In den September. Marco, der schöne Fußballstar und fiese Mobber, und Olivia, die von ihm in ihrer Welt ständig gepiesackt wurde, müssen sich zusammenraufen, wenn sie nach Hause zurückkehren wollen. Sie haben nur eine Chance: Ein Merlacorna verspricht ihnen, sie mithilfe seiner Magie zurückzuschicken, wenn sie bis zum Vollmond seine verschollene Gefährtin finden.

 

Ekelpaket trifft Pfadfinderin

 

Bald muss Marco einsehen, dass Olivia mit ihrer Pfadfinder-Erfahrung und ihrer Liebe zu phantastischen Welten ihm hier deutlich überlegen ist und dass sich von seinem Macho-Gehabe kein Bewohner der Herbstlande beeindrucken lässt. Nach und nach sieht der Jugendliche ein, was für ein Riesenarschloch er gewesen ist. Dazu tragen auch Wegbegleiter wie der Herbstheinzel Herbert mit seiner gefährlich spitzen Mütze und die seltsame Frau Margarete mit ihrem Mandibelgebiss bei.

 

Wiedersehen mit Dolora und dem Haselhorn

 

Die beiden Jugendlichen lernen freundliche Trollinnen kennen und müssen sich gegen Ghoule zur Wehr setzen. Sie reisen zu den Feldern der Wahrheit und zum Friedhof zwischen September und Oktober. Einige bereits bekannte Wesen wie Dolora, die Herrin des Sees der Traurigkeit, oder das ewig fluchende Haselhorn sorgen für mal mehr, mal weniger angenehme Begegnungen. Und als die beiden Schüler endlich das weibliche Merlacorna entdecken, scheint dennoch fast alles verloren ...

 

Gelungene Charaktere

 

Sehr gelungen ist Agga Kastell die Personenzeichnung. Olivia und der mobbende Mitschüler Marco kommen sehr glaubwürdig rüber, und letzterer mausert sich schließlich von einem widerwärtigen Ekelpaket zu einen ordentlichen Reisekameraden, mit dem man Pferde stehlen beziehungsweise Einhörner finden kann. Einen dicken Pluspunkt gibt es auch für den Kampfsportler im Taschenformat und die Frau mit den Mandibeln. Die schönen Illustrationen von Katrin Minert runden die Geschichte ab und machen das Merlacorna-Abenteuer auch optisch zu einem Erlebnis.

 

Fazit: Schön gestaltetes Herbstlande-Märchen über zwei Jugendliche, von denen einer ein Ekel ist und sich erst langsam zu einem vernünftigen Menschen entwickelt. Liebenswertes Abenteuer in einer zauberhaften Welt. Lesenswert.

 

Agga Kastell: Mission Merlacorna. Eine Herbstlande-Novelle. Meitingen/Eringen: Verlag Torsten Low, 2024. 102 S., Euro 11,90.

 

Weitere Bücher über die Herbstlande
Herbstlande
Herbstlande - Verklingende Farben
Geschichten aus den Herbstlanden
Anja Bagus: Das Nebelreich
Alessandra Reß: Die Sommerlande
Fabienne Siegmund: Herbstfeuer
Markus Heitkamp: Die Reisen des jungen Haselhorn
Diana Menschig: Jaspers Reise zur Erkenntnis
Bernhard Stäber: Wenn Menschen Märchen sind
Stefanie Bender: Der Pfad der Kolibris
Stephanie Kempin: Fieberträume
Fabienne Siegmund: Hinter den fallenden Blättern
Tino Falke: Ein Lied für die Sommerlande

 

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Weihnachtsmärchen: Nasty Nick und das Nordpolrennen

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 24 Dezember 2024 · 335 Aufrufe
Weihnachten

Frohe Weihnachten euch allen! Ich wünsche euch ein bisschen Ruhe und Frieden, ein paar schöne Stunden unterm Baum und einen fleißigen Weihnachtsmann. Lehnt euch zurück, genießt einen heißen Kakao und etwas Lebkuchen und sperrt den ganzen Mist da draußen einfach aus, wenn ihr könnt.
Mein neues Weihnachtsmärchen ist ein bisschen seltsam geworden. Das liegt daran, dass meine elfjährige Nichte mich beim Schreiben beraten hat. Als ich überlegte, ob ich dieses Jahr vielleicht über den Sohn des Weihnachtsmanns schreiben soll, meinte sie begeistert: "Au ja! Mach doch, dass er voll der Talahun ist ..." Ähm, ja. Das Ergebnis könnt ihr hier nachlesen. Nächstes Jahr wird es vielleicht wieder etwas besinnlicher. Also, viel Spaß mit Nick!

 

Nasty Nick und das Nordpolrennen

 

Ey, komm mir bloß nicht mit Weihnachten, Alter. Das ganze Gelaber von wegen Fest der Liebe und Familie und so – ich kann’s echt nicht mehr hören. Du glaubst, dir ist Heiligabend verdorben, bloß weil deine Mutter mal Weihnachtsdienst im Krankenhaus schiebt oder weil dein Vater genau zur Bescherung mit der Freiwilligen Feuerwehr ausrücken muss, wenn irgend so ein Dödel seinen Tannenbaum abgefackelt hat? Heul doch! Weißt du, wie oft ich in meinem Leben mit meinem Vater zusammen Weihnachten gefeiert habe? Kein einziges Mal. Wenn dein Vater der Weihnachtsmann ist, dann bist du an Heiligabend lost. Jedes einzelne verdammte Weihnachtsfest. Und immer hörst du: „Nick, du bist doch schon so ein großer Junge, du siehst das doch ein ...“ Gar nix sehe ich ein. Würdest du auch nicht, wenn sie dir schon seit deinem ersten Lebensjahr gesagt hätten, du bist doch schon so ein großer Junge. Deine Mudda! Echt jetzt, da sind die immer noch angepisst hoch zehn, wenn ich im Dezember total aggro bin. Wärst du auch, wenn alle Welt Weihnachten feiert, und nur du hockst allein zu Hause, weil dein Alter mit dem Schlitten in der Welt rumkurven muss und alle Kinder glücklich machen will.
Okay, kann ja sein, dass ich das an den falschen Leuten auslasse. Aber als die Elfe Lucia mit ihrem Lichterkranz letztens an mir vorbeigeschnürt ist, da musste ich ihr einfach mal die Kerze ans Haar halten. Hui, da ist sie gerannt, die Bitch. Dem Rudi mal die rote Glühbirne klauen, das war Notwehr. Mit dem Geflacker kann der einen nämlich echt in den Wahnsinn treiben. Jesus ist auch stinkig auf mich, weil ich den ganzen Krippenbabys mit Edding schwarze Schnurrbärte gemacht habe. Dabei sehen die jetzt echt geil aus, so what? Die Schlittenhunde sind ja nicht mal drauf reingefallen, als ich ihnen Senf ins Futter gemischt habe, aber Karhu, der verfressene Eisbär, der hat echt zugelangt bei dem Chili-Honig. Mann, hat der gespuckt. Jedenfalls bin ich gerade der unbeliebteste Typ südlich des Nordpols. Papa schert das aber nicht weiter, der lässt mich trotzdem wieder an Heiligabend allein. Shit.
Weißt du, was wir hier oben wirklich feiern? Alle zusammen? Wintersonnenwende. Das ist immer voll die Mega-Party. Drei Tage vor Heiligabend nehmen wir unsere Schlitten und machen ein Wettrennen zum Pol. Wer zuerst da ist, darf das Nordlicht abfackeln. Das ist der heißeste Shice ever. Wenn es totale Nacht um dich rum ist und dann tausend Farben aus der Erdachse herausknistern – und dann, dann siehst du plötzlich ein klitzekleines bisschen Sonnenschein am Horizont, und die Polarnacht ist vorbei. Dieses Jahr hatte ich echt vor, das Rennen zu gewinnen. Mein Schlitten geht ab wie‘n Zäpfchen, wenn ich übers Eis jage. Nick, der Feuerflitzer, Sieger des großen Nordpolrennens, der mit der Fackel das Polarlicht hochjagt. Da wäre mein Alter geplatzt vor Stolz. Fuck.
Aber ich finde einfach keinen, der mich zieht. Rudolph ist sonst immer mein Partner. Aber der hat schon Lucia zugesagt. Hat natürlich überhaupt nix zu tun mit der roten Glühbirne. Kimmiq der Schlittenhund und seine Gang sind bei Karhu unter Vertrag. Die Wölfe Amaroq und Susi ziehen den Weihnachtszwölf, und Paulchen, der Elefant von König Balthasar, hat schon dem Grinch versprochen, dass er ihm hilft. Boah ey, ich bin sogar unbeliebter als der Grinch, das must du dir mal reintun. Comet, Dancer, Prancer, Donner, Blitzen ... Mistviecher, alle zusammen. Ich hab jetzt auch langsam die Schnauze voll. Betteln tu ich nicht, dass einer mit mir antritt. Dann mache ich eben nicht mit, dann sollen sie mal sehen, was sie davon haben.
Da sitze ich jetzt am Meer, es ist stockduster (Polarnacht, sagte ich ja schon), und bin so richtig down. Und da kriecht doch plötzlich so eine alte grantige Miesmuschel aus dem Wasser. „Ich werde deinen Schlitten ziehen“, knarzt sie. Really? Wer von uns beiden hat hier Lack gesoffen? Aber die liegt da vor mir, klappert mit den schwarzen, abgeblätterten Schalen, kratzt sich an den Seepocken und sagt nochmal: „Mach dir keine Gedanken, ich werde deinen Schlitten ziehen.“ Voll cringe, mit so einem krassen Teil zum Schlittenrennen anzutreten, ich schwöre. Aber die Muschel so: „Partner?“ Und ich so: „Partner.“ Hammer, ist das krank.
Ich wollte ja voll einen auf Slayer machen beim Start. Aber wenn du mit so ‘nem creepy Schaltier voller Seepocken vor deinem Hobel dastehst, bist du einfach der hinterletzte Alpha-Kevin. Rudis Nase hat geflackert wie ein Strobolight. Hey, Bro, Schere nach oben. Aber ich ziehe das jetzt durch, Digga. Mein alter Herr hat geschielt wie ein Grönlandwal voll Meth. Bloß nicht meinetwegen, sondern wegen dieser Motorschlittenverkäuferin Dolores Häkkinen, die natürlich in ihrem feuerroten „Fire on Ice 2012“ vorfahren musste. Klar, die ist ja auch seine Bae.
Und Bämm! – da gings schon los. Ein großer weißer Polarhase ließ seine Hinterpfote aufs Eis trommeln – und alle zischten ab. Comet ging in Führung, dicht gefolgt von Paulchen und dem Wolfsgespann, und dann ließ die Häkkinen-Tusse ihren Motor aufröhren und düste an allen vorbei. Dann waren alle weg. Alle bis auf – surprise! – Weihnachtsmanns Junior und sein Hartschal-Vieh.
„Oh Sheesh!“, rief ich. „Willste hier jetzt chillen oder was?“
„Oooch, nee, ich bin nur noch nicht ganz wach. Kannst du nicht die ersten paar Meter selbst ziehen, so zum Warmwerden?“
Echt bodenlos, der Pockenhaufen. Aber was willste machen? Ick packe sie also, pflanze sie auf den Schlitten und ziehe das Teil selber. Und ich hätte es fast geschafft, Rudi einzuholen, wenn ich nicht ausgerutscht wäre und mich auf die Fresse gelegt hätte.
„Okay, jetzt bist du dran“, sag‘ ich.
Aber das Hayvan hat einfach nur auf’m Schlitten gelegen und rumoxidiert. Echt gediegen. Ich leg mich also wieder ins Geschirr und pese los. Und die Muschel so: „Voll fame, Babo! Yalla!“ Was für ein whacker Move! Das Tier war mir schon von Anfang an voll sus.
Und da seh ich plötzlich vor uns im Dunkel was Graues. Je näher wir kommen, desto größer wird es. Alter! Das ist ja Paulchen der Elefant. Und dann noch’n rotes Licht daneben. Da steht Rudi mit Lucia, und es geht nicht weiter.
„Voll stabil“, knarzt die Muschel. „Bist echt’n Ehrenmann.“
Da sind auch Comet und Dancer und Donner und Kimmiq, die stehn da alle goofy rum und fermentieren. Jetzt sehe ich auch, warum es nicht weitergeht. Vor uns ist das Eis weg, da ist nur noch so’n Riesen-See. Weird.
„Oh Mann, jetzt erwischt uns die Klimakatastrophe hier oben voll“, jammert Eisbär Karhu rum und schüttelt sich den Pelz. Von hier bis zur Erdachse ist alles krass abgetaut. Das große Rennen zum Nordpol ist smashed. Und jetzt bin ich doch ein bisschen angefasst. Nie wieder das Polarlicht zünden und mit Rudi um die Erdachse sliden. Fu!
„Hey, Bro“, hör ich hinter mir die Muschel jammern. „Trag mich doch mal rüber zu dem Brunnen da, ich hab Durst.“ Unlügbar, da steht echt an der Eiskante so ein Teil rum. Ein Brunnen kurz vorm Nordpol, voll strange. Ich bin ja noch total gefresht, aber soll das Weichteil doch hier sitzen bleiben und fernschimmeln, denke ich. „Geht fit, mate“, sage ich und pflanze das Schleimtier auf den Brunnenrand.
„Hey, Babo! Wo gehst du hin?“
Und ich so: „Nach Hause.“
Und sie so: „Aber du kannst mich doch hier nicht sitzen lassen.“
Und ich so: „Komm klar, Kumpel.“
Und sie so: „Platsch!“
Sheesh! Da is die doch voll in den Brunnen geplumpst.
„Nick, du must deinen Partner bergen“, sagt Comet.
Seriously? Partner? Der Typ war ein akkurater Nichtspieler.
„Doch, du musst ihn wieder mit zurückbringen, sonst wirst du gesperrt für alle Zeit“, knurrt Karhu.
„Komm schon, ich lasse dich mit dem Eimer runter“, sagt Lucia. Die ist so cute, da geh ich mit. Ich steige in den Eimer, und da rauscht auch schon die Kette los, es geht runter in die Röhre, echt spooky. „Kannst relaxen, Partner, i bims“, rufe ich. Dabei bin ich gar nicht so swag, wie ich tue, so vong die Platzangst her. Weiß echt nicht, wie mein Alter immer durch die Schornsteine kommt. Der heißt nicht umsonst mit vollem Namen Santa Claus-Trophobie. Oh Mann, wenn der das den ganzen Heiligabend über macht, will ich gar nicht mit dabei sein. „Muschel, ich hol dich raus, ich schwöre.“
Boah – was ist das jetzt für ‘ne krasse Lightshow? Da ist plötzlich Tageslicht, mitten in der Polarnacht, hier unten im Brunnen. Und alles ist grün, voll der Veganzirkus hier unten, Gras, Bäume, Büsche – ich dreh völlig ab. Da im Rasen steckt ja auch die Miesmuschel, die packe ich gleich in die Hosentasche, auch wenn sie meckert.
Ich glaub, ich hab echt ‘ne Hallo Luzie. Da steht tatsächlich ein Backofen mitten auf dem Grünteppich. „Hol uns raus, hol uns raus, wir sind schon ganz fertig gebacken, wir verbrennen“, wimmerts aus dem Ofenloch.
„Vorsichtig“, zischt die Klapperschale. „Das könnte eine Falle sein.“
Aber ich fackel nicht lang und hol das Zeug raus. Es sind hundert Lebkuchenmänner, die da ins Gras plumpsen. Ich stapele die alle auf einen akkuraten Haufen, da schreit es schon wieder hinter mir: „Ach, hilf mir doch, meine Äste sind so schwer, die brechen bald. Ernte doch meine Äpfel ab.“
Die Pockenzecke meckert wieder: „Lass die Finger davon, Äpfel sind immer vergiftet, weiß man doch.“
Aber nicht solche kandierten roten Bratäpfel, die machen dir nur ‘n Zuckerschock. Ich klotze also konkret ran und hol das Glucosezeug runter, während die Muschel meckert und grantelt. Das gibt 100 Aura-Punkte, wetten?
Dann sehe ich das Haus. Strange, so eine total abgeschottete Location. Hier könnte man echt gottlos Party machen, ohne dass irgendwelche abgefuckten Spacken meckern und die Bullerei rufen. Sieht echt nice aus, bisschen retro. Ich bin voll auf Lock. Frag mich nur, wer da wohnt.
„Geh da nicht rein“, knirscht die Muschel. „Das ist fishy.“
Die Tür ist offen. Ich also rein. Liegt da doch so’ne Omma und pennt. Ein bisschen thicc und voll gucci. Die hat gesägt wie Karhu im Winterschlaf. War wohl ‘ne lange Gammelfleischparty letzte Nacht. Oder sie hat mindestens drei Rotkäppchen intus.
„Hoho-Hoho“, sage ich höflich den Nordpol-Gruß auf.
Da zuckt sie zusammen und wäre beinahe vom Sofa gekracht.
„Nick? Nick, mein Junge, bist du das? Mein Gott, was bist du groß geworden!“
Und da merke ich: Ich kenne die Olle. Das ist die Holle. Meine Tante Holle.
„Mensch, Auntie, lange nicht gesehen“, sag ich. „Sag mal, pennst du schon lange?“
„Wieso, was haben wir denn heute für ein Datum?“
„Es ist Wintersonnenwende. Und der ganze Nordpol ist weggetaut – kein Schnee, kein Eis, das ganze Rennen ist ruiniert, und ich wollte doch das Polarlicht anzünden ...“
„Um Himmelswillen! So spät schon?
Die Holle rappelt sich auf.
„Nick, mein Junge, du musst mir helfen. Ich muss sofort meine Betten ausschütteln.“
Fu. Ich rede von einer Umweltkatastrophe, und diese alte weiße Frau will lieber einen auf Tradwife machen. Federbetten – gibts denn hier noch keine Biber-Bettwäsche? Voll old-fashionend, die Mutter. Ich fasse es nicht. Aber crazy peoples soll man nicht widersprechen. Sie reißt das Fenster auf, raus mit dem Deckbett und immer so: Shake-it, shake-it, shake-it. Und ich aus dem anderen Fenster mit dem Kopfkissen. Die Federn fliegen wie in ‘nem Hühnerschlachthof, voll der Federsturm, und immer mehr. Ich krieg schon Ameisentitten auf den Armen vor Kälte. Und plötzlich ist es Schnee, lauter gediegener Schnee, der da aus dem Kissen fliegt. Und Eis, echt krass konkretes Eis, total stabil, ich war voll geflasht, eine Eisbahn zum Nordpol, das Rennen war safe. Unfuckingfassbar. Holle ist ‘ne Ehrenfrau. Und, ich schwöre, nächstes Jahr vor der Wintersonnenwende, gehe ich gleich hin zu ihr und schüttele ihr das Kissen. Wenn sie es doch allein nicht mehr auf die Kette kriegt. Papa hat ja eh keine Zeit für mich.
Natürlich sind Klapperschale und ich viel zu spät zum Nordpol gekommen. Und natürlich hat dieser Chabrón sich den ganzen Weg von mir ziehen lassen. Wir kamen gerade noch rechtzeitig um zu sehen, wie die Häkkinen-Bitch die Pyros abziehen ließ.
Der Schneehase an der Ziellinie posaunte meine Zeit raus – obercringe, ich war Letzter. ASKLA. Mistkarnickel.
Aber dann war mein alter Herr da und hat mich umarmt und abgebützt. „Nick, wo bist du so lange gewesen?“, hat er gebrabbelt. „Ich hatte so Angst, dass dir was passiert ist.“
„Keine Panik, Oldtimer“, flexte die nasty Muschel. „Ich habe doch auf ihn aufgepasst.“
„Weißt du was, Nick?“, hat Daddy da gesagt. „Weihnachten muss ich wirklich arbeiten. Aber was hältst du davon, wenn wir Ostern etwas zusammen unternehmen? So ein richtig langes Vater-Sohn-Wochenende, nur wir beide. Was sagst du?“
Aber da konnte ich erstmal gar nichts zu sagen. Weil neben uns nämlich der weiße Hase losbölkte: „Ostern? Alter, komm mir bloß nicht mit Ostern. Wisst ihr eigentlich, wie das ist, wenn euer Vater an Ostern nie zu Hause ist?“

 

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Tino Falke: Ein Lied für die Sommerlande

Geschrieben von Petra , in Bücher - phantastisch 23 Dezember 2024 · 230 Aufrufe
Bücher - phantastisch und 2 weitere...

Die Sommerlande sind ein Kind der Herbstlande-Geschichten, die seit einigen Jahren im Verlag Torsten Low erscheinen. Im Gegensatz zu den Ländern September, Oktober und November sind die Sommermonate und ihre Wesen noch nicht allzu gut erforscht - und auch noch lange nicht auserzählt. Mit "Ein Lied für die Sommerlande" legt Tino Falke nun den zweiten Band der Serie vor. Er ist deutlich heller und wärmer gestaltet als die manchmal recht melancholischen Herbstlande-Abenteuer und folgt den Spuren, die Allessandra Reß in ihrem Büchlein "Die Sommerlande" gelegt hat.
Heldin dieses Buches ist eine junge Nekuroi, ein Katzenwesen namens Juno. Sie lebt in der Stadt Einstadt, die durch die Sandwüste wandert und von Wesen aller drei Sommermonate bewohnt wird. Katzenwesen wie Juno sind eigentlich dafür bestimmt, in der Wüste eine Art Priesteramt auszuüben und den Sphingen zu dienen, aber da es viel mehr Nekuroi als Tempelstellen gibt, werden Junos Dienste nicht benötigt, und sie lebt nun in einer Stadt, in der Wesen und Kulturen der Sommerlande zusammenströmen.

 

Flaschenpost und Wimpernwunsch

 

Eines Tages fällt der Nekuroi eine Wimper aus, und sie lässt sie mit einem Wunsch weiterfliegen. Juno wünscht sich Freunde, konkret gesagt: Sie wünscht sich nicht mehr, Freunde zu finden, sondern die Freunde sollen sie finden. Wenig später wird sie selbst fündig: Sie entdeckt in einem Fluss, an dem ihre Stadt gerade vorbeizieht, eine Flaschenpost. Ein Seemann namens Lemuel hat beim Versuch, aus den Sommerlanden in die Herbstlande zu gelangen, Schiffbruch erlitten und ist auf der Insel Ling zwischen beiden Jahreszeiten gestrandet. Juno verlässt ihre sichere Heimat in der Wüstenstadt und versucht, ein Schiff zu finden. Unterwegs trifft sie Freunde und Weggefährten wie die Papalotl Vendel und den Quétzal Dakro, ein Musikduo, das auf der Flucht vor einem Riesenadler, einem Roch, ist und wunderschöne Lieder vorträgt. Eine Gorgone namens Maera, die in den Winterpyramiden nach Geschichten sucht, vervollständigt den Rettungstrupp. Die vier müssen sich Gefahren wie dem furchtbaren Mahlstrom aussetzen und begegnen auf der Insel Ling einer fiesen Piratenbande, erleben das Wunder des Sommerschnees und die Geburt eines neuen Liedes. Und der Riesenvogel ließ sich auch durch das Meer nicht von seiner Verfolgung der beiden Musiker abhalten ...

 

Liebenswürdiges modernes Märchen

 

Tino Falke hat ein liebenswürdiges modernes Märchen aus der noch jungen Welt der Sommerlande geschaffen. Die Geschichte ist frisch und humorvoll erzählt und lädt zum Staunen und Sich-Freuen über die Wesen der Monate Juni, Juli und August ein. Vogelwesen und Schmetterling, eine selbstbewusste Katzenfrau und eine Gogone mit dem versteinernden Blick bilden ein gelungenes Heldenquartett, dem die Herzen der Leser sofort zufliegen. Nachdenklich macht die Erwähnung der Monatskriege und der Denkmäler für die unzähligen Gefallenen aus dieser Ära der Sommer- und wohl auch der Herbstlande. Von den Geschichten, die in den alten Pyramiden zu hören sind, möchte man gern mehr erfahren. Insgesamt: Eine neue Welt voller Leben und Ideen, aus der sicher noch mehr Novellen zu erwarten sind. Alessandra Ress hatte damals ja mit ihrem ersten Band reichlich vorgelegt.
Sehr gelungen und sehenswert sind die Illustrationen, die Tenna Keßler für diese Novelle geschaffen hat. Vor allem sehenswert ist der kleine Comic, der Ereignisse aus dem ersten Kapitel noch einmal in Bildern erzählt. Vielleicht gibt es ja einmal einen kompletten Herbstlande- oder Sommerlande-Comic?

 

Fazit: Zauberhaftes, freundliches Märchen, das die Strahlen der Sommersonne einfängt, und eine Heldenreise eines ausgesprochen sympathischen Quartetts. Bitte mehr davon.

 

Tino Falke: Ein Lied für die Sommerlande. Eine Herbstlande-Novelle. Meitingen/Erlingen: Verlag Torsten Low, 2024. 109 S., Euro 11,90.

 

 

Weitere Bücher über die Herbstlande
Herbstlande
Herbstlande - Verklingende Farben
Geschichten aus den Herbstlanden
Anja Bagus: Das Nebelreich
Alessandra Reß: Die Sommerlande
Fabienne Siegmund: Herbstfeuer
Markus Heitkamp: Die Reisen des jungen Haselhorn
Diana Menschig: Jaspers Reise zur Erkenntnis
Bernhard Stäber: Wenn Menschen Märchen sind
Stefanie Bender: Der Pfad der Kolibris
Stephanie Kempin: Fieberträume
Fabienne Siegmund: Hinter den fallenden Blättern
Agga Kastell: Mission Merlacorna

 

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Fabienne Siegmund: Die Papierprinzessin

Geschrieben von Petra , in Bücher - phantastisch 22 Dezember 2024 · 486 Aufrufe
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Ein melancholisches Märchen über die Macht des Erzählens: In "Die Papierprinzessin" schildert Fabienne Siegmund, welche Verantwortung ein Geschichtenerfinder auf sich nimmt, und erzählt von einem Schwesternpaar, dessen gemeinsame Geschichte gefährliche Folgen nach sich zieht. Aber sie zeigt auch, wie wichtig Märchen und Geschichten sind und dass es besser ist, sich ihnen zu stellen.
"Die Papierprinzessin" handelt von einer nicht mehr ganz jungen Frau namens Amelia, die alle Geschichten aus ihrem Leben verbannt hat. Amelia ist eine herbe, fast verbitterte Person geworden, sie scheut vor allem zurück, was auch nur entfernt nach einer Geschichte oder Erzählung riecht. Ihr Leben ist der Realität gewidmet, dem Pragmatismus, dem Hier und Jetzt, fern von aller Phantasie. Aber dann erreicht sie ein Anruf. Ihre kleine Schwester Matilda liegt im Koma. Nach einem Selbstmordversuch. In ihren Händen fand man einen Zettel mit dem Anfang einer Geschichte, die Amelia einst geschrieben hatte. Das Märchen über die Papierprinzessin entstand in einer Zeit, als die beiden Mädchen noch fest daran glaubten, dass eine Geschichte die Welt verändern, dass ein Märchen heilen kann. Und nun ist das alte Kindermädchen Clara überzeugt, dass nur eines Matilda aus dem Koma zurückholen kann: wenn Amelia die vollständige Geschichte wiederfindet ...

 

Auf der Suche nach dem verdrängten Märchen

 

Gegen ihre eigene Überzeugung macht sich Amelia auf die Suche nach den verstreuten Teilen ihres Märchens. Und es wird eine Reise in die eigenen Abgründe zu den eigenen Fehlern und Verletzungen. Das Märchen von der Papierprinzessin hätte die Großmutter wieder gesundmachen müssen, waren die Kinder damals überzeugt. Die Großmutter, die eine berühmte Schriftstellerin war, überlebte die Krankheit aber nicht. Kein Wunder, dass Amelie für alle Zeiten dem Geschichtenerzählen abgeschworen hat. Nur widerwillig und voller bis dahin verdrängter Angst stellt sie sich in dem Haus voller Bücher dem alten Zauber der großen Kinderabenteuer erneut. Eine Spurensuche, die sehr schmerzhaft wird. Vor allem, als Amelia klar wird, dass gerade ihr Papierprinzessinnenmärchen ihre Schwester zu ihrem Selbstmordversuch getrieben hat.

 

Berührendes Märchen, beeindruckend gestaltet

 

Fabienne Siegmund hat erneut ein traurigschönes, melancholisches Märchen über Tod und Zauber und die Liebe zum Geschichtenerzählen geschrieben. "Die Papierprinzessin" gehört zu den bezauberndsten und berührendsten Büchern, die diese Autorin der jüngsten Zeit veröffentlicht hat. Und der Art Skript Phantastik Verlag hat alles getan, um die Magie dieses modernen Märchens durch die Gestaltung zu unterstreichen. Das Buch enthält Illustrationen von Jana Damaris Reich, in denen Zeichnungen und Textcollagen das Zusammenspiel von Figuren und Druckwerk widerspiegeln. In der Geschichte selbst sind Erzähltext und Märchenmanuskript sowie Briefe und Notizen unterschiedlich gestaltet und hinterlegt. Und eine kleine Kostbarkeit sind die immer wieder ins Buch eingestreuten Zitate von Autorinnen und Autoren über die Bedeutung des Erzählens. So verwandelt sich die Suche nach dem verschollenen Märchen und die abenteuerliche Märchenreise der Papierprinzessin in eine kleine Philosophie der Erzählkunst und das gesamte Büchlein in eine inhaltlich und optisch zauberhafte Liebeserklärung an das Geschichtenerfinden. Es wäre furchtbar gewesen, wenn Amelia sich nicht auf die Suche gemacht hätte und diese Papierprinzessin verschollen geblieben wäre.

 

Fazit: Zauberhaftes traurigschönes Märchen über den Wert des Geschichtenerzählens und die Verantwortung des Märchenerfinders. Hintergründig, berührend und poetisch – und mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Unbedingt empfehlenswert.

 

 

Fabienne Siegmund: Die Papierprinzessin. Salach: Art Script Phantastik Verlag, 2024. 222 S., Euro 14.

 

Mehr von Fabienne Siegmund:
Namiria
Das Mädchen und der Leuchtturm
Der Karussellkönig
Goldstaub
Sternenasche
Herbstlande
Herbstlande - Verklingende Farben
Moon Bird
Das Nebelmädchen von Mirrors End
Herbstfeuer
Die Blätter des Herbstbringers
Das Mühlenreich
Hinter den fallenden Blättern

 

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Vier Sterne fürs Fundbüro

Geschrieben von Petra , in Aus Petras Werkstatt 21 Dezember 2024 · 100 Aufrufe
Aus Petras Werkstatt und 2 weitere...

Es gibt zwei neue Rezensionen zu Anthologien, an denen ich beteiligt bin. Leser Joroka hat sich das "Fundbüro der Finsternis" angeschaut, K. Nevermount hat "Kreuzfahrt, Mord und Mittelmeer" gelesen und bewertet. Beide vergaben vier Sterne auf Amazon..

 

Bei Joroka war es vor allem das Titelbild, das ihn zum Zugreifen bewegte. Über das Fundbüro-Cover schreibt er:

 

"Diese Anthologie ist mir auf einer Buchmesse ins Auge gestochen. Mir ist sogleich das ungewöhnliche und mysteriöse Cover ins Auge gestochen. Spannend ebenso die Frage, was sich da genau in den Fensterscheiben spiegelt? Das hat mir selbst zunächst den ersten Schauer über den Rücken gejagt."

 

Seine Leseeindrücke: "Die Geschichten sind von unterschiedlicher schriftstellerischer Qualität, aber es war – aus meiner Sicht - kein wirklicher Aussetzer darunter. Die meisten haben mir gefallen, und gegruselt habe ich mich auf alle Fälle."

 

Besonders gefallen haben ihm die Geschichten „Das Geheimnis von Brigus“ und „Wenn Engel schreien“.Sein Fazit: "Schöne Sammlung an Schauergeschichten".

 

Hier gehts zur vollständigen Rezension.

 

 

K. Nevermount griff eigentlich irrtümlich zum Kreuzfahrtbuch. Die Rezension ist kurz, aber immerhin mit vier Sternen versehen:

 

"Hatte eine Roman erwartet, waren aber Kurzgeschichten - mal gut, mal weniger".

 

Hier findet ihr die Originalrezension.




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Lennardt M. Arndt: An den Ufern des Nebraska

Geschrieben von Petra , in Bücher - Abenteuer 16 Dezember 2024 · 816 Aufrufe
Bücher - Abenteuer und 4 weitere...

Old Surehand ist ein Westmann aus dem Karl-May-Kosmos, Namensgeber einer Trilogie des Maysters und in seiner Treffsicherheit und seinen sonstigen Fähigkeiten durchaus mit Heroen wie Old Shatterhand und Old Firehand vergleichbar. Doch die Vorgeschichte und vor allem die Familiengeschichte des Helden, die May nur sehr gerafft wiedergab, bietet Stoff für mehr. Das sagte sich zumindest Autor Lennardt M. Arndt, der mit seiner „Surehand-Story“ ein umfangreiches Prequel zu Mays Romanen vorlegte. Der erste Band heißt „An den Ufern des Nebraska“ und erzählt von den Abenteuern des jungen Surehand, von seinem Entschluss, sich auf die Suche nach seinen verschollenen Familienmitgliedern zu machen, und seiner Ausbildung zum Westläufer.
Arndt lässt seine Geschichte mit einem nachdenklichen Augenblick nach der Schule beginnen. Der junge Leo Bender hat von einer engagierten Lehrerin zum ersten Mal etwas über das Schicksal der Indianer gehört und über die Morde, Vertreibungen und Vertragsbrüche, die die amerikanischen Ureinwohner erlebten. Zu dieser Zeit weiß Leo noch nicht, dass er selbst ein „Halbblut“ ist. Denn seine Mutter war eine Moqui (Hopi), wie er wenig später von seinem Vormund erfahren wird. Die Familie wurde durch die Intrigen zweier Verbrecher zerstört und auseinandergerissen. In dem knapp 16-Jährigen reift der Entschluss, sich auf die Suche nach der verschollenen Mutter, ihrer Schwester und seinem kleinen Bruder Fred zu machen. Dazu muss er den Wilden Westen durchstreifen. Ohne entsprechende Ausbildung ein lebensgefährliches Unterfangen. Doch das junge Greenhorn hat Glück: Der legendäre Westläufer Old Firehand erklärt sich bereit, ihn in die Lehre zu nehmen. Für Leo Bender beginnt eine spannende und nicht ungefährliche Lehrzeit.

 

Gebremster Start durch Rückblenden

 

Der Anfang des Romans kommt noch etwas ungelenk daher. Arndt setzt gleich zwei Rückblenden vor den Beginn der eigentlichen Handlung. Zuerst lässt er den Protagonisten auf der Jagd nach Kaninchen über eine Unterrichtsstunde nachdenken, die er gerade genossen hat, und über das Unrecht, das den Indianern zugefügt wurde. Dann folgt ein längeres „Aufklärungsgespräch“ mit dem Bankier Wallace, der Leo aufgenommen und wie seinen Sohn aufwachsen lassen hat. Wallace erzählt also von Leos Eltern, Bruder und Tante und davon, wie zwei Schurken die Familie ins Unglück stürzten. Ein sehr langes Referat, das teilweise nicht in direkter Rede durch Wallace, sondern in der Zusammenfassung durch den Ich-Erzähler Leo wiedergegeben wird und etwas spröde zu lesen ist.

 

West-Ausbildung eines "Anti-Shatterhands"

 

Deutlich an Fahrt nimmt die Geschichte dann jedoch im weiteren Verlauf auf. Vor allem diejenigen Leser, die Mays Winnetou I kennen, werden viel Bekanntes beziehungsweise Variiertes wiederfinden. Der Ausbildungsgang des West-Azubis Surehand weist deutliche Parallelen zur Lehrzeit des berühmteren Old Shatterhand auf. Die Stationen ähneln sich: Kauf eines besonderen Pferdes, eines Gewehrs, Kampf mit einem Bären, Anschleichen, Freundschaft mit einem indianischen Häuptlingssohn … Und doch sind die Taten Surehands demonstrativ etwas tiefer gehängt als die legendären Aktionen des Superhelden Scharlieh. Das Pferd ist zwar top, muss aber nicht durch schier übermenschliche Reitkünste eingebrochen werden. Die Schießübung fällt ordentlich aus, das Gewehr muss aber noch einmal auf Surehands Verhältnisse nachjustiert werden. Der Bär wird zwar außergewöhnlich kaltblütig erlegt, doch mit dem Gewehr und nicht mit dem Messer, außerdem ist es „nur“ ein Schwarzbär und kein Grizzly. Vor allem fällt dieser Surehand gegenüber dem berühmteren Shatterhand durch seine übermäßige, fast krankhafte Bescheidenheit auf. Wann immer sein Ausbilder Old Firehand und seine Kameraden ihn für einen guten Schuss oder sonstige Coups loben, senkt er bescheiden den Kopf und murmelt: „Ich hatte einfach Glück.“ Ein sehr beeindruckender Anti-Shatterhand, der hier seine Visitenkarte abgibt.

 

Freundschaft mit den Pawnees

 

Auch sonst hat Arndt dem May-Universum eine durchaus eigene Note hinzugefügt. Sehr interessant ist seine Idee, ausgerechnet die Pawnees und vor allem dessen jungen Häuptling Sakuruta zu den neuen Freunden Surehands zu machen. Dieser Stamm kommt in der Indianerliteratur oft nicht gut weg, und auch Old Shatterhands Ausbilder Sam Hawkens hatte ja eine unangenehme Begegnung mit ihnen. Und Arndt hat offenbar sehr intensive historische Studien betrieben und versucht nun, die Welt Karl Mays mit den geschichtlichen Tatsachen zu versöhnen und Anachronismen zu glätten. So spielte sich die Familientragöde der Benders nun nicht, wie bei May beschrieben, in Denver ab, sondern in Taos. Denn Denver habe es zu der Zeit noch gar nicht gegeben, stellt Arndt klar. Wieder was gelernt. Auch am May’schen Sprachgebrauch hat Arndt einiges geschliffen und geradegerückt. So musste das aus Mays Kosmos geläufige Wort „Westmann“ dem offenbar sonst gebrauchten „Westläufer“ weichen, wie der Autor im Nachwort erklärt.
Arndt schreibt flüssig und ist ein ausgesprochen guter Erzähler, der er versteht, eine spannende Geschichte zu schreiben. Trotz des Umfangs von 560 Seiten weist der Roman an keiner Stellen Längen auf und lässt sich, in bester Karl-May-Tradition, „verschlingen“. Sein Surehand ist ein interessanter neuer alter Held, der hier einen tüchtigen Biografen gefunden hat. Man freut sich auf den zweiten Band.

 

Fazit: Western-Roman in den Spuren Karl Mays mit einem erfrischend bescheidenen jungen Helden. Spannend erzählt und gut lesbar, macht Lust auf mehr.
Lennardt M. Arndt: An den Ufern des Nebraska. Die Surehand-Story Band I. Selfpublishing, Neopubli, Berlin 2021. 560 S., Euro 15,90.

 

Weitere Karl-May-Fortsetzungen:
Thomas Ostwald: Aufbruch ins Ungewisse

Thomas Ostwald: Auf der Spur

Thomas Ostwald: Der schwarze Josh
Axel Halbach: Blutige Schluchten
Klaus-Peter Walter: Sherlock Holmes und Old Shatterhand

Wolfgang Berger: Weißer Vater

 

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Kerstin Groeper: Träume von Salbei und Süßgras

Geschrieben von Petra , in Indianer 14 Dezember 2024 · 429 Aufrufe
Indianer, Lakota, Kerstin Groeper und 1 weitere...

In ihrem neuen Roman „Träume von Salbei und Süßgras“ schildert Kerstin Groeper die Spurensuche einer jungen weißen Frau, die als Waise bei einem indianischen Großvater aufwuchs, dann aber von den US-amerikanischen Behörden entdeckt und in ein Pensionat für Waisen gesteckt wurde. Als Kathleen volljährig wird und ihre Pensionatszeit beendet ist, macht sich die junge Frau auf die Suche nach ihrer indianischen Familie …
Der Roman spielt in der Zeit um 1920 herum. Die Zeit der Indianerkriege ist vorbei, allerdings stößt man verschiedentlich auf Spuren des Ersten Weltkriegs. Die amerikanischen Ureinwohner sind in Reservationen untergebracht, Weiße in den Städten haben gewöhnlich keinen Kontakt zu ihnen.
Für Kathleen ist die Zeit in ihrer Schule geprägt von Strenge und Kontrolle. Dennoch sind die Mädchen in dem Pensionat durchaus privilegiert im Vergleich zu den Boarding-Schools, in denen indianische Kinder zwangsassimiliert werden sollen. Diese Kinder wurden teilweise mit Gewalt aus ihren Familien herausgerissen, dürfen sich nicht in ihrer Muttersprache unterhalten und werden einem harten militärischen Drill unterworfen. Kathleen wird diese Art Schule auf ihrer Suche noch kennen lernen.

 

Erinnere dich!

 

„Kiksuya yo! - Erinnere dich!“ Die Worte, die ihr Großvater Matho Sapa, Black Bear, ihr mit auf den Weg gab, als die achtjährige Kathleen ihm entrissen wurde, ziehen sich leitmotivisch durch das gesamte Buch. Kathleen hat nichts vergessen. Sie spricht die Sprache ihres Volkes, der Lakota, noch immer fließend, auch wenn man ihr im Pensionat als Kind die „Heidensprache“ gründlich auszutreiben versucht hat und sie Englisch lehrte. Kathleen gilt als „letztes Opfer der Indianerkriege“, ihr indianischer Großvater soll damals ihren weißen Vater ermordet und sich das Kind angeeignet haben. Daher fühlt sich der Staat für sie zuständig und finanziert ihre Ausbildung. Ein Privileg, wie gesagt.
Doch Kathleen will zurück zu ihrer Familie. Sie verschafft sich Zugriff auf ihre Unterlagen im Büro der Heimleiterin und erfährt, in welcher Gegend sie damals aufgefunden wurde. Ihre Heimat liegt in einem Lakota-Reservat, stellt sie fest. So bewirbt sie sich auf eine Stelle als Lehrerin in Rapid City, in einem Indianer-Internat. Wenig später findet sie ihren Großvater im städtischen Gefängnis, wo er seit dem Tod ihres Vaters als vermeintlicher Mörder einsitzt.

 

Bemerkenswert unaufgeregt

 

Der Roman kommt auf eine angenehm leichtfüßige und bemerkenswert unaufgeregte Art daher. Der Tonfall ist ruhig und gelassen, und vor allem fehlt den Charakteren, die zwischen Kathleen und dem Happy End stehen, größtenteils die Verbohrtheit und der Hass auf alles, was mit den Ureinwohnern zusammenhängt. Es ist eine Zeit, in der die Indianerkriege längst vorbei sind, und Kathleen begegnet niemand mehr, der es ausdrücklich schlecht mit den Natives meint, allenfalls eine gewisse koloniale Überheblichkeit kann man den Akteuren bescheinigen.
Kathleen hat im gesamten Buch keinen ernsthaften „Gegner“. Schon ihre erste Aktion, der Einbruch ins Büro der Mutter Oberin, erweist sich als völlig überflüssig: Die Frau händigt ihr die Unterlagen und die spärlichen ihr bekannten Informationen über Kathleens Herkunft kurz vor dem Ende der Pensionatszeit aus und unterstützt sie sogar, als Kathleen den Wunsch äußert, nach Rapid City zu gehen. Auch der Leiter der Indianerschule ist längst kein von Hass zerfressener Tyrann oder vom Glaubenseifer zerfressener Heidenhasser mehr, der seine Schüler schikaniert. Ja, der Drill ist hart, das Funktionieren-Müssen im Takt der Trillerpfeifen ist für die Kinder eine Qual. Aber der Schulleiter lässt immer mal wieder mit sich reden und hört zu, wenn Kathleen Verbesserungsvorschläge macht, und er erlaubt ihr sogar, auf Lakota mit den Schülern zu sprechen, was bisher streng bestraft wurde.

 

Sheriff unterstützt Ermittlungen

 

Selbst der Sheriff, der Black Bear seit Jahren in seinem Gefängnis bewacht, ist alles andere als ein Hardliner und unterstützt nach anfänglichem Misstrauen Kathleens Versuche, die Unschuld ihres Großvaters zu beweisen. Nur einmal treten Weiße als brutale, zerstörerische Gewalttäter auf. Das allerdings bezeichnenderweise in einer Situation, die Kathleen nicht selbst erlebt, sondern nur aus einem Bericht erfährt.

 

Begegnung mit historischen Persönlichkeiten

 

Sehr interessant ist das Zusammentreffen mit historischen Persönlichkeiten wie Black Elk und Father Eugene Buechel. Und die zahlreich verwandten Sätze auf Lakota machen das Buch fast zu einem kleinen Sprachkurs. Auch auf die Frage, ob die nordamerikanischen Ureinwohner schon vor der Ankunft der Spanier Pferde kannten, geht Kerstin Groeper ein und lässt Kathleens Vater Felszeichnungen erforschen, die durch die Erschaffung gigantischer Präsidentenporträts in den Bergen allerdings von der Vernichtung bedroht sind …
Insgesamt ein flüssig geschriebener, leicht zu lesender, aber alles andere als simpler Roman. Spannend und sachkundig und an keiner Stelle langweilig, dabei aber ein Buch, das völlig ohne „Bösewichte“, Gewaltdarstellungen und Actionszenen auskommt. Allenfalls könnte man an einigen Stellen fragen, ob die Autorin es ihrer Heldin nicht manchmal Stellen etwas zu leicht macht. Ein wenig Widerstand und ein paar Gegner hätten Kathleens Geschiche gut getan.

 

Fazit: Spannender und sachkundiger Roman über eine Spurensuche und eine Familienzusammenführung der eigenen Art. Eine unaufgeregte Erzählung, aus der man sehr viel über Sprache und Kultur der Lakota lernen kann. Lesenswert.

 

Kerstin Groeper: Träume von Salbei und Süßgras. Hohenthann: TraumFänger Verlag, 2024. 287 S., Euro 12,90.

 

Weitere Bücher von Kerstin Groeper:
Adlerkralle - Der Indianer-Junge und sein Wolf
Grauer Wolf - Ein Indianerjunge will nach Hause
Indigene Märchen
Mohawk Love
Im Eissturm der Amsel
Im fahlen Licht des Mondes
Der scharlachrote Pfad
Wie ein Funke im Feuer
Die Feder folgt dem Wind
Kranichfrau
Geflecktes-Pferdemädchen

 

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Michael Böhnhardt: Die kybernetischen Gärten von Babylon

Geschrieben von Petra , in Bücher - SF 20 Oktober 2024 · 238 Aufrufe
Bücher - SF, Michael Böhnhardt und 1 weitere...

Semiramis ein monsterhafter Seraph? Die hängenden Gärten in Wirklichkeit von Roboterspinnen gepflegte kybernetische Gärten? Eden ein Planet, der von einer KI namens "Gott" geschaffen wurde? In Michael Böhnhardts Science-Fiction-Roman "Die kybernetischen Gärten von Babylon" wird die biblisch-mesopotamische Mythologie gehörig auf den Kopf gestellt. Und Seraphim, Cherubim und Erzengel benehmen sich etwas anders, als man es im Konfirmandenunterricht gelernt hat.
Der Roman ist die Fortsetzung von Böhnhardts Roman "Im dunklen Buch des Anbeginns". Die Heldin des Buchs ist Semiramis, die Tochter der Seraphin Lilitu aus dem Vorgängerband. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit dem gefallenen Engel Luzifer, der im ersten Buch gegen Gott revoltiert hatte.

 

Chaoswesen als Kampfmaschine

 

Semiramis, das Chaoswesen, gerät als junges Mädchen in die Gefangenschaft des Königs Nimrod von Assyrien. Der lässt sie als Kampfsklavin ausbilden und hat bald die ultimative Waffe im Kampf gegen feindliche Reiche oder aufständische Untertanen. Und Semiramis hat Respekt vor Nimrod, nicht jedoch vor dessen Sohn Ninyas, der sie eines Tages "erbt". Semiramis ist extrem stark, und durch einen einzelnen Menschen mit Muskelkraft kaum zu besiegen, weshalb die Assyrer einige intelligente Waffen entwickelt haben, ihre Wunderwaffe im Zaum zu halten. Vor allem ein spezielles Netz kann Semiramis festsetzen und macht sie wehrlos.
Semiramis lebt lange Zeit in dem Bewusstsein, das einzige Chaoswesen auf der Welt zu sein. Ihre Mutter Lilitu war bei der Geburt gestorben, von einem Vater fehlt jede Spur. Man sagt jedoch, Lilitu habe sehr positiv von einem Luzifer gesprochen. Schließlich kommt es, wie es kommen muss: Semiramis und Luzifer begegnen sich. Ab da haben sie den gleichen Weg. Auch wenn die fernab aller seraphischen Kultur und Bildung aufgewachsene Semiramis absolut nichts versteht von dem, was Luzifer plant: Er hat vor, das Programm der KI "Gott" zu überschreiben und es modernen Verhältnissen anzupassen. Damit beschwört er eine Riesen-Katastrophe herauf.

 

Biblische Geschichte trifft auf High Tech

 

Erneut erzählt Böhnhardt eine hochinteressante Geschichte, in der biblische Motive und Science-Fiction-Elemente miteinander verschmelzen. Die hängenden Gärten werden zu kybernetischen Gärten, die Sintflut ausgelöst durch einen Sabotageakt an der KI Gott, Erzengel sind Seraphen, deren Bewusstsein in Metallkörper versetzt wurde. Die High-Tech-Zivilisation der Seraphim und Cherubim trifft auf eine archaische Kreatur, die im Blutrausch oder beim Geschlechtsverkehr ihre Gegenüber zerfleischt. Sehr interessant, wie die Seraphin es dann schafft, ihr sexuelles Begehren auszuleben, ohne die betreffenden Partner zu töten: Sie versetzt sich selbst in Todespanik durch ihre Höhenangst und lähmt sich dadurch selbst, sodass die Menschenmänner überleben können. Auch eine Idee.
Dabei ist Semiramis zugleich außerordentlich kindlich und naiv angelegt, sie versteht vieles von der Welt Luzifers nicht, lernt aber schnell das zu nutzen, was in ihr Weltbild und zu ihren Zielen passt.
So entstand ein spannender Roman mit einer ungewöhnlichen Heldin und einem Setting, das von dem Gegensatz aus Frühgeschichte und Zukunftstechnologie geprägt ist. Das Buch Genesis einmal anders, und der dröge Bibeltext gewinnt dadurch durchaus an Farbe.

 

Fazit: Interessante Neu-Interpretation alter biblischer Geschichten. Spannend, blutig, mit einigen expliziten Sexszenen. Stellenweise etwas schwer verdaulich, aber durchaus lesenswert.

 

Michael Böhnhardt: Die kybernetischen Gärten von Babylon. Nittendorf: Wurdack Verlag, 2023. 332 S., Euro 15,95.

 

Weitere Romane von Michael Böhnhardt
Das Luftschiff des Doctor Nikola
Im dunklen Buch des Anbeginns

 

Übersetzungen
Die Rache des Doctor Nikola
Die Expedition des Doctor Nikola
Das Experiment des Doctor Nikola
Guy N. Boothby: Der Palazzo des Doctor Nikola

 

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BuCon 2024 - Einmal Dreieich und zurück

Geschrieben von Petra , in Unterwegs 20 Oktober 2024 · 462 Aufrufe
Unterwegs, BuCon und 2 weitere...

Der BuCon 2024: schön, voll, toll - und viel zu schnell wieder vorbei. Ich war gegen 5 Uhr morgens im finsteren Sillium aufgebrochen, hatte eine realtiv unspektakuläre Fahrt, auf der mich diesmal das Kira-Kolumna-Hörspiel Nummer 11 - "Übergekocht" begleitete, und kam gegen 9.20 Uhr in Dreieich an. Mit zunehmendem Alter beneide ich die Kollegen, die inzwischen professinelle Sackkarren für ihre Bücher besitzen, immer mehr. Ich kam ganz schön ins Schwitzen beim Bücherkistenschleppen, aber betrachten wir es mal als Frühsport.
Neuerscheinunungen hatte ich diesmal nicht zu präsentieren, aber mit "Das Herz des Donnervogels" vom Vorjahr und dem Walkürenroman "Falkenblut" war ich jetzt auch nicht so unaktuell. Nächstes Jahr habe ich etwas Intergalaktisches dabei, versprochen.

 

Kaffee aus der Familientasse

 

Ein bisschen neidete ich den Kollegen die BuCon-Kaffeetasse mit der Aufschrift "BuCon ist Familie". Die hätte ich vielleicht doch bestellen sollen. Aber - Familie? Och nee, ganz so schlimm sind die Leute ja nun wirklich nicht.
Einer der ersten Gäste an meinem Tisch war Verleger Eric Hantsch, mit dem ich mich über ein neues Projekt in der Edition Dunkelgestirn austauschte. Mein Part als Autorin ist inzwischen erledigt, nun bleibt nur noch das Warten. Da kommt etwas Wunderschönes auf euch zu. Kurz darauf stieß Autorenkollege Felix Woitkowski zu uns, und wir sprachen unter anderem über sein kürzlich erschienenes Buch „E/Meth“, an dem sich die Rezensenten ganz schön abgearbeitet haben. Ich selbst habe das Buch hier im Blog ebenfalls besprochen. Ja, da gab es einige ungewöhnliche Interpretationen. Außerdem fiel mir ein, dass ich dringend noch den dritten Teil des von ihm herausgegebenen „Gespensterbuchs“ brauche. Das erreicht mich demnächst auf dem Postweg. Als Michael Buttler sich zu uns gesellte, gab es Gelegenheit, uns über zwei ehemalige Verleger auszutauschen, die wir gemeinsam hatten. Jörg Kaegelmann hat ja bekanntlich seinen Blitz-Verlag abgegeben, und Ernst Wurdack will zum Ende des Jahres aufhören. Schade natürlich, aber beiden sei der Ruhestand gegönnt. Wie es bei Blitz weitergeht, muss sich zeigen. Immerhin scheint die Herbstauslieferung angelaufen zu sein.

 

Was wird aus der Met-Magie?

 

Wenig später traf ich Amandara M. Schulzke, die inzwischen bei Acabus arbeitet. Wir beide hatten erstmals miteinander zu tun, als ich vor zwei Jahren Autorin der von ihr und Nadine Murmel herausgegebenen Anthologie „Met-Magie“ war. Da sollte es ursprünglich noch einen zweiten Teil geben. Was daraus wird? Nun, ein bisschen Arbeit müsste man noch reinstecken. jedenfalls ist das Thema noch nicht vom Tisch.
Auch Nadine Muriel und Rainer Wüst habe ich kurz darauf getroffen, und das Foto mit Nadine ist sogar mal eines geworden, auf dem ich ich ganz so saublöd grinse … Dafür ist in den Händen etwas Bewegungsunschärfe, wir haben halt angeregt diskutiert.

 

Beutezüge

 

Zwischenzeitlich schaffte ich es, zu einigen kurzen Beutezügen aufzubrechen. Mein erster Gang führte mich zum Verlag Torsten Low, wo ich mir die beiden neuen Herbstlande-Novellen holte: „Mission Merlacorna“ von Agga Kastell und „Ein Lied für die Sommerlande“ von Tino Falke.
Schräg gegenüber entdeckte ich Esther S. Schmidt, deren Roman „Das Erwachen der Hüterin“ ich schon lange aufdecken Einkaufszettel hatte. Der erste Teil der Geschichte war damals in der Weltenwanderer-Reihe bei Arcanum erschienen und hatte mir ausnehmend gut gefallen.
Beim Leseratten-Verlag brauche ich natürlich unbedingt die neue Anthologie „Voll Verwünscht“. Auf „Voll verwünscht“ hatte mich nicht zuletzt Thomas Heidemann nachhaltig aufmerksam gemacht, der mit seinem gehäkelten Flibo-Küken aus seiner „Feuersturm“-Serie einen schönen Hingucker durch den Saal trug. Und ich bekam obendrein noch den Autorenkalender der Leseratten, dessen Motto darauf hinwies, dass Autoren des Verlags ein wenig wie Ikea-Schränke seien: lockere Schrauben und nicht alle Tassen drin. Fühle mich angesprochen.
Bei Saphir im Stahl stellte mir Erik Schreiber freundlicherweise eine Tüte zur Verfügung, als er mich mit meinem Bücherstapel im Arm sah. Bei ihm erstand ich die Sammlung „Nixenmärchen“, außerdem den Band „Vampyr“, dazu “Der Weltuntergang“ von Vincenz Chiavacci und „Nebel der Andromeda“ von Fritz Brehmer,
Außerdem landete die bei Independent Bookworm erschienene Meerjungfrauen-Anthologie in meinem Bücherkarton. Hier gab mit Katharina Gerlach gleich noch ein paar Tipps für ein eigenes Roll-up. Ich bin immer noch unschlüssig, was ichdarauf drucken soll. Mache einfach zu viele verschiedene Sachen, die nicht zusammenpassen. Ich bin ein marktingtechnisches Desaster.

 

Glückwunsch an Ju

 

Und dann war da noch Ju Honisch, deren „Sturmkrallen“ ich unbedingt haben wollte. Während ich das Buch in der Hand wog und den Non-Book-Aufbau auf ihrem Tisch gar nicht wahrnahm, deutete sie irgendwann mit der Hand auf die stattliche Trophäe, die neben dem Buch auf ihrem Tisch thronte. Wahrhaftig - da hatte die Frau den BuCon-Preis für ihr Lebenswerk bekommen, und ich hätte es beinahe versäumt, ihr zu gratulieren. Liebe BuCon—Team, vielleicht wäre es beim nächsten Mal wieder möglich, die Preise auf der großen Bühne im Hauptsaal zu verleihen? Für die Autoren wäre es sicher schöner, und es wäre auch ein würdiger, runder Abschluss für einen schönen Con-Tag.
Wie auch immer: Der BuCon war in Erlebnis, und wer nicht da war, hat etwas verpasst. Ich hoffe, dass ich möglichst viele von euch nächstes Jahr beim dann 40. BuCon wiedersehe. Und bis dahin gibt es ja noch diel Leipziger Buchmesse und den MarburgCon. Dass die Anmeldemöglichkeit zu letzterem inzwischen online ist, darauf haben mich drei freundliche Leute vom Orga-Team schon hingewiesen. Und ich würde dort gern meine Version des Chtulhu-Mythos vorstellen. Mal sehen.
Die Rückfahrt trat ich ziemlich spät an. Und ich ließ mir auf der Autobahn auch noch etwas Zeit für die eine oder andere Kaffeepause. so kam ich diesmal erst gegen 2.30 Uhr am Sonntagmorgen nach Hause. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich am Sonntag noch mehr viel Sinnvolles getan habe. Aber der Trip nach Dreieich war das locker wert.

 

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Thorgal Saga: Wendigo

Geschrieben von Petra , in Comics 13 Oktober 2024 · 401 Aufrufe
Comics, Thorgal, Corentin Rouge und 1 weitere...

Um einen Wendigo geht es im zweiten Album der Reihe "Thorgal Saga". Das Abenteuer, geschaffen von Corentin Rouge und Fred Duval, spielt nach den Erlebnissen Thorgals im Land Qâ und verschlägt den Sohn der Sterne nach Nordamerika.
Eigentlich wollten Thorgal, Aaricia und Jolan aus Qâ zurück nach Europa segeln. Aaricia hat eine sehr schöne Nachricht für Thorgal: Sie ist schwanger. Familienfriede und Freude könnten nicht größer sein, als eine Katastrophe über das Schiff hereinbricht. Unwetter toben, eine riesige Seeschlange treibt den Kahn zur nordamerikanischen Küste, und die schwangere Aaricia wird von einem giftigen Fisch gebissen. Ein Indianerstamm, bei dem die drei anlanden, könnte mit einem Gegengift aushelfen. Aber der Stamm, das "Flussvolk", hat ganz andere Sorgen: Ihre Feinde vom "Baumvolk" haben einen Wendigo beschworen - ein so gut wie unbesiegbares Monster, bösartig, grausam mordlüstern und unaufhaltbar. Einzig ein besonderer Held, der einen Pfeil aus dem Holz des obersten Astes eines magischen Baums im Herzen des Baumvolk-Landes auf den Wendigo abschießt, könne den Wendigo töten, prophezeit ein Schamane. Das wäre dann also Thorgals Job. Denn erst wenn das Untier erledigt ist, erhält Thorgal die Medizin für Aaricia.

 

Bekanntes Handlungsmuster

 

Das Handlungsmuster ist sattsam bekannt: Aaricia schwebt in Lebensgefahr, Thorgal zieht los, um ein magisches Artefakt zu erlangen, hat unterwegs Gelegenheit seinen Mut, seine Kampfkünste und seinen Humanismus unter Beweis zu stellen, und am Ende ist die Aufgabe gelöst, die Familie gerettet und das Abenteuer zu Ende. Tatsächlich ist die Handlung ein wenig dünn für ein großformatiges Album mit einem Umfang von 135 Seiten. Einige der übergroßen Kampfszenen und Naturdarstellungen wirken tatsächlich so, als habe das Duo hier versucht, "Zeilen" zu schinden. Wobei die Zeichnungen Rouges in ihrer zum Teil überzogenen Größe recht ungelenk wirken, sie sind sehr flächig gehalten, bieten oft Umrisse, aber keine großartigen Strukturen, die eine solche Vergrößerung rechtfertigten.

 

Überraschende Farbgebung

 

Die Geschichte ist zielstrebig erzählt, weist keine großen Überraschungen auf, bietet klassischen Thorgal-Stoff und typische Thorgal-Ethik. Es ist ein sehr blutiges Abenteuer, trotzdem ist bemerkenswerterweise nicht Rot, sondern Blau die vorherrschende Farbe. Thorgal wird vom Flussvolk für seine Mission mit traditionellen blauen Kriegsfarben angemalt. Thorgal streift durch blaue Urwaldwelten, erklimmt bläuliche Baumwipfel, besteht Kämpfe in bläulichen Fluss- und Meerlandschaften. Das ist eindeutig etwas Besonderes, und dafür gibt es einen Zusatzpunkt.
Insgesamt aber erscheint die Geschichte vom weißen Retter aus Europa doch etwas ausgelutscht, und die Handlung, die zum Großteil aus Kampf und Gemetzel besteht, befriedigt nicht. Schön ist die edle Aufmachung des Bandes, ein großformatiges Hardcover-Album mit einem umfangreichen Anhang, der als "Making off" deklariert ist, aber vor allem große Porträtzeichnungen und einige Auszüge aus dem Buch in Verrößerung zeigt. Insgesamt sicher okay, aber es hält den Vergleich mit dem ersten Band der Reihe, Robin Rechts "Adieu, Aaricia" nicht aus.

 

Fazit: Edel aufgemachter Großband mit schwacher Story, Metzeleien und einer besonderen Vorliebe für die Farbe Blau. Ganz okay, aber nicht mehr als Durchschnitt. Und etwas zu wenig Inalt für eine solches Großalbum.

 

Thorgal Saga: Wendigo. Text: Fred Duval, Zeichnungen: Corentin Rouge. Bielefeld: Splitter Verlag, 2024. 135 S., Euro 29,80.

 

Weitere Thorgal-Abenteuer
Thorgal 31: Der Schild des Thor
Thorgal 32: Die Schlacht von Asgard
Thorgal 33: Schwertboot
Thorgal 34: Kah-Aniel
Thorgal 35: Scharlachrot
Thorgal 36: Aniel
Thorgal 37: Der Eremit von Skellingar
Thorgal 38: Die Selkie
Thorgal 39: Neokora
Thorgal 40: Tupilak
Thorgal 41: Tausend Augen

 

Kriss de Valnor 1: Ich vergesse nichts!
Kriss de Valnor 2: Das Urteil der Walküren
Kriss de Valnor 3: Einer Königin würdig
Kriss de Valnor 4: Bündnisse
Kriss de Valnor 5: Rot wie der Raheborg
Kriss de Valnor 6: Die Insel der verlorenen Kinder
Kriss de Valnor 7: Der Berg der Zeit
Kriss de Valnor 8: Der Herr der Gerechtigkeit

 

Lupine 1: Raïssa
Lupine 2: Die abgeschnittene Hand des Gottes Tyr
Lupine 3: Das Reich des Chaos
Lupine 4: Crow
Lupine 5: Skald
Lupine 6: Die Königin der Schwarzelfen
Lupine 7: Nidhöggr

 

Thorgals Jugend 1: Die drei Schwestern
Thorgals Jugend 2: Das Auge Odins
Thorgals Jugend 3: Runa
Thorgals Jugend 4: Berserker
Thorgals Jugend 5: Slive
Thorgals Jugend 6: Der Drakkar aus dem Eis
Thorgals Jugend 7: Blauzahn
Thorgals Jugend 8: Die zwei Bastarde
Thorgals Jugend 9: Die Tränen der Hel
Thorgals Jugend 10: Sydönia
Thorgals Jugend 11: Grym

 

Thorgal Saga: Adieu, Aaricia
Thorgal Saga: Wendigo

 

© Petra Hartmann








Das Herz des Donnervogels, 2023

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Der Klappentext:
Ein Indianer taucht in dem verschlafenen Küstenstädtchen Kitty Hawk auf. Die Witwe Murdoch ist überzeugt, dass der Fremde ein Kundschafter ist und bald seine roten Spießgesellen zum Morden und Plündern mitbringen wird. Doch Junger Adler hat andere Pläne. Er träumt vom Fliegen und wartet auf das Eintreffen zweier verrückter Fahrradhändler.
Karl-May-Fans kennen Junger Adler bereits aus dem Roman Winnetous Erben. Die Vorgeschichte zu diesem Buch wird nun von Petra Hartmann erzählt.

 

Buch-Infos:
Petra Hartmann DAS HERZ DES DONNERVOGELS
Band 18, Abenteuer-Roman
Exklusive Sammler-Ausgabe
Seiten: 282

Taschenbuch
VÖ: April 2023
Künstler: MtP-Art (Mario Heyer)
Künstler (Innenteil): MtP-Art (Mario Heyer)
Preis: 12,95 Euro

 

Bestellen beim Blitz-Verlag

 

Das E-Book ist zum Preis von Euro 3,99 erhältlich.

Unter anderem bei Amazon

oder direkt beim Blitz-Verlag.

 

 

 

Falkenblut, 2020

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Blut und Tod, so weit die Falkenaugen reichen: So hatte sich Valkrys ihren ersten Flug als Walküre nicht vorgestellt. Ragnarök, die Endzeit-Schlacht, ist geschlagen. Die Götter tot, die Welt ein Flammenmeer, das Götterreich Asgard droht, in die Tiefe zu stürzen. Einzig Widar, den Sohn und Erben Odins, kann die Walküre retten. Doch der neue Götterkönig schweigt sich über seine Ziele aus ...

Es ist eine schaurige Welt, in der sich die junge Walküre behaupten muss. Doch Valkrys wäre keine echte Falkin, wenn sie einem Kampf aus dem Weg gehen würde. Todesmutig und mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor stürzt sie sich in die Begegnungen mit Jöten, Thursen, Reifriesen, Seelenräuberinnen, Werwölfen, Berserkern, Hexen, Meerungeheuern und dem furchtbaren Totenschiff Naglfari.

 

 

Petra Hartmann: Falkenblut.

Sibbesse: Hottenstein, 2020.

Broschiert, 247 S., Euro 11.

ISBN 978-3935928991

 

Bestellen im Hottenstein-Verlags-Shop

 

Bestellbar unter anderem bei Amazon

Hörbuch: Drachen! Drachen! 2020

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Fatal wäre es, Drachen zu unterschätzen! Wer glaubt, genug über sie zu wissen, hat schon verloren. Diese 23 meisterlichen Geschichten aus verschiedenen literarischen Genres belegen, dass das Thema aktuell, überraschend und packend ist - und gelegentlich fies!

Die Autoren: Rainer Schorm, Achim Mehnert, Andrea Tillmanns, Malte S. Sembten, Frank G. Gerigk, Christel Scheja, Fiona Caspari, Hendrik Loy, Christiane Gref, Linda Budinger, Miriam Pharo, Carsten Steenbergen, Rebecca Hohlbein, Frank W. Haubold, Melanie Brosowski, Astrid Ann Jabusch, Thomas R. P. Mielke, Karsten Kruschel, Marc A. Herren, Petra Hartmann, Monika Niehaus, Uwe Post.

 

Herausgeber: Petra Hartmann, Frank G. Gerigk

Sprecher: Tim Schmidt

Blitz-Verlag

Ungekürzte Lesung

mp3-Download

611 Minuten, 495.91 MB

9783991093435

 

Zu bestellen unter anderem bei Thalia oder bei Amazon.

Nestis und die verbotene Welle, 2017

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Meerprinzessin Nestis und ihre Freunde sind sauer: Lehrer Seestern meint, dass laute Haifischmusik nichts für Kinder ist. Und der Kronrat stimmt ihm zu. Deshalb bekommt die Band »Ølpæst« Auftrittsverbot in der gesamten Nordsee. Doch plötzlich ist deren Musik überall zu hören: Ein Piratensender strahlt die Hits der Knorpelfischgang lautstark aus.

Als eine hochexplosive Kugelmine über dem blauen Glaspalast im Meer dümpelt und ein führungsloser Öltanker in die Nordsee einfährt, droht eine wirkliche Ölpest. Gelingt es den Meerkindern, ein Unglück zu verhindern?

 

Petra Hartmann: Nestis und die verbotene Welle. Mit Illustrationen von Olena Otto-Fradina. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. Voraussichtlich ab Juni 2017 erhältlich.

Buch-Infos: ca. 152 Seiten, 14,2 x 20,6 cm, Hardcover, zahlreiche s/w-Illustrationen, mit Fadenheftung, Euro 14,90, ISBN 978-3-977066-00-1

 

Leseprobe

 

Bestellen beim Verlag Monika Fuchs.

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Demantin, 2016

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Demantin, der junge König von Antrium, liebt die griechische Königstochter Sirgamot. Doch ihr Vater ist strikt gegen die Hochzeit. Immerhin ist Sirgamot erst zwölf Jahre alt. So zieht Demantin in die Welt, um Ruhm zu erwerben, den Namen seiner Geliebten durch seine Taten zu verherrlichen und sich dem griechischen König als Schwiegersohn zu empfehlen. Er besteht heldenhafte Kämpfe, erwirbt sich die Freundschaft der Königin und des Königs von England und besiegt ein schauriges Meerweib. Letzteres allerdings erweist sich als verhängnisvoll. Denn die sterbende Unholdin verflucht Demantin und prophezeit, dass seine Geliebte mit dem üblen König Contriok verlobt werden soll. Kann Demantin noch rechtzeitig zurückkehren, um die Hochzeit zu verhindern?

 

Berthold von Holle / Petra Hartmann: Demantin. Ein Ritter-Epos
128 Seiten | 12 x 17 cm | Softcover | Klebebindung |
Verlag Monika Fuchs | Hildesheim 2016
ISBN 9-78-3-940078-34-6
8,95 EUR

 

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Leseprobe

 

Crane, 2016

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Gayol, der Sohn des ungarischen Königs, hat in jugendlichem Übermut den alten Hofmarschall seines Vaters zum Wettkampf herausgefordert und eine peinliche Niederlage erlitten. Aus Scham flüchtet er und gerät ins Reich des deutschen Kaisers, wo er unerkannt unter dem Namen Crane (Kranich) eine Stellung als Kämmerer annimmt und bald sehr beliebt ist. Doch als der Fremde und die Kaiserstochter einander näher kommen und Hofbeamten Unzucht und eine unstandesgemäße Liebschaft wittern, beginnt eine schwere Zeit für Königssohn und Kaiserstochter. Kann Gayol sich auf die Treue Acheloydes verlassen? Und kann die lebensbedrohliche Krankheit der Prinzessin noch geheilt werden?

 

Berthold von Holle / Petra Hartmann: Crane. Ein Ritter-Epos
84 Seiten | 12 x 17 cm | Softcover | Klebebindung |
Verlag Monika Fuchs | Hildesheim 2016
ISBN 978-3-940078-48-3
6,95 EUR

 

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Leseprobe

Hut ab, Hödeken! 2015

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Ein rasender Bischof auf dem Rennstieg.
Wegweiser, die sich wie von Geisterhand drehen.
Jäger in Todesangst.
Bierkutscher mit unheimlicher Fracht.
Ein stammelnder Mönch,
der plötzlich zum brillanten Redner wird.
Sollte da Hödeken seine Hand im Spiel haben?
Sagen um einen eigenwilligen Geist
aus dem Hildesheimer Land,
frisch und frech nacherzählt
von Petra Hartmann.

 

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken!

Hildesheim: Verlag Monika Fuchs.

101 S., Euro 7,95.

ISBN 978-3-940078-37-7

 

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Leseprobe

Freiheitsschwingen, 2015

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Deutschland in den 1830er-Jahren: Für Handarbeit, arrangierte Ehe und Kinderkriegen hat die junge Bürgermeistertochter wenig übrig. Stattdessen interessiert sie sich für Politik und Literatur und greift sehr zum Leidwesen ihres Vaters selbst zur Feder, um flammende Texte für die Gleichberechtigung der Frau und die Abschaffung der Monarchie zu verfassen. Angestachelt von der revolutionären Stimmung des Hambacher Festes versucht sie, aus ihrem kleinbürgerlichen Dasein auszubrechen und sich als Journalistin zu behaupten. Gemeinsam mit ihrer großen Liebe verschreibt sie sich dem Kampf für ein freies, geeintes Deutschland und schlägt den Zensurbehörden ein Schnippchen. Die Geheimpolizei ist ihnen jedoch dicht auf den Fersen, und die junge Journalistin begeht den verhängnisvollen Fehler, ihre Gegner zu unterschätzen

 

Petra Hartmann: Freiheitsschwingen

Personalisierter Roman

München: Verlag Personalnovel, 2015

ca. 198 Seiten. Ab Euro 24,95.

(Einband, Schriftart und -größe, Covergestaltung etc. nach Wahl.)

 

Bestellen unter:

www.tinyurl.com/Freiheitsschwingen

 

Timur, 2015

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Wer ist der bleiche Jüngling im Verlies unter der Klippenfestung? Prinzessin Thia will ihn retten. Doch wer Timurs Ketten bricht, ruft Tod und Verderben aus der Tiefe hervor. Als der Blutmond sich über den Horizont erhebt, fällt die Entscheidung ...

 

Beigaben:

Nachwort zur Entstehung

Original-Erzählung von Karoline von Günderrode

Autorinnenbiografien

Bibliografie

 

Petra Hartmann: Timur

Coverillustration: Miguel Worms

Bickenbach: Saphir im Stahl, 2015.

ISBN: 978-3-943948-54-7

Taschenbuch, 136 S.

Euro 9,95

 

 

Ulf, 2015

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Ein Roman-Experiment mit ungewissem Ausgang: Ulf (Magisterstudent unbekannter Fachrichtung), stammt aus einem Dorf, das mehrmals jährlich überschwemmt wird. Zusammen mit Pastor Dörmann (Geistlicher unbekannter Konfession) und Petra (Biografin ohne Auftrag) überlegt er, was man dagegen tun kann. Als ein vegetarisches Klavier die Tulpen des Gemeindedirektors frisst und das Jugendamt ein dunkeläugiges Flusskind abholen will, spitzt sich die Situation zu. Nein, Blutrache an Gartenzwergen und wütende Mistgabelattacken sind vermutlich nicht die richtigen Mittel im Kampf für einen Deich ...
Mal tiefgründig, mal sinnlos, etwas absurd, manchmal komisch, teilweise autobiografisch und oft völlig an den Haaren herbeigezogen. Ein Bildungs- und Schelmenroman aus einer Zeit, als der Euro noch DM und die Bahn noch Bundesbahn hieß und hannöversche Magister-Studenten mit dem Wort "Bologna" nur eine Spaghettisauce verbanden.

 

Petra Hartmann:

Ulf. Ein Roman-Experiment in zwölf Kapiteln.

eBook

Neobooks 2015

Euro 2,99

Erhältlich unter anderem bei Amazon

Vom Feuervogel, 2015

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Ein Tempel in der Wüste. Heilige Männer, die sich dem Dienst des Feuervogels geweiht haben. Ein Hirtenjunge, der seinem Traum folgt. Aber wird der alte und kranke Phönix wirklich zu neuem Leben wiederauferstehen, wenn der Holzstoß niedergebrannt ist? Eine Novelle von Idealen und einer Enttäuschung, die so tief ist, dass kein Sonnenstrahl je wieder Hoffnung bringen kann.

 

Petra Hartmann:

Vom Feuervogel. Novelle.

Erfurt: TES, 2015.

BunTES Abenteuer, Heft 30.

40 Seiten, Euro 2,50 (plus Porto).

Bestellen unter:

www.tes-erfurt.jimdo.com

 

eBook:

Neobooks, 2015.

Euro 1,99.

Unter anderem bei Amazon

Nestis und die Hafenpiraten, 2014

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Endlich Sommerferien! Nestis und ihre Freunde freuen sich auf sechs Wochen Freiheit und Abenteuer. Doch ausgerechnet jetzt verhängt der Kronrat ein striktes Ausgehverbot für alle Meerkinder. Denn in der Nordsee treibt plötzlich ein furchtbares “Phantom† sein Unwesen. Möwen, Lummen und Tordalke werden von einem unheimlichen Schatten unter Wasser gezerrt und verschwinden spurlos.

Nestis beschließt, den Entführer auf eigene Faust zu jagen. Als ein Dackel am Strand von Achterndiek verschwindet, scheint der Fall klar: Die gefürchteten “Hafenpiraten" müssen dahinter stecken. Zusammen mit ihrem Menschenfreund Tom wollen die Meerkinder der Bande das Handwerk legen ...

Petra Hartmann: Nestis und die Hafenpiraten
Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014
ISBN 978-3-940078-84-1
14,90 EUR

 

 

Leseprobe unter

 

www.tinyurl.com/nestis2

Blitzeis und Gänsebraten, 2014

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Weihnachten im Potte †¦

†¦ ist so vielfältig wie die Menschen, die dort leben. Und deshalb findet sich auf diesem Bunten Teller mit 24 Hildesheimer Weihnachtsgeschichten für jeden etwas: romantische Erzählungen und freche Gedichte, Erinnerungen an die Nachkriegszeit, Geschichten von neugierigen Engeln, eifrigen Wichteln und geplagten Weihnachtsmännern. Der Huckup und die »Hildesheimer Weisen« fehlen auch nicht. Was es aber mit dem Weihnachtswunder an der B6 auf sich hat, erfahren Sie auf Seite 117. - Greifen Sie zu!

 

 

Petra Hartmann & Monika Fuchs (Hrsg.): Blitzeis und Gänsebraten. Hildesheimer Weihnachtsgeschichten.

Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014.

144 Seiten | 12 x 17 cm | Paperback |

ISBN 978-3-9400787-57-5
8,90 EUR

 

Leseprobe

Beim Vorderhuf meines Pferdes, 2014

Eingefügtes Bild

Das Messer zuckte vor. Fauchend wich die riesige Katze zurück. Doch nur, um sofort wieder anzugreifen. Das Mädchen, das auf dem Leichnam seiner Stute kauerte, schien verloren.
Acht Jahre ist Steppenprinzessin Ziris alt, als sie bei einem Sandkatzenangriff ihr Lieblingspferd verliert. Ist es wirklich wahr, was ihr Vater sagt? "Alle Pferde kommen in den Himmel ..."
Drei Erzählungen aus der Welt der Nearith über edle Steppenrenner, struppige Waldponys und die alte graue Stute aus Kindertagen.

Petra Hartmann: Beim Vorderhuf meines Pferdes. Neue Geschichten aus Movenna. eBook, ca. 30 Seiten. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014. Euro 0,99.

Erhältlich unter anderem bei Amazon.

Darthula, 2014

Eingefügtes Bild

Darthula ist die Tochter eines irischen Kleinkönigs, der über das nebelreiche Land Selama herrscht. Als schönste Prinzessin Irlands lebt sie allerdings nicht ungefährlich. Als sie den mächtigen König Cairbar abweist und ihm nicht als seine Braut folgen will, nimmt das Unheil seinen Lauf. Cairbar überzieht das kleine Selama mit Krieg und Vernichtung und rottet Darthulas Familie aus. Mit ihrem Geliebten Nathos wagt die junge Frau die Flucht über die stürmische See. Aber Wind und Wellen sind unzuverlässige Verbündete ...

Beigaben zur Neuausgabe:
Vorwort der Autorin mit Infos zur Entstehungsgeschichte
Übersetzung des "ossianischen Originals"
Autorinnenbiographie und Veröffentlichungsliste

Buch-Informationen:
Petra Hartmann: Darthula, Tochter der Nebel.
Bickenbach: Verlag Saphir im Stahl, 2014.
Taschenbuch. 126 S., Euro 9,95.
ISBN 978-3-943948-25-7

Bestellen bei Saphir im Stahl

Pressearbeit für Autoren, 2014

Eingefügtes Bild

Petra Hartmann, Autorin und langjährige Lokalredakteurin, gibt Tipps für die Pressearbeit vor Ort. Sie erklärt die Wichtigkeit der „Ortsmarke“ für eine Zeitung, gibt Tipps zum Schreiben von Artikeln, zum guten Pressefoto und zum Umgang mit Journalisten. Anschaulich, verständlich, praxisorientiert und für Autoren jedes Genres anwendbar.

Petra Hartmann: Pressearbeit für Autoren. So kommt euer Buch in die Lokalzeitung.
eBook. Neobooks, 2014. Ca. 30 Seiten.
Euro 1,99
Diverse Formate, für alle gängigen eBook-Reader.
Erhältlich z.B. bei Amazon, eBook.de, Thalia, Hugendubel, Weltbild u.a.

Nestis und der Weihnachtssand, 2013

Eingefügtes Bild

Als kleine Weihnachtsüberraschung gibt es für Fans des "großen" Nestis-Buchs "Nestis und die verschwundene Seepocke" jetzt ein kleines bisschen Weihnachtssand: Der Verlag Monika Fuchs hat aus der "Ur-Nestis", einem Helgoland-Märchen aus dem Jahr 2007, jetzt ein eBook gemacht. Mit einem wunderschönen Cover von Olena Otto-Fradina und mit ein paar exklusiven Einblicken in Nestis' Nordseewelt.

Klappentext:
"November 2007: Orkantief Tilo tobt über die Nordsee und reißt große Teile der Helgoländer Düne ins Meer. Wer soll nun die Robbenküste reparieren? Meerjungfrau Nestis wünscht sich einfach mal vom Weihnachtsmann 500.000 Kubikmeter Sand ..."

Bonus-Material:
Die Autorin im Interview mit Wella Wellhorn von der Meereszeitung "Die Gezeiten"
XXL-Leseprobe aus "Nestis und de verschwundene Seepocke"

Petra Hartmann: Nestis und der Weihnachtssand. Ein Helgoland-Märchen. Mit Illustrationen von Olena Otto-Fradina. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013. 99 Cent.

Erhältlich für den Amazon-Kindle

Nestis und die verschwundene Seepocke, 2013

Eingefügtes Bild


Eine ausführliche Leseprobe findet ihr hier:
www.tinyurl.com/nestis


Wütend stampft Meerjungfrau Nestis mit der Schwanzflosse auf. Ihre Schwester Undine ist von den Menschen gefangen worden – und weder Meerkönig noch Kronrat wagen, die Kleine zu retten. Aber Nestis fürchtet sich nicht einmal vor den furchtbarsten Monstern des Meeres. Zusammen mit ihren Freunden bricht sie auf zur Rettungsaktion, und es zeigt sich, dass tollpatschige Riesenkraken und bruchrechnende Zitteraale großartige Verbündete sind.
Petra Hartmann entführt ihre Leser in eine etwas andere Unterwasserwelt mit viel Humor und Liebe zum Detail. Trotz des phantastischen Meermädchen-Themas findet der Leser auch sehr viel naturnahe Beobachtungen aus Nord- und Ostsee, lernt die Meerbewohner und ihre Probleme kennen. Dabei werden unter anderem auch die Meeresverschmutzung, Fischerei und die wenig artgerechte Haltung von Haien in Aquarien behandelt.
Zauberhaft dazu die Zeichnungen von Olena Otto-Fradina.

Text: Petra Hartmann
Bilder: Olena Otto-Fradina
| Hardcover | 14,8 x 21 cm
Verlag Monika Fuchs | Hildesheim 2013
151 S., Euro 14,90
ISBN 978-3-940078-64-3


eBook:
Amazon-Kindle, 2154 KB
Euro 6,99
http://amzn.to/JJqB0b

Autorenträume, 2013

Eingefügtes Bild


Autorinnen und Autoren schicken ihre Leser in vergangene Zeiten, ferne Länder, phantastische Welten, spannende Abenteuer und bringen sie zum Träumen.
Wovon aber träumen Autoren? Vom Nobelpreis? Vom Bestseller? Vom Reich-und-berühmt-werden? Oder einfach nur davon, eines Tages vom Schreiben leben zu können? Vom Lächeln auf dem Gesicht eines Kindes, wenn das neue Märchen vorgelesen wird? Oder sind es schreckliche Albträume, die der angebliche Traumberuf mit sich bringt? Werden Schriftsteller nachts im Schlaf gar von Verlegern, Lektoren, Rezensenten oder Finanzbeamten bedroht?
Monika Fuchs und Petra Hartmann starteten eine »literarische Umfrage«, wählten aus den über 300 Antworten 57 phantasievolle Beiträge aus und stellten sie zu diesem Lesebuch zusammen. Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen des Autorenalltags und träumen Sie mit!
Von jedem verkauften Buch wird 1 Euro an das Hilfswerk Brot & Bücher e.V. der Autorin Tanja Kinkel gespendet, die auch das Geleitwort zum Buch schrieb.

Petra Hartmann und Monika Fuchs (Hrsg.):
Autorenträume. Ein Lesebuch.
ISBN 978-3-940078-53-7
333 S., Euro 16,90

Bestellen beim Verlag Monika Fuchs

Mit Klinge und Feder, 2013

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Phantasie statt Völkerschlachten - das war das Motto, unter dem die Phantastik Girls zur Schreibfeder griffen. Mit Humor, Gewitztheit und ungewöhnlichen Einfällen erzählen sieben Autorinnen ihre Geschichten jenseits des Mainstreams der Fantasy. Kriegerinnen und gut bewaffnete Zwerge gehören dabei genau so zum Personal wie sprechende Straßenlaternen, Betonfresser oder skurrile alte Damen, die im Bus Anspruch auf einen Behindertensitzplatz erheben. Dass es dennoch nicht ohne Blutvergießen abgeht, ist garantiert: Immerhin stecken in jeder der Storys sechs Liter Herzblut. Mindestens.

Mit Klinge und Feder. Hrsg. v. Petra Hartmann und Andrea Tillmanns.
Mit Geschichten von Linda Budinger, Charlotte Engmann, Petra Hartmann, Stefanie Pappon, Christel Scheja, Andrea Tillmanns und Petra Vennekohl.
Homburg/Saar: UlrichBurger Verlag, 2013. 978-3943378078
247 S., Euro 9.
Bestellen bei Amazon

eBook:
396 KB, Euro 5,49.
Format: Kindle
Bestellen bei Amazon

Das Serum des Doctor Nikola, 2013

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Berlin, 1927. Arbeitslos, pleite und mit der Miete im Rückstand: Bankierssohn Felix Pechstein ist nach dem "Schwarzen Freitag" der Berliner Börse ganz unten angekommen. Da erscheint das Angebot, in die Dienste eines fremden Geschäftsmannes zu treten, eigentlich als Geschenk des Himmels. Doch dieser Doctor Nikola ist ihm mehr als unheimlich. Vor allem, als Felix den Auftrag erhält, Nikola zu bestehlen ...

Petra Hartmann: Das Serum des Doctor Nikola
Historischer Abenteuerroman.
ISBN 978-3-938065-92-1
190 S., 12,95 Euro.
Bestellen beim Wurdack-Verlag

Leseprobe

Hörbuch: Der Fels der schwarzen Götter, 2012

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Bei einer Mutprobe begeht der junge Ask einen folgenschweren Fehler: Er schlägt einem der schwarzen Götter die Nase ab. Der unscheinbare Dreiecksstein wird Auslöser eines der blutigsten Kriege, die das Land jemals erlebt hat.
Bald wissen die Völker des Berglandes nicht mehr, wen sie mehr fürchten sollen: die schwarzen Götter, die weißen Dämonen oder die sonnenverbrannten Reiter aus den fernen Steppen ...

Der Fels der schwarzen Götter.
Hörbuch. 8 Stunden, 57 Minuten.
Sprecherin: Resi Heitwerth.
Musik: Florian Schober.
Action-Verlag, 2012.
CD/DVD: 16,95 Euro
mp3-Download: 11,95 Euro

Hörbuchfassung des 2010 im Wurdackverlag erschienenen Buchs "Der Fels der schwarzen Götter".

Termine

Lesungen

 

Samstag, 18. Januar: "Die Blaubeerbrücke" und "Der schwarze Frosch", Radiolesung in der Sendung "High Noon" auf Radio Tonkuhle. Beginn: 12 Uhr.

Im Bereich Hildesheim zu empfangen auf 105,3 MHz, Auswärtigen sei der Livestream empfohlen.

 

Buchmessen, Cons, Büchertische

 

Samstag, 10. Mai: Marburg-Con. Bürgerhaus Weimar (Lahn) - Niederweimar, Herborner Straße 36, 35096 Niederweimar. Beginn: 10 Uhr. Büchertisch und Lesung sind angefragt. Infos folgen.

 

Donnerstag, 29. Mai: Ich bin beim Nürnberger Autorentreffen mit dabei und werde auch auf dem Büchertisch vertreten sein.

 

 

 

In Planung

 

Donnerstag, 26. Juni: Lesung aus "Das intergalaktische Bestiarium". Haus des Buches / Literaturhaus, Gerichtsweg 28
04103 Leipzig. Zusammen mit Thomas Hofmann. Beginn: 19.30 Uhr. Noch nicht bestätigt. Infos folgen

Links

Meine Heimseite:

www.petrahartmann.de

 

Facebook-Autorenseite:

www.facebook.com/AutorinPetraHartmann/

 

Nestis auf Facebook:

www.facebook.com/nestis.net/

 

Die Falkin auf Facebook:

https://www.facebook.com/FalkinValkrys

 

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Biografie

Petra Hartmann, Jahrgang 1970, wurde in Hildesheim geboren und wohnt in Sillium. Sie studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft in Hannover. Auf den Magisterabschluss folgten die Promotion mit einer Doktorarbeit über den jungdeutschen Schriftsteller Theodor Mundt und ein zweijähriges Volontariat bei der Neuen Deister-Zeitung in Springe. Anschließend war sie dort fünf Jahre Lokalredakteurin. Ferner arbeitete sie für die Leine-Zeitung in Neustadt am Rübenberge, die Nordsee-Zeitung in Bremerhaven, die Neue Presse in Hannover und die Volksstimme in Gardelegen. Derzeit ist sie bei der Goslarschen Zeitung beschäftigt.
Als Schriftstellerin liebt sie vor allem das fantastische Genre. Sie verfasst hauptsächlich Fantasy und Märchen. Bekannt wurde sie mit ihren Fantasy-Romanen aus der Welt Movenna. Mit den Abenteuern der Nordsee-Nixe Nestis legte sie ihre erste Kinderserie vor. Sie errang mit ihren Geschichten dreimal den dritten Platz bei der Storyolympiade und wurde 2008 mit dem Deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet.

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Leserunden zum Nachlesen

Leserunde zu "Darthula, Tochter der Nebel" auf Lovelybooks. Mit Autorin Petra Hartmann und Cover-Künstler Miguel Worms: http://www.lovelyboo...nde/1201913120/

 

Leserunde auf Lovelybooks zu "Nestis und die verschwundene Seepocke": Mit Autorin Petra Hartmann und Verlegerin Monika Fuchs:

http://www.lovelyboo...nde/1166725813/

 

Leserunde auf Lovelybooks zu "Mit Klinge und Feder": Mit den Autorinnen Linda Budinger, Petra Hartmann, Stefanie Pappon, Christel Scheja, Andrea Tillmanns und Petra Vennekohl: http://www.lovelyboo...nde/1156671163/

 

Leserunde zu "Falkenblut" auf Lovelybooks: https://www.lovelybo...263/2687604262/

Geschichten über Nestis

Bücher
"Nestis und die verschwundene Seepocke. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013.
"Nestis und die Hafenpiraten. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014.

"Nestis und die verbotene Welle. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2017.

 

Mini-Buch

"Nestis und der Weihnachtssand. Ein Helgoland-Märchen." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2017.

eBooks
"Nestis und der Weihnachtssand. Ein Helgoland-Märchen." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013.
"Nestis und die verschwundene Seepocke. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013.

"Nestis und die Hafenpiraten. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014.

Hörbuch
"Eine Hand voll Weihnachtssand." In: Petra Hartmann: "Weihnachten im Schneeland". Gelesen von Karin Sünder. Mit Musik von Simon Daum. Essen: Action-Verlag, 2010. (mp3-Download und CD-ROM)

Beiträge zu Anthologien
"Weihnachtssand für Helgoland." In: "Wenn die Biiken brennen. Phantastische Geschichten aus Schleswig-Holstein." Hrsg. v. Bartholomäus Figatowski. Plön: Verlag 71, 2009. S. 163-174.

Hödeken-Lesestoff

Buch

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! Sagen aus dem Hildesheimer Land. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. 101 S., Euro 7,95. ISBN 978-3-940078-37-7. Unter anderem erhältlich bei Amazon.

 

Hörbuch

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! Sagen aus dem Hildesheimer Land. 2 CD. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. Euro 14,95. ISBN: 978-3940078414. Unter anderen erhältlich bei Amazon.

 

eBook

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! Sagen aus dem Hildesheimer Land. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs.

 

Geschichten

Das Wagenrennen auf dem Rennstieg. In: Hildesheimliche Autoren e.V.: Hildesheimer Geschichte(n). Ein Beitrag zum 1200-jährigen Stadtjubiläum. Norderstedt: Book on Demand. 196 S., Euro 9,99. ISBN 978-3734752698. Unter anderem erhältlich bei Amazon.

Die glücklose Hasenjagd. In: MVP-M. Magazin des Marburger Vereins für Phantastik. Marburg-Con-Ausgabe. Nr. 19b. S. 36-40.

 

Lesung

Das Wagenrennen auf dem Rennstieg, Radio Tonkuhle, Sendung vom April 2015.

 

Movenna-Kompass

Übersicht über die Romane und Erzählungen aus Movenna


Bücher

Geschichten aus Movenna. Fantasy. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2004. 164 S.
Ein Prinz für Movenna. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2007. 188 S.
Der Fels der schwarzen Götter. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2010. 240 S.

 

eBooks

 

Geschichten aus Movenna. Fantasy. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.
Ein Prinz für Movenna. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.
Der Fels der schwarzen Götter. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.

Beim Vorderhuf meines Pferdes. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.

Hörbuch

Der Fels der schwarzen Götter. Action-Verlag, 2012.


Movennische Geschichten in Anthologien und Zeitschriften

Die Krone Eirikirs. In: Traumpfade (Anthologie zur Story-Olympiade 2000). Hrsg. v. Stefanie Pappon und Ernst Wurdack. Dresden, 2001. S. 18-25.
Flarics Hexen. In: Geschöpfe der Dunkelheit (Anthologie zur Story-Olympiade 2001). Hrsg. v. Stefanie Pappon und Ernst Wurdack. Dresden, 2002. S. 22-28.
Raubwürger. In: Kurzgeschichten, September 2004, S. 20f.
Furunkula Warzenkraish. Elfenschrift, dritter Jahrgang, Heft 2, Juni 2006. S. 10-14.
Der Leuchtturm am Rande der Welt. In: Elfenschrift, vierter Jahrgang, Heft März 2007, S. 18-21.
Gewitternacht. In: Im Bann des Nachtwaldes. Hrsg. v. Felix Woitkowski. Lerato-Verlag, 2007. S. 57-60.
Pfefferkuchen. In: Das ist unser Ernst! Hrsg. v. Martin Witzgall. München: WortKuss Verlag, 2010. S. 77-79.
Winter-Sonnenwende. In: Mit Klinge und Feder. Hrsg. v. Petra Hartmann und Andrea Tillmanns. Homburg/Saar: UlrichBurger Verlag, 2013. S. 51-59.
Der Reiter auf dem schwarzen Pferd. Ebd. S. 60-68.

Die Blaubeerbrücke. In: Met-Magie. Hrsg. v. Amandara M. Schulzke und Nadine Muriel. Hamburg: Acabus Verlag, 2022. S. 163-174.

 

 

Movennische Geschichten in Fanzines

Föj lächelt. In: Alraunenwurz. Legendensänger-Edition Band 118. November 2004. Hrsg. v. Christel Scheja. S. 23.
Raubwürger. In: Drachenelfen. Legendensänger-Edition Band 130. Januar 2006. Hrsg. v. Christel Scheja. S. 3-5.
Goldauge. In Phantastische Geschichten mit den Phantastik Girls. (Broschüre der Phantastik Girls zum MarburgCon 2007)


Aufsätze

Wie kann man nur Varelian heißen? Über das Unbehagen an der Namensgebung in der Fantasy. In: Elfenschrift, 5. Jahrgang, März 2008. S. 16f.


Movennische Texte online

Aus "Geschichten aus Movenna":
König Surbolds Grab
Das letzte Glied der Kette
Brief des Dichters Gulltong
Der Kranich
Die Rückkehr des Kranichs

Aus "Ein Prinz für Movenna":
Der Leuchtturm am Rand der Welt
Furunkula Warzenkraish
Gewitternacht

Aus "Der Fels der schwarzen Götter":
Der Waldalte
Hölzerne Pranken
Im Bann der Eisdämonen

Die Bibliothek der Falkin

Übersicht über die Romane und Novellen über die Walküre Valkrys, genannt "die Falkin"

Bücher

Die letzte Falkin. Heftroman. Dortmund: Arcanum Fantasy Verlag, 2010.
Falkenblut. Sibbesse: Hottenstein-Verlag, Sommer 2020.

eBooks

Falkenblut. Vier Fantasy-Romane. eBook-Ausgabe. Chichili und Satzweiss.com, 2012. (vergriffen)

Falkenfrühling. Novelle. eBook. Dortmund: Arcanum Fantasy Verlag, 2011. (vergriffen)

Falkenfrühling. Novelle. In: Best of electronic publishing. Anthologie zum 1. Deutschen eBook-Preis 2011. eBook. Chichili und Satzweiss.com, 2011. (unter anderem erhältlich bei Thalia und Amazon)


Aufsatz

Aegirs Flotte - ein Nachruf. In: Fandom Observer, Dezember 2011. S. 16-18. Online-Magazin und Blogversion

Drachen! Drachen! 2012

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Frank G. Gerigk & Petra Hartmann (Hrsg.)
DRACHEN! DRACHEN!
Band 01, Drachen-Anthologie
ISBN: 978-3-89840-339-9
Seiten: 384 Taschenbuch
Grafiker: Mark Freier
Innengrafiker: Mark Freier
Preis: 14,95 €
Bestellen beim Blitz-Verlag

Fatal wäre es, Drachen zu unterschätzen! Wer glaubt, genug über sie zu wissen, hat schon verloren.
Diese 23 meisterlichen Geschichten aus verschiedenen literarischen Genres belegen, dass das Thema aktuell, überraschend und packend ist - und gelegentlich fies!

Die Autoren:
Rainer Schorm, Achim Mehnert, Andrea Tillmanns, Malte S. Sembten, Frank G. Gerigk, Christel Scheja, Fiona Caspari, Hendrik Loy, Christiane Gref, Linda Budinger, Miriam Pharo, Carsten Steenbergen, Rebecca Hohlbein, Frank W. Haubold, Melanie Brosowski, Astrid Ann Jabusch, Thomas R. P. Mielke, Karsten Kruschel, Marc A. Herren, Petra Hartmann, Monika Niehaus, Uwe Post.
Originalveröffentlichung!

Die Schlagzeile, 2011/2012

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Petra Hartmann: Die Schlagzeile.
Personalisierbarer Roman.
PersonalNovel Verlag, 2011.
eBook: PersonalNovel, 2012.
Personalisieren und bestellen

Verschlafen und idyllisch liegen sie da, die Orte Barkhenburg, Kleinweltwinkel und Reubenhausen. Doch dann stört der Diebstahl einer Heiligenfigur die Ruhe: Ein jahrhundertealter Hass bricht wieder aus und ein hitziger Streit entflammt, der aus Freunden Feinde und aus friedlichen Nachbarn sich prügelnde Gegner macht. Mittendrin: Eine Journalistin, die bereit ist, für eine Schlagzeile im Sommerloch alles zu geben. Mit viel Einsatz und einer Prise Humor versucht sie, das Geheimnis um die verschwundene Hubertus-Statue aufzuklären, und muss sich dabei mit erregten Politikern, aufgebrachten Dorfbewohnern und einem nervösen Chefredakteur herumschlagen. Aber die Journalistin lässt sich nicht unterkriegen - bis ihr ein Anruf fünf Minuten vor Redaktionsschluss die Schlagzeile zunichtemacht...

Falkenblut, 2012

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Petra Hartmann: Falkenblut.
Vier Romane in einem Band.
E-Book
Satzweiss.com - chichili agency, 2012.
3,99 Euro

 

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Neuausgabe in Vorbereitung.


Die Abenteuer der jungen Walküre Valkrys beginnen an ihrem ersten Arbeitstag und ausgerechnet dort, wo die germanischen Götter- und Heldensagen enden: Ragnarök, die Endzeitschlacht, ist geschlagen, Götter und Riesen haben sich gegenseitig aufgerieben, die wenigen Überlebenden irren ziellos durch die Trümmer des zerbrochenen Midgard. An der Seite des neuen Götterkönigs Widar muss sich Valkrys nun behaupten. Dabei trifft sie auf Jöten, Thursen, Reifriesen, Seelenräuberinnen, Werwölfe, Berserker, Hexen, riesenhafte Meerungeheuer und das furchtbare Totenschiff Naglfari. Leseempfehlung ab 12 Jahren.

Meine Bücher 1998 - 2011

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Petra Hartmann
Falkenfrühling
eBook
Arcanum Fantasy Verlag
ISBN: 978-3-939139-59-1

Wegen Verkauf des Arcanum-Verlags ist die Ausgabe nicht mehr erhältlich, aber die Zweitveröffentlichung in der eBook-Anthologie "Best of electronic publishing" gibt es noch als epub oder Kindle-Ausgabe.

Valkrys träumt davon, eine echte Walküre zu sein. Sie springt, noch Kind, vom Dach des Langhauses.
Alle Ermahnungen ihrer Eltern sind vergeblich, sie macht sich an den Aufstieg zum Gipfel der nahen Klippe, besessen vom "Traum vom Fliegen" ...

Fünfter Platz beim Deutschen eBook-Preis 2011.

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Petra Hartmann
Die letzte Falkin
Roman.
Arcanum Fantasy Verlag
ISBN 978-3-939139-62-1
Bestellen beim Arcanum-Verlag

Blut und Tod, so weit die Falkenaugen reichen: So hatte sich Valkrys ihren ersten Flug als Walküre nicht vorgestellt. Ragnarök, die Endzeit-Schlacht, ist geschlagen. Die Götter tot, die Welt ein Flammenmeer, das Götterreich Asgard droht, in die Tiefe zu stürzen. Einzig Vidar, den Sohn und Erben Odins, kann die Walküre retten. Doch der neue Götterkönig schweigt sich über seine Ziele aus †¦


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Petra Hartmann
Der Fels der schwarzen Götter
Roman
Wurdack Verlag
ISBN 978-3-938065-64-8
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Hochaufragende Felswände, darin eingemeißelt weit über tausend furchteinflößende Fratzen, die drohend nach Norden blicken: Einer Legende zufolge sind die schwarzen Klippen das letzte Bollwerk Movennas gegen die Eisdämonen aus dem Gletscherreich.
Doch dann begeht der junge Ask bei einer Mutprobe einen folgenschweren Fehler: Er schlägt einem der schwarzen Götter die Nase ab. Der unscheinbare Dreiecksstein wird Auslöser eines der blutigsten Kriege, die das Land jemals erlebt hat. Und die Völker des Berglandes wissen bald nicht mehr, wen sie mehr fürchten sollen: die schwarzen Götter, die weißen Dämonen oder die sonnenverbrannten Reiter aus den fernen Steppen ...


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Petra Hartmann
Darthula
Heftroman
Arcanum Fantasy Verlag
ISBN 978-3-939139-32-4
Bestellen beim Arcanum-Verlag


Darthula, die schönste Prinzessin der Nebellande, beschwört Krieg, Tod und Vernichtung über ihr heimatliches Selama herauf, als sie den Heiratsantrag des mächtigen Königs Cairbar ausschlägt. Zusammen mit ihrem Geliebten flüchtet sie in einem kleinen Segelboot übers Meer. Doch Wind und Wellen sind unzuverlässige Verbündete ...


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Petra Hartmann
Weihnachten im Schneeland
Hörbuch
Action-Verlag
Download bei Audible
CD bestellen beim Action-Verlag

WEIHNACHTEN IM SCHNEELAND von Petra Hartmann vereint vier wundervolle Kurzgeschichten für Kinder ab 6 Jahren. Schon die Titel regen die Phantasie der Kleinen an und verleiten zum Schmunzeln und Staunen:
- "Der Reserve-Weihnachtsmann"
- "Die Weihnachts-Eisenbahn"
- "Eine Handvoll Weihnachtssand"
- "Paulchen mit den blauen Augen"



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Petra Hartmann
Ein Prinz für Movenna
Paperback
Wurdack Verlag
ISBN 3-938065-24-9
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Mit dem Schild oder auf dem Schild
- als Sieger sollst du heimkehren oder tot.
So verlangt es der Ehrenkodex des heldenhaften Orh Jonoth. Doch der letzte Befehl seines sterbenden Königs bricht mit aller Kriegerehre und Tradition: "Flieh vor den Fremden, rette den Prinzen und bring ihn auf die Kiesinsel." Während das Land Movenna hinter Orh Jonoth in Schlachtenlärm und Chaos versinkt, muss er den Gefahren des Westmeers ins Auge blicken: Seestürmen, Riesenkraken, Piraten, stinkenden Babywindeln und der mörderischen Seekrankheit ....


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Petra Hartmann
Geschichten aus Movenna
Paperback
Wurdack Verlag
ISBN 3-938065-00-1
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Verwünschte Hexen!
Warum zum Henker muß König Jurtak auch ausgerechnet seinen Sinn für Traditionen entdecken?
Seit Jahrhunderten wird der Kronprinz des Landes Movenna zu einem der alten Kräuterweiber in die Lehre gegeben, und der Eroberer Jurtak legt zum Leidwesen seines Sohnes großen Wert auf die alten Sitten und Gebräuche. Für den jungen Ardua beginnt eine harte Lehrzeit, denn die eigenwillige Lournu ist in ihren Lektionen alles andere als zimperlich ...


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Wovon träumt der Mond?
Hrsg. v. Petra Hartmann & Judith Ott
Wurdack Verlag
ISBN 978-3-938065-37-2
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Der Mond - König der Nacht und gleichsam Verbündeter von Gut und Böse ... Seit jeher ranken sich Legenden voller Glauben und Aberglauben um sein Licht, das von den einen als romantisch verehrt und von den anderen als unheimlich gefürchtet wird. Seine Phasen stehen für das Werden und Vergehen allen Lebens, er wacht über die Liebenden, empfängt die Botschaften der Suchenden, Einsamen und Verzweifelten und erhellt so einiges, was lieber im Dunkeln geblieben wäre. 39 Autorinnen und Autoren im Alter von 12 bis 87 Jahren sind unserem nächtlichen Begleiter auf der Spur gewesen. In 42 erfrischend komischen, zutiefst nachdenklichen und manchmal zu Tränen rührenden Geschichten erzählen sie die Abenteuer von Göttin Luna und Onkel Mond, von erfüllten und verlorenen Träumen, lassen Perlmuttschmetterlinge fliegen und Mondkälber aufmarschieren. Und wer denkt, dass nur der Mann im Mond zuweilen die Erde besucht, irrt sich! Auch umgekehrt erhält er gelegentlich unverhofften Besuch dort oben.


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Drachenstarker Feenzauber
Herausgegeben von Petra Hartmann
Wurdack Verlag
ISBN 978-3-938065-28-0
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Öko-Feen, Büro-Feen, Todes-Feen und Bahn-Feen, geschäftstüchtige Drachen, goldzahnige Trolle, Sockenmonster, verzauberte Kühlschränke, Bierhexen, Zwirrrrrle, Familienschutzengel, Lügenschmiede, ehrliche Anwälte, verarmte Zahnärzte und andere Märchenwesen geben sich in diesem Buch ein Stelldichein.
51 Märchenerzähler im Alter von zwölf bis 76 Jahren haben die Federn gespitzt und schufen klassische und moderne Märchen, lustige, melancholische, weise und bitterböse Erzählungen, so bunt wie das Leben und so unvergesslich wie das Passwort eines verhexten Buchhalters.


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Zwischen Barrikade, Burgtheater und Beamtenpension.
Die jungdeutschen Autoren nach 1835.
ibidem-Verlag
ISBN 978-3-89821-958-7
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"Das Junge Deutschland“ - dieser Begriff ist untrennbar verbunden mit dem Bundestagsbeschluss vom 10. Dezember 1835, durch den die Werke der fünf Schriftsteller Heinrich Heine, Theodor Mundt, Karl Gutzkow, Ludolf Wienbarg und Heinrich Laube verboten wurden. Das Verbot markierte Höhe- und gleichzeitig Schlusspunkt einer literarischen Bewegung, die erst wenige Jahre davor begonnen hatte. Die Wege der Autoren trennten sich. Und doch gab es auch danach immer wieder Begegnungen und Berührungspunkte.
Petra Hartmann zeichnet die Wege der Verbotenen und ihrer Verbündeten nach und arbeitet Schnittstellen in den Werken der alt gewordenen Jungdeutschen heraus. Sie schildert insbesondere die Erfahrungen der Autoren auf der Insel Helgoland, ihre Rolle in der Revolution von 1848, aber auch die Versuche der ehemaligen Prosa-Schriftsteller, sich als Dramatiker zu etablieren. Irgendwo zwischen Anpassung und fortwährender Rebellion mussten die Autoren ihr neues Auskommen suchen, endeten als gescheiterte Existenzen im Irrenhaus oder als etablierte Literaten, die doch körperlich und seelisch den Schock von 1835 nie ganz verwunden hatten, sie leiteten angesehene Theater oder passten sich an und gerieten nach Jahren unter strenger Sonderzensur beim Publikum in Vergessenheit. Die vorliegende Untersuchung zeigt, was aus den Idealen von 1835 wurde, wie vollkommen neue Ideen - etwa die Debatte um Armut und Bildung - in den Werken der Jungdeutschen auftauchten und wie die Autoren bis zum Ende versuchten, ihr „Markenzeichen“ - ihren Stil - zu bewahren.


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Von Zukunft trunken und keiner Gegenwart voll
Theodor Mundts literarische Entwicklung vom Buch der Bewegung zum historischen Roman
Aisthesis-Verlag
ISBN: 3-89528-390-8
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Theodor Mundt - Schriftsteller, Zeitschriftenherausgeber, Literaturwissenschaftler und Historiker - verdankt seinen Platz in der Literaturgeschichte vor allem dem Umstand, daß seine Veröffentlichungen am 10. Dezember 1835 verboten wurden. Das vom deutschen Bundestag ausgesprochene Verbot, das sich gegen die vermeintlichen Wortführer des "Jungen Deutschland", Heine, Gutzkow, Laube, Wienbarg und eben Theodor Mundt richtete, war vermutlich die entscheidende Zäsur in den literarischen Karrieren aller Betroffenen. Daß sie mit dem schon berühmten Heinrich Heine in einem Atemzug genannt und verboten wurden, machte die noch jungen Autoren Gutzkow, Laube, Mundt und Wienbarg für ein größeres Publikum interessant. Doch während Gutzkow und auch Laube im literarischen Bewußtsein präsent blieben, brach das Interesse an Mundt und seinen Werken schon bald nach dem Verbot fast gänzlich ab. Seine weitere Entwicklung bis zu seinem Tod im Jahr 1861 wurde von der Literaturwissenschaft bislang so gut wie vollständig ignoriert. Diese Lücke wird durch die vorliegende Studie geschlossen. Nachgezeichnet wird der Weg von den frühen Zeitromanen des jungen Mundt bis hin zu den historischen Romanen seines Spätwerks.


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Faust und Don Juan. Ein Verschmelzungsprozeß,
dargestellt anhand der Autoren Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Wolfgang von Goethe, Nikolaus Lenau, Christian Dietrich Grabbe, Gustav Kühne und Theodor Mundt
ibidem-Verlag
ISBN 3-932602-29-3
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"Faust und Don Juan sind die Gipfel der modernen christlich-poetischen Mythologie", schrieb Franz Horn bereits 1805 und stellte erstmalig beide Figuren, speziell den Faust Goethes und den Don Giovanni Mozarts, einander gegenüber. In den Jahren darauf immer wieder als polar entgegengesetzte Gestalten aufgefaßt, treten Faust und Don Juan in den unterschiedlichsten Werken der Literaturgeschichte auf.

Bei Lenau sind sie Helden zweier parallel aufgebauter Versepen, bei Grabbe begegnen sie sich auf der Bühne und gehen gemeinsam zugrunde. Theodor Mundt stellt als Lebensmaxime auf, man solle beides, Faust und Don Juan, in einer Person sein und beide in sich versöhnen.

Anhand der Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Wolfgang von Goethe, Nikolaus Lenau, Christian Dietrich Grabbe, Gustav Kühne und Theodor Mundt zeichnet Petra Hartmann die Biographien Fausts und Don Juans in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach, einer Zeit, die beide Helden stark prägte und auch für heutige Bearbeitungen beider Stoffe grundlegend ist."

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